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Maries Biographie

Marie Wilhelmine Dähnhardt wurde am 1.6.1818 in Gadebusch in der Nähe von Schwerin als die Tochter eines Apothekers geboren. Die Eltern ließen sie nach evangelisch-lutherischem Ritus taufen. Einer wohlhabenden bürgerlichen Familie entstammend genoss sie eine gute Erziehung. Frühzeitig wurde sie vom Emanzipationsdrang jeder Tage ergriffen und kam, gegen den Willen ihrer Familie, nach Berlin, um hier ihr Leben weitere Kreise ziehen zu lassen, als es ihr in den beschränkten Verhältnissen ihrer Heimat jemals möglich gewesen wäre. Zwar lassen sich ihre ersten, genauen Spuren in Berlin erst im Jahr ihrer Heirat mit Max Stirner, 1843, feststellen. Doch ist sicher, dass sie schon zwanzigjährig, 1838, in Berlin nicht fremd war. Ihr Vater war früh verstorben. Maries Verheiratung mit Stirner fand in der Wohnung des Bräutigams statt. Hier in Neu Kölln am Wasser 23 wohnten die jungen Eheleute während ihres Zusammenseins.

Marie war eine schlanke, anmutige Blondine von kleiner, voller Gestalt mit auffallend reichem Haarschmuck, den sie, um es mit dem Ausdruck der damaligen Zeit zu bezeichnen: à la neige - in geringelten, die Schläfen bedeckenden Locken - trug, mit zartem, rosig angehauchtem Teint, von raschem und energischem Wesen. Auf Männer übte sie eine unverkennbare Anziehungskraft aus. Sie wusste sich zu benehmen, auch in Gesellschaft, verkehrte in Hippels Weinstube unter den «Freien», einer revolutionären Gruppe, unter ihnen Karl Marx und Friedrich Engels, wo sie den Spitznamen «Marius Daehnhardius» führte. Sie rauchte Zigarren, wurde mit der langen Pfeife auf den Buden der Studenten gesehen, spielte ausgezeichnet Billard und trank das Münchner Bier, das damals in Berlin aufkam, ebenso gern und aus ebenso großen Krügen wie die Männer.
Ihr guter Geschmack hat sie immer davor bewahrt, ihre Affären, die sie allein und nur sie angingen, an die große Glocke zu hängen. Marie war im Besitz eines für die damaligen Begriffe stattlichen Vermögens. Es betrug zehntausend Taler, nach anderen Angaben sogar dreißigtausend. Um sich einen Begriff von der Höhe der Summe zu machen, muss man wissen, dass um 1810 das jährliche Gehalt eines Universitätsprofessors nur etwa 600 Taler betrug. Die Ehe mit Stirner blieb kinderlos. Doch das Vermögen, das sie in die Ehe gebracht hatte, schmolz rasch, nur allzu rasch dahin.... Die Gatten begannen sich zu entfremden. Schließlich entschloss sich Marie, Stirner zu verlassen und nach England zu gehen, wo sie eine Stelle als Lehrerin in Aussicht hatte. Die Trennung erfolgte 1846 nach einer zweieinhalbjährigen Ehe. Marie ging nach London, Stirner blieb in Berlin zurück. In London gab Marie Privatstunden in deutscher Sprache, was hinreichte, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die junge, frische Frau war ein beliebtes Mitglied der deutschen Flüchtlingskolonie. Durch ihre Energie, ihre Sicherheit und die Offenheit ihres Charakters erwarb sie sich einen Freundeskreis, der dem Berliner in seiner Zusammensetzung von interessanten Menschen nicht nachstand: Louis Blanc, Freiligrath, Herzen und andere saßen oft und gern an ihrem Kamin. Von London aus versuchte sie sich auch schriftstellerisch, indem sie für die Julius'sche «Zeitungshalle» in Berlin eine Reihe von «Vertraulichen Briefen aus England» schrieb, die aber nicht ihren Namen tragen. Es sind im Ganzen sieben und sie erschienen von März bis November 1847.
Um 1850 erfolgte die Scheidung von Stirner. Etwa im Jahr 1852 oder 53 schloss sie sich einer kleinen Gruppe von Auswanderern an, mit denen sie nach Australien ging. In Melbourne kostete sie jedoch das Elend bis auf den letzten Tropfen. Sie kämpfte mit ihm, unterlag aber immer wieder - wurde Waschfrau, und soll zum zweiten Mal geheiratet haben: einen gewöhnlichen Arbeiter. Um ihre Schwester zu beerben, kehrte sie etwa 1870 oder 71 nach London zurück. Schon in Australien hatte sich Marie völlig in die Arme der katholischen Kirche geflüchtet und war zum Katholizismus übergetreten. Nach London zurückgekehrt geriet sie vollends in die Hände und unter die Macht ihrer neuen Glaubensgenossen und lebte noch lange Jahrzehnte als fromme Frau, die ihre Sünden bereute. Am 30.12.1902 starb Marie in Plaistow, einem Vorort Londons, im hohen Alter von 84 Jahren. Sie wurde auf dem katholischen Friedhof in Leytonstone begraben.

(aus : John Henry Mackay, Max Stirner. Sein Leben und sein Werk, Mackay-Gesellschaft, Freiburg/Br., 1977)



 

 

 

 

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