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Über Stirner

Warum Max Stirner heute noch aktuell ist 

Unheimliches ist immer auch Uneigenes.
Diese Einsicht fasziniert mich bei Stirner. 
Uns ist das unheimlich, was uns andere aufzwingen – in den Schulen, auf der Universität, in der Politik, bei den Beziehungen.
Würden wir mehr auf unsere innere Stimme hören, würden viele Gespenster sich in nichts auflösen.

Um so mehr wundert man sich, dass Max Stirner leider vergessen wurde. In den meisten Philosophiegeschichten des 19. Jahrhunderts wird sein Name nicht einmal erwähnt. Warum hat man beschlossen, diesen wichtigen Denker zu ignorieren?

Eine Antwort ist vielleicht, dass er für viele unbequem ist, ein erbarmungsloser Religionskritiker, ein Nihilist, ja sogar ein Anarchist. Davor fürchtet man sich.

Doch ist sein Werk deswegen wertlos?

Wovon handelt es? In erster Linie stellt es eine kritische Auseinandersetzung mit der Hegelschen Philosophie dar. Hegel war zu Beginn des 19. Jahrhunderts DER intellektuelle Führer Deutschlands, eine Art Philosophiepapst.

Max Stirner zeigt uns in seinem Werk „Der Einzige und sein Eigentum“, dass niemand mehr über uns und unsere Vorstellungen von einem glücklichen Leben wissen kann als wir selbst.

Ich möchte mit dieser Webseite dazu beitragen, dass Max Stirner wieder aus der Versenkung geholt wird.

 

Max Stirner – der fränkische Robinson-Crusoe der Philosophiegeschichte 
Von Sabine Scholz 

Jede Erörterung der Frage, welche Lebensform der menschlichen Natur am angemessensten ist, muss sich vor allem mit der Unterscheidung von Individualismus und Kollektivismus auseinandersetzen. Was ist meine wahre Natur: Bin ich ein Individuum, also ein Einzelwesen oder ein Gemeinschaftswesen? Kann ich mich besser allein verwirklichen oder brauche ich dazu die Gemeinschaft mit anderen Personen?
Als ein Lebensmodell für die individualistische Auffassung kann Robinson Crusoes weltabgekehrtes Inseldasein angesehen werden. Robinson überlebt als Einziger ein Schiffsunglück. Ihm gelingt es, sich auf eine einsame Insel zu retten. Dort ist er gezwungen, täglich ums Überleben zu kämpfen, indem er vor allem auf seine eigenen Kräfte vertraut. Der Gestrandete baut sich eine neue Existenz auf in einer idyllischen und naturnahen Welt. Eines Tages stößt er auf Freitag, einen wilden Ureinwohner. Verkürzt wiederholt sich nun der gesamte Kulturgang der Menschheit. Freitag lernt durch Robinson sprechen und die moralischen Grundprinzipien, die sein Verhalten bestimmen sollen. Doch er ist nicht eigentlich notwendig für das Überleben seines Herrn. Sie bilden eine Art gesellschaftliche Zelle, die genau auf die Ansprüche Robinsons zugeschnitten ist. Andere Personen werden nicht gebraucht und sogar ausgegrenzt. Dieser "atomistische" Individualismus geht davon aus, dass wir nur als Einzelwesen glücklich werden können und dass die Gesellschaft oder der Staat unsere Selbstverwirklichung gefährden oder ganz und gar zunichte machen.
Die Vertreter eines kollektivistischen Lebensmodells dagegen behaupten, dass der Mensch ohne andere Menschen nicht überleben kann. Als Beispiel können wir das Märchen von den "Bremer Stadtmusikanten" anführen. Das wirkt zwar ein bisschen lächerlich, tut aber gute Dienste. Allein sind der Esel, der Hund, die Katze und der Hahn dem Tode geweiht. Doch zusammen sind sie stark, da jeder komplementäre Fähigkeiten besitzt. So gelingt es ihnen in der Kollektivität die bösen Räuber davonzujagen und sich einen eigenen Lebensraum zu sichern. Die zentrale Frage ist nur: Welches der beiden Modelle trifft nun besser auf unsere Natur zu? Max Stirner würde das Robinson-Crusoe-Modell wählen, und Karl Marx die Bremer Stadtmusikanten.
Stirner sagt über den Wilden: "Je freier Ich indes werde, desto mehr Zwang türmt sich vor meinen Augen auf, desto ohnmächtiger fühle Ich mich. Der unfreie Sohn der Wildnis empfindet noch nichts von all' den Schranken, die einen gebildeten Menschen bedrängen". Natürlich bedeutet "unfrei" für Stirner in diesem Kontext etwas Positives, nämlich "von den Kommunisten noch nicht zum armen Schlucker befreit!" Man könnte diesen Gedankengang folgendermaßen übersetzen: Werde ich Kommunist, habe ich mehr Zwänge zu ertragen als der Individualist, für den Stirner die Metapher des Wilden gebraucht. Darauf entgegnet Marx in der "Deutschen Ideologie" in dem Kapitel, das Stirner gewidmet ist: "Daß der ‚Sohn der Wildniß' die Schranken des Gebildeten nicht kennt, weil er sie nicht erfahren kann, ist ebenso klar, als daß der "gebildete" Berliner Bürger, der den "Sohn der Wildniß" nur vom Theater kennt, von den Schranken des Wilden nichts weiß. Die einfache Tatsache ist diese: die Schranken des Wilden sind nicht die des Zivilisierten." Marx nimmt hier Stirner zu wörtlich! Stirner spricht nicht von einem wirklichen Wilden, sondern gebraucht ihn hier als Metapher für eine individualistische Lebenskonzeption.

Max Stirner und Franken
Der Bayreuther Philosoph Max Stirner (1806-1856) nimmt im Gesamt der neuzeitlichen Philosophie eine Sonderstellung ein: Sein Werk „Der Einzige und sein Eigentum“ (1844) gehört zu den Schlüsseltexten der neuzeitlichen Philosophie (siehe Wolfgang Degen: "Über Max Stirners sogenannten Individualismus", DER EINZIGE, Leipzig, August 2006), da er alle seine Vorgänger, wie z.B. Kant und Hegel, einer vernichtenden Kritik unterzieht. Nach Stirner ist eigentlich keine Philosophie mehr möglich. Übrig bleibt nur der „Einzige“, ein Robinson, der sich seine Welt erobert.
Anlässlich seines 200. Geburtstags am 25.10. 2006 erinnert ein Symposium, das vom 25.10. bis zum 28.10.2006 in Berlin stattfindet, an den „fränkischen Robinson“. 
„Der Mensch ist dem Menschen das höchste Wesen.“ Mit dieser These des Philosophen Ludwig Feuerbach (1804-1872), der lange Zeit auf dem Rechenberg in der Nähe von Nürnberg lebte und durch sein Werk „Wesen des Christentums“(1841) berühmt geworden ist, setzt sich Stirner besonders auseinander, ja er verreißt seine Thesen. Dieser allgemeine Mensch Feuerbachs sei ein Spuk, eine fixe Idee, weil er schlichtweg nicht existiere. Nach Stirners Auffassung haben wir es immer mit individuellen Menschen zu tun. Keiner gleiche einem anderen. Stirner wirft Feuerbach außerdem vor, dass er es dem Individuum unmöglich gemacht habe, sich von seinem tyrannischen Gott zu befreien. Feuerbach stellte sich seinen Gott anthropomorph vor, d.h. dass der angeblich nach Gottes Ebenbild geschaffene Mensch vielmehr umgekehrt das Göttliche nach seinem eignen Ebenbild schaffe. Diesen Mensch-Gott hält Stirner für äußerst gefährlich, weil er die religiöse Situation verschlimmert habe: "Unsere Atheisten sind fromme Leute", schrieb Stirner über Feuerbach. Er meinte damit aber auch Karl Marx und die Linkshegelianer, die er auch als die "Heilige Familie" betitelte. 
Karl Marx antwortet auf Stirners Provokationen mit der „Deutschen Ideologie“(1845/46) und polemisiert unter dem Titel “Sankt Max“ heftig gegen Stirner, einen der ersten scharfen Kritiker des aufkommenden Kommunismus.
So provokant hatte es vor Stirner kaum einer ausgedrückt, und auch Nietzsche, der mit Sicherheit von Stirner beeinflusst wurde, ohne ihn jedoch zu zitieren, geht in seiner Religions- und Moralkritik kaum über Stirner hinaus. Neben Stirners "Einzigem" wirkt Nietzsches "Übermensch" wie eine romantische Kopie.
Johann Caspar Schmidt ("Max Stirner" war sein Pseudonym) wurde am 25. Oktober 1806 in Bayreuth geboren. Der Vater, Albert Christian Heinrich Schmidt, von Beruf Instrumentenbauer, stammte aus Ansbach. Die Mutter, Sophia Eleonora Reinlein war die Tochter eines Postboten aus Erlangen. Er studierte einige Semester in Berlin bei Schleiermacher und Hegel, dann in Erlangen, wo er wahrscheinlich bei Verwandten aufgenommen wurde, da seine Mutter gebürtige Erlangerin war. Sechs Monate lang besuchte er an der Erlangener Universität Vorlesungen in Theologie, Logik und Metaphysik. Nach dem Studium wurde er in Berlin Lehrer an einer Schule für höhere Töchter, gab es bald wieder auf, wirkte fortan nur mehr literarisch und wurde zum Autor eines einzigen Buches, dem "Einzigen", der ihm damals keinen Ruhm eingebrachte und sogar von der Zensur einige Zeit verboten wurde. 

Stirners Aktualität
Stirner wollte keine neue Utopie begründen, sondern er wollte Kriterien schaffen, die in der Lage sind, alle realen und idealen Staatsformen zu prüfen, ob sie den Individuen nützen oder sie zerstören. Der Staat muss ständig neu geschaffen werden mit Hilfe dieser Kriterien. Stirners Konzeption ist also eher als hilfreiche Direktive zu betrachten, nicht als idealer Zustand. Marx dagegen entwirft eine Utopie, die klassenlose Gesellschaft, die an die Stelle des Staates treten soll. Das akzeptiert Stirner nicht. In diesem Sinne ist Stirner der eigentliche Revolutionär. Heute hat sich erwiesen, dass die Theorie von Marx dazu verurteilt zu sein scheint, eine Utopie zu bleiben, während Stirners Direktive immer noch aktuelle Gesichtpunkte enthält, die uns dabei helfen, die für uns richtige Lebensform zu finden. Man kann nicht täglich Revolution machen, aber man kann sich täglich "empören"! Ich denke, Stirner will darauf hinaus. Wir sollen uns nicht damit begnügen schon bestimmte Rechte erhalten zu haben, denn so wären wir nur "Freigegebene, Hunde, die ein Stück Kette mitschleppen".

 

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