Heinz Rühmann
(7.3.1902 - 3.10.1994)
"Kleine Helden gibt es nicht . . .
jedenfalls nicht am Theater!"
Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros
- 1902
- 7. März: Heinrich ("Heinz") Wilhelm Rühmann wird als zweites von drei Kindern des Kellners Hermann Rühmann und dessen Ehefrau
Margarethe, geb. Stemme, in
Essen geboren.
- 1903
- Rühmanns Vater - der bis dahin im Hotel seines Schwiegervaters angestellt war - pachtet die Bahnhofsgaststätte in Wanne, wo Rühmann
aufwächst.
- 1913
- Rühmanns Vater übernimmt das vornehme Hotel Handelshof (heute Bestandteil des Mövenpick-Konzerns) in Essen.
- Rühmann und sein älterer Bruder Hermann werden auf ein Internat in Lennep (heute ein Stadtteil von Remscheid) abgeschoben.
- 1914
- Der
Erste Weltkrieg
ist dem Betrieb vornehmer Hotels abträglich; Rühmanns Vater muß Konkurs anmelden.
- 1915
- März: Rühmanns Mutter läßt sich scheiden; sein Vater begeht wenig später Selbstmord.
- 1916
- Rühmanns Mutter zieht mit ihren Kindern nach
München,
wo Rühmann zunächst die Realschule am Regerplatz, dann das Luitpold-Gymnasium besucht. Nebenbei spielt er im Theaterverein an der Augustenstraße
seine ersten kleinen Rollen.
- 1919
- Rühmann bricht die Schule ab und beginnt eine Schauspieler-Ausbildung bei Fritz Basil.
- 1920
- Rühmann geht ans Breslauer Lobe- und Thalia-Theater (zwei Häuser, ein Ensemble).
- Juni: Rühmann debütiert am Thalia-Theater in "Rose Bernd" von Gerhart Hauptmann in der Nebenrolle eines namenlosen Arbeiters.
- August: Rühmann debütiert am Lobe-Theater in "Die Büchse der Pandora" von Frank Wedekind als Dr. Hilti.
- 1921
- ab Juni: Rühmann spielt am Residenztheater
Hannover
überwiegend Nebenrollen, u.a. in Stücken von Grillparzer, Grabbe,
Shakespeare
(den Puck im "Sommernachtstraum") und Büchner.
- 1922
- Mai: Nach finanziellen Mißerfolgen mit Stücken von Dreyer, Weber-Brauns und Bisson muß das Residenztheater seine Pforten schließen.
- Oktober: Rühmann wechselt ans Schauspielhaus
Bremen,
wo er erstmals seine spätere Paraderolle, den peniblen Unternehmer Billy Bartlett, in der Komödie "Der Mustergatte" von Avery Hopwoods, spielt - noch ohne Erfolg.
- Nachdem Rühmann auch in der Rolle des Ulrich von Rudenz in
Schillers
"Wilhelm Tell" nicht reüssiert, wird er in Bremen gekündigt und kehrt zu seiner Mutter nach München zurück.
- 1923
- Rühmann spielt an der Bayerischen Landesbühne (einem Wandertheater) erstmals eine Hauptrolle - den "Schwarzkünstler" in dem gleichnamigen
Stück von Emil Gött - und den Bleichenwang in Shakespeares "Was Ihr wollt".
- August: Rühmann erhält ein Engagement am Münchner Schauspielhaus, wo er zunächst wieder Nebenrollen spielt, u.a. in "Des Esels Schatten" von Kotzebue,
"Maria Stuart" von Schiller und "Robert und Bertram" von Raeder, dem damals populärsten deutschen Lustspiel.1
- 1924
- August: Rühmann heiratet seine Kollegin Maria Bernheim ("Maria Herbot").
- 1925
- Rühmann wechselt an die Münchner Kammerspiele (die ein Jahr später mit dem Schauspielhaus fusionieren).
- 1926
- Rühmann erhält durch Vermittlung seines Schwagers Otto Bernheim seine erste Kino-Rolle - den
DrückebergerWehrdienstverweigerer und
Rabauken Oskar - in dem Stummfilm "Das deutsche Mutterherz". Die Kritiken sind verheerend - Rühmann eignet sich offenbar nicht für die Rolle des
"Bösewichts"; überhaupt ist der Kinofilm ohne Ton für ihn - dessen Spiel nicht nur von der Mimik lebt, sondern auch von der Sprechweise - ein
Rückschritt gegenüber der Theaterbühne.
- 1927
- April: Rühmann nimmt zusätzlich ein Engagement am Deutschen Theater in
Berlin an.
- In den folgenden Jahren pendelt Rühmann zwischen der preußischen und der bayrischen Metropole. Zu seinen bekanntesten Rollen zählen - neben dem
Billy Bartlett - "Charleys Tante" in der gleichnamigen Komödie von Rudolf Hoch und der Higgins in "Pygmalion" von G. B. Shaw.
- Eher unbekannt bleibt dagegen seine Nebenrolle in dem Stummfilm "Das Mädchen mit fünf Nullen".
- 1929
- Wedekinds "Die Büchse der Pandora" wird ver(stumm)filmt; Rühmann wird bei der Rollenvergabe nicht berücksichtigt.
- 1930
- Rühmann wird in der Tonfilm-Operette "Die drei von der Tankstelle" mit einer der Hauptrollen - neben dem "Traumpaar" Willy Fritsch und Lilian Harvey - zum Kinostar. (Der Schlager "Ein Freund, ein guter Freund" wird, auf Schallplatte gepreßt, ein Riesenhit und bleibt ein Evergreen.)
- Rühmann erhält daraufhin einen Vertrag bei der Ufa. (Von der Gage kauft er sich - nachdem er den Pilotenschein gemacht hat - sein erstes eigenes Flugzeug.)
- Noch im selben Jahr versucht die Ufa, den Erfolg mit der Komödie "Einbrecher"
- in der gleichen Besetzung - zu wiederholen; doch der Film floppt an den Kinokassen.
- 1931
- Rühmann spielt Hauptrollen in
"Bomben auf Monte Carlo" (neben
Hans Albers,
dem damals beliebtesten deutschen Schauspieler; der Schlager "Das ist die Liebe der Matrosen" wird zum Hit und Evergreen),
"Der Mann, der seinen Mörder sucht"
(einer Komödie, deren Macher fast ausschließlich Juden sind - u.a. Pommer, Hirschfeld, Siodmak, Wilder und Hollaender -, und die in einer Zeit, da viele Menschen in Deutschland aus Verzweiflung über die wirtschaftliche Not mit dem Gedanken spielen, Selbstmord zu begehen, nicht nur von Nazis als äußerst geschmacklos empfunden wird) und "Meine Frau, die Hochstaplerin (an der Seite von Käthe v. Nagy).
- 1932
- Rühmann spielt Hauptrollen in den Komödien
"Der Stolz der 3. Kompanie"
(den Musketier Diestelbeck),
"Man braucht kein Geld" (an der Seite von Hedwig Mandl alias "Hedy Kiesler", die sich später "Hedy Lamarr" nennen sollte),
"Es wird schon wieder besser"
(an der Seite von Dolly Haas) - zwei Filme, in denen sich die verkorkste Wirtschaftslage in der Endfase der "Weimarer Republik" vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise wiederspiegelt - und "Strich durch die Rechnung" (den Radrennfahrer Streblow).
- 1933
- Rühmann spielt am Deutschen Theater den Schneidergesellen Zwirn in Nestroys Komödie "Lumpacivagabundus".
- Februar/März: Rühmann spielt männliche Hauptrollen - einen Kapellmeister bzw. einen Sektvertreter - in den Komödien
"Ich und die Kaiserin"
- neben Conrad Veidt - und "Lachende Erben". (Beide Filme wurden noch 1932 gedreht.)
- Seit der Ernennung des Kinofans
Hitler
zum Reichskanzler nimmt das Filmwesen in Deutschland durch gezielte staatliche Förderung einen ungeahnten Aufschwung - auch im Sinne der
national-sozialistischen Propaganda; Rühmann spielt freilich nur in unpolitischen oder politisch neutralen Komödien mit2,
in diesem Jahr noch in
"Heimkehr ins Glück",
"Es gibt nur eine Liebe" und
"Drei blaue Jungs, ein blondes Mädel".
- 1934
- Rühmann wechselt angeblich3 vom "Deutschen Theater" an das "Staatstheater" Berlin, angeblich3, um seine Frau vor dem Anti-Semiten
Joseph Goebbels
zu schützen, der (seit Juli 1933) Präsident der neu geschaffenen "Reichsfilmkammer" ist.
- Januar: Rühmann spielt eine der Hauptrollen in der Komödie "Die Finanzen des Großherzogs", einer Neuverfilmung von Frank Hellers
gleichnamigem Roman.
- Februar: Rühmann spielt die Hauptrolle in der Komödie
"So ein Flegel",
einer Verfilmung von Heinrich Spoerls Roman "Die Feuerzangenbowle".
- März: Rühmann spielt die Titelrolle in
"Pipin der Kurze".
- August: Rühmann spielt eine der beiden männlichen Hauptrollen - den Kapellmeister Benjamin Cortes - in der Komödie
"Hilfe, ich bin Minister" [auch: "Ein Walzer für Dich" - nach dem Titellied].
- September: Rühmann spielt die Hauptrolle in
"Heinz im Mond"
(nach dem Roman "Un cœur et deux paillassons [Ein Herz und zwei Strohmatten]" von Marcel Arnac) und eine der männlichen Hauptrollen in der
"Verfilmung
von Lehárs Operette "Frasquita".
- 1935
- März: Rühmann spielt Hauptrollen in den Komödien
"Der Himmel auf Erden"
(nach dem gleichnamigen Roman von Horst),
"Bezauberndes Fräulein" (nach "Wer wagt gewinnt" von Benatzky),
"Eva"
(nach der gleichnamigen Operette von Lehár) und "Der Außenseiter".
- 1936
- Rühmann spielt Hauptrollen in den Komödien
"Allotria" - neben Willy Forst -,
"Lumpacivagabundus"
(den Zwirn - wie schon im Theaterstück),
"Wenn wir alle Engel wären" (nach Spoerls gleichnamigem Roman) und
"Ungeküßt sollst Du nicht schlafen geh'n"
[auch: "Ungeküßt soll man nicht schlafen geh'n", "Wer zuletzt küßt..." und - nach 1945 - "Liebe, Küsse, Hindernisse"] (den Studenten Franz Anger - neben Theo Lingen und Hans Moser;
der gleichnamige
Titelsong,
gesungen von Liane Haid, wird zum Hit und Evergreen).
- 1937
- Rühmann spielt Hauptrollen in
"Der Mann von dem man spricht"
- wieder neben Theo Lingen und Hans Moser -,
"Der Mann, der Sherlock Holmes war"
(den Dr. Watson - wieder an der Seite von
Hans Albers) und "Der Mustergatte"
(den Bartlett - wie schon im Theaterstück).
- 1938
- Rühmann spielt Hauptrollen in den Komödien
"Die Umwege des schönen Karl"
(den gleichnamigen Kellner; er empfiehlt sich dadurch für die Hauptrolle in der Verfilmung von Kellers Novelle "Kleider machen Leute" - an die der Film
entfernt erinnert - zwei Jahre später),
"Fünf Millionen suchen einen Erben"
(den doppelten Pitt; sein mit schnodderiger Selbstironie vorgetragene Schlager
"Ich brech' die Herzen der stolzesten Frau'n"
wird zum Hit und Evergreen) und
"13 Stühle"
(Felix Rabe, den Friseur auf Schatzsuche), nach Motiven des Romans "12 Stuljew [12 Stühle]" von Ilja Ilf und Ewgenij Petrow.
- (Das Buch - neben
Master & Margarita"
von Michaïl Bulgakow die wohl beliebteste Satire der Sowjet-Zeit - ist bis heute rund ein Dutzend Mal verfilmt worden, überwiegend im Ausland; aber nie
ist es dabei gelungen, den der SU eigentümlichen gebremsten Humor richtig einzufangen; auch Rühmann kann Emos albern-nichtssagenden Streifen nicht
retten.)
- November: Rühmann läßt sich - angeblich3 auf Druck von Goebbels - von Maria Herbot scheiden.
- Dezember: Rühmann spielt die Titelrolle in
"Nanu, Sie kennen Korff noch nicht?"
und betätigt sich erstmals als Regisseur in dem Terra-Film
"Lauter Lügen",
mit Hertha Feiler in der Hauptrolle.
- 1939
- Rühmann beginnt, seine Kinofilme selber zu produzieren und steigt dadurch zum bestverdienenden Mann der deutschen Filmbranche auf.
- April: Rühmann spielt die männliche Hauptrolle in der Verfilmung der Komödie
"Der Florentiner Hut".
- Juli: Rühmann heiratet in 2. Ehe Hertha Feiler (1917-1970). (Aus der Ehe geht ein Sohn - Heinz-Peter, geb. 1942 - hervor.)
- August: Rühmann spielt eine der drei männlichen Hauptrollen - neben Josef Sieber und Hans Brausewetter - in der Komödie
"Paradies der Junggesellen". (Der Schlager
"Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern"
wird zum Hit und Evergreen.)
- September: Rühmann spielt die männliche Hauptrolle in
"Hurra, ich bin Papa!"
- Rühmann führt Regie in "Lauter Liebe" (ebenfalls mit Hertha Feiler in der Hauptrolle).
- 1940
- August: Rühmann spielt - neben Anny Ondra, der Ehefrau von
Max Schmeling -,
die Titelrolle in
"Der Gasmann"
(wieder nach einem Roman von Spoerl).
- September: Rühmann spielt - neben Hertha Feiler - die Hauptrolle, den falschen polnischen Grafen wider Willen Wenzel, in Helmut Käutners
Verfilmung von Gottfried Kellers Novelle
"Kleider machen Leute".
[Nach Dikigoros' unmaßgeblicher Meinung (mit der er, soweit ersichtlich, ganz alleine da steht :-) seine beste Rolle bis 1945.]
- Dezember: Rühmann singt in "Wunschkonzert" mit Sieber und Brausewetter den Schlager "Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern".4 Er wird zum "Staatsschauspieler" ernannt.
- 1941
- Februar: Rühmann wird pro forma zur Luftwaffe eingezogen, absolviert jedoch lediglich eine vierwöchige Grundausbildung auf dem
Fliegerhorst Rechlin;
de facto bleibt er weiterhin Schauspieler. (Nur für die Wochenschau läßt er sich einmal als "Kurierflieger" ablichten.)
- April: Rühmann spielt die männliche Hauptrolle - neben Hertha Feiler - in der Komödie
"Hauptsache glücklich".
- Dezember: Rühmann spielt die Titelrolle in der Film-Komödie
"Quax, der Bruchpilot".
[Angeblich läßt er sich dabei nicht doubeln, sondern dreht auch die Flugszenen selber.] Es wird seine bis dahin bekannteste und beliebteste
Kino-Rolle.
- 1943
- Rühmann spielt die männlichen Hauptrollen in den Komödien
"Sophienlund"
(bei der er auch Regie führt) und
"Ich vertraue dir meine Frau an".
- 1944
- Januar: Rühmann spielt die Hauptrolle - den "Pfeiffer mit drei f" - in der Neuverfilmung von
"Die Feuerzangenbowle".
(Rühmann kann mit fast 42 Jahren noch den jungen Primaner spielen, während Hans Albers, sein härtester Konkurrent um die Position des beliebtesten deutschen Schauspielers, in dem Alter schon ein Toupet trug :-)
- Die harmlose Klamotte wird aus unerfindlichen Gründen zunächst verboten.5
- Dezember: Rühmann spielt - neben Hertha Feiler - die Hauptrolle in der Verfilmung der Komödie
"Der Engel mit dem Saitenspiel"
von Alois Lippl.
- 1945
- Rühmann spielt die Titelrolle in "Quax in Fahrt", der Fortsetzung von "Quax, der Bruchpilot". (Der Film kommt bis Kriegsende nicht mehr zur
Aufführung und wird danach zunächst als "Nazi-Propaganda" verboten. Erst 1953 läuft eine zensierte Fassung unter dem Titel
"Quax in Afrika"
mehr oder weniger unbeachtet in einigen bundesdeutschen Kinos.)
- Mai: Nach der Auflösung des Deutschen Reichs durch die allierten Besatzer erhält Rühmann zunächst - wie alle 1933-1945 in Deutschland
tätigen Schauspieler - Berufsverbot; auch die Aufführung seiner Filme wird verboten.
- Juni: Da Rühmann jedoch den Sowjets und ihrer Marionette Ulbricht als zuverlässiger Anti-fascist und Kommunisten-Freund gilt, wird er in den
Film-Ausschuß der "Kammer der Kunstschaffenden" der SBZ berufen und als Direktor des Theaters Charlottenburg vorgesehen.
- August: Nachdem die West-Alliierten in West-Berlin eingerückt sind, wird Rühmann von den Engländern einkassiert; sie eröffnen gegen
ihn ein Verfahren als "Nazi-Offizier" und überstellen ihn anschließend den "Entnazifizierungs"-Kammern ihrer deutschen Kollaborateure.
- 1947
- März: Rühmann wird als "nicht belastet" "entnazifiziert".6 Als Schauspieler darf er jedoch - jedenfalls im
Westen - noch nicht wieder arbeiten.
- Juli: Rühmann beantragt eine Theater-Zulassung bei der US-Besatzungs-Behörde, unternimmt jedoch zunächst eine Tournee durch die SBZ, wo man ihn weitaus entgegenkommender behandelt. (Er spielt wieder seine Paraderolle in "Der Mustergatte" - den er neu inszeniert.) Danach darf er auch im Westen wieder spielen.
- Rühmann gründet - zusammen mit Alf Teichs - die Filmgesellschaft Comedia. Juristisch schlecht beraten, verzichten die beiden auf die umständliche Gründung einer GmbH.
Gewiß, 1945 hatten die Besatzer erst mal allen Rechtsanwälten aus der "Nazi-Zeit" die Zulassung entzogen - aber umso billiger hätte man einen von ihnen als Justitiar anstellen können! Und spätestens nach der Währungsreform hätte man ernsthaft darüber nachdenken können, ja müssen, die ursprüngliche BGB-Gesellschaft in eine Kapitalgesellschaft umzuwandeln, um das Haftungsrisiko zu begrenzen.
- 1948
- Rühmann spielt die männlichen Hauptrollen in der Gesellschafts-Satire
"Der Herr vom andern Stern"
und der Komödie "Die kupferne Hochzeit" (bei der er auch Regie führt). Beide Filme floppen.
- 1949
- Rühmann spielt die männlichen Hauptrollen in den Eigenproduktionen
"Das Geheimnis der roten Katze" und
"Ich mach' dich glücklich".
Beide Filme floppen.
- 1952
- Rühmann spielt Hauptrollen in den Komödien "Das kann jedem passieren" (den Steuerberater Brinkmeyer) und
"Schäm dich, Brigitte"
[RÖ] bzw. "Wir werden das Kind schon schaukeln" [BRD]. Beide Filme floppen.
- 1953
- April: Rühmann spielt die Hauptrolle - den Löwenbändiger Emil - in
"Keine Angst vor großen Tieren".
- Oktober: Rühmann spielt die Titelrolle in der Komödie
"Briefträger Müller".
In dieser seiner letzten Eigenproduktion führt Rühmann auch letztmalig Regie, da John Reinhardt kurz nach Beginn der Dreharbeiten stirbt und die
Comedia so klamm ist, daß sie keinen neuen Regisseur mehr bezahlen kann. (Ende 1952 wurde bereits Konkursantrag gestellt). Nachdem das Konkursverfahren über die Comedia abgeschlossen ist, wird Rühmann wieder Nur-Schauspieler. Um seine Schulden (über 2 Millionen DM - entsprechend ca. 20 Millionen Euro nach der Währungsreform von 2002) abzuarbeiten - bis 1959 -, dreht er am laufenden Band für die Berolina, auch zweit- und drittklassige Rollen, von denen er später nichts mehr wissen will.
- (In seinen Memoiren behauptet Rühmann, nach dem Konkurs "knapp vier Jahre lang" überhaupt keine Rollen mehr erhalten zu haben. Das ist unwahr. Richtig ist allerdings, daß er bei einigen interessanten Neuverfilmungen übergangen bzw. ersetzt wurde: 1953 in "Der Onkel aus Amerika" [vormals "Man braucht kein Geld"] und "Bezauberndes Fräulein" jeweils durch Georg Thomalla - der seine Sprechweise auffallend gut imitierte -, 1955 in "Die Drei von der Tankstelle" durch Walter Giller und 1956 in "Wenn wir alle Engel wären" durch Dieter Borsche.)
- (Mit "interessant" meint Dikigoros keineswegs, daß diese Neuverfilmungen besser waren als die alten. Das gilt besonders für die letzte - aber das liegt in der Natur der Sache: Wer Spoerls Romane gelesen hat weiß, daß sie sich nicht gleichwertig auf die Bühne oder auf die Filmleinwand bringen lassen - ebenso wenig wie die von Durian, Fallada, Kästner u.a. großer Erzähler kleiner Geschichten aus der Vorkriegszeit, es sei denn, man hätte große Teile durch einen Sprecher aus dem "Off" vorlesen lassen, wie z.B. bei der ersten - und besten - Verfilmung von Kästners
"Das doppelte Lottchen". Doch da wäre den meisten Regisseuren wohl ein Zacken aus der Krone gefallen :-)
- 1954
- Rühmann spielt an den Münchner Kammerspielen unter der Regie des
jüdischen Stümpers expressionistischen Regisseurs Nathan Kohn (der unter dem Falschnamen "Fritz Kortner" operiert) den Pseudo-Clown Estragon in Becketts modernistischer Groteske "Warten auf Godot". Das Stück und die Inszenierung überzeugen weder ihn selber noch seine Schauspieler-Kollegen noch das Publikum; Rühmann ist auf dem Tiefpunkt seiner Bühnentätigkeit angelangt.
- Auch Käutners Neuverfilmung von "Große Freiheit Nr. 7" unter dem Titel des bekanntesten Schlagers daraus -
"Auf der Reeperbahn nachts um halb eins"
-, in der Rühmann erneut neben Hans Albers spielt, reicht nicht an das zehn Jahre ältere Original (damals ohne Rühmann) heran.
- Es läßt sich nicht bestreiten, daß die meisten deutschen Filme der ersten Nachkriegsjahre
"Schrott" waren; aber andere ließ das von der Militärregierung der alliierten Besatzer eingerichtete "Amt für Nachrichtenkontrolle" - das auch nach der Gründung der BRD bis zur Aufhebung des Kriegszustands anno 1955 fort bestand und als Zensurbehörde fungierte - nicht zu. Rühmann hatte sich insofern den denkbar ungünstigsten Zeitpunkt ausgesucht, um ins Filmproduktionsgeschäft einzusteigen; da war die Pleite für Nicht-Juden - die nicht von den Alliierten
begünstigtgefördert wurden - so gut wie vorprogrammiert, zumal wenn man keine Komödien zu drehen bereit war - Rühmann wollte weg davon, weil er seine alten Filme als "albern" empfand. Damit tat er ihnen bitter Unrecht. Dikigoros glaubt, nicht auf den Kopf gefallen zu sein; aber einige von Rühmanns Verwechslungs-Komödien aus der Vorkriegszeit sind selbst ihm beinahe zu hochanspruchsvoll; jedenfalls erfordern sie vom Zuschauer sehr viel mehr Intelligenz und Aufmerksamkeit als die meisten Nicht-Komödien, die seit 1945 produziert worden sind.
- 1955
- März: Rühmann spielt am Berliner Renaissance-Theater den Strohwitwer in "Mein Frau erfährt kein Wort".
- (Die Aufführung erreicht nicht annähernd den Erfolg der Verfilmung durch Billy Wilder unter dem Titel "The Seven Year Itch [Das verflixte siebente Jahr]" mit
Marilyn Monroe.)
- August: Rühmann spielt Hauptrollen in der Tragikomödie
"Wenn der Vater mit dem Sohne"
und in dem deutsch-französischen Spielfilm
"Escale à Orly/Zwischenlandung in Paris".
- 1956
- Rühmann spielt jeweils die männliche Hauptrolle in der Verfilmung von
"Charley's Tante" (den Otto Dernburg), in Helmut Käutners
Neuverfilmung von Zuckmayers Theaterstück
"Der Hauptmann von Köpenick"
(den Schuster Wilhelm Voigt - mit dessen Darstellung ihm der endgültige Wiederdurchbruch im deutschen Nachkriegs-Kino gelingt7) und in der Komödie
"Das Sonntagskind" (den Schneider Wibbel).
- 1957
- Rühmann wird erstmals der Deutsche Filmpreis ("Bundesfilmpreis") verliehen. (Eine weitere Verleihung erfolgt 1961.)
- Rühmann spielt - an der Seite von Marianne Koch - die männliche Hauptrolle (den Lutz Ventura) in
"... Vater sein dagegen sehr".
- 1958
- Rühmann spielt die männlichen Hauptrollen in den Filmen
"Es geschah am hellichten Tag"
(nach dem Roman "Das Versprechen" von
Friedrich Dürrenmatt),
"Der Mann, der nicht nein sagen konnte",
"Der Pauker" und
"Der Eiserne Gustav" - der leider nicht an die Romanvorlage von Hans Fallada aus dem Jahre 1938 heran reicht.
- 1959
- August: Rühmann spielt (neben O. W. Fischer) eine der beiden männlichen Hauptrollen - den Buchhalter Kringelein - in der Neuverfilmung des
Romans "Menschen im Hotel" von Vicki Baum und die männliche Hauptrolle - den Finanzbeamten Buchsbaum - in
"Ein Mann geht durch die Wand",
einer Verfilmung der Novelle "Le passe-muraille" von Marcel Aymé.
- Rühmann wird der "Ernst-Lubitsch-Preis" des Clubs der Berliner Filmjournalisten für die beste komödiantische Leistung verliehen.8
- 1960
- Rühmann spielt Hauptrollen in den Filmen
"Der Jugendrichter",
"Mein Schulfreund"
(gemeint ist
Hermann Göring) und
"Das schwarze Schaf" (den Pater Brown).
- In "Der brave Soldat Schwejk" spielt Rühmann - nach seinen Paraderollen als Matrose und Flieger - erstmals einen Infanteristen und bezeichnet
diese später als seine Lieblingsrolle; sie bringt ihm ein Jahr später den Golden Globe ein.
- 1961
- Februar: Rühmann spielt am Wiener Burgtheater den Willy Loman in "Der Tod eines Handlungsreisenden" von Arthur Miller.
- Dezember: Rühmann spielt die männliche Hauptrolle in
"Der Lügner",
einer Verfilmung des Theaterstücks "The Eleven Lives of Leo" von
Herman Shiffrin.
- Rühmann wird der Bundesfilmpreis mit dem "Filmband in Gold" verliehen.

- 1962
- Rühmann spielt Hauptrollen in den Filmen
"Max, der Taschendieb"
(einem Krimi mit Seitenhieben auf den spinnerten Modefilosofen Jean-Paul Sartre) und
"Pater Brown - Er kann's nicht lassen".
- Dezember: An den Münchner Kammerspielen spielt Rühmann als "Hauptmann von Köpenick" seine letzte Hauptrolle auf der Bühne.
- Rühmann erhält erstmals "den" Bambi. (Bis 1973 einschließlich erhält er ihn von da an fast jedes Jahr - außer 1965 und 1970 -, ferner 1978 und
1984.) Er löst damit die deutlich jüngeren O. W. Fischer (1915-2004) und Horst Buchholz (1933-2003) - die 1953-1961 die Bambis unter sich ausgemacht
hatten - als beliebtester deutschsprachiger Nachkriegs-Schauspieler ab.

- 1963
- Rühmann spielt Hauptrollen in
"Meine Tochter und ich" und
"Das Haus in Montevideo",
Käutners Neuverfilmung der gleichnamigen Komödie von Curt Goetz - es wird sein letzter größerer kommerzieller Erfolg an den Kinokassen.
- 1964
- Februar: Rühmann spielt die (doppelte) Hauptrolle in
"Vorsicht, Mr. Dodd",
der Verfilmung von Watkins "Out Of Bounds". Das Publikum gähnt.
- 1965
- Auch mit den Hauptrollen in
"Dr. med. Hiob Prätorius"
(wieder nach einem Theaterstück von Curt Goetz) und
"Das Liebeskarussell"
erntet Rühmann keine Lorbeeren. (Was nicht seine Schuld ist - er spielt immer noch gut -; aber manche Theaterstücke eignen sich einfach nicht zur Verfilmung.)
- Rühmann spielt - neben Vivien Leigh, Lee Marvin und Simone Signoret - erstmals im einem Hollywood-Film mit, als jüdischer Emigrant Julius Löwenthal in
"Ship of Fools
[Das Narrenschiff]". Die ebenso langatmige wie langweilige Groteske fasziniert entgegen der Behauptung auf dem deutschen Filmplakat weder die Presse noch das Publikum in den USA und floppt auch diesseits des Atlantiks. Danach ist Rühmann für Hollywood gestorben.
- [Dagegen trägt
diese Narretei dieses "Heldenstück" Rühmann in der BRD ein Jahr später das Große Bundesverdienstkreuz ein.]
- 1966
- Nach dem Hollywood-Reinfall und einer weiteren Pleite mit einer Goetz-Verfilmung (als "untoter" Kunstmaler Peer Bille in
"Hokuspokus oder wie lasse ich meinen Mann verschwinden"
- an der Seite von Lilo Pulver)9 versucht sich Rühmann zur Abwechslung in deutsch-französischen Ko-Produktionen: In
"Geld oder Leben
[La bourse et la vie]" spielt er neben Fernandel, in
"Kommissar Maigret und sein größter Fall" (nach dem Roman von Georges Simenon) neben Françoise Prévost und neben Irina Demick in Lafôrets Adaptation von Dürrenmatts
"Grieche sucht Griechin".
- 1968
- Rühmann spielt Hauptrollen in zwei weiteren deutsch-italienischen Ko-Produktionen: noch einmal den
"Kardinal Braun"
(diesmal deutsch geschrieben :-) und den vermeintlich irren Computer-Techniker Dr. Alexander in
"Die Ente klingelt um halb acht",
einer - leider bis heute aktuellen und viel zu wenig gewürdigten - Satire auf den technologischen Fortschritt und das Unwesen der Psychiatrie.
- 1968-71
- Nachdem auch diese Filme floppen, versucht es Rühmann erstmals mit dem (nicht mehr ganz) neuen Medium Fernsehen; er spielt in
"Der Tod des Handlungsreisenden",
"Sag's dem Weihnachtsmann" ("Ask Father Christmas"), "Mein Freund Harvey", "Endspurt" und
"Der Pfandleiher".
- 1970
- November: Hertha Feiler stirbt.
- 1971
- Rühmann spielt die Titelrolle in
"Der Kapitän",
einer Verfilmung des Romans "The Captain's Table" von Richard Gordon. Auch dieses Opus ruft beim Kino-Publikum nur noch Gähnen hervor.

- 1972
- Rühmann spielt an den Münchner Kammerspielen den Davies in "Der Hausmeister".
- Rühmann wird das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband verliehen.
- 1973
- Rühmann spielt die Titelrolle - den Konsul Jonathan Reynold - in der Komödie "Oh, Jonathan".

- 1974
- Oktober: Rühmann heiratet auf Sylt in 3. Ehe Hertha ("Herthi"), geb. Wohlgemuth, gesch. Droemer.
- 1975
- März: Rühmann spielt in einem Fernseh-Sketch den Gefängnisdiener Frosch aus der Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauß. Der Kurzauftritt im
ZDF trägt ihm neun Monate später seinen letzten kleinen Bühnenauftritt ein:
- 31. Dezember: Rühmann spielt den Frosch an der Wiener Staatsoper im Rahmen der Silvester-Aufführung der "Fledermaus".
- 1977
- Rühmann spielt seine letzten größeren Kino-Rollen: den russischen Wunderheiler Poliakoff in
"Das chinesische Wunder"
und den Stadtstreicher Alfred Eisenhardt in
"Gefundenes Fressen"
- neben Mario Adolf, René Deltgen und Joachim Fuchsberger, die ihm längst den Rang abgelaufen haben.
- Danach spielt Rühmann nur noch gelegentlich - zumeist kleinere - Rollen in Fernseh-Produktionen.
- 1980
- Rühmann tritt - an der Seite des Sowjet-Russen Oleg Popow - als Clown im Zirkus Krone auf.
- 1982
- Rühmanns Autobiographie "Das war's" erscheint. (Neuauflage nach seinem Tode 1994. Böse Zungen meinen, daß auf dieses oberflächliche Machwerk - an dem er angeblich seit 1977 gearbeitet hat - eher der Satz passe: "Das war nichts" :-)

- Ein deutscher Spirituosen-Produzent läßt Rühmann in einem dazu passenden Werbespot sagen: "In einem ereignisreichen Leben geraten viele Dinge in Vergessenheit - nur eines habe ich immer bewahrt: meine Ruhe beim Genuß eines... [folgt der Name eines Branntweins]!"
- Rühmann wird der "Silberne
Chaplin-Stock"
des "Verbandes Deutscher Filmkritiker" verliehen.
- 1983
- Rühmann spielt seine letzte Hauptrolle - den Bankier Perret-Latour - in dem Fernsehfilm
"Es gibt noch Haselnuß-Sträucher"
(erneut nach Georges Simenon).

- 1989
- Rühmann wird vom Bundesland Nordrhein-Westfalen zum Professor h.c. für Kunst und Wissenschaft ernannt.
- 1990
- Rühmann wird die "Goldene Berolina" verliehen.
- 1992
- März: Rühmanns 90. Geburtstag wird bundesweit groß gefeiert, u.a. mit einer Sondersendung ("Gala") im Staatsfernsehen.

- 1993
- Rühmann spielt seine letzte kleine Rolle in einem Kinofilm, den Chauffeur Konrad in
"In weiter Ferne, so nah [Himmel über Berlin]" von Wim Wenders.
- 1994
- Januar: Rühmann hat seinen
letzten Fernsehauftritt in der Sendung "Wetten, daß...?".

- 3. Oktober: Heinz Rühmann stirbt in Aufkirchen (einem Ortsteil von
Berg am Starnberger See).
Seine Leiche wird verbrannt; seinen Grabstein
verunziert ein "Goldenes Filmband" aus Eisen.

- 1995
- Rühmann wird posthum die "Goldene Kamera" als "größter deutscher Schauspieler des Jahrhunderts" verliehen.

- 2000
- Zu Rühmanns rundem 98. Geburtstag widmet ihm die Deutsche Post AG eine Briefmarke.

- 2003
- Torsten Körner veröffentlicht eine Rühmann-Biografie unter dem Titel "Ein guter Freund". (Für das Titelbild verwendet der Verlag jedoch überraschender
Weise kein Foto aus dem gleichnamigen Film, sondern aus "5 Millionen suchen einen Erben" von 1938.)
- Bei einer vom BRDDR-Staatssender ZDF
verunveranstalteten Wahl zum "besten Deutschen" belegt Rühmann Platz 40, als am zweithöchsten plazierter Schauspieler hinter Karlheinz
Böhm (dem männlichen Hauptdarsteller der
Sissi-Filme),
der Platz 19 belegt. (Rühmanns alter Konkurrent Hans Albers wird nur 164. - dem Fernseh-Publikum waren 300 Namen vorgegeben worden, damit es keine
freieeigene, ggf. politisch-unkorrekte Wahl treffen konnte.)
- 2006
- In Berlin wird ein Rühmann-Denkmal in Lebensgröße aufgestellt.

- November: Bei einer Neuauflage der ZDF-Wahl zum "besten Deutschen" - diesmal getrennt nach Berufssparten, aber wiederum nur nach
unfreier
politisch-korrekter Vorauswahl durch die ZensorenModeratoren - belegt Rühmann in der Kategorie "Schauspieler" unangefochten Platz 1. (Er ist
zugleich der einzige "echte" Deutsche aus dem "Altreich", der sich in der "Top 10" plazieren kann; nach ihm rangieren durchweg EidgenossenSchweizer,
OstmärkerÖsterreicher und JudenIsraelis. Karlheinz Böhm und Hans Albers sind verschwunden, von Curd Jürgens, O.W. Fischer, Horst
Buchholz und Joachim Fuchsberger ist nicht mehr die Rede, geschweige denn von anderen VorkriegsNazi-Schauspielern wie Willy Fritsch, Theo
Lingen, Hans Moser, Emil Jannings oder
Otto Gebühr.10)
- 2011
- April: Auch von den Zuschauern der 3. Programme des Staatssenders
ARD wird Rühmann zum beliebtesten deutschen Schauspieler gewählt.
1Über die Gründe, aus denen dieses Lustspiel heute der Vergessenheit anheim gefallen ist, schreibt Dikigoros
an anderer Stelle.
2Die heutzutage vertretene Behauptung, Filme wie "Wunschkonzert" oder "Quax, der Bruchpilot" seien
"national-sozialistische Propaganda" gewesen, ist abwegig. Rühmann übernahm nicht mal die männliche Hauptrolle - den Pinneberg - in der Verfilmung von Hans
Falladas Erfolgsroman "Kleiner Mann - was nun?" von 1933, für die er geradezu prädestiniert gewesen wäre. Dabei wies der Film allenfalls am Rande einige
Passagen auf, die man bei böswilliger Auslegung als "anti-semitisch" ansehen konnte. (Er wurde gleichwohl 1945 von den alliierten Besatzern verboten und
später "politisch korrekt" neu verfilmt.) Die Rolle spielte dann Hermann Thimig, der dafür eigentlich schon viel zu alt war.

3(eine Anmerkung zu dreimal "angeblich" :-) An Rühmanns späterer Behauptung, daß Hermann Göring über das "Staatstheater" seine schützende Hand hielt, während das "Deutsche Theater" von Goebbels terrorisiert wurde, mag richtig sein, daß Göring als Ziehsohn - oder sogar natürlicher Sohn - eines Juden kein Antisemit war; aber er hätte im Ernstfall keine jüdische (oder auch arische :-) Schauspielerin vor Goebbels "schützen" können. Das war in diesem Fall aber gar nicht nötig, denn Maria Herbot hätte auch am "Deutschen Theater" keine Gefahr gedroht: Das Ehepaar Rühmann pflegte nicht nur offizielle gesellschaftliche Kontakte mit Goebbels, sondern war auch privat mit ihm und seiner Familie befreundet. Nach Görings Aufzeichnungen war es vielmehr so, daß Rühmann sich Ende 1936 an ihn mit der Frage wandte, wie er seine Frau am besten "los werden" könne, da seine Ehe zerrüttet sei. (Maria Herbot war früh gealtert, fett und häßlich geworden, während Rühmann die Jugend gepachtet zu haben schien.) Göring ließ seine alten persönlichen Kontakte nach Schweden spielen und suchte dort für Maria Herbot einen neuen Ehemann. Erst als er zwei Jahre später fündig geworden war, durfte Rühmann sich scheiden lassen, woraufhin Maria Herbot ziemlich schnell (schneller als es das Gesetz - das eine neunmonatige Wartefrist vorschreibt - eigentlich erlaubte :-) einen schwedischen Schauspieler heiratete. Bis dahin tat ihr offenbar auch der böse Goebbels nichts zuleide, und ebenso wenig danach, denn sie emigrierte erst 1943 nach Schweden - nicht weil sie "verfolgt" worden wäre, sondern weil es ihr angesichts der alliierten Terro-Bombardements gegen die Zivil-Bevölkerung in Berlin allmählich zu ungemütlich wurde. (Andere ausländische "Stars", wie Zarah Leander und Rosita Serrano, verließen im selben Jahr wie sie das sinkende Schiff.) Im übrigen heiratete Rühmann ja auch in zweiter Ehe wieder eine [Halb-]Jüdin, ohne daß Goebbels oder sonst irgend jemand daran Anstoß genommen hätte. Auch die anderen "führenden" Schauspieler jener Zeit - Hans Albers, Hans Moser, Theo Lingen und Gustav Fröhlich - waren mit Jüdinnen liiert, ohne daß dies ihrer Film-Karriere im "Dritten Reich" irgendwie Abbruch getan hätte. (Allein der letzte bekam irgendwann Ärger - aber nicht, weil er mit der Jüdin Gitta Alpar verheiratet war, sondern weil er sie ausgerechnet mit Lida Baarova betrog und dabei Goebbels in die Quere kam :-) Daß Rühmann und Maria Herbot sich schon vor 1933 scheiden lassen wollten und dann nur deshalb noch fünfeinhalb Jahre zusammen blieben, damit Rühmann seine Frau vor Goebbels schützen konnte, hält Dikigoros schlicht für ein Märchen, das wohl auf den Fantasie-Bericht des jüdischen Emigranten und IM des US-Geheimdienstes Carl Zuckmayer zurück geht, der sich mit diesem vermeintlichen "Insider-Wissen" wichtig machen wollte. Nach Dikigoros' Recherchen wurde der 1934er Theater-Wechsel von Rühmann nach dem Krieg frei erfunden. Tatsächlich blieb er bis zur Spielzeit 1934/1935 am "Deutschen Theater" Berlin, wechselte dann - nach einem kurzen Gastspiel am Schauspielhaus Bremen - für eine Spielzeit ans Schauspielhaus München und kehrte für die Spielzeit 1936/37 ans "Deutsche Theater" Berlin zurück. Danach übernahm er kein festes Bühnen-Engagement mehr, sondern beschränkte sich auf zwei kurze Gastspiele - im Dezember 1938 ("Der Bridgekönig") und im November 1941 ("Pygmalion") - am "Staatstheater" Berlin, bei dem er indes nie fest engagiert war.
4Nach 1945 wurde dieses Lied als "Nazi-Propaganda" bezeichnet, weil davon - wohlgemerkt nicht in "Wunschkonzert" - auch
eine Parodie gesungen wurde mit dem Titel "Das muß den Ersten Seelord doch erschüttern", in denen die braven britischen Politiker Chamberlain und
Churchill
humorvoll durch den Kakao gezogenböse verunglimpft wurden. (Es kursieren mehrere abweichende Textfassungen dieser Parodie; Dikigoros ist es
nicht gelungen, eine verbindliche aufzutreiben, die er hier wiedergeben könnte, damit sich seine Leser ein eigenes Urteil bilden.)
5Angeblich erreichte Rühmann durch persönliche Vorsprache bei Hitler, daß der Film dann doch noch frei gegeben wurde. Sehr
glaubhaft ist das nicht, denn dafür wäre nicht Hitler, sondern Goebbels zuständig gewesen; ein solches Antichambrieren wäre auch nicht Sache eines
Darstellers, sondern des Produzenten oder des Regisseurs gewesen. (Nach dem Krieg wurde der Film aus ebenso unerfindlichen Gründen auch von den alliierten
Besatzern zunächst verboten. Ob Rühmann durch persönliche Vorsprache bei
Ulbricht oder
Adenauer
erreichte, daß er dann doch noch frei gegeben wurde, ist nicht überliefert :-)
6Rühmann hatte im Oktober 1933 beim Beitritt zur "Reichsfachschaft Film" - der für ihn zuständigen Abteilung der
"Reichsfilmkammer" - angegeben, daß er "Mitglied des Kampfbundes" war. (Der "Kampfbund für deutsche Kultur" - nicht zu verwechseln mit dem 1923 in Bayern
gegründeten para-militärischen "Deutschen Kampfbund" - war 1928 unter dem Namen "Nationalsozialistische Gesellschaft für deutsche Kultur e.V." von
Alfred Rosenberg
gegründet worden; zu seinen Mitgliedern zählten vor allem Schriftsteller, Musiker, Schauspieler u.a. "Kulturschaffende". Er wurde 1934
umbenannt in "Nationalsozialistische Kulturgemeinde", 1945 aufgelöst, in der Sowjetischen Besatzungszone unter dem Namen "Deutscher Kulturbund" neu
gegründet und später in "Kulturbund der DDR" umbenannt.) Im Entnazifizierungs-Verfahren gab Rühmann jedoch eine eidesstattliche Versicherung ab, daß er diesem in Wahrheit nie angehört, sondern die Reichsfachschaft belogen habe, aus Angst, sonst nicht als Mitglied aufgenommen zu werden, womit seine Karriere als Schauspieler beendet gewesen wäre. Da die Mitgliederkartei des "Kulturbunds" verschwunden war, konnte man Rühmann das Gegenteil nicht beweisen, so daß er als "unbelastet" eingestuft wurde.
7Um die Besetzung der Hauptgestalt wurde im Vorfeld erbittert gerungen. Viele Schauspieler bemühten sich um diese
Paraderolle, u.a. der alternde Hans Albers (der bereits bei Käutners
"Des Teufels General"
den Kürzeren gegen Curd Jürgens gezogen hatte), den Rühmann damit endgültig in der Gunst des deutschen Kino-Publikums überrundete.
8Entgegen weit verbreiteter Meinung kann Rühmann diesen Preis nicht für "Ein Mann geht durch die Wand" erhalten haben, da
über die Vergabe bereits im Januar entschieden wurde. Allerdings hatte Rühmann ausgerechnet 1958 in keiner einzigen echten Komödie mitgespielt;
aber der Preis wurde auch vor und nach Rühmann nur selten für wirklich komödiantische Rollen vergeben - Ernst Lubitsch hätte sich im Grabe
umgedreht.
9Trotz dieser Flops äußert Rühmann später, daß ihm Curt Goetz der liebste Vorlagenschreiber war, den er über literarische
"Größen" wie Dürrenmatt und Simenon stellte - offenbar auch über Spoerl, den er in diesem Zusammenhang gar nicht mehr erwähnt, geschweige denn
einen Pfuscher wie Beckett. Eigentlich war "Hokuspokus" eine recht nette Komödie; schwer zu verstehen, warum sie beim Publikum nicht ankam.
10Dikigoros verwechselt durchaus nicht "beliebteste" mit (angeblich, d.h. nach Meinung der Kritiker) "beste" Schauspieler, sonst hätte er oben noch Gustaf Gründgens, Werner Krauss und Heinrich George nennen müssen. Das Fehlen dieser und der anderen o.g. Namen mag man noch damit erklären, daß ihre Träger bereits lange verstorben sind; daß man aber den unzweifelhaft beliebtesten noch lebenden deutschen Schauspieler des 20. Jahrhunderts - Götz George, den Sohn von Heinrich George - ebenfalls vergeblich sucht, zeigt, daß es auch bei dieser [Voraus-]Wahl nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann. Daß man Fuchsberger in Vergessenheit geraten lassen wollte, mag daran gelegen haben, daß er - ähnlich wie Hardy Krüger - in den 1950er und frühen 1960er Jahren in zu vielen Kriegsfilmen mitgespielt hatte, die in den Augen späterer Zensoren nicht genügend anti-deutsch waren; Götz George konnte man jedoch allenfalls vorwerfen, 1977 einen - viel zu sympathischen - KZ-Kommandanten in
"Aus einem deutschen Leben"
gespielt zu haben. Aber dieser - seinerzeit preisgekrönte -
Film
war inzwischen nicht etwa [nur] verboten oder zum "Vorbehaltsfilm" erklärt, sondern so gründlich aus den Annalen des deutschen Films - und den Biografien aller Beteiligten - getilgt worden, daß man dies eigentlich gar nicht mehr hätte wissen dürfen. So ergab sich das Paradoxon, daß der beliebteste Schauspieler des "Dritten Reichs" auch als beliebtester Schauspieler der "BRD" in die Geschichte einging.
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