LA FORZA DEL DESTINO
von (Nord-)Amerika [und England] nach (Süd-)Italien
TROMBONCINI UND AMORE*
*"Liebe . . .? Das ist etwas für Buchhalter!"

Samuel "Billy" Wilder: Avanti! (1972)

[Filmplakat]

Ein Kapitel aus Dikigoros' Webseite
"AVEZ-VOUS BOURBON . . . ?"
Reisefilme des 20. Jahrhunderts

(Fortsetzung von Teil I)

Wie soll man nun aus so einer verfahrenen Kiste noch eine Liebes-Kömodie mit Happy-end machen? Dikigoros wüßte es nicht; aber Samuel Taylor hat eine gefunden: Da waren ja noch die Schadensersatz-Ansprüche der Weinbergbesitzer (2 Millionen Lire, damals rund 3.500 US-$), über die Wendel kurz mit der Bemerkung "sollen sie klagen" hinweg gegangen ist. Doch dazu hat die Familie Trotta (eine Bande Mafiosi wie sie im Buche steht - ihr Auftritt spricht so sehr für sich, daß es keines Kommentars seitens Dikigoros' bedarf) gar keine Lust, deshalb klauen sie die Leichen, als Faustpfand für "Vergleichs-Verhandlungen" - aber davon ahnt Wendel vorläufig noch nichts. Als er von Carlucci erfährt, daß die Leichen verschwunden sind, verdächtigt er vielmehr Pamela, die ja vorgeschlagen hatte, sie gemeinsam in Ischia zu begraben. Und um heraus zu bekommen, wo sie die Leichen versteckt hat - und nur deshalb - beginnt er, ihr den Hof zu machen: Er lädt sie zum gemeinsamen Abendessen ein ("wie die teuren Verstorbenen, als Geste und Gruß an sie") und versucht, sie unter Alkohol zu setzen. Auch das Personal des Hotel-Restaurants, allen voran die kleine Kapelle, gibt sich alle Mühe, ist geradezu rührend besorgt, den "Spell [Zauber]" der Reïnkarnation des Liebespaares (und Dauerkunden) Wendel Armbruster senior und Cathrine Piggot zu beschwören, mit farbigen Nudeln, Ente à l'orange, Mandolinen-Musik und Vino. Doch Pamela ist kein dankbares Dinner-Opfer. (Billy Wilder hat für die Untermalung dieser Tatsache einen fürwahr meisterlichen Griff in die Trickkiste mit napolitanischem Liedgut getan: Er läßt die Kapelle "Core 'ngrato [undankbares Herz]" spielen, unter dem Vorwand, daß die darin besungene Frau "Catarí[na]" heißt, und erklärt es kurzerhand zum Lieblingslied der Eltern, da auch Pamelas Mutter so geheißen habe.) Pamela trinkt nicht - und sie will auch nichts essen, denn sie hat sich fest vorgenommen, mindestens zwei Steine abzunehmen. "Dann sind Sie ja richtig," sagt Wendel, "Michelangelo hat hier drei Steine verloren." (Für jüngere deutsche Leser: Bis zum EWG-Beitritt 1973 hatten die Briten eigene Gewichtsmaße: Ihr Gramm war das Dram [1,77 gr], 16 Drams waren eine Unze, 16 Unzen ein englisches Pfund [das folglich ca. 10% leichter war als ein europäisches], 14 Pfunde ein Stein, zwei Steine ein Viertelzentner [den Zentner nannten die Briten aus unerfindlichen Gründen "Hundredweight", obwohl er nicht 100, sondern 112 britische Pfunde wog]. Pamela meint diese Gewichts-Steine, während Carlo natürlich Michelangelo's Nieren-Steine gemeint hat.) Wendels Versuch, Pamela den Aufenthaltsort der Leichen zu entlocken, mißlingt also. Aber es war eh vergebliche Liebesmüh', denn inzwischen hat sich Alberto Trotta (alle Vornamen der Familie beginnen mit "A" - natürlich darf auch "Adolfo" nicht fehlen, der übrigens als einziger einen Schnurrbart trägt :-) als Entführer der Leichen geoutet, und Wendel hat - zu Carlos Entsetzen - der Forderung von 2 Millionen Lire nach einigen ungeschickten Versuchen, den Preis herunter zu handeln, doch nachgegeben; dabei bleibt ihm die Peinlichkeit nicht erspart, daß selbst die Mafia keine US-$ mehr annehmen will: "US-Wirtschaft krank wie Hund. Wir nehmen Schweizer Franken, Deutschmark oder Yen, aber keine Dollars."

[Exkurs. Das war kurz nach dem Zusammenbruch des Weltwährungssystems von Bretton Woods, unter dem der US-$ seit 1944 im Verhältnis 35:1 an die Gold-Unze gekoppelt war. (Bis zum Ersten Weltkrieg hatte das Verhältnis 20:1 betragen; aber damals waren die Währungen praktisch aller Staaten ans Gold gekoppelt. Die Kosten des mit der Notenpresse finanzierten Krieges zwangen alle Beteiligten, die Koppelung aufzuheben und auf Papiergeld umzusteigen - das bald nur noch einen Bruchteil dessen wert war, was drauf stand. Nach dem Krieg führten zwar einige Staaten den Goldstandard erneut ein; aber Anfang der 1930er Jahre gaben sie ihn wegen der Weltwirtschaftskrise nach und nach wieder auf. Erst 1944 konnten sich die USA als Hauptkriegsgewinnler in spe diesen Luxus wieder leisten, wenn auch zu einem leicht niedrigeren Dollar-Kurs - die Goldvorräte im legendären Fort Knox waren damals die größten der Welt, und beide Weltkriege zusammen hatten den US-$ nicht mal die Hälfte seines Werts gekostet, wie jeder Leser leicht nachrechnen kann.) Doch die Kosten des mit der Notenpresse finanzierten Vietnam-Kriegs zwangen die USA 1971, die Koppelung aufzuheben und auf Papiergeld umzusteigen - das bald nur noch einen Bruchteil dessen wert war, was drauf stand. Binnen kurzem fiel der US-$ von 1/35 auf 1/800 Goldunze, also auf knapp 4% seines früheren Werts. Damit verloren die USA nach 27 Jahren ihre uneingeschränkte Vorherrschaft über die Finanzmärkte der Welt, die sie bis heute nicht vollständig zurück gewonnen haben, obwohl der US-$ vorübergehend wieder über 1/300 Goldunze stieg ist, also auf rund 12% seines Wertes von 1971. (Nach dem Zusammenbruch des Weltfinanzsystems im Herbst 2008 fiel er ebenso schnell wie damals, aber diesmal unter 1/1000 Goldunze; und 2011, als die USA wegen ihrer kostspieligen Kriege am Hindukusch, an den Wassern von Babylon und in der libyschen Wüste vorübergehend am Rande der Zahlungsunfähligkeit standen, sogar unter 1/1800 Goldunze. Anders ausgedrückt: Der US-$ verlor binnen 40 Jahren 98% seines Werts, oder 50 US-$ von 2011 hatten nur noch die Kaufkraft eines einzigen US-$ von 1971.) Übrigens half das Manöver den USA seinerzeit nichts: 1973 mußten sie den kostspieligen Vietnam-Krieg mit einem Waffenstillstand beenden, der praktisch einer Niederlage gleich kam - obwohl sie ihn, wie wir heute wissen, militärisch schon so gut wie gewonnen hatten; Nord-Vietnam stand unmittelbar vor der Kapitulation. Dennoch lagen die Gebrüder Trotta, wie wir heute ebenfalls wissen, falsch: Die italienische Wirtschaft war und ist trotz der ungeheuren Geldmengen, die nicht so sehr die USA als die BRD via EWG, EG und EU an Entwicklungshilfe in sie hinein gepumpt hat, noch kranker als der kränkste Hund; am Ende, d.h. unmittelbar vor Einführung des Teuro, bekam man für 2 Mio Lire in US-$ nur noch knapp ein Viertel dessen, was damals zu Buche stand; die durch sinnlose Ausweitung der Brüsseler Eurokratie - als "Avanti!" in die Kinos kam, hatte die EWG erst sechs Mitglieds-Staaten, und die am höchsten bezuschußte Region war Süd-Italien - und ihrer Subventions-Wirtschaft bereits schwer angeschlagene und durch die Zwangsvereinigung mit dem Alu-Chip der Ossis sowie die Finanzierung diverser verfassungswidriger Angriffs-, pardon verfassungsgemäßer Verteidigungskriege am Persischen Golf, auf dem Balkan und am Hindukusch vollends ruinierte DM ist ebenfalls abgeschafft; und die japanische Wirtschaft hat sich vom Platzen des "Bubble Gum", der irrsinnigen Spekulations-Blase an der Aktienbörse und auf dem Immobilienmarkt von Tōkyō Anfang der 1990er Jahre nie mehr erholt - aber das ist eine andere Geschichte. Und, um auch das noch nachzutragen: 2011 stand Italien ebenfalls vor dem Staatsbankrott und konnte nur durch Milliarden schwere, hauptsächlich von den Steuerzahlern der BRDDR aufgebrachte "Kredite" à fond perdu und Bürgschaften vor demselben geretten werden. Kurzum, die Trotteln, pardon Trotta's hätten Wendels US-$ also ruhig annehmen können. Exkurs Ende.]

* * * * *

Unterdessen hat Pamela beschlossen, Wendels Avancen als ernst gemeint zu mißverstehen, und er muß sich auch noch dem albernen Ritual unterziehen, mit ihr bei Sonnenaufgang zum nächsten Inselchen zu schwimmen - dazu nackt, was ihm besonders (Pamela dagegen überhaupt nicht) peinlich ist, zumal gerade ein Boot mit sardinischen Fischern vorbei kommt. Er selber hat nun, da die Leichen wieder da sind, erst recht kein Interesse mehr an dem "Fettarsch"; und obwohl die Regie direkt auf eine Romanze zuzusteuern scheint, als sie im Hotelflur feststellen, daß sie die Schlüssel vertauscht haben (Dikigoros würde so etwas immer als Wink des Schicksals mit dem Zaunpfahl auffassen), lassen sie die Gelegenheit ungenutzt - obwohl ja gerade darin erst die Parallele zu ihren Eltern gelegen hätte. Ende der Romanze, noch bevor sie begonnen hat? Nein, und dem aufmerksamen amerikanischen (und italienischen) Zuschauer wird das auf ganz subtile Art und Weise signalisiert: Die Musik, die im Hintergrund läuft (und die Pamela noch am nächsten Morgen weiter summen wird, als sie wie auf Wolke sieben vor sich hin schwebt) ist nämlich "Senza fine [ohne Ende]", jene wunderschöne Canzone von Gino Paoli im Takte eines Wiener Walzers mit der Instrumentierung einer Valse musette, die 1961 - von Ornella Vanoni gesungen - bis auf Platz 3 der italienischen Hitparade kam, und - bekannt geworden durch den Film "The Flight of the Phoenix" - als einziger italienischer Schlager der 1960er Jahre in die Top Ten der USA. (Gesungen von Dino Paolo Crocetti alias "Dino Martini" alias "Dean Martin". Wilder war ein großer Fan des letzteren; er hatte schon 1964 mit ihm und Kim Novak in den Hauptrollen "Kiss me Stupid", ein weiteres "unmoralisches" und verkanntes Meisterwerk, gedreht.) Der Text von "Senza fine" paßt übrigens perfekt auf die Geschichte von "Avanti", und wer den Schlager kennt und Italienisch versteht, weiß hier schon, wie der Film ausgehen wird: "... per potere ricordare quel che abbiamo già vissuto..." - die beiden haben das schon einmal erlebt, nämlich als sein Vater und ihre Mutter, und so wird es ohne Ende weiter gehen... (Wenngleich "Senza fine" nie die Nr. 1 wurde, ist es doch bis heute ein äußerst populärer Evergreen geblieben; Dikigoros hat noch 40 Jahre nach seinem Erscheinen eine Strofe daraus auf einer italienischen Internet-Plattform zum Austausch von Liebes-Grüßen - die inzwischen leider eingegangen ist - zitiert gefunden.) Also doch noch kein Ende - im Gegenteil! -, denn indirekt hat der Badeausflug zum Inselchen sehr wohl etwas bewirkt: Der Hausdiener Bruno hat heimlich Fotos von ihnen geschossen (wie schon früher von Wendels Vater und Pamelas Mutter) und versucht nun, Wendel damit zu erpressen: Das Dienstmädchen Anna, eine Sizilianerin, sei schwanger von ihm und wolle ihn heiraten. Da helfe nur schleunige Flucht in die USA; er kenne doch Dr. Kissinger und solle seine Beziehungen spielen lassen... Wendel ist empört - so ein schmutziger kleiner Erpresser! Was soll ihm eigentlich noch alles widerfahren in diesem Scheiß-Italien?

Dabei hätte er gewarnt sein müssen, denn schon bei ihrer ersten Begegnung hatte ihm Bruno erzählt, daß ihm sein ach so großzügiger Vater, Wendel Armbruster sen., u.a. eine Spiro-Agnew-Uhr geschenkt habe. Da Dikigoros durch die Zuschrift eines jüngeren Lesers erfahren hat, daß heute nicht mehr allgemein bekannt ist, was das ist bzw. war, muß er das hier kurz erklären: Zu Beginn der 1970er Jahre hielt die so genannte "Pop-Kultur" Einzug in den USA (und etwas später auch in Europa). Zu ihren Kult-Gegenständen zählten allerlei billige Abgeschmacktheiten, von den Schmierereien eines Keith Haring bis zu den Swatch-Uhren. Deren Vorgänger (die freilich oft nachgingen, es war noch vor der Erfindung der Quartz-Uhr) waren die Spiro-Agnew-Uhren, die Dikigoros stets "Mickeymouse-Uhren" genannt hat, weil sie den ehemaligen US-Vizepräsidenten in Mickeymouse-Outfit zeigten. Na und, worauf will Dikigoros hier hinaus? Geduld, liebe Leser. Vielleicht kennt Ihr aus den 1970er Jahren auch noch jene Krawatten, auf denen innen eine [halb]nackte Frau abgebildet war und außen ein Schweinchen mit den drei Buchstaben "MCP" - das war die Abkürzung für "Male Chauvinist Pig". [Damals begann sich infolge der Frauenbewegung eine neue Bedeutung für "Chauvinismus" durchzusetzen, nämlich "Männlicher Größenwahn" statt "Nationalistischer Größenwahn"; die Männer hatten jedoch mehr Humor als die Emanzen und übernahmen diese Bezeichnung mit einer gehörigen Portion Selbst-Ironie im Sinne von "wir lassen uns nicht von Emanzen unterbuttern".] Und die Spiro-Agnew-Uhren wurden von einer Firma mit dem schönen Namen "Dirty Time Company" hergestellt, was (wie das "männliche chauvinistische Schwein") bald abgekürzt wurde zu "DTC". Wer jemandem eine solche Uhr schenkte, zeigte - wenngleich humorvoll - was er von ihm hielt, und Wendel hätte sich da schon auf "schmutzige Zeiten" einrichten sollen. Behauptete er nicht von sich selber, auf der Höhe der Zeit und des Zeitgeistes zu sein, gleich zweimal das FKK-Musical "Oh Calcutta" (in der spanischen Fassung: "Der letzte Tango in Paris" mit Marlon Brando) gesehen und sogar schon mal in einem Oben-ohne-Restaurant gespeist zu haben? [Ja, liebe jüngere Leser, auch so etwas gab es damals tatsächlich!]

[Krawatte MCP] [Spiro Agnew] Spiro DTC

Wie dem auch sei, Brunos Erpressungsversuch gibt der Handlung eine unerwartete Wendung: Besagtes Zimmermädchen Anna hat nämlich heimlich ihr Gespräch belauscht, und nun tut sie das, was eine anständige Sizilianerin in solchen Fällen tut: Sie sucht das Heiligenbild der Mutter Gottes auf, betet ein Ave Maria, bekreuzigt sich, greift zur Pistole, lockt Bruno in Pamelas Zimmer und erschießt ihn dort zu den Klängen von Verdis "La forza del destino". Danach ergreift sie die Flucht.

Exkurs. Ist das eigentlich noch aktuell, liebe Leser? Dikigoros ist sich nicht sicher. In Sizilien vielleicht noch, in Norditalien dagegen ist die Abtreibungsrate heute höher als in Deutschland, das Problem wäre also gar keines gewesen, und der Film hätte an dieser Stelle keine Fortsetzung mehr gefunden - jedenfalls nicht die, auf die der Autor hinaus wollte. Aber das alles - und noch mehr - diskutiert Dikigoros an anderer Stelle. 1971, als Wilder Avanti drehte, war es jedenfalls noch aktuell; die Sitten waren damals sogar noch viel strenger. Kennt Ihr zufällig den drei Jahre älteren Film "La ragazza con la pistola [Das Mädchen mit der Pistole]" von Mario Monicelli? Wahrscheinlich nicht, denn er kam zwar auch in Deutschland (unter dem Titel "Mit Pistolen fängt man keine Männer") kurz in die Kinos, war aber ein Flop. Da wird eine Sizilianerin schon dadurch "entehrt", daß ein Landsmann sie entführt bzw. entführen läßt (versehentlich - eigentlich wollte er eine ganz andere, er hat sie also nicht angerührt, geschweige denn geschwängert :-), und wenn dieser Makel nicht abgewaschen wird, drohen ihre noch nicht verheirateten Schwestern und Cousinen allesamt als alte Jungfern zu enden; denn Angehörige einer solch ehrlosen Familie heiratet man[n] auf Sizilien nicht. Also packt sie eine Pistole ein und folgt ihrem Entführer - der inzwischen außer Landes geflohen ist - nach England, um ihn vor die Alternative zu stellen: Heirat oder Tod! Hätte Wilder diesen Stoff verfilmt, wäre er sicher einer Aufnahme in "Avez-vous Bourbon" würdig gewesen, etwa "Von [Süd-]Italien nach England. Wohlgemerkt: Der Film hat Tempo, witzige interkulturelle Klischees und sogar ganz gute Musik; aber irgendwie fehlt es ihm an Stringenz, und der Schluß - und damit die ganze Handlung - ist völlig verunglückt: Als er endlich einwilligt, sie zu heiraten, läßt sie ihn sitzen und verläßt ihre Heimatinsel (wahrscheinlich, um dauerhaft nach England auszuwandern)! Exkurs Ende.

Zurück zu "Avanti". Die Flucht aus dem Hotel ergriffen hat auch Pamela; sie mietet eine Pferdedroschke und begibt sich auf Insel-Rundfahrt. (Wendel fährt nicht mit; er wimmelt sie ab, indem er Arbeit vorschützt, und vertröstet sie auf später - er werde sich eine Überraschung ausdenken.) Diese Rundfahrt trägt zwar zum Gang der Handlung überhaupt nichts bei; aber sie ist reich an Szenen, die Dikigoros bewogen haben, diesen Film als "Reisefilm" einzustufen. Sie zeigen die italienische Gesellschaft zu Beginn der 1970er Jahre, im Umbruch zwischen Mittelalter und Moderne, wie Dikigoros ihn dort selber mit erlebt hat. (Heutzutage muß man, um so etwas mit zu erleben, weite Reisen in Länder der Dritten Welt unternehmen; damals zog es Rucksack-Traveller wie Dikigoros - der damals noch Tarzan genannt wurde und der, während er dies schreibt, alte italienische Canzonetten aus jener Zeit hört - noch nach Südeuropa; er erkennt sich förmlich in einer der Anfangsszenen auf der Fähre wieder.) "Italien ist kein Land, sondern ein Gefühl," sagt Pamela irgendwann - und auch da hat Dikigoros lange gebraucht, bis er die mutmaßliche Herkunft dieses Satzes gefunden hat. Nein, es gibt ihn weder im Deutschen noch im Englischen noch im Italienischen; aber Wilder war ja ein Mann mit Humor, der in jungen Jahren zweifellos die bayrische Satire-Zeitschrift Nr. 1, den Simplicissimus las. Und da stand mal ein Satz drin, der diesem verblüffend ähnelt, und über den Wilder bestimmt gestolpert ist: "Hitler ist kein Mensch, sondern ein Zustand." Ihr fragt Euch, wann das dort stand? Nein, nicht nach 1945, als man Hitler verteufelte - da gab es keinen Simplicissimus mehr, so etwas hätten die alliierten Besatzer nicht geduldet! Auch nicht nach 1933, als man Hitler vorübergehend vergötterte, ja nicht einmal 1923, als Hitler nach dem gescheiterten "Marsch auf die Feldherrnhalle" vorübergehend im Gefängnis saß. Nein, schon 1922, als ihn noch kaum jemand kannte! (Wilder war damals 16 Jahre alt, da prägt sich so ein Satz noch gut ein, auch wenn man ihn einigermaßen verbiegen muß, um auf die schlußendliche Form zu kommen.) Wie dem auch sei, in der Sache hat Pamela zweifellos Recht. (Auch Dikigoros kennt dieses Gefühl der Faszination; er hat es, wenn er italienische Musik hört - aber dafür braucht er nicht nach Italien zu reisen.) Speziell die Inseln - nicht nur Korsika, Sardinien und Sizilien, sondern eben auch Ischia - haben länger an ihren Traditionen festgehalten, weshalb der Übergang umso krasser war. Die Händler karren ihre Ware in die engen Gassen, in die sich eine anständige süditalienische Hausfrau nicht ohne Not hinunter begibt, und preisen sie in ihrem altertümlichen Singsang an. (Dikigoros hat lange gebraucht, bis er das alte napolitanische Lied gefunden hat, hier ist es, im Original-Dialekt, für alle, die dessen mächtig sind). Aus dem "Palcoscenico" [Aussichtsfenster mit Mini-Balkon-Vorbau] lassen die Frauen (die dabei möglichst unsichtbar bleiben) ihre Körbe mit Geld herab wie einst Rapunzel ihr Haar; die Händler legen die Ware hinein, und die Körbe werden wieder hoch gezogen. Das funktioniert - es wird nicht betrogen oder geklaut; hättet Ihr, liebe Leser, die Ihr nur das heutige Italien kennt, das für möglich gehalten? Wendel Armbruster junior bestimmt nicht!

Dann sind da die Massen von Nonnen in Berufstracht (die Dikigoros immer ein wenig an den Tschador erinnert, den die Frauen in streng islamischen Ländern bis heute tragen müssen - so lange ist das bei uns in Europa auch noch nicht her, liebe Leserinnen!), die freilich am Sonntag morgen nicht etwa der Kirche zustreben, sondern - dem Kino: dort läuft nämlich "Love Story"... Und - welch ein Gegensatz zu den züchtig verhüllten Nonnen - an den Café-Tischen sitzen die Italiener(innen) und trinken: Die Männer Alkohol, die Frauen Eiskaffee, und die Bambini gleichzeitig Milch aus den Brüsten ihrer Mütter. Ja, liebe Leser, darüber können sich nur Moral-Apostel aufregen aus Ländern, in denen zwar auf allen Fernseh-Kanälen rund um die Uhr Pornos laufen, aber ein nackter Busen in der Öffentlichkeit immer noch als "unanständig" gilt. Kann frau ihre Baby's nicht mit Dosenmilch und Alete Kinderbrei füttern? Nein, kann sie in manchen südlichen Regionen bis heute nicht, denn die künstliche Baby-Nahrung ist nun mal teurer als Muttermilch - und schlechter. (Und das war sie auch schon bevor sie aus Rot-China kam und mit giftigen Substanzen "gestreckt" wurde; aber seitdem ist es erst recht ein Verbrechen, seinen Kindern so etwas vorzusetzen.) Ist Euch schon mal aufgefallen, liebe Leser[innen], daß es in Nord- und Mitteleuropa (und Nordamerika) kaum noch Kinder gibt (es sei denn solche von "Migranten"), und daß die paar, die es doch noch gibt, trotz all der hoch gelobten "Fortschritte" in Medizin, Hygiene und Ernährung auffallend mickrig und kränklich sind? (Fast wie vor anderthalb Jahrhunderten, als man das auch feststellte und darob die Kinderschutz-Gesetze einführte, die heute in einem derartigen Maße pervertiert worden sind, daß sie eher als Kinder-Verhinderungs-Gesetze wirken - so wie die "Arbeitsschutz-Gesetze" de facto längst zu Arbeits-Verhinderungs-Gesetzen geworden sind, aber das ist eine andere Geschichte.) Als Dikigoros 13 Jahre jung (und mit 1,90 m voll ausgewachsen) war, waren die meisten deutschen und italienischen Jugendlichen seines Alters körperlich (und, mit Verlaub, auch geistig) weiter entwickelt als heute die meisten 18-(und damit auf dem Papier "voll"-)jährigen. [Ja, liebe Fernseh-Sportler, und dann regt Ihr Euch auf, wenn in der Fußball-Bundesliga fast nur noch Ausländer gegen den Ball treten! Habt Ihr Kinder? Womit habt Ihr sie gefüttert, außer mit Junk-food aus der Tiefkühltruhe? Wohin habt Ihr sie mit 13 geschickt? Nachmittags auf den Sportplatz, oder abends in die Disco? Sie hatten keinen Spaß, pardon Fun an ersterem? Habt Ihr versucht, ihn zu wecken? Seid Ihr mit gekommen und habt es ihnen vor-gemacht? Wart Ihr ihnen ein Vor-bild? Als Dikigoros kürzlich auf dem Sportplatz war, um Diskuswerfen zu trainieren, fragte ihn ein 13-jähriger - der eher aussah wie ein 8-jähriger und nur gekommen war, um mit seinen Freunden Zigaretten zu rauchen und Bier zu trinken - was das denn sei? Er hatte noch nie einen Diskus gesehen - aber in der Disco kannte er sich bestimmt besser aus als Dikigoros. Um das festzustellen, braucht er keine aufwendigen Studien.] Und englische? Dikigoros kannte mit 13 keine gleichaltrigen Engländer, aber heute soll es um die dem Vernehmen nach auch nicht besser bestellt sein.

Nachtrag zum vorigen Absatz. Erinnert Ihr Euch an die Szene in Eins Zwei Drei, in der MacNamara für ein Essen, das er seinem Chef aus den Südstaaten geben will, als Tisch-Dekoration zwei Flaggen bestellt, eine deutsche und eine konföderierte? Das kam in den USA gar nicht gut an - der Film flopte auch dort, und zwar aus anderen Gründen als in der BRD, u.a. diesem despektierlichen Umgang mit einem nationalen Symbol. [Wer das "Star Spangled Banner", die US-Flagge, verbrennt, macht sich noch heute strafbar, jedenfalls theoretisch (wenn Muslime oder Schwarze das tun, werden sie in der Regel nicht mehr strafrechtlich verfolgt); und wer auf sich und seine politischen Anliegen aufmerksam machen will, greift bevorzugt zu diesem Mittel. Aber es ganz zu ignorieren bzw. durch die "Rebellen"-Flagge zu ersetzen - das führt außerhalb einiger patriotischen Hochburgen DisneylandsDixielands auch heute noch zur sozialen Ächtung; solchen Leuten folgt man nicht mal ins Kino.] In "Avanti, avanti" mißgebraucht Wilder die Farben der italienischen Flagge - grün-weiß-rot - gleich dreimal, um zu symbolisieren, wofür ihm Italien steht. (Italien, nicht die Flagge selber; die symbolisiert nach offizieller Lesart das Grün der Felder in den Ebenen, das Weiß des Schnees in den Alpen und das Rot des Blutes, das für die teure Heimat vergossen wurde. Dikigoros denkt da zwar eher an das Grün der Fußballfelder, den Rotwein und... aber das ist bloß seine persönliche Meinung, die hier unerheblich ist :-) An erster Stelle die Bürokratie: In der Leichenhalle liegen die farbigen Formulare zwar eigentlich in der Reihenfolge rot-grün-weiß, aber da es zwei Serien neben einander sind, sieht man in der Mitte trotzdem ganz deutlich (und sogar in Großaufnahme :-) die italienische Tricolore. An zweiter Stelle das Essen: Abends im Restaurant wollte Pamela eigentlich nur den roten Apfel essen, den sie selber mitgebracht hat; aber dann nimmt sie dazu doch ein Glas Weißwein und... eine Gabel voll grüner Nudeln. (Sie ißt sie von Wendels Teller und sogar von seinem Besteck - eine Szene, die von Intimität zeugt; aber darüber schreibt Dikigoros an anderer Stelle.) Und drittens die Getränke: Einem besonders aufmerksamen Leser verdankt Dikigoros den Hinweis, daß bei der oben geschilderten Szene im Straßencafé eine Kleinfamilie aus dem Rahmen fällt: Der Vater trinkt - als einziger Mann weit und breit - keinen Rotwein, sondern Acqua e menta. (Dieses Getränk ist in Deutschland völlig unbekannt; die Franzosen dagegen kennen es sehr gut, als "menthe à l'eau"; bei ihnen war es früher mal so beliebt, daß sie sogar eine Farbe - einen bestimmten Grünton - nach ihm benannt haben; Freunde des französischen Variété kennen vielleicht den letzten Hit des Altrockers Claude Moine alias "Eddy Mitchell", der da hieß: "Couleur menthe à l'eau" aus dem Jahre 1980. Inzwischen hat das gelbe Bier auch bei unseren Nachbarn längst das grüne Minzwasser, den weißen Anis, den orangen Cidre und sogar den roten Wein im Pro-Kopf-Verbrauch hinter sich gelassen. Wie lautete einst eine Schlagzeile in der französischen Presse? "Bier schlägt Champagner 2:0" - das bezog sich auf ein Fußballspiel, das sie gegen die verhaßten Deutschen verloren hatten; heute verkaufen sie ihren Champagner an Aldi und kaufen dafür Bier aus dem Ruhrpott.) Das Baby trinkt Milch - die natürlich weiß ist, auch wenn man das nicht so genau sieht -; und die Mutter trinkt - wie sonst nur die Männer - Rotwein. (Ja, das ist unvernünftig - eigentlich sollte die stillende Mutter nicht den Alkohol trinken, sondern das Minzwasser; aber das ist wieder eines der bei Wilder so beliebten Verwechslungsspiele, mit denen er in diesem Falle zeigt, was er von der Vernunft der Italiener hält :-) Fürwahr eine patriotische Familie! Nachtrag Ende.

Exkurs. Zwei Episoden aus Pamelas Sonntags-Exkursion, die eigentlich nichts zur Handlung des Films beitragen, zeigen, daß es mit ihrer feinen englischen Art auch nicht gar so weit her ist: Sie klaut einem Droschkenpferd eine der langen weißen Schmuck-Federn, um sie sich selber an den Hut zu stecken; und als drei ausgemergelte italienische Straßenkinder sie vor einem Eisstand anbetteln, kauft sie gleich vier Hörnchen Gelati - um sie vor ihren Augen allesamt selber zu essen. Was soll das im Film? Zeit schinden? Und was soll das hier? Was will uns Wilder damit sagen, und was will Euch Dikigoros damit sagen, liebe Leser? Auf den ersten Blick ist das doch rein zufällig zusammen gemischt, als folkloristischer Farbtupfer. Ja, und auf den zweiten Blick auch - aber auf den dritten nicht. Was sind das für Federn? Niemand im Film spricht es aus; und Dikigoros, der sich nichts aus künstlichem Kopfputz macht - weder bei Pferden noch bei Frauen - hat es auch nicht auf Anhieb bemerkt. Wofür steht der Vogel Strauß? Erste Möglichkeit: Für Kopf-in-den-Sand-stecken, also Feigheit. Mag sein, und böse Zungen behaupten neuerdings sogar, daß er an Stelle des kühnen See-Adlers zum Wappentier der USA gemacht werden sollte; aber Pamela ist ja gerade keine Amerikanerin, sondern Britin. Zweite Möglichkeit: für Gefräßigkeit (er soll sogar rostige Nägel fressen - das tut nicht mal Gutfriß, Dikigoros' gefräßiger Kater). Ja, das scheint auf Pamela zu passen. Aber nicht zu Wilder, liebe Leser, das wäre nun doch zu plump; wir müssen also nach einer dritten Bedeutung Ausschau halten. Wenn Ihr zu den wenigen Zeitgenossen gehört, die noch eine Bibel zur Hand haben, dann lest doch bitte mal Hiob 39:14-17. (Ja, die Kinogänger sind in der Regel nicht bibelfest genug, um diese Stelle zu kennen - aber geht mal getrost davon aus, daß Wilder als guter Jude sein Altes Testament kannte! Der vorgenannte aufmerksame Leser hat die These aufgestellt, daß Wilder manche Details mehr für sich selber gedreht hat als für sein Publikum - vielleicht ist da was dran.) Was lernen wir da? Strauße sind grausam zu Kindern (das ist natürlich Unsinn; aber so steht es in der Bibel, also muß es stimmen :-). Und damit es kein Vertun gibt, daß diese und keine andere Symbolik gemeint ist, kommt gleich darauf die Szene mit den hungrigen Bambini, denen Pamela ungerührt das Eis vorschleckt. Ist das als Charakterzug der Briten gemeint? Ja, liebe Leser, davon ist Dikigoros felsenfest überzeugt, und er ist ferner überzeugt, daß Wilder Recht hat damit. Vergeßt nicht, er ist Galizier, Jahrgang 1906, und er hat die Millionen infolge der nach dem Ersten Weltkrieg aufrecht erhaltenen britischen Hungerblockade jämmerlich verreckten Kinder in Mittel- und Ostmitteleuropa nicht vergessen, die zentnerschwer auf dem Gewissen der Limeys lasten müßten, wenn die denn eines hätten, und wenn eine den Siegern willfährige Geschichten- und "Geschichts"-Schreibung das nicht alles bis heute unter den Teppich kehren und dafür den Verlierern irgendwelche frei erfundenen Greuel-Märchen andichten würde. (Aber dazu schreibt Dikigoros an anderer Stelle mehr.) Exkurs Ende.

Unterdessen steht das Grand Hotel Kopf: "Einen Gast zu verlieren ist nicht weiter schlimm," meint Carlo, "aber einen Hausdiener und ein Zimmermädchen, mitten in der Hochsaison, das ist eine Tragödie..." Und nun stehen auch noch die polizeilichen Ermittlungen ins Haus. "Räumen wir lieber Miss Piggots Sachen aus ihrem Zimmer, sonst gerät sie noch in Verdacht," sagt Carlo, und Wendel hat keine Einwände, sie in seiner Suite zu lagern, sondern ganz andere Sorgen: "Bruno hat gewisse Fotos gemacht, wohlgemerkt ganz harmlose; aber wenn sie in die falschen Hände fallen..." - "Seien Sie unbesorgt, sie sind in die richtigen Hände gefallen," sagt Carlo, übergibt sie ihm und empfiehlt sich. Wendel nimmt die Fotos und beginnt hektisch, sie - ganz unprofessionell, mit der Nagelschere aus seinem Necessaire - in kleine Schnipsel zu zerschneiden, unbesehen, Rückseite nach oben. Und dabei kommt es völlig aus heiterem Himmel zur psychologischen Wende des Films - nämlich als Wendel einen der Schnipsel umwendet, plötzlich die Schere sinken läßt und ihn sich in Gedanken versunken etwas länger anschaut; dann beginnt er wie unbewußt, das Foto wieder zusammen zu setzen. Leider ist hier auch der Film (schlecht, und daher deutlich sichtbar) geschnitten; man darf also annehmen, daß er sich Pamelas üppigen nackten Busen angeschaut hat. Ebenso weg geschnitten ist die nette Szene (Dikigoros hat sie in der Original-Fassung noch gesehen, aber aus sämtlichen Fernseh- und Video-Fassungen ist sie inzwischen getilgt), in welcher der Leichenbeschauer - der Pamela ein Stück auf seinem Motorroller mit genommen hat - sie zum Abschied in den Hintern kneift. Pfui, wie sexistisch, das darf doch nicht sein! Daß dadurch einer der folgenden Dialoge sinnentleert wird, scheint die politisch korrekten Zensoren nicht gestört zu haben (wenn sie es überhaupt bemerkt haben, dämlich wie sie von Berufs wegen sind), als Pamela Wendel von ihren sexuellen Frustrationen berichtet: "Die einzigen, die sich noch für mich interessieren, sind ein paar sexhungrige sardinische Fischer und der Leichenbeschauer, der mich in den Hintern gekniffen hat."

[altes Filmplakat] [ neues Filmplakat]

Exkurs. A propos politisch korrekte Zensur: Auch das Filmplakat wurde bald geändert. Man muß freilich schon ganz genau hin sehen, um das zu merken, denn im Blickfang bleibt nach wie vor die rechte Seite mit einer Szene, die im Film gar nicht vorkommt: Wendel und Pamela gemeinsam in der Badewanne. Aber schauen wir mal, wer links vor der Tür steht: Carlucci natürlich, die Gebrüder Trotta, die den gestohlenen Sarg zurück bringen, der Hausdiener Bruno und das Zimmermädchen Anna - so weit, so gut. Aber wer fehlt jetzt? Dikigoros hat den linken Bildrand extra nicht abgeschnitten, damit niemand auf die Idee kommt, er habe nicht die volle Breite abgebildet. Es fehlen drei Personen, auf die der Film handlungsmäßig ohne weiteres hätte verzichten können, und die Dikigoros sonst gar nicht erwähnt hätte - aber nun tut er es doch. Ganz hinten in der Ecke salutiert ein uniformiertes Männchen - mit dem werden wir schnell und einfach fertig: Ursprünglich, d.h. im Bühnenstück von Samuel Taylor, sollte es wohl eine Anspielung auf die Schweizer Garde im Vatican sein; und die wollte man ebenso wenig verunglimpfen oder lächerlich machen wie die anderen Parade- und Wachsoldaten der Italiener, also weg damit. Dann haben wir da eine knackige blonde Krankenschwester in den Zwanzigern, die einen 90 Jahre alten Knacker im Rollstuhl vor sich her schiebt. Das ist - wie der Mixer an der Hotelbar Wendel erzählt, der Baron von Schmetterling [in der deutschen Version: von Schmetterwitz], ein Stammgast schon aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. "Ihr Hotel scheint ja tatsächlich ein Jungbrunnen zu sein," bemerkt Wendel." - "Oh ja," erwidert der Mixer, "das sieht man schon an den Krankenschwestern, die werden jedes Jahr jünger." Nun ist die heutige Zeit ja durchaus nicht prüde, warum sollte es also ein alter, reicher 90er nicht mit einer jungen, hübschen Frau - im Film sind es sogar gleich zwei - treiben, wenn er sie gut dafür bezahlt? Aber das ist es wohl nicht. Unsere ach so humane Gesellschaft hat u.a. zwei Dinge tabuisiert, die früher als ganz natürlich galten und als selbstverständlich hingenommen wurden: das Sterben und das Altern. Wer kann heutzutage noch in Frieden und Würde zuhause, im Kreise seiner Familie - wenn er denn noch eine hat - für immer einschlafen, ohne vorher im anonymen, sterilen Krankenhaus auf Kosten der Krankenkasse noch ein paar qualvolle Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre künstlich am "Leben" erhalten zu werden? [Das ist übrigens inzwischen der größte Posten in deren Defizit, noch vor den Abtreibungen auf Krankenschein und dem künstlichen Am-Leben-halten von AIDS-Kranken.] Und wer kann auf natürliche Art und Weise altern, ohne sich liften lassen zu müssen, um immer so auszusehen, als hätte er (und vor allem sie) die ewige Jugend gepachtet? Jung und schön sei der Mensch, sonst ist er nicht mehr gesellschaftsfähig - ein alter Knacker mit weißem (d.h. ungefärbtem - pfui!) Haar auf der Tanzfläche neben lauter Leuten, die seine Kinder und Enkel sein könnten, gilt nicht nur als lächerlich, sondern als ungehörig, also runter vom Plakat! [Aber Wilder ist biestig, liebe Leser, und der Clou kommt noch: Nachdem sich das Trio, wie Carlucci Wendel im Vertrauen berichtet, mit allerlei Spielchen verlustiert hat, ist es zu einer Herzattacke gekommen. "Das wundert mich gar nicht bei dem alten Knaben," meint Wendel - aber da liegt er schief: "Es ist nicht der Baron, sondern eine der Krankenschwestern," versetzt Carlucci, und damit dreht Wilder all denen eine Nase, die meinen, jüngere Leute seien per se fitter als ältere; oft ist, gerade was den Herzmuskel anbelangt, der sich nur durch regelmäßiges Training in Schuß halten läßt, genau das Gegenteil der Fall, wie Dikigoros aus eigener Anschauung bestätigen kann.] Und noch etwas fehlt: die Überschrift! Für des Englischen nicht mächtige Leser: "Wenn jemand an Ihre Tür klopft und sagt: permesso? seien Sie vorsichtig, bevor Sie sagen: avanti!" [sonst werden Sie vielleicht erschossen, wie Bruno von Anna, die ihn mit genau diesen Worten in Pamelas Zimmer gelockt hat]. Nein, auch das wäre eine Verunglimpfung des Urlaubslandes Italien und seiner Hotels, also lassen wir es lieber weg.

Und dann war da noch Bertram, Pamelas Freund, dessen Bild sie Wendel während des Essens beiläufig zeigt. Er macht Musik in einer Band, die sich "die vier Aposteln" nennt: Matthäus, Marcus, Lucas und... eben Bertram. Moment mal, da stimmt doch etwas nicht: Hieß der vierte Apostel nicht Johannes? Ja, sicher, das weiß spätestens seit "Jesus Christ Superstar" von Andrew Lloyd Webber (der seinem Musical das Johannis-Evangelium zugrunde gelegt hat, das von den drei anderen, Standard-Evangelien ganz erheblich abweicht, also gewissermaßen eine Außenseiter-Rolle spielt) doch wieder jedes Kind! Aber warum nennt Wilder Pamelas Freund dann nicht einfach "Johnny", sondern "Bertram"? Kann das Zufall sein bei jemandem, der auf Namen so großen Wert legt? Dikigoros hat lange in der Theater- und Filmgeschichte suchen müssen, bevor er auf etwas gestoßen ist, was Wilder gemeint haben könnte - der an solchen Details weniger interessierte Leser mag diesen Absatz getrost überspringen, er trägt nichts zur eigentlichen Handlung des Films bei. Frage: Welches war fast ein Jahrhundert lang die beliebteste deutschsprachige Bühnen- und später Filmkomödie? Nein, Dikigoros meint nicht irgendwelche Langweiler der so genannten "Klassiker" oder Übersetzungen aus dem Ausland, wie sie uns heutzutage vorgesetzt werden, sondern die Gelegenheitsarbeit eines damals schon etwas älteren Schauspielers namens Gustav Raeder aus dem Jahre 1865: "Robert und Bertram oder die lustigen Vagabonden" [damals noch, wie im Italienischen, mit "o" statt mit "u" geschrieben] lautete der etwas umständliche Titel. Thema: Zwei arme, aber pfiffige Landstreicher legen einen reichen, aber dummen "Mann von Welt" herein. Diese Posse, die beim "kleinen Mann" im einfachen Publikum besonders gut ankam, wurde regelmäßig mit großem Erfolg auf allen deutschen Bühnen gespielt, von der kleinsten Provinzklitsche bis zur Volksbühne in Berlin, vor Gründung des Kaiserreichs, im Kaiserreich, sogar im Krieg, natürlich auch wieder nach dem Krieg, in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Bereits 1915 war sie auch (stumm) verfilmt worden, von keinen geringeren als Ernst Lubitsch und Max Mack. 1939 kam wieder jemand auf die Idee, sie zu verfilmen: Hans Heinz Zerlett. Bei ihm ist der herein gelegte Geschäftsmann ein Jude aus Galizien (wie Wilder selber!) namens Ipelmeier; und nach dem Krieg stilisierte eine rüde, demokratistische Zensur das ganze zum "ersten antisemitischen Propaganda-Film des Dritten Reiches" hoch; er wurde - und blieb bis heute - verboten. [Erst im Mai 2002, auf dem 15. Internationalen Filmhistorischen Kongress in Berlin, sollte er einem kleinen, handverlesenen Kreis ausgewiesener antifaschistischer Widerstandskämpfer vorgeführt und zur Bekrittelung frei gegeben werden.] Um dem einfachen Kinopublikum einen Ersatz zu bieten, wurde 1961 mit großem Aufwand eine Neuverfilmung vorgenommen, die den Eindruck des Films von 1939 ins Gegenteil verkehren sollte. Wie hättet Ihr das angestellt, liebe Leser? Etwa wie der depperte Gutmensch (der auch noch so hieß: Hans Deppe - nomen atque omen! :-) den man mit dieser wichtigen Aufgabe betraute? Der sagte sich: Wenn die Vagabunden gut und edel sind (und das mußten sie sein, gerade hatte der Schlagersänger Fred Bertelmann mit dem Titel "Der Lachende Vagabund" Monate lang die deutschen Hitparaden angeführt), dann müssen eben die Rollen umbesetzt werden, mit schlawinerhaften Ausländern: Vico Torriani, dem singenden Kellner und Fernseh-Showmaster aus dem Ticino, als Bertram, und Willy Millowitsch, dem Kölschen Jecken polnisch-jüdischer Abstammung, als Robert - voilà! Und die Handlung hatte mit der des Theaterstücks überhaupt nichts mehr zu tun; da latschen keine Vagabunden, sondern zwei ganz "normale" Zeitgenossen mit Beziehungsproblemen als Schuhtester durch die Lande, und am Ende gibts für alle ein Happy-end. Aber das blöde Publikum wollte das nicht sehen, der Film floppte trotz dieser "Starbesetzung" und trotz großen Werbeaufwands und mußte vorzeitig aus den Kinos genommen werden. [Das hatte er übrigens mit einem anderen Remake eines bis heute verbotenen "Nazi-Films" gemeinsam, in dem ebenfalls Millowitsch eine der beiden Hauptrollen - den Gabriel Fabre - spielte: "Mein Sohn der Herr Minister" von 1981. Der Film, all seines urprünglichen Witzes entkleidet, reicht nicht im entferntesten an Veit Harlans Original von 1937 mit Hans Moser heran. In den meisten Millowitsch-Nachrufen wird er denn auch ebenso verschwiegen wie in praktisch allen Film-Lexika; auch im Internet werdet Ihr ihn nicht finden, liebe Leser - außer hier bei Dikigoros.] "Robert und Bertram" wurde nie wieder aufgeführt, auch nicht als Theaterstück, verpaßte sein 100-jähriges Jubiläum also nur um vier Jahre. [Allerdings hat Dikigoros erfahren, daß der Film in der Gemeinde Eichstätt - wo er gedreht wurde - wieder aus der Versenkung geholt werden soll, weil er noch so viele schöne alte Bauwerke zeigt, die inzwischen von sanierungswütigen Städteplanern abgerissen worden sind.] All das muß Wilder bekannt und bei den Dreharbeiten zu "Avanti" noch in guter - bzw. schlechter - Erinnerung gewesen sein, und das wollte er so nicht stehen lassen. Was war denn die Alternative zu Deppe? Nun, man konnte doch mal überlegen, wer hier wirklich die Guten und die Bösen waren. War es nicht eigentlich genau umgekehrt: Was hatte der Geschäftsmann denn verbrochen, außer daß er auf zwei Hochstapler herein fiel, die sich als "Adelige" ausgaben? Und was war an letzteren so sympathisch? Eigentlich so viel wie an Bertram, denn wie Pamela Wendel bald gesteht, hat er sie längst schmählich verlassen und ihr bei der Gelegenheit auch noch ihren Haarfön und ihren Fernsehapparat geklaut - voilà, mit diesem genial einfachen Handgriff, zwei lockeren Minuten-Szenen nebenbei, hat Wilder das wieder zurecht gerückt - freilich nur für [Er-]Kenner, und auch nicht allzu deutlich, denn daß Vagabunden, Landstreicher und Zigeuner wie die Raben klauen (der alt-germanische Name "Bertram" bedeutet "der glänzende Schwarze" und ist in Sagen und Märchen ein traditioneller Name für Raben), war und ist zwar allgemein bekannt; es galt und gilt jedoch inzwischen als politisch-unkorrekt, das offen auszusprechen, zumal in einem öffentlich gezeigten Film; deshalb machte Wilder Bertram kurzerhand zum Schlagersänger (Anspielung auf Vico Torriani?) - nicht ohne uns durch die offensichtlich unkorrekte Zusammensetzung der "vier Aposteln" mit der Nase darauf zu stoßen, daß etwas anderes gemeint sein muß. Ihr meint, liebe Leser, es sei doch ziemlich weit her geholt, daß der längst in Amerika lebende Billy Wilder ausgerechnet diesen miesen deutschen Streifen gekannt habe? Im Gegenteil, es liegt so nahe wie es näher gar nicht liegen könnte: Als Deppe "Robert und Bertram" drehte, weilte auch Wilder in Deutschland und drehte Eins Zwei Drei, und zwar nicht nur gleichzeitig, sondern z.T. parallel mit denselben Schauspielern! Hubert von Meyerinck alias Graf von und zu Droste-Schattenburg und Ralf Wolter alias Borodenko spielten auch in "Robert und Bertram" mit. Und da soll Wilder jenen Film nicht gekannt haben? [Da wir gerade dabei sind: Wilder kannte auch die Verfilmung des Thomas-Mann-Romans "Die Buddenbrocks" von 1959 - sie bewog ihn, die "Ingeborg" mit Lilo Pulver und den "Schlemmer" mit Hanns Lothar zu besetzen.]

A propos herein gelegter galizischer Geschäftsmann: Warum heißt die Hauptperson nicht einfach, wie in Taylors Theater-Stück, "Alexander Claiborne", sondern "Wendel[l] Armbruster"? Und wie kann es sein, daß sich ein amerikanischer Geschäftsmann bei Preisverhandlungen so einfach von ein paar Mafiosi über den Tisch ziehen läßt? Kann man das irgendwie sinnvoll zusammen bringen? Nur, wenn wir etwas weiter ausholen: In Amerika ist es - anders als in Europa - üblich, daß erfolgreiche Geschäftsleute ihre Vornamen nicht erst an die Enkel, sondern schon an die Söhne weiter geben; deshalb gibt es u.a. einen John Rockefeller III und einen Paul Ghetty III - aber nur zwei Wendel Armbruster [sen. bzw. I und jun. bzw. II]. Das deutet darauf hin, daß sie eben keine alt eingesessenen Amerikaner sind, sondern Einwanderer der ersten bzw. zweiten Generation. Und nun schaut Euch mal die Passagierliste der ersten galizischen Auswanderer-Schiffe in die USA an - die Wilder natürlich bekannt war. Welches sind da die häufigsten Namen? Richtig geraten: Armbruster und Wendel [bzw. Wendal]. Wilder hat sie einfach zusammen gesetzt und zeigt damit dem Eingeweihten, daß es sich bei den Armbrusters um eine Ende des 19. Jahrhunderts eingewanderte Familie aus Galizien handelt. Exkurs Ende.

Nachtrag. Ein Leser, der sich offenbar in der italienischen Schlager-Geschichte besonders gut auskennt, hat Dikigoros eine weit simplere Interpretation jener Szene vorgeschlagen, die ihn zwar nicht so recht überzeugt, die er Euch aber nicht vorenthalten will, zumal sie seine eigene Lösung nicht ausschließt, sondern allenfalls ergänzt - denn warum sollte Wilder nicht mehrere Motive kombiniert haben? Also: Als "Avanti" gedreht wurde, gab es in Italien eine Musikanten-Gruppe, die sich auf das Nachsingen von Songs der Beatles - jener Kultband aus Pamelas Heimat um den Liverpooler John Lennon - spezialisiert hatte, und die sich so ähnlich nannte wie die im Film, nämlich "Mark & Marta & Splash". Ähnlich? Nun ja, Dikigoros hatte bisher nicht erwähnt, daß Bertram laut Pamela gerade an einem Musical über den Untergang der Titanic mit dem Titel "Splash" schrieb; wem das als Interpretation genügt... Nachtrag Ende.

* * * * *

Zurück zur Handlung des Films. Als Pamela von ihrer Spazierfahrt zurück ins Hotel kommt und an der Rezeption den Zimmer-Schlüssel verlangt, erfährt sie zu ihrer Überraschung, daß man sie verlegt (in der deutschen Fassung sogar "umgelegt" :-) habe auf Mr. Armbrusters Suite. "Tut mir leid wegen der Umstände," sagt der Portier. "Oh, das braucht es nicht," sagt Pamela, die allen Ernstes glaubt, Wendel habe das veranlaßt, als Einladung zur Erneuerung und Fortsetzung des elterlichen Verhältnisses. Und nun beginnt eine Komödie, die nicht nur in sprachlichen, sondern auch in kulturellen Unterschieden zwischen Briten und Amerikanern begründet liegt. Als Miss Piggot mit "Hallo, ich bin's, Pamela", zur Tür herein schwebt, sagt Wendel - der gerade in der Badewanne sitzt - ganz selbstverständlich "Oh, hallo, fühlen Sie sich wie zuhause." Ja, das ist selbstverständlich - für Amerikaner; diese Art von Gastfreundlichkeit besagt bei ihnen überhaupt nichts, ebenso wenig wie die Anrede mit dem Vornamen (wobei auffällt, daß Wendel zu Pamela bis zuletzt "Miss Piggot" sagt; lediglich in der deutschen Fassung schwenkt er irgendwann auf "Du" um). Aber für eine Britin klingt das ganz anders: Für den Engländer ist sein Haus seine Festung, in die er niemanden ohne weiteres herein läßt, auch nicht Freunde, Bekannte oder Nachbarn. Diese Begrüßung muß jedenfalls bei Pamela die letzten Zweifel beseitigen, und sie macht sich gleich ans Auspacken ihrer Koffer. (Zwischendurch fertigt sie noch leichthin eine Anruferin aus Baltimore ab, ohne in ihrer Euforie mit zu bekommen, daß es sich dabei um Mrs. Armbruster junior handelt: "Wendel kann jetzt nicht ans Telefon kommen, der sitzt in der Badewanne.") Als anständige Britin muß sie Wendel natürlich trotzdem eine moralische Standpauke halten: "Was bilden Sie sich eigentlich ein? Nicht, daß ich von Ihnen viel Zartgefühl erwartet hätte; ich bin auch keine Anhängerin der Frauenbewegung; es macht mir nichts aus, als Sexualobjekt behandelt zu werden. (Nein, liebe Leser, das geflügelte Wort "no sex please, we're British" stammt aus einem anderen Theaterstück, das erst ein Jahr nach Avanti uraufgeführt wurde!) Aber wenn ich mit einem Mann eine Affäre beginne, will ich es zuerst von ihm erfahren, nicht vom Portier." - "Wie bitte?" - "Ihr Amerikaner seid ja so unverschämt arrogant und von Euch selber eingenommen. Die London Bridge habt Ihr abgebaut und in den Wilden Westen geschafft, und die Queen Mary zu einer schwimmenden Cafeteria gemacht, und Ihr spielt Golf auf dem Mond, wie verwöhnte Kinder, und dann wundert Ihr Euch, daß Euch niemand mag."

[Das ist wieder eine Anspielung, die Dikigoros erst relativ spät erkannt hat. Nein, nicht die Queen Mary - in der er selber anno 1975 am Rande eines Schachturniers in Los Angeles mal einen Kaffee getrunken hat (damals trank er noch Kaffee, jedenfalls in den USA, wo er nicht so stark gebraut wird wie in Europa im allgemeinen und bei seiner Mutter im besonderen :-), sondern die London Bridge. Ein gewisser Robert McCulloch hatte sie 1966 für immerhin 2,5 Mio damals noch harte US-$ gekauft und in Lake Havasu City/Arizona als Touristen-Attraktion wieder aufgebaut. Na und? Gewiß, die Briten machten damals einen Mordswirbel darum (ohne jeden Grund, denn die Alternative wäre ja nicht gewesen, die Brücke stehen zu lassen, sondern sie abzureißen ohne sie anderswo wieder aufzubauen!) - der 1971 noch immer nicht ganz abgeflaut war. (Noch 1977, als McCulloch relativ jung starb, sollte er in England böse Nachrufe ernten.) Aber reichte das für einen Billy Wilder aus, um es in diesem seinem cineastischen Meisterwerk zu erwähnen? Na kaum, liebe Leser, und nun - sage und schreibe 35 Jahren nach Avanti und 70 Jahre nach seiner Entstehung - ist auch der Film endlich auf den deutschen Markt gekommen, auf den Wilder hier wahrscheinlich anspielt, der ebenfalls von einem in die USA emigrierten Europäer gedreht wurde, nämlich von René Clair. Es handelt sich um "The Ghost Goes West [Der Geist zieht westwärts]", die Geschichte eines amerikanischen Millionärs, der für 2.388 Pfund ein schottisches Schloß samt Schloßgeist kauft, es abbricht und Stein für Stein in die USA transportiert, um es dort wieder aufzubauen. Die weibliche Hauptgestalt jenes Films heißt übrigens "Peggy" - sollte die Wilder zu dem Namen "Piggot" inspiriert haben?]

Wendel versteht nur Bahnhof: "Ich spiele Golf im Country Club." - "Aber es gibt gewisse Spielregeln, die eingehalten werden müssen, sonst macht das Spiel keinen Spaß. Man sagt nicht einfach zum Portier: 'Legen Sie mir mal die Biene (im Englischen ist es das Vögelchen; aber es gibt kein dazu passendes Verb "to bird" :-) von gegenüber aufs Zimmer'. Ein Mädchen möchte gefragt werden." Nun dämmert es Wendel; aber verklemmt wie er ist und ungeschickt in dem Bemühen, Pamela - die ihm gleich um den Hals fällt und einen Kuß gibt, als er aus der Badewanne kommt - das ganze möglichst schonend beizubringen, gelingt es ihm trotz mehrerer umständlicher Anläufe nicht, das Mißverständnis aufzuklären. (Vielleicht will er es im Unterbewußtsein gar nicht aufklären, vielleicht sträubt er sich unbewußt dagegen, das ganze als Mißverständnis anzusehen? Die Fotoschnipsel-Szene läßt das vermuten!) Dann platzt Carlo herein: "So, die Polizei ist weg, wir können Miss Piggots Gepäck wieder auf ihr Zimmer bringen." - "Was?" fragt die völlig perplex. "Ja," sagt Wendel und schickt Carlo hinaus, "wie ich Ihnen schon zu erklären versuchte: Carlucci hat Ihr Gepäck hierher bringen lassen, weil das Zimmermädchen Anna bei Ihnen den Hausdiener Bruno erschossen hat..." - "Oh, wie töricht." - "Nein, ganz und gar nicht; wer weiß, was die italienische Polizei sonst mit Ihnen angestellt hätte..." Zutiefst verletzt und enttäuscht, beginnt Pamela, ihre Koffer wieder einzupacken. Während Wendel noch versucht, sie mit dummem Gesülze zu trösten, klingelt erneut das Telefon. Mrs. Armbruster junior macht ihrem Mann fernmündlich eine Szene und unterstellt ihm, ein Verhältnis mit Miss Piggot zu haben. "Aber Emily," sagt Wendel, "Du glaubst doch nicht, daß ich mit so einer Type..." Doch Emily zetert weiter, und damit bringt sie das Faß endgültig zum Überlaufen. "Na schön," brüllt Wendel zurück, "wenn Dir das lieber ist: Wir haben eine Zigeunerkapelle auf dem Zimmer, der Champagner fließt in Strömen, und Miss Piggot und ich machen Bockspringen, mit nacktem Arsch!" (In der deutschen Fassung nur mit nacktem Hintern - aber so groß ist der Unterschied ja nicht :-) Da nimmt ihm Pamela resolut den Hörer aus der Hand und sagt psychologisch genau das richtige: "Mrs. Armbruster, Sie können ganz unbesorgt sein. Wenn Sie mich sehen würden... Ich bin klein, fett und überhaupt nicht attraktiv." Mrs. Armbruster gibt sich mit dieser Erklärung zufrieden, nicht aber Wendel: "Ich finde, daß Sie da ein wenig übertrieben haben. Ich finde Sie sehr attraktiv. Ich mag Frauen, die ein paar Pölsterchen an den richtigen Stellen haben." - "Sparen Sie sich das Gerede. Ich werd's überleben; es ist nicht das erste Mal, daß ich mich zum Narren mache." Aber Wendel läßt sich jetzt nicht mehr entmutigen: Er stellt Pamela auf die Waage ("nicht wegen des Gewichts, sondern wegen der Größe") und fragt (sie möchte ja gefragt werden!): "Permesso?" Und nachdem sie sich als anständige Britin erst noch etwas geziert hat ("warum spenden Sie nicht lieber etwas an eine wohltätige Einrichtung Ihrer Wahl?" äfft sie ihn nach), sagt sie schließlich "Avanti!", und die beiden küssen sich noch einmal. Die Macht des Schicksals, pardon, la forza del destino hat gesiegt.

[Plakat]

Na ja, wird der geneigte Leser meinen, der Dikigoros' Ansprüche kennt, recht nett - aber fehlt da nicht irgendwie der große Clou? Geduld, liebe Leser, Geduld. Das wäre in der Tat viel zu simpel, und nachdem Wendel solchermaßen gezähmt ist (Dikigoros hat lange geschwankt, ob er nicht wenigstens als Untertitel "Des Widerspenstigen Zähmung" wählen sollte :-), haben die Amerikaner und Italiener noch längst nicht all das Fett weg, das Wilder ihnen zugedacht hat. Auch die Briten nicht, aber nur mit einer winzigen Kleinigkeit, die den Zuschauern der deutschen Fassung infolge eines Synchronisations-Fehlers nicht auffallen kann und auch den meisten in der Original-Version nicht groß auffallen wird: Am Montag morgen frühstücken Wendel und Pamela gemeinsam im Bett. Ob sie da sonst noch etwas getrieben haben? Sicher. Aber wie läßt Wilder das den Zuschauer subtil merken? Durch einen Telefonanruf Carluccis, der fragt, wie Miss Piggot denn der Kipper gefallen habe. Habt Ihr Euch auch schon gefragt, liebe Leser, was diese unbedeutende und scheinbar nichts zur Handlung beitragende Frage an dieser Stelle soll? Nun, hier ist die Antwort: "Kipper" ist im Pladdütschen, im Niederländischen und im Amerikanischen ein nach einer bestimmten Methode gesalzener und geräucherter Hering (aber um das heute noch zu wissen, muß man wohl eine Großmutter haben, die aus einer Fischer-Familie stammt, wie Dikigoros) - und so lautet die Übersetzung in der deutschen Fassung denn auch "gesalzene Heringe". Aber im Britischen (und Jiddischen) hat das Wort noch die Neben(?)-Bedeutung dessen, was im Neu-Amerikanischen "bloke" heißt und im Neu-Deutschen so unschön "Stecher". Die beiden machen gerade Halbzeit - verfressen wie Pamela ist, braucht sie wohl erst mal eine kleine Stärkung zwischendurch. Also schnappt sie - die ja selber erst gefragt werden will - sich Wendels Hörnchen (nein, keine Anspielung - oder etwa doch?), und nachdem sie das getan hat, fragt sie ihn: "Kann ich Ihr Croissant haben?" [In der deutschen Fassung fragt sie ihn vorher, wobei sie ihn erstmals duzt - eine andere Möglichkeit, das inzwischen Geschehene anzudeuten.] Denn inzwischen sind zwar die Leichen wieder da, und Carlo hat statt der benötigten zwei sogar drei Särge aufgetrieben ("bei Särgen ist Umtausch und Rückgabe leider ausgeschlossen"), aber der Papierkrieg um die Export-Lizenzen ist noch immer nicht beendet, geschweige denn gewonnen. Als er das Wendel mitteilt, ist der ganz ungewohnt gelassen: "So ein Pech aber auch, dann muß die Beerdigung wohl um ein paar Tage verschoben werden. Was soll man machen? Wir haben getan, was wir tun konnten - das ist la forza del destino (in der deutschen Fassung wird das übersetzt - offenbar traut Wilder den Deutschen weniger Lernfähigkeit in Bezug auf Fremdsprachen zu als den Amerikanern :-)!" Auch Carlo freut sich, die Gäste noch ein paar Tage zu behalten, und so scheint alles Friede, Freude, Eierkuchen zu sein.

Aber zu früh gefreut: Mrs. Armbruster junior, treusorgende Ehefrau und Schwiegertochter, hat - nachdem Wendel ihr telefonisch von seinen Problemen mit der Export-Lizenz berichtet hat - ihren Bekannten Joseph J. Blodgett eingeschaltet, der als Diplomat für das U.S. State Department in Paris sitzt. (Der ist übrigens Wilders ureigenste Erfindung - bei Taylor kommt Wendels Ehefrau persönlich - und wird gespielt von dem "typischen Amerikaner" Edward Andrews, deutschen Fernsehzuschauern besser bekannt als "Gaststar" in Episoden von "Bonanza", "Bezaubernde Jeannie", "3 Engel für Charlie" und "Invasion von der Wega".) Der fliegt extra mit einem Hubschrauber der U.S. Navy nach Ischia, um die Angelegenheit persönlich zu beschleunigen. Und wie der nun auftritt, das ist Wendel hoch drei. Es beginnt damit, daß er während der Mittagspause und ohne Genehmigung auf dem kleinen Flugfeld von Ischia landet, wo der einzige Fluglotse gerade seine Spaghetti ißt und ihn am liebsten wieder zurück schicken will: "Sie können jetzt nicht landen, es ist Mittagspause." - "Wissen Sie eigentlich, mit wem Sie hier sprechen?" fragt Jojo. "Ich spreche hier mit niemandem, es ist Mittagspause." - "Wie bekomme ich Transport zum Grand Hotel?" - "Gar nicht, es ist doch Mittagspause." - "Unerhört, früher wäre so etwas nicht passiert." - "Meinen Sie etwa zur Zeit Mussolinis?" fragt der Fluglotse und entpuppt sich als alter Faschist. Prompt lädt er Jojo auf die Ladefläche seiner eigenen Nuckelpinne (da er einen Körperumfang hat wie Helmut Kohl paßt er nicht auf den Beifahrersitz), karrt ihn höchst persönlich zum Hotel und verabschiedet sich mit dem römischen Gruß.

Exkurs. Und nun wollen wir uns noch einmal fragen, warum Wilder dem Film nicht etwa den Titel "La Forza del Destino" gegeben hat, sondern "Avanti". Was bedeutet das eigentlich noch außer "herein"? Nun, die Grundbedeutung ist "Vorwärts" - und wessen Wahlspruch war das gleich? Blüchers, den man auch "Marschall vorwärts" nannte - aber wer wußte das 1972 schon noch? Was dagegen zumindest SPD-Mitglieder wissen mußten ist, daß auch ihre Partei-Postille seit 1955 wieder so hieß. (In den 1930er und 1940er Jahren wäre der Titel verwechslungsfähig gewesen, denn "Vorwärts" hieß auch eine Nazi-Hymne, genauer gesagt das Lied der HJ von Hans Otto Borgmann und Baldur v. Schirach, im Volksmund besser bekannt als "Uns're Fahne flattert uns voran", und daran wollte man nicht unbedingt erinnert werden :-) Na und, ist das nicht ziemlich weit her geholt? Aber nein, liebe Leser, denn auch die Partei-Postille der italienischen Sozialisten hieß - "Avanti"! Fällt der Groschen immer noch nicht? Nun, dann will Dikigoros Euch mal etwas von einem großen Pazifisten und Sozialisten erzählen, der 1912-1914 Chefredakteur des "Avanti" war, als solcher erbittert gegen den Krieg anschrieb, den Italien seit 1911 in Libyen führte, den man heutzutage wohl einen "Befreiungskampf" nennen würde, denn die großherzigen Italiener wollten ja nur die armen Libyer vom drückenden Joch der Osmanen [Türken] befreien (so wie sie es exakt 100 Jahre später wieder tun sollten, um die armen Libyer vom drückenden Joch des bösen Diktators Gaddafi zu befreien :-) und sie dem segensreichen italienischen Schutz bzw. dem ihrer Friedenstruppen unterstellen; wer sich dagegen wandte, war ein Terrorist und Fascist und gehörte ins Gefängnis - zu dem er denn auch insgesamt elfmal mit dieser Begründung verurteilt wurde. Nein, nicht ganz mit dieser doppelten Begründung, nur mit der ersten Hälfte. Mit der zweiten sollte er erst anno 1945 nach einem Scheinprozeß zum Tode verurteilt, wie ein räudiger Hund erschlagen und anschließend mit dem Kopf nach unten aufgehängt werden - was ihn unweigerlich zum Martyrer machen wird (aber darüber schreibt Dikigoros an anderer Stelle mehr). Ach so, sein Name - wenn Ihr nicht schon selber drauf gekommen seid: Benito Mussolini.

Aber nun tun sich neue Fragen auf: Will Wilder etwa behaupten, daß Italien - oder jedenfalls das wenige, das "vorwärts" ging, selbst in der geheiligten Mittagspause - anno 1972 noch fascistisch angehaucht war? Aber damals war doch zunächst die Mittel-Links-Regierung Rumor an der Macht, und später (merke: in Italien gibt es oft mehrere Regierungswechsel in einem Jahr) die Mitte-Regierung Andreotti - von dem damals noch nicht allgemein bekannt war, daß er ein Mafioso war (sonst hätte Wilder den Hausdiener wohl nicht "Bruno", sondern "Giuglio" genannt :-) Also war es vielleicht doch nur ein unbeabsichtigter Zufall? Kann Wilder den Titel "Avanti" nicht einfach von Taylor übernommen haben, so wie er halt war, ohne sich viel dabei zu denken? Da hat Dikigoros so seine Zweifel: Erstens übernimmt man für Verfilmungen nicht ohne weiteres den Titel des zugrunde liegenden Bühnenstücks - schon gar nicht, wenn das letztere ein Flop war, man sich also keinen positiven Werbe-Effekt davon versprechen darf. Zweitens kommt Mussolini im Bühnenstück gar nicht vor - zumindest diese Assoziation ist also Wilders ureigenste Idee. Und drittens pflegte Wilder in seinen Filmen kaum ein Wort, geschweige denn den Titel, dem "Zufall" zu überlassen. Wenn er den Titel "Avanti" übernommen hat, dann sicher nicht "zufällig"; Dikigoros würde nicht einmal ausschließen, daß Wilder erst durch diesen Titel auf das Bühnenstück aufmerksam wurde, das er dann entsprechend umarbeitete.

Genügt Euch das nicht als Überzeugungsarbeit, liebe Leser? Dann wollen wir den Exkurs noch etwas ausweiten. Kennt Ihr Euch ein wenig in der Geschichte des italienischen Schlagers aus? Wenn ja, dann wahrscheinlich nicht in der vor 1947, denn von früher gibt es im Internet keine Hitparaden-Listen. Aber es gibt Evergreens, die nicht jedes Jahr in letzteren auftauchen müssen. Zum Beispiel ein Lied, das Billy Wilder wohl nicht nur deshalb als Leitmotiv für "Avanti" auserkoren hat, weil das Copyright gerade abgelaufen war, und das (im Film) mit der Strofe beginnt:

Un'ora sola ti vorrei
per dirti quello che non sai,
ed in quest'ora donerei
la vita mia per te.

[Nur eine Stunde will ich dir
das sagen was du weißt noch nicht,
und diese Stunde wäre mir
mein Leben wert für dich.]

(Ja, liebe Leser, Dikigoros weiß, daß das nicht viel Sinn macht; aber so ist das halt mit Schlagertexten -
ihr Sinn oder Unsinn haben nur selten über ihren Erfolg oder Mißerfolg beim Publikum entschieden :-)

Das war der Hit des Jahres 1938 in Italien, ja der dreißiger Jahre - manche meinen sogar, der größte Hit während der gesamten Ära Mussolini. (Die Fascisten hatten, nach dem Vorbild der Französischen Revolution von 1789, eine neue Zeitrechnung eingeführt, die mit dem Jahre ihres Marsches auf Rom, also 1922, begann; sie hatte immerhin 22 Jahre Bestand - also acht Jahre länger als ihr Vorbild, das es nur auf 14 brachte.) Das ist natürlich ein Ärgernis, jedenfalls für gute Demokraten. Normalerweise werden solche Schlager wenn nicht verboten, so doch zumindest geächtet, d.h. im staatlichen Rundfunk (der bekanntlich bis vor kurzem ein Monopol inne hatte, nicht nur in Italien - das Wort "Privatsender" klang lange Zeit geradezu anrüchig) nicht mehr gespielt, und auf die Schallplatten-Industrie wird Druck ausgeübt, sie nicht mehr zu verlegen - man denke nur an die deutschen Titel von Christina Hedberg alias Zarah Leander, allesamt harmlose Liebesschnulzen, aus denen eine rüde demokratistische Propaganda im Nachhinein "nazistische Durchhaltelieder" gemacht hat, selbst wenn sie lange vor Kriegsausbruch erschienen waren. (Sie hatte es dennoch nicht besser verdient, wenn Dikigoros sich diese Bemerkung erlauben darf; aber das ist eine andere Geschichte.) Daß es auch umgekehrt geht, bewiesen die italienischen Demokratisten: Sie erfanden einfach das Märchen, "Un'ora sola ti vorrei" sei die heimliche "Hymne des anti-fascistischen Widerstands" gewesen, denn Lieschen Müller, pardon Maria Magdalena habe sich beim Singen immer vor ein Bild des Duce gestellt und ihm eine Stunde lang die Leviten lesen wollen... Selten so einen Schwachsinn gehört - aber so lautet die bis heute amtlich verkündete "Wahrheit", und deshalb brauchte das hübsche Liedchen auch nicht geächtet oder gar verboten zu werden. (Für Leser, die meinen, daß vielleicht doch eine geheime politische Botschaft darin versteckt ist, die Dikigoros womöglich übersehen hat, hat er den Text hier vollständig abgedruckt. Wer aber kein Italienisch kann, darf ihm dennoch ruhig glauben, daß es tatsächlich nur ein harmloses Liebeslied ist. Hätten die Deutschen das nicht auch mit "Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh'n" machen können? Dann hätten wir noch etwas mehr zu lachen gehabt! Aber deutsche Demokratisten sind halt durch und durch humorlos; sie lassen ihren Verfassungsschutz sogar eine neo-nazistische Partei aufbauen und finanzieren, um irgend etwas zum Beschnüffeln zu haben in geheimdienstlicher Selbstbefriedigung - aber das ist eine andere Geschichte.) Die Version in "Avanti" - mit der für Italien im Vor-Pop-Zeitalter noch typischen Mandolinen-Instrumentierung - ist übrigens die schönste, die Dikigoros kennt, viel schöner als die Original-Fassung von Fedora Mingarelli oder die Neu-Aufnahmen von Ornella Vanoni und Neil Sedaka. Liebe geht nicht nur, wie im Sprichwort, durch den Magen, sondern auch durch die Ohren, vielleicht verlieben sich deshalb so viele Menschen in Italien und die Italiener. Und dennoch - Dikigoros fühlt da immer einen gewissen Zwiespalt, und da dies ein Film ist, der von den Gegensätzen zwischen den USA und Italien handelt, darf er Euch an dieser Stelle gestehen, daß er amerikanische Pizza und Pasta viel lieber ißt als italienische, und daß er Canzonen viel lieber in amerikanischen Arrangements hört als in italienischen, so wie er chinesisches Essen viel lieber in Indien und Hinterindien ißt als in China. Ihr meint, liebe Leser, das sei sicher nur sein subjektiver Spleen, eine Art Geschmacksverirrung, hervor gerufen durch seine frühen Reisen in die USA und nach Indien? Nein, je länger Dikigoros darüber nachdenkt, desto sicherer ist er, daß dem objektive Fakten zugrunde liegen: sowohl das Italienische als auch das Chinesische scheinen sich im Ausland veredelt zu haben - das Galizische übrigens auch, und damit sind wir wieder beim Thema.

Aber wir sind noch nicht fertig mit der Musik, liebe Leser. Ihr verzeiht Dikigoros doch, daß er so lange bei ihr verweilt? Das ist nämlich einer der großen Unterschiede in den Gestaltungsmöglichkeiten zwischen Bühne und Kino: Im Theater kann man mal zwischendurch ein Liedchen trällern lassen, vielleicht auch zwei - viel mehr aber auch nicht. Im Film hingegen kann ständig eine Melodie im Hintergrund spielen, Gefahr, Ängste, Hoffnungen, Freude, überhaupt alle Arten von Gefühlen beschwörend, von ganz subtil angedeutet bis ganz dick aufgetragen. Und nicht zuletzt in der geschickten Wahl der Musikstücke hebt sich der Film "Avanti" von seinem Bühnen-Vorgänger ab. Da wir nun wissen, warum Wilder diesen Titel vorgezogen hat, stellt sich eine neue Frage: Wozu überhaupt noch "La forza del destino"? Egal, was man ansonsten von Verdi halten mag - diese Oper war doch sicher nicht seine stärkste, meint jedenfalls Dikigoros. Andere Leute waren freilich anderer Meinung. Ob Wilder wohl die Memoiren der Henriette von Schirach ("Der Preis der Herrlichkeit") gelesen hat, die 1955 erschienen? Ganz bestimmt, denn Wilder war auf seine Art ein guter Deutscher. (Darunter verstand er das, was wir "Österreicher" nennen - und Baldur von Schirach war Gauleiter von Wien gewesen -; dagegen bezeichnete er Leute aus dem "Altreich", also das, was wir "Deutsche" nennen, bis zuletzt verächtlich als "Preußen" - das muß man wissen, wenn man Wilder-Interviews liest, hört oder sieht.) In diesen Memoiren gibt es ein interessantes Detail: Frau von Schirach behauptet da, daß Hitler privat gerne Klavier spielte, und zwar vorzugsweise Stücke von Richard Wagner - und seine Lieblings-Oper: "La forza del destino" von Verdi. (Auch Stalin spielte privat gerne Klavier; und auch seine Lieblingsoper stammte von Verdi: "Aida". Dagegen waren Churchill und Roosevelt jeder Art von Musik gänzlich abgeneigt - ihre einzigen privaten Vergnügungen waren Zigarren und Alkohol. Böse Menschen haben keine Lieder.) Daraus könnt Ihr schließen, was Ihr wollt, liebe Leser - Dikigoros würde daraus in Bezug auf Wilders Meinung über Italien sehr Biestiges schließen; vielleicht ist das übertrieben; aber versucht ihm bitte nicht zu erzählen, das mit Mussolini und "Avanti" sei alles nur ein Zufall; an solche "Zufälle" glaubt Dikigoros grundsätzlich nicht - und bei Wilder schon gar nicht! Exkurs Ende.

Zurück zur Handlung. Jojo stürmt in die Hotel-Lobby, greift zum Telefon und ruft Wendel per Haustelefon an. Der ist ganz entsetzt ob der Störung; und Carlo bemüht sich redlich, den lästigen Neuankömmling noch etwas aufzuhalten mit der Frage, ob ihm der erfahrene Diplomat einen Rat geben könne hinsichtlich eines Angebots, Direktor des Sheraton-Hotels in Damaskus zu werden. "Bei der momentanen politischen Lage kann ich davon nur abraten," meint Jojo. [Als "Avanti" gedreht wurde, hatte sich in Syrien gerade ein gewisser Assad an die Macht geputscht, und alle Keksperten im Westen rechneten damit, daß der bald wieder gestürzt und dann ein Bürgerkrieg ausbrechen würde. Wer konnte ahnen, daß der sich 30 Jahre lang an der Macht halten würde - länger als irgend ein anderer Machthaber des Nahen Ostens -, bis zu seinem Tode und sogar darüber hinaus (denn es gelang ihm sogar, eine Erb-Dynastie zu errichten)? Niemand, auch Wilder nicht!] "Dann werde ich wohl doch das andere Angebot annehmen." - "Wo wäre das?" - "In New York City." Jojo denkt kurz nach; dann meint er trocken: "Nehmen Sie doch besser Damaskus." Dann betritt er die Suite und begrüßt Wendel Armbruster. "Wir haben uns ja ewig nicht gesehen, seit der Halloween-Party 1967." (In der deutschen Fassung wird daraus ein simpler Kostüm-Ball, denn die Deutschen wußten damals noch nicht, was "Halloween" ist bzw. was die Amerikaner aus Allerheiligen gemacht haben - aber das ist eine andere Geschichte.) - "Richtig, Sie kamen als Batman!" (In der deutschen Fassung wird daraus: "Sie kamen als Pferdeknecht." Das ist zwar die - etwas ungenaue - Übersetzung, die damals noch in deutschen Wörterbüchern für "batman" stand - tatsächlich ist der "batman" so eine Art Stallbursche für Kavallerie-Offiziere -; aber daß Wilder glaubte, die deutschen Zuschauer kennten nicht die Comic-Figur "Batman" - den es immerhin schon seit 1939 gab, also nicht viel weniger lange als Mickey Mouse oder Donald Duck - ist schon traurig.) Jojo blickt sich verwundert um: Wendel hat Pamela notdürftig als Maniküre verkleidet (mit seinem Pyjama-Hemd, das ihr knapp bis zum Hintern reicht - wenn sie sich nicht gerade auf die Zehenspitzen stellt, eine Szene, die in der deutschen Fassung weg geschnitten wurde - und einer Vorhang-Kordel), die er Jojo als "Signorina Tromboncino" vorstellt. Wiewohl das Jojo schon etwas merkwürdig vorkommt ("wenn ich nicht wüßte, wie altmodisch und prüde Sie sind, Wendel, und wenn diese Biene da nicht mindestens 20 Pfund zuviel auf den Rippen hätte, würde ich jetzt glauben..."), läßt er sich am Ende glücklich täuschen. Nicht so von Wendels Hinweis, daß Rückreise und Beerdigung wegen der noch immer fehlenden Export-Lizenz um ein paar Tage verschoben werden müssen. "Sie müssen gar nichts verschieben - Batman ist da!" (Spätestens an dieser Stelle wird die deutsche Fassung: "Der Pferdeknecht macht das schon" lächerlich.) Und er entwickelt auch gleich seinen Plan, wie das gehen soll: "Wir ernennen Ihren Vater posthum zum Handels-Attaché, dann braucht er keine Export-Lizenz, sondern reist als versiegeltes Diplomaten-Gepäck, d.h. ungeöffnet und unkontrolliert. Auf zur Leichenhalle!" - "Die macht erst um 16 Uhr auf, es ist noch Mittagspause." Während Blodgett auf die Toilette geht, schaltet Wendel blitzschnell: "Carlucci, was ist eigentlich mit Brunos Leiche geschehen?" - "Gar nichts, sie liegt in der Leichenhalle herum; es gibt keine Angehörigen, niemand will sie haben." - "Gilt Ihr Angebot mit der Grabstätte Ihrer Familie noch?" - "Meine Vorfahren würden sich im Grabe herum drehen, wenn Bruno..." - "Ich meine nicht Bruno." - "Sie meinen jemand anderen?" - "Richtig." - "Sie meinen vielleicht sogar zwei jemand andere?" - "Richtig." - "Mr. Armbruster, für meine Vorfahren und mich wäre es eine große Ehre..." Blodgett kommt zurück, regt sich über den halben Hering auf, der im Bad herum liegt (er weiß natürlich nicht, daß das ein Symbol für die von ihm mitten drin gestörte und deshalb nur halb konsumierte Bettszene ist, deshalb nennt er ihn auch nicht "kipper", sondern "herring") und ergeht sich nun ebenfalls in Ausführungen über diese Dritte-Welt-Länder, in die Millionen Entwicklungshilfe gepumpt werden, die nicht mal ihre Toiletten sauber halten können und kein Englisch sprechen: "Ich habe ja nichts dagegen, daß Ausländer eine Fremdsprache sprechen, aber könnten die sich nicht mal auf eine Fremdsprache einigen? Und was machen wir bloß bis 16 Uhr?" - "Erzählen Sie ihm doch von den Moorbädern," sagt Wendel. Carlo beginnt, die Krankheiten aufzuzählen, die deren Besuch heilen soll, von Gicht bis Magenübersäuerung; aber Blodgett ist sichtlich unbeeindruckt, bis Carlo hinzufügt: "... und Potenzprobleme." - "Ach, tatsächlich? Da fällt mir ein, daß ich manchmal an einer leichten Magenübersäuerung leide..." Den sind sie für die nächsten Stunden los; und unterdessen organisiert Carlo die Blitzbeerdigung von "Wendel und Kate Carlucci" auf dem örtlichen Friedhof in der Grabstätte seiner Familie. Das Hotel-Orchester macht die Musik, und die Grabarbeiten übernehmen... die Gebrüder Trotta! Carlo ist ganz gerührt von Wendels Gesinnungswandel und verspricht, daß er jeden Sonntag frische Tromboncini auf die Grabstätte legen werde.

Exkurs für kritische Leser. "Wie, was, woher?" wird da womöglich der botanisch, filologisch und literarisch gebildete Leser fragen, "woher will Carlucci die denn nehmen?" Daß Pamela am ersten Tag welche dabei hatte, mag noch angehen - vielleicht hat sie die ja zufällig aus England mit gebracht. Aber erstens wachsen in Italien gar keine Osterglocken - die müssen importiert werden. Zweitens nennen die Italiener die gar nicht "Tromboncini", sondern - wie die meisten anderen Völker auch - "Narcisi [Narzissen]". Und drittens tun sie das nach einer griechischen Sage, in der ein gewisser Narkíssos in diese Blume verwandelt wurde [ursprünglich von Nemesis, der Vollstreckerin des "Neides der Götter", später von Afrodíti, der gekränkten Göttin der Liebe - Narkíssos hatte die Liebe einer Nymfe verschmäht - und bei den Römern von Cupido, dem mit den Liebes-Pfeilen]. War das nicht als Strafe für seine Eitelkeit gedacht (deren Symbol er den alten Griechen war und den meisten Völkern bis heute ist)? Wie soll das ausgerechnet zu Pamela Piggot passen? Dikigoros will versuchen, diese berechtigten Fragen der Reihe nach zu beantworten: Es stimmt, daß in Italien keine Osterglocken wachsen. Aber erstens ist der Film eine späte Hommage Wilders an "Der Heilige Berg" von und mit Leni Riefenstahl, in dem es um nichts anderes ging als um diese Blumen (aber das wußte natürlich nach fast einem halben Jahrhundert niemand mehr, nichtmal in Deutschland, geschweige denn in den USA), und zweitens ist Carlucci im Film ja geradezu die personifizierte Kunst der Improvisation, der Gabe, Unmögliches möglich zu machen (eine Eigenschaft, welche die Italiener - wie alle Völker, deren Stärke die Organisation nicht eben ist - zwangsläufig haben). Es stimmt auch, daß kein Italiener Osterglocken als "Tromboncini" bezeichnet. [Ein paar italienische Ärzte und Farmazeuten mögen wissen, daß es eine seltene Lilienart gibt, die Fachleute so nennen und aus der sie irgendein Medikament gewinnen.] Aber auch das ist eine späte Hommage Wilders - an einen italienischen Komponisten namens Tromboncino, der im Zeitalter der Entdeckungen lebte und nach dem eine Orgelpfeifenart benannt ist, eben die "tromboncini [kleine Trompeten]".

Und die dritte Frage? Deren Beantwortung muß Dikigoros einen eigenen Absatz widmen. Erstens fragt er zurück: Ist denn niemandem aufgefallen, daß Pamela Piggot bei aller Unscheinbarkeit, mit der Taylor sie gezeichnet hatte, bei Wilder durch und durch eitel ist? Nur eitle Frauen machen so viel Aufhebens wie sie um ein paar Pfunde mehr oder weniger. (Sie wiegt 133 englische Pfund, das sind knapp 60 kg. Im Ernst, liebe Leser, ist das zu viel für eine gut gebaute Frau? Wenn sie zwei Steine abnähme wäre sie so dünn wie Frau Dikigoros, und das muß ja auch nicht sein!) Sie beschäftigt einen Psychiater, betreibt Selbst-Hypnose, um Diät zu halten, und legt sich jeden Nachmittag schlafen, damit sie nicht in Versuchung gerät, etwas zu essen - wer schläft, sündigt nicht! Zum ersten Abendessen mit Wendel zwängt sie sich in ein Kleid ihrer Mutter, das ihr eigentlich viel zu eng ist, und wenn sie Wendel nach der mißverstandenen Umquartierung in seine Suite vorwirft, eitel [self-conceited - Dikigoros hat das oben mit "von sich selber eingenommen" übersetzt] zu sein, fällt das nur auf sie selber zurück: Nicht Wendel war so eitel zu glauben, sie würde ohne weiteres auf dieses vermeintliche "Arrangement" eingehen (obwohl er damit Recht gehabt hätte!), sondern sie selber war so eitel zu glauben, daß er dieses "Arrangement" zum Zwecke eines amoureusen Abenteuers veranlaßt hätte - und damit lag sie vollkommen falsch! Zweitens gelten die Narzissen in Italien nicht lediglich als Symbole der Eitelkeit, sondern auch als Symbole der inneren Werte; und da Pamela ja wirklich herzensgut ist, paßt der Name "Signora Tromboncino" nur zu gut auf sie. Und drittens sind Narzissen in der jüdischen Mythologie (Wilder als galizischer Jude mußte das wissen) die Blumen des Paradieses, die man Toten aufs Grab legt. Es ist ein Treppenwitz der an Treppenwitzen nicht eben armen Geschichte der deutsch-jüdischen Mißverständnisse, daß die Deutschen diese Blumen ausgerechnet "Osterglocken" nennen; denn Ostern ist ja ursprünglich das ["Paschah"-]Fest, an dem die Juden stolz ihres Massenmordes an den erstgeborenen Kindern der Ägypter gedenken - denen sie bestimmt nicht das Paradies wünschten (aber das ist eine andere Geschichte) -, während die Christen doch eigentlich zu Ostern nicht an den Tod denken sollten, sondern im Gegenteil an Jesu ("Wieder"-)Auferstehung! [Mit der "Wieder"-Auferstehung ist es wie mit der "Wieder"-Vereinigung von BRD und DDR - oder war er vorher schon einmal vom Tode auferstanden?] Ihr seht, liebe Leser, es gibt in diesem Film viel zu entdecken, wenn man etwas tiefer bohrt, mehr als wohl die meisten Zuschauer entdeckt hätten, wenn sie selber nach Amerika, England, Italien oder Israel gereist wären. Exkurs Ende.

Und die Moral? Ach, liebe Leser, das ist so ein netter Film mit so einer hübschen, beschwingten Musik (italienische Musik hat - selbst in Moll, wenn sie in allen anderen Ländern irgendwie traurig klingt - so etwas Heiteres, das Dikigoros an dieser Stelle noch kurz erwähnen will, obwohl er darüber an anderer Stelle mehr geschrieben hat), da kann man ausnahmsweise mal auf eine Moral verzichten... Es ist gewissermaßen "Romeo and Juliet" mit Happy-end - war es wirklich ein Zufall, daß Wilder die weibliche Hauptrolle mit der ansonsten völlig unbekannten Juliet Mills besetzt hat? Daß Jack Lemmon nicht sein Wunsch-Kandidat für die männliche Hauptrolle war, ist allgemein bekannt - wer weiß, welcher Romeo ihm da ursprünglich vorgeschwebt hatte? Dikigoros traut Wilder alles zu... [Nachtrag. Nein, diese Frage kann man wahrscheinlich ganz banal beantworten: In der Theateraufführung in New York hatte Hayley Mills die weibliche Hauptrolle gespielt; aber als Avanti gedreht wurde, stand sie anderweitig unter Vertrag und erhielt keine Freigabe; also nahm Wilder einfach ihre Schwester.] Schlußszene. Auf dem Flugplätzchen von Ischia hat Blodgett den Bürgermeister, zwei weitere Honoratioren, zwei Carabinieri in Operetten-Uniform (s.o.) und seine eigenen Piloten aufmarschieren und antreten lassen; als Carlo, Pamela, Wendel und die Leiche im Sarg endlich ankommen, ernennt er letztere in einer Zeremonie, die an Lächerlichkeit kaum zu überbieten ist (und typisch amerikanisch sein soll) zum Handels-Attaché und läßt sie im Hubschrauber verstauen. "Armer Bruno," raunt Pamela (für alle Zuschauer, die immer noch nicht gemerkt haben sollten, was da gespielt wird) Wendel zu. "Wieso? Es war doch sein sehnlichster Traum, nach Amerika zurück zu kehren. Auf Wiedersehen, Miss Piggot." - "Arbeiten Sie nicht zu viel." - "Das schlimmste, was mir dabei zustoßen könnte, wäre ein Rückenleiden, das ich auf Ischia auskurieren müßte. Und wenn wir uns dabei zufällig über den Weg laufen sollten..." Carlo schaltet sofort: "Die Suite steht für Sie bereit, wie jeden Sommer." Pamela strahlt: "Ich verspreche Ihnen, bis nächstes Jahr bin ich sooo dünn." - "Miss Piggot, wenn Sie auch nur ein einziges Pfund abnehmen, ist alles aus zwischen uns." - "Wendel, wo bleiben Sie denn?" zerstört Blodgett den Zauber der Abschieds-Szene - und hier verpaßt Wilder ein nettes Wortspiel zum Schluß, denn er läßt Jojo brüllen: "Andiamo [gehen wir, let's go]!" Es wäre doch so ein schöner Treppenwitz gewesen, hätte er den Film mit dem Wort beschlossen: "Avanti!"

[Narzissen]

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