Glanz und Elend des deutschen Films

Glanz und Elend des deutschen Films

von Jan Molitor (DIE ZEIT, Mai 1949)

(Links und Anmerkungen: Nikolas Dikigoros)

Steuererleichterungen und Prädikate

Nicht nur nach der Zukunft des Spielfilms („Die Zeit“ vom 14. und 21. April) haben wir gefragt, sondern auch („Die Zeit“ vom 28. April) nach den Aussichten des Kultur- und Dokumentarfilms. Und wir meinen, man sollte den Spielfilm möglichst von der Bürde entlasten, die ihm durch das Motto „Re-education“ auferlegt wurde. Man sollte den Spielfilm entweder im freien Raum der Kunst oder dem einer unbeschwerten Unterhaltung ansiedeln. Zu Zwecken der „Umerziehung“ oder besser der Aufklärung aber soll uns der Dokumentarfilm gelegen kommen. Will sagen: dem objektiven tendenzlosen Filmbericht, der uns das Bild der Wirklichkeit im Ausland, vor allem aber in Deutschland einfängt, möchten wir eine hohe Bedeutung zusprechen. Wir Menschen heutiger Zivilisation sind ja immer in Gefahr, egozentrisch dahinzuleben, ohne von anderen zu wissen, die ein anderes Schicksal tragen. Hier könnte der Dokumentarfilm helfen, daß wir näher zusammenkämen und einander verstehen lernten. Wie der Kulturfilm älteren Stils – dessen Tradition in Deutschland nicht abreißen darf – das Wissenswerte oder das Schöne zeigt, so sollte der Dokumentarfilm uns das Leben zeigen. Je mehr er sich dabei um Ehrlichkeit und ungeschminkte Wahrheit bemüht, je sorgsamer er jegliche Propaganda meldet, desto größere menschliche Wirkung wird er tun.

Der Kinobesitzer sagt: „Was soll ich armer Teufel machen? Ich weiß: die Leute wollen Beiprogrammfilme sehen. Aber was tun, wenn der Spielfilm des Programms, der Hauptfilm, zu lang ist? (Er ist heute meistens zu lang: das haben die englischen Filme angefangen.) Die Leute sind gewöhnt, daß die Anfangszeiten der Vorführungen zwei Stunden auseinanderliegen. Eine Viertelstunde dauert’s, das Publikum raus- und reinzulassen. Eine halbe Stunde sollte das Beiprogramm füllen, eine Stunde und fünfzehn Minuten der Hauptfilm. Aber wenn der Hauptfilm zu lang ist, wird, da man auf die „Wochenschau‘ nicht verzichten kann, der Beifilm gestrichen. Wie sollte man’s anders machen?“

Nun, man könnte die Anfangszeiten ändern, man könnte eine Vorstellung weniger ansetzen, das wäre denkbar. Man müßte obendrein zu einer Praxis zurückkehren, wie sie früher üblich war: Die Vorführung wertvoller Kultur- und Dokumentarfilme müßte gewisse Steuererleichterungen mit sich bringen; das wäre ein Anreiz für die Kinobesitzer, die Dokumentarfilmrollen nicht in ihren Kassetten schlafen zu lassen.

Steuererleichterungen... Das ominöse Wort ist kaum gefallen, als die Gesprächspartner – ein Produzent, ein Verleiher, ein Lichtspieltheaterbesitzer – sogleich darin übereinstimmen, daß die Chefs der elf westdeutschen Länder „ihrem Herzen einen Stoß geben sollten.“ Folgender Vorschlag: Wie, wenn man die „Prädikate“ wieder einführte? Die „Prädikate“, die im „Dritten Reich“ soviel von sich reden machten, entstammen der Idee nach ja aus der Zeit vorher. Das Propagandaministerium bösen Angedenkens hatte nur Begriffe wie „staatspolitisch wertvoll“ hinzugefügt und laut betont. Und dieses Merkwort freilich soll heute nicht wiederholt werden.

„Wie wäre es mit der Bezeichnung ,ethisch wertvoll‘?“ meint der Produzent. (Oder mit "umerzieherisch wertvoll"? Anm. Dikigoros) Vorsicht! Wer will hier Richter sein? Man sollte die Wertungsskala für die Spielfilme auf das künstlerische Maß beschränken. Man sollte die Vorführung des künstlerisch wertvollen Films „steuerbegünstigen“. Alsdann trügen die Unterhaltungsfilme, die „sowieso ihr Geld bringen“, mit das Risiko des künstlerisch anspruchsvollen Films, dessen Schöpfer es leichter hätten, sogar ein Experiment zu wagen. Steuererleichterung oder nicht“, meint der Produzent. „Auf jeden Fall war es höchste Zeit, daß sich die Kultusminister der Länder um den Film kümmerten. Der künstlerische Film braucht Förderung, und sei es zunächst nur die geistige.“

Freiwillige Selbstkontrolle - Institut für Filmkunde

In der Nähe von Wiesbaden liegt am Rhein das Biebricher Schloß. Einst hat Richard Wagner dort komponierend gesessen. Heute sieht der stattliche Bau stark ramponiert aus. Die einzige Bombe, die einen Seitenflügel ankratzte, hat so viel Schaden nicht angerichtet. Besatzungstruppen waren in den bis dahin heilen Räumen einquartiert, danach DP's –: das ist dem Gebäude sehr schlecht bekommen. Kahle, schmutzige Wände, Eingänge ohne Türen, Zimmer ohne Fußböden. Dies Haus hat die Stadt Wiesbaden den Filmleuten zur Verfügung gestellt; seither beginnen die leeren Säle wieder Gestalt und Form anzunehmen. Und in diesen Räumen soll die „Selbstkontrolle“ des Films tagen. Zwei Ausschüsse sind vorgesehen: ein Hauptausschuß, der aus fünfzehn Mitgliedern, und ein Arbeitsausschuß, der aus sechs Mitgliedern besteht. „Der Film ist mündig geworden“, so hat Curt Oertel, der Meister der Kamera, dessen vor Jahren gedrehter „Michelangelo“-Film just in diesen Osterfeiertagen einem Wiesbadener Kinobesitzer noch einmal volle Häuser bescherte, kürzlich auf einer Tagung in Bad Reichenhall gesagt, auf der sich Produzenten und Filmtheaterinhaber auf Einladung der Filmverleiher trafen. „Wir gemeinsam bestimmen die Plattform, auf welcher der Film leben wird.“

„Freiwillige Selbstkontrolle“ aber bedeutet, daß ein Gremium von Filmfachleuten und Kulturbeauftragten –, als da sind die Vertreter der Kultusministerien und der drei Kirchen (der katholischen, der evangelischen Kirche und der jüdischen Gemeinden) – über die Filme nicht nur deutscher, sondern auch ausländischer Produktion, soweit sie in Deutschland vorgeführt werden sollen, zu Rate sitzt. Es war zu erwarten, daß Stimmen aus dem Ausland sich erheben würden, woher die Deutschen sich eigentlich das Recht nähmen, über ausländische Filme zu Gericht zu sitzen. (Solch eine Stimme kam diesmal aus Frankreich.) Ja, woher dies Recht? Daher, daß – nach Curt Oertels Ausspruch – der Film auch in Deutschland eine Kulturmacht ersten Ranges ist, eine Kulturmacht und endlich mündig.

Diesem Rat der „Selbstkontrolle“ – der auf dem Gebiet des Films tatsächlich etwas wie eine trizonale Einigung hergestellt hat – wird ein „Institut für Filmkunde“ angeschlossen, das Hanns Wilhelm Lavies, einst Mitarbeiter der „Ufa-Lehrschau“, leiten wird. Der stand gerade zwischen Bücherregalen, Bücherkisten, Bücherbergen und erklärte den Sinn seiner Arbeit: „Wir sammeln die Fachliteratur, bauen eine Filmstatistik auf, wie dies früher das Amt für Konjunkturforschung getan hat, halten Verbindungen zu den Universitäten, sammeln Vorlagen und Dissertationen über Filmrecht und die wirtschaftlichen Bedingungen des Films.“ Und wie wichtig es in der Tat ist, eine zentrale Stelle zu haben, die alle möglichen Auskünfte geben kann, möge folgender Fall beweisen: Es besteht mehr als Verdacht, daß sowohl der Titel als auch der Stoff von Paul Verhoevens soeben aufgeführten Film „Du bist nicht allein“ nicht von dem im „Vorspann“ genannten Drehbuchschöpfer, sondern von dem Filmautor Helmut Brandis stammt, dem Inhaber der „Phönix-Film-Gesellschaft“, Berlin. Dieser hat nun durch seinen Münchner Rechtsanwalt Dr. Hess Arrestbefehl und Pfändungsbeschluß in Höhe von zunächst 50 000 D-Mark gegen Paul Verhoeven und seine „Verhoeven Filmproduktion G.m.b.H.“ erwirkt. Und weiterhin droht Brandis an, Verhoeven werde sich strafrechtlich noch zu verantworten haben... Ist es aber bei einem Mann vom Range Verhoevens anzunehmen, daß er voller Absicht einen fremden Stoff gestohlen hat? Viel eher ist glaubhaft, daß er auf irgendeinen Mann hereingefallen ist. der es mit dem Autorenrecht in Deutschland nicht ernst nahm. Ein bekannter Filmautor, dem schon große Stoffe gelungen sind, sagte dazu: „Früher haben die ‚Ufa‘, die ‚Tobis‘, die ,Bavaria‘ so manches Exposé, manches Drehbuch, in Auftrag gegeben und bezahlt, das zunächst in der Versenkung verschwand. Wer weiß, was davon noch auftauchen wird und unter welchem Namen [...] Es müßte eine Stelle geben, die einem Produzenten in Zweifelsfällen Auskunft gibt.“ – Nun, das „Institut für Filmkunde“ mag dazu eines Tages in der Lage sein.

„Selbstkontrolle“, „Institut für Filmkunde“, „Verband der Filmverleiher“, „Arbeitsgemeinschaft der Filmproduzenten“ – diese und ähnliche Titel sind ausgerechnet in Wiesbaden zu finden. Hier sitzt einer der maßgeblichen Filmverleiher, vielleicht der maßgeblichste überhaupt: Schorcht, der nicht nur Geschäftsmann, sondern gottlob ein Idealist und bereit ist, seinen Einfluß nicht nur für kassensichere Erfolgsfilme, sondern auch für Experimente einzusetzen. Hier, im amerikanisch besetzten Wiesbaden, sitzt sogar der Syndikus der Filmproduzenten aus der französischen Zone. Was ist denn los in Wiesbaden, der Badestadt, der man einst nachsagte, es hätte ihr noch stets an Initiative gefehlt? (Man sagt dies gern von allen Badestädten, da nichts leichter und bequemer zu sein scheint, als von Kurgästen zu leben.)

Konkkurrenz der Filmstädte

Wir haben am Anfang dieser Untersuchung („Die Zeit“ vom 14. April) die Frage nach den künftigen westdeutschen Produktionszentren gestellt. Ohne Zweifel hat Wiesbaden alle Chancen, ein Filmzentrum ersten Ranges zu werden. Den Ehrgeiz freilich haben viele Städte, ob groß, ob klein: Bei Remagen gibt es ein Atelier, das zunächst für Synchronisationen französischer Filme diente; in Tenninge, nahe bei Freiburg, ist eine ehemalige Fabrik für Tuben in ein Filmstudio umgewandelt worden, in Kassel plant man ein Filmgelände, in Göttingen hat man Ateliers errichtet, die nichts zu wünschen übriglassen. Aber was in Göttingen gelang, wird in anderen Städten von ähnlicher Ländlichkeit nicht möglich sein. Göttingen – so hat Curt Oertel sich geäußert, der in Wiesbaden sitzt – sei eine ideale Arbeitsstätte für Filmbesessene, die in gewisser Abgeschiedenheit ein Kunstwerk verwirklichen oder ein Experiment wagen wollen. (Und wirklich hat den Gründern des Ateliers so etwas vorgeschwebt.) Aber schwerlich würde das Göttinger Atelier mit seiner zwar tadellosen, aber relativ kleinen Kopieranstalt genügend Kapazität aufbringen können, um so leistungsfähig zu sein, wie dies der deutsche Bedarf an Filmen schon quantitativ verlange. Von München abgesehen, stehen drei Städte in ernsthafter Konkurrenz: Wiesbaden, Düsseldorf und Hamburg. Eine Stadt wird das „Rennen machen“, und zwar diejenige, die am meisten Initiative und – Glück entfaltet.

Es war ein Glück für Wiesbaden (und es war das Ergebnis einer vernünftigen Förderung durch die amerikanische Besatzungsbehörde), daß der einst führenden Kopierfirma „Afifa“, früher im Verband der „Ufa“, eröffnet wurde, sie könne wieder über ihr Kapital verfügen. Die „Afifa“ – da sie schließlich auch nur Kopien von Filmen herstellen kann, die vorher gedreht wurden – bemühte sich um Ateliers, die sie den Produktionsfirmen zur Verfügung stellen könnte. Die Stadt Wiesbaden begriff ihre Chance, und gab eine Reithalle in der Nähe des Neroberges frei, war fernerhin großzügig in der Bewilligung von Baumaterial und großzügig auch gegenüber den Anträgen erfahrener Filmleute, die um Zuzugserlaubnis nachsuchten. Die „Comedia“-Filmgesellschaft, von Alf Teichs und Heinz Rühmann geleitet –, zwei alten „Filmhasen“ –, beschloß, ihren „Schwerpunkt“ von München, wo sie bisher gearbeitet, nach Wiesbaden zu verlegen. Sie fand ein geräumiges Studio, rundum ein Gelände, das sich fast beliebig weit ausbauen läßt, und wird in der ersten Maihälfte mit einem neuen Film „ins Atelier gehen.“ (Bald darauf ging sie in Konkurs, Anm. Dikigoros)

„Was spricht für Wiesbaden als zukünftige Filmstadt?“ Diese Frage beantwortete ein prominenter Mann, der sich vor Jahren vergeblich um Hamburg bemühte, so: „Es ist nicht nur, weil hier die Fachverbände des Films ihren Sitz aufgeschlagen haben; das wäre das wenigste. Daß die ,Selbstkontrolle‘ in Wiesbaden sitzt, wird sich schon eher günstig auswirken. Daß neben dem Filmverleiher Schorcht auch die ‚Ifa‘, der französische Filmverleih, ein Hauptbüro hier aufgeschlagen hat, ist wichtig. Sehr wichtig ist, zu wissen, daß die ‚Afifa“ hier arbeitet: sie wird nach ihren alten Erfahrungen bald in der Lage sein, einen großen Teil des Bedarfs an Filmkopien zu decken. (Früher, als der Filmindustrie ganz Deutschland und große Teile des Auslandes als Absatzbereich zur Verfügung standen, brachten die deutschen Kopieranstalten es jährlich auf 30 000 Kopien; künftig wird man bei einer jährlichen Produktion von 40 oder 50 Filmen zufrieden sein müssen, wenn 3000 Kopien lieferbar sind.) Ob sich die Tatsache günstig auswirken wird, daß sich in Wiesbaden die 'Meteor’-Filmgesellschaft niedergelassen hat, eine Firma mit französischer Lizenz, bleibt abzuwarten. Es heißt immerhin, diese Firma werde mit Bertram, dem Chef der ‚Atlantis‘, die in Baden-Baden ihren ersten Film vollendet hat, eine Gemeinschaftsarbeit drehen. Bedeutsamer sind die Pläne der ‚Comedia‘ –: sie will allein im Laufe dieses Jahres vier Filme in Wiesbaden fertigstellen. Aber das alles ist nicht so wichtig wie die Tatsache, daß in Wiesbaden eine Verbindung zwischen Filmproduktion und Filmindustrie zustande zu kommen scheint. Kräftekonzentration! Ferner: Frankfurt, Mainz und die kleineren Theaterstädte wie Gießen und Darmstadt liegen nahe –: die liefern Darsteller, so viel man braucht. Und das Wichtigste: Wiesbaden hat jenes Gewisse, das man ‚Flair‘ oder ‚Spirit‘ nennt. Es liegt eine Stimmung in der Luft, die der eigentümlichen Atmosphäre des Films günstig ist: etwas Spielerisches, Unvoreingenommenes, Lässiges. Dies ist gerade das, was Hamburg fehlt... (Doch dies mag er sagen, weil er „eine Wut auf Hamburg“ hat, auf die Stadt, die den Filmleuten damals, als sie sich von Berlin aus dorthin wandten, „die kalte Schulter zeigte.“)

„Aber trifft dies, was sie das Wichtigste nennen, nicht auch auf Düsseldorf zu: die leichte und doch intensive, kunstfreudige Atmosphäre, die Möglichkeit, Filmindustrie und Filmproduktion in guter Nachbarschaft anzusiedeln, das große Hirtenkind der Filmkonsumenten (denn ist das Ruhrgebiet etwas anderes als eine geschlossene Stadt vieler Millionen?) und schließlich die Darsteller eines Theaterbereichs, der von Köln bis Bochum und Hamm reicht?“ Richtig! Das trifft auf Düsseldorf genau so zu. Wie aber, wenn Wiesbaden sozusagen in aller Heimlichkeit die Dinge weitergetrieben hat? Wie, wenn Wiesbaden einfach schneller war? Düsseldorf, die Hauptstadt des Landes Nordrhein-Westfalen, und Hamburg haben eines gemeinsam: sie sind die Großstädte in Westdeutschland, deren intensives Leben und Treiben und Schaffen sich am ehesten dem Begriff des Weltstädtischen nähern. Das wäre für das Filmgeschäft ebenso günstig wie für die Filmproduktion. Als „Gute Stube“ des Industriegebiets, in dem die Kinotheater die bevorzugten Stätten der Entspannung sind, reicht Düsseldorfs Einfluß weit. Erinnert man sich ferner daran, daß Hugenberg‚ als er seinerzeit die „Ufa“ sanierte, auf die Hilfe der rheinischen Großindustriellen rechnen konnte, so kann man sich vorstellen, daß auch heute die Filmmäzene vielleicht in und um Düsseldorf zu finden sein mögen. Hugenberg allerdings war kein Förderer des Films von ausschließlich künstlerischem Interesse; ihm war es vor allem darum zu tun, ein Instrument zur-Meinungsbildung in die Hand zu bekommen, auf dem er den Massen aufspielen konnte. Warum aber sollten sich heute nicht Männer zusammenfinden, denen es um die Sache des Films zu tun ist? Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Arnold, hat betont, daß er die Pläne einer Ansiedlung des Filmschaffens in Düsseldorf fördern werde. Dasselbe hat Brauer, der Bürgermeister der Hansestadt, für Hamburg ausgesprochen. In Düsseldorf gibt es bereits einen „Klub der Filmwirtschaft“; Düsseldorf ist heute schon ein „Stützpunkt“ des Filmverleihs. Es ist der Produktion stets gut bekommen, wenn die Filme dort hergestellt wurden, wo die Kinotheater die meisten Besucher haben. So war es in Berlin. Je näher die Produzenten beim Verbraucher sitzen, desto mehr „Flair“ haben sie natürlicherweise für die oft unausgesprochenen Wünsche des Publikums, desto mehr haben sie jenes „Voraktualitätsgefühl“, das die Entwicklung der Dinge vorausahnt. Es zählt wenig, daß in einem Bunker des Städtchens Benrath bei Düsseldorf tatsächlich etwas wie ein Atelier entstanden ist, in dem die „Euphono“ einen Kriminalfilm mit Lotte Koch, Camilla Horn, Hermann Speelmans und Paul Henckels dreht. Immerhin, es ist ein Anfang ebenso wie eine Behelfslösung. Aber über die Notlösungen (in Hamburg hat man anfangs in dörflichen Gasthaussälen gedreht) sollten wir hinaus sein. Düsseldorf und Hamburg stehen vor der gleichen Entscheidung: größere Kapitalien einzusetzen. Beide Städte wären in der Lage dazu. Es fragt sich nun, welche Chancen sie dann hätten, gegenüber der alten Filmstadt München und der jungen Filmstadt Wiesbaden zu bestehen.