Der Hauptmann von Auschwitz - keine Komödie
Götz George als Franz Lang alias Rudolf Höß

Theodor Kotulla: Aus einem deutschen Leben (1977)

[Rudolf Höß - Originalfoto] [Filmplakat]

EIN KAPITEL AUS DIKIGOROS' WEBSEITE
DIE [UN]SCHÖNE WELT DER ILLUSIONEN
(von Filmen, Schauspielern und ihren [Vor-]Bildern)

Über das Dritte Reich im allgemeinen sind viele Filme gedreht worden - besonders amerikanische -, die es entweder pauschal verteufeln oder aber durch einen Zug ins Lächerliche (Prototyp: der dicke, dumme Nazi-Soldat) verharmlosen. Über die Konzentrationslager des Dritten Reiches im besonderen sind gerade in jüngster Zeit einige Filme gedreht worden, die zwar z.T. großen kommerziellen Erfolg gehabt haben, aber die eigentliche Problematik ausklammern, entweder, indem sie das ganze zu einer geschmacklosen Komödie machen, wie der rumänische Zigeuner Radu Mihaileanu in "Zug des Lebens" oder der Italiener Roberto Benigni in "La vita è bella [Das Leben ist schön]", mit dem alternden Horst Buchholz in der Rolle des Lagerarztes Dr. Lessing (Humor ist, wenn man trotzdem lacht), oder indem sie den "bösen Nazis" an sich jeweils einen "guten Nazi" als leuchtende Ausnahme gegenüber stellen; am bekanntesten wurden zum einen der brave Unternehmer Oskar S. aus "Schindler's List[e]" von Steven Spielberg als "Schutzengel der Juden", zum anderen der brave SS-Offizier Kurt Gerstein aus "Amen" von Constantin Costa-Gavras (nach dem Buch "Der Stellvertreter" des deutschen Skandal-Autoren Rolf Hochhuth), der Papst Pius XII die Nachricht von den Vernichtungslagern zuspielen wollte, damit der etwas dagegen täte. Warum haben diese Filme, obwohl sie doch zu Kassenknüllern wurden, weder unser Bild von den historischen Persönlichkeiten geprägt noch von den damaligen Ereignissen? Der letztere Teil der Frage ist leichter zu beantworten: Die Öffentlichkeit konnte und wollte es vielleicht nicht hinnehmen, daß auch nur ein gutes Haar an nur einem guten Deutschen blieb. Aber was ist mit dem ersteren Teil? Warum hat sich nicht Ulrich Mühe als Dr. Josef Mengele in unser Bewußtsein eingeprägt oder Sebastian Koch als Lagerkommandant Amon Go[e]th (über den Dikigoros an anderer Stelle mehr schreibt)? Liegt das wirklich nur daran, daß der Jude Mühe für den KZ-Arzt eine peinliche Fehlbesetzung war (wie für so viele andere Rollen, die er nicht auf sich zu prägen verstand, vom STERN-Verleger Schulte-Hillen in "Schtonk" bis zum betrügerischen Baulöwen Schneider in "Peanuts - die Bank zahlt alles"), oder daß Koch den Goeth so schlecht spielte?

Dikigoros will Euch hier einen preisgekrönten (mit dem "Bundesfilmpreis 1978" und dem "Filmband in Silber") Film vorstellen, liebe Leser, den die Jüngeren unter Euch vielleicht noch gar nicht (und die Älteren vielleicht nicht mehr) kennen, von dem er selber, als er ihn zum ersten Mal - und ohne sein heutiges Hintergrundwissen - sah, sehr beeindruckt war, nicht nur, weil er filmtechnisch völlig aus dem Rahmen fiel (er verzichtet auf jegliche Hintergrundmusik und arbeitet mit Zwischentiteln, wie in der Stummfilmzeit), sondern weil er auch inhaltlich "objektiv" zu sein schien: "Aus einem deutschen Leben" von Theodor Kotulla, gedreht ein Vierteljahrhundert nach Entstehung der Vorlage, dem Roman "La mort est mon métier [Der Tod ist mein Metier]" des Franzosen Robert Merle (ein Deutscher wäre 1952 von den Alliierten an die Wand gestellt worden, wenn er gewagt hätte, so etwas zu schreiben), die Geschichte vom braven Soldaten Franz Lang. Der kämpft tapfer im Ersten Weltkrieg, zu dem er sich schon als Jugendlicher freiwillig gemeldet hat, und bringt es bis zum Unteroffizier. Wieder heim im Reich (nein, nicht im Frieden - "der Kampf geht weiter", sagt ihm ein Kamerad), müht er sich als Fabrikarbeiter redlich ab, beim Wiederaufbau des geschlagenen Deutschlands mit zu helfen, obwohl er zunehmend hungrig und entkräftet ist. Die anderen Arbeiter, in ihrer Mehrheit arbeitsunwillige oder -unfähige Kommunisten ("Spartakisten") und Sozialisten, sabotieren den Betrieb - und damit den Wiederaufbau - mit ihrem Bummelantentum, und als Lang das nicht mitmachen will, sondern es sogar wagt, sich gegen Anfeindungen zur Wehr zu setzen, werden nicht etwa die Saboteure gekündigt (die mit Streik drohen, wenn er nicht entlassen wird), sondern er, der Gutwillige, ja Übereifrige. [Für diese Einleitung - von der man in Höß' Memoiren nichts liest - hat Kotulla offenbar Anleihen gemacht bei Hans Zöberleins 1945 verbotenem Film "Um das Menschenrecht" von 1934, der die Rolle des Hans Krafft ähnlich darstellt].

Nun gerät Lang in schlechte Gesellschaft: Ein SA-Mann ist der einzige, der sich um ihn kümmert, als er schon drauf und dran ist, Selbstmord zu begehen, und schickt ihn zu den Nazis. Von denen wird Lang in einen Fememord verwickelt, was ihm eine Verurteilung zu zehn Jahren Zuchthaus einbringt. Als er nach fünf Jahren begnadigt wird, findet er Arbeit auf einem ostelbischen Rittergut und heiratet - durch Vermittlung des Gutsherrn, der Oberst a.D. und ebenfalls Nazi ist - eine treudeutsche Frau. Bei besagtem Gutsherrn ist eines Tages der gute Heini Himmler zu Besuch. (Ja, der gute - auch der wird im Film viel zu sympathisch dargestellt, wie ein netter Onkel, etwas oberlehrerhaft, aber sonst gar nicht so übel. Dabei konnte Hans Korte den Fiesling eigentlich viel besser spielen, wie er sechs Jahre zuvor in der Titelrolle von Dürrenmatts "König Johann" unter Beweis gestellt hatte. Mit dieser Einschätzung steht Dikigoros offenbar nicht alleine, denn als Carl-Heinz Caspari acht Jahre später Alfred Andersch' Roman "Der Vater eines Mörders" verfilmte, besetzte er die Rolle von Himmlers Vater - der ja Oberlehrer war - mit... Hans Korte, der dafür sogar den "Deutschen Darstellerpreis" bekommen sollte.) Der ist gerade dabei, die Reiterabteilung der SS aufzubauen, und Franz läßt sich zur Mitarbeit einspannen. Nach der Machtergreifung erinnert sich Himmler an ihn; und da sich Franz ja im Knastleben bestens auskennt, verschafft er ihm einen Job im Konzentrationslager. Er dient sich vom Unterscharführer [Unteroffizier] in Dachau bis zum Sturmbannführer [Major] und Lagerkommandanten in Auschwitz hoch. Leider überspringt der Film diese Jahre - 1934 bis 1941 -, aber er hat eh schon Überlänge, und irgendwo mußte Kotulla halt kürzen. So gewinnt allerdings der Teil jenes "deutschen Lebens" ein starkes Übergewicht, in dem Lang brav und fleißig vor sich hin arbeitet; die sicher weniger sympathischen Jahre seines Aufstiegs im Dritten Reich fallen dagegen unter den Tisch. Lang versteht die Konzentrationslager zunächst als bloße "Erziehungsanstalten" - als seine Frau ihn fragt, ob dort etwa Häftlinge mißhandelt würden, verneint er das im Brustton der Überzeugung: so etwas sei im national-sozialistischen Deutschland undenkbar. Doch als Himmler ihm eröffnet, daß der Führer die "Endlösung der Judenfrage" befohlen habe, ihn persönlich in die Pflicht nimmt, an seine Ehre als Offizier und an seine Vaterlandsliebe appelliert, macht er schließlich doch mit. [Noch einem anderen Juristen muß der Film im allgemeinen und diese Szene im besonderen mächtig imponiert haben: Als Himmler seinen Sturmbannführer fragt, ob er irgendwelche Einwände habe (Lang hatte sich eigentlich an die Front melden wollen, weil ihn seine Tätigkeit als KZ-Kommandant längst ankotzte), setzt Lang eine ganz eigentümliche Miene auf und lügt überzeugend: "Nein, Reichsführer." Schaut Euch diese Szene (nach 1 Stunde 25 Minuten) genau an, liebe Leser: Es ist der gleiche Gesichtsausdruck, mit dem Gerhard Schröder - dem Franz Lang hier wie ein Zwillingsbruder ähnelt - andere Politiker, Journalisten und vor allem Wähler so gekonnt zu belügen gelernt hat. Ein Jahr nach der Erstaufführung von "Aus einem deutschen Leben" sollte er zum Bundesvorsitzenden der Jungsozialisten ("Jusos") gewählt werden, weitere 20 Jahre später zum Bundeskanzler. Man darf die Spätfolgen solcher Filme nicht unterschätzen!]

[Gerhard Schröder - Lügen haben kurze Beine]

Lang erweist sich als besonders guter Organisator und Rationalisierer der Judenvergasungen; u.a. führt er das hoch wirksame "Zyklon B" ("Cyclon B") ein, ein Blausäure-Präparat, auf das er zufällig irgendwo stößt und das eigentlich zur Ungeziefer-Vernichtung vorgesehen war. Er hält das sogar für eine besonders humane und schmerzarme Tötungsart. [Damit lag er durchaus auf der Linie der damals herrschenden Meinung; auch in den USA wurden zum Tode Verurteile vergast, denn die Giftspritze war noch nicht in Mode, und die Technik des elektrischen Stuhls war noch nicht so perfektioniert wie heute; es kam vor, daß ein Todeskandidat nicht gleich tot war, sondern nur schwer verbrannt, und die ganze Prozedur noch einmal wiederholt werden mußte; das galt als viel grausamer denn der - sichere - Tod durch Vergasen.] "Es ist Krieg, und es stehen nicht genügend Nahrungsmittel für alle zur Verfügung," erklärt Lang seiner Frau, als die schließlich doch dahinter kommt, welcher Tätigkeit ihr Mann seine Beförderung zum Obersturmbannführer [Oberstleutnant] verdankt (ein "Kollege" - als arroganter, cynischer "Herrenmensch" mit geschliffenen Manieren die am besten besetzte und gespielte Nebenrolle im Film - war zu Besuch und hat sich verplappert) und ihn zur Rede stellt, "die Leute langsam verhungern zu lassen wäre viel inhumaner." - "Aber du tötest unschuldige Frauen und Kinder! Warum?" Auf diese böse Frage legt sich jeder seine eigene Antwort zurecht. Langs Kollege meinte leichthin: "Die sind so häßlich, schon alleine dafür verdienen sie den Tod." Ja, liebe Leser, wenn es so einfach wäre, alles Häßliche im Leben zu beseitigen, indem man es in die Gaskammer steckt... "Der Ärger ist nur der Gestank beim Verbrennen." Eben, auch der ist häßlich. "Natürlich verbrennen wir die Leichen," sagt Lang, "aus hygienischen Gründen. Denn," käut er brav wieder, was Himmler ihm erzählt hat, "wenn wir die Juden nicht ausrotten, dann werden sie uns ausrotten." - "Das ist doch Unsinn," sagt seine Frau.

Exkurs. Ursprünglich wollte sich Dikigors über dieses unerfreuliche Thema nicht weiter auslassen. Aber nachdem ihm einige seiner Leser - linke ebenso wie rechte - gemailt haben, daß man sich auf einer Seite über Höß und Auschwitz doch wohl nicht vor einer Stellungnahme "drücken" könne, sei es denn. Zunächst die drei Sätze, die in der ursprünglichen Fassung standen: "Natürlich hat Frau Lang Recht: Die polnischen Juden, die in Auschwitz starben, hätten niemanden ausgerottet; die waren nicht Täter, sondern vielmehr Opfer des polnischen Terrors gegen Volksdeutsche und andere Minderheiten - vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg, und das nicht nur in Bromberg und Jedwabne. Aber jenseits des Atlantiks planten die amerikanischen Juden Roosevelt und Morgenthau ganz ernsthaft die Ausrottung der Deutschen - unabhängig vom Holocaust, von dem sie offiziell nichts wußten (und tatsächlich nichts wissen wollten). Das ist halt die Krux mit den Deutschen, den SS-Offizieren, den Juden und all den anderen Verallgemeinerungen." Nun haben die aufmerksameren unter Dikigoros' Lesern gewiß bemerkt, daß er selber auch schon mal verallgemeinert, z.B. bei den Islamisten oder den Sozialisten usw., und daß er den objektiven Wert der so genannten "Vorurteile" an anderer Stelle durchaus zu würdigen weiß. Nun, die Nazis haben sich immer so viel zugute gehalten auf ihre "wissenschaftliche" Rassenkunde. Aber damit ließ sich ihr Anti-Semitismus schwerlich begründen: Zunächst einmal gehören die Semiten genau wie die "Arier" zur weißen Rasse; auch wenn man von mehreren weißen [Unter-]Rassen sprechen wollte (wie es genetisch korrekt wäre, was wir aber erst seit kurzem wissen), dann wäre schwer einzusehen, wo z.B. der "rassische" Unterschied liegen sollte zwischen Juden und Arabern. (Mit den letzteren waren die Nazis gut Freund - hätten sie den Krieg gewonnen, hätten sie vielleicht eines Tages Churchills Spruch vom falschen Schwein zitiert.) Und selbst wenn wir noch eine Stufe weiter hinab steigen würden, zu den Völkern - gibt es denn wirklich das Volk der Juden? Dikigoros hat da ganz erhebliche Zweifel. So wie es unter den "Ariern" (und dem, was die Nazis unter "artverwandt" verstanden) Völker gab, die einander trotz (oder wegen?) ihrer nahen Verwandtschaft spinnefeind waren (und sind), wie die Russen und die Ukrainer, die Tschechen und die Slowaken, die Serben und die Kroaten, die Bayern und die Preußen, so gab es auch bei den Juden zwei Völker, die untereinander Todfeinde waren, nämlich die "Aschkenasim" und die "Sefardim".

Die Aschkenasim waren überwiegend arme, brave Leute, die in Mittel- und Osteuropa lebten, sich offen zu ihrem jüdischen Glauben und zu ihrer Kultur bekannten und dafür durch die Jahrhunderte mancherlei Verfolgungen erlitten, am häufigsten im Jagiellonischen Reich (Polen, Litauen, Ukraine; das Wort "Pogrom" stammt zwar aus dem Russischen, aber in Rußland gab es kaum Juden, bevor das Tsarenreich die vorgenannten Staaten annektierte), am seltensten in Deutschland, und wenn dort, dann fast nie von den Deutschen selber, sondern von französischen und belgischen Kreuzfahrern, die durchs Rheinland zogen, oder von Tschechen in Böhmen und Mähren. Den Slawen (ja, den Slawen - hier darf man einmal guten Gewissens verallgemeinern!) waren diese Juden verhaßt, zumal sie einen [mittelhoch-]deutschen Dialekt sprachen, das Jiddische. Dann gab es ein anderes Volk, verschlagen, verlogen, hinterhältig - wenn es anders gewesen wäre, hätte es nicht überlebt. Das hatte sich aus Juden gebildet, die erst vorgegeben hatten, zum Islam konvertiert zu sein, dann mit den Muslimen nach Spanien gekommen waren und dort, als der Wind sich drehte, vorgaben, zum Christentum konvertiert zu sein; sie nannten sich in einer Verballhornung ihres Gastlandes "Sefardim", und einige von ihnen gelangten auch nach Frankreich und England. Dort hatte man allerdings bald die Nase voll von ihnen; zu Beginn des 14. Jahrhunderts verwies man sie des Landes. (Die französischen Sefardim emigrierten in ihrer Mehrzahl ins - damals noch zum Reich gehörende - Elsaß, wo sie nicht verfolgt wurden; einige zogen auch weiter gen Osten, bis Frankfurt am Main oder sogar bis Berlin.) In Spanien warf man sie Ende des 15. Jahrhunderts hinaus - zusammen mit den Arabern. Von dort gingen die Belmonte (Belmondo, Schönberg) und Delmonte (Delmondo, von Berg), die Deleone (von Löw, später verballhornt zu "Delanoë" - so heißt u.a. der Bürgermeister von Paris, der anno 2006 Armenspeisungen mit Schweinefleisch verbot, weil dies die Juden "diskriminiere" und "beleidige" - seiner Meinung nach müssen Obdachlose entweder koscher essen oder eben hungern!) und Franco (ja, liebe Leser, Ihr glaubt doch nicht etwa, daß es Zufall war, daß ausgerechnet der falangistische Generalísimo Francisco Franco nach gut viereinhalb Jahrhunderten das Vertreibungsdekret von 1492 aufhob?! Eine von ihnen, Abigail Franco, war übrigens die Urgroßmutter von Winston Churchill), die Garcia, Gomes, Henriquez, Lumbrozo, Mendes, S(h)apiro und Seixas in die Niederlande, wo einige von ihnen so blumige Namen annahmen wie Blument[h]al (später "Bloomingdale"), Blumentritt, Blumenwitz[el], [Rosen-]Baum, Rosenberg, Rosenblatt, [Rosen-]Blum (später "Rosenbloom") Rosenfeld (später "Roosevelt"), Rosengarten, Rosenhain, [Rosen-]Heck, Rosenheim, [Rosen-]Kran(t)z, Rosenmann (später "Roseman"), Rosenreich, Rosenstadt, [Rosen-]Stein, Rosenstiel, [Rosen-]t(h)al, Rosenwachs, Rosenwald, Rosenwasser (später "Rosewater" und "Rousseau") oder [Rosen-]Zweig - ohne im übrigen ihre Mundart aufzugeben, das "Ladino" (das ist ein Dialekt irgendwo zwischen dem heutigen Portugiesisch und dem heutigen Spanisch). Und als man auch dort genug von ihnen hatte, gingen sie erst in die - vorübergehend niederländische - Kolonie Pernambuco (in Brasilien), dann nach Neu-Amsterdam, das spätere New York, das sie zur Hauptstadt des internationalen Judentums machten. ["International" als Gegensatz zum nationalen" Judentum der Zionisten, die eine Heimstatt in Palästina suchten - und fanden -, was den ersteren noch immer ein gewaltiger Dorn im Auge ist. New Yorker Vertreter des internationalen Judentums schämten sich nicht, anno 2006 an der anti-israelischen "Holocaust-Konferenz" teilzunehmen, die der Obermullah von Iranistan nach Tähran einberufen hatte, um den Israelis ein Lebensrecht in "Palästina" abzusprechen.] Auf diese Sefardim trafen die Behauptungen der Nazis durchaus zu; es waren die schlimmsten Ausbeuter und Blutsauger, die man sich vorstellen kann. Aber wen beuteten sie denn in erster Linie aus? Richtig, die armen Schweine von Aschkenasim, die in späteren Jahrhunderten nach Amerika einwanderten, bis diesen unerwünschten "Kikes" die Tore verschlossen wurden durch die Nürnberger, pardon Washingtoner Gesetze: den Emergency Quota Act von 1921, den Immigration Act von 1924 und die National Origin Formula von 1929 - aber das ist eine andere Geschichte.

"Tedescos" - Deutsche - wurden diese Ausgebeuteten von ihren sefardischen Ausbeutern verächtlich genannt. (Wer Zweifel hegt an dem abgrundtiefen Haß der letzteren auf die ersteren, der lese das Buch "Der 13. Stamm" des sefardischen Juden Arthur Koestler. Der behauptete, daß die Aschkenasim rassisch gar keine "echten" Juden seien, sondern vielmehr Nachfahren der im Mittelalter zum Judentum konvertierten hunnischen Ķhazaren. Und wohin es führt, diese Theorie - die, wie neuere genetische Forschungen erwiesen haben, völlig unhaltbar ist - weiter auszuspinnen, kann man beispielhaft hier nachlesen. Und wenn es etwa einen Marxisten interessieren sollte, was der sefardische Jude Karl Marx z.B. über die Aschkenasim in Polen dachte und schrieb, kann er es hier nachlesen.) Aber Ihr glaubt doch nicht, liebe Leser, daß auch nur einer der Sefardim in deutschen Konzentrationslagern endete? Natürlich nicht - die wanderten rechtzeitig aus; in den Lagern landeten durch die Bank harmlose Aschkenasim, denen weder in den USA noch sonst irgendwo auf der Welt irgend jemand Asyl gewähren wollte. Unterdessen hatten die, nein, einige Sefardim in den USA die Macht ergriffen und den Zweiten Weltkrieg gegen Deutschland und Japan angezettelt; wohlgemerkt nicht, um ihre so genannten Glaubensbrüder, die Aschkenasim, zu retten - die waren ihnen scheißegal und sollten ihnen erst im Nachhinein zur "moralischen Rechtfertigung" des Krieges dienen -, sondern aus rein wirtschafts- und machtpolitischen Gründen. Daß die Nazis diesen Unterschied nicht sahen, ist unbegreiflich und unverzeihlich. "Cet assassinat ne pouvait ni être excusé, ni pardonné [dieser Mord konnte weder entschuldigt noch verziehen werden]", sagte Charles Maurice Talleyrand (der Goebbels Frankreichs - vom Klumpfuß über den ursprünglichen Wunsch, katholischer Priester zu werden, bis zur Beredsamkeit und zum Ministeramt stimmen alle Parallelen; und hätte Goebbels - der, bevor er in Hitlers Dienste trat, Kommunist gewesen war - nicht 1945 Selbstmord begangen, wäre er unter Adenauer vielleicht auch wieder Minister geworden - einige seiner Mitarbeiter wurden jedenfalls in die Ministerial-Bürokratie der BRD übernommen), der das Kunststück fertig brachte, Außenminister zu sein im Ancien Regime (nach der Restitution des Königtums auch im neuen :-), in der Republik und im Kaiserreich Napoleon Bonapartes (dem Hitler Frankreichs - dem die Franzosen gleichwohl längst alles verziehen haben), als der Korse mit der Ermordung des letzten Herzogs von Enghien, Louis-Antoine de Condé, die "Endlösung der Protestantenfrage" in Angriff nahm. Ihr, liebe Leser, werdet in Euren oberflächlichen Geschichts- und Märchenbüchern ein anderes Zitat zu diesem Ereignis finden, das da lautet: "Ce n'est pas un crime, mais pire, c'est une faute [Das ist kein Verbrechen, sondern schlimmer, das ist ein Fehler]." Aber das stammt nicht von Talleyrand; es war vielmehr die Antwort von Napoleons Justizminister Antoine Boulay (dem Verfasser des so genannten "Code Napoléon", der später "Code civil" genannt wurde und auch als Vorlage für das deutsche "Bürgerliche Gesetzbuch" dienen sollte) auf eine Anfrage aus dem Pariser Parlament. Warum man diesen Satz später Talleyrand und sogar Fouché, dem blutrünstigen Innenminister, zuschrieb, weiß Dikigoros nicht. Cyniker haben ihn nach dem Zweiten Weltkrieg auch auf die Judenpolitik des Dritten Reichs anwenden wollen - das sei der Fehler gewesen, der "Nazi-Deutschland" die Feindschaft des Auslands eingetragen habe. Aber das ist ein Irrtum: Die amerikanischen und britischen Sefardim führten den Krieg gegen Deutschland nicht wegen, sondern trotz der Diskriminierung der Aschkenasim (die in den USA viel schlimmer war als in den meisten Teilen Europas - von ihrem ersten Auftauchen im 18. Jahrhundert bis 1940 fanden vor allem in New York mit unschöner Regelmäßigkeit Pogrome gegen sie statt, die heute wohlweislich tot geschwiegen werden); alle gegenteiligen Behauptungen sind wie gesagt bloßer Vorwand. Fazit: Vergeßt den blöden Satz; es war doch ein Verbrechen; die entscheidenden Fehler, die den Krieg, die Niederlage und den Untergang des Deutschen Reiches herbei führten, lagen ganz woanders - aber das ist eine andere Geschichte.

A propos Cyniker: Unter den Alt- und Neo-Nazis gibt es solche die meinen, daß die Aschkenasim doch nicht ganz die Engel gewesen seien, als die Dikigoros sie hier dargestellt habe. (Hat er wirklich? Es ist ihm nicht bewußt geworden - er hat nur versucht, sachlich zu bleiben.) Vielmehr seien das doch auch nur Schmarotzer, Schieber und Schacherer gewesen, die nie selber etwas produzierten, sondern den armen Bäuerlein und Handwerkern ihre Produkte um einen Hungerlohn abkauften und sie dann mit einem Riesen-Reibach weiter verkloppten, die Kapital zu Wucherzinsen verliehen und ihre "Wirtsvölker" bis aufs Blut aussaugten... Nein, Dikigoros ist der letzte, der dieses Argument leichthin beiseite schieben würde - er will es vielmehr widerlegen. Seht Ihr, liebe Leser, in der Heimat der Aschkenasim, dem so genannten "Ost-Mittel-Europa" (ja ja, Dikigoros gefällt dieser Ausdruck auch nicht sonderlich - aber wem von Euch würde es noch etwas sagen, wenn er hier von Galizien, Wolhynien, Podolien, Podlachien, Polesien oder Sewerien schriebe? Die meisten Mitteleuropäer wußten doch bis 1991 nicht mal, wo Weißruthenien ["Belarus"] und die Ukraïne liegen!), sind die Böden so fett und fruchtbar, daß es selbst den dümmsten und faulsten Bauern ein Leichtes ist, die dicksten Kartoffeln (und Sonnenblumen - aber das ist eine andere Geschichte) zu ernten. Das ist bis heute so - dennoch hat es dort immer wieder Hungersnöte gegeben, und zwar bezeichnender Weise meist dann, wenn gerade mal wieder Pogrome gegen die Juden statt gefunden hatten. Wißt Ihr warum? Weil das Problem dort nicht die Produktion, sondern die Verteilung der Waren ist - etwas, das auch die Sowjet-Union bis zuletzt nicht in den Griff bekommen hat und woran sie letztendlich gescheitert ist. Es genügt nicht, irgend etwas in der Kolchose oder Sowchose zu produzieren, wenn es dann auf den Feldern oder sonstwo liegen bleibt und vergammelt, bevor es zu den Verbrauchern gelangt. Transport und Verteilung dieser Waren ist eine wichtige Dienstleistung, deren Wert kaum hoch genug veranschlagt werden kann - und diese Aufgabe hatten die Juden übernommen. Die wenigsten sind dabei richtig reich geworden, denn bei dem zumal in abgelegeneren Gebieten praktisch nicht vorhandenen Verkehrsnetz war das eine langwierige, mühsame und oft auch gefährliche Tätigkeit - eine einzige verloren gegangene Warenladung konnte den Kaufmann schon an den Rand seiner Existenz bringen. Ja, die Juden waren ein "Tätervolk" - unter lauter Untätigen, die ohne sie oftmals verhungert wären. Auch die Nazis hätten das übrigens erfahren, wenn sie den Krieg gewonnen und all jene Gebiete ihrem "Großgermanischen Reich" einverleibt hätten - aber dann wäre es zu spät gewesen: Wer hätte diese Verteilungsaufgaben im "Reichskommissariat Ostland" oder im "Reichskommissariat Ukraine" denn übernehmen sollen? Etwa die Herren Wehrbauern, die Hitler dort ansiedeln wollte? Oder Russen und andere "HiWis", die im Regelfall so besoffen waren, daß sie sich nichtmal längere Zeit auf dem Kutschbock eines Eselskarren halten konnten, geschweige denn am Steuer eines Lastwagen? [Und diese Verteilungsaufgaben wären in einem Maße angewachsen, wie wir sie uns heute kaum vorstellen können; denn die Deutschen hätten dann ja nicht nur all die Schmarotzer der "Europäischen Union" - die dann halt "Großgermanisches Reich" genannt worden wäre - am Bein gehabt, sondern dazu noch die aus halb Asien!] Exkurs Ende.

Doch mit solchen Feinheiten hält sich Lang ohnehin nicht auf; er zieht sich einfach auf das letzte - und für ihn entscheidende - Argument zurück: "Als Soldat muß ich meinen Befehlen gehorchen, und der Reichsführer hat befohlen, die Juden zu vernichten. Einem Befehl nicht zu gehorchen, ist mir fysisch unmöglich [war "unmöglich" nicht ein Wort, das Himmler - Napoleon Bonaparte zitierend - aus dem deutschen Wortschatz streichen wollte?], das ginge gegen meine Offiziersehre." - "Und das, was du hier tust, geht nicht gegen deine Offiziersehre? Was würdest du denn tun, wenn dir der Reichsführer befehlen würde, deine eigenen Kinder umzubringen?" - "Das ist doch absurd, das würde der Reichsführer mir nie befehlen." (Lang lügt; tatsächlich hatte Himmler ihm anläßlich der Übertragung seiner Aufgaben ausdrücklich gesagt: "Sie müssen Ihrem Führer bedingungslos gehorchen, selbst wenn er Ihnen befiehlt, Ihre eigene Mutter umzubringen.") "Aber wenn Himmler es dir doch befehlen würde," hakt Frau Lang nach, "würdest du gehorchen?!" - "Natürlich," sagt Lang, ohne mit der Wimper zu zucken.

[George]

Empörend, nicht wahr, liebe Leser? Gewiß, und doch gar nichts Außergewöhnliches, denn das erwarten die Regierungen aller Staaten von ihren braven Untertanen - nicht nur im Krieg. Wie war das im Alten Testament? Befahl da nicht der Reichsführer, pardon "Gott" Jahwe seinem Obersturmbannführer, pardon "Diener" Abraham die Tötung seines einzigen, unschuldigen Sohnes Itzhak, pardon Isaak? Sind die Juden nicht bis heute stolz auf den blinden Gehorsam des letzteren gegenüber dem ersteren? Kommt daher nicht das Wort Holokávtooma? (Es stammt aus der griechischen Übersetzung des Alten Testaments und bezeichnet das vollständige Brandopfer, im Gegensatz zu dem, bei welchem das Opfer - ursprünglich ein Mensch, später nur noch ein Widder, und zum Paschah-Fest, wenn die Juden ihren historischen Mord an den ägyptischen Kindern vor dem Exodus, der größten Heldentat ihrer Geschichte, feiern, ein Lamm - nicht verbrannt, sondern nur angebraten und anschließend von den Gläubigen gemeinsam verzehrt wurde. Die - etymologisch falsche - Bedeutung "Massenvernichtung" nahm es erst Mitte des 16. Jahrhunderts in England an, als die verhaßte, da katholische Königin Maria - die Tochter von Heinrich VIII und seiner ersten Frau Katharina von Kastilien - ca. 300 fanatische Protestanten vergasen ließ. [Der Tod auf dem Scheiterhaufen bedeutete entgegen weit verbreitetem Irrglauben nie "bei lebendigem Leib verbrannt werden", das Opfer starb vielmehr vorher an der Rauchentwicklung, und nur seine Leiche wurde verbrannt.] Die britischen Historiker verballhornten Holokávtooma zu "Holocaust", hängten rasch noch ein paar Nullen an die Zahl der Opfer und verunglimpften Maria zur "Bloody Mary" - dabei hat kein anderer gekrönter englischer Herrscher der Neuzeit so wenige Opfer auf dem Gewissen wie sie.) Die Paragrafen 138 und 139 des Strafgesetzbuches stellten zur Nazizeit die Nichtanzeige geplanter Verbrechen, auf welche die Todesstrafe stand - u.a. Landesverrat -, unter Strafe. Ausnahmen galten nur für Familienangehörige, welche diese Straftat durch eigenes Eingreifen verhinderten - also z.B., indem sie ihre Kinder, die solches planten, selber töteten. Auch in der DDR stand es bis zuletzt selbstverständlich unter Strafe, geplante Republikflucht oder andere todeswürdige Verbrechen der eigenen Kinder (oder Eltern) nicht anzuzeigen. Und in der BRD? Nun, in einem demokratischen Rechtsstaat mußten die §§ 138, 139 StGB natürlich modifiziert werden. Wurden sie auch: dem Katalog der todeswürdigen (wenngleich nicht mehr mit der Todesstrafe bedrohten) Verbrechen wurde noch der "Völkermord" im Sinne der Nürnberger Prozesse hinzu gefügt. Ansonsten änderte sich nichts, und niemand denkt auch nur im Traum daran, diese Bestimmungen etwa aufzuheben. Schockiert, liebe Nicht-Juristen? Aber so ist das nun mal, nicht nur im Deutschland der Jahre 1933-1945! Ach so - wer wendete eigentlich erstmals die Bezeichnung "Holocaust" auf die Ereignisse in den Konzentrationslagern Ostmitteleuropas 1941-44 an? Nein, kein Historiker und auch kein Jude, sondern der britische Romanautor Frederick Forsyth anno 1972 in "Die Akte Odessa". Seitdem ist der Begriff etwas verwässert worden, da auch alle möglichen und unmöglichen anderen Gruppen am finanziellen Segen der "Holocaust"-Wiedergutmachung partizipieren wollen, so daß der Kreis der "Holocaust"-Opfer sich immer weiter ausgedehnt hat - sehr zum Ärger der Juden, die stets auf die "Einzigartigkeit" ihrer Opferrolle gepocht haben. (Daß sie mit Leuten wie Heydrich und Eichmann auch die Hauptrollen auf der Täterseite besetzten, haben sie dagegen erfolgreich verdrängt :-) Daher greifen sie seit einiger Zeit lieber auf das alte hebräische Wort "Shoa" zurück, das sie immer dann gebrauchten, wenn sie in ihrer Geschichte eine besonders einschneidende Katastrofe erlebten - wobei dieser Begriff auch auf Ereignisse angewendet wurde, die denen der Jahre 1941-44 quantitativ in keiner Weise vergleichbar waren, z.B. die Judenpogrome während der Kreuzzüge im Rheinland (wohlgemerkt nicht von Hand der Rheinländer, sondern durchziehender Ausländer), die schätzungsweise 6.000 Juden das Leben kosteten (davon ca. 90% durch "Kidusch-haschem [rituellen Selbstmord]", weil sie sich nicht zwangstaufen lassen wollten) - soviel zu den Relationen. Und bevor Ihr weiter darauf herum hackt, liebe Juden, denkt bitte daran, daß Euch - und uns - heute viel größere Gefahren drohen, gegen die wir, der Vergangenheit ungeachtet, zusammen halten müssen.

[Arbeit macht frei]

Zurück zum Film. Als der Krieg verloren geht, erfüllt sich auch Franz Langs Schicksal, und ganz anders als er es sich vorgestellt hatte: Ostkolonist wollte er werden, einen Bauernhof bewirtschaften und Pferde züchten. (Was ihn ja wieder sooo sympathisch macht - er will keine Sklavenarbeiter ausbeuten, sondern selber arbeiten, wie er es gelernt hat; die Slawen können also verschwinden, sie werden nicht mehr gebraucht, nicht mal als "HiWis".) Statt dessen gerät Lang nun in alliierte Gefangenschaft; und im Verhör wird er von einem amerikanischen Lieutenant Colonel (der ausgesprochen unsympathisch besetzt ist; er ähnelt fast ein wenig dem echten Rudolf Höß - aber tatsächlich waren die Typen ja oft nicht viel besser) gefragt, wie er so etwas nur tun konnte. "Weil es mir befohlen wurde," sagt Lang trocken. "Und sind Ihnen nie Zweifel gekommen?" - "Doch, im Nachhinein, als Himmler Selbstmord begangen hat; das zeigt, daß er kein echter Führer war und mich folglich belogen haben könnte mit den Juden." [Das, liebe Leser, ist pure Geschichts-Klitterung. Höß empfand es vielmehr als "feige", daß Himmler versucht hatte, "unterzutauchen" und dies auch seinen Untergebenen empfohlen - oder befohlen? - hatte; er hätte gefälligst gleich Selbstmord begehen und auch seine Untergebenen dazu anhalten sollen, ein gleiches zu tun. Aber Höß irrte, denn es stimmt es gar nicht, daß Himmler Selbstmord beging, wie die Alliierten später behaupteten; vielmehr hatten sie ihn ermordet, ohne ihm vorher wenigstens formell einen "ordentlichen" Prozeß zu machen. Zwar mag man - wenn man ein Rechter ist - auf dem Standpunkt stehen, daß bei den "Nürnberger Prozessen" ohnehin nicht von ordentlichen Verfahren gesprochen werden kann, so daß es keinen Unterschied machte, ob jemand vorher oder hinterher ermordet wurde, oder - wenn man ein Linker ist -, daß Himmler das wohl mehr als verdient hatte, es also keinen Unschuldigen traf. Beide Seiten mögen Recht haben. Aber wir wollen doch der guten Ordnung halber festhalten, daß auch bei "Kriegsverbrechern" bis zu einer Verurteilung - und sei der Prozeß noch so "unordentlich" - die Unschuldvermutung gilt, und daß vorherige "Hinrichtungen" in keinem Falle rechtens sein können. Die Tötung eines Menschen (diese Definition des Strafgesetzbuches schließt auch "Unmenschen" ein :-) auf besonders brutale Art und Weise erfüllt in jeder Rechtsordnung der Welt den Tatbestand des Mordes.] "Und was haben Sie empfunden, als Sie Frauen und Kinder töteten?" fragt der Vernehmungs-Offizier weiter. "Nichts anderes als die alliierten Bomberpiloten wahrscheinlich auch, als sie dem Befehl folgten, deutsche Frauen und Kinder töteten," versetzt Lang.

Das ist ein böser Satz, liebe Leser, zumal er ziemlich am Ende des Films steht und im Ergebnis unwidersprochen bleibt. Aber der Vergleich hinkt: Es macht einen Unterschied, ob man aus großer Höhe Bomben auf eine Stadt abwirft, deren Opfer anonym bleiben, oder ob man den Menschen, die man gleich umbringt, in die Augen schaut und ihnen sagt: "Sie gehen jetzt mal kurz duschen; merken Sie sich gut, wo Sie Ihre Klamotten hinlegen, damit Sie sie hinterher wiederfinden." Gewiß, es gab unter den alliierten Jagdbombern auch Perverslinge, die gegen Kriegsende im Tiefflug Flüchtlingstrecks aus Frauen und Kindern angriffen und ihren Opfern förmlich in die Augen schauen konnten - aber das war nicht unbedingt die Regel. [Ob die alliierten Lagerkommandanten den deutschen Kriegsgefangenen, die sie nach der Kapitulation zu Millionen verrecken ließen ("Tötung durch Unterlassen" nennt das der Jurist), in die Augen schauten? Dikigoros weiß es nicht, es steht hier auch nicht zur Debatte. Warum er trotzdem das "nach" in Schrägdruck gesetzt hat? Als er noch sehr jung war, hatte er eine Diskussion mit einem jungen Ostmärker und zwei jungen Jüdinnen - Töchterchen eines südafrikanischen Diamanten-Millionärs - über das Thema "Holocaust" (das man damals noch nicht unter diesem Stichwort führte); und eine der beiden meinte ganz nüchtern: "Die Verbrechen, die die Deutschen an den Juden begangen haben, haben sie im Krieg begangen, den wir gegen sie geführt haben; die Verbrechen, die die Alliierten an den Deutschen begangen haben, waren viel schlimmer, denn die haben sie nach dem Krieg begangen, als die Deutschen schon kapituliert hatten." Dikigoros war zwar ziemlich verblüfft ob dieser Aussage; aber widersprechen würde er ihr heute noch nicht.] Doch offenbar hatte Kotulla nicht den Mut, das auszusprechen, denn er läßt den amerikanischen Vernehmungsoffizier entgegnen: "Aber Bomberpiloten rotten doch nicht ein ganzes Volk aus." Das wirkt nun nicht sehr überzeugend, wenn man zuvor eingeblendet hat, daß wir mittlerweile im Jahre 1946 sind, da doch jeder weiß, was amerikanische Piloten einige Monate zuvor mit Hiroshima und Nagasaki angestellt hatten. (Aber das ist eine andere Geschichte.) Und so setzt Lang denn noch eines drauf: "Sie täten es, wenn sie den Befehl und die technischen Möglichkeiten dazu hätten." (Wohl wahr: Hätten die USA nicht nur zwei Atombomben - gebaut von amerikanischen und deutschen Juden, aber halt nicht von "den" Juden - einsatzbereit gehabt, sondern deren 200, dann hätten sie die zweifellos allesamt abgeworfen und damit das japanische Volk ausgerottet, denn Japaner waren für sie ausweislich ihrer Propaganda nichts anderes als Ungeziefer, das es zu vernichten galt.) Bleibt die nüchterne Feststellung, daß Lang die Juden nicht aus Überzeugung oder gar Rassenhaß getötet hat bzw. hat töten lassen, sondern lediglich in treuer Erfüllung seiner Dienstpflichten - am Ende des Films kann er einem jener zwiespältige Held fast leid tun.

Mit wem sollte man nun die Hauptrolle dieses ach so sympathischen KZ-Kommandanten besetzen? Kotulla verfiel auf den Sohn eines Schauspielers, der selber im KZ gesessen hatte (freilich in einem sowjetischen nach 1945) und dort umgekommen war: Götz George. Dessen Karriere befand sich gerade in einer tiefen Krise: Um den jugendlichen Sympathikus in Carl-May-Verfilmungen zu spielen war er zu alt geworden, und die Fernseh-Serie "Tatort", in der er bis zum Erbrechen den anspruchsvoll-primitiven Schläger-Kommissar Schimanski spielen sollte, war noch nicht angelaufen. In der Zwischenzeit mußte er also von irgend etwas anderem leben - er nahm die Rolle an, und selbst wohlwollende Kritiker kamen nicht umhin festzustellen, daß diese mit dem netten Burschen von nebenan "völlig gegen den Strich" besetzt war. Dikigoros versteht bis heute nicht, warum das Götz George beruflich nicht das Genick gebrochen hat. Vielleicht, weil der Film in Deutschland wegen der sofort einsetzenden Gegenpropaganda aller linken und jüdischen Lobbyisten wenigstens nicht die Wirkung hatte, aus Rudolf Höß ein armes, unschuldiges Opfer der Sieger-Justiz zu machen - dennoch wollen wir zunächst einen Blick auf dessen wahre Lebensgeschichte werfen, bevor wir uns der Frage zuwenden, was denn dann die anstößige Wirkung des Films ausmacht.

Ja, es stimmt, Höß war im Ersten Weltkrieg (in den er mit 15 Jahren freiwillig zog) ein tapferer Soldat, wurde zwar nicht als Infanterist an der Westfront eingesetzt, wie im Film, sondern vielmehr als Kavallerist in der Türkei (genauer gesagt im heutigen Irak, im heutigen Palästina und im heutigen Syrien, wo er gegen Kolonialtruppen aus Britisch-Indien kämpfte), ausgezeichnet (mit dem Eisernen Kreuz I. und II. Klasse sowie seinem türkischen Pendant, dem Eisernen Halbmond), befördert (zum jüngsten Unteroffizier des deutschen Heeres) und mehrfach verwundet, und brachte nach dem Waffenstillstand vom November 1918 - der ihn in Damaskus überraschte - seinen Zug über Land heil zurück nach Deutschland. Nach dem Krieg ging es ihm dreckig - wie Millionen anderen Mitteleuropäern auch. (Als der amerikanische Vernehmungsoffizier im Film Lang einleitend vorhält, daß er in besonderem Maße den Haß und den Radikalismus verkörpere, der Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfaßt habe, antwortet er nur: "Und die Not.") Mit dem Freikorps Roßbach kämpfte er im Baltikum gegen die Russen, in Oberschlesien gegen die Polen und im Ruhrgebiet gegen die Franzosen und Belgier. In den Fememord schlidderte er freilich nicht so von ungefähr hinein; vielmehr dürfte er einer der treibenden Köpfe gewesen sein. (Er bekam deshalb auch zehn Jahre Gefängnis dafür aufgebrummt, während z.B. sein Mittäter Martin Bormann - ja, Hitlers späterer Kanzlei-Chef! - nur ein Jahr bekam.) Für die Tötung (das Reichsgericht sprach von "Ermordung", die Täter sprachen von "Hinrichtung") des Walter Kadow gab es nämlich gute politische Gründe, für die man durchaus Verständnis haben konnte. Bei Kotulla ist Kadow nur ein etwas farbloser Saufbruder, der früher selber bei den Nazis war, dann aber zur KPD übergelaufen ist und dabei auch noch die Parteikasse hat mitgehen lassen; er läßt sich unter den Tisch saufen und zusammen schlagen, und Lang, "gewissenhaft" wie er nun mal ist, gibt ihm dann den Gnadenschuß. Aber der echte Kadow hatte den Volkshelden Albert Leo Schlageter an die französischen Besatzer (oder muß man die jetzt auch schon "Befreier" nennen? Immerhin befreiten sie das Deutsche Reich vom Kaiser und das Ruhrgebiet von der schmutzigen Kohle!) verraten, die ihn daraufhin an die Wand stellten. Entgegen der einseitigen Vereinnahmung Schlageters durch die National-Sozialisten nach 1933 und seiner ebenso einseitigen Verdammung durch die Demokratisten nach 1945 war Schlageter ein Idol aller Deutschen, nicht nur der Rechten, sondern auch und besonders der Linken (einer seiner größten Fans war ausgerechnet der Kommunisten-Führer Karl Sobelsohn alias "Radek"). Seine Popularität ließ sich nur mit der des anderen großen Widerstandskämpfers gegen die Franzosen vergleichen - Andreas Hofer, der sich ein gutes Jahrhundert zuvor gegen Napoleon erhoben hatte.

Schlageter führte den Ruhrkampf gegen die Franzosen an, die unter Bruch des Vertrags von Versailles die Kohle-Zechen besetzt hatten. In jedem ordentlichen Rechtsstaat wäre jemand, der ihn an eine ausländische Macht verraten und dadurch seinen Tod verschuldet hatte, verurteilt und hingerichtet worden. Aber die Weimarer Republik war 1924, sechs Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, ebenso wenig ein souveräner Rechtsstaat wie die BRD 1951, sondern lebte - zumindest an Rhein und Ruhr - unter Besatzungs-Statut der Alliierten; insoweit war den Beteiligten am "Parchimer Fememord" moralisch kein Vorwurf zu machen. Hinzu kommt, daß Höß und Schlageter einander aus ihrer gemeinsamen Zeit beim Freikorps Roßbach gekannt hatten, Kameraden, wenn nicht sogar persönliche Freunde waren - soweit das zwischen Leutnant und Unteroffizier möglich war. (Über das Freikorps Roßbach - nicht über einen Arbeitskollegen - war Höß auch zu den Nazis gestoßen.) Im Zuchthaus spielte Höß den Mustergefangenen, übererfüllte regelmäßig seine Arbeitsnorm, lernte Schach und versuchte, sich autodidaktisch etwas Englisch beizubringen. Vier Jahre später, 1928, wurde er begnadigt, noch bevor er auch nur die Hälfte seiner Haftstrafe abgesessen hatte - wohlgemerkt nicht von den Nazis, sondern von den Weimarer Demokraten. Seine Frau besorgte ihm nicht sein Arbeitgeber, sondern die lernte er bei "Artam e.V." kennen, einer Art Pfadfinderverein, der sich nach dem Ersten Weltkrieg von der Wandervogel-Bewegung abgespalten hatte, hauptsächlich aus Landwirten bestand ("Artaman" ist die Übersetzung von "Landwirt" ins Pseudo-Germanische), "Zurück zur Natur" auf seine Fahnen geschrieben hatte und 1933 von den Nazis geschluckt wurde. (Böse Zungen unter den Historikern nennen die Artamanen den "rot-grünen Flügel der NSDAP" oder die "Beefsteak-Nazis": außen braun, innen rot. Ihre romantische, technologie-feindliche Weltanschauung entsprach in etwa der eines Richard Katz oder eines Ernst von Salomon.) Dort lernte Höß auch Himmler kennen - der den Artamanen die schwarze Farbe der SS-Uniformen abgeguckt haben soll.

Höß' Karriere bei der SS verlief weniger geradlinig als es der Film glauben machen will. Vom kleinen Blockführer im KZ Dachau stieg er zum Hauptsturmführer [Hauptmann] im KZ Sachsenhausen auf und durfte dann als solcher das KZ Auschwitz aufbauen - anfangs noch nicht als Vernichtungslager. Was danach geschah ist schwer zu rekonstruieren, da weder seine Memoiren noch die Geschichten und Märchen anderer glaubhaft sind. Tatsache ist wohl, daß er die Idee mit dem Gas hatte (jedenfalls hat diese Idee sonst niemand für sich in Anspruch genommen) und daß er - inzwischen erst zum Sturmbannführer, dann zum Obersturmbannführer befördert und zum stellvertretenden Leiter des Wirtschafts-Verwaltungs-Haupt-Amts der SS aufgestiegen - dessen Verwendung in allen Vernichtungslagern veranlaßte. 1944 wurde er zurück nach Auschwitz geschickt - was einer Strafversetzung gleich kam, obwohl er nicht degradiert wurde, sondern den Rang eines Obersturmbannführers behielt -, zu einem Zeitpunkt, als Himmler (der über neutrale Staaten Fühler zu den Alliierten ausgestreckt hatte, in der Illusion, einen Separatfrieden schließen zu können) bereits befohlen hatte, die "Endlösung" abzubrechen. Als die Russen einmarschierten, floh Höß, fiel aber 1946 den Briten in die Hände, die ihn als Zeugen zu den Nürnberger Prozessen schickten, wo er in dem Verfahren gegen Ernst Kaltenbrunner (seinen Ex-Chef beim WVHA und späteren Leiter des RSHA) aussagen sollte. (Diese Aussage ist verschwunden; sie besagte, daß nicht Kaltenbrunner, sondern dessen Stellvertreter, der weithin unbekannte Heinrich Müller, die eigentlich treibende Kraft hinter den Vergasungen gewesen sei.) 1947 lieferten sie ihn an die Polen aus, die ihm das "Geständnis" abfolterten, allein in Auschwitz vier Millionen Juden vergast zu haben und ihn anschließend aufknüpften.

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Exkurs. Beweist denn die Folter, daß das Geständnis nicht "echt" ist? Nein, natürlich nicht, und Dikigoros ist der letzte, der der Folter ihre Existenzberechtigung grundsätzlich absprechen würde, wie es die heutigen Gutmenschen tun. Selbstverständlich gibt es Situationen, in denen sie gerechtfertigt ist. Nein, wir sprechen hier nicht von Moral - in der Geschichte ist noch immer alles für "moralisch gerechtfertigt" erklärt worden, was Erfolgt hatte; der Zweck heiligt die Mittel. Wir sprechen hier allein von Sinn und Unsinn der Folter. Wenn ein Kidnapper aus einer Bande geschnappt wird, die eine - oder mehrere - Geisel[n] gefangen hält, dann soll man ihn foltern, um das Versteck heraus zu bekommen. Das macht Sinn, denn der Bandit weiß, daß er weiter gefoltert wird, wenn man das Versteck nicht findet, er wird also im Zweifel die Wahrheit sagen. Fragwürdiger wird es schon, wenn man Kriegsgefangene foltert, um heraus zu bekommen, wann und wo der Feind die nächste Offensive starten will (oder wann und wo er besonders verwundbar für die eigene geplante Offensive ist); aber da besteht schon das Risiko, daß der Gefolterte lügt, und wenn man das merkt, ist es meist schon zu spät und die Schlacht verloren - mit sicher recht unangenehmen Konsequenzen für die Folterer. Dieses Risiko besteht natürlich nach Kriegsende nicht mehr - und das haben die Alliierten ab 1945 weidlich ausgenutzt. (Praktisch alle "Geständnisse" bei den Nürnberger Prozessen waren erfoltert, wie wir heute wissen.) Die Frage ist nur: Welchen Sinn macht die Folter zur Erpressung eines - möglicherweise falschen - Geständnisses? Wenn Ihr Dikigoros fragt: gar keines. Die Wurzel dieses Brauchs war denn auch eine ganz andere: Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war es unzulässig, jemanden anhand bloßer Indizien zum Tode zu verurteilen; es bedurfte vielmehr glaubwürdiger Augenzeugen, welche die Tat gesehen hatten oder eines Geständnisses des Angeklagten. Wenn erstere nicht vorhanden waren und der letztere schwieg, durfte er gefoltert werden; wenn er dann immer noch schwieg, mußte er frei gesprochen werden; nur wenn er gestand, war er schuldig. Dem gegenüber sind unsere modernen Strafprozeßordnungen wohlgemerkt kein Fortschritt, liebe Leser, sondern ein Rückschritt; heute darf ein Angeklagter nämlich sehr wohl anhand bloßer Indizien verurteilt werden (in den Rechtsordnungen der meisten Staaten auch zum Tode, in der BRD immerhin zu lebenslangem Gefängnis), auch wenn er noch so standhaft leugnet. Die Folter bot dem Angeklagten früher immerhin die theoretische Möglichkeit eines Freispruchs, auch wenn die Folterknechte im Laufe der Zeit immer mehr ihren Ehrgeiz darin legten, ihm auf jeden Fall - auch durch eigentlich unzulässige Torturen - ein Geständnis abzufoltern; aber tröstet Euch, die meisten Staatsanwälte von heute legen ihren Ehrgeiz ebenso darein, den Angeklagten verurteilt zu sehen, obwohl die Prozeßordnung ihnen theoretisch vorschreibt, auch die entlastenden Umstände zu berücksichtigen. Jemanden aber nur zu foltern, um die Geschichtsbücher zu fälschen, ist eine völlig überflüssige Übung: Man hätte Höß auch einfach töten und sein "Geständnis" türken können.

Nachtrag November 2003: An dieser Stelle wollte Dikigoros den Exkurs eigentlich enden lassen; aber dann veranlaßte ihn die schäbige "Affäre Hohmann" zu diesen Ergänzungen. Der Bundestags-Abgeordnete Martin Hohmann - ein braver, über jeden Verdacht des Antisemitismus erhabener Hinterbänkler, pardon Politiker - hatte anläßlich einer Betrachtung über die sowjetische "Oktober"-Revolution von 1917 und ihre Verbrechen festgestellt, daß viele jener kommunistischen Täter Juden waren. Mit diesem Allgemeinplätzchen hatte er unbestreitbar Recht. Aber kaum wurde seine Aussage bekannt, als auch schon alle jüdischen Lobbyisten-Organisationen über ihn her fielen, weil er die Juden als "Tätervolk" bezeichnet habe. Das hatte er zwar gar nicht, aber darum geht es Dikigoros an dieser Stelle nicht, ebenso wenig darum, daß dieser dümmliche Sturm im Wasserglas wohl nie angerührt worden wären, wenn sich nicht gewisse jüdische Lobbyisten aus wohl verstandenem finanziellen Interesse seit 1945 mit peinlicher Penetranz als "Opfervolk" aufspielen und andere Völker - besonders das deutsche - als "Tätervölker" verunglimpfen würden. (Als ob die heutigen Deutschen, die damals noch gar nicht geboren waren, etwas dafür könnten, was zwei Generationen vor ihnen geschah! Und als ob die heutigen Juden, die damals noch gar nicht geboren waren, irgend jemandes "Opfer" wären!) Nein, Dikigoros will nur bemerken, daß hier offenbar ein Denkfehler vorliegt: Die Tatsache, daß die "Macher" (oder, wenn Ihr so wollt, die "Täter") der Sowjet-Revolution vielfach Juden waren, schließt nicht aus, daß auch unter deren Opfern überdurchschnittlich viele Juden waren - im Gegenteil: Niemand hat im 20. Jahrhundert so ungeheure Verbrechen an den Deutschen begangen wie der deutschstämmige Amerikaner Eisenhower (nebenbei bemerkt: Kein Volk der Welt war nach 1945 so sehr "Opfervolk" wie die Deutschen - noch vor den Indern und den Japanern!); niemand hat die georgische Nation so erbarmungslos unterdrückt wie der [Halb-]Georgier Stalin, niemand die kroatische so wie der Kroate Tito, niemand die nicht-kastilischen Minderheiten Spaniens so wie der Galizier Franco, niemand die nicht-javanischen Minderheiten Indonesiens so wie Soekarno, der halb Madurese und halb Balinese war. (Und das ist keine Eigenart des 20. Jahrhunderts: Niemand hat die Deutschen im Baltikum so brutal unterdrückt wie die deutsche Tsarin Katharina "die Große", niemand die korsische Nation so wie der Korse Napoleone Buonaparte.) Und... niemand hat die russischen Juden so diskriminiert wie die [Halb-]Juden Lenin und Stalin! Am schlimmsten sind eben die 150%igen, die glauben unter Beweis stellen zu müssen, daß sie gegenüber ihres gleichen keine falsche Rücksicht walten lassen; deshalb stammen Täter und Opfer der größten Völkermorde und ähnlicher Verbrechen oft aus ein- und demselben Volk.

Und da wir gerade bei unangenehmen Themen sind, vor denen sich zu "drücken" einige Leser Dikigoros vorgeworfen haben: Die besagten Lobbyisten erheben ja nicht nur Anspruch auf das Monopol zur Vergabe von selbst erfundenen Begriffen wie "Tätervolk" und "Opfervolk", sondern sie haben erreicht, daß auch das Nachdenken über die Behauptung, der Antisemitismus der National-Sozialisten sei eine einmalige (oder, auf Neu-Deutsch, "singuläre") Erscheinung in der Weltgeschichte, unter Strafe gestellt wurde - jedenfalls in Deutschland. Wenn Ihr sie fragt, worin denn diese "Einmaligkeit" bestanden habe, da doch auch alle anderen Völker, vor allem die Spanier, Engländer, Franzosen, Polen, Ukraïner und Russen Juden ermordet haben in dem Bestreben, ihre Länder "judenfrei" zu machen - nur halt schon viele Jahrhunderte früher -, werden sie Euch antworten: Der national-sozialistische, pardon der deutsche Antisemitismus (merke: für jene Leute sind alle Deutschen "Nazis"!) unterscheidet sich von dem aller anderen Völker dadurch, daß er rassistisch begründet war. Bei allen anderen Völkern konnte sich ein Jude dadurch retten, daß er konvertierte, nur bei den Nazis nicht. Dazu könnte man eine Menge schreiben, z.B. daß weder das eine noch das andere stimmt: Die Spanier verfolgten auch die konvertierten Juden; Martin Luther - ein großer Judenhasser vor dem Herrn - verlangte weiter nichts als daß sie sich taufen ließen (widrigenfalls er sie allerdings tot schlagen wollte); und auch die Nazis - die übrigens mit den Arabern, die doch rassisch auch Semiten sind, gut Freund waren - stellten in ihren "Nürnberger Gesetzen" gar nicht auf die Rassenzugehörigkeit ab, sondern auf die Taufe der Großeltern. (Anders als die Juden selber, deren "levitische Gesetze" tatsächlich rassistisch sind: Danach kann niemand, der nicht von einer reinrassigen Jüdin geboren ist - und eine solche darf bekanntlich keinen Goj heiraten - Mitglied der Volksgemeinschaft sein; kein Jude darf einem Nicht-Juden untertan sein; und zum Judentum "konvertieren" geht ohnehin nicht, denn ein Pferd, das in einem Schweinestall geboren ist, bleibt doch ein Pferd - und umgekehrt. Was, das wußtet Ihr nicht, liebe Nicht-Juden? Aber habt Ihr denn die Bibel nicht gelesen? 3. Buch Mose! Die levitischen Gesetze sind übrigens - anders als die Nürnberger - bis heute in Kraft.) Aber nehmen wir als gesetzestreue Menschen mal an, es wäre doch wahr, was jene Leute behaupten - wofür oder wogegen würde das denn sprechen? Dikigoros will Euch etwas verraten: Er hält den Haß auf andere Menschen aus "rassistischen" Gründen für nicht halb so schlimm (denn er beruht auf einem von der Natur vorgegebenen gesunden Vorurteil, das im Einzelfall durch Einsicht korrigierbar ist - Dikigoros nimmt es keinem Gelben im Jungel von Kalimantan und keinem Schwarzen im Urwald von Afrika übel, wenn er Vorbehalte gegen Weiße hegt; die Naturmenschen sind ihm lieber als die Gutmenschen) wie den anerzogenen, in der Praxis meist nicht mehr korrigierbaren Haß auf Menschen, die anderen Glaubens sind, wie ihn die Juden auf alle Muslime hegen, die Christen früherer Jahrhunderte auf alle "Heiden", die Muslime bis heute auf alle "Ungläubigen", und... die Gutmenschen auf alle Andersdenkenden.

Nachtrag Mai 2004: Und selbst an dieser Stelle kann Dikigoros diesen unerquicklichen Exkurs nicht enden lassen, denn die Affären um Themen, die er hier angesprochen hat, wollen einfach nicht abreißen. Da äußerte der Bundeswehr-Professor Wolffsohn angesichts einiger in die Schlagzeilen der Medien geratener Mißhandlungen gefangener Iraker durch die US-Besatzer, pardon -Befreier die Ansicht, daß Folter unter gewissen Umständen notwendig sei, wenn man im Kampf gegen Terroristen stehe. Im Prinzip hatte er da zweifellos Recht; denn für Terroristen, die vielleicht weitere Anschläge planen, kann nichts anderes gelten als das, was Dikigoros oben über Kidnapper geschrieben hat. Allerdings handelte es sich bei den Fällen, die der Anlaß zu dieser Äußerung Wolffsohns gewesen waren, nicht um Terroristen, sondern um "normale" irakische Kriegsgefangene; was man mit ihnen angestellt hatte, war auch kein Verhör oder sonst irgend etwas Sinnvolles, und richtig gefoltert hatte man sie auch nicht, sondern halt nur aus Jux und Tollerei ein bißchen schikaniert, gequält und gedemütigt - bei weitem nicht so bestialisch wie etwa die deutschen Kriegsgefangenen nach 1945, aber dämlicherweise vor laufender Kamera, und das macht sich heutzutage im Fernsehen nicht mehr so gut. Da fragten sich natürlich manche, wie ein Bw-Professor das gut heißen konnte, und einige fragten noch weiter, ob er genau so reagiert hätte, wenn nicht Araber, sondern Juden mißhandelt worden wären. Aber was soll's; im Gegensatz zu den Affären-Opfern, von denen Dikigoros zuvor berichtet hatte, schützte Wolffsohn der Umstand, daß er Jude war, vor der Entlassung, Beurlaubung oder Abschiebung. Daß er Unrecht hatte und die anderen Recht - wen schert's? Legal, illegal, scheißegal, daran hat sich seit den Zeiten von Rudolf Höß im Grunde genommen nicht viel geändert.

Der Fall Wolffsohn wird umso interessanter, als fast zur gleichen Zeit in Frankfurt am Main ein 11-jähriger Junge entführt wurde. Der Entführer drohte, ihn zu ermorden, hatte aber das Pech, der Polizei in die Hände zu fallen - allerdings ohne den entführten Jungen, von dem niemand wußte, wo er ihn versteckt hatte, ob er überhaupt noch am Leben war und wenn ja, ob nicht jede Minute zählte, um ihn zu retten. Da drohte ein kleiner Hauptkommissar dem Entführer Folter an, wenn er das Versteck nicht verrate. Er verriet es, und es stellte sich heraus, daß er den Jungen schon umgebracht hatte. Ein Aufschrei der Empörung erhob sich über die ganze Republik. Nein, nicht etwa über den Mörder, sondern über den bösen Kommissar, der ihm Folter angedroht hatte, um das Leben des Jungen zu retten. Nun ist das zwar juristisch gesehen ein klarer Fall von Notstand bzw. Nothilfe und mithin nicht strafbar - so steht es auch ausdrücklich im § 34 des deutschen Strafgesetzbuches und in Artikel 2 der Europäischen Menschenrechtskonvention. (Dies laut gesagt zu haben, wird den Vorsitzenden des Deutschen Richterbundes, Geerth Mackenroth, und den Stellvertretenden Vorsitzenden des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Holger Bernsee, wohl bald ihre Posten kosten - obwohl sie schon beide einen Rückzieher gemacht haben.) Aber wie schrieb Dikigoros eben? Legel, illegal, scheißegal, also machten sich die Rechtsbeuger der Republik frisch ans Werk, um nicht nur den armen Hauptkommissar, sondern auch und vor allem seinen Vorgesetzten Wolfgang Daschner, den Vizepräsidenten der Frankfurter Polizei, vor den Kadi zu zerren. Dikigoros will sie Euch kurz vorstellen: Da sind zunächst die Staatsanwälte Hubert Harth, Rainer Schilling und Wilhelm Möllers, die den Fall zur Anklage gebracht haben - aber das sind weisungsabhängige Beamte, die nur auf Anweisung des Hessischen Justizministers, Christean (kein Tippfehler - er schreibt sich tatsächlich so!) Wagner (CDU) gehandelt haben. Dann ist da der Hessische Innenminister Volker Bouffier (CDU), der die beiden bösen Polizisten sofort vom Dienst suspendiert und strafversetzt hat. Und natürlich die Richter der 27. Strafkammer des Landgerichts Frankfurt, welche die Anklage zugelassen haben. Und nicht zu vergessen all die Hetzer in den Medien. Zum Beispiel der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, und dessen Statthalter in Hessen, Jörg Stein, die ihrem Kollegen sofort in den Rücken gefallen sind. (Liebe Polizeibeamte, die Ihr das lest - seid Ihr da etwa immer noch nicht ausgetreten? Laßt sie doch in ihrem eigenen Saft schmoren, diese Bonzen, die schon längst nicht mehr Eure Interessen vertreten - ebensowenig wie die anderen Gewerkschaftsbonzen die Interessen ihrer Mitglieder -, und spart Eure Beiträge lieber für einen guten Verteidiger an, wenn Ihr mal in eine ähnliche Situation geraten solltet!) Dann die selbstgerechten Funktionäre des mächtigen Lobbyistenverbandes "Amnesty International" (den böse Zungen angesichts der zahlreichen von seinen Mitgliedern verübten Straftaten, von Verleumdung über Nötigung bis Sachbeschädigung, schon lange eine "kriminelle Vereinigung" nennen), allen voran Dawid Bartelt und Wolfgang Grenz, oder die völlig unbedeutende (und bis dahin auch völlig unbekannte) Schwindel-, pardon "Bürgerrechts"-Organisation "Humanistische Union" um Nils Leipold, von allerlei anderen selbst ernannten "Menschenrechtlern" ganz zu schweigen. Es wird also ein Strafverfahren wegen "schwerer Nötigung im Amt" geben - über dessen Ausgang Dikigoros Euch zeitnah informieren wird. Aber warum macht man eigentlich nicht auch dem Frankfurter Polizeipräsidenten Harald Weiss - der die Folterandrohung voll und ganz unterstützt und befürwortet hat -, sondern nur seinem Vize den Prozeß? Nun, die Frage beantwortet sich ziemlich leicht, wenn man weiß, was man Weiss, pardon, wenn man sich mit jüdischen Namen auskennt: Herr Weiss hat das Glück, wie Wolffsohn jüdischer Abstammung zu sein. Noch Fragen, liebe Leser? Ach so, was Dikigoros persönlich von der Sache hält? Er wünscht allen namentlich genannten und nicht genannten Kreaturen, die sich zu Anklägern und Richtern über Harald Daschner aufschwingen, von Herzen, daß sie selber und ihre Kinder entführt und möglichst grausam ermordet werden, ohne daß die Polizei auch nur einen Finger für sie rührt. Exkurs Ende.

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Merkwürdigerweise ließen die Polen zu, daß Höß eine Art Memoiren - "Meine Psyche. Werden, Leben u. Erleben." - und 34 weitere Aufzeichnungen schrieb, in der er die Zahlen, die er unter der Folter genannt hatte, als "Phantasiegebilde" bezeichnete, die "jeder Grundlage entbehren". (Erstere sollten 1963 veröffentlicht werden, ebenso zwei der letzteren - über Auschwitz und Himmler.) An der inhaltlichen Falschheit des "Geständnisses" dürften heute keine ernst zu nehmenden Zweifel mehr bestehen, seit die Memoiren eines seiner Gefängniswärter erschienen sind, in denen die Folterungen geschildert werden. Man kann also Robert Merle in beiderlei Hinsicht keinen Vorwurf machen: Als er seinen Roman schrieb, waren Höß' Aufzeichnungen noch nicht veröffentlicht, und das "Geständnis" war wertlos.

Aber all das, liebe Revisionisten, ändert nichts, jedenfalls nicht in Dikigoros' Augen. Es kommt doch verdammt nochmal nicht auf ein paar Nullen mehr oder weniger an, sondern auf die Sache an sich. Und auch nicht darauf, ob sie nun direkt in Auschwitz oder anderswo (z.B. in Birkenau) statt gefunden hat. [Die "Schlacht im Teutoburger Wald" hat wahrscheinlich auch nicht dort statt gefunden, aber ein paar Kilometer weiter, ebenso die "Schlacht von Tannenberg" 1914, die tatsächlich bei Ortelsburg statt fand, die "Schlacht von Waterloo", die rund um den Gasthof Belle Alliance stattfand, und das "Massaker von My Lai", das tatsächlich in Son My statt fand; dennoch haben sich diese Namen nun mal eingebürgert. Daß sie falsch sind, beweist noch nicht, daß die mit ihnen verbundenen Ereignisse nicht statt gefunden haben. Es war nicht alles so getürkt wie die Gaskammern von Dachau, welche die Amerikaner nach dem Krieg zu "Museumszwecken" aufbauten, wozu sie den Deutschen Aufnahmen ihrer beim alliierten Terror-Bombardement auf Dresden umgekommenen Landsleute als "KZ-Opfer" vorführten - die Gaskammern in Birkenau waren echt!] Unstreitig ist doch wohl, daß es Vernichtungslager gab; und selbst wenn, wie einige von Euch behaupten, das Gas nur dazu benutzt worden wäre, Räume, in denen Menschen auf andere Art und Weise umkamen, zuvor oder danach zu desinfizieren, würde das an ihrem Tod nichts ändern. Sogar die hartnäckigsten Holocaust-Leugner räumen ein, daß in Auschwitz bzw. den ihm unterstehenden Außenlagern eine mindestens fünfstellige Anzahl von (nicht nur jüdischen) Menschen zu Tode gekommen ist - an den offiziellen Sterbebüchern kommen auch sie nicht vorbei. (1995 stellte der Ministerpräsident von Hessen, ein gewisser Hans Eichel, sie der Öffentlichkeit vor; danach waren es zwar nicht, wie noch 1979 im "Lexikon der deutschen Geschichte" zu lesen war, 261.000 Tote, aber immerhin fast 69.000 - ist das nicht schlimm genug?) Und was von Einträgen wie "Tod durch Herzversagen" zu halten ist weiß jeder Gerichtsmediziner nur zu gut; das übersetzt man in die Laiensprache bis heute am besten mit: "Die genaue Todesursache soll nicht ermittelt bzw. nicht bekannt werden." Und Einträge wie "Tod durch Krankheit"? Ja, das hätte man auch über Millionen deutscher Tote in alliierten Vernichtungs-, pardon Gefangenenlagern nach dem Krieg schreiben können, wenn sich jemand die Mühe gemacht hätte, deren Todesursache im einzelnen mitzuteilen. Aber dann müßte man doch weiter fragen, warum sie erkrankt und an dieser Erkrankung gestorben sind - war es nicht auf beiden Seiten zumindest billigendes Inkaufnehmen, wenn nicht sogar direkter Vorsatz, diesen Tod herbei zu führen? Kotullas Film geht über diese brennenden Fragen schweigend hinweg, indem er die simple, aber falsche - wenngleich "politisch korrekte" - Lösung wählt: "Alle aus Pflichterfüllung vergast".

Tatsächlich war Rudolf Höß alles andere als das zartfühlende, skrupelhafte, nur aus Pflichtgefühl und Gehorsam handelnde Weich-Ei, als das ihn Götz George im Film spielt. Vielmehr weist ihn seine Handschrift als knallharten, brutalen Leuteschinder aus, der bestimmt nicht nur aus Pflichterfüllung handelte, sondern dem seine Tätigkeit, im KZ (oder anderswo) Leute zu quälen und zu töten, auch Spaß machte. (Mal im Ernst: Welcher 15-jährige, der eigentlich Priester werden wollte, meldet sich mitten im Krieg freiwillig zum Militär und bleibt auch nach dessen Ende, als alle anderen die Nase voll haben, dabei, um mit den Freikorps weiter zu kämpfen, wenn es ihm kein Vergnügen bereitet, Menschen zu töten? Dikigoros versteht jeden, der einem Freikorps beitritt, um seine Heimat zu verteidigen oder frei zu kämpfen - aber wie viele Heimaten muß man haben, um an so vielen verschiedenen Orten mit zu machen? Was glaubt Ihr denn, weshalb heutzutage Leute den Beruf des Gefängnis-Wärters ergreifen? Etwa weil der so interessant ist oder so gut bezahlt?) So wenig bekannt diese Tatsache ist: Das Weich-Ei - und das ist der Treppenwitz dieser Geschichte - war vielmehr der oberste Chef der SS, "Reichsheini" Himmler, der tatsächlich kein Blut und keine Leichen sehen konnte, und der es sich als große Heldentat anrechnete, seine privaten Skrupel, Juden umzubringen (was er einmal "aus innerster Überzeugung" als "undeutsch" und "unmöglich" zurück gewiesen hatte), überwunden zu haben. Seine Idee war der Holocaust jedenfalls nicht; er vertrat vielmehr den so genannten "Madagaskar-Plan", d.h. die Idee, die Juden in Europa "auszulöschen", indem man sie auf jene Insel im indischen Ozean "umsiedelte". (Diese Idee war freilich auch nicht auf seinem Mist gewachsen, sondern auf dem einiger britischer Privatgelehrter und - der polnischen Regierung.) Und da wir gerade dabei sind: Auch Goebbels war so ein Weich-Ei; als Veit Harlan ihm den Film Kolberg vorlegte (dem Dikigoros nur deshalb kein eigenes Kapitel dieser "Reise durch die Vergangenheit" gewidmet hat, weil ihn heute niemand mehr kennt, obwohl Götz Georges Vater Heinrich darin den Nettelbeck hervorragend verkörpert und ihn durchaus hätte "prägen" können) ließ er doch tatsächlich einige Szenen heraus schneiden als "zu brutal und sadistisch" - als ob die Deutschen Ende Januar 1945 nicht schon viel Schlimmeres erlebt hätten beim Eindringen der alliierten Horden, pardon Befreier, auf deutsches Gebiet! Außerdem hatte Goebbels nichts gegen Juden - und schon gar nicht gegen Jüdinnen, wenn man sich mal die Liste seiner zahlreichen Geliebten anschaut. Wer war dann der Urheber des "Holocaust"? Da streiten sich die Gelehrten: Einer der beiden Adolfs? Hitler? Eichmann? Aber auch der letztere verstand unter "Endlösung" wohl nicht notwendigerweise Ausrottung, sondern eher Auswanderung. Dikigoros tippt vielmehr auf Reinhard Heydrich, der von klein auf darunter gelitten hatte, jüdischer Abstammung zu sein. Er selber war zwar groß, blond und blauäugig, äußerlich ein "Bilderbuch-Arier" (na ja, von Nase und Ohren mal abgesehen :-), aber von seinen anti-semitischen Mitschülern und Kameraden bei der Marine - er war Berufsoffizier - wurde er ständig gehänselt, denn sie wußten es besser: Sein Vater Isidor war - wiewohl zum Katholizismus konvertiert und auf den Namen Bruno getauft - ein Jude wie aus dem Rassekunde-Lehrbuch, und deshalb nannten sie seinen Sohn nur den "blonden Moses" und stießen ihn unter einem Vorwand aus der Reichsmarine aus. So wurde auch er zu einem jener "150%igen", über die Dikigoros oben geschrieben hat. Deshalb glaubt er, daß es Heydrich war, der den "Holocaust" initiierte - natürlich nicht ohne Hilfe vieler anderer, die ebenso dachten wie er, wenn auch aus anderen Beweggründen. [Frau Dikigoros tippt eher auf Adolf Eichmann - aber aus den gleichen Gründen, da auch er jüdischer Abstammung war. So oder so läuft alles auf Solzhenitsyns These hinaus, daß unter "den" Juden nicht nur Opfer, sondern auch Täter waren - und zwar derselben Verbrechen.]

Und damit kommen wir zum wohl wichtigsten Thema dieses Films. Die Ausrede von Höß in Nürnberg - und von allen feigen, pardon braven Mitläufern und Mittätern aller Zeiten und aller Regime - ist doch immer wieder die gleiche: "Wenn ich es nicht getan hätte, dann hätte es eben ein anderer getan..." Und genau das stimmt nicht, jedenfalls nicht in diesem Fall (was ihn freilich noch nicht "einzigartig" macht, wie uns die gutmenschlichen Doktrinäre weis machen wollen): Hätten die Herren KZ-Kommandanten ihrem obersten Chef mal mit spitzem Griffel vorgerechnet, wie dumm es war, mitten im Krieg und bei akutem Mangel an Arbeitskräften, arbeitsfähige Männer und Frauen sinnlos umkommen zu lassen oder sogar aktiv umzubringen - mit welchen Mitteln auch immer -, und hätten sie sich im Falle der Uneinsichtigkeit geschlossen geweigert, an dieser Form der "Endlösung" mit zu wirken, hätte sich Himmler - der wie gesagt ohnehin schon persönliche Skrupel hatte - möglicherweise umstimmen lassen und dem Spuk ein Ende bereitet. Schließlich waren das nicht irgendwelche kleinen SS-Männer, sondern Stabsoffiziere, also das Rückgrat seiner Organisation. [Dikigoros hat auf der Ausgangsseite unter "zur Vertiefung empfohlen" einen Spiegel-Artikel aus dem Jahre 1953 verlinkt über Felix Kersten, einen der wenigen Mitarbeiter Himmlers, die ein solches Rückgrat hatten - nur falls jemand nicht glauben sollte, daß das möglich war. Nun hat ihn ein aufmerksamer Leser darauf hingewiesen, daß Kersten nur Himmlers Masseur und somit ein Außenstehender war, der leicht "dagegen" sein konnte. Viel höheres Lob hätten einige SS-Generäle verdient, welche die Tötung von Juden trotz ihrer hohen Stellung aktiv sabotiert hätten, wie Eggert Reeder, Wilhelm Stuckart, Dr. Leonardo Conti und Dr. Werner Best. Dikigoros kann das nicht nachprüfen; er gibt es einfach mal so wieder.]

"Aus einem deutschen Leben" ist vor allem deshalb ein so gefährlicher Film - vielleicht der gefährlichste der auf dieser "Reise durch die Vergangenheit" vorgestellten -, weil er zwischen den Zeilen die ach so bequeme Botschaft vom kleinen Mitläufer, der nur seine Pflicht tut, weil er ja eh nichts ändern könnte, unters Volk bringt. Und, um den Bogen noch etwas weiter zu spannen: Nicht viel weniger gefährlich ist es, überhöhte, pardon "symbolische" Fantasie-Zahlen in die Welt zu setzen und das Nachrechnen unter Strafe zu stellen; damit gibt man nämlich gewissen Kreisen immer wieder einen Grund, den Holocaust insgesamt zu leugnen. Zum Trost: Der Film wird sowohl im Fernsehen als auch in öffentlichen Kinos nicht mehr gezeigt, und auch der Roman von Robert Merle ist in Deutschland nicht mehr erhältlich. (Nein, es herrscht kein offizielles Verboten; aber es gibt offenbar subtilere Mittel und Wege, sie vom Markt fern zu halten.) In Frankreich ist er dagegen bis heute ein Bestseller, wie ein Blick auf die Verkaufsstatistik der französischen Webseite von Amazon zeigt. Ob es Zufall ist, daß seit der Verfilmung auch das Buch-Cover einen Ausschnitt des Filmplakats von "Aus einem deutschen Leben" zeigt?

[Cover 1952] [Cover 1977]
Buch-Cover 1952 . . . und Buch-Cover 1977

1999 gab sich Götz George für eine Geschmacklosigkeit her, die dazu angetan war, der von "Aus einem deutschen Leben" die Krone aufzusetzen: Er spielte den Dr. Josef Mengele in "Nichts als die Wahrheit" von Roland Richter, einem "utopischen" Machwerk, das nicht nur die historische Wahrheit verzerrt (es läßt Mengele, der 1979 vom israelischen Geheimdienst in Brasilien ermordet, pardon hingerichtet, pardon verunfallt wurde, wieder auferstehen bzw. gar nicht erst gestorben sein und fingiert seinen Prozeß, 44 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wobei Mengele in der Sache geständig ist, allerdings nicht ohne sein Tun rechtfertigen zu wollen), sondern auch den Anwaltsstand diffamiert, in Person seines Verteidigers Peter Rohm (gespielt von Kai Wiesinger). Das Publikum hat ihm die Quittung erteilt: Der Film floppte, George und Wiesinger - die ihn finanziert hatten - verloren eine Menge Geld. Und warum? Sicher nicht aus historischem Verständnis, denn jeder, der sich den Film ansah, wußte ja, daß es sich um eine Utopie handelte; aber die Zuschauer wollten halt weder in Horst Buchholz noch in Götz George den unzweifelhaft bösen Dr. Mengele sehen, sondern in ersterem den zum Vorzeige-Kapitalisten gewendeten Jung-Kommunisten Otto Ludwig Piffl alias Graf Otto von Droste-Schattenburg aus Billy Wilders Ost-West-Komödie Eins, Zwei, Drei, und in letzterem... den guten Rudolf Höß alias Franz Lang! Und um gleich zum nächsten Film über zu leiten: sie wollten auch nicht in Ben Kingsley den Juden Itzhak Stern aus "Schindlers Liste" sehen, sondern... den lieben Gāndhī.

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Nachtrag: Etwa ein Jahr, nachdem diese Seite online gegangen war, verschwand der Roman von Robert Merle heimlich, still und leise aus den Regalen der Buchhandlungen und auch aus Schindlers, pardon Amazons Verkaufsliste. (Ja, die Zugriffszahlen sind hoch - nach der internen Statistik hat nur eine von Dikigoros' Filmseiten mehr Leser angezogen als "Der Hauptmann von Auschwitz", nämlich Schtonk - ein Eishauch der Geschichte -, und die Gutmenschen lesen fleißig mit!) Aber machen wir uns darüber keinen Kopf - vielleicht ist das Buch ja ausverkauft, und es lohnt sich nicht, die Nr. 1.912 im "classement des ventes" (von mindestens sechs Millionen) neu aufzulegen?!


Anhang: Operation Massenmord
(Sven Felix Kellerhoff über Frank Piersons Wannseekonferenz-Film "Conspiracy") Warum es Kenneth
Branagh und Stanley Tucci nicht gelang, Reinhard Heydrich und Adolf Eichmann überzeugend zu verkörpern.


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