DIE GROßE SEELE UND DIE GROßEN LÜGEN
Vom vegetarischen Winkeladvokaten im Exil
zum "gewaltlosen" Kämpfer für Freiheit

Ben  Kingsley  als  Mohandās  Karamchand  Gāndhī
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RICHARD ATTENBOROUGH: GANDHI (1982)
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[Gandhi - Filmplakat] [Gandhi - VHS-Cover]
"Ich glaube an Helden... Ich denke, unsere Welt braucht Helden.
Ich glaube, daß es immer große Persönlichkeiten geben wird,
die als Inspiration für uns alle dienen." (R. Attenborough)

EIN KAPITEL AUS DIKIGOROS' WEBSEITE
DIE [UN]SCHÖNE WELT DER ILLUSIONEN

(von Filmen, Schaupielern und ihren [Vor-]Bildern)

Ja, liebe Leser, das ist fürwahr ein schönes Motiv, um Kinohelden zu schaffen - der Glaube! Gāndhī schiffte sich gerade nach England ein, als einer seiner Zeitgenossen, der Italien-Reisende Nietzsche, schrieb, daß der Glaube zwar keine Berge versetzt, wohl aber Berge hinsetzt, wo es keine gibt. Darf Dikigoros in Anlehnung daran bemerken, daß ein Film zwar keine Berge versetzt (außer vielleicht solche aus Pappmaché als Kulisse :-), wohl aber mitunter Helden schafft, wo es keine gibt. Die meisten Völker sind geradezu pervers, wenn es um die Auslegung ihrer eigenen Geschichte und die Wahl ihrer "Helden" geht - meist sind es ihre schlimmsten Massenmörder. Bei einigen mag das verzeihlich sein, nämlich wenn die Opfer in der Mehrzahl nicht die eigenen Leute waren, sondern Fremde, wie bei den Volkshelden Frankreichs oder der Mongolei (obwohl weder Napoleone Buonaparte ein echter Franzose noch Dschingis Ķhān ein echter Mongole war); bei anderen, wie denen Griechenlands, Paraguays, der Sowjet-Union oder Rot-Chinas ist Dikigoros das schleierhaft (nicht nur, weil auch Venizelos kein echter Grieche und Lenin und sein getreuer Vollstrecker Stalin keine echten Russen waren - über diese zweite Voraussetzung der Heldenverehrung, kein "Profet im eigenen Lande" zu sein, schreibt Dikigoros an anderer Stelle, er kann hier also sich und seinen Lesern diesbezüglich weitere Ausführungen ersparen). Aber da der Volksmund mit Recht sagt: "Glauben heißt nicht wissen", will Dikigoros in diesem Kapitel seiner "Reisen durch die Vergangenheit" allen Gāndhī-Gläubigen, die Richard Attenborough auf den Leim gegangen sind, zu ein wenig mehr Wissen über dessen Lieblings-Helden verhelfen, dem er 20 Jahre seines Arbeitslebens und 22 Millionen US-$ Produktionskosten geopfert hat. (Immerhin hat der Film ihm das Geld wieder eingespielt und sogar einen Adelstitel nebst Sitz im Oberhaus eingebracht, während knapp 100.000 indische Komparsen für einen Hungerlohn mit spielten und 200.000 weitere "Freiwillige" sogar ganz umsonst - gratis, non frustra :-)

Außerhalb der USA und Europas sind wohl in keinem anderen Land der Welt so viele Filme gedreht worden, die schöne Illusionen über Gestalten der Geschichte verbreiten sollen, wie in Indien, vom ersten, 1953 gedrehten Farbfilm über Lakshmī Bāī, die unglückliche Rani von Jhansi ("Jhānsīki Rānī"; in England als "The Tiger and the Flame [Der Tiger und die Flamme]", in Deutschland als "Feuer und Sturm" gelaufen) bis zur umstrittenen Verfilmung der Lebensgeschichte von Phūlan Dewi, der "Bandit Queen [Königin der Banditen]", 1994 durch Shekar Kapur, der auch die Ermordung der Titelheldin 2001 keinen Erfolg mehr bringen sollte. (Eine ausgezeichnete Kurzübersicht zur Geschichte des indischen Kinofilms findet man hier.) Und dennoch hat Dikigoros ausgerechnet einen englischen Film ausgewählt, der die Titelrolle, den Gāndhī, mit einem Briten besetzt? (Gerade, daß er keinen der vielen alten Schinken genommen hat, die deutsche Regisseure über Indien gedreht haben :-) Das bedarf der Erklärung: Die im besagten Film zur Anführerin des Sepoy-Aufstands von 1857 hoch stilisierte Fürstin von Jhānsī war in Wirklichkeit - und damit meint Dikigoros ausnahmsweise mal sowohl die historische Wahrheit als auch ihre Wirkung - nie richtig populär und ist heute so gut wie vergessen. Er hat anno 1995 ihr Grabmal in Gwāliyar besucht und war dort der einzige Besucher an einem von Unkraut überwucherten Gedenkstein, vor dem die "ewige" Flamme erloschen war. Man mag das damit begründen, daß Inder in der Regel nicht beerdigt, sondern verbrannt werden - dennoch gibt es Pilgerstätten für Personen, die tatsächlich populär waren und derer noch gedacht wird. Phūlan Dewi war zwar eine Zeit lang äußerst populär; aber nicht mehr, als der Film über sie gedreht wurde, der daran auch nichts mehr ändern konnte; denn sie hatte ihren Dharm verlassen - um nicht zu sagen ihre Ideale (wie zweifelhaft diese immer gewesen sein mögen) verraten -, indem sie sich von der indischen Regierung kaufen ließ, mit Geld und einem Abgeordnetensitz im Unterhaus. Und in den anderen "Größen" der indischen Geschichte finden sich die heutigen Inder nicht unbedingt wider, vor allem nicht in den islamischen Muģalen ("Großmoghulen"), in denen sie - so sie nicht selber Muslime sind - nur noch Diktatoren und Terror-Herrscher sehen. Nun kann man ja auch über solche Personen Filme drehen - und das hat man auch. Aber die erfolgreichsten dieser Streifen (Dikigoros weigert sich, sie die "besten" zu nennen, sie sind nicht einmal gut) - "Mughal-e-Azam" (über Akbar) und "Babar" (über den ersten Muģal, den man bei uns meist "Babur" schreibt) hatten das gleiche Schicksal wie die Filme mit Emil Jannings in Deutschland oder die mit Nikolaj Tscherkasow in der Sowjet-Union: Die Hauptdarsteller spielten zu viele "historische" Rollen, um sie mit einer bestimmten zu identifizieren. In Indien war es Prithwirāj Kapūr d.Ä. (der eine ganze Schauspieler- und Regisseure-Dynastie begründet hat; wenn Ihr ihn im englisch-sprachigen Internet sucht, gebt bitte "Prithviraj Kapoor" ein), der ein Star war, seit er 1941 in "Sikander" Alexander den Großen gespielt hatte; im Zweifel hätte man ihn just mit jener ersten großen Rolle identifiziert. Daß auch kein Schauspieler aus "Sher Shivaji", dem Monumentalfilm, den Rām Gabale 1987 über den großen Mahratten-Führer drehte (der immer mehr zur Ikone der militanten Anti-Islamisten wird), eine der Hauptfiguren zu prägen vermochte - weder den Titelhelden noch seinen Gegenspieler Aurangzeb, den letzten "Großmoghul" - ist ein Jammer, doch danach fragt das Publikum nicht. Auch die Filme, die Shyam Benegal 1988 über Nehrū (Bharat Ek Khoj ["Indien eine Entdeckung", wohl in Anlehnung an Nehrūs Autobiografie "My Discovery of India"]) und 1996 über Gāndhī (Making of the Mahatma ["Wie der Mahatma gemacht wurde"]) drehte, haben nichts dergleichen bewirkt, ebenso wenig Benegalas Film über Subhāś Chandr Bōs (Netājī ["Lieber Führer"]).

Aber um auf Gāndhī zurück zu kommen - hatte der es überhaupt nötig, daß man seiner Popularität mit einem solchen Film auf die Sprünge half? Berechtigte Frage, liebe Leser, die man im Ausland guten Gewissens mit "nein" beantworten darf, denn dort galt und gilt Gāndhī (zumal unter Personen, die sonst kaum einen anderen indischen Politiker mit Namen kennen :-) von je her als der Friedens- und Freiheitskämpfer schlechthin.

[Meinungen der Inder über Gandhi]

Aber Dikigoros will Euch etwas verraten: Für Indien muß man die eben gestellte Frage mit einem klaren "ja" beantworten! Gāndhī wurde zwar von einigen schon zu Lebzeiten - und erst recht danach (wobei sein gewaltsamer Tod half, ihn zum Martyrer hoch zu stilisieren) - zum Popanz der Unabhängigkeits-Bewegung aufgeblasen; aber ein großer Teil der Inder hat das irgendwie durchschaut und wollte den Politikern, die diesen Kult beharrlich gepflegt haben, nie so richtig auf den Leim gehen (vor allem die halbwegs gebildeten Schichten nicht, wie man auf der Karikatur oben sieht). Der etwas kauzige kleine Waishy aus Gujrāt war in Indien - jedenfalls bis 1982 - nie auch nur annähernd so populär wie das bengalische Dreigestirn: der Tākhur Rabindranāth (der sich nach der englischen Verballhornung seines Kastennamens auch "Tagore" nannte), der "Netājī" [liebe Führer]" Subhāś Chandr Bōs (im Westen meist "Bose" geschrieben, auf Bengalisch "Våshū geschrieben und "Bosh" gesprochen) und der Brāhman Ghosh (den Ihr wahrscheinlich, wenn überhaupt, nur in der falschen englischen Schreibweise "Ghose" kennt, oder nur als "Shrī Aurobindo"; letzteres ist sein Vorname, ersteres ein Ehrentitel, den nur Gottheiten und Brāhmanen tragen; popelige Bürgerliche bekommen bestenfalls das Suffix "-jī" [etwa: "der liebe"] angehängt, das nicht viel besagt; Dikigoros z.B. benutzt es immer, wenn er irgend jemanden nett ansprechen will). Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, daß Nationalhelden immer aus Grenzregionen oder aus dem Ausland stammen müssen (aber darüber schreibt Dikigoros an anderer Stelle) - auch Nehrū und seine Tochter Indira Gāndhī (nicht verwandt und nicht verschwägert mit dem Titelhelden, sondern verheiratet mit einem Namensvetter) stammten, wenngleich viele Generationen zurück, aus einer solchen, nämlich aus Kashmīr. Und so übertrifft zumindest die Popularität von Bosh die Gāndhīs bis heute bei weitem. Und was die Besetzung der Hauptrolle anbelangt, so kann sich der Titelheld posthum eigentlich nur bedanken, denn sie ist mit Ben Kingsley - dem Sohn eines indischen Muslims und einer russischen Jüdin [ja, so etwas war vor 1945 noch möglich!], der halt zufällig in England zur Welt gekommen war; sein bürgerlicher Name lautet Krishna Bhān[jī] - exzellent besetzt; dessen Persönlichkeit und Ausstrahlung hat der echte Gāndhī allen gegenteiligen Behauptungen zum Trotz nie besessen. Sein Bild in der Öffentlichkeit hat durch Kingsley mindestens ebenso viel an (unberechtigten) Sympathien gewonnen wie das des "Sklaven" Spartacus durch Kirk Douglas, das Friedrichs II. durch Otto Gebühr, das der Kaiserin Sis[s]i durch Romy Schneider, das des falschen Hauptmanns von Köpenick durch Heinz Rühmann, das des KZ-Kommandanten Höß durch Götz George oder das des Generals Custer durch Errol Flynn. (Dikigoros weiß, daß ihm einige diese Aussage übel nehmen werden, vor allem westliche Ausländer und andere, die Gāndhī nicht gekannt haben - dennoch trifft sie zu.)

Jedenfalls hat Gāndhīs Popularität seit dem hier vorgestellten Film von 1982 unstreitig auch in seinem Heimatland einen ungeheuren Aufschwung genommen, worauf immer man das zurück führen mag. Nun verehren ihn die meisten Inder (nicht nur die Gujrātīs, die sogar eher weniger - der Profet im eigenen Lande gilt bekanntlich nichts :-) als den "lieben Gandhi [Gāndhījī]" - so heißt er jetzt ganz offiziell, wohl um ein Gegengewicht zum "lieben Führer" Bosh zu bilden. Und wenn Dikigoros "die" Inder schreibt, dann meint er das auch so, denn die Verehrung ihrer Nationalhelden ist zur Zeit der einzige, kleinste gemeinsame Nenner dessen, was die verschiedenen Völker und Stämme des Staates Bhārat noch einigermaßen zusammen hält: Eine gemeinsame Sprache gibt es nicht [mehr], und der gemeinsame Glaube ist im Schwinden begriffen, dabei bräuchte gerade jener Erdteil den Glauben so dringend. Ob das freilich der Glaube an Helden im allgemeinen und an Gāndhī im besonderen sein muß wagt Dikigoros zu bezweifeln. Er kennt Indien gut - vielleicht besser als irgendein anderer Europäer oder Amerikaner seiner Generation. (Die Handvoll Leute, die ihn noch vor wenigen Jahren von dieser Behauptung hätte Abstand nehmen lassen, ist erschreckend früh gestorben, allen voran seine Freundin Barbara Rausch. Aber hoffnungsvoller Nachwuchs ist vorhanden; Dikigoros empfiehlt in diesem Zusammenhang die Webseiten seiner jungen Freunde Koenraad Elst und Mike Brooker.) Und er glaubt bemerkt zu haben, daß die Wirkung des Films nach einer Generation allmählich nachläßt und der Mythos des M.K. Gāndhī wieder zu verblassen beginnt, ganz ähnlich wie der des J.F. Kennedy in den USA. In beiden Fällen scheint das Ausland dies jedoch noch nicht so recht mit bekommen zu haben - in Mitteleuropa z.B. gelten diese beiden nach wie vor als Lichtgestalten, zumindest als Martyrer, denen man etwaige Fehler nachsehen muß, denn schließlich starben sie beide eines gewaltsamen Todes; und über die Toten soll man ja nur Gutes reden... Außerhalb Indiens, vor allem in Mitteleuropa, muß man Gāndhī auch deshalb in den Vordergrund schieben, weil sein Gegenspieler Bosh - ach was, es wäre maßlos übertrieben, Gāndhī als Gegenspieler des Bengalen hinzustellen, dem er nicht das Wasser reichen konnte! -, weil sein Zeitgenosse Bosh ein Verbündeter des deutschen Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler war (Bosh kam 1945 bei einem mysteriösen Flugzeug-Absturz ums Leben, d.h. er fiel mit hoher Wahrscheinlichkeit einem alliierten Mordanschlag zum Opfer, aber das ist eine andere Geschichte). Ein weiterer indischer Politiker, der Gāndhī allmählich den Rang als Nationalheld abzulaufen droht ist der Shudr Dr. Ambedkar, Nehrūs erster Justizminister, nachdem sich allmählich herum gesprochen hat (natürlich nicht im Ausland, schon gar nicht in Deutschland, wo ihn so gut wie niemand kennen dürfte - er stand ja nicht mal im Brockhaus, als es den noch gab, im Gegensatz zu seinem Staatssekretär Bhawe, der später das "Bhūdān"[Landschenkungs]-Programm durchzog), daß er es war - und nicht Gāndhī -, der zumindest auf dem Papier die Diskriminierung der unteren Kasten beseitigt hat. (Auch er starb unter nie ganz geklärten Umständen - im Totenschein steht "Herzversagen"; aber wer sich da ein bißchen auskennt weiß, was solche Beurkundungen wert sind; er hatte natürlich viele einflußreiche Feinde; jedenfalls hält sich unter den "Daliten [Unterdrückten]", die sich heute auf ihn berufen, hartnäckig das Gerücht, daß er vergiftet wurde.) Aber damit wollen wir es der Vorrede genug sein lassen.

[Hitler] [Gandhi] [Roosevelt]
Drei Politiker, ein Spruch: "Millionen stehen hinter mir!" Vor ihnen lagen Millionen Tote...
Freunde von Thyssen und Krupp (l.), Birlā (m.) Kuhn, Loeb & Schiff (r.)
(Gāndhī sollte Hitler und Roosevelt um zweieinhalb Jahre überleben)

Eigentlich kann man einem (Dreh-)Buch über moderne indische Geschichte im allgemeinen und über das Leben Gāndhīs im besonderen auf den ersten Blick ansehen, ob es etwas taugt: Wenn im Namensverzeichnis "Birlā" nicht auftaucht (wie meistens; "birlā" bedeutet nicht umsonst "rar, selten" - kleiner Scherz am Rande), ist es von einem Ignoranten geschrieben und lohnt die Lektüre nicht. Das ist, als wollte man eine moderne Kriegsgeschichte Deutschlands schreiben, ohne den Namen "Krupp" zu erwähnen, denn Gāndhī wäre ohne seinen Geldgeber, den Rüstungs-Magnaten Birlā, ebenso wenig denkbar gewesen wie etwa Adolf ohne seinen guten Alfred, und auch Roosevelt hätte ohne seinen Finanzier Jacob Schiff zweifellos Schiffbruch erlitten, auch wenn das natürlich schlecht zur Vorstellung des "gewaltfreien" Advokaten der Freiheit paßt. (Die Allitteration der Vornamen erwähnt Dikigoros - der ja immer auf Parallelen in der Geschichte aus ist - nicht ohne Grund: Gāndhī und Birlā hatten nämlich gleiche Vornamen - was westlichen Lesern, die keine Kenntnis der indischen Sprache und Mythologie haben, freilich nicht ohne weiteres auffallen dürfte: Mohan - "der [Be-]Zaubernde" - ist ebenso ein Beiname Krishnas wie Shyām - "der Schwarzblaue" -, und Dās bedeutet "Diener, Anhänger".) Um es vorweg zu nehmen: den Namen Birlā sucht man im Namensverzeichnis des Films "Gandhi" vergeblich, und das sagt bereits alles über seine Art und Güte. Dikigoros hat sich dennoch die Mühe gemacht, ihn in voller Länge anzuschauen - sogar in Indien, um zu sehen, wie er besucht war. Er war gut besucht - aber das sind Filme in Indien immer; er selber ist dabei übrigens eingeschlafen und mußte ihn deshalb in Deutschland noch einmal über sich ergehen lassen. "Gandhi" bildet insoweit eine Besonderheit unter den auf dieser "Reise durch die Vergangenheit" vorgestellten Filmen, als man Attenborough eigentlich gar keine Fälschung von Fakten vorwerfen kann, wie allen anderen Regisseuren und Drehbuchschreibern. (Vielleicht war er zu lange Schauspieler - die meisten Leser kennen ihn wahrscheinlich als John Hammond in "Jurassic Park" -; mit Mitte 40 versuchte er sich erstmals als Regisseur, und als er "Gandhi" drehte, war er trotz seiner knapp 60 Jahre noch relativ unerfahren auf diesem Gebiet.) Aber wie heißt es so schön in der Belehrung zu vereidigender Zeugen vor Gericht: "Sie dürfen nicht nur nichts Unwahres sagen, sondern Sie müssen die Wahrheit auch vollständig sagen, d.h. Sie dürfen nichts Wesentliches auslassen..." Und eben dieser Auslassungen macht sich Attenborough's Film in massiver Art und Weise schuldig, nicht nur im Falle Birlās. Er entschuldigt das im Vorspann mit dem Hinweis, daß keines Menschen Leben ganz nacherzählt werden könne - mag sein, aber es kommt doch immer darauf an, was man weg läßt (Wichtiges oder Unwichtiges?) und warum (weil es nicht bekannt ist oder nicht bekannt werden soll?).

In der Ursprungsfassung dieser Seite folgte hier der Satz: "Dikigoros will deshalb abweichend von seinen anderen Filmsbesprechungen keine einzelnen Passagen heraus greifen, sondern Euch Gāndhīs Leben so beschreiben, wie es der Film hätte tun müssen, um sich einer vollständigen und somit wahrheitsgemäßen Darstellung rühmen zu dürfen; der geneigte Leser mag dann vergleichen und selber entscheiden, ob Attenborough's Auslassungen Wesentliches oder Unwesentliches betreffen, inwieweit er sich also der Lüge durch Unterlassen schuldig gemacht hat oder nicht." Aber nachdem ihm wiederholt vorgeworfen worden ist, daß seine Seite ja dann mit dem Film kaum noch etwas zu tun habe (wohl hauptsächlich von Leuten, die ihn selber nicht gesehen haben und auch zu faul sind, das in Zukunft zu tun, die deshalb im Internet nur nach Inhaltsangaben suchen), will er wenigstens einige Szenen konkret ansprechen - aber um Attenborough sinngemäß zu zitieren: Man kann keines Filmes Inhalt ganz nacherzählen. Sonst müßte man ja das Drehbuch abschreiben - und das kann nicht der Sinn der Sache sein. A propos Buch: Dikigoros stützt sich bei seinen Ausführungen vornehmlich auf Primärquellen, d.h. auf Gāndhīs Beiträge in "Young India [Junges Indien]" und "Navajivan [Neues Leben]" und auf seine Autobiografie ("Meine Experimente mit der Wahrheit"), die freilich nicht über das Jahr 1927 hinaus fortgeführt wurde, obwohl es da gerade begann, interessant zu werden. Wie dem auch sei, wenn irgend etwas von dem, was Dikigoros hier schreibt, falsch sein sollte, so wird sich Gāndhī dafür an die eigene Nase fassen müssen.

Allgemein bekannt ist, daß Gāndhī aus dem dritten Stand (so will Dikigoros hier den Begriff "Warn" einmal übersetzen; wer es genauer wissen möchte, kann das an anderer Stelle nachlesen), dem Kaufmannsstand stammte. (In Gujrāt heißt der Banīyā - im Westen meist falsch "Bania" geschrieben -, im übrigen Indien meist "Waishy" - im Westen meist falsch "Vaishya" o.ä. geschrieben.) Nun, seine Vorfahren mögen mal Kaufleute gewesen sein, aber um diesen Beruf auszuüben, muß man auch das Zeug dazu haben, d.h. zumindest etwas lesen, schreiben und rechnen können. Doch Gāndhīs Vater war Analfabet (seine Mutter auch), und deshalb machte er das, was auch in anderen Ländern viele taten (und tun), die nicht richtig lesen, schreiben und denken (aber dafür umso besser wirr daher reden) können: er ging in die Politik und brachte es zum "Premierminister" (so übersetzen einige Biografen recht großzügig den "Dīwān") des Duodezfürsten - ach was, nicht mal Duodez, woher sollte der denn auch nur 12 Städte nehmen? -, des Minirājas von Rājkot. Von seiner Mutter hatte Gāndhī wohl die zwanghaft hysterische Angst, gegen irgendwelche strengen Kastenge- und Verbote zu verstoßen, vor allem was die Nahrungsaufnahme und natürlich auch die Fleischeslust im übertragenen Sinne anbelangte - sie soll jeden zweiten Tag gefastet haben, was selbst im an Askese gewöhnten Indien eine Ausnahme war (jedenfalls unter Leuten, die es sich leisten konnten, wenigstens einmal am Tag zu essen und zu trinken). Das Paradoxe, ja Tragische an Gāndhīs früher Lebensgeschichte (die im Film trotz seiner Länge völlig ausgeblendet wird) ist, daß er in durchaus vernünftige Gesellschaft geriet und ein ganz normaler, psychisch gesunder Mensch hätte werden können, wenn ihm nicht seine übergroße Skrupelhaftigkeit alles, was er tat, zur Sünde hätte werden lassen. Ein Jugendfreund sagte ihm: "Wir Inder müssen endlich mit diesem blöden Vegetariertum aufhören und tüchtig Fleisch essen, damit wir so groß und stark werden wie die Engländer, sonst bleiben die ständig unsere Kolonialherren." Gāndhī probierte es, bekam hinterher furchtbare Gewissensbisse und war Tage lang krank (obwohl er nicht etwa Rindfleisch, sondern nur Ziegenfleisch gegessen hatte); ebenso erging es ihm mit Alkohol-Genuß und - mit Sex. [Wohlgemerkt, liebe Leser: Man kann sich alkoholischer, fleischlicher und sonstiger Genüsse durchaus enthalten, ohne darob an Körper und Geist Schaden nehmen zu müssen; Voraussetzung dafür ist allerdings, daß man es aus freien Stücken und selber gewonnener Überzeugung tut, nicht aus Angst vor irgendwelchen strafenden Göttern oder Priestern.] Gāndhī war mit 13 Jahren zum dritten Mal verheiratet worden (seine beiden ersten Frauen waren im Kindesalter gestorben) und tat mit seiner Frau das, was Ehepaare halt miteinander tun. (Warum nicht, liebe Moral-Apostel? Was glaubt Ihr denn, was Eure Kids mit 13 tun? Und das war vor Beginn der allgemeinen Wachstums-Akzeleration, als die Menschen, zumal in Indien und anderen Ländern mit schlechter Ernährung, mit 13 Jahren zwar noch nicht erwachsen, aber schon ausgewachsen waren. Gāndhī war ein Pipifax von 1,59 m, und seine Frau Kastūrbāī wurde nie größer als 1,40 m. Gewiß, sie war damals erst 10; aber selbst bei uns ist es bis heute nicht strafbar, wenn ein Dreizehnjähriger mit einer Zehnjährigen schläft - was soll's also? Und selbst wenn der Mann älter ist... Die oben erwähnte Lakshmī Bāī wurde mit 9 dem 50-jährigen Fürsten von Jhānsī angetraut; Muhamad heiratete seine letzte Frau als 6-jährige - als sie 9 wurde, konsumierte der 53-jährige Profet die Ehe!) Später machte Gāndhī sich auch darob furchtbare Gewissensbisse und rührte Kastūrbāī nicht mehr an - ob das besser war?

Als Gāndhī knapp 19 Jahre alt war, beschloß seine Familie, ihn nach England zu schicken, um Jura zu studieren. [Wer genau dahinter steckte, bleibt unklar: Sein Vater war schon gestorben und seine Mutter angeblich dagegen; daß sein älterer Bruder dahinter steckte vermag Dikigoros ebenso wenig zu glauben wie an den ominösen Verwandten, der zum Jainismus konvertiert war; wahrscheinlich war ein Onkel väterlicherseits die treibende Kraft.] Sein Kastenrat verbot die Reise, und als Gāndhī das Verbot mißachtete, wurde er exkommuniziert. Es wird meist so dargestellt, als habe das damit zu tun, daß ein anständiger Hindū nicht ins Ausland gehen sollte, schon gar nicht ins christliche Ausland, und auf keinen Fall nach England. Christentum galt als Teufelswerk, Briten galten als Teufel und die Britischen Inseln als Hölle, denn dort drohten Versuchungen wie Wein, Weib und Fleischgenuß. Mag sein, daß einige Inder das so sahen; aber das allein wäre wohl kein Grund gewesen, Gāndhī den Aufenthalt dort zu verbieten, denn der legte sogleich ein Gelübde ab, keiner dieser Versuchungen nachzugeben. (Im Grunde genommen handelt seine Autobiografie hauptsächlich davon, mit welcher Skrupelhaftigkeit er gegen sie ankämpfte, und zwar erfolgreich - was durchaus keine Selbstverständlichkeit ist. Schaut Euch doch mal die Millionen Inder an, die heute in Großbritannien leben: Weit davon entfernt, indische Lebensart zu bewahren, fressen sie schon in der zweiten Generation genau wie ihr Wirtsvolk Rind- und Schweinefleisch, rauchen und saufen Alkohol, treiben Unzucht und tun auch sonst alles, was gute Inder eigentlich nicht tun dürften; aber das ist eine andere Geschichte.)

[Versuchungen]

Exkurs. Das mag einigen Lesern lächerlich erscheinen in einer Zeit, da es niemand - zumindest niemand im Westen - mehr für eine ernsthafte Sünde hält, zu saufen, zu rauchen oder herum zu huren. Doch für den Inder ist es, jedenfalls wenn er Anhänger Wischnus, insbesondere Wāmanas, seines fünften Avtaras ("Inkarnation") als Zwerg ist, noch heute eine Glaubensfrage, wie er es mit Pãtschmakār, den "Fünf M", hält: Mady (Wein - ursprünglich wohl Met), Māns (Fleisch - und wir dürfen getrost davon ausgehen, daß es sich ursprünglich um Menschenfleisch handelte), Matsy (Fisch), Mudrā (schwer einzuordnen; wahrscheinlich ursprünglich das Torkeln Besoffener, die zuviel gebrannten Korn getrunken hatten, heute nur noch stilisierte Posen von jemandem, der geröstetes Korn gegessen hat) und Maithun (Sex). Was im Westen "Tantra" oder "Tantrismus" genannt wird (und in Indien "Wāmātschār") ist eine "kultische" oder "sakrale" Handlung jener Glaubensrichtung, die, je nachdem wie "man" es damit hält, entweder eine Art "Abendmahl" darstellt, die das Konsumieren jener Fünfheit nur mehr oder weniger symbolisch andeutet (und letztere nur mir dem eigenen Ehepartner), oder aber eine mehr oder weniger wüste Orgie, bei der gefressen, gesoffen und Gruppesex getrieben wird. (Vielleicht ist es auch in erster Linie eine Sache der inneren Einstellung. Ein Inder sagte Dikigoros mal: "Manche trinken Wein und haben Sex, um das Ritual zu vollziehen, andere vollziehen das Ritual, um Wein zu trinken und Sex zu haben.") Wie dem auch sei, im Westen ist selbstredend die letztere Version besser bekannt, da sich sex and crime nun mal besser verkaufen als irgendwelche netten Harmlosigkeiten; aber Dikigoros - der Wischnu, auch in seinen anderen Avtaren, fern steht - könnte Euch nicht mal sagen, welche Form häufiger praktiziert wurde und wird. (Wahrscheinlich gab und gibt es etliche Zwischenformen, und jeder hält es, wie es ihm gerade am besten gefällt.) Aber mit einiger Sicherheit kann er Euch sagen, daß jemand wie Gāndhi - der kein Anhänger Wāmanas war - puren Horror vor derartigen Veranstaltungen haben mußte; und wenn die schon in Indien so verabscheuungswürdig waren, mußten die im barbarischen England wohl noch viel schlimmer sein; an seiner Furcht war also nichts Lächerliches; jeder andere brave Inder in seiner Lage hätte sie zumindest ähnlich empfunden. Exkurs Ende.

Nein, es war wohl noch etwas anderes: Schlimm genug, daß Gāndhī senior kein ordentlicher Kaufmann geworden war, wie es sein Dharm ihm vorgeschrieben hätte, und daß er sich statt dessen anmaßte, einen Beruf des Kriegerstandes auszuüben - nun war die Familie völlig größenwahnsinnig geworden und wollte ihren jüngsten Sproß gar einen Beruf des Priesterstandes erlernen lassen! Rechtsanwalt, das war etwas für Brāhmanen (wie Nehrū und Sawarkar) oder für Muslime (wie Jinnah), aber doch nicht für einen Gāndhī! Es sollte sich zeigen, daß der Kastenrat Recht hatte: Gāndhī bestand zwar nach dreijährigem, qualvollem Studium irgendwie die Anwaltsprüfung und wurde zur Bar zugelassen, aber Tags darauf nahm er - ohne jemals praktiziert zu haben - ein Schiff zurück in die Heimat, wo sich heraus stellte, daß er als forensischer Anwalt (Barrister) gänzlich ungeeignet war: Er konnte nicht reden, d.h. er sprach nicht nur kein ordentliches Englisch und stotterte, sondern er war so gehemmt, daß er vor Gericht kein einziges Wort heraus brachte; und da in der angelsächsischen Rechtsordnung - anders als in den meisten kontinental-europäischen - vor Gericht nicht bloß auf vorbereitete Schriftsätze Bezug genommen, sondern noch richtig mündlich verhandelt wurde (und wird), war das sein berufliches Todesurteil. Mit Schimpf und Schande wurde er davon gejagt; nur mit Glück fand er einen Job als Angestellter bei Abdallah, einem muslimischen Anwalt (ein Hindū hätte ihn nicht eingestellt). Der schickte Gāndhī, um die Wogen zu glätten, erst mal für ein Jahr weg, und zwar so weit weg, wie das überhaupt möglich war: nach Durban in Südafrika, wo er eine Zweigstelle betrieb. Dort brauchte Gāndhī nicht vor Gericht aufzutreten, sondern konnte innerhalb der großen indischen Gemeinde außergerichtliche Vergleiche aushandeln - darin entwickelte er (dem die Fähigkeit der Händlerkaste zum Feilschen vielleicht doch noch im Blut lag) bald ein beachtliches Geschick.

[Gandhi jung]

In Südafrika ereigneten sich einige bekannte Episoden in Gāndhīs Leben, die allenthalben verzerrt dargestellt werden, obwohl die Tatsachen dem Grunde nach unstrittig sind. Mit einer davon beginnt Attenborough seinen Film (wenn man vom Vorspann absieht, der das tödliche Attentat im Jahre 1947 vorweg nimmt): Auf einer Eisenbahnfahrt nach Pretoria wurde Gāndhī aus der 1. Klasse verwiesen - darauf kommen wir gleich zurück. Als Gāndhī es sich nach einem Jahr anders überlegte und nicht nach Indien zurück kehren, sondern sich als Anwalt in Durban niederlassen wollte, versuchte die örtliche Law Society, seine Zulassung zu hintertreiben. Als er nach drei Jahren seine Familie nachholte, wollte die Hafenbehörde von Durban sein Schiff nicht einlaufen lassen, sondern stellte es unter Quarantäne. Im Buren-Krieg meldete sich Gāndhī freiwillig zu den Sanitätern und wurde am Ende mit der Kriegsmedaille ausgezeichnet, ebenso beim Krieg gegen die aufständischen Zulu-Kaffern. So weit so gut - oder auch nicht. All diesen Ereignissen ist als Motiv "Rassismus" untergeschoben worden: Ein Inder sollte nicht in der 1. Klasse Bahn fahren, er sollte nicht zur Anwaltschaft zugelassen werden, er sollte seine Familie nicht nachholen dürfen, und er sollte auch nicht mit der Waffe in der Hand kämpfen dürfen. Die Wahrheit war indes viel banaler: Gāndhī hatte eine Fahrkarte 1. Klasse für einen Schlafwagenzug, aber keine Schlafwagenkarte gelöst. In Indien war - und ist - es zulässig, sich in solchen Zügen auf einen Sitz oder gar auf den Boden zu hocken, wenn man denn die paar Rupyen sparen will - in Südafrika halt nicht, jedenfalls nicht, wenn die Leute, die das Schlafwagenabteil gebucht haben, sich darüber beschweren (was in Indien undenkbar wäre) - und das taten sie. Ob der Schaffner (ein Bure) vielleicht sprachlich nicht in der Lage war, Gāndhī das zu verklickern, oder ob der einfach nicht nachgeben wollte - man warf ihn an der nächsten Station hinaus; dort löste Gāndhī zähneknirschend eine Schlafwagenkarte und nahm den nächsten Zug - natürlich 1. Klasse - nach Prätoria. Punkt. Alles andere - auch die Behandlung Gāndhīs Behandlung als "Nigger" bei Attenborough - ist dummes Zeug: Wenn ein Schwarzer versucht hätte, eine Fahrkarte 1. Klasse zu erstehen, hätte man ihn damals schon vom Schalter verwiesen; daß man Gāndhī eine verkauft hatte (der wohlgemerkt nicht als Diener eines Weißen auftrat, sondern in Schlips und Kragen), zeigt schon, daß all diese Vorwürfe haltlos sind. (Das wußte auch Attenborough, deshalb erfand er das Märchen, Gāndhī hätte die Fahrkarte per Post gekauft - als ob nicht jeder am Namen sofort bemerkt hätte, daß er ein Inder war!) Gāndhī schrieb anschließend noch einen bösen Brief an die Eisenbahn-Verwaltung, und die schrieb ihm höflich zurück, bedauerte das Mißverständnis, und damit war die Sache erledigt.

Um auch die anderen Punkte (die Attenborough - wohlweislich? - verschweigt) noch abzuhandeln: Die Law Society wollte Gāndhī, diese anwaltliche Niete, die nun wahrlich keine Zierde für sie gewesen wäre, verständlicher Weise nicht in ihren Reihen wissen; aber da war nichts zu machen: Gāndhī hatte eine englische Zulassung, und Südafrika war eine englische Kolonie - selbstverständlich wurde er in Durban zugelassen, da konnte sich die ehrenwerte Gesellschaft auf den Kopf stellen, basta. Die Hafenbehörden hielten das Schiff mit seinen Angehörigen zunächst in Quarantäne - aber doch nicht, weil Familie Gāndhī darauf war, wie kann man nur so einen hanebüchenen Blödsinn glauben?! In Gujrāt grassierte mal wieder die Pest, es handelte sich folglich um eine völlig normale Routinemaßnahme. Der Burenkrieg und der Zulu-"Aufstand" sind dunkle Kapitel in Gāndhīs Biografie, in die auch Dikigoros kein rechtes Licht zu bringen vermag. In seinen Schriften findet sich nichts Brauchbares dazu, und selbst sein Intimfeind Raymond Cartier, der doch sonst über alle Ereignisse der Zeitgeschichte bestens informiert war, weiß nichts Näheres. Tatsache ist, daß niemand für einfache Sanitäterdienste die Kriegsmedaille bekommen hätte. Vielleicht war Gāndhī KZ-Aufseher, der für ähnliche "Verdienste" ausgezeichnet wurde wie Rudolf Höß, nämlich für die Beihilfe zur Ermordung von Frauen und Kindern der "Buren" in den Konzentrationslagern? (Rosita Forbes mutmaßt in ihrem 1939 erschienenen Buch "India of the Princes" - dessen Inhalt freilich mit Vorsicht zu genießen ist -, Gāndhī habe sogar einem solchen, von ihm selber "organisierten" Lager vorgestanden, und zwischen den Zeilen liest man, daß dessen Insassen allsamt an Seuchen zugrunde gegangen sind.) Ihr meint, liebe Leser, das sei doch abwegig? Ach wißt Ihr, die Inder in Südafrika haben es immer verstanden, sich auf die vermeintlich richtige Seite zu stellen - was ihnen dann freilich meist übel gedankt wurde. Die Engländer haben sie zwar dankend gegen die Buren und gegen die Zulu-Kaffern eingesetzt, aber nicht im Traum daran gedacht, ihnen dafür gleiche Rechte einzuräumen. Später haben sie den ANC gegen die Weißen unterstützt - ein Fehler, den sie bitter bereut und teuer bezahlt haben, denn sie sind von den Schwarzen, als die endlich an die Macht kamen, mit den Weißen in dieselbe Schublade gesteckt worden, die der "Ausbeuter". So sind sie nun schlimmer diskriminiert denn je - mit dem Unterschied, daß sie unter der Herrschaft der Weißen, wenn es ihnen nicht mehr gepaßt hatte, nach Indien zurück gehen konnten, mitsamt all ihrer Habe; heute kämen sie, wenn überhaupt lebend, nur noch vollständig und entschädigungslos enteignet aus Südafrika heraus - aber auch das ist eine andere Geschichte. Es will sie auch sonst kaum noch jemand aufnehmen, weder Großbritannien noch Indien, allenfalls die blöde BRD - aber wer will schon von einem sinkenden Schiff aufs nächste klettern? Deren Green-cards will doch heute kein vernünftiger, halbwegs qualifizierter Inder mehr geschenkt haben!

Zurück zu Gāndhī. Täuscht Euch nicht in ihm - er war ein Schwein (was uns nicht gegen ihn als Politiker voreingenommen machen muß, denn was besagt das schon? Sein "lieber [Brief-]Freund" Hitler - Gāndhī warnte ihn 1939, daß die Briten einen Einmarsch in Polen zum Vorwand für einen neuen Weltkrieg gegen Deutschland nehmen würden, setzte sich dafür ein, Indien aus diesem heraus zu halten und rief die Rüstungsarbeiter zum Streik auf - soll privat ein Engel gewesen sein, wenngleich der Sänger Johannes Heesters sich an ihn anläßlich seines 105. Geburtstags lediglich als "guten Kerl" erinnerte; er war halt schon etwas verkalkt :-), besonders wenn es um Frauen und Kinder ging, sogar um seine eigenen: Warum hatte er sie denn nach Südafrika nachkommen lassen? Ihr ahnt es nicht (aber wenn Ihr es nicht glaubt, könnt Ihr es in seinen Memoiren nachlesen, er machte keinen Hehl daraus und bereute es - im Gegensatz zu vielen anderen Lächerlichkeiten - auch nicht, sondern war sogar stolz darauf): Damals gab es noch keine Klosetts mit Wasserspülung, sondern bloß Nachttöpfe. Normalerweise wurden und werden die in Indien durch Unterkastige (fälschlich auch "Kastenlose" genannt) geleert; aber Gāndhī verachtete diese "Kastenlosen" so sehr, daß er sich nicht einmal dazu herab ließ, welche zu diesem Zwecke bei sich anzustellen. (Am Geld lag es nicht, er verdiente relativ gut, und solche Leute waren spottbillig, sie wurden tonnenweise auf Frachtern - Personenpassage wäre zu teuer gewesen - aus Indien heran geschifft.) Wozu auch - dafür hatte er doch seine Frau Kastūrbāī. Der stank es zwar gewaltig, Nachtpötte zu schleppen und zu säubern, aber wenn ihr Göttergatte sie dazu anwies... Als er ihr freilich auch noch befahl, den Nachttopf eines ihrer Bediensteten - eines Christenhundes - zu leeren, platzte ihr doch der Kragen. Die Eheschließung war, unter uns, ohnehin eine Mésalliance, auch wenn die Vermählung eines Mannes aus der Gilde - so will Dikigoros hier einmal "jāti" übersetzen - der Spezereien-Händler (das bedeutet Gāndhī wörtlich) und einer Frau aus der Gilde der Parfüm-Händler auf den ersten Blick angemessen ("sozialadäquat" sagt der Jurist dazu :-) scheint. [Kastūrī ist das Moschus-Reh; bāī ist der rājasthānische Ausdruck für eine Frau von Stand - bei den übrigen Indern, denen die Rajpūtī-Frauen als viel zu heißblütig und mannstoll gelten, bedeutet er schlicht "Hure". Den Vornamen seiner Frau erwähnte Gāndhī nie; im Westen sind darüber die abenteuerlichsten Spekulationen angestellt worden; am verbreitetsten ist "Nakanji"; aber "-jī" ist wie gesagt nur ein Höflichkeitssuffix, und den Namen "Nakan" gibt es nicht. Allenfalls könnte sie "Nekan" (etwa: die Gute, Brave, Wohlerzogene, Tugendhafte - solche Mädchennamen lieben die Inder) geheißen haben.] Dennoch hätte Dikigoros, wenn man sein brāhmanisches Orakel eingeholt hätte, von dieser Ehe abgeraten. (Schließlich handelte es sich nicht um eine Eselei, pardon Liebesheirat, zweier dummer, unerfahrener Kinder, sondern um das Arrangement zweier erwachsener Familienväter - und -mütter, die dieses Vorrecht für sich in Anspruch nahmen, gerade um solche Fehler zu verhindern.) Ein anständiger Rajpūt durfte und darf seine Tochter keinem - und sei es auch nur leicht - minderwertigen Gujrātī zur Frau geben, selbst dann nicht, wenn dessen Vater zufällig ein hoher Beamter ist. Nein, nicht etwa, weil sie kein Wort Gujrātī sprach (geschweige denn schrieb oder las), sondern vielmehr, weil ihre leicht bessere Abkunft im Mann notwendigerweise Minderwertigkeits-Komplexe hervorrufen mußte und das zwanghafte Bestreben, ihr tagtäglich durch allerlei Demütigungen - wie die erzwungene Verrichtung von Dienstleistungen, die eigentlich Unterkastigen obliegen - zu zeigen, wer der Herr im Hause ist. Ihr meint, liebe westliche Leser, das sei doch schrecklich? (Und Ihr meint damit sicher nicht, daß eine Frau, die im Hause eines Parfüm-Händlers groß geworden ist, den Rest ihres Lebens damit zubringen muß, Latrinen zu reinigen, sondern daß Dikigoros von einer solchen Ehe abgeraten hätte.) Nun ja, darüber kann man trefflich streiten; aber jedenfalls ist das keine indische Besonderheit. Es mag zwar im Westen - oder jedenfalls in westlichen Romanen - glückliche Ehen zwischen Professor und Studentin, Direktor und Sekretärin, Arzt und Sprechstundenhilfe geben; aber von umgekehrten Fällen hat Dikigoros noch nie gehört oder gelesen.]

Attenborough streift diesen unerfreulichen Streit in einer kurzen Szene, aber er macht kein Drama daraus - doch in Wahrheit war es eines: Fast wäre es zur Scheidung gekommen, Gāndhī warf Kastūrbāī aus dem Haus, wohl wissend, daß sie mangels Verwandtschaft nirgendwo anders hin konnte; also kam sie bald zurück gekrochen und leerte fortan die Nachttöpfe... Von da an schlief er auch nicht mehr mit ihr, denn nun war sie ja unrein. Offiziell begründete er das mit einem plötzlichen Keuschheits-Gelübde - das Attenborough sie nur nebenbei in einem Halbsatz erwähnen läßt, viele Jahrzehnte später -, aber darauf kommen wir später zurück. Erst wollen wir uns denjenigenn Teilen von Gāndhīs "Familienleben" widmen, die Attenborough mit keinem einzigen Wort erwähnt: Seinen Sohn Manilāl ließ Gāndhī jämmerlich verrecken, weil er erstens die westliche Medizin ablehnte und zweitens auf streng-vegetarische Ernährung bestand, von der nun mal niemand auf Dauer leben kann. (Wie wir heute wissen, überleben die meisten Inder, die sich auf sie beschränken - meist mehr der Not als der Tugend gehorchend - nur deshalb, weil sich in ihrer vermeintlich vegetarischen Nahrung infolge der unhygienischen Bedingungen jede Menge proteïnreiches Ungeziefer befindet, das sie unbesehen mit essen; aber das ist eine andere Geschichte.) Ja, Vegetarier sind schon ein komisches Völkchen. Hitler z.B. aß nur solche tierischen Produkte, welche die Tiere seines Erachtens "freiwillig" her gaben. Dazu zählte er Eier (als ob die Hühner die "freiwillig" gelegt hätten, damit die Menschen sie äßen!), nicht aber Milch, denn die mußte den Kühen ja "gewaltsam" abgezapft werden. (Als Stadtmensch hatte er offenbar noch nie ungemolkene Kühe nach dem Melker brüllen gehört.) Gāndhī dagegen lehnte beides ab - jedenfalls wenn es um andere ging. Bei sich selber war er da etwa großzügiger, auch in medizinischen Dingen: Als er an Blinddarm-Entzündung erkrankte, ließ er sich sehr wohl von einem westlichen Arzt operieren - mit Erfolg. Und was die Milch anbelangte, so tröstete er sich bald damit, bei seinem Gelübde nur Kuhmilch gemeint zu haben; Ziegenmilch durfte er also trinken und tat das auch, voilà.

Ihr meint, liebe Leser, das seien doch alles nebensächliche Kleinigkeiten, auf die der Film "Gandhi" mit Recht nicht eingeht? Nun gut, dann wollen wir uns Gāndhīs politischer Karriere zuwenden und da zunächst seinen geistigen Wurzeln: Sicher habt Ihr mal irgendwo gehört oder gelesen, daß sich Gāndhī mehr oder weniger intensiv mit der Bhagwadgītā und mit den Werken Ruskins, Thoreaus, Emersons, ja selbst Tolstojs beschäftigt habe. Mag sein; aber wenn dem so war, dann muß er sie jedenfalls gründlich mißverstanden haben, denn mit seinen eigenen krausen politischen Ideen hatten die gleich gar nichts zu tun. Oder wo habt Ihr da irgend etwas von Satyāgrah [das "y" ist übrigens kein "ü" oder sonst ein Vokal, sondern ein so genannter Halb-Konsonant, der wie ein deutsches "j" gesprochen wird, also etwa "ßatt'jagrah"] und Ahinsā gelesen? Nein, das hatte Gāndhī irgendwo anders aufgeschnappt; leider konnte er weder Sanskrit noch Hindī (erst später im Knast sollte er ein paar Brocken Hindī aufschnappen), deshalb mißverstand er auch diese beiden alten Begriffe - oder positiv ausgedrückt: Er gab ihnen einen neuen Sinn - leider nur auf dem Papier. Satyāgrah bedeutet wörtlich "Bestehen auf Wahrheit" (oder kann es jedenfalls bedeuten; "satt" steht nicht nur für wahr, sondern auch für rein, enthaltsam und alle möglichen anderen positiv besetzten Eigenschaften); aber Gāndhī machte daraus eine Bezeichnung für seinen passiven Widerstand gegen die Briten. Diesen "passiven" Widerstand mißverstanden wiederum viele - vor allem im Westen - als "gewaltfreien" Widerstand (obwohl er allemal den Tatbestand der Nötigung erfüllte), und zur Bezeichnung dieser "Gewaltfreiheit" mißbrauchte, pardon übernahm Gāndhī das Schlagwort von der "Ahinsā", das ursprünglich eine ganz andere - religiöse - Bedeutung hatte.

[Gandhi non violence]

Exkurs. Was ist "gewaltfrei", liebe Leser? Die "friedlichen" Demos der rot-grünen Chaoten im Deutschland der 1980er Jahre unter dem Terroristenfreund "Joschka" Fischer, bei denen ja "nur" Gewalt gegen Sachen geübt, d.h. die eine oder andere Fensterscheibe eingeworfen und geplündert wurde? (Von ein paar blöden Bullen, denen Fischer & Co. auch Pflastersteine an den Kopf warfen, mal abgesehen, versteht sich.) Oder die Bandenzüge der schwarzen Totschläger um den falschen Apostel der "Gewaltlosigkeit", der sich in frecher Anmaßung "Martin Luther King" nannte, im Amerika der 1960er Jahre? Oder das, was die Inder zur Zeit Gāndhīs veranstalteten? Wohlgemerkt, er hat nicht damit angefangen, und die Briten haben sich auch oft provozieren lassen und den Widerstand damit nur noch schlimmer und gewalttätiger gemacht. Ein berühmt-berüchtigtes Beispiel, das auch Attenborough in seinen Film einbaut, und das in Indien bis heute nicht vergessen ist (Dikigoros hat das darob errichtete Mahnmahl besucht, und im Gegensatz zu vielen anderen war er dort nicht alleine), ist das "Massaker vom 13. April [1919]" auf dem Jallianwalla Bagh von Amrītsar, der Hauptstadt der Sikhs. Man muß wissen, daß die Sikhs ein kriegerisches Völkchen sind, mit dem nicht gut Kirschen essen ist, wenn man es reizt. Ein Jahr zuvor hatte der Mob dort drei Briten gelyncht, ein Ereignis, dessen Jahrestag die Einheimischen zünftig zu feiern gedachten, mit einer großen Demo, die der Stadtkommandant, Brigadegeneral Dyer, prompt verbot. Das war nicht nett, und es hielt sich auch niemand daran - im Gegenteil: 20.000 Demonstranten rotteten sich zusammen zu einer bedrohlichen Menge. Dyer hatte zur Verfügung: 20 Gurkha-Soldaten aus Nepāl, ebenso viele Baluchīs aus dem heutigen Pākistān (also insgesamt ein Zahlenverhältnis von 1:500) und zwei (im Film nur einen) Panzerspähwagen, die er freilich nicht einsetzen konnte, da es an jener Ecke der Stadt dafür zu eng war. Was hätte er tun sollen? Sich und seine Männer lynchen lassen? Nein, er gab Schießbefehl (natürlich machte er sich als echter britischer Gentleman nicht selber die Handschuhe schmutzig, geschweige denn die Finger), und es spricht für die Qualität seiner indischen Soldaten, daß sie kaum einen Schuß verschwendeten: 1.650 Patronen wurden verbraucht, 1.516 Treffer gezählt (also eine Quote von über 90%!), 379 tote Demonstranten, 0 eigene Verluste. Die Bilanz konnte sich doch sehen lassen, oder? Ja, es waren auch "Frauen und Kinder" darunter, militante, Steine werfende Frauen und Kinder, wie besonders skrupellose Krawallmacher sie schon immer gerne als Schutzschild benutzt haben, um hinterher zu sagen: "Da seht Ihr's, man hat auf arme, unschuldige Frauen und Kinder geschossen!" Attenborough zeigt Ausschnitte aus dem nachfolgenden Disziplinar-Verfahren, aber nicht dessen Ausgang, weshalb Dikigoros das hier nachtragen will. Kurz gesagt: Dyer blieb praktisch ungeschoren. Er wurde aus Indien abberufen und vorzeitig in Pension geschickt; aber eine große Schar britischer Sympathisanten sammelte so viel Geld für ihn, daß der damit verbundene finanzielle Verlust mehr als ausgeglichen wurde (ähnlich wie ein halbes Jahrhundert später amerikanische Sympathisanten riesige Summen für Lieutenant Duffy sammeln sollten, als er wegen des "Massakers von My Lai" unehrenhaft aus der U.S. Army entlassen wurde). Leider gab es an der Frankfurter Startbahn West nie einen Reginald Dyer, sonst wäre Deutschland vielleicht einiges an rot-grünem Chaos erspart geblieben. Exkurs Ende.

[arme, unschuldige Kinderlein beim harmlosen Steinchenwerfen]

Aber wir wollen nicht vorgreifen, sondern noch einmal zu den Ursprüngen des "passiven Widerstands" zurück kehren, wie ihn Gāndhī in Südafrika entwickelt hatte. Der Anlaß war eine Lappalie - vielleicht war sie sogar der Grund, wie ja so oft in der Geschichte irgend eine Lächerlichkeit den Anstoß zu einer Lawine gibt, die dann niemand mehr aufhalten kann, am wenigstens derjenige, der den ersten Stein, pardon Schneeball geworfen hat. Die Briten hatten ein Meldegesetz eingeführt, und da Fingerabdrücke billiger und sicherer waren als Paßfotos, sollten allen Untertanen die ersteren abgenommen werden. Gāndhī weigerte sich: diese Behandlung, die man normalerweise nur Verbrechern angedeihen ließ, sei seiner unwürdig; und er hetzte auch die anderen Inder in Südafrika auf, ein gleiches zu tun. Das war lächerlich, denn außer vielleicht einem Anwalt empfand es kein Inder als "unwürdig", irgendwo seine Fingerabdrücke zu hinterlassen - im Gegenteil: Die Sātīs, die getreuen Witwen, die ihrem verstorbenen Mann auf dem Scheiterhaufen in den Tod folgten (die wenigsten taten es noch, zumal die Briten diesen Brauch verboten hatten, aber die wenigen, die es taten, wurden insgeheim umso mehr bewundert) durften ihren Handabdruck an der nächsten feuchten Lehmwand verewigen, und er galt dort als Ehren- und Erinnerungszeichen - das war seit unvordenklichen Zeiten so.

[Hand- und Fingerabdruck]

Aber auch die Briten reagierten in lächerlicher Art und Weise über: Sie steckten Gāndhī und weitere 154 Inder, die sich geweigert hatten, ins Gefängnis. Immerhin hatten sie Erfolg damit: Gāndhī ließ sich schnell weich kochen und rief nun gegen die Zusicherung der Entlassung alle Inder auf, sich schleunigst die Fingerabdrücke nehmen zu lassen. Die meisten - die es ohnehin getan hätten - taten es; einige reagierten aber auch sauer ob dieses "Verrats": Kaum war Gāndhī aus dem Gefängnis entlassen, bekam er auf offener Straße von einem Sikh (nach anderen Quellen von einem Pathānen - das sind die, die heute im Westen ob ihrer Sprache, dem Paschto, meist "Paschtunen" genannt werden, über Afģānistān und Pākistān verstreut leben und aus denen sich die so genannten "Tāliben" rekrutieren) eine tüchtige Tracht Prügel verpaßt; daraufhin überlegte er es sich wieder anders und rief erneut zum Widerstand und zum Verbrennen der Ausweise auf. Bei Attenborough - der diese Vorgeschichte weg läßt - beginnt es gleich mit dem Verbrennen der Ausweise. War das noch "passiver" Widerstand, liebe Leser? Was glaubt Ihr, was heute passieren würde, wenn Ihr Eure Ausweispapiere verbrennen würdet, in Südafrika, in Indien, in Mitteleuropa (wo man Euch demnächst auch die Fingerabdrücke nehmen und sie auf einem Chip speichern wird - zur "Verbrechensbekämpfung", Ihr werdet also alle wie potentielle Verbrecher behandelt!) oder wo sonst auch immer? Wahrscheinlich das gleiche wie damals mit Gāndhī: Die Briten steckten ihn erneut ins Gefängnis, bis General Smuts persönlich seine Entlassung verfügte. Und was tat er nach dieser seiner Entlassung? Bei Attenborough wird das nicht ganz klar; vielleicht zog er sich in den "Tolstoj-Āshram" oder auf die "Phoenix-Farm" zurück, die ihm sein Freund Dr. Kallenbach finanziert und eingerichtet hatte. (Im Film hat er überhaupt auffällig viel mit westlichen Christen - und Muslimen - zu tun; Attenborough legt ihm gar den Satz in den Mund, daß Gītā, Bibel und Koran doch im Grunde genommen ein- und dasselbe sei.) In Wahrheit setzte er sich erstmal nach London ab, wo er zusammen mit dem radikalen Flügel des "All India Congress", der den indischen "Patriotismus" für sich gepachtet zu haben glaubte, für einen gewissen Dinghra demonstrierte, der ein Bomben-Attentat auf den britischen Vizekönig Lord Curzon verübt hatte und deshalb gerade vor Gericht stand.

Exkurs. George Curzon war ein komischer und vor allem glückloser Kauz. Während seine Frau, Lady Curzon, vor allem wegen der nach ihr benannten Schildkröten-Suppe in die Kochbücher eingegangen ist, hat er selber mit zwei nach ihm benannten Grenzziehungen Geschichte gemacht - leider keine besonders rühmliche, obwohl er sicher nur das Beste wollte. (Aber so etwas soll ja öfters vorkommen :-) Nach dem Ersten Weltkrieg sollte er die "Curzon-Linie" zwischen Polen und Weißrußland ziehen - was die Polen freilich wenig scherte, als sie dieses - und die westlichen Teile der Ukraïne, aber das ist eine andere Geschichte - an sich rissen; Stalin wiederum sollte sich 1939 mit Hitler verbünden, um Polen entlang dieser Linie zu teilen; und unter dem Vorwand, daß er dabei eben diese Linie respektierte, sollte Groß-Britannien nur dem Deutschen Reich, nicht aber der Sowjet-Union den Krieg erklären und so den Lauf der Weltgeschichte in eine verhängnisvolle Richtung lenken - vor allem für Polen, das seine Raffgier mit einem halben Jahrhundert russischer Besatzung bezahlten sollte. Zuvor hatte Curzon aber den Grundstein für eine ebenso katastrofale Entwicklung in Indien gelegt, mit der so genannten "Bengalischen Teilung" im Jahre 1905. Gewiß die Provinz "Bengalen" war längst zu groß und zu bevölkerungsreich geworden und bedurfte dringend einer vernünftigen administrativen Teilung. Sie umfaßte nicht nur das heutige West- und Ost-Bengalen, sondern auch die heutigen Bundesstaaten Bihār und Urīsā. Curzon griff zum Bleistift und zog eine Linie von Norden nach Süden ungefähr durch die Mitte des heutigen Banglā Desh, schlug dem östlichen Teil noch Asām zu, trennte vom westlichen Teil noch Bihār ab und schuf so zwei neue Provinzen mit den neuen Hauptstädten Dakkhā und Patnā. Er hatte geglaubt, es sei das Beste, diese Linie entlang der Konfessionsgrenzen zwischen Hindūs und Muslimen zu ziehen und war völlig überrascht von dem Aufschrei, ja Aufruhr, den er damit verursachte. Die Bengalen entdeckten plötzlich ihre nationalen Gefühle und empfanden es als Vergewaltigung, solchermaßen getrennt zu werden. Damals war es ja noch so, daß zwar im Osten die Muslime und im Westen die Hindūs in der Mehrheit waren, aber längst nicht in jener Ausschließlichkeit, wie sie durch die wechselseitigen Vertreibungen von 1947 hergestellt werden sollte. Und zu allem Überfluß wollten die Ost-Bengalen von den Asāmīs ebenso wenig wissen wie die West-Bengalen von den Bihārīs und den Urīyīs, denen gegenüber sie sich nun plötzlich in der Minderheit sahen. Curzons Nachfolger als Vizekönig von Indien, Lord Minto, sorgte bald dafür, daß die Teilung rückgängig gemacht wurde; man trennte Asām wieder ab und legte Ost- mit West-Bengalen und Bihār mit Urīsā zusammen. Allerdings wurde auch dabei der Nationalstolz der Bengalen wieder verletzt, denn gleichzeitig wurde die indische Hauptstadt von Kålkattā nach Neu-Dillī verlegt. So ist es sicher kein Zufall, daß die ärgsten Gegner der britischen Kolonial-Herrschaft aus Bengalen kamen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Polen von den alliierten Siegermächten "nach Westen verschoben", mit der "Curzon-Linie" als Ostgrenze; dagegen wurde "Banglā Desh", das "Land der Bengalen", von den Briten nach Osten verschoben: "West-Bengalen" fiel an Bharat, dafür wurden die Provinz Dylhat (von Asām) und das Hinterland von Chittagong [West-Arakan] (von Barmā) dazu geschlagen. Exkurs Ende.

Zurück zu Gāndhī. In dieser - nicht nur von Filmemachern wie Attenborough, sondern auch von den meisten seiner Biografen schlicht ignorierten - kurzen, aber wichtigen Zeit in London knüpfte er wieder engere und vor allem politische Kontakte zur Heimat, und unter seinem Namen erschien kurz darauf eine Broschüre mit dem Titel "Hind Swaraj or Indian Home Rule" [was beides dasselbe besagt, nämlich Selbstverwaltung im Sinne eines Dominions]. Dikigoros glaubt nicht, daß diese ganz ungewöhnliche Mischung aus klugen Feststellungen und dummem Geschwätz allein auf Gāndhīs Mist gewachsen ist, und Gāndhī selber behauptete, er habe diese Ideen von den vorgenannten ausländischen Schriftstellern - aber auch dort vermag Dikigoros die wenigsten auch nur in Ansätzen wieder zu finden. Wie dem auch sei, wir wollen sie uns einmal etwas näher anschauen, da sie viel interessanter sind als alles, was Gāndhī später noch geschrieben und getan hat: "Es gibt keinen unüberwindlichen Gegensatz zwischen Ost und West." Dieser Satz zeigt, daß Gāndhī jedenfalls Kipling nie richtig gelesen hat, denn der war der gleichen Auffassung, wenngleich ihm das Schlagwort von Ost und West, die einander nie treffen könnten, im Munde herum gedreht worden ist (aber das ist eine andere Geschichte). "Früher lebten die Europäer nicht viel anders als die Inder; erst die moderne Zivilisation mit ihrem Materialismus und ihrer Technologie hat diese Unterschiede künstlich herbei geführt." Auch damit hat Gāndhī zweifellos Recht - aber was folgert er daraus? Das indische Volk werde gar nicht vom englischen Volk unterdrückt, sondern beide Völker seien Sklaven der Zivilisation, der Eisenbahnen, der Telegrafen und Telefone, allen voran die "Pestbeulen" der Großstädte Bombay und Calcutta, weshalb es gar nichts helfen würde, Indien bloß in die Unabhängigkeit von England zu führen; vielmehr müßten sich beide Länder von der westlichen Technik der Zivilisation befreien, natürlich auch von der westlichen Medizin, den Krankenhäusern, jenen Instrumenten des Teufels, ja der Wissenschaft ganz allgemein, natürlich auch der Massenfabriken für Textilien usw.

Da muß Dikigoros erstmal schlucken, denn das offenbart, wes Geistes Kind Gāndhī war, und daran müssen sich auch die Geister scheiden - aber gerade an dieser Kardinalfrage drückt sich Attenboroughs Film (und drücken sich eigentlich alle, die sich heutzutage mit Gāndhī beschäftigen) vorbei. Aber wir wollen diesen Fragen einmal unvoreingenommen ins Auge schauen. Wohlgemerkt, auch Dikigoros kann sich ein Leben ohne Flugzeuge und Automobile vorstellen: Im Dorf kann man zu Fuß gehen, in die nächste Stadt mit dem Fahrrad fahren (dafür bedarf es allerdings schon Straßen), und für längere Strecken... tja, da wird man wohl den Eselskarren oder die Pferdekutsche nehmen müssen, wenn es keine Eisenbahnen mehr geben sollte. Gewiß, das hielte fit - die Frage ist halt nur, ob man das will und bereit ist, auf die Annehmlichkeiten zu verzichten, welche die Eisenbahn und andere moderne Verkehrsmittel mit sich bringen. Dikigoros ist ein großer Eisenbahnfan, wie er an anderer Stelle schreibt, und er weiß, daß auch die ganz überwiegende Mehrheit der Inder die vorgenannte Frage verneinen würde. Übrigens hielt es Gāndhī - wie schon bei der Blinddarm-Operation und bei der Ziegenmilch - mit seiner eigenen Person nicht gar so streng, wie er es für andere predigte: Dikigoros hat Fotos von ihm, die ihn mit einer jener Erfindungen des Teufels zeigen, nämlich dem Telefon, und selbstverständlich benutzte er zum Essen Besteck (selbstverständlich für einen englischen Barrister, nicht für einen echten Inder - für den ist es bis heute selbstverständlich, mit den Fingern zu essen, auch und gerade wenn er den oberen Kasten angehört). Ferner trug er bis zuletzt eine Taschenuhr - noch so eine teuflische Erfindung der westlichen Zivilisation - und eine Brille, wo er die westliche Medizin doch strikt ablehnte; und wohlgemerkt, alle diese Fotos datieren nicht etwa aus seiner Jugend, sondern aus einer Zeit lange nachdem er dieses schöne Programm veröffentlicht hatte. Tja, liebe Leser, mit den Politikern, die Wasser predigen und selber Wein trinken, ist das schon immer und überall so eine Sache gewesen: Auch die Grünen predigen ja ihren Untertanen, auf Flugzeuge und andere die Umwelt schädigende Verkehrsmittel zu verzichten, nur um selber mehrmals täglich auf Steuerzahlerkosten hin und her zu jetten - wohlgemerkt nicht nur dienstlich, sondern auch privat, wofür gibt es Bonus-Meilen?!

[Gandhi Karikatur]

Ja, die indischen (und nicht nur die indischen) Großstadt-Molochs sind Pestbeulen; dennoch zieht es immer wieder Leute weg vom gesunden, aber harten Landleben in die Slums der Metropolen, wo sie ein leichteres, bequemeres Leben erwarten. (Und wenn sie feststellen, daß sie sich geirrt haben, ist es meist zu spät, denn das Geld für die Rückfahrt wächst ja nicht auf den Bäumen.) Ja, auch die Auswüchse der modernen Medizin sind ein Fluch, der schwer auf allen Völkern der Welt lastet: Statt daß die Menschen gesund leben und, wenn es denn so weit ist, in Würde sterben, womöglich zu Hause im Kreise ihrer Lieben, leben sie ein Leben, das sie krank macht (Gāndhī nennt insbesondere die Geschlechts-Krankheiten, denen besser durch sexuelle Enthaltsamkeit und Verzicht auf Promiskuität vorgebeugt werden sollte, statt sie durch teure - und damals noch fragwürdige - Medikamente zu kurieren), im Vertrauen darauf, daß die Mediziner und Farmazeuten das schon alles wieder hinbiegen werden, und quälen sich noch Jahrzehnte durch ein immer längeres, aber zunehmend unerfülltes Leben; und was von modernen Krankenhäusern mit ihrer kalten, unpersönlichen Atmosfäre zu halten ist, in denen der Patient zur Sache verkommt, aus der möglichst viel Geld heraus zu schlagen ist, brauchen wir nicht groß zu diskutieren, ebenso wenig über die westlichen Alten- und "Pflege"-Heime, die - ebenso wie die [Ganztags-]Schulen für junge Menschen - längst zu Verwahr[los]ungs-Anstalten geworden sind. Ja, auch gegen die moderne Massenproduktion aller möglichen Bedarfsartikel des täglichen Lebens kann man vieles sagen, aber es spricht eben auch vieles für sie: Für den westlichen Touristen ist es leicht, in ein armes Land der Dritten Welt zu fahren und sich dort für seine harten Devisen Anzüge nach Maß schneidern zu lassen; aber für die armen Leute selber dürfte es besser sein, billige Klamotten von der Stange zu tragen als halb nackt herum zu laufen; oder sollte wirklich jeder Haushalt wieder selber sein primitives Garn (von Gāndhī "Khadī" genannt - die richtige Bezeichnung wäre eigentlich "Khaddar") spinnen und sich seine Kleider selber zusammen schneidern? Gāndhī sah diese Frage; er beantwortete sie mit einem klaren "ja", und demonstrativ legte er sich selber ein Chakr [Spinnrad] zu (nein, nicht etwa einen Webstuhl - der war auch eine Erfindung der westlichen Teufel!), auf dem er etwas herum sponn - freilich ohne selber jemals auch nur eine Dhotī zustande zu bringen, wie er sie künftig statt eines westlichen Anzugs zu tragen sich angewöhnte. [Die Dhotī hat mal jemand treffend mit "Männerwindel" übersetzt; es ist ein mehr oder weniger langes Stück Stoff, das um die Hüften gewunden und zwischen den Beinen durchgezogen wird, im Gegensatz zur Lunghi, die wie ein Lendenschurz getragen wird. Dies sind die traditionellen Kleidungsstücke ärmerer indischer Männer.] Vielleicht erinnern sich einige von Euch noch: In den 1960er Jahren versuchten die Maoisten in China, jeder Familie einen primitiven kleinen Hochofen hinters Haus zu stellen, in den alle vorhandenen Metallartikel geworfen werden mußten - Ergebnis war der "große Sprung in der Schüssel", der Rot-China Jahrzehnte zurück warf; Millionen Rot-Chinesen hungern - allen schönen Wachstums-Statistiken zum Trotz - bis heute!

A propos: Auch die moderne Massenproduktion von Lebensmitteln mag ungesunden Ernährungs-Gewohnheiten Vorschub leisten - aber wer zwingt Euch denn, liebe westliche Leser, Junkfood aus der Tiefkühltruhe in die Mikrowelle zu schieben, statt ein wenig mehr Zeit und Geld in gesunde Ernährung zu investieren? Viele Menschen in der Dritten Welt - Indien eingeschlossen - haben dagegen oft keine Wahl; wenn sie keine billigen Massenprodukte bekämen, hieße die Alternative für sie schlicht [ver-]hungern. (Und viele, gerade in Indien, tun es, wenn sie nicht genau das Essen bekommen, was sie für "rein" oder sonstwie richtig halten - aber das ist eine andere Geschichte.) Wollte Gāndhī das auch? Er hat sich nicht explizit dazu geäußert; aber er war wohl der Meinung, daß niemand zu hungern bräuchte; es sei genug für alle da, wenn sich nur jeder mit seinem Nahrungsmittel-Konsum etwas zurück hielte. (Das Schlagwort Swadeshi, das oft mit "Selbstgenügsamkeit" übersetzt wird, hatte damit freilich nichts zu tun; damit meine Gāndhī vielmehr das, was Hitler "Autarkie" nannte, nämlich wirtschaftliche Unabhängigkeit von Importen aus dem Ausland - "swa" heißt selbst, und "desh" ist das [eigene] Land.) Und da lag Gāndhī, wie Dikigoros meint, schlicht falsch - er verstand halt nichts davon. Aber spinnen wir seinen Gedanken ruhig noch etwas weiter: Weniger Nahrungsmittel produzieren, weniger Sex, weniger Kinder, also können die Menschen dann in kleineren Orten friedlich zusammen leben; dann freilich nicht eine knappe Milliarde Inder, sondern vielleicht "nur" 100 Millionen, wie vor Beginn der englischen Kolonialherrschaft. Will man das? Wer ist "man"? Gewiß, das mag recht angenehm sein für die 100 Millionen gesündesten, fittesten, die ohne Ärzte, Krankenhäuser und Medizin auskommen und von einer Handvoll Reis satt werden (es dann aber nicht mehr brauchen, denn wenn 90% der Bevölkerung geopfert werden, haben die übrigen ja zehnmal soviel zu essen, rechnet das Milchmädchen, und es hat ja Recht - vorausgesetzt, die Geister der 90% Toten bestellen weiterhin die Reisfelder); aber was sagen die anderen 900 Millionen dazu, die dafür ins Gras beißen müssen? Gāndhī hätte zu den letzteren gehört, denn eines Tages erlitt er - ebenso wie Dikigoros - eine Blinddarm-Entzündung; und selbst wenn das bei beiden die einzige Gelegenheit gewesen sein mag, bei der sie ohne ärztliche Hilfe drauf gegangen wären - diese eine Mal hätte ja genügt, oder? Macht Euch bitte einmal klar, liebe Leser, die Ihr Gāndhī für einen Menschenfreund haltet, wie zutiefst menschenverachtend dieses sein darwinistisches Selektions-Programm war. (Heutzutage würde man es wohl "faschistoïd" oder "nazistisch" nennen - zu Unrecht, denn kein ordentlicher Fascist oder National-Sozialist hätte seinen eigenen Volksgenossen so etwas antun wollen wie Gāndhī den Indern.) Mindestens 90% der heutigen Inder würden dieses Programm, wenn man sie denn fragte und ihnen nicht dazu sagte, von wem es stammt - denn sie kennen es nicht - in Bausch und Bogen ablehnen; deshalb ist es geradezu lächerlich, wenn ihnen heute der Spinner - Gāndhī hätte diese Bezeichnung übrigens als Ehrentitel aufgefaßt, er gründete sogar eine "Vereinigung aller Spinner Indiens" -, der es ausgesponnen hat, als großer Staatsmann und Filosof verkauft wird.

[Gandhi spinnt]

Wie kam es dann aber, daß Gāndhī diesen Spinnereien nachhing? War er wirklich so dumm, daß er nicht merkte, daß seine Vorschläge in die wirtschaftliche Katastrofe führen würden? Nun, er hatte das Glück - oder das Pech -, daß bald Leute in sein Leben traten, die Elfenbeintürme um ihn herum bauten, die ihn von den "normalen" Folgen seines Tuns abschirmten. Das war schon in Südafrika so gewesen, aber es verstärkte sich noch, als er nach Indien zurück kehrte - und mit dieser seiner Rückkehr setzt auch die Filmhandlung bei Attenborough wieder ein.


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