B R E N N T   R O M . . . ?  

[1. (kleines) Filmplakat] [2. (großes) Filmplakat] [deutsches Filmplakat]

Mervin Leroy: Quo Vadis - Peter Ustinov als Nero Caesar
Vom umjubelten Herrscher zum mordenden Scheusal

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EIN KAPITEL AUS DIKIGOROS' WEBSEITE
DIE [UN]SCHÖNE WELT DER ILLUSIONEN

(Von Filmen, Schauspielern und ihren Vor-Bildern)

Kommt Euch die Titelzeile bekannt vor, liebe Leser? Na klar - Dikigoros hat sie nämlich geklaut, aus einem Buch über den Brand von Rom, nein, aus zwei Büchern: "Paris brûle-t-il [Brennt Paris]?" von Larry Collins und Dominique Lapierre und "Race for Rome [Rennen um Rom]" von Daniel Kurzman, dessen deutsche Übersetzung unter dem Titel "Fällt Rom?" auf den Markt gekommen ist. Nein, diese beiden Bücher erzählen keine Begebenheiten aus der Zeit Neros, sondern sie handeln von einem Brand und einem Rennen, die nie statt gefunden haben: Die Alliierten fürchteten 1943, die bösen Nazi-Deutschen könnten sich für den Verrat der Italiener rächen, indem sie ihre Hauptstadt, die "ewige" Heilige Stadt des christlichen Abendlandes, böswillig zerstörten (und 1944 Paris). Sie hätten sich die Sorgen sparen können und auch die Bücher, denn die Deutschen hätten so etwas niemals getan - die Angelsachsen hatten einfach nur von sich auf andere geschlossen.

Früher Exkurs. In der Ursprungsfassung hatte Dikigoros an dieser Stelle die Bibliothek von Löwen genannt (die von den Engländern zerstört wurde, was sie aber hinterher den Deutschen in die Schuhe schoben), das Kloster Monte Cassino in Italien und die zerbombten Städte von Köln bis Lübeck und von Würzburg bis Dresden. Aber diese Vergleiche hinken, denn erstere waren bloß Einzelobjekte, und bei letzteren hatten die Briten nie behauptet, daß die Deutschen sie selber zerstört hätten. [Das taten erst die Deutschen selber, und viel später: Bei der Flugbereitschaft des BMVg in Porz-Wahn bei Bonn hing Jahre lang eine riesige Luftaufnahme der zerstörten Innenstadt von Köln aus dem Jahre 1945 an der Wand; und unter dem Bild stand nicht etwa: "Köln nach 12-stündigem Bomben-Terror der Alliierten", sondern: "Köln nach 12-jährigem Nazi-Terror" - viel masochistischer geht's wohl nicht.] Aber es gibt ein viel besseres Beispiel, das nur leider kaum noch bekannt ist: 1916 hatten die alliierten Entente-Mächte das neutrale Griechenland überfallen und seine wichtigsten Häfen besetzt, Piräus und Saloniki. Letzteres war bis zum Ersten Weltkrieg neben Odessa die größte und schönste (und reichste) griechisch-jüdische Stadt Europas - eine Mischung aus mittelalterlichem Schtetl und moderner Handelsmetropole, kein Vergleich mit dem traurigen Kuhdorf Athen, das die alliierten Truppen erst ein Jahr später besetzten -, weshalb es auch der Verräter, pardon Kreter Elevthérios Venizélos zur Hauptstadt seiner entente-freundlichen Gegenregierung machte. Aber der griechischen Bevölkerung - die vom König bis zum letzten Soldaten überwiegend deutschfreundlich war - gefiel das gar nicht: 1917 kam es im ganzen Land zu Aufständen gegen Venizélos' Marionetten-Regime und die Besatzer, auf deren Bajonetten es beruhte - selbst die Mönche auf dem Berg Athos griffen zu den Waffen! Aber die Engländer und Franzosen reagieren knallhart: Im August 1917 brannte Saloniki; die Alliierten plünderten die Stadt aus, deportierten die jüdischen und griechischen Einwohner gewaltsam - nur zu ihrem eigenen Schutz, versteht sich - und hinderten die griechischen Feuerwehren daran, den Brand zu löschen. Die Altstadt brannte bis auf die Grundmauern nieder; nach dem türkisch-griechischen Krieg wurde sie wieder aufgebaut und mit Flüchtlingen aus Kleinasien neu besiedelt. Das jüdische Saloniki ist nicht mehr - ebenso wenig wie das jüdische Odessa, wo die Bolschewisten ganze Arbeit geleistet haben. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs wird das Märchen verbreitet, die bösen Nazi-Deutschen hätten die Juden von Saloniki und Odessa 1943 vergast - voilà, wieder rund 200.000 für die 6-Millionen-Sammlung, die man doch irgendwie mit Zahlen füllen muß. Und der Brand von 1917? Nun, der war wohl von selber ausgebrochen... In den Geschichtsbüchern der Griechen - die es eigentlich besser wissen müßten - ist jenes Kapitel längst stillschweigend gestrichen worden zugunsten eines blutrünstigen "Dramas", das sich 1943 in dem 2.000-Seelen-Dorf Kalávrita abspielte, als verbrecherische Partisanen, pardon tapfere Widerstandskämpfer, knapp hundert Deutsche massakrierten, pardon "exekutierten" (dieses Wort gebraucht das griechische Fremdenverkehrs-Ministerium für jenen heimtückischen Massenmord - vielleicht weil es um den diesbezüglichen Masochismus der BRDler weiß?) und dafür nebst ihren Helfershelfern, die ihnen Unterschlupf gewährt hatten, hingerichtet wurden, weshalb sie heute als Nationalhelden und Martyrer gelten. Dafür ist der einstige Nationalheld und Martyrer der griechischen Unabhängigkeit von den Türken, Bischof Germanós von Pátras, der 1821 im benachbarten Kloster der Heiligen Laura zum Befreiungskampf aufgerufen hatte und für den früher auch ein Denkmal in Kalávrita stand, heute verdrängt und vergessen. Früher Exkurs Ende.

[Bischof Germanós segnet die Fahne zum Freiheitskampf von 1821 - Gemälde von T. Vrizakis 1865] [altes Denkmal auf Bischof Germanós] [das 'Drama' von Kalávrita]

Wie General Paul v. Lettow-Vorbeck einmal mit Recht bemerkte, war die einzige Krieg führende Macht, die stets bereit war, eigene militärische Nachteile in Kauf zu nehmen, um Kulturstätten des Gegners zu schonen, das Deutsche Reich: nicht nur Großstädte wie Rom und Paris, sondern auch kleinere Orte wie z.B. den polnischen Wallfahrtsort Tschenstochau - die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. [Nein, liebe Schulkinder, laßt Euch nichts von Coventry oder Rotterdam erzählen: Beide Städte waren Kriegshäfen und Zentren der Rüstungs-Industrie in England bzw. Holland; im übrigen beruhte das deutsche Bombardement Rotterdams auf einem Übermittlungsfehler, und das der Kathedrale von Coventry auf einem Versehen des Piloten.] Alle entgegen stehenden Behauptungen beruhen auf alliierter Greuel-Propaganda und Verleumdungen, die im Krieg verzeihlich gewesen sein mögen und unmittelbar danach vielleicht noch verständlich.

Exkurs. Ob sie das auch 1965 noch waren, als Gore Vidal den anti-deutschen Propagandastreifen "Paris brûle-t-il?" drehte, in dem der russische Jude "Kirk Douglas" den amerikanischen Antisemiten George S. Patton spielte - dem er überhaupt nicht ähnelte -, Michel Sardou - später der Star des französischen Schlagers schlechthin, der sich durch seine unerbittliche Feindschaft gegenüber allen Linken, einschließlich der "Résistance (Widerstand)", auszeichnen sollte - einen jungen Résistance-Kämpfer, und für den die russische Jüdin "Mireille Mathieu" - die sich später einen Lebenslauf als "französischer Spatz" aus Avignon zurecht lügen, pardon legen sollte, um in Deutschland Karriere zu machen - das anti-deutsche Hetzlied, pardon, den anti-nazistischen Titelsong "Paris en colère (Paris in Wut)" sang, mag dahin stehen. Die Macher hatten da offenbar selber erhebliche Zweifel; denn seit seiner Erstaufführung im Oktober 1966 ist der Film in Deutschland nie wieder gezeigt worden. Er floppte schon damals; es lebten noch zu viele Deutsche, die wußten, wie es damals tatsächlich war, nämlich daß die einzigen Opfer, welche die "Eroberung" von Paris durch die Alliierten gekostet hatte, nachdem die Deutschen es zur offenen Stadt erklärt und kampflos ihre Waffen nieder gelegt hatten, die deutschen Soldaten (und ihre französischen "Collaborateure") waren, die zur Strafe für diese ihre Dummheit von der Résistance und ihren kommunistischen Helfershelfern ermordet, pardon "hingerichtet" wurden. Wohlgemerkt: Es gab unter den "Collabos" einige ganz krumme Hunde, die den "150%igen herauskehren zu müssen glaubten, und die nichts besseres verdient gehabt hätten. Aber die "Épuration (Säuberung)" nach dem Krieg traf überwiegend harmlose Mitläufer und Freundinnen deutscher Soldaten; die wirklich verbrecherischen Elemente unter den "Collabos" konnten dagegen fast alle abtauchen oder ihre Taten verschleiern; einer ihrer schlimmsten, ein gewisser François Mitterrand, sollte es gar zum Vorsitzenden der Sozialistischen Partei Frankreichs und zum Präsidenten der 5. Republik bringen; und bis zu seinem Tode wußte er diese - und andere - unangenehme Wahrheiten zu unterdrücken. Exkurs Ende.

Diese Lügen aber auch noch nach über einem halben Jahrhundert unwidersprochen stehen zu lassen, ist eine Schande, die Dikigoros getrost den bundesdeutschen Berufs-"Politikern" und ihren willfährigen Helfershelfern, den Berufs-"Historikern" überlassen kann. Er selber will sich daran nicht mitschuldig machen - daher diese Überschrift und diese Einleitung, die Euch etwas langatmig erscheinen mag, aber gleichwohl notwendig war, denn manchmal braucht es einen langen Atem, um der Wahrheit eine Gasse zu bahnen - das mußte niemand schmerzlicher erfahren als der Anti-Held des Propaganda-Films, den Dikigoros Euch hier vorstellen will.

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Fleißige Leser von Dikigoros' "Reisen durch die Vergangenheit" wissen bereits aus einer anderen Geschichte, woher das Wort "Propaganda" kommt: Es stammt aus dem Waffen-Arsenal, pardon Wortschatz des Vatikan und bedeutet dort die Propagierung, d.h. Verbreitung, des einzig wahren und selig machenden Glaubens. Nun gibt es aber nicht nur den religiösen Glauben an den lieben Gott, sondern auch den Glauben an eine historische "Wahrheit", wie sie die Kirche gerne sehen bzw. ihre Schäflein sehen machen möchte. Und dazu zählt, daß Feinde des christlichen Glaubens auch sonst böse Menschen (gewesen) sein müssen. Natürlich ist diese Form der Propaganda viel älter als die Geschichte des Films. Eines ihrer ersten Opfer hieß Lucius Domitius Ahenobarbus. Er regierte im 1. Jahrhundert n.C. das Römische Reich unter dem Künstler-Namen "Nero Caesar". (Ersteres wird übrigens im Lateinischen auf der zweiten Silbe betont, liebe Leser, deshalb ist die heutige französische Aussprache die einzig richtige; und aus dem letzteren, dem Beinamen seines Vor-Vor-Vor-Vorgängers Caius Iulius, entwickelte sich allmählich eine Berufsbezeichnung; später entstand daraus unser Wort "Kaiser"). Er beging das in den Augen seiner christlichen Feinde todeswürdige Verbrechen, nicht dem Christentum anzuhängen, sondern - unter dem Einfluß seines Lehrers Seneca - der Filosofie der Stoa.

[Nero ißt Oliven]

Aber halt, Dikigoros will dem geneigten Leser nicht gleich mit der Tür der Fakten ins Haus fallen, sondern erst noch etwas Märchenstunde abhalten: Der böse Nero - der sich selber als verhinderter und mißverstandener Künstler und Architekt fühlte - brachte nach und nach alle seine Verwandten und alten Kämpfer um (sogar Seneca trieb er in den Selbstmord), mischte sich in übel beleumdeten Bars und Kneipen unters einfache Volk, nahm persönlich an Gesangs- und Sportwettbewerben teil (pfui - wer auf sich hielt, der ließ dichten, singen, laufen und Wagen lenken)! Anno 64 ließ er den Reichstag abfackeln, nein gleich die ganze Reichshauptstadt (oder jedenfalls große Teile derselben - die Quellen sind sich da nicht einig), schob diese Untat dem armen Juden Marinus, pardon Petrus in die Schuhe (den er hinrichten ließ - kopfüber am Kreuz) und begann bald darauf mit den ersten Judenverfolgungen. [Ja, liebe Leser, die Christen galten damals als eine jüdische Sekte, denn sie lebten wie die Juden. Noch unter Neros Großonkel, Adoptivvater und Vorgänger Claudius waren sie gemeinsam aus Rom verbannt worden. (Fast gleichzeitig waren Gesetze gegen das "Contubernium" erlassen worden, die man als Vorläufer der Gesetze gegen "miscegenation" in den USA und der Nürnberger Gesetze im "Dritten Reich" ansehen kann, aber das nur nebenbei.) Nero ließ sie wieder rein; gegen Ende seiner Regierungszeit schätzt man ihre Zahl auf gut ein Zehntel der freien römischen Bürger, also ca. 6 Millionen. (Kommt Euch die Zahl bekannt vor?) Sie lebten übrigens in selbst gewählter Apartheid ("amixia"), vor allem in Trastevere, auf dem rechten Tiberufer Roms, das damals - wie später Berlin - die größte jüdische Stadt Westeuropas war. Und sie sahen sich auch selber so, und zwar noch lange nach Nero: Noch zu Beginn des 4. nachchristlichen Jahrhunderts bezeichnete Eusebius von Caesarea - von dem zumindest die katholischen unter Dikigoros' Lesern schon mal gehört haben werden - die Christen als die "wahren Hebräer" und die christliche Gemeinde als das "wahre Israel"; erst zwei Generationen später erklärten Hetzer wie Augustinus, Johannes Chrysostomus und Ambrosius - alles Leute, deren Namen in der christlichen Geschichtsschreibung bis vor kurzem noch einen guten Klang hatten - die Juden zu Feinden der Christenheit. Die Folgen sollten nicht ausbleiben: Bald brannten in den überwiegend jüdischen Gebieten des Reiches die Kirchen und in den überwiegend christlichen die Synagogen. Aber da waren die Christen schon längst keine Minderheit mehr, im Gegenteil: 389, nur ein Jahr nach der Kristallnacht von Kallinikon, wurden die "heidnischen" Feiertage der alten römischen und griechischen Religion abgeschafft; zwei weitere Jahre später wurde der Polytheïsmus ganz verboten, das Christentum zur Staatsreligion des Imperium Romanum erhoben und neben ihm nur noch das Judentum geduldet.]

Aber zurück zur Zeit Neros. Damals galten die Christen also noch als jüdische Sekte; allerdings als eine besonders bösartige und verabscheuungswürdige, da sie u.a. heimliche Menschenopfer veranstalteten; sie verzehrten ihren Leib und tranken ihr Blut, zu Ehren ihres merkwürdigen Profeten, der sich als Sohn des jüdischen Gottes Jahwe und einer Jungfrau ausgegeben hatte und dessen Zeichen damals noch ein Fisch war (auf Griechisch "ichthys", das konnte man auch als Abkürzung lesen für "Iesous Christos Theou Yios Sotir [Jassir der Gesalbte Gottes Sohn Heiland]", ähnlich wie später "Verdi" als Abkürzung für "Vittorio Emanuele Re d'Italia [Viktor Emil, König von Italien]" - aber das ist eine andere Geschichte) - nicht etwa wie heute ein Kreuz. [Das sollte erst zweieinhalb Jahrhunderte später Konstantin einführen, sei es daß er es vom "heidnischen" Kult des Sonnengottes übernahm (dem er zuvor angehangen hatte), sei es, daß es sich um ein Mißverständnis handelte: Auf der Christenfahne, dem "Labarum", prangten die zwei ersten Buchstaben des "Gesalbten" ("christós"), also ein "χ [ch(i)]" und ein "ρ [r(ho)]"; die Römer konnten das in ihrer lateinischen Schrift für ein "x" (also ein Kreuz!) auf einem "p" halten und es mit "Pax" identifizieren, dem Wort, das sie Ausländern, die ihrer Sprache unkundig waren (ähnlich wie die Russen ihr gleich bedeutendes Wort "Mir") mit "(Welt-)Frieden" zu übersetzen pflegten, während sie selber darunter "Weltherrschaft" verstanden, weshalb sie auch "Pax Romana" sagten - wenn "Pax" Frieden hieße, hätte das ja keinen Sinn gemacht.] Ein Jahr nach dem großen Brand von Rom schlug er in der Nacht der langen Dolche den Piso-Putsch nieder (der angeblich gar keiner war), weitere zwei Jahre später hielt er Olympische Spiele ab, freilich nicht in Olympia, sondern in Korinth, wo er auch die erste Autobahn, pardon den Isthmos-Kanal bauen ließ - wobei er kaltblütig 6 Millionen jüdische KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter einsetzte. (Eigentlich waren es nur 6.000 gewesen; aber um die paar Nullen wollen wir doch nicht streiten, nicht wahr, liebe Kinder des 20. Jahrhunderts?!) Zunächst war er bei seinem Volk sehr beliebt (bah, so ein richtiger "Populist"), aber am Ende hatte er so viel Dreck am Stecken, daß er Selbstmord beging.

Exkurs. Die antike römische Geschichtsschreibung ist bisweilen nicht weniger kurios als die moderne deutsche, wenn es um gewisse Herrscher-Persönlichkeiten geht. Hinterhältige Intriganten und blutrünstige Militär-Diktatoren, die fast ununterbrochen Krieg gegen innere und äußere Feinde führten, wie Augustus und Trajan, werden zu "Friedensfürsten" hoch gejubelt, ein schwuler Päderast wie Hadrian und ein Versager wie Marc Aurel zu "staatspolitischen Genies" und "Filosofen auf dem Kaiserthron"; dagegen werden vernünftige Staatsmänner, die den Frieden und ihr Volk liebten (deshalb auch mal unter den unfähigen, korrupten Abgeordneten im Senat aufräumten - was jedem Staatswesen nur gut tun kann) und ihren persönlichen Ehrgeiz vorzugsweise auf musischem und sportlichem Gebiet austobten, wie Tiberius und Caligula, Domitian und Commodus, als "perverse Scheusale" verunglimpft. Und das, obwohl die Fakten bei ihnen - anders als bei Nero - überwiegend unstreitig sind; man hat sie nicht etwa gefälscht, sondern halt nur etwas unorthodox bewertet: Augustus und Marc Aurel führten Jahrzehnte lang mehr oder weniger erfolglos Krieg gegen die Germanen - und niemand nimmt ihnen das übel. (Wieso auch? Varus war doch schuld, der hätte halt im Teutoburger Wald besser auf seine Legionen aufpassen sollen!) Wohl aber dem Caligula, daß er, statt die Germanen zu bekriegen, dem dummen Pöbel von Rom bei einem "Triumfzug" einfach ein paar blonde Schauspieler als "germanische Gefangene" vorführte, ohne je Krieg geführt zu haben - pfui! Und die geplante Invasion Britanniens blies er einfach ab! Noch schlimmer Commodus, der es nicht nur wagte, sich selber die Haare blond zu färben (zweimal pfui!), sondern mit den schlimmsten Feinden seines Vaters Marc Aurel, den Quaden und Markomannen, Frieden zu schließen - dazu noch einen Verzichtsfrieden, dreimal pfui! (Die 12 Jahre seiner Regierung waren die letzten, in denen Rom Frieden hatte; danach sollten die bis zum Untergang des Imperiums immer wieder aufflackernden [Bürger-]Kriege nie mehr so lange unterbrochen werden. Auch unter ihm brannte Rom übrigens, und da der Brand seinen Ausgang im "heidnischen" Tempel der Vesta nahm, darf man seine Urheber getrost unter den Christen suchen; ein Jahr später wurde Commodus ermordet - erst von einer christlichen Nutte vergiftet, dann von ihrem Komplizen erwürgt oder erdolcht, also muß er ein schlechter Mensch gewesen sein. So hat ihn denn auch Ridley Scott im Jahre 2000 zum Super-Bösewicht seines aufwendigen Film-Spektakels "Gladiator" gemacht, einem Wiederaufguß, pardon Remix von Motiven aus "Quo vadis", "Spartacus rebels" und "The fall of the Roman Empire", fernab aller historischen Realität. Joaquim Phonix hat Commodus freilich nicht annähernd so zu prägen vermocht wie Peter Ustinov den Nero.) Welch ein Genie war dagegen Hadrian: Während Commodus die wertvollen Sümpfe und Wälder Germaniens "aufgab" (die zwar noch gar nicht richtig erobert, geschweige denn urbar gemacht waren, aber das hätte ja noch kommen können :-), gab er bloß kampflos ein paar nutzlose Provinzen im Osten auf (freilich ohne dafür in Frieden mit den Parthern leben zu können, denn diese bösen Nachbarn legten ihm das unbegreiflicherweise nicht als Edelmut aus, sondern als Schwäche), vor allem Mesopotamien, wo mehr landwirtschaftliche Produkte geerntet wurden als im restlichen Imperium Romanum zusammen - und dafür wird er allenthalben nur gelobt. (Daß durch den Rückgang der Nahrungsmittel-Produktion die Preise kräftig anstiegen, worauf Marc Aurel massiv mit Münzverschlechterung reagierte, was wiederum die Inflation anheizte und die Wirtschaft zerrüttete, ist eine Kleinigkeit, die verglichen mit allem anderen nur unmaßgeblich ins Gewicht fällt.) Die maßgeblichen Fakten, mit denen unter Marc Aurel der Untergang Roms eingeleitet wurde, werden zwar nicht direkt unterdrückt, aber oft nur in einem Nebensatz erwähnt. Nein, Dikigoros meint nicht den kurzfristigen Untergang der Stadt Rom in der Flutkatastrofe von 161 (merke: Feuer kann man löschen, Hochwasser nicht!), sondern den langfristigen Untergang des Reiches, der mit der Pest begann, die das aus dem Osten zurück kehrende Heer nach Italien einschleppte (und die Marc Aurels Propaganda kackfrech als "Antoninische Pest" bezeichnete, nach seinem Vorgänger, der damit gleich gar nichts zu tun hatte). Was hätte sich da als Gegenmaßnahme empfohlen? Natürlich eine Steigerung der Geburtenrate! Was tat Marc Aurel statt dessen? (Und das ist ein Punkt, den Ihr nur selten in Euren Standard-Geschichts- und Märchen-Büchern findet!) Er schränkte die "patria potestas" ein, d.h. die Rechte des Familien-Oberhauptes über Frau und Kinder! Erinnert Euch das an etwas, liebe Leser? Na klar, an die so genannte Familienrechtsreform Mitte der 1970er Jahre. Resultat? Ein katastrofaler Einbruch der Geburtenziffern. Ist doch klar: Ein Mann, der keine Rechte mehr über seine Frau hat (sondern nur die Pflicht, ihr Unterhalt zu zahlen, wenn sie ihm davon läuft - was er nicht mehr verhindern kann), überlegt sich dreimal, ob er überhaupt heiraten soll; und ein Ehepaar, das keine Rechte mehr über seine Kinder hat (nicht mal mehr das Züchtigungsrecht - wie soll es sie da im Ernstfall erziehen?) überlegt sich noch öfter, ob es überhaupt noch welche haben will. Und so war es auch unter Marc Aurel: Schlagartig sank die Geburtenrate unter den zur Aufrechterhaltung des Bevölkerungsstandes notwendigen Schnitt von 2 Kindern pro Frau. Und seine Gegenmaßnahmen? Nun, auch die ähnelten denen des späten 20. Jahunderts: Es wurden einfach mehr Ausländer "eingebürgert" - über die Resultate schreibt Dikigoros an anderer Stelle mehr. Aber das nur am Rande, damit Ihr nicht glaubt, daß Nero das einzige Opfer der antiken "Historiker" und ihrer unkritischen Nachplapperer von heute war und ist. Exkurs Ende.

Nachtrag: anno 2008 startete das Britische Museum eine Ausstellung, die ein "ausgewogeneres" Bild Hadrians vermitteln sollte. Nanu - was dürfen wir denn darunter verstehen? Daß die Fakten verfälscht werden, um den guten Hadrian nicht mehr ganz so gut erscheinen zu lassen? Nein, es soll nur aufgezeigt werden, daß er sowohl gute als auch böse Seiten hatte. Zu den letzteren zählt der Ausstellungsleiter - ein Jude namens Opper - daß Hadrian den Aufstand des Bar Kochbar niederschlug; aber zur Ehrenrettung des Imperators serviert er "mit besonderem Stolz" ein Objekt, das man gerade erst auf dem Gelände seiner einstigen Villa gefunden habe: die Platik eines nackten Jünglings, für Opper der Beweis, daß Hadrian schwul - also doch irgendwie ein Gutmensch - war. So wird heute "Geschichte" geschrieben! Aber fragen wir ruhig mal objektiv: War es nicht tatsächlich ein Fehler Hadrians, den Aufstand der Juden nieder zu schlagen? Was war Palästina, die Brücke auf dem Wege nach Mesopotamien, denn ohne das letztere noch wert? Richtig: Gar nichts. Hätte man also, wenn man Bar Kochbar & Co. ihren eigenen Staat gelassen hätte, nicht verhindern können, daß sich jenes kleine Volk über die ganze Welt zerstreute und sein ideologisches Gift, das Juden- und Christentum, dort verbreitete? Ging nicht das Imperium Romanum letztlich an dieser innerlichen Zersetzung zugrunde? War also Hadrian sein Totengräber? Und war er damit indirekt nicht auch dafür verantwortlich, daß selbst die Germanen, die es an Ende eroberten, diesem geistigen Bazillus ausgesetzt wurden? Und wären dann nicht auch alle Zweifel um die Existenzberechtigung eines jüdischen Staates in Palästina beseitigt gewesen, die den Nahen Osten bis heute nicht zur Ruhe haben kommen lassen und eine ständige Kriegsgefahr darstellen? Pardon, liebe Leser, aber da müssen wir doch mal einiges gerade rücken: 1. Daß das Römische Reich durch das Christentum "verweichlicht und zersetzt" wurde, ist eine Theorie des 19. Jahrhunderts, zwar nicht auf Nietzsches Mist gewachsen, aber von ihm popularisiert, und sie ist schlicht falsch. Rom ging zugrunde, weil seine Frauen zu wenig Kinder bekamen, d.h. weniger als die "Zugereisten", und das hatte mit der Religion gleich gar nichts zu tun: Das Judentum und das Christentum sehen - nicht anders als die alte römische Religion und jede andere anständige Religion der Welt auch - die ideale Frau als Ehegattin und Mutter möglichst vieler Kinder. Wenn die Römerinnen diesem Ideal nicht (mehr) folgten, dann zeigt das nicht, daß sie "christlich" gesinnt waren, sondern athëistisch. 2. Das Christentum verweichlichte seine Gläubigen nicht, ganz im Gegenteil: Es lehrte sie - ganz ähnlich wie heute der Islam, der ja auch aus dem Judentum hervor gegangen ist -, sich mit Feuer und Schwert die Welt untertan zu machen, die noch in "heidnischer" Unwissenheit bzw. Ungläubigkeit verharrte. Das galt noch bis ins frühe 20. Jahrhundert, als die Nationen des christlichen Abendlandes fast die ganze Welt unterworfen hatten, denn den Kanonen der "Imperialisten" folgten immer die Bibeln der Missionare - in vielen Fällen gingen sie ihnen sogar voraus, denn die ideologische Begründung für jene Eroberungen war nun mal die Verbreitung des Christentums, auch wenn die unwissenden bzw. ungläubigen Kinder der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts das oft vergessen oder verdrängen. 3. Selbst wenn die aufständischen Juden damals Erfolg gehabt und einen eigenen Staat gegründet hätten - wer sagt denn, daß sie sich dann nicht "in alle Welt zerstreut" hätten? Wir haben doch gesehen, daß es schon zu Zeiten Neros reichlich Juden-Christen in Rom gab. Wären die alle zurück gegangen? Freiwillig bestimmt nicht! Oder hätte man sie mit Gewalt zurück geschickt? Aber, liebe Leser, Rom hatte damals Regierungen, die in diesem Punkt etwa so fähig waren wie die heutigen Regierungen Europas, d.h. sie setzten ganz auf "Integration", schon um die Lücken aufzufüllen, welche die sinkende Geburtenrate der eigenen Frauen in die Reihen der Fußball-Nationalmannschaft des Militärs gerissen hatte. Schickt man denn heute die Millionen Invasoren Immigranten aus Afrika und Asien, die doch inzwischen alle eigene Staaten haben, mit Gewalt in ihre Heimat - bzw. die ihrer Vorfahren, denn viele sind ja schon hier geboren - zurück? Ganz im Gegenteil! Und überhaupt hat ihr Ansturm auf das christliche Abendland doch erst begonnen, nachdem sie unabhängige Staaten bekommen hatten! 4. Den Zwist zwischen Juden und Arabern um Palästina hätte ein jüdischer Staat dortselbst nicht aufgehalten, denn die aggressiven Araber hätten auch schon vor 1948 versucht, ihn zu zerstören; auch daran, daß sie dazu heute fast schon in der Lage sind, sind allein die Staaten des christlichen Abendlandes schuld, die ihnen die staatliche Unabhängigkeit und die Kontrolle über die Bodenschätze, vor allem das Erdöl, gewährt und bis heute nicht wieder genommen haben. Fazit: Daß Hadrian den Aufstand des Bar Kochbar niederschlug, kann ihn also nicht zu einem schlechten Herrscher machen; dazu machen ihn vielmehr die zuvor von Dikigoros aufgezählten Dummheiten - was sich freilich noch nicht bis zu den amtlichen Historikern herum gesprochen zu haben scheint. Nachtrag Ende.

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Unsere Quelle für all diesen sprudelnden Klatsch und Tratsch sind die Schmieren-Reporter, pardon Historiker Cassius Dio, Sueton und Tacitus - die übrigens ähnliches auch über fast alle anderen römischen Herrscher ihrer Zeit geschrieben haben, bei denen man es aber nicht annähernd so ernst genommen hat. (Wenn man mal von dem Skandal- und Pornofilm "Caligula" - übrigens auch von dem Deutschen-Hasser Gore Vidal gedreht - absieht, der aber nicht die herrschende Meinung der "seriösen" Historiker über Tiberius und Caligula wieder gibt.) Warum dann ausgerechnet bei Nero? Nun, die Antwort liegt auf der Hand: Wir leben in einem christlichen Land. Der Feind ist geschlagen, also kann er nur der Böse gewesen sein, denn Gott schenkt den Sieg stets dem Guten, und die Gläubigen glauben stets an den Gott, der ihnen den Sieg schenkt. Und wer das etwa nicht glauben sollte, der ist selber böse, womöglich ein Gedankenverbrecher und Staatsfeind, jedenfalls kein guter Christ.

Ein guter Patriot und guter Katholik war dagegen der Autor des dem Film zugrunde liegenden Romans "Quo Vadis" (1896), Heini Sienkiewicz (auf Polnisch wird die Verballhornung des deutschen Namens Heinrich "Henryk" geschrieben; im Englischen wird das "k" meist weg gelassen, also erlaubt sich auch Dikigoros, eine - deutsche - Kurzform zu gebrauchen) den man ausnahmsweise in der letzten Zeile der Überschrift hätte nennen können, denn hier hat einmal nicht der Regisseur den Roman verfälscht, sondern Mervin LeRoy hat 1951 mehr oder weniger genau die Geschichts-Fälschungen übernommen, die schon im Roman vorgezeichnet waren, und genau genommen schon in den apokryfen Bibeltexten, auf die der Autor sich gestützt hat, obwohl sie nicht einmal von der Kirche anerkannt werden. Eigentlich hat er bloß die rührselige Liebesgeschichte zwischen Lygia und Marcus Vinicius hinzu erfunden, ohne die sich weder der Roman noch der Film so gut verkauft hätten.

An dieser Stelle kommt Dikigoros nicht umhin, für alle, die keine Lust hatten oder haben, den dicken Roman-Schinken ganz durchzulesen oder den etwas langatmigen, fast 3-stündigen Film ganz anzuschauen, eine kurze Inhaltsangabe einzuschieben. (Alle, die sich doch dazu aufgerafft haben, können diesen Absatz getrost überspringen.) 64 n.C. (eine Zeitrechnung, die es damals noch längst nicht gab; aber darüber schreibt Dikigoros an anderer Stelle) General Marcus Vinicius kehrt siegreich von einem Feldzug gegen die Briten (ja, die führten schon damals Kriege - wenngleich sie da noch nicht immer die Angreifer waren :-) nach Rom zurück, wo der fette Kaiser Nero gerade selbst verfaßte Gedichte zum Besten gibt und ein großes Circus-Fest plant. Marcus übernachtet bei einem Kollegen, General Plautius, und verliebt sich prompt in dessen Sklavin Geisel Ziehtochter Lygia. (Was er noch nicht weiß: Plautius ist ebenso wie Lygia - und ein gewisser Paulus, der auch noch im Hause herum hängt - insgeheim Christ.) Bei der Siegesfeier wird Lygia - die sich Marcus zur Belohnung für seine Heldentaten hat schenken lassen - blöderweise entführt, pardon befreit, von einem anderen Christen namens Ursus, der sie in den Katakomben versteckt. [Jawohl, das frühe Christentum war eine Untergrundbewegung, der jeder Brand- oder sonstige Terror-Anschlag zuzutrauen war. Und die Christen gingen nicht in den Untergrund, weil sie verfolgt wurden, sondern sie wurden verfolgt, weil sie Untergrundkämpfer waren. Und sie wurden nicht von "intoleranten Heiden" verfolgt, sondern sie wurden verfolgt, weil sie selber intolerant waren: Bei den Römern konnte jeder nach seiner Façon selig werden - wenn sie anderen Völkern alles andere nahmen, so ließen sie ihnen doch wenigstens ihre Religion; sie nahmen fremde Gottheiten z.T. sogar in ihre eigene Götter-Familie auf! Nur die Juden/Christen kamen mit dem dreisten Anspruch daher, keine anderen Götter neben ihrem eigenen zu dulden. Diesen mono-theïstischen Gesinnungs-Terror bekämpften die Römer - und der Welt wäre viel erspart geblieben, wenn sie ihn damals mit Stumpf und Stiel ausgerottet hätten!] Als Marcus sie dort aufstöbert und als sein rechtmäßiges Eigentum an sich nehmen will, bezieht er von Ursus eine Tracht Prügel und liegt erstmal flach. Zum Glück scheint Lygia auch ausgebildete Krankenschwester zu sein, denn sie pflegt ihn hingebungsvoll, womit sie außerdem unter Beweis stellt, was Christen doch für gute Menschen sind - ein Argument (neben der Liebe, versteht sich :-), auch Marcus zu diesem neuen Glauben zu bekehren. Unterdessen läßt der böse Kaiser Nero Rom in Brand stecken, um es unter seinem Namen - als "Neropolis" - neu aufbauen zu können; er weidet sich an den Flammen und sing dazu ein selbst verfaßtes Lied. Als der Volkszorn hoch kocht, schiebt er - auf Anstiftung seiner nicht minder bösen Gattin Poppaea - die Tat den armen, unschuldigen Christen in die SchuheSandalen und setzt so deren Verfolgung in Gang. Auch Marcus und Lygia werden ins Gefängnis geworfen; dagegen kann Petrus zunächst fliehen. Er kommt aber nicht weit, denn unterwegs trifft er einen Typen, der ihn fragt: "Wohin gehst Du?" (Nun wissen wir endlich, woher Roman und Film ihren Titel haben :-) Petrus erkennt, daß er Jesus persönlich vor sich hat und kehrt, um als braver Christ den HeldenMartyrer-Tod zu sterben, zurück nach Rom. Dort hält Nero unterdessen den Circus ab: Christen werden wilden Raubtieren zum Fraße vorgeworfen oder sonstwie zu Tode gebracht. Nur bei Lygia klappt das nicht, denn Ursus erwürgt den Stier, der das besorgen soll, mit bloßen Händen, und das Publikum schreit nach Begnadigung. Nero will das nicht; aber bevor die Sache noch weiter eskaliert, tauchen Marcus' tapfere Soldaten auf und befreien ihren General und seine Lygia. Nero - den Marcus vor versammeltem Volk zum wahren Schuldigen am Brand Roms erklärt - flieht und begeht, nachdem er Poppaea erwürgt hat, schließlich Selbstmord; amen.

[Exkurs. Wie kam ausgerechnet ein Pole darauf, so ein Machwerk über die römische Geschichte zu verfassen? Diese Frage kann Euch Dikigoros auch nicht genau beantworten. Man muß sie vielleicht relativieren, denn zum einen befaßte sich Sienkiewicz noch mit vielen anderen Themen in anderen Romanen - die bloß nicht so bekannt wurden wie "Quo vadis" -, und zum anderen war er ja nicht der einzige, der das damals tat. Sienkiewicz lebte in dem Teil des Tsarenreichs, den Dikigoros' Schwiegermutter (die ebenfalls von dort stammte) "Russisch-Polen" zu nennen pflegte; die Polen wurden dort - anders als im liberalen Preußen und später im noch liberaleren Deutschen Reich - erbarmungslos unterdrückt. Aber das störte den guten Heini gar nicht; vielmehr schmierte er eine Hetzschrift nach der anderen gegen die bösen Deutschen zusammen: Von den "Kreuzrittern" (1960 ebenfalls verfilmt, von Aleksander Ford, als monumentaler Schinken von über drei Stunden Dauer, aber nur für den polnischen Markt) des deutschen Ordens, der es im Mittelalter gewagt hatte, die Völker des Baltikums "Mit Feuer und Schwert" vom polnischen Joch zu befreien (nun ja, was man halt so - nicht erst seit 1945 - "befreien" nennt, wenn man den Krieg gewonnen hat) bis zu der so genannten "Germanisierungs-Politik" ("Preußen und Polen"). Solche Hetzschriften sollten nach 1919 den Polen als "Rechtfertigung" für ihre Unterdrückung der Deutschen (und anderer Minderheiten) dienen und geradewegs in den Zweiten Weltkrieg führen - aber das ist eine andere Geschichte. Und um einen von Sienkiewicz' zeitgenössischen "Kollegen" zu erwähnen: Der Schweizer Conrad Ferdinand Meyer schrieb auch gerne Romane über bedeutende Persönlichkeiten der Geschichte, die zwar irgendwie auf historischen Tatsachen beruhten, aber mit frei erfundenen Liebesgeschichten ausgeschmückt waren; und leider wurden auch in jenen Fällen die Romane verfilmt, statt sich ernsthaft mit den wahren Lebensgeschichten seiner Helden auseinander zu setzen. "Gustav Adolfs Page" von 1960 ist ein Beispiel - wobei Curd Jürgens den Schwedenkönig ebenso mittelmäßig spielt wie Lilo Pulver seine Nürnberger Geliebte. Ein noch traurigeres Beispiel ist "Jürg Jenatsch". Außerhalb der Schweiz kaum bekannt, war er doch eine der faszinierendsten Persönlichkeiten - im "Guten" wie im "Bösen" - des 17. Jahrhunderts; sein Leben war mindestens so interessant wie das von Cromwell, Dorgon, Ieyasu, Richelieu, Shiwaji oder Wallenstein (auch wenn er, anders als jenes halbe Dutzend, in einem Land lebte, das nie eine "Weltmacht" war). Aber was Daniel Schmid sich da 1987 zusammen gedreht hat, ist noch schlimmer als die Romanvorlage, und macht den Jenatsch fast zu einer Nebenrolle. Das schließt eine Prägung zwar nicht grundsätzlich aus - wie gerade "Quo vadis" mit Ustinov in der "Nebenrolle" des Nero beweist -, aber Vittorio Mezzogiorno spielt ihn denn doch ziemlich kläglich und ist niemandem als Verkörperung des Titelhelden in Erinnerung geblieben. Exkurs Ende.]

Nein, liebe Leser, Dikigoros ist noch nicht fertig; Ihr werdet Euch noch etwas mit den Fakten gedulden und Euch erst die Parallele vorführen lassen müssen. Ja, die gibt es, denn knapp zwei Jahrtausende später sollte es nochmal einen bösen Nero geben, der sich selber als verhinderter und mißverstandener Künstler und Architekt fühlte. [Nach einigem Zögern hat Dikigoros der Versuchung widerstanden, an dieser Stelle eine dritte Parallele einzufügen, die nur knapp anderthalb Jahrtausende nach Nero lebte. Dies, obwohl auch dieser Dritte - oder eigentlich Zweite - neben den beiden anderen als das größte Scheusal der Weltgeschichte gilt, obwohl auch kurz nach seiner Machtergreifung ein Rom brannte - wenngleich nur das dritte, Moskau -, obwohl es auch bei ihm eine Nacht der langen Messer gab, obwohl auch er ein Konkordat mit der Kirche schloß, obwohl auch er die Provinzen seines Reiches gleich schaltete, obwohl auch er die allgemeine Wehrpflicht wieder einführte, obwohl auch er die wirtschaftliche Autarkie anstrebte, obwohl auch er alte Gesetzesbücher und Verträge zerriß, nach innen mit Hilfe einer Geheimen Staatspolizei knallhart regierte und nach außen eine Expansionspolitik betrieb, wobei er aus Nachbarn "Protektorate" oder General-Gouvernements machte, obwohl auch er einen "Großen Krieg" veranlaßte, obwohl am Ende auch seine Hauptstadt von den Tartaren erobert und in Trümmer gelegt wurde, obwohl auch er etwa im gleichen Alter starb, und obwohl auch über ihn ein berühmter Film gedreht wurde - freilich ohne einen seine Persönlichkeit prägenden Schauspieler -, trotz alledem nicht... Warum? Nun, erstens kennen sich die meisten westlichen Leser mit russischer Geschichte nicht gar so gut aus, um diesen Parallelen ohne weiteres folgen zu können, und zweitens schreibt Dikigoros über Iwan "den Schrecklichen" an anderer Stelle mehr.] Auch er brachte nach und nach alle seine Verwandten und alten Kämpfer um (sogar seine Nichte - mit der er ein Verhältnis hatte - trieb er in den Selbstmord!), mischte sich in übel beleumdeten Bierbrauhäusern unters einfache Volk, nahm persönlich an Olympischen Spielen teil (allerdings nur als Zuschauer, denn er taugte weder zum Läufer noch zum Wagenlenker noch zum Sänger - er ließ laufen, Autobahnen bauen und singen, vorzugsweise in Bayreuth)! Anno 33 ließ er den Reichstag abfackeln, schob diese Untat dem armen Juden Petrus, pardon dem armen Irren Marinus, pardon dem armen Kommunisten Marinus (obwohl - läuft das nicht eigentlich auf das gleiche hinaus? Sind fanatische Kommunisten nicht immer arme Irre? Wie überhaupt alle Fanatiker? Also kein "Pardon"!) in die Schuhe (den er hinrichten ließ) und begann bald darauf mit den ersten Judenverfolgungen, nein, pardon die begannen ja erst später. Er begann vielmehr mit den ersten Kommunisten-Verfolgungen, so ist's richtig. Ein Jahr nach dem Reichstagsbrand schlug er in der Nacht der langen Messer den Röhm-Putsch nieder (der angeblich gar keiner war), weitere zwei Jahre später hielt er Olympische Spiele ab, freilich nicht in Olympia, sondern in Berlin, wo es die Stadt-Autobahn - die Avus - zum Glück schon gab, sonst hätte man die später auch abreißen müssen, wie alles andere, was er in Berlin und anderswo hat bauen lassen. Zunächst war er bei seinem Volk sehr beliebt (bah, so ein richtiger "Populist"), aber am Ende hatte er so viel Dreck am Stecken, daß er Selbstmord beging.

Exkurs. Dikigoros weist korrekterweise darauf hin, daß diese Parallele in der Geschichte nicht auf seinem Mist gewachsen ist; bereits 1981 veröffentlichte ein gewisser Hubert Gundolf das Buch "Massenmord", dessen Untertitel lautete: "Das dunkelste Kapitel der Menschheitsgeschichte. Von Nero bis Hitler." Und was die Parallele im Film anbelangt, so hat er sich die nicht etwa ausgedacht, sondern nach dessen Anschauung nachgedacht - das ist etwas anderes! - und erkannt, daß sie von den Filmmachern gewollt war. Jahre später fand er (in einer Biografie über eine Person, die sich damals vergeblich um eine Rolle in jenem Film bemühte :-) eher zufällig eine Bestätigung für diese seine Interpretation: Die Filmmacher hatten offenbar schon längere Zeit eine Verfilmung des Romans geplant, und zwar unter der ausdrücklichen Maßgabe, ihn völlig in die Richtung "Nero entspricht Hitler, und die Verfolgung der armen Christen durch die bösen Römer entspricht der Verfolgung der armen Juden durch die bösen Nazi-Deutschen" zu drehen. Aber kein auch nur halbwegs renommierter Schauspieler wollte sich dazu her geben, in einem solchen Machwerk mit zu spielen; von Clark Gable bis Gregory Peck lehnten sie allesamt ab; so wurde schließlich die Parallele ein wenig "entschärft" (aber halt nicht so stark, daß Dikigoros und andere aufmerksame Zuschauer sie nicht mehr bemerkt hätten :-), und die Rollen wurden mit jüdischen u.a. zweit- und drittrangigen Schauspielern - wie Ustinov - besetzt. Exkurs Ende.

Unsere Quelle für all diesen sprudelnden Klatsch und Tratsch sind die Schmieren-Reporter, pardon Historiker Hofer, Gisevius, Calic, Bahar und Kugel. Und wer das etwa nicht glauben sollte, der ist selber böse, womöglich ein Gedankenverbrecher und Staatsfeind, jedenfalls kein guter Demokrat. Und wir leben ja in einem demokratischen Land. Der Feind ist geschlagen, also kann er nur der Böse gewesen sein, denn Gott schenkt den Sieg stets dem Guten, und die Gläubigen glauben stets an die Staatsform, der er den letzten Sieg geschenkt hat.

Exkurs. Dikigoros hat in dieser Aufzählung Albert Speer ausgelassen, nicht etwa weil er glaubt, daß der in seinen "Erinnerungen" über seine eigene Rolle und die anderer "Größen" des Dritten Reichs immer die Wahrheit geschrieben hat, sondern weil er davon ausgeht, daß ohnehin jeder, der bis drei zählen kann, weiß, was von jenem Werk zu halten ist: Es war der Preis, den Speer dafür zahlte, daß er nicht - wie später sein Leidensgenosse Rudolf Hess - im alliierten Militär-Gefängnis von Spandau er"selbst"mordet wurde, sondern es nach 20 Jahren Haft als halbwegs freier und wohlhabender Mann verlassen durfte. (Er hatte es vor seiner Entlassung geschrieben, und es war durch die alliierte Zensur gegangen.) Warum sollte er da nicht ein paar Anleihen bei der antiken Geschichtsschreibung machen, wenn die Besatzer es denn so wollten? Für den so genannten "Nero"-Befehl" Hitlers (und dessen cynische Begründung) ist unsere einzige Quelle Speer selber; wir dürfen also getrost davon ausgehen, daß er sich den aus den Fingern gesogen hat, um seine angeblichen Verdienste bei dessen Nicht-Umsetzung gebührend heraus zu stellen. (Schon im Nürnberger "Kriegsverbrecher-Prozeß" hatte Speer behauptet, er habe 1944 höchst-persönlich verhindert, daß Hitler Paris und andere französische Städte zerstören ließ - ganz im Sinne der "Brennt Paris"-Legende.) Was immer man über Hitler und sein gestörtes Verhältnis zu anderen Völkern und Rassen (welches er mit den meisten Politikern seiner und anderer Zeiten teilte) sagen konnte: Sein Volk liebte er (dto); und nie, auch nicht gegen Ende seine Lebens, als er wohl schon geistig umnachtet war, hätte er einen Befehl gegeben, der die letzten Lebensgrundlagen des deutschen Volkes zerstört hätte, und dabei seine Ausrottung billigend in Kauf genommen, geschweige denn sie gewünscht. Wie hatte er in "Mein Kampf" geschrieben: "Eine Diplomatie hat dafür zu sorgen, daß ein Volk nicht heroïsch zu Grunde geht, sondern praktisch erhalten wird. Jeder Weg, der hierzu führt, ist dann zweckmäßig, und sein Nichtbegehen muß als pflichtvergessenes Verbrechen bezeichnet werden (...) Staatsautorität als Selbstzweck kann es nicht geben, da in diesem Falle jede Tyrannei auf dieser Erde unangreifbar und geheiligt wäre. Wenn durch die Hilfsmittel der Regierungsgewalt ein Volkstum dem Untergang entgegengeführt wird, dann ist die Rebellion eines jeden Angehörigen eines solchen Volkes nicht nur Recht, sondern Pflicht." Dieser Gedanke Hitlers hat zwar in Art. 20 Abs. IV des Bonner Grundgesetzes Eingang gefunden, aber - wie Dikigoros' Doktorvater in seinen Vorlesungen nie müde wurde, seinen Studenten zu erklären - ohne das jemals ernst zu meinen: "Das kann sich keine Regierung der Welt leisten," pflegte der gute Professor sarkastisch zu sagen, "und diese Bundesregierung schon gar nicht." Vielleicht sind diese beiden Abschnitte der eigentliche Grund, aus dem "Mein Kampf" bis heute verboten ist? Wie dem auch sei, Pläne, die Deutschen (und die Japaner) auszurotten, hatte es zwar gegeben; aber nicht in Berlin, sondern in Washington; und die Durchführungsbefehle dazu waren auch schon erteilt (und erst in letzter Minute widerrufen) worden (freilich ohne Zutun Speers :-); aber daß man von den kranken und perversen Gehirnen der Roosevelt-Administration auf die denn doch nicht ganz so kranken und perversen Gehirne der Reichsregierung schließen konnte, das war pures Wunschdenken der Amerikaner, die Speer wahrscheinlich zwangen, so etwas daher zu schreiben. [Das gleiche galt für Roosevelts Weltherrschaftspläne (die damals jeder nicht ganz auf den Kopf gefallene Amerikaner kannte - der Volksmund nannte ihn schon längst nur noch "Ruletheworld"), die man nach dem Krieg versuchte, den bösen Nazi-Deutschen anzuhängen.] Speer tat es wohl ohne größere Gewissensbisse: Er wußte, daß die Geschichte ohnehin von den Siegern geschrieben wird, und er wußte, daß das damals auch noch die meisten seiner deutschen Landsleute wußten; er durfte also davon ausgehen, daß sie nicht auf diesen hanebüchenden Unsinn herein fallen würden. Ob Sueton, Tacitus & Co. - die ja ihrerseits im Auftrag der Nachfolger und Feinde Neros schrieben - das auch schon wußten? Dikigoros weiß es nicht. Denkt mal selber über all das nach. Exkurs Ende.

[Der Reichstag brennt...] [...und der Brandstifter ist auch schon gefunden!]

Nein, liebe Leser, Dikigoros ist immer noch nicht fertig mit den Parallelen. Ursprünglich wollte er an dieser Stelle etwas über die Verfolgung der armen Kommunisten unter Senator McCarthy nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA schreiben (wobei es reiner Zufall sein mag, daß es sich dabei oft zugleich um Juden handelte); aber aus aktuellem Anlaß hat er sich entschieden, das in einem anderen Kapitel dieser "Reise durch die Vergangenheit" zu tun, und hier statt dessen über die Verfolgung der armen Muslime unter Noch-will-es-niemand-gewesen-sein nach dem Terror-Anschlag auf das New Yorker World Trade Center am 11. September 2001 zu schreiben. Und dabei will er dann auch gleich etwas von der historischen Wahrheit einzuflechten versuchen, so schwierig das gerade in diesem Fall sein mag. Besonders wenn man sich angewöhnt hat, bei jedem historischem Ereignis zu fragen: "Cui bono (wem nützt es)?" Es ist schlicht naïv, so zu fragen, denn die Geschichte lehrt, daß diejenigen, die von solchen Ereignissen am meisten profitieren, sie nur selten selber herbei geführt, sondern meist nur verstanden haben, sie am besten auszunutzen. Wer wird vom Anschlag auf das WTC profitieren? Der Clan des Arabers Bin Lādin? Bestimmt nicht, und auch nicht die Muslime in aller Welt, denn kluge Politiker unter ihren Gegnern werden daraus ein Feindbild aufbauen und es zur Rechtfertigung für die Durchführung von Plänen nehmen, die schon lange in ihren Hinterköpfen schlummern: Die amerikanischen und britischen Kirantá wollen endlich ihre Pipeline von den Ölfeldern Zentral-Asiens durch Afģānistān und Pākistān zum Indischen Ozean bauen, russische Politiker schielen nach Tschetschnia, indische nach Kashmīr, chinesische nach Turkestān (und Tibet, obwohl die Tibeter gar keine Muslime sind - aber das ist der Preis fürs Stillhalten), türkische nach Kurdistan (dem Umschlagplatz für afģānische Drogen). Wer hat vom Reichstagsbrand profitiert? Marinus van der Lubbe? Bestimmt nicht (denn für die Denkmäler, die ihm in den Niederlanden - und 1999 auch in der Ex-DDR - für diese "Heldentat" errichtet wurden, kann er sich nichts mehr kaufen), und die Kommunisten auch nicht, denn kluge Politiker unter ihren Gegnern bauten daraus ein Feindbild auf und nahmen es zur Rechtfertigung von Plänen, die schon lange in ihren Hinterköpfen schlummerten. Wer hat vom Brand Roms profitiert? Petrus bestimmt nicht, denn er wurde ja dafür hingerichtet, und die Christen auch nicht, denn... usw.

Moment mal, stimmt es eigentlich, was Dikigoros da so leichthin schreibt? Haben nicht die Christen einen ungeheuren Propaganda-Vorteil aus dem Rombrand gezogen, indem sie die Tat Nero unterschoben und den bösen Römern? Denn die hatten doch ein Motiv: Nero hat ihnen Rom nämlich viel schöner wieder aufgebaut als es jemals zuvor war. Und haben nicht die Kommunisten einen ungeheuren Propaganda-Vorteil aus dem Reichstagsbrand gezogen, indem sie die Tat Hitler unterschoben und den bösen Nazi-Deutschen? [Dikigoros ist übrigens nicht der erste, der diese Parallele gesehen hat. Schon Hermann Göring soll 1933, wenn man den Memoiren des damaligen französischen Botschafters in Berlin glauben darf, gesagt haben: "Die Christen haben Rom angezündet, um Nero zu beschuldigen, so wie die Kommunisten den Reichstag angesteckt haben, um mich beschuldigen zu können."] Denn die hatten doch ein Motiv: Hitler wollte nämlich Berlin viel schöner wieder aufbauen als es je zuvor gewesen war. Außerdem war in der Kroll-Oper, wohin die Abgeordneten nach dem Brand umzogen, die Akustik eh viel besser, wenn sie vor ihren Sitzungen das Horst-Wessel-Lied absangen oder gar die 1. Strofe - pfui! - des Deutschland-Liedes. Und hatten nicht auch die Amerikaner ein Motiv für den Anschlag auf das World Trade Center? Es soll nämlich viel schöner wieder aufgebaut werden als es je zuvor war! (Die Kosten sollen die deutschen Rückversicherer tragen.) Und wie ist es überhaupt dazu gekommen, daß Amerika entdeckt und New York erbaut wurde? Lag es nicht daran, daß muslimische Terroristen, pardon edle Türken Byzanz eroberten, den Landweg nach Indien sperrten und so einen gewissen Kolumbus animierten, gen Westen zu segeln und Amerika zu entdecken? Sollte man nicht meinen, der Verrat, der zum Fall Wisádions (so hieß "Byzanz" richtig) führte, sei von den Amerikanern angezettelt worden, die Verräter von der CIA (ja, liebe Leser, die "Centrale Intelligenz-Agentur" ist nicht männlich, sondern weiblich!) mit US-Dollars bestochen worden? Nein, Dikigoros fürchtet, daß wir mit diesem Ansatz nicht weiter kommen werden, jedenfalls dann nicht, wenn wir Wert auf ein zutreffendes Ergebnis legen, und nicht bloß auf wirkungsvolle Propaganda.

Versuchen wir es doch mal ganz altmodisch, indem wir auf die Gerichtsakten zurück greifen. Vom Rombrand sind keine mehr erhalten, vom Anschlag auf das WTC sind noch keine frei gegeben, also kann man nur spekulieren. (Frau Dikigoros z.B. meint, es habe sich um Einzeltäter gehandelt, eine kleine Islamisten-Gruppe aus Hamburg-Harburg, wie es sie inzwischen an praktisch jeder deutschen Universität gibt, die das ganze selbständig ausgeheckt haben; ihr Mann hat da so seine Zweifel.) Aber die Akten vom Prozeß um den Reichstagsbrand von 1933 sind wieder aufgetaucht. Erstaunliche Akten. In der Regel genügt[e] faulen Staatsanwälten und ebenso faulen Richtern ein Geständnis des Angeklagten, und das hatte van der Lubbe brav abgelegt. Bis heute ist heftig umstritten, ob ein Einzelner in der Lage gewesen sein kann, den Reichstagsbrand zu legen, und selbst wenn das theoretisch möglich war (was Dikigoros gerne glauben will), ob ausgerechnet der stark sehbehinderte und auch sonst nicht sonderlich helle van der Lubbe das schaffen konnte. Daran zu glauben fällt Dikigoros denn doch schon etwas schwerer, und auch Staatsanwaltschaft und Gericht hatten da ihre Zweifel und ermittelten fleißig herum, wie es denn gewesen sei. Lange Zeit wurde die Mär verbreitet (vor allem von denen, die selber der These vom Einzeltäter anhingen), das Reichsgericht sei am Ende zu der Überzeugung gelangt, daß van der Lubbe ein Einzeltäter war, weshalb nur er zum Tode verurteilt und die übrigen Angeklagten frei gesprochen wurden. Aber das stimmt nur im Ergebnis, nicht in der Begründung: Vielmehr gelangten die Richter zu dem Schluß, daß es sich um gemeinschaftliche Brandstiftung gehandelt haben müsse, daß van der Lubbe also kein Einzeltäter war. Die vier mit angeklagten hochrangigen Kommunisten aus Bulgarien wurden zwar frei gesprochen, aber nur aus Mangel an Beweisen, d.h. man konnte nicht nachweisen, daß gerade sie die Mittäter gewesen waren.

Bis zur Kenntnis jener Akten hielt Dikigoros die Freisprüche für einen Beweis, daß das Gericht damals objektiv urteilte - denn handelte es damit nicht gegen die Interessen der Nazis, die lieber ihre These von einer Kommunisten-Verschwörung bestätigt gesehen hätten? Nein! Im Urteil steht ja ausdrücklich, daß die Mittäter sicher aus kommunistischen Kreisen stammen müßten. (Das war so abwegig nicht, wie einige Linke es heute hinzustellen suchen: Die Kommunisten hatten - wie die Islamisten heute - ein Gespür für symbolträchtige Ziele, auf die Anschläge zu verüben sich "lohnte": 1925 hatten bulgarische Kommunisten die Sofien-Kathedrale in Sofia in die Luft gesprengt, 1927 österreichische Kommunisten den Justizpalast in Wien abgefackelt und 1931 französische Kommunisten das Marinemisterium in Paris - jeweils mit Unterstützung ausländischer Helfer.) Man habe sie halt nur nicht ermitteln können. Ferner steht im Urteil ausdrücklich, daß der Brand nicht von Tätern aus national-sozialistischen Kreisen gelegt worden sein könne. Man fragt sich, woher das Gericht das so genau wissen wollte - weiter gehende Ermittlungen in dieser Richtung scheinen jedenfalls nicht angestellt worden zu sein, worauf die Kommunisten und andere, die bis heute an ihrer These einer "Nazi-Veschwörung" festhalten, immer wieder hinweisen. Aus der Rückschau kann man freilich alles vertreten, keine noch so abstruse These läßt sich mit 100%iger Sicherheit beweisen oder widerlegen. Im übrigen offenbarten die Richter nicht nur bei der Ermittlung des Sachverhalts, sondern auch bei der Rechtsanwendung gravierende Schwächen, die Dikigoros an ihrer Objektivität zweifeln lassen: Van der Lubbe wurde verurteilt wegen "Hochverrats" (konnte ein Holländer das Deutsche Reich "verraten"?) und wegen "aufrührerischer Brandstiftung". Wozu ersteres? Letzteres hätte doch zur Verurteilung ausgereicht! (Auch hinsichtlich des Strafmaßes: auf "besonders schwere Brandstiftung" - der Reichstag war ein Gebäude, das für gewöhnlich dem Aufenthalt von Menschen diente, § 306 StGB, und van der Lubbe hatte die Löschvorrichtungen entfernt, § 307 StGB - steht die gleiche Höchststrafe wie auf Mord: heute lebenslänglich, damals der Tod.) Statt dessen wandte das Gericht rückwirkend ein Sondergesetz vom 29. März 1933 an, mit dem für Hochverrat die Todesstrafe eingeführt wurde - und das hätte ein ordentliches Gericht nicht tun dürfen. (In den 1960er Jahren wurde denn auch ein Wiederaufnahme-Verfahren durchgeführt, in dem van der Lubbe vom Vorwurf des "Hochverrats" frei gesprochen wurde; er wurde posthum zu nur acht Jahren Gefängnis wegen schwerer Brandstiftung verurteilt. Weiter gehende Versuche, auch diese Verurteilung im Wiederaufnahme-Verfahren aufzuheben, scheiterten in den 1980er Jahren.) War's das schon? Nein, liebe Leser, Dikigoros will Euch jetzt erst die eigentlich entscheidende Frage stellen: "Kommt es überhaupt darauf an, ob van der Lubbe Einzeltäter war oder nicht?"

Dikigoros' Antwort - ein klares "nein" - wird einigen Lesern nicht gefallen, auch deshalb hat er bewußt die Parallele zum Fall Bin Lādin gezogen. Was sagte ein kluger Fernseh-Kommentator schon einen Tag nach dem Anschlag auf das World Trade Center: "Es hat überhaupt keinen Zweck, Bin Lādin zu töten und damit zum Martyrer zu machen; an seiner Stelle würden gleich zehn neue aufstehen, und zwar auch solche, die bisher brav und gemäßigt waren und nie daran gedacht hätten; um da etwas zu bewirken müßte man schon alle Muslime ausrotten." Worauf der deutsche Außenminister - von dem bei den Sissi-Filmen noch die Rede sein wird - sagte: "Aber noch schlimmer wäre es, nichts zu unternehmen, denn das würden die Islamisten als Ermutigung und Ermunterung verstehen, straffrei weiter zu machen." Wenn diese Aussagen beide richtig sind - was Dikigoros persönlich nicht bezweifelt - was folgt dann daraus? Dikigoros will diese Frage nicht selber beantworten, sondern nur versuchen, sich in die Köpfe der damals Handelnden hinein zu denken: Wenn Nero wußte, daß er selber Rom nicht hatte anzünden lassen, und wenn er glaubte, daß es ein Christ aus Überzeugung getan hatte, mußte er dann nicht denken: Es genügt nicht, nur einen Petrus hinzurichten, man muß gleich alle Christen ausrotten? Wenn Hitler wußte, daß er selber den Reichstag nicht hatte anzünden lassen, und wenn er glaubte, daß es ein Kommunist aus Überzeugung getan hatte, mußte er dann nicht denken: Es genügt nicht, nur einen Marinus van der Lubbe hinzurichten, man muß gleich alle Kommunisten ausrotten? Wenn Morgenthau wußte, was in deutschen Konzentrationslagern geschah, und wenn er glaubte, daß die Deutschen das aus Überzeugung taten, mußte er dann nicht denken: Es genügt nicht, nur einen Hitler hinzurichten, man muß gleich alle Deutschen sterilisieren (und damit ausrotten)? Wenn George W. Bush weiß, daß Muslime aus Überzeugung das World Trade Center zerstört haben und wenn er glaubt, was der Fernseh-Kommentator gesagt hat, muß er dann nicht denken: Es genügt nicht, nur einen Usamā Bin Lādin hinzurichten...? Wenn er glaubt, daß jeder andere Muslim wieder das gleiche oder etwas noch schlimmeres tun könnte, muß er dann nicht aus Gründen der Staatsräson als U.S.-Präsident das Ziel verfolgen, den Islam vom Angesicht der Erde zu vertilgen, d.h. alle seine Anhänger auszurotten? Und müssen dann nicht folgerichtig die gläubigen Muslime in aller Welt ihm und seinen westlichen - christlichen und jüdischen - Verbündeten den Jihād, den Heiligen Krieg erklären? Dikigoros weiß, daß die schweigende Mehrheit (nicht nur in den U.S.A., sondern in allen freiheitlichen Ländern, die jemals dem kommunistischen oder islamistischen Terror ausgesetzt waren) diese Fragen uneingeschränkt mit "ja" beantworten würde, wenn man sie denn fragte - die Täter und ihre Sympathisanten, die überall auf der Welt mit Bin-Lādin-T-shirts herum laufen, haben Glück, daß das noch niemand getan hat und daß es einen Unterschied gibt zwischen Partei-"Demokraten" und "Populisten"! Morgenthaus Nachfolger waren Partei-Demokraten; sie beantworteten die Frage mit: "Nein, man kann auch versuchen, sie umzuerziehen." Bei den Deutschen gelang ihnen das auch fast vollständig; aber seine Nach-Nachfolger werden bald zu spüren bekommen, daß das bei den Muslimen nicht so ohne weiteres möglich ist - nicht einmal im vergleichsweise "weltlichen" Irāq.

Es hat fast zweitausend Jahre gedauert, bis die Geschichtswissenschaft genügend Abstand gewonnen hat von der Zeit Neros und bis unvoreingenommene Historiker ihm einigermaßen Gerechtigkeit widerfahren ließen - was gar nicht so einfach war, denn seine Gegner hatten nichts unversucht gelassen, alle neutralen oder gar ihm wohlwollenden Quellen zu vernichten und bei Strafe zu verbieten, ihn belastendes Material - und sei es noch so plump erlogen oder gefälscht - in Frage zu stellen. (Nein, liebe Leser, das ist nicht das gleiche: Eine echte Quelle - also der Bericht eines Zeitgenossen, der dabei war - kann lügen, dann ist es einfach nur eine schlechte Quelle - was freilich schwierig zu beweisen ist, etwa durch Vergleich mit anderen Quellen, die etwas anderes aussagen und glaubwürdiger sind. Oder die Nachwelt kann eine echte Quelle - egal ob diese die Wahrheit enthält oder Lügen oder, wie so oft, eine Mischung aus beidem - nachträglich so verfälschen, daß sie das aussagt, was der Fälscher und seine Auftraggeber gerne lesen wollen.) Hätte Nero ein Buch über seine Weltanschauung geschrieben und wäre es erhalten geblieben, wäre sein Verkauf sicher bis vor kurzem verboten gewesen. Doch nun, da es mit dem Christentum nicht mehr gar so weit her ist, hat sich der Griff der gutmenschlichen Zensur gelockert, und das Bild, das heute von ihm gezeichnet wird, nimmt sich eher ernüchternd aus: Nero war wohl nicht schlimmer (eher weniger schlimm) als andere Diktatoren vor, neben und nach ihm, in Italien und anderswo auf der Welt. Letztlich war es sein größtes Verbrechen, daß die Juden-Christen ihm den Krieg erklärten und eine Koalition der "Großen Vier" - Julius Winston, pardon Vindex, Sulpicius de Gaulle, pardon Galba, Stalinus, pardon Salvius Otho und Clodius Macer - gegen ihn zustande brachten, der er schließlich erlag. (Die Alliierten bekamen sich nur wenig später mächtig in die Haare, da sie allesamt nach der alleinigen Weltherrschaft strebten; aber das ist eine andere Geschichte.) Dikigoros will das hier nicht weiter ausführen; er hat unter den von ihm zur Vertiefung empfohlenen Links eine reichhaltige Auswahl von Artikeln aufgeführt, in denen das alles viel besser und genauer nachzulesen ist als er es auf dieser "Reise durch die Vergangenheit" leisten könnte. Leider ist die historische Wahrheit noch nicht zur historischen Wirklichkeit geworden - fortwirken tun weiterhin die Greuel-Märchen, wie sie in "Quo vadis" (und anderen, nach dem gleichen Strickmuster verfaßten Machwerken) über Nero erzählt werden. Sein Kollege von anno 33 wird sich noch etwas in Geduld üben müssen, bis es auch mit der Demokratie nicht mehr gar so weit her ist (Dikigoros ist überzeugt, daß das keine zweitausend Jahre dauern wird), dann kann man sicher auch über ihn ernüchternder schreiben, und über andere Diktatoren vor, neben und nach ihm, in Deutschland und anderswo auf der Welt.

Ja, Nero machte auch Fehler: Er schloß zum Beispiel einen schändlichen Verzichts-Frieden mit den ewigen Feinden der Römer im Osten, den Parthern (Persern); der gute Marc Aurel machte es rund 100 Jahre später viel besser: Er führte wieder Krieg gegen sie, um Armenien, Kappadokien und Syrien - Rom mußte am Orontes verteidigt werden, so wie rund 1.800 Jahre später Deutschland am Hindukusch - und brachte von dort die Pest mit, die aus unerfindlichen Gründen nach seinem längst verstorbenen Vorgänger "Antoninische Plage" genannt wurde; ein Drittel der römischen Bevölkerung fiel ihr in anderthalb Jahrzehnten zum Opfer - die besten, aktivsten Glieder der Gesellschaft, die sich nicht einfach in einen stillen Winkel zurück ziehen und abwarten konnten, bis sie vorüber war. Dies war ein Schlag, von dem sich das Imperium nie mehr erholt hat. Wenn Ihr in irgendwelchen klugen Büchern gelesen habt, woran Rom untergegangen sein soll - vergeßt es. Die Frauen wollten keine Kinder mehr? Aber das galt doch wohl nur für die oberen Zehntausend. Die Männer wurden impotent vom Leitungswasser aus Bleirohren? Aber doch wohl nur in den großen Städten. Das Christentum verweichlichte die Leute "gesinnungsmäßig"? Aber doch damals noch nicht! (Außerdem hat die Geschichte gezeigt, daß man auch mit dem Christentum als Ideologie, pardon Staatsreligion durchaus imperialistische Politik treiben kann.) Die "Barbaren" sickerten ins Land ein und unterwanderten die Gesellschaft? Aber das war doch nicht die Ursache, sondern die Folge der Entvölkerung! (Außerdem war das - zumindest was Germanen und Kelten betraf - eher eine willkommene Blutauffrischung als ein Beitrag zum Niedergang des römischen Imperiums.) Alles ist relativ, liebe Leser: Ein gesundes Volk in einem gesunden Staat kann sich schon mal einen Nero, einen Iwan Grozny, einen Benito Mussolini oder einen Adolf Hitler leisten, ohne gleich unterzugehen - selbst wenn all das wahr wäre, was ihre Feinde über sie verbreitet haben. Das Ende naht erst dann, wenn man so weit abgewirtschaftet hat, daß nur noch die Wahl bleibt zwischen einem Mark Aurel und einem Verus, zwischen einem Andreotti und einem Craxi, zwischen einem Kohl und einem Schröder oder zwischen einer Sarah Sauer und einem Frankenstein-Meier. (Wie es ein Bekannter von Dikigoros mal flapsig ausdrückte: "Besser heil Hitler als kaputt Kohl!" Aber von solchen Sprüchen muß sich Dikigoros selbstverständlich weit distanzieren - er selber würde es wesentlich drastischer ausdrücken.) 20 Jahre nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg war Deutschland wieder eine Weltmacht. 20 Jahre nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg war Deutschland zumindest wieder eine Wirtschaftsmacht. 20 Jahre nach der friedlichen "Wiedervereinigung" war Deutschland dagegen hoffnungslos ruiniert - wirtschaftlich, politisch, sozial und vor allem demografisch.

[Sarah Sauer hat fertig] [typischer BRDDR-Untertan] [Europa ist das Krebsgeschwür - der Islam ist die Antwort. Wer ob solcher Aussagen 'politisch verfolgt' wird, genießt Anspruch auf lebenslanges Asyl in der BRDDR - und alle seine Angehörigen und Gesinnungsgenossen sind nachzugsberechtigt!]

* * * * *

Hat Dikigoros eigentlich schon etwas zum eigentlichen Thema dieser "Reise durch die Vergangenheit" geschrieben? Nein? Dann wird es aber Zeit! Kennt noch jemand den Darsteller der Hauptrolle, der die alten Filmplakate und Video-Cover ziert, die Ihr ganz oben seht, Aaron ["Ari"] Spengler B[a]rugh? (Er nahm den Künstlernamen "Robert Taylor" an, nach seinem angeblichen Ur-Ur-Ur-Urgroßvater großmütterlicherseits, dem 12. Präsidenten der U.S.A. Das Publikum mußte ja nicht unbedingt wissen, daß er jüdischer Abstammung war, und die jüdischen Herrscher von Hollywood - die Gojims keine Rollen in ihren Filmen gaben, jedenfalls keine Hauptrollen - wußten es auch so :-) Na klar, schließlich spielte er fast drei Jahrzehnte lang Western- und Revolverhelden. Viele werden bei ihm an "Billy the Kid" denken, einige - wie Dikigoros - auch an den Marlboro Man, denn der bekennende Kettenraucher fiel im Alter von 58 Jahren dem Lungenkrebs zum Opfer. Mit "Marcus Vinicius" wird ihn dagegen kaum noch jemand verbinden. Das muß nicht daran liegen, daß er den schlecht spielte und auch nicht daran, daß der keine historische Gestalt war, sondern eine, die Sienkiewicz erfunden hatte. Aber neben ihm spielte Peter Ustinov die - eigentlich als Lachnummer gedachte - Rolle des grausamen, größenwahnsinnigen, versoffenen und verhurten römischen Imperators mit solcher Überzeugung, daß noch ein halbes Jahrhundert später, anläßlich seines Geburtstags, eine Internetzeitung titelte: "Nero wird 80"! Dabei zögerte man erst, ihm die Rolle zu geben, denn er war ja noch recht jung - Ende 20 -, aber erstens konnte er die Filmmacher darauf hinweisen, daß Nero selber zu der Zeit, als die Geschichte spielt, noch ebenso jung gewesen war (was die offenbar anfangs nicht wußten, so mies hatten sie recherchiert - für den jüdischen Regisseur Mervin Leroy war Nero einfach nur "ein Scheißkerl", schließlich herrschte er zur Zeit des "jüdischen Krieges", über den Dikigoros an anderer Stelle schreibt), zweitens war es nicht so einfach, jemand anderen zu finden, der in dem Alter schon so verfettet und verlebt aussah wie man sich Nero eben vorstellte - die Maske war damals noch nicht so weit wie heute -; und drittens hatte Ustinov schon komödiantische Erfahrung der besonderen Art, die in Hollywood gut ankam; er hatte nämlich im Krieg und danach in einer Einheit der britischen Armee gedient, die Propagandastreifen für die Wochenschau drehte. Darf Dikigoros eine humorvolle Passage aus Ustinovs Memoiren zitieren? Bitte sehr: "Als Feldmarschall Milch sich einem jugendlichen britischen General ergab (natürlich mußte er das vor laufender Kamera tun, damit das Publikum auch etwas davon hatte, Anm. Dikigoros, der über Milch an anderer Stelle noch etwas mehr schreibt), grüßte er vorschriftsmäßig, indem er mit seinem Marschallstab an die Mütze tippte, ehe er ihn dem Briten übergab. Der britische General nahm den Stab und wog ihn kurz in der Hand, dann schlug er dem Feldmarschall damit so hart auf den Kopf, daß dieser zu Boden ging. Das kam so überraschend und unerwartet, daß die Zensoren spontan in lautes Gelächter ausbrachen. (...) Da ich mich mehr den Regeln der Komödie als denen der Genfer Konvention verpflichtet fühlte (wie alle Alliierten, Anm. Dikigoros), hat mich die pure, ungezügelte, komische Begabung jenes Generals immer begeistert."

[modernes Cover]

So weit Ustinov, dessen Konterfei heute das Video-Cover von "Quo vadis" ziert, und dessen Name als erster unter, nein über denen der anderen Schauspieler genannt wird. Und selbst seine böswilligsten Kritiker, die ihn ansonsten für eine absolute Niete halten (trotz des 'Oscars', der ihm für seine Nebenrolle als Sklavenhändler in Spartacus rebels verliehen wurde), kommen nicht umhin einräumen, daß er als Nero unvergeßlich ist. (Was durchaus nicht für alle Nebenrollen galt: Wie jämmerlich wirkte doch z.B. Buddy Baer - der jüngere Bruder des einstigen Box-Weltmeisters und Schmeling-Bezwingers Max Baer - als "Ursus", der gegen einen Stier kämpft: Er hat große Mühe, die arme, mit Chloroform betäubte Kuh nieder zu ringen - der eigentlich als Darsteller vorgesehene Stier war durchgebrannt :-) Ustinov hat damit nicht nur Carlo Cattaneo und Emil Jannings in den Stummfilmen von 1913 bzw. 1923 aus dem Gedächtnis der Kinogänger verdrängt, sondern auch Charles Laughton in "The Sign of the Cross [Das Zeichen des Kreuzes]", einem Film, der für seine Zeit (Cecil DeMille - von dem das nächste Kapitel dieser "Reise durch die Vergangenheit" handeln wird - drehte ihn 1932) als ebenso skandalös und anstößig empfunden wurde wie knapp ein halbes Jahrhundert später "Caligula". Auch die 1953 gedrehte Komödie "O.k. Nero" (in Italien auch als "Nerone e Messalina", in Deutschland auch als "Der Untergang Roms" gelaufen) war keine Konkurrenz (auch nicht in Deutschland, obwohl sie dort vor "Quo vadis" in die Kinos kam, weil es drei Jahre dauerte, bis dessen deutsche Synchronfassung fertig war :-); denn die Titelrolle spielte Gino Cervi, und der war dem Kino-Publikum nun mal unvergeßlich eingeprägt als "Don Camillos" Gegenspieler "Peppone". 1985 wurde Sienkiewicz's Roman "Quo vadis" nochmal fürs Fernsehen verfilmt - von Franco Rossi, mit Klaus Maria Brandauer, der auch schon anderweitig "besetzt" war - und 2001 nochmal fürs Kino; gehört oder gesehen hat man von diesem Opus des polnischen Regisseurs Jerzy Kawalerowicz freilich kaum etwas (selbst in Polen war es ein Flop, obwohl es sogar den Segen des polnischen Papstes Karol Wojtyła alias Johannes Paul II erhalten haben soll :-). Michal Bajor in der Rolle des Nero besaß einfach nicht genügend Ausdrucksstärke, um das von Peter Ustinov geprägte Bild beim Publikum zu überlagern; Pawel Delag als Marcus Vinicius und Boguslaw Linda als Petronius spielten ihn glatt an die Wand (was ja eigentlich auch im Sinne des Erfinders war :-).

Ustinov hat danach keine größere Rolle mehr bekommen - das kann die Kehrseite der Medaille sein, wenn man sich als Schauspieler auf eine ganz bestimmt Person festlegen läßt, die nicht alle Naslang wieder gebraucht wird, wie der Revolverheld im Wilden Westen, der Pfeife rauchende Kommissar im Krimi oder der feurige Liebhaber im Bett, die immer und überall wohl gelitten sind - aber wer will schon ständig einen verrückt spielenden römischen Kaiser sehen? (1954 spielte Ustinov den zwar auch etwas verrückten - aber letzlich doch hamlosen - Prince George in "Beau Brummell" und blieb blaß; 1967 spielte er die - eher alberne als verrückte - Titelrolle in "Captain Blackbeard"; 1981 vergeudete Guy Hamilton, der Regisseur von Live and Let Die, die Hauptrolle in der Verfilmung des Agatha-Christie-Krimis "The Evil Under the Sun [Das Böse unter der Sonne]" an ihn, nämlich die des belgischen Privat-Detektivs Hercule Poirot - auch damit hinterließ Ustinov keinen bleibenden Eindruck mehr; es sollte seine letzte Hauptrolle bleiben. Alle drei Streifen wurden anläßlich seines 82. Geburtstags im deutschen Fernsehen wiederholt - nicht dagegen "Verdammte der Meere", den er in seinen Memoiren als seinen besten Film bezeichnete, eine Verfilmung von Melvilles "Billy Bud, Sailor", in der er den Kapitän Vere spielte. Da auch der große Soziologe Helmut Schoeck von jener Novelle so beeindruckt war, hat Dikigoros sie auch mal gelesen; aber er kann diese Begeisterung nicht so recht nachvollziehen :-)

[Abraham Janssens Nero-Portrait von 1618] [Peter Ustinov als Nero]

Der Rufmord an Nero und die Verzerrung seines Bildes in der Nachwelt hatte freilich schon viel früher eingesetzt als mit "Quo Vadis": Bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts portraitierte ihn ein gewisser Abraham Janssens als widerwärtige, fette Schweinebacke (fast schlimmer als Ustinov :-), angeblich nach einem "antiken Vorbild". Das war schlicht gelogen. Wir besitzen mehrere Büsten Neros aus der Antike, aus allen Altersstufen. Als Jüngling erinnert er an Augustus - was freilich nicht viel mehr besagt als daß er der damaligen Mode der Bildhauer gemäß dargestellt wurde. In den 20ern müßt Ihr ihn Euch ungefähr vorstellen wie Stefean Effenberg mit Bart, halt ein ehrgeiziger Sportler, nicht übermäßig sympathisch, aber auch kein Scheusal. Und mit Anfang 30, hatte sein Profil etwas von klassischer Männlichkeit, wachsam und hart (vielleicht auch etwas enttäuscht, ja verbittert - aber wer wäre das nicht gewesen an seiner Stelle?), nicht die Spur des dekadenten, verweichlichten Schlaffis Ustinov. [Dikigoros dankt der Universität Nürnberg-Erlangen für die Überlassung der Abbildungen, die sonst nicht frei im Internet verfügbar sind.]

[Nero als Jüngling. CR: Uni Erlangen] [Nero als Mann. CR: Uni Erlangen] [Nero im Alter. CR: Uni Erlangen]

Nur der guten Ordnung halber will Dikigoros abschließend auch noch die übrigen historischen Ungenauigkeiten des Films erwähnen - wenngleich diese neben der Verleumdung Neros nur "Peanuts" sind -, damit seine vielen aufmerksamen Leser ihm nicht immer wieder das gleiche mailen. Also: Poppaea war beim Brand Roms längst tot - allerdings stimmt es wohl, daß Nero sie umbrachte, bloß sein Motiv ist unklar; jedenfalls paßt der Verdacht, sie hätte den Aufstand der Soldaten angezettelt, nicht. Nero dagegen überlebte den Brand Roms noch um einige Jahre. Und das Colosseum - Schauplatz des großen Circus - gab es zu Neros Zeit noch gar nicht; das sollte erst Vespasian bauen lassen. Dagegen sind einige vermeintliche "Fehler", die z.B. auf Wikipedia als solche bezeichnet werden, gar keine Fehler des Drehbuchschreibers, sondern allenfalls Denkfehler der Kritiker: Das Modell von "Neropolis" enthält bereits das Pantheon, das doch erst ein halbes Jahrhundert nach Neros Tod erbaut wurde? Nun ja, es war doch bloß ein Modell - wenn es denn tatsächlich ein solches gegeben hätte, könnte Nero das durchaus schon geplant haben! Nero war beim Brand von Rom gar nicht vor Ort und konnte ihn folglich auch nicht besungen haben? Blödsinn: Wenn er ihn wirklich hätte legen lassen, hätte er ihn auch von anderswo besingen können - weit genug dürften die Flammen ja wohl geleuchtet haben. Und last not least spielen einige römische Soldaten im Film Schach, und das gab es doch noch gar nicht - brachten das nicht erst die braven Muslime im 7. Jahrhundert nach Europa?!? Darüber kann man trefflich streiten: Es gab wohl schon im alten Rom Brettspiele, wenngleich einfacheren Zuschnitts; aber auch das Spiel, das im 7. Jahrhundert nach Europa gelangte, war bestenfalls ein einfacher Vorläufer dessen, was wir heute unter "Schach" verstehen - doch das ist eine andere Geschichte.

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Nachtrag zum scheinbar unerschöpflichen Thema Reichstagsbrand: Neueste Untersuchungen sollen ergeben haben, daß es doch kein Einzeltäter gewesen sein kann. Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, daß ausgerechnet marxistische Historiker zu dieser Erkenntnis gelangt sind und an ihr festhalten, denn da "die" Nazis als Täter ausscheiden (jedenfalls hat das der Bundesgerichtshof in den 1960er Jahren rechtskräftig festgestellt, als er den bereits erwähnten Gisevius, der in seinen Memoiren eine "zehnköpfige Brandstifterkolonne der SA" als Täter bezeichnet und ihren angeblichen Anführer auch namentlich genannt hatte, wegen Verleumdung zur Zahlung von Schadensersatz an denselben verurteilte), können es dann wohl doch nur "die" Kommunisten gewesen sein - so wie es wohl doch nur "die" Christen gewesen sein können, die Rom abgefackelt haben und wie es wohl doch nur "die" Muslime gewesen sein können, die das World Trade Center zerstört haben - "die" immer in dem Sinne, daß jeder aus der Gruppe an die Stelle des Einzeltäters getreten sein könnte, ohne daß es einen Unterschied gemacht hätte. Nero, Hitler und McCarthy (der übrigens auch ein sehr künstlerisch veranlagter Mensch gewesen sein soll) haben die Konsequenzen gezogen und dafür die Schmähungen und Verleumdungen der Nachwelt auf sich genommen; sollte Bush in seiner Jugendzeit den Film "Quo vadis" gesehen haben und sich unter seinem Einfluß entscheiden, diese Konsequenzen nicht zu ziehen, könnte es die verhängnisvollste Geschichtsfälschung aller Zeiten werden.

[crime of the century - zum ersten Mal in ihrer Geschichte brauchen die USA einen Kriegsgrund nicht zu türken] [Bush an McCarthy's Grab - weshalb nur als Karikatur?]

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[an ihren Visagen sollt Ihr sie erkennen...]

Zweiter Nachtrag: Als Dikigoros am 08. März 2003 am Zeitungskiosk vorbei kommt, springt ihm dort die Titelseite des Kölner Stadtanzeigers ins Auge. Mitten drin prangt ein großes Bild des abgehalfterten Peter Ustinov mit der Überschrift "Ustinov spielt Bush". Er parodiert den U.S.-Präsidenten, der Soldaten verabschiedet in den Krieg gegen den Irak. Und der ganzseitige Leitartikel auf Seite 3 steht unter dem Motto eines Satzes, den Ustinov im Rahmen seines Besuchs beim Neven-Dumont-Verlag (einem verdienten Förderer des Islamismus in Deutschland, der sich als Herausgeber der größten Kölner Tageszeitung vor allem dem Kampf gegen die böse, "rechtsradikale" Bürgerinitiative "Pro Köln" verschrieben hat, die es wagt, sich gegen den geplanten Bau der größten Moschee Europas in Köln zu stemmen) gesagt haben soll: "Mein privater Albtraum heute ist, dass ich nie Nero gespielt habe, sondern George W. Bush." Dikigoros hat also Recht behalten: George Bush jun. wird in eine Reihe gestellt mit Nero und Hitler, und Baģdād, die Hauptstadt Irāks, in eine Reihe mit der Hauptstadt des Römischen und der des Deutschen Reiches. Bush wird zum Verbrecher gestempelt, weil er einen Krieg, einen "Kreuzzug für die Demokratie" (und das Erdöl :-) gegen den geistigen Ur-Ur-Ur-Ur-Urenkel des edlen Sultans Saladin führen will - denn als solcher fühlt sich Saddam Hussein (aber darauf kommen wir im nächsten Kapitel dieser "Reise durch die Vergangenheit" zurück). Es ist wohl höchste Zeit, daß der Menschen- und vor allem Kinderfreund Ustinov die Löffel abgibt, wenn er nichts besseres mehr zu verbreiten weiß als solchen geistigen Dünnpfiff. (Knapp ein Jahr später tat er es endlich, und Dikigoros hätte viel zu tun, wenn er all die Krokodilstränen zählen wollte, die man "Deutschlands beliebtestem Engländer" - beliebt wie Fußpilz? - in all den verlogenen Nachrufen nachgeweint hat :-) Don't listen to them, George, and give them hell!

[to hell with all islamists!]
[support our troops!]


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Dritter Nachtrag (2005): So hatte sich Dikigoros das freilich nicht vorgestellt! Er hatte vielmehr gehofft, daß die USA die - Dank Saddam weitgehend un-islamistischen - Sunniten des Īrāq für sich gewinnen und das Land als "Flugzeugzeugträger" nutzen würden, um die Shī'iten im Īrān und die Wahhabiten in Sa'udi-Arabien aufs Haupt zu schlagen. Statt dessen haben sie die "Demokratie" ausgerufen - obwohl doch offensichtlich war, wie dieses Experiment angesichts der shī'itischen Bevölkerungs-Mehrheit ausgehen mußte, und damit den iranischen Ayatullahs noch in die Hände gespielt! Aber noch ist nicht aller Tage Abend - wofür hat Dikigoros dem guten George da oben die Tranfunzel in die Hand gegeben? Vielleicht krempelt er ja doch noch die Ärmel auf und tut, was getan werden muß, bevor ihn etwa iranische Atombombenangriffe auf wen auch immer dazu zwingen. (Er braucht doch nur die alten Pläne zur Invasion der Normandie von 1944 wieder auszugraben - so viel anders sieht der Īrān auch nicht aus :-)


Vierter Nachtrag (2008): Bush tritt ab, und er hat auf der ganzen Linie versagt. An Stelle des relativ toleranten sunnitischen Regimes von Saddam Hussein hat er ein brutales shi'itisches Terror-Regime installiert, das sich sofort an die Ausrottung aller anderen Glaubensrichtungen machte. Heute stehen an den Zufahrtsstraßen zu Basra - der Hauptstadt der gleichnamigen Erdöl-Provinz - Schilder mit der Aufschrift "Basra ist christenfrei" (judenfrei war es schon lange); alle christlichen Kirchen sind nieder gebrannt, und die döselige BRD-Regierung schickt sich an, den paar tausend überlebenden Christen, die rechtzeitig geflohen sind, politisches Asyl anzubieten. Die sunnitische Minderheit wehrt sich verzweifelt, und sie muß dabei auch gegen die US-Truppen kämpfen, die wegen der Unfähigkeit der Eierköpfe in Washington auf der falschen Seite stehen. Um Bushs Nachfolge haben sich zwei zwielichtige Figuren beworben. Einer von ihnen - ein ehemaliger Berufssoldat und Veteran des Vietnamkriegs - versprach im Wahlkampf, dessen Fehler zu korrigieren und endlich den shi'itischen Iran anzugreifen; aber das amerikanische WahlviehWahlvolk hat sich für den anderen entschieden - einen aus Kenya stammenden Krypo-Muslim, der versprach, statt dessen den Krieg in Afģānistān zu intensivieren und ihn eventuell auch auf Pākistān auszuweiten. Na toll. Da wird bald mehr als nur eine Stadt brennen; und diesmal wird es nicht so lange dauern, bis aus dem umjubelten Wahlsieger der millionenfache Mörder wird - bloß auf eine adäquate Hollywood-Verfilmung werden wir wohl vergeblich warten.

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Fünfter Nachtrag (2009): Nun ist es heraus: George W. Bush - von seinen Kritikern so oft als vermeintlicher "Falke" in Sachen Iran gescholten - hinderte ganz im Gegenteil Anfang 2008 die Israelis daran, das Atomwaffenpotential des Iran durch gezielte Luftangriffe zu zerstören; nun müssen sie es mit geheimen Sabotagetrupps am Boden versuchen, mit ungleich geringeren Erfolgsaussichten. Wenn es schief geht und der Iran mit seinen Atomwaffen zurück schlägt, dann wird Bush mit dieser seiner [Un-]Tat zum vorerst größten Polit-Verbrecher des noch jungen 21. Jahrhunderts werden; aber wie Dikigoros die "Historiker" und ihren Umgang mit US-Präsidenten (Roosevelt, Eisenhower, Kennedy, Nixon, Carter, Reagan, Clinton) kennt, werden sie ihm dieses Etikett wenn, dann für ganz andere, lächerliche Kleinigkeiten, die er vermasselt hat, anhängen.

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Sechster Nachtrag (2011): Die Anlässe werden immer unerfreulicher. Nun bedauert es Dikigoros doch ein wenig, daß Ustinov nicht noch ein paar Jahre länger gelebt hat. Er hätte ihm gegönnt, wenn er noch die Schlagzeile von Spiegel Online vom 7. August 2011 mit erlebt hätte, die da lautete: "Tottenham brennt"! Diesmal ohne Fragezeichen, und diesmal auch ohne ernsthaften Zweifel, wer die Urheber waren: die Anhänger der Religion, die Dikigoros als zweiten - nach dem Christentum - illegitimen Bastard des Judentums zu bezeichnen pflegt: des Islam. (Lediglich die PolitbonzenMachthaber in Mitteleuropa und ihre gleichgeschalten Medien wollten das nicht wahr haben; sie faselten etwas von "unzufriedenen Jugendlichen" daher :-) Binnen 24 Stunden griffen die Brände auf andere Stadtteile Londons und schließlich auf alle größeren Städte Englands über: Der Bürgerkrieg hatte begonnen - wie einst in Rom nach Commodus. Und ähnlich wie damals gelang es zunächst, den Aufstand der Muslime unter Einsatz geballter militärischer Macht noch eimal nieder zu schlagen; aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, und England ist überall - seht Ihr die Zeichen an der Wand?

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Siebter Nachtrag (2024): Nun ist es fast zwei Jahrzehnte her, daß Dikigoros den 3. Nachtrag geschrieben hat. Damals wären seine Empfehlungen noch ohne weiteres umsetzbar gewesen - niemand hätte einen Finger gerührt für das allseites verhaßte Ayatullah-Regime.
Versteht das bitte nicht falsch. Dikigoros hat nichts gegen Perser. Er kennt eine ganze Menge, und mit einigen ist er sogar befreundet. Sie leben freilich allesamt im Westen und sind der festen Überzeugung - die sie auch ihm vermittelt haben -, daß alle anständigen Perser den Îrân verlassen haben und daß es um die, die zurück geblieben sind, nicht schade wäre. Und um auch das noch nachzutragen: Dikigoros ist kein Vertreter des Satzes: "Nur ein toter Ayatullah ist ein guter Ayatullah." Er glaubt vielmehr, daß Ayatullahs immer, d.h. auch wenn sie tot sind, schlecht und böse bleiben; aber das enthebt uns nicht der Notwendigkeit, sie a.s.a.p. ins Firdaus zu befördern - ohne Ausnahme!

Aber inzwischen haben sich die Zeiten geändert. Die Vereiniggerten Staaten (anders als früher streicht Dikigoros das "ger" nicht mehr, aber er läßt das "ei" noch stehen, um wenigstens doppeldeutig zu bleiben :-) haben die viel beschworene "Zeitenwende" verschlafen, sind zum wankenden Koloß geworden, haben ihre Kriege in und um Afģānistān und Syrien verloren (im Irāq nachträglich auch den Frieden) und den anno 2014 von ihnen angezettelten Stellvertreterkrieg in der Ost-Ukraïne noch immer nicht gewonnen. (Den in Libyen übrigens auch nicht, und Dikigoros bezweifelt in beiden Fällen, daß das noch was wird.) Im Nahen Osten haben sie nur noch einen einzigen Verbündeten, nämlich Israel, dem das Wasser des Roten Meeres selber bis zum Halse steht. Der Īrān - mit all seinen Nachbarn ausgesöhnt, mit einigen sogar verbündet - hat die Initiative ergriffen; und nun sieht man sich in Washington - wo man gerade erst mit Ach und Krach an einem Zweiten Bürgerkrieg vorbei geschrammt ist - vor die Alternative gestellt, entweder die Länder des "Middle East", einschließlich Israel, aufzugeben, wie das Zweistromland und den Hindukusch, oder doch noch gegen den Ayatullah-Staat los zu schlagen - freilich unter viel ungünstigeren Bedingungen und mit viel höheren Risiken als anno 2005. Jemand (nicht der, dem es zugeschrieben wird, sondern ein anonymer Journalist) hat mal gesagt: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben." Das werden wohl bald auch die USA erfahren müssen - egal für welche Alternative sich ihre Regierung entscheidet. Und die Strafe wird fürchterlich sein.
Auf Lesermail: Nein, Dikigoros gibt keine Prognose ab, wer sie vollziehen wird, aber der Leser tippte auf China, und das ist sicher nicht ganz abwegig - auch wenn es, anders als das alte Rom, keinen Kaiser mehr hat. Aber wenn es tatsächlich so weit kommen sollte und Dikigoros das noch mit erlebt, dann wird er keinen bloßen Nachtrag mehr verfassen, sondern eine extra lange Webseite mit dem Titel: "Brennt Washington...?" (Versprochen! :-)


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