BERT[OLT] BRECHT
Berthold Eugen Friedrich Brecht, 1898-1956
Der gute Mensch von Ostberlin
(oder: der verhinderte Boxer)

EIN KAPITEL AUS DIKIGOROS' WEBSEITE
DIE BRETTER, DIE DIE WELT [BE]DEUTEN

(Fortsetzung von Teil I)

Zurück zu Brecht. Seinen etwas peinlichen Rückgriff auf Shakespeares Totenrede, die Antonius nach der Ermordung Caesars hält, um sie "Arturo Ui" nach dem Tode "Hundeburgs" in den Mund zu legen, hatte Dikigoros schon erwähnt - aber das ist nebensächlich. Hauptsächlich geht es in diesem Zusammenhang um das politische Testament Hindenburgs, das die Nazis verfälscht haben sollen. Darüber kann man wieder streiten. Tatsache ist, daß Hindenburg das meiste, was darin steht, so oder ähnlich schon 1919 an anderer Stelle zu Papier gebracht hatte, von einer inhaltlichen Verfälschung kann also insoweit nicht die Rede sein. Daß er in den letzten Absätzen Hitler lobt - den er 1919 natürlich noch nicht kannte - und der Hoffnung Ausdruck verleiht, daß aus dessen "nationaler Erhebung" ein "Akt der Versöhnung" für "das ganze deutsche Vaterland" werden - was war daran verdächtig? Gewiß, sein Sohn Oskar (einige meinen auch, Franz v. Papen) mag ihm - wie bei manchen anderen Dingen in späteren Jahren auch - ein wenig die Feder geführt haben; aber was Brecht daraus gemacht hat - genaue Empfehlungen, wer von den Nazis Minister oder Polizeichef werden solle - ist schlicht absurd und frei erfunden. [Dikigoros hat Euch den Text des Testaments, den es auch auf rechten Webseiten gibt, bewußt noch einmal auf einer "unverdächtigen", da tendenziös gegen Hindenburg eingestellten linken Webseite verlinkt. (Das soll kein Wortspiel sein; Dikigoros hält nur nichts davon, das Wort "Link", das immerhin mit "lenken" verwandt ist, durch Ausdrücke wie "Verweis" zu ersetzen, wie es manche Sprach-Puristen tun; er will hier schließlich niemandem einen Verweis erteilen, sondern die Aufmerksamkeit seiner Leser auf gewisse andere Seiten lenken :-) Und er will auch auf die dortige Echtsheits-Kritik eingehen: Sie erscheint ihm nicht sehr stichhaltig; er erinnert sich an Reden, in denen Hindenburg sehr wohl das Wort "Vorsehung" gebraucht hat.] Natürlich kann man auch echte Testamente - und nicht nur die - "mißbrauchen". Ihr erinnert Euch vielleicht noch dunkel an den Aufschrei, den NPD und DVU auslösten, als sie in den 1990er Jahren auf ihren Wahlplakaten mit Zitaten des Christ-Demokraten Konrad Adenauer und seines sozial-demokratischen Gegenspielers Kurt Schumacher aus den 1950er Jahren für ihr Programm warben. Aber war es wirklich "Mißbrauch", wenn die rechten Parteien darauf hinwiesen, daß sie 40 Jahren später als einzige Parteien noch die Ideen jener beiden Politiker vertraten, während sich CDU und SPD zwar immer noch auf sie als "geistige [Groß-]Väter" beriefen, sich aber inhaltlich längst meilenweit von ihnen entfernt hatten? War es wirklich "Mißbrauch", wenn die National-Sozialisten darauf hinwiesen, daß sie als einzige Partei die alten Ideen des toten Feldmarschalls vertraten (der zwar Hugenbergs DNVP angehört hatte, aber ideologisch der NSDAP eigentlich näher stand - seine Abneigung gegen Hitler & Co. war rein persönlicher Natur)? Die Gerichte der BRD meinten: ja - und verboten die Zitate, obwohl sie nicht nur aus dem Zusammenhang gerissen wahrheitsgemäß waren, sondern sich ganz unzweifelhaft auch inhaltlich mit den Vorstellungen Adenauers und Schumachers deckten. Bleibt noch das Ermächtigungsgesetz, das bei Brecht den letzten Akt der Machtergreifung darstellt. Auch das ist falsch dargestellt, denn es wurde in Wahrheit noch zu Lebzeiten Hindenburgs vom Reichstag verabschiedet, mit den Stimmen all der guten, demokratischen Abgeordneten, die es hinterher nicht gewesen sein wollten.

"Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" (übrigens bleibt uns Brecht die Antwort auf die eingangs gestellte Frage schuldig, wer ihn denn nun wann, wo und wie hätte aufhalten können/sollen/müssen - auch insoweit ist es ein sehr unbefriedigender Schluß) steht also historisch auf ziemlich dünnen und wackeligen Beinen. Der letzte, der noch ernsthaft (?) versuchte, all diese Märchen aus Brechts "Arturo Ui" dem tumpen Publikum als "historische Wahrheit" zu verkaufen, war der "Historiker" Martin Broszat in seinen mit Steuergeldern hoch subventionierten und viel verkauften (oder sogar verschenkten, u.a. von der "Bundeszentrale für politische Bildung") Machtwerken, pardon Machwerken über die Machtergreifung der Nazis; aber um den ist es sehr still geworden und seine Glaubwürdigkeit wurde doch arg erschüttert, als ein paar Jahre nach seinem Ableben ein junger Namensvetter von Dikigoros heraus fand, daß Broszat ein zum National-Sozialismus konvertierter Jude war, der das alles nach 1945 geschickt verheimlicht hatte, um in der BRD als Direktor des "Instituts für Zeitgeschichte" Karriere zu machen, also nicht unbedingt ein Freund der Wahrheit war. (Wie schrieb Brecht einmal: "Die Wahrheit ist das Kind der Zeit..." - aber darauf kommen wir gleich zurück). Ansonsten glauben heute nur noch ganz wenige, unverbesserliche Idioten, daß Hindenburg Hitler zum Kanzler gemacht hat, weil er Angst vor einem Untersuchungsausschuß hatte, der Unregelmäßkeiten im Zusammenhang mit Gut Neudeck und der Osthilfe prüfen sollte, oder daß die Ostmark, pardon "Österreich" mit Gewalt und gegen den Willen seiner Bevölkerung heim ins Reich geholt wurde. [Selbst der a bisserl depperte SPÖ-Vorsitzende von Tirol entblödet sich zwar nicht, auf seiner Webseite über die Ereignisse von 1934 das berühmt-berüchtigte Schlußwort aus Brechts "Arturo Ui" zu zitieren ("Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!" - Dikigoros nennt es berüchtigt, weil es als Grundlage für den infamen Morgenthauplan verstanden werden konnte, die Deutschen mittels Zwangssterilisastion auszurotten - Völkermord war nun mal, ebenso wie die Idee des "Tausendjährigen Reiches", ausweislich des Alten Testaments keine Erfindung der Nazis, sondern der Juden), aber die Fakten sind im Großen und Ganzen korrekt dargestellt. (Über die Interpretation kann man streiten, aber über welche Interpretation könnte man das nicht :-)] Warum ist dieses Theaterstück gleichwohl bis heute so aktuell und dennoch - oder gerade deshalb - von den deutschen Bühnen so gut wie verschwunden? Fragen wir umgekehrt: Warum wird es in den USA seit kurzem mit einem völlig unerwarteten Riesenerfolg aufgeführt? Nur weil der als Darsteller von Mafia-Bossen bereits bestens bekannte und beliebte Al Pacino mit spielt? Wohl kaum. Es gibt in den USA Leute, die meinen, daß die Regierung von Georg W. Bush und ihre Methoden auch nicht besser sind als die des "Arturo Ui" - aber diese Leute kennen offenbar die deutschen Zustände nicht. Darf Dikigoros ganz brutal dieWahrheit schreiben? In der BRD wird - anders als noch in der "Weimarer Republik" - mit massiver Bestechung und Erpressung gearbeitet (nicht umsonst heißen die Lobbyisten-Verbände im Politiker-Jargon "Pressure groups"); wer als Politiker keinen Dreck am Stecken und keine Leichen im Keller hat - also nicht erpreßbar ist - kann heute keine Karriere mehr machen; ein "Aufstieg" im System setzt also bereits eine kriminelle Vergangenheit des Aufsteigers voraus, damit er "aufhaltbar" bleibt - wenn man so will, ist das die Lehre, die das politische Establishment aus Brechts Stück gezogen hat. Das illegale, da nicht versteuerte Konto in der Schweiz oder in Lichtenstein braucht man also in erster Linie nicht mehr wegen des Geldes (obwohl das natürlich ein schöner Nebeneffekt ist :-), sondern weil man sich damit in die Hand derer begibt, die es einem gefüllt haben. [Und dann geht es ganz schnell und reibungslos - auch ohne Abwahl und/oderAttentat. Erinnert Ihr Euch noch an den Sommer 2010, als kurz nacheinander der Bundespräsident, der Ministerpräsident von Hessen und der Regierende Bürgermeister von Hamburg ohne jeden von außen ersichtlichen Grund ihren Rücktritt erklärten? Jemand kannte ihre Keller und ließ es sie wissen...]

Das mag cynisch klingen, es ist indes eine Tatsache, die sich nicht weg diskutieren läßt, ebenso wenig wie die Tatsache, daß an deutschen Gerichten - bis hinauf zum obersten - massiv das Recht gebeugt wird, sei es aus politischen, sei es aus anderen Gründen, von der Knebelung der eigentlich vom Grundgesetz verbürgten Meinungsfreiheit bis zur Erlaubnis, eigentlich vom Grundgesetz verbotene Angriffskriege zu führen. (Damit will Dikigoros keine Beurteilung jener Kriege abgeben - er hält eh nichts von der Unterscheidung zwischen "Angriffs-" und "Verteidigungskriegen" -, sondern des Bundesverfassungsgerichts.) Verglichen mit einigen bundesrepublikanischen Gerichtsverfahren war der "Reichstagsbrandprozeß" von 1933 ein geradezu vorbildliches rechtsstaatliches Verfahren. Wenn Blumenkohl-Händler, pardon Politiker (aber auch andere Leute) gegen dieses System aufzumucken versuchen, werden sie sehr schnell mundtot gemacht - oder auch gleich ohne "mund". Man mag von Barschel und Möllemann halten, was man will (was Dikigoros speziell von "Mullahman" hält, wissen seine treuen Leser längst); doch auf die politische "Kultur" der BRD und ihren Anspruch, als "Rechtsstaat" angesehen zu werden, werfen die Umstände ihres Todes sowie die Art und Weise, mit der sich die Justiz anschließend ihrer Fälle entledigt, pardon angenommen hat, kein gutes Licht. Aber wir brauchen uns gar nicht auf angebliche Selbstmorde, pardon, das "angebliche" muß natürlich weg, sagen wir einfach: auf spektakuläre Todesfälle bekannter Politiker zu beschränken, die sich selber in der Badewanne erbarschelt haben oder vergessen, beim Fallschirmspringen den Nippel durch die Lasche zu ziehen: Die Polizei, unser "Freund und Helfer", hat sich längst aus der Verfolgung echter Krimineller verabschiedet (vor denen sie entweder Angst hat oder von denen sie geschmiert wird) und befleißigt sich statt dessen der Verfolgung Unschuldiger und Wehrloser, die sie brutal tot oder zu Krüppeln schlägt - von Zeit zu Zeit kommt mal die eine oder andere Spitze dieses Eisbergs in die Medien -, ohne daß dies in vielen Fällen andere Konsequenzen als eine Belobigung hätte. (Insofern war die SA - die damals zur "Hilfspolizei" gemacht wurde - weniger schlimm, denn die schlug sich in der Regel nur mit anderen kriminellen Truppen herum, wie dem sozialistischen "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold" oder dem kommunistischen "Rotfrontkämpferbund", die alles andere als arg- und wehrlos waren; und nach der "Nacht der langen Messer" wurden die Mörder und Totschläger zwar nicht ausdrücklich belobigt, aber immerhin pauschal amnestiert.) Wenn also irgendwann doch mal wieder der "Arturo Ui" gegeben werden sollte (Ihr wißt doch aus der Einleitung zu dieser Reise durch die Vergangenheit, wie der berühmteste Brecht zugeschriebene Satz richtig lautet: "Stellt Euch vor, sie geben einen Krieg, und niemand geht hin"), geht hin und macht Euch mal Eure eigenen Gedanken zu Parallelen in der Gegenwart. Und stört Euch nicht daran, daß Brecht das doch so gar nicht beabsichtigt haben kann; wir werden auf dieses Fänomen, daß Theater-Stücke, mit denen ihre Autoren eigentlich auf etwas ganz anderes anspielen wollten - und dabei voll daneben lagen -, heute eine ungeahnte - und oft erschreckende - Aktualität gewonnen haben, im Kapitel über Dürrenmatt noch einige Male zurück kommen.

[Lukullus-Kirschen]

Ein anderes Theaterstück Brechts hätte freilich schon zu Lebzeiten eine brennende Aktualität haben können - wenn er nicht... wie hatte er es am Ende von "Der gute Mensch von Sezuan" formuliert: "Vielleicht fiel uns aus lauter Furcht nichts ein. Das kam schon vor." Brecht hat immer an der Behauptung festgehalten, "Das Verhör des Lukullus" schon 1939 geschrieben zu haben - aber einmal mehr glaubt ihm Dikigoros nicht. Vielleicht hat er 1939 ein Hörspiel mit diesem Titel skizziert; aber die Endfassung - und das ist eines der wenigen Stücke Brechts, die einen echten Schluß haben - entstand erst 1951, und da wurde es auch erst von Paul Dessau vertont und unter dem Titel "Die Verurteilung des Lukullus" auf die Bühne gebracht. Ach, liebe Leser, was hat Brecht da für einen Stoff verschenkt! 1951 - das war das Jahr, als im Westen Ernst von Salomon den ersten Bestseller der BRD schrieb, "Der Fragebogen", eine Abrechnung mit dem gleichnamigen Papier, das die West-Alliierten die Bewohner ihrer Besatzungszonen auszufüllen zwangen, um sie zu "entnazifizieren". Und Brecht hatte das Gegenstück dazu in der Hand: Eine Abrechnung mit den Nürnberger Prozessen! (Ihr meint, das hätte man doch damals gar nicht riskieren können, zumal in der DDR? Ihr irrt: Damals hätte man es noch riskieren können - heute würde dagegen ein Buch wie "Der Fragebogen" nicht mehr durch die unsichtbare Zensur schlüpfen, d.h. man würde gar keinen Verlag mehr finden, um es heraus zu bringen, schon gar nicht rororo! Im übrigen genoß Brecht als einer von wenigen DDR-Bürgern Reisefreiheit, d.h. er hätte sich, wenn ihm aus Furcht sonst nichts eingefallen wäre, ohne weiteres in den Westen absetzen können - nicht gerade in die USA, wo man ihn als Kommunisten ausgewiesen hatte, aber z.B. in eines der neutralen skandinavischen Länder; Schweden und Norwegen - wo man gerade Sven Hedin und Knut Hamsun fertig machte - waren vielleicht nicht unbedingt anzuraten, aber Dänemark - wo Brecht ohnehin schon ein Haus gekauft hatte - wäre überhaupt kein Problem gewesen.)

[Nachtrag. Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Im Jahre 2009 haben die Norweger - dem Vernehmen nach auf Betreiben des Königshauses - völlig überraschend Knut Hamsun rehabilitiert. (In der BRDDR könnte das niemals geschehen, weil er im Mai 1945 einen freundlichen Nachruf auf Hitler verfaßt hatte. Dort wird auch beharrlich tot geschwiegen, daß die Norweger inzwischen Vidkun Quisling rehabilitiert haben :-) Sogar eine Straße in Oslo haben sie wieder nach ihm benannt, und all seine nach dem Krieg "verschollenen" Bücher und ihre Verfilmungen wurden urplötzlich "wieder aufgefunden"; letztere wurden sogar sorgfältig restauriert und wieder aufgeführt. Was soll das? Dikigoros steht vor einem Rätsel. Künstlerisch hält er von Hamsun etwa so viel wie von Brecht, nämlich äußerst wenig; und historisch geben seine Werke noch weniger her. Wie langweilig sind doch z.B. seine Reisebücher über die USA - und das zu einer Zeit, als die so ziemlich das interessanteste Reiseland der Erde gewesen sein müssen! Und "Markens grøde [Segen der Erde]", das ihm den Nobelpreis für Literatur (und später auch noch die Goethe-Medaille) eintrug, ist doch geradezu ein Schlafmittel! Seine sprachlichen Qualitäten kann Dikigoros zwar nicht beurteilen, da er ihn nur in deutscher Übersetzung gelesen hat; aber er kann sich nicht vorstellen, daß die ein Grund für seine "Wiederentdeckung" gewesen sein sollten. (Nach den vielen Rechtschreibreformen, die Norwegen im 20. Jahrhundert durchgeführt hat, kann dort ohnehin niemand mehr Hamsun im Original lesen; das ist, als sollte ein Volksrepublikaner von heute chinesische Literatur des 19. Jahrhunderts lesen :-) Und politisch wird er auch nicht so recht schlau aus ihm: Während Sven Hedin in erster Linie ein Freund der Deutschen war und den National-Sozialismus zwar zur Kenntnis nahm und nicht verdammte, aber auch nicht verherrlichte, scheint Hamsun geradezu blindlings in Hitler vernarrt gewesen zu sein. Alles in allem ist er von allen 1945 geächteten Berühmtheiten vielleicht diejenige, die eine Rehabilitierung am wenigstens verdient hat. Nachtrag Ende.]

Zurück zu Brechts "Lukullus". Eine Abrechnung mit den Nürnberger Prozessen? Aber wo soll denn da die Parallele liegen? War Lukullus etwa ein böser Nazi? Eben nicht, liebe Leser, eben nicht, sondern er wurde verurteilt, weil er Soldat war, genauer gesagt General, und als solcher Menschen in die Schlacht und in den Tod geschickt hatte. (Jedenfalls bei Brecht - der historische Lukullus wurde zwar auch angefeindet, aber wohl eher, weil er ein absolut integrer und unbestechlicher Offizier war, der die von ihm verwalteten Länder und Provinzen nicht von korrupten Besatzungsbonzen aussaugen ließ wie es sonst üblich war - und eben das kam beim römischen Establishment nicht an. Vor Gericht gezerrt wurde Lukullus darob nicht, auch nicht von der Unter- oder Nachwelt - die bekrittelte vielmehr nur seinen Hang zu gutem Essen und guten Büchern - beides galt gewissen Banausen als überflüssiger Luxus. Heute denkt man von "lukullischen Genüssen" halbwegs neutral.) Auch in Nürnberg standen nicht nur Nazis vor Gericht - oder jedenfalls nicht weil sie Nazis, sondern weil sie Soldaten gewesen waren, genauer gesagt Generäle, und als solche Menschen in die Schlacht geschickt hatten, um andere zu töten. Soldaten aller Nationen? Bewahre - natürlich nur deutsche Soldaten, denn wenn sie so etwas getan hatten, dann war es grundsätzlich ein Verbrechen; wenn die Soldaten der alliierten Sieger exakt das gleiche getan hatten (was aber selten vorkam, in der Regel trieben die es weitaus schlimmer), dann war es eine Heldentat. "Heldentum stirbt leider aus" schreibt Brecht gleich in der ersten Szene sarkastisch - aber das stimmt nicht: in diesem Falle wurde es gestorben. Wie war das gleich: Der Sieger schreibt die Geschichte! Wie "Stellt euch vor..." ist dies ein aus dem Englischen übersetzter Spruch - "It is the victor who writes the history..." -, und er wird meist ebenso unvollständig zitiert. Dikigoros hat darüber in einer Fußnote des vorigen Links geschrieben und will sich hier nicht wiederholen, zumal er ihn ganz anders ergänzen würde als William F. Butler, nämlich so, wie es die Macher des Films Braveheart getan haben: "Die Geschichte wird geschrieben von denen, die Helden erhängen". Nun wißt Ihr, wenn Ihr jene Webseite gelesen habt, daß Dikigoros durchaus nicht alle Angeklagten, geschweige denn alle Verurteilten von Nürnberg für Helden hält (eher im Gegenteil); aber die meisten waren wohl doch unschuldig, nicht im moralischen Sinne, aber im Sinne der Anklage - wenn man denn die Maßstäbe eines völker-, kriegs- und strafrechtlich korrekten Verfahrens anlegen will und nicht die eines bloßen Schauprozesses sowjetischer Machart. Aber genau das tat man nicht - und das tut der Prozeß, den Brecht als "Verhör" des Lukullus bezeichnet, auch nicht - aber er scheint gar nicht zu merken, über welche möglichen Parallelen und Pointen er da achtlos hinweg geht.

Halten wir uns nicht lange mit der Jury auf. Daß das "höchste Gericht des Schattenreiches" ungefähr so zusammen gesetzt ist wie einer der berüchtigten "Entnazifierungs-Ausschüsse" - Lehrer, Kurtisane, Bäcker, Fischweib und Bauer - soll uns nicht stören, die müssen nicht unbedingt schlechter sein als Berufs-Juristen, eher schon, daß die Richter den Namen Lukullus so aussprechen, wie es die Amerikaner täten: "Lakalles", denn nach dem Töten kommt das Totschweigen, und was wäre dazu besser angetan als eine Namensänderung? Einen "Lukullus" hat niemand verurteilt, nur einen "Lakalles", I wash my hands of it! Viel wichtiger sind (jedenfalls bei Brecht :-) die Zeugen: Lukullus benennt Alexander den Großen - das Gericht lehnt ihn mit der Begründung ab, daß der "hier nicht bekannt" sei ("hier", das ist "in den Gefilden der Wohlerinnerten" - so kann man das "Schattenreich" halt auch nennen), und Brecht läßt es gleich noch mit brutaler Offenheit hinzu fügen, daß das mit allen "Großen" so sei: Ihre Aussagen (Brecht schreibt - wohl in Verkennung der juristischen Terminologie - "Aussprüche") gelten als Lüge, ihre Taten werden nicht verzeichnet, voilà. Und genau so war es auch in Nürnberg: Zeugen, die den Anklägern nicht in den Kram paßten, weil ihre Aussagen die Angeklagten hätten entlasten können, wurden vom Gericht einfach nicht zugelassen - deutsche grundsätzlich nicht, und alliierte möglichst auch nicht. (Der Fairness halber ist festzuhalten, daß einige alliierte Militärs bereit gewesen wären, für ihre deutschen "Kollegen" auszusagen; aber nur wenn es ihnen gelang, das Gericht zuvor über den Inhalt ihrer Aussage zu täuschen - und das gelang kaum einem - wurden sie auch in den Zeugenstand gelassen; für gewöhnlich mußten sie ihre Aussagen in Form von "affidavits [eidesstattlichen Versicherungen]" vorab schriftlich machen, und was nicht gefiel, wurde unterdrückt; und was sie dann doch noch aussagten, wurde halt nicht geglaubt, basta.) Dagegen wird ein steinernes Fries als Beweismittel zugelassen - das ist erstaunlich und paßt nicht so recht in die Wirklichkeit: Haben nicht die Alliierten im Kriege - und danach - alles daran gesetzt, zu vernichten (im wahrsten Sinne des Wortes: "ins Nichts zu schicken", wie Brecht es ausdrückt), was immer an irgendwelche "Heldentaten" irgendwelcher Deutscher hätte erinnern können? Die Bauwerke eines Speer, die Denkmäler und Skulpturen eines Breker, eines Thorak - alles wurde systematisch zerstört. (Eine einzige Ausnahme ist Dikigoros bekannt: Thorak Penthesilea in Berlin steht noch - nicht gerade sein bestes Werk -; aber damit sie stehen bleiben durfte, mußte ein paar hundert Meter weiter ein Stück entartete Kunst, die "Penthesilea" eines jüdischen "Künstlers" aufgestellt werden, gewissermaßen zur "Wiedergutmachung"; dagegen steht das "Arno-Breker-Museum", das ein paar Witzbolde in Nörvenich eingerichtet haben, so gut wie leer, d.h. es enthält kein einziges seiner bis 1945 entstandenen Werke, da diese allesamt von den Alliierten geraubt oder vernichtet wurden.)

Was wirft man Lukullus nun konkret vor? Schaun wir mal: Daß es auf seinen Feldzügen zu Vergewaltigungen gekommen ist. Natürlich kommt das im Krieg immer und überall mal vor - allerdings gibt es da einen kleinen Unterschied: Wenn er deutscher Soldat dabei erwischt wurde, daß er in einem besetzten Land eine Frau vergewaltigte, wurde er sofort standrechtlich erschossen (von der Wehrmacht, wohlgemerkt); die Sowjets dagegen erließen Tagesbefehle, in denen die russischen Soldaten ausdrücklich zur Vergewaltigung der deutschen Frauen aufgerufen wurden. (Und sie entblöden sich nicht, das auch noch verteidigen zu wollen: Ein "Spätaussiedler", der heute in Deutschland von unserer Sozialhilfe lebt, also ein Schmarotzer wie er im Buche steht, schrieb Dikigoros einmal, das sei doch nur die Privatmeinung einiger weniger Kommandeure und keineswegs allgemeinverbindlich gewesen.) Und die Franzosen waren nicht viel besser: Die gaben ihren Kolonialtruppen schon die von ihnen "befreiten" italienischen Städte zur Vergewaltigung und Plünderung frei - erst recht die "befreiten" südwestdeutschen Gebiete 1945. (A propos Plünderungen: War die Demontage aller deutscher Industrie-Betriebe vielleicht auch nur auf die "Privatmeinung" einiger weniger Besatzungs-Offiziere zurück zu führen?) 53 Städte wurden von Lukullus' Soldaten bei der Eroberung zerstört. 53 nur? Da dürft Ihr, übertragen auf den Zweiten Weltkrieg, getrost drei Nullen dranhängen! Was - Ihr meint, die Deutschen hätten doch damit angefangen? Gewiß, so steht es heute in Euren Geschichts- und Märchen-Büchern. Doch auch da gibt es einen kleinen Unterschied: Warschau und Belgrad waren Festungen, Rotterdam und Coventry Rüstungs-Zentren und Kriegsmarine-Häfen (Rotterdam wurde übrigens nur einmal und nur versehentlich angegriffen, ebenso die Kathedrale von Coventry), während man von Würzburg und Dresden weder das eine noch das andere behaupten kann. Es waren vielmehr Kulturstädte; und während die Deutschen Kulturstädte ihrer Gegner grundsätzlich schonten, ja nicht einmal verteidigten (Rom und Paris wurden zu offenen Städten erklärt!), legten die Alliierten sie gerade deshalb in Schutt und Asche, denn sie wollten die deutsche Kultur auslöschen (und natürlich auch die japanische, deshalb wurden auch in Nippon bevorzugt Kulturstädte zerstört - Kyōto hatte nur Glück, daß schlechtes Wetter war, deshalb erwischte es statt dessen Nagasaki). Und die russischen Städte? Pardon, aber die hatten die Sowjets beim Rückzug 1941 schon selber in "verbrannte Erde" verwandelt. A propos "Nullen dranhängen": Anderswo hat man es getan, zum Beispiel bei den offiziellen Todeslisten von Auschwitz, die Hans Eichel uns Mitte der 1990er Jahre - da war er noch Ministerpräsident von Hessen - vorstellte, als fünfstellig. Wer die zwei Nullen "drangehängt" hat? Ein gewisser Rudolf Höß, unter der Folter. Wem sollen wir da glauben? Dem Rechenkünstler der Republik, der auch die Neuverschuldung der BRD immer unter 3% schön redet, obwohl jeder weiß, daß sie in Wirklichkeit viel höher liegt, oder dem "Todesengel", pardon Lagerkommandanten a.D. von Auschwitz? Oder denen, die neuerdings einen faulen, pardon historischen Kompromiß - eine Null weniger - errechnet haben wollen, als die höchste "technisch machbare" Zahl? Aber was ist nicht alles machbar? Noch mehr Zahlen: "2x150.000 Vertriebene" werden Lukullus vorgeworfen. Was darf Dikigoros dagegen halten? 3x... nein, bei solchen Zahlen sollte man doch nicht alles über einen Kamm scheren: 11 Millionen vertriebene Deutsche, 10 Millionen vertriebene Japaner, 12 Millionen vertriebene Inder (wobei jeweils mehrere Millionen umkamen - die Reihenfolge ist chronologisch: 1944/45, 1945, 1947) - das sind zwar "nur" etwas mehr als "zwei Nullen dran", und natürlich sind sie ebenso wenig exakt, sondern gerundet wie "6 Millionen"; aber erstaunlicher Weise hat noch nie jemand versucht, sie wesentlich nach oben oder nach unten zu "korrigieren".

Exkurs. Bezüglich der deutschen Vertriebenen muß Dikigoros diese seine Aussage nunmehr korrigieren: Im Februar 2005 hat es ein linker Schmierfink anläßlich der Neuauflage der in den 1950er Jahren vom Bundesministerium für Vertriebene heraus gegebenen "Dokumentation der Vertreibung" unternommen, jenes ungeheure alliierte Nachkriegsverbrechen zu verharmlosen. Dikigoros wird vielleicht noch den Tag mit erleben, an dem aus 11 Millionen deutscher Vertriebener 25.000 geworden sind - und dafür aus 6 Millionen Holocaust-Opfern 60 Millionen?) Exkurs Ende.

Ende der 1950er Jahre, als das noch nicht zu einer Verurteilung wegen "Volksverhetzung" oder zumindest zu einem Publikationsverbot in der BRD und weltweiter Ächtung führen konnte, schrieb ein durch Indien gereister Schweizer zu diesem Thema: "Die Hekatomben, welche bei der Teilung Indiens auf beiden Seiten der Demarkationslinie hingemetzelt wurden, unterscheiden sich von Auschwitz bloß darin, daß hier das Grauen offizielle Uniform trug, während sich dort die Bestie kollektiv und unfaßbar gebärdete. Ich weiß nicht, was schlimmer ist." Derselbe Autor lobte die "Fortschritte" bei der "Geburtenkontrolle" in Indien und leitete das ganze auch noch mit dem bekannten Zitat aus Schillers Prolog zum Wallenstein ein: "Es wächst der Mensch mit seinen größern Zwecken". Wenn das nicht der Gipfel des Cynismus ist! Ach so - was schlimmer ist? Wenn Peter Schmid es nicht wußte - Dikigoros weiß es: Die Getöteten - egal ob im General-Gouvernement, in Osteuropa, in Mandschukuo, im Panjāb oder in Bengalen - konnten ersetzt werden und sind ersetzt worden; aber die "Gekontrollierten", d.h. die noch vor der Geburt Ermordeten, sind unersetzbar; der wahre "Holocaust" - definiert als die vollständige Vernichtung, als der vollständige Völkermord - findet erst heute statt, in den Abtreibungs-Kliniken des Westens, als Völker-Selbstmord, und der ist Millionen mal schlimmer als alles, was damit in den Augen der "politisch korrekten" Gutmenschen nicht verglichen werden darf. Und die letzteren haben ja Recht - wenngleich in ganz anderem Sinne als sie meinen: Massenhafte Tötung Lebender hat es schon immer gegeben, auch die ganzer Völker, also "Völkermord". (Ausweislich des Alten Testaments taten sich die alten Juden in dieser Disziplin besonders hervor, ebenso beim Kindesmord, z.B. an den Kindern ihres ägyptischen Wirtsvolkes - dem Gedenken an diese "Heldentat" widmen sie bis heute ihren höchsten Feiertag -, so wie sich die neuen Juden als "Ärzte" beim Betreiben von Abtreibungs-Kliniken besonders hervor tun.) Dagegen ist die massenhafte Tötung noch nicht Geborener mit Einverständnis, ja auf Wunsch ihrer eigenen Mütter, ein in der Geschichte der Menschheit - und der Lebewesen überhaupt - tatsächlich noch nie da gewesenes, mit nichts vergleichbares Verbrechen. Der polnische Papst Johannes Paul II hatte, schon vom Tode gezeichnet, dennoch den Mut, einen Vergleich zwischen "Holocaust" und "Abtreibung" zu ziehen - und erntete damit einen Sturm der Entrüstung, vor allem bei den deutschen Juden und ihrem obersten Zentralrat Spiegel. Kein schöner Zug des letzteren, aber ein Grund, diesem Papst - der sonst so vieles falsch gemacht hat - wenigstens ob seines konsequenten Kampfes gegen den unchristlichen (und unjüdischen und jeder anständigen Religion widersprechenden) Mord an ungeborenen Kindern Respekt zu zollen.

Dagegen hat das gegen den Papst gerichtete Geschwafele von KZ-, pardon ZK-Meyer, der den Massenmord an Kindern als bloße "Verzweiflungstat" verharmlosen will (Verzweiflung wessen worüber? Der Abtreibungs-Ärzte über ihr sonst ausbleibendes Blutgeld, pardon Honorar?) nur Verachtung verdient - oder mehr? Was ist eigentlich schlimmer: das Leugnen und Verharmlosen von Vorgängen, die sich in der Vergangenheit abgespielt haben und die dadurch, daß man immer wieder in ihnen herum stochert, doch nicht mehr geändert werden können, oder das Leugnen und Verharmlosen von Morden, die vielleicht noch verhindert werden könnten, wenn man sie endlich mal beim Namen nennen würde? Sollte man nicht das eine ebenso unter Strafe stellen wie das andere? Gehört Meyer nicht wegen Billigung eines gerade statt findenden Völkermordes lebenslang weg gesperrt? Oder sollte man ihn nicht noch nachträglich "abtreiben", ebenso all jene, welche die "Abtreibung" mit so guten Argumenten verteidigen und befürworten? Wie dem auch sei: Die "dying declaration" (wer nicht weiß, was das ist, kann es hier nachlesen) des Papstes sollte man - nicht nur als Katholik - in Ehren halten und beherzigen. Ein Zeit- und Gesinnungs-Genosse Brechts hat mal geschrieben: "Soldaten sind Mörder". "Mord" ist im Strafgesetzbuch und in der so genannten höchstrichterlichen Rechtsprechung definiert als das Töten von Menschen aus niederen Beweggründen - vor allem Habgier -, auf besonders grausame oder heimtückische Art und Weise, insbesondere wenn das Opfer arg- und wehrlos ist. Wer ist wohl arg- und wehrloser: Der feindliche Soldat, der mir bewaffnet gegenüber steht, oder das ungeborene Kind im Mutterleib? Ob man in dem eben zitierten Satz von Tucholsky nicht "Soldaten" besser durch "Ärzte" ersetzen sollte? Ihr meint, die würden doch auch Leben retten? Gewiß - aber manche Soldaten retten auch Leben, nämlich wenn sie einen Befreiungskrieg führen - nicht das, was man heute so nennt, sondern einen echten Befreiungskrieg, wie z.B. den zur Befreiung der Volksdeutschen von den polnischen Pogromen 1939. Die eine "Lebensrettung" rechtfertigt die von den selben Menschen begangenen Morde - bei Soldaten: an der unbewaffneten Zivilbevölkerung, bei Ärzten: an ungeborenen Kindern - ebenso wenig wie die andere. Denkt mal drüber nach. (Aber kommt ja nicht auf die Idee, die "Befreiung" Deutschlands 1945 von seinen Armbanduhren "aufzurechnen" mit den paar Millionen deutschen Zivilisten, welche die alliierten Soldaten bei der Gelegenheit ermordeten - im Ausland ist es nämlich noch immer strafbar, Soldaten pauschal als "Mörder" zu bezeichnen!) [Dikigoros weiß, daß einige - z.B. seine Frau - auch meinen, daß man "Soldaten" nicht durch "Ärzte" ersetzen sollte, sondern durch "Juristen", denn die ermöglichten es den Weißkitteln doch erst, straffrei zu morden. Dikigoros würde dem nicht unbedingt widersprechen; aber ein Kollege von ihm pflegt zu sagen: "Wir Juristen wenden doch die Gesetze nur an, die der Bundestag gemacht hat; und dort sitzen überwiegend Nicht-Juristen." Ja, das ist eine gute Ausrede.]

Was noch? "Warum ließest du Rom?" wird ein Soldat des Lukullus gefragt. "Ich habe gehungert" antwortet er - aber das hatten wir ja schon. Und die namenlosen Gräber? Auch das war keine Spezialität des Lukullus. Rudolf Hess wurde nicht nur in einem Prozeß, der geradezu als Prototyp der Rechtsbeugung in die Geschichte eingegangen ist, zu lebenslanger Haft verurteilt (die dazu noch als Isolationshaft vollzogen wurde - bei anderen spricht man da von "Folter" und "Menschenrechts-Verletzung") und schließlich als alter Mann er["selbst"]mordet, sondern ihm wurde sogar noch Jahrzehnte nach Kriegsende ein christliches Begräbnis verweigert, damit nur ja niemand sein Grab besuchen kann. (Es wird nichts helfen - im Gegenteil: gerade diese Verbrechen der Alliierten werden ihn zum "Martyrer" einer neuen "Friedensbewegung" machen - unverdient, aber das wird er mit den meisten anderen "Martyrern" gemeinsam haben.) Und das einzige, was Lukullus für sich in die Waagschale werfen kann, daß er den Kirschbaum aus Persien nach Europa gebracht hat, wird nicht als Entlastungsgrund anerkannt, weil er die 80.000 Tote, die der Feldzug gekostet habe, nicht aufwiegen kann. Das ist sicher richtig, geht aber an den Fakten vorbei: Jene Toten wären irgendwann auch so gestorben, sei es eines anderen "unnatürlichen", sei es eines "natürlichen" Todes (Dikigoros setzt das in Anführungsstriche, da er mit Nietzsche der Meinung ist, daß der so genannte "natürliche" Tod nichts weiter ist als der Selbstmord der Natur), ebenso wie die 50 Millionen Toten des Zweiten Weltkriegs. Aber ihre Nachkommen lebten weiter - und da liegt ein weiterer kleiner Unterschied, denn die nach 1945 vorgenommene "re-education" (die Ihr bitte nicht ausschließlich auf die besiegten Deutschen beziehen wollt, auch wenn sie ursprünglich so gedacht war - aber ihre Auswirkungen sind irgendwann auch auf die Sieger zurück gefallen) war so schizofren, daß sie zwar einerseits die Tötung von Menschen im Krieg ächtete, aber andererseits die Tötung ungeborener Menschen im Frieden erlaubte - oder vielleicht war das gar nicht schizofren, sondern nur das eine die logische Folge des anderen, denn sonst wäre es ja allenthalben zur Übervölkerung gekommen. Über die moralische Bewertung dieser Frage brauchen wir hier nicht zu streiten - Dikigoros hat das an anderer Stelle oft genug getan und aus seinem Herzen nie eine Mördergrube gemacht: für ihn ist und bleibt Abtreibung Mord, nämlich Tötung menschlichen Lebens mit allen drei juristischen Qualifizierungsmerkmalen: Habgier, Heimtücke und besonderer Grausamkeit -; hier geht es nur um die simple Tatsache, daß diese Menschenverluste, die längst höher sind als die des Zweiten Weltkriegs und aller seither statt gefundenen Kriege zusammen genommen, durch nichts wieder ausgeglichen werden können, auch nicht durch den schönsten Frieden - wenn es ihn denn irgendwann einmal gäbe. Das Urteil und die Strafe hatte Dikigoros schon kurz angesprochen: Die Lebensgeschichte eines Menschen wird zu "nichts" gemacht - wie bei Orwell in "1984". Darf Dikigoros an dieser Stelle Brecht zitieren - und ihm ein wenig das Wort im Munde herum drehen (wie der es ja auch selber so oft und gerne getan hat): "Die faulen Hände - wie lange noch dulden wir und dulden die Unsern sie?" Er meinte es anders; aber wir dürfen doch die deutsche Sprache so gebrauchen wie wir sie verstehen, oder? Nur ein paar kleine Änderungen, und man könnte Brechts Machwerk jetzt noch zu einem Meisterwerk umfunktionieren, das den Vergleich mit Salomons "Fragebogen" nicht zu scheuen bräuchte. Wie schön wäre es, wenn wir eines Tages sagen könnten: "Die Namen der großen Vier [so nannten sich die Alliierten] erwecken keine Furcht mehr hier unten. Hier können sie nicht mehr drohen. Weder als Götter noch als Totenrichter."

Nachtrag/Exkurs, den sich Dikigoros nicht verkneifen kann. Oben war vom "Gericht des Schattenreiches" die Rede und vom Kirschbaum. Nun meinte Brecht zwar ein anderes Gericht als die darauf wachsende Schattmorelle; aber wer beschreibt Dikigoros' Erstaunen, als er vor einigen Jahren dieselbe erstmals als "Schattenmorelle" bezeichnet sah?! Er tat das milde lächelnd als Schreibfehler eines typischen Produkts unserer Gesamtschulen ab; aber im Laufe der Zeit sah er jenen Blödsinn immer öfter; und heute ist es die durchweg vorherrschende Rechtschreibung Unrechtschreibung Linkschreibung Schreibweise. Wie das? Auf einer bekannten Internet-Verblödungsplattform wird diese neue Bezeichnung wie folgt erklärt: "Die Schattenmorelle stammt aus Frankreich und wird dort Chatel Morel genannt. Der Baum wächst auch im Schatten gut." Ja was denn nun? Wird die so genannt, weil sie im Schatten wächst oder weil das die [Falsch-]Übersetzung von "Chatel" ist? Natürlich keines von beidem, liebe Leser. Kein Baum wächst im Schatten; und keine Frucht reift ohne Sonne. (Ob und wieviel direkte Sonnenbestrahlung sie verträgt ist eine andere Frage :-) Die Schattmorelle stammt auch nicht aus Frankreich, sondern wie gesagt aus Persien, und zwar von den Ufern des inzwischen zum Meeresarm erweiterten Flusses, der heute "Schatt-äl-Arab" heißt, und um den noch vor wenigen Jahrzehnten ein langer Krieg geführt wurde, der weit mehr als 80.000 Tote kostete. (Die meisten Schätzungen bewegen sich im 7-stelligen Bereich; Dikigoros schreibt darüber an anderer Stelle.) "Ufer" hieß auf Persisch "Schatt" - schon lange, bevor die Araber dorthin kamen; das hat weder mit Schlössern noch mit Schatten noch mit sonst etwas zu tun, wozu es die Europäer verballhornt haben. Wann und wo welcher Idiot daraus "Schattenmorellen gemacht hat, weiß Dikigoros nicht. Seine Oma hatte einen Kirschbaum im Garten; und sie hat, ebenso wie seine Mutter, die Früchte, die darauf wuchsen, nie anders genannt als "Schattmorellen". Beide würden sich im im Grabe umdrehen - und vor Lachen kugeln. Nachtrag/Exkurs Ende.

[Plakat]

Da Dikigoros nun Paul Dessau schon einmal erwähnt hat, will er auch noch kurz auf "Der Kaukasische Kreidekreis" eingehen, ein Stück, das Dessau ebenfalls vertont hat (übrigens mit ähnlich geringem Erfolg - Kurt Weill hatte mit der "Dreigroschenoper" einfach mehr Glück). Nein, nicht auf das eigentliche Hauptstück - das stammt wie gesagt nicht von Brecht -, sondern auf die Rahmenhandlung, denn wir befinden uns ja auf einer Reise durch die Geschichtsklitterungen der "Großen" des Theaters. (Warum hat denen eigentlich noch niemand den Prozeß gemacht, wie Lukullus und all den anderen "Großen" der Schlachtfelder? Nun, Dikigoros tut es ja hier ein wenig :-) Ein Tal im Kaukasus bei Kriegsende. Die heldenhaften Partisanen haben die bösen Nazi-Besatzer aus ihrem Land vertrieben, nachdem sie es hatten räumen müssen, und kehren nun zurück zwecks Wiederaufbaus (denn die Nazis haben natürlich alles zerstört). Nun stellt sich die Frage, was man wiederaufbauen soll und wie. Wie war das in der Bibel mit Kain und Abel? Hirte oder Ackerbauer, wer hat die besseren Rechte? Der Ziegenzucht-Kolchos "Galinsk" oder der Obstbau-Kolchos "Rosa Luxemburg"? Aber zum Glück sind wir ja nicht in der Bibel, deshalb gibt es keinen Brudermord, und auch der Streit um das Kind, pardon um das Tal, endet anders als im "Urteil des Salomo", vordergründig sogar mit einer Moral, die Dikigoros auch immer vertritt: Das Tal soll derjenige bekommen, der am meisten daraus macht. Aber hintergründig steckt ein ganz anderer, niederträchtiger Gedanke dahinter, denn Brecht überträgt diese an sich richtige Überlegung in einem Atemzug auf den Menschen (er hat ja nicht umsonst die Parabel vom Streit zweier Frauen um ein Kind ausgewählt): "Die Kinder den Mütterlichen, damit sie gedeihen". Bitte schaut Euch diesen Satz genau an, liebe Leser - er lautet nicht: "Die Kinder den Müttern", geschweige denn: "Die Kinder ihren Müttern"! Nein, die Kinder sollen denen "gehören", die sie am besten erziehen, und das sind natürlich nicht die eigenen Mütter (oder sonstigen Verwandten) - so etwas Fascistoïdes behaupten nur noch die bösen Psycho-Biologen -, sondern... na wer wohl: richtig, die Partei, die Partei, die hat immer Recht! Deshalb müssen die Kinder so schnell wie möglich, am besten gleich nach der Geburt, ihrem leiblichen Müttern weg genommen und ihre Erziehung dem kommunistischen Staat anvertraut werden, damit sie dereinst gute Sowjet-Menschen werden. (Habt Ihr Euch schon mal gefragt, liebe Leser[innen], weshalb Euch wohl der Staat BRDDR demnächst die Wohltat angedeihen lassen will, alle Kinder vom vollendeten 1. Lebensjahr an in staatliche Kinderkrippen einzuweisen - und denjenigen Eltern, die etwa wagen sollten, sich dem zu widersetzen, das Kindergeld zu entziehen droht?)

Und so war es denn auch in der Geschichte der Rahmenhandlung, die dieses Stück rechtfertigen soll: Als die bösen Nazi-Deutschen 1942 in den Kaukasus vorstießen, griffen die dortigen Völker - Kadscharen, Tschetschnier, Inguschen, Balkaren und wie sie alle hießen - zu den Waffen, aber nicht gegen die Deutschen, die sie als Befreier begrüßten, sondern gegen die verfluchten Sowjets, die zwanzig Jahre zuvor ihre "Republik der Bergvölker" gewaltsam annektiert und sie seitdem brutal unterdrückt hatten, um zu verhindern, daß die abrückende Rote Armee ihre Täler mitsamt den Apfelbaum-Plantagen und Ziegenherden zu "verbrannter Erde" verarbeitete. Nach dem Abzug der Deutschen kehrte niemand zurück, weil niemand weg gelaufen war, d.h. von den Bergvölkern. Aber die Rote Armee kehrte zurück, und sie begann mit der Deportation der Kaukasus-Völker nach Sibirien. Für die meisten wurde es eine Reise ohne Wiederkehr: Die Männer wurden ermordet, die Frauen erst vergewaltigt und dann ermordet, die Kinder, so sie noch jung genug waren, dem Sowjet-Staat anvertraut, der sie zu guten Sowjet-Menschen erziehen sollte, ganz wie Brecht es propagierte. Nach Stalins Tod, unter Chruschtschëw, durften einige von ihnen in den Kaukasus zurück kehren; deren Nachkommen sind es, die heute um ihre Unabhängigkeit kämpfen und dabei auch zu "terroristischen" Mitteln greifen. Könnt Ihr es ihnen verdenken? Aber lassen wir diese Frage vorerst dahin stehen (Dikigoros kommt im letzten Kapitel dieser Reise durch die Vergangenheit noch einmal auf sie zurück) und halten einstweilen fest, daß jedenfalls die von Brecht vertretenen Erziehungs-Theorien von ihnen eindrucksvoll ad absurdum geführt worden sind. Wie war das: Ein Pferd, das in einem Schweinestall geboren wird, bleibt trotzdem ein Pferd. Daran kann auch die beste Erziehung (wenn denn eine kommunistische Erziehung zum "Sowjet-Schwein" für ein Pferd die beste sein sollte :-) nichts ändern. Und ein Tschetschnier bleibt ein Tschetschnier - was immer man von jenem Volk halten mag -, auch wenn er in Sibirien geboren wird. Und ihre Partisanen, die gegen die Moskowiter kämpfen, schauen sich zur ideologischen Erbauung nicht Brechts "Der kaukasische Kreidekreis" an, sondern Mel Gibsons "Braveheart" - aber das ist eine andere Geschichte.

* * * * *

Als Brechts alter Abgott Stalin starb, verfaßte er ein neues Vorwort zu "Der gute Mensch von Sezuan", das er nun seinem neuen Abgott widmete, dem "Großen Steuermann" Mao Tse-tung, wobei er sich nicht entblödete, folgenden Satz zu schreiben: "Die Provinz Sezuan der Parabel, die für alle Orte stand, an denen Menschen von Menschen ausgebeutet werden, gehört heute nicht mehr zu diesen Orten." Cyniker bemerkten darauf: "Nein, heute ist es genau umgekehrt." Als Realist hätte man darauf freilich antworten müssen: "Nein, heute werden dort Menschen von Menschen nicht mehr nur ausgebeutet, sondern gleich ermordet." Das rot-chinesische Terror-Regime der Maoisten (verglichen mit denen die Horden des Dschingis Khan oder des Muhamad Ģaznī Friede, Freue und Eierkuchen über die von ihnen be-, pardon heimgesuchten Länder brachten) hat in wenigen Jahrzehnten die großartigste Kultur, die je auf Erden bestand, unwiederbringlich ausgelöscht - und nebenbei mehr Menschenleben gekostet als Alkoholismus, Demokratismus, Kapitalismus, Kommunismus, Liberalismus, Marxismus, Militarismus, Nationalismus, Pazifismus und Sozialismus (in alfabetischer Reihenfolge, also politisch ganz korrekt!) zusammen genommen in Jahrhunderten. (Nein, liebe Leser, Ihr braucht Dikigoros nicht zu mailen, daß da zwei weitere Ismen fehlen - er hat sie nicht übersehen, sondern bewußt weg gelassen; und den Maoismus hält er für eine eigene Spielart des Marxismus, die sich von Sozialismus und Kommunismus ebenso unterscheidet wie diese sich voneinander, wenn man es genau nimmt.) Aber Brecht - der im selben Jahr in einem Brief an seinen obersten Genossen Ulbricht die Niederwerfung des Aufstandes vom 17. Juni begrüßt hatte - wollte das nicht sehen, geschweige denn genau, sondern er wollte ein guter Kommunist sein, und das schließt bekanntlich Blindheit ein und Kritik aus. Einer seiner intelligenteren - und daher aus der KP ausgetretenen - Zeitgenossen schrieb einmal: "Die kommunistische Partei ist für ihre Aktivisten nicht nur ein politischer Organismus, sondern Schule, Kirche, Kaserne und Familie - eine totalitäre Institution im vollsten und echtesten Sinne des Wortes, die jeden voll und ganz in Beschlag nimmt, der sich ihr unterwirft." Ein solcher Unterworfener, In-Beschlag-Genommener, Be-Kloppter war Brecht - auch ohne aktiver Boxer gewesen zu sein. 1954 erhielt er für sein Machwerk den "Stalin-Preis für Frieden und Verständigung zwischen den Völkern" [letzteres ist eine etwas holperige Übersetzung des russischen Adjektivs "mjezhdu-narodnyj", das so viel bedeutet wie "zwischen-völkisch", also "inter-national"], was ihn, wie er in seiner Dankesrede versicherte, mit unsagbarem Glück und Stolz erfüllte. Ein Jahr später starb er, mitten in den Proben zur Aufführung seines nicht berühmtesten und auch nicht besten, aber interessantesten Theaterstücks: "Leben des Galilei" (ohne Artikel, also nicht: "Das Leben des Galilei").

[Brecht, Galileo]

Auch dieses Stück hatte Brecht schon 1938, im dänischen Exil, begonnen, wie "Der gute Mensch von Sezuan". Man hat viel hinein geheimnist in die "drei Fassungen" und ihre inhaltlichen Unterschiede, an denen Brecht buchstäblich bis zu seinem Tode gearbeitet habe. In der ersten Fassung sei es "nur" um den Kampf des von einer dogmatischen Obrigkeit - verkörpert durch die Inquisition - unterdrückten braven Intellektuellen - verkörpert durch Galileo (mit dem Brecht sich damals noch identifiziert habe) - gegangen, in dem letzterer schließlich durch List siegt. Das entsprach der bis heute weit verbreiteten Beurteilung des Falles Galileo, und man darf sie als politisch neutral ansehen, sonst hätte sie nicht 1943 - also mitten im Krieg - in der nach außen auf strikte, auch ideologische Neutralität achtenden Schweiz aufgeführt werden können. (Diese Urfassung wird heute nirgends mehr aufgeführt, sie gilt als harmlos, ja langweilig, und jedenfalls überholt.) Die zweite Fassung entstand in den USA, nach dem Abwurf der amerikanischen Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, angeblich auch als Reaktion darauf. Plötzlich ist Galileo nicht mehr der brave Forscher und Entdecker im Dienste der Menschheit, sondern der skrupellose Wissenschaftler, der Wissenschaft um der Wissenschaft Willen betreibt, ohne Rücksicht darauf, was für negative Folgen dies für die Menschheit haben kann. Und die "Berliner" Endfassung habe diesen Trend noch verschärft, sagen die skrupellosen, pardon braven Literatur-Wissenschaftler. So so... Wenn man nur die "Berliner Fassung" kennt, kommt man schwerlich auf eine solche Auslegung; aber wenn man sie mit der Urfassung vergleicht, mag man diese These für plausibel halten; da will Dikigoros nicht streiten, obwohl er findet, daß die Unterschiede zwischen den beiden Fassungen geringer sind als die zwischen manchen Bayreuther Aufführungen von Wagners "Ring". Natürlich gefiel diese Auslegung den Machthabern in der DDR - wo "Leben des Galilei" seit 1957 regelmäßig aufgeführt wurde -, die das Stück gerne einseitig als Anklage gegen die Atomrüstung der USA verwendeten (Dikigoros schreibt bewußt nicht "mißbrauchten", denn das lag ja ganz im Sinne des Erfinders, pardon des Autors) - daß auch der große Bruder, die Sowjet-Union, ein Atomwaffenprogramm hatte störte niemanden. (Nun ja, es ging ja auch nicht gegen die Atomprogramme an sich, sondern nur um die Wissenschaftler, die sie betrieben, und das waren durch die Bank deutsch-amerikanische Juden - die braven sowjetischen Wissenschaftler forschten nicht selber, die ließen ihre Spione die Ergebnisse klauen und kupferten sie dann nur noch ganz unschuldig ab :-) Aber Spaß beiseite. Wir müssen uns also mit zwei Themenkomplexen befassen: Zum einen dem historischen Galileo, zum anderen mit den historischen Erbauern der Atombombe, für die Galileo bei Brecht am Ende steht. (Für die grundsätzliche Frage von Schuld und Unschuld "der" Wissenschaft[ler] möchte Euch Dikigoros erneut auf ein späteres Kapitel dieser Reise durch die Vergangenheit vertrösten, da Dürrenmatt sie in "Die Physiker" noch deutlicher stellt.)

[Galilei vor dem Inquisitionsgericht.<BR>
Gemälde von Christiano Banti, 1857]

Aber beginnen wir mit der Geschichte. Wie war das also? Galileo Galilei entdeckte und verkündete die Lehre des Nikolaus Kopernikus neu, daß sich die Erde um die Sonne drehe (und nicht etwa umgekehrt, wie es die Kirche unter Hinweis auf eine mißverstandene Bibelstelle lehrte); darob wurde er 1633 vor das Inquisitions-Tribunal des Vatikan gezerrt, wo er schließlich, um nicht verbrannt zu werden wie sein Kollege Giordano Bruno 33 Jahre zuvor, seine Lehre wider besseres Wissen widerrief; aber insgeheim soll er gesagt haben: "Eppur' si muove [und sie dreht sich doch]." Vergeßt es, liebe Leser, das sind alles Märchen, wie es so viele in der offiziellen Geschichtsschreibung gibt. Dikigoros muß an ein Buch mit dem Titel "Niemand hat Kolumbus ausgelacht" denken. Ein Kapitel darin trug die Überschrift: "Galileo war kein Martyrer". Darin wird anhand der Prozeßakten aufgezeigt, daß der Prozeß gar nicht viel von Galileo verlangte, eigentlich nur, daß er seine Theorie (bzw. die des Kopernikus) als das darstellte, was sie war, nämlich eine Theorie, und nicht als absolute Wahrheit, daß aber Galileo aus Feigheit viel weiter ging und von sich aus die ganze Lehre widerrief und die Theorie als absolut falsch bezeichnete. Und von dem Satz "Eppur' si muove" wissen die zeitgenössischen Quellen auch nichts. Damit war Galileo freilich noch längst nicht als falscher Held der Wissenschafts-Geschichte demontiert, denn diese Erkenntnis wurde nun - ein Treppenwitz der Geschichte - von seinen Anhängern gedeckelt, die inzwischen mehr Macht hatten als seinerzeit die Inquisition; und deshalb muß Dikigoros an dieser Stelle noch einmal rekapitulieren, wie es wirklich war: Die Theorie des Kopernikus war falsch. Sie besagte gar nicht, daß sich die Erde und die anderen Planeten unseres Sonnensystems im freien Raum zum einen um sich selber, d.h. um ihre eigene Achse, zum anderen um die Sonne drehen, sondern vielmehr, daß sie in Kristallschalen fest lagen, halt nur mit dem Unterschied, daß sich die Kristallschale mit der Erde um die mit der Sonne drehte, und nicht umgekehrt. Kopernikus hatte selber erhebliche Zweifel an der Richtigkeit seiner eigenen Theorie, da die Berechnungen der Planeten-Umlaufbahnen, die er auf ihrer Grundlage anstellte, ebenso wenig aufgingen wie nach dem alten System des Ptolemaios; deshalb veröffentlichte er sie erst kurz vor seinem Tode 1543, und wider besseres Wissen. Sein Zögern hatte übrigens nichts mit Furcht vor der Kirche zu tun, im Gegenteil: die unkritischen Päpste ermutigten ihn sogar, denn sie hielten seine "revolutionäre" Theorie für richtig! [Dikigoros ist sich nicht ganz sicher, wann das Wort "revolutionär" zum ersten Mal in seiner heutigen Bedeutung gebraucht wurde. Fakt ist, daß Kopernikus sein Werk "De revolutionibus orbiuim coelestium" nannte - aber damit meinte er schlicht die Umkreisungen der Himmelskörper.]

Auch Galileo glaubte - anders als Brecht es in seinem Theaterstück darstellt - noch an die Kristallschalen, in denen die Planeten lagen; dies, obwohl er inzwischen viel bessere Fernrohre zur Verfügung hatte als Kopernikus (wobei wir dahin stehen lassen können, ob er die selber erfunden oder nur abgekupfert oder wenigstens verbessert hat - Brecht thematisiert das völlig unnötig, ebenso wie die Entdeckung der Schwerkraft, die nicht auf Galileo zurück geht, sondern auf Newton) und es deshalb besser hätte wissen können. [Das gleiche gilt übrigens für Galileos Zeitgenossen Kepler, der nur insoweit weniger falsch lag, als er nicht mehr an kreisförmige Umlaufbahnen glaubte, sondern an elliptische, und die Schwerkraft nicht anhand von Ebbe und Flut zu beweisen versuchte, wie Galileo, sondern in gewisser Weise Newtons Vorläufer war. Er hatte auch vor Galileo eine Formel errechnet, wie man Fernrohre bauen bzw. wie man die Linsen anordnen muß; aber Galileo hatte das in der Praxis, d.h. durch Probieren, auch so heraus bekommen und eine immerhin 30-fache Vergrößerung erzielt.] Wirklich revolutionär waren dagegen die Ideen des Giordano Bruno, der erkannt hatte, daß es keine festen Kristallschalen gab, in denen die Planeten lagen, sondern daß die letzteren sich frei im Raum bewegten, der sich womöglich unendlich weit ausdehnte. Das war denn auch der Punkt, an dem sich die Kirche stieß, denn das widersprach der Schöpfungslehre, wonach Gott in sieben Tagen alles fertig geschaffen hatte, und dafür wurde Bruno als Ketzer verbrannt. (Wie ernst es der Kirche mit diesem Punkt war, erkennt man daran, daß sie noch bis ins 20. Jahrhundert hinein die Evolutions-Theorie als "Ketzerei" verurteilte - aus dem gleichen Grunde. Am liebsten hätte sie noch Darwin auf den Scheiterhaufen geschickt.) An der Theorie, daß sich die Erde um die Sonne drehte, nahm dagegen vorerst niemand ernsthaft Anstoß. Der änderte sich erst im 17. Jahrhundert: Nachdem die katholische Kirche im Zuge der "Gegen-Reformation" gegenüber den Protestanten schon insofern eingeknickt war, als sie die Lehre von den guten Werken aufgegeben hatte zugunsten der primitiven protestantischen Prädestinations-Lehre und der These, daß der bloße Glaube an die Gnade Gottes zur Sündenvergebung und Erlösung ausreiche, zog sie nun auch in Sachen Astronomie vor den Hetzern Luther und Melanchthon, die Kopernikus zum Ketzer erklärt hatten, den Schwanz ein und setzte dessen Schriften anno 1616 - also sage und schreibe 73 Jahre nach ihrem Erscheinen und seinem Tode - auf den Index. (Wie gesagt nur deshalb, weil die Theorie nicht als Theorie, sondern als unumstößliche Gewißheit dargestellt wurde; als man das abgeändert hatte, durften sie wieder erscheinen.) Einer der vielen Treppenwitze in dieser Geschichte ist, daß im 20. Jahrhundert ein gewisser Einstein die ["Relativitäts"-]Theorie entwickelte, wonach sich weder die Erde um die Sonne drehe noch umgekehrt, sondern daß das alles relativ sei, nämlich davon abhängig, von welchem Standpunkt aus man es sehe. Gewiß, bei Licht betrachtet war das nur ein Gemeinplätzchen; aber auf den Charlatán Einstein werden wir gleich noch eingehend zurück kommen.

Wie dem auch sei, in Wirklichkeit ging - und geht - es doch um etwas ganz anderes, das heute aktueller denn je ist, und diesem Punkt möchte Dikigoros ein paar Zeilen aus Brechts "Galileo" voran stellen, weil sie so schön passen:

"Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf.
Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.
Gib acht auf dich, wenn du durch Deutschland kommst, die Wahrheit unterm Rock."

"Die Wahrheit ist das Kind der Zeit" läßt Brecht den Galileo an einer anderen Stelle sagen. Da ist was Wahres dran - obwohl es nicht die ganze Wahrheit ist, denn die Zeit hat mehr als nur ein Kind, es müßte also richtig heißen: "Die Wahrheit ist ein Kind der Zeit. Sie hat mindestens eine Zwillingsschwester - weshalb es immer mehrere Wahrheiten gibt -, und außerdem noch mindestens eine Halb- und eine Stief-Schwester, nämlich die Halbwahrheit und die Unwahrheit. Und wenn Thomas Jefferson, seines Zeichens Ex-US-Präsident, einmal gesagt hat: "Nur die Lüge braucht die Stütze der Staatsgewalt, die Wahrheit steht von alleine aufrecht", dann ist auch das nur die halbe Wahrheit: Der Staat setzt zwar alles daran, die ihm nicht genehme Wahrheit zu unterdrücken, aber was viel schlimmer ist: er läßt die Lüge meist auch dann unbehelligt, wenn sie ihm massiv schadet, in dem irrigen Glauben, daß ein wenig "künstlerische Freiheit" nicht schaden könne, und daß schon niemand auf die Lügenmärchen der Brecht & Co. herein fallen werde. Schön wär's ja - aber wenn das böse Wort "Son of a bitch" jemals zutrifft, dann auf den Zeitgeist, den Sohn der Hure Zeit, in der wir heute leben, und ihre so genannten "Wahrheiten" - auch die nicht-staatlichen. Wir werfen der Kirche von damals vor, die Lüge zum Dogma erhoben zu haben - dabei tun wir ihr Unrecht. Zum einen vertrat sie ihre Dogmen nicht wider besseres Wissen, sondern in gutem, wenngleich vielleicht irrtümlichem Glauben - von einer "Lüge" kann also schon deshalb keine Rede sein. Zum anderen bestand sie, wie wir gesehen haben, jedenfalls in diesem Punkte gar nicht darauf, die alleinige Wahrheit für sich gepachtet zu haben, sondern nur darauf, daß ihre eigene These als gleichberechtigte Diskussions-Grundlage neben anderen Thesen zu stehen kam. Denn die Kirchenoberen von damals wußten durchaus, daß nur die Lüge, nicht aber die Wahrheit - in deren Besitz sie sich ja glaubten - es nötig hat, zum sakrosankten Dogma erhoben zu werden, das nicht einmal in Gedanken hinterfragt, geschweige denn öffentlich diskutiert werden darf, ohne daß gleich scharfe Sanktionen verhängt werden. Ein solches Verhalten geht weit über das hinaus, was Jefferson meinte, denn dabei [unter]stützt der Staat ja nicht bloß die Lüge, sondern er unterdrückt zugleich die Wahrheit - so weit ging die Kirche damals eben nicht! Niemand wäre damals auf die Idee gekommen, z.B. als Dogma zu verkünden, daß 6 Millionen Sterne unverrückbar am Himmel stünden und daß jeder, der an dieser Zahl zweifelte oder auch nur den Versuch unternehmen wollte, nachzuzählen, ein Gedanken-Verbrecher sei und eingesperrt gehöre. Auch als Brecht die Urfassung des "Galileo" schrieb, gab es so etwas noch nicht in Deutschland, ja nicht einmal, als er die Endfassung schrieb; denn in der DDR war zwar die Richtigkeit der Schriften von Marx und Engels zum Dogma erhoben worden; aber die hatten sich zu diesem Thema ja nie geäußert. (Nebenbei bemerkt: Kann man den beiden die Verbrechen zum Vorwurf machen, die Lenin und Stalin in ihrem Namen begangen haben? Kann man dem Aristotéläs die Verbrechen zum Vorwurf machen, die Alexander "der Große" beging? Das soll nur eine Frage, ein Denkanstoß sein; Dikigoros will seine Antwort - die er wohlweislich für sich behält - nicht zum Dogma erheben :-) Und damit kommen wir zu der unvermeidlichen Frage, was es soll, offensichtliche Lügen zum Dogma zu erheben - und das nicht nur wider besseres Wissen, sondern obwohl man ebenso gut - oder sogar besser, da glaubwürdiger - mit der Wahrheit operieren könnte. Nur ein paar Beispiele: Warum erzählt man uns, daß in der Kaserne von Auschwitz irgend jemand vergast worden sei, und provoziert damit, daß Holocaust-Leuchter, pardon -Leugner auftreten, die nachweisen, daß das in dem Gemäuer technisch gar nicht möglich gewesen wäre, statt klipp und klar zu sagen: In Auschwitz saß bloß die Verwaltung; die Vergasungen fanden in den Außenlagern statt? Warum erzählt man uns, daß das so genannte "Tagebuch der Anne Frank" die authentischen Aufzeichnungen des jungen Mädchens seien, statt zu sagen: Es handelt sich um ein Buch, das der Vater der Anne Frank geschrieben hat, der sehr anschaulich die mutmaßlichen Gefühle seiner Tochter wiedergibt? [Behauptet denn jemand, daß "Ich, Claudius" - auch ein gut gemachter Roman aus der Ich-Perspektive, der ungefähr zur selben Zeit entstand - von Kaiser Claudius persönlich geschrieben wurde?] Warum erzählt man uns neuerdings, daß die Zahl der Opfer der Atombomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki zusammen nur 25.000 betragen habe (wie auch die des Terrorangriffs auf Dresden im Februar 1945 - Zufall?), statt uns ehrlich zu sagen: 25.000 Menschen waren sofort tot, an den Spätfolgen starben in den folgenden Jahren noch Millionen weiterer Opfer langsam und qualvoll? Dikigoros weiß die Antwort nicht; er weiß nur eines, pardon zweierlei: 1. Noch muß sich die Wahrheit in Deutschland unterm Rock verbergen, die Verbrecher nennen sie eine Lüge, und die Dummköpfe glauben an ihre Unverrückbarkeit. 2. Und sie bewegt sich doch! Und weil es so gut dazu paßt (wenngleich sicher unabsichtlich :-) will Dikigoros an dieser Stelle noch ein Gedicht Brechts zitieren, auf das ihn einer seiner treuen Leser aufmerksam gemacht hat:

Am Grunde der Moldau wandern die Steine.
Es liegen drei Kaiser begraben in Prag.
Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine.
Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag.

Es wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne
der Mächtigen kommen am Ende zum Halt.
Und gehn sie einher auch wie blutige Hähne
Es wechseln die Zeiten, da hilft kein Gewalt.

Exkurs. Wenn Galileo in Wahrheit nur ein Spinner war - warum wird er uns dann bis heute als bahnbrechender Forscher verkauft? Und warum ist der große Astronom Giordano Bruno - der für seine Entdeckung sogar zum Martyrer wurde - heute so gut wie vergessen? Dafür gibt es nur eine Erklärung, die zu dieser Seite über Brecht im allgemeinen und zu dem, was Dikigoros in den vorherigen Absätzen geschrieben hat, paßt: Galileo hat das Glück, daß der brave Bert Brecht ein Theaterstück über ihn geschrieben hat - und was der schrieb, mußte doch wahr sein, oder? (Na klar - jedenfalls so wahr wie alles andere, das er geschrieben hat :-) Dagegen hat Giordano Bruno das Pech, daß über ihn der böse Nazi-Dichter Erwin Guido Kolbenheyer ein Theaterstück ("Heroische Leidenschaften") geschrieben hat; und weil inzwischen nicht nur jeder, der im "Dritten Reich" geschrieben hat, sondern auch jeder, dessen Schriften im Dritten Reich nicht verboten waren oder über den im Dritten Reich positiv geschrieben wurde, als "Nazi" oder "Wegbereiter der Nazis" gilt und deshalb verteufelt oder, wenn er dazu nicht taugt, tot geschwiegen werden muß - man denke nur an den harmlosen Romantiker Wilhelm Schütz, über den Goebbels seine Doktorarbeit schrieb - erwischte es halt auch Giordano Bruno. In ein paar Jahren wird er - wie Schütz und Kolbenheyer - aus allen deutschsprachigen Lexika getilgt sein. Exkurs Ende.

Und da wir gerade dabei waren: Wie war das nun mit den "Vätern der Atombombe"? Waren das wirklich alles rücksichtslose, von der Sucht nach "wissenschaftlichem" Ruhm besessene und getriebene Egoïsten, die hätten wissen müssen, ja vielleicht sogar wußten, welch ungeheures Leid ihre Erfindung über die Menschheit bringen würde, und die diese furchtbare Waffe dennoch wahl- und skrupellos jedem Politiker, der sie haben wollte und sie dafür bezahlte, in die Hände legten? Aber da sind wir wieder bei einer der falschen Fragestellungen an die Geschichte. Ohne dem letzten Kapitel dieser Reise durch die Vergangenheit allzu sehr vorgreifen zu wollen, sei es ganz deutlich gesagt: Ob eine politische Handlung gut oder böse, gerecht oder verbrecherisch ist, bestimmt sich nicht nach der Wahl ihrer Mittel, sondern nach ihrem Ziel: Der Zweck heiligt die Mittel, und wenn das Ziel der USA, Deutschland nieder zu werfen, um Europa zu erobern, pardon zu befreien, gerecht war, dann war auch die Zerstörung seiner Städte und die Tötung seiner Zivilbevölkerung durch die "Terror"-Bombardements gerechtfertigt. Und wenn das Ziel der USA, Japan niederzuwerfen, um die Herrschaft über den Pazifik zu erringen, gerecht war, dann war auch der Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki gerechtfertigt, da sie der Verkürzung des Krieges diente und eigene Menschen und eigenes Material, also eigenes Kapital (auch die Menschen laufen ja jetzt unter "Human-Kapital" :-) sparte. (Und vielleicht auch beim Gegner - die mit konventionellen Waffen geflogenen Bombenangriffe auf andere Städte Japans hatten ja nicht weniger Opfer gefordert.) Ihr meint - mit Brecht -, daß es den Wissenschaftlern darauf doch offenbar gar nicht angekommen sei, sie hätten ihre Forschungen vielmehr ganz unpolitisch betrieben und sie womöglich auch der Gegenseite, also z.B. den bösen Nazis, zur Verfügung gestellt, wie Wernher v. Braun seine Raketen? Und eben darin liege das Verwerfliche ihres Handelns?

Dann unterschätzt Ihr aber - mit Brecht - diese Wissenschaftler ganz gewaltig, im Guten wie im Bösen... Fangen wir mit Albert Einstein an, der heute als einer der größten Wissenschaftler und Pazifisten aller Zeiten gilt. (Vor ein paar Jahren wurde er gar zur "Persönlichkeit des Jahrhunderts" gewählt, was nicht gerade für das 20. Jahrhundert spricht, jedenfalls nicht für die Leute, die solche "Wahlen" abhalten - aber vielleicht war die Aus-Wahl an Kandidaten ähnlich groß wie die auf den Parteilisten bei politischen Wahlen :-) In Wahrheit war Einstein Legastheniker und strohdumm - die Stelle als Hilfstrottel am Berner Patentamt, die er zu Beginn seiner Karriere bekleidete, dürfte in etwa seinen tatsächlichen Fähigkeiten entsprochen haben. Allerdings verfügte er über genügend Bauernschläue und kriminelle Energie, um seinen aufhaltbaren Aufstieg zu machen. Die Quantentheorie (für die er 1921 den Fysik-Nobelpreis bekam - was nur zeigt, was für Einfaltspinsel die Leute im Vergabe-Komitee waren) hatte er bei Planck abgeschrieben; und was sonst einigermaßen brauchbar war, stammte aus der Feder seiner Frau (wie schon seine Dissertation). Alles andere, also das, was von ihm selber kam, war purer Schwachsinn, insbesondere die "Relativitäts"-Theorie (die er jedesmal, wenn man ihm auf die Schliche kam, wieder um ein Quäntchen erweiterte - die Rechtschreib-Reform ermöglicht ja jetzt dieses Wortspiel, so ist sie wenigstens zu etwas gut :-). [Nein, liebe Leser, es ist nicht so, wie manche behaupten, daß Einsteins Theorien nur von "Anti-Semiten" und nur deshalb angefeindet würden, weil sie von einem Juden stammen - wie viele wissenschaftliche Theorien, deren Richtigkeit von niemandem ernsthaft bestritten wird, stammen nicht von Juden! Umgekehrt wird ein Schuh draus: Nur, weil Einstein zur jüdischen Wissenschafts-Ikone hochstilisiert wurde, ist jede seiner Theorien sakrosankt, und wer es wagt, auf ihre jedem Fysik-Studenten im 1. Semester offensichtliche Fehlerhaftigkeit hinzuweisen, wird als "Anti-Semit" diffamiert - Dikigoros sieht den Tag kommen, an dem in der BRD das Infragestellen der "Relativitäts-Theorie" strafrechtlich dem "Leugnen des Holocaust" gleich gesetzt wird. Aber wenn Ihr Euch ein wenig für Fysik interessiert, schaut Euch mal im Internet um, z.B. hier oder hier - speziell die letztere Seite richtet sich keineswegs gegen Einstein persönlich und auch nicht nur gegen die "Relativitäts-Theorie".] Dessen ungeachtet gelang es Einstein, sich Professuren erst in Zürich, dann in Prag zu erschleichen - beide Male hatte er allerdings das Pech, daß man ihn bald als Charlatán entlarvte und nach jeweils einem Jahr wieder weg lobte. Dann zog er das große Los: Die Schnarchsäcke von der Preußischen Akademie der Wissenschaften machten ihn zum Professor ohne Lehrverpflichtung, dafür mit doppeltem Gehalt - nein, das ist leider kein Aprilscherz, obwohl er am 1. April 1914 eingestellt wurde. Nun konnte er nach Herzenslust "forschen" und schwachsinnige "Theorien" ausbrüten. Das wäre für sich genommen noch nicht allzu schlimm gewesen; aber Einstein blockierte den gesamten Forschungsbetrieb, d.h. er trug Sorge, daß an "seinem" Institut auch sonst niemand irgendetwas tat, das den Kriegsanstrengungen der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg hätte förderlich sein können. (Für dieses sein Nichtstun - das er mit "Pazifismus" begründete, ließ er sich mit doppelten Essensrationen und zahlreichen, nebenher auf dem Schwarzmarkt besorgten Delikatessen belohnen, während um ihn herum Millionen Menschen hungerten, ja verhungerten.)

Was von Einsteins "Pazifismus" zu halten war, bewies er im Zweiten Weltkrieg, als er zusammen mit anderen Glaubensbrüdern und Gesinnungsgenossen in zwei Hetzbriefen den US-Präsidenten Roosevelt aufforderte, eine Atombombe bauen zu lassen, um die Deutschen auszurotten. Ihr meint, zu dieser "Meinungsänderung" hätte er angesichts des national-sozialistischen Anti-Semitismus, des Kriegszustands und des "Holocaust" doch allen Grund gehabt, und überhaupt hätte er bei Roosevelt doch nur offene Türen eingerannt? Ihr irrt: Einstein hatte die Deutschen wie gesehen schon im Ersten Weltkrieg gehaßt - obwohl er da noch allen Grund gehabt hätte, ihnen dankbar zu sein -, und er war bereits 1932 in die USA emigriert, als noch niemand ernsthaft damit rechnete, daß Hindenburg den "böhmischen Gefreiten" Hitler zum Kanzler berufen würde. Weder 1939 noch 1940 (aus diesen Jahren stammen die beiden Briefe - der "Holocaust" lief dagegen erst 1942 an) befanden sich die USA im Kriegszustand mit dem Deutschen Reich; und Roosevelt war zwar schon (spätestens seit 1937, also lange vor dem Anschluß "Österreichs" und des "Sudetenlandes", der Errichtung des Protektorats "Böhmen und Mähren", dem Polenfeldzug und all den anderen Vorwänden, die im Nachhinein als Begründung herhalten mußten) zum Krieg entschlossen, aber noch nicht zum Atomkrieg und noch nicht zur Ausrottung der Deutschen - von diesen beiden netten Ideen überzeugten ihn erst sein Finanzminister Morgenthau, sein Nach-Nachfolger Eisenhower (der damals noch General war) und - Einstein. Das Argument, daß der letztere doch gar nicht persönlich an der Atombombe mitgebastelt, sondern nur jene beiden ominösen Briefe unterschrieben habe, greift nicht: Einstein hatte ja gar keine Ahnung von Kernfysik, sondern konnte sich nur ein paar obskure Theorien ausspinnen, mit denen in der Praxis nichts anzufangen war; aber er tat halt, was er konnte, und wenn es "nur" Briefe unterschreiben war: Nach glaubhaften Quellen waren sie tatsächlich Ausschlag gebend für Roosevelts Entscheidung, die Atombombe bauen zu lassen. Kurzum, Albert Einstein war eine der niedersten Kreaturen des 20. Jahrhunderts, eine aus der untersten Klasse Untermensch (wenn Ihr Dikigoros diesen Ausdruck, den er sonst nicht so gerne gebraucht, einmal gestatten wollt - er will damit nur zum Ausdruck bringen, daß er die Tiere ausschließt, welche es auch beleidigen würde, wenn er etwa von "Unmensch" spräche), einzuordnen irgendwo zwischen David "Dwight" Eisenhower (der übrigens kein Jude war, sondern Zeuge Jehowas und rein deutscher Abstammung - was all diejenigen beruhigen mag, die ganz oben auf der Liste der größten Verbrecher des 20. Jahrhunderts unbedingt einen Deutschen sehen wollen) und Mao Tse-tung. Seit einiger Zeit wird wieder verstärkt über die Ursachen des Anti-Semitismus diskutiert, und von rechter Seite wird behauptet, daß die Juden - oder einige von ihnen - selber daran schuld seien, weil sie ihn durch ihre Taten erst provoziert hätten. Daß jemand, der die wahre Lebensgeschichte des Juden Albert Einstein kennt, zum Anti-Semiten werden kann, versteht Dikigoros gut - er hat sogar Verständnis dafür, wenngleich er selber zu viele Lebensgeschichten anderer, anständiger Juden kennt (und zu viele Lebensgeschichten unanständiger "Arier"), um sich dem persönlich anzuschließen.

Auch der dänische [Halb-]Jude David "Niels" Bohr - der Erfinder des Atom-Modells, das Dikigoros auf der Schule noch als das richtige erlernte, und das verglichen mit dem der heutigen Atom-Fysiker so schön einfach war (aber eben auch nicht mehr als eine Theorie, wie die des Galileo :-) - hätte sich gehütet, für die Nazis zu arbeiten. Auch das muß man verstehen, und auch dafür muß man Verständnis haben, denn die entscheidenden Entdeckungen auf dem Gebiet der Kernspaltung (er verhielt sich da zu Otto Hahn, auf den wir gleich kommen werden, wie Kepler zu Galileo beim Fernrohrbau) machte er erst 1939, und als Dänemark 1940 von deutschen Truppen besetzt wurde, hatte er gute Gründe, zusammen mit seinem Sohn Aare [Aaron] in die USA zu fliehen und dort am Bau der Atombombe mitzuwirken. Im übrigen engagierte er sich bis zu seinem Tode mit Nachdruck für eine friedliche Nutzung der Kernenergie; wenn man einem der hier genannten keine Vorwürfe im Sinne Brechts machen kann, dann ist er es.

Den Frankfurter Otto Hahn und die Wienerin Lise Meitner muß man in einem Atemzug nennen, nicht nur weil sie seit 1910 gemeinsam in Berlin arbeiteten. Den Rechten gilt Hahn nur als ein Trottel, während Meitner als die große "Verräterin" da steht. (Aber mit den Verrätern ist das wie mit den "Tyrannen" und ihren Mördern - wenn man sich ein richtiges, gerechtes Bild von ihnen machen will, darf man nicht lediglich fragen, ob und wie sie Verrat übten, sondern mit welchem Recht, d.h. wann, warum und an wem.) Meitner hatte das Pech, daß sie eine Frau war und - anders als Hahn - keine vier getauften Großeltern aufweisen konnte (ihre Eltern hatten sie protestantisch taufen lassen, waren aber selber noch jüdischen Bekenntnisses). Wiewohl ein Jahr älter als Hahn und unzweifelhaft viel kompetenter, konnte sie als Frau kaum das Abitur machen, geschweige denn "ordentlich" studieren; und auch ihre Universitäts-Karriere war mit Stolpersteinen gepflastert. Nur mit Mühe hatte sie - vier Jahre nach ihrer Habilitation - eine Stelle als außerplanmäßige Professorin ergattert; sieben Jahre später entzogen ihr die dämlichen Nazis - ihr, der talentiertesten Kernfysikerin der Welt - die venia legendi. (Nein, sie feuerten sie nicht - dafür hätte es keine rechtliche Handhabe gegeben, auch wenn man auf oberflächlich, ja schlampig recherchierten Webseiten der staatlich besoldeten BRD-Historiker bisweilen etwas anderes lesen kann: Die Nürnberger Gesetze gab es 1933 noch gar nicht; der berüchtigte "Arierparagraf" - § 3 Abs. I des Gesetzes über die Wiederherstellung des Berufsbeamtentums - galt für sie nicht, sondern vielmehr § 3 Abs. II, denn sie hatte sich - anders als etwa Einstein - im Ersten Weltkrieg an die Front gemeldet, als Krankenschwester. Und auch die DurchführungsVO zum Gesetz über die Stellung der Frau im Berufsbeamtentum, die es ermöglichte, verheiratete oder sonstwie versorgte Frauen aus dem öffentlichen Dienst zu entlassen, wenn dafür ein arbeitsloser, gleich qualifizierter Familienvater eingestellt werden konnte, betraf sie nicht, denn sie war unverheiratet. Aber die venia legendi konnte man ihr entziehen, denn als österreichische Staatsangehörige war sie - Ausländerin!) So durfte sie zwar weiterhin die Assistentin Hahns spielen, aber mehr halt nicht. Wie es im Inneren dieser Frau aussah, kann sich Dikigoros ungefähr vorstellen. 1938 emigrierte sie nach Schweden, von dem trotteligen (?) Hahn weiterhin über alle Ergebnisse seiner Kernfysik-Forschungen telefonisch unterrichtet. (Es gibt auch Leute, die meinen, daß es eher umgekehrt war: Hätte Hahn sich nicht ständig Rat bei Meitner geholt, hätte er schwerlich im Dezember 1938 die Kernspaltung von Uran entdeckt. Dikigoros kann das nicht beurteilen.) Nun sind auch die Meinungen im Kern gespalten: Die einen meinen, Meitner sei mit ihren bei Hahn schmarotzten Kenntnissen in den USA hausieren gegangen und habe so zur Entwicklung der Atombombe beigetragen. Nun, wenn dem so war, dann hatte sie dafür jedenfalls ebenso gute Gründe wie Bohr. Schwerer wiegen die Vorwürfe im Falle Hahns: Wenn er gar nicht der trottelige Gockel war, für den ihn manche halten - und als den er sich ausgab -, dann sabotierte er vorsätzlich die Entwicklung des deutschen Atomwaffen-Programms. Dikigoros ist geneigt, das letztere zu glauben; aber er will das gleich relativieren (das ist gewissermaßen seine "Relativitäts-Theorie" :-): Was immer Hahn an Atomwaffen entwickelt hätte, wäre wahrscheinlich ebenso ungenutzt liegen geblieben wie viele andere geniale waffentechnische Erfindungen, die damals in Deutschland gemacht wurden, denn an der Spitze des Reiches stand ein Narr, der noch vom Weltfrieden träumte, als die Wogen des Weltkriegs schon über seinem Haupt zusammen schlugen, und der deshalb alle Forschungs- und Entwicklungs-Programme für neue Waffen erstmal als "zu teuer" abwürgte. (Wer sich für die Einzelheiten - vom Radar über das echte "Untersee-[nicht bloß Tauch-]Boot" bis zum Düsenjäger - interessiert, kann das hier nachlesen.) Als man sie dann doch in Angriff nahm, war es schon zu spät. Das machte die Technik-Feindlichkeit, die auch heute wieder herrscht und zum Niedergang der einstigen Wissenschafts- und Wirtschaftsmacht Deutschland geführt hat, da man viele geniale Erfindungen, die dort gemacht werden, von der friedlichen Nutzung der Kernenergie bis zur Gen-Technologie, verteufelt und ihre Anwendung sabotiert. Wieder stehen Narren an der Spitze des Staates, die nicht begreifen, daß andere weniger Skrupel haben, und daß Deutschland den Atomstrom und das Gen-food eines Tages, wenn es zu spät für eigene Entwicklungen geworden ist, zurück kaufen und teuer wird bezahlen müssen, vielleicht nicht mit einem verlorenen Krieg, aber womöglich mit einem noch höheren Preis.

Mit dieser Überlegung fällt es Dikigoros etwas leichter, über Werner Heisenberg zu schreiben, der zusammen mit Bohr die Quanten-Theorie entwickelte - wofür er 1932 den Fysik-Nobelpreis bekam - und 1940 den ersten brauchbaren Atomreaktor baute. Er war im Zweiten Weltkrieg das, was Einstein im Ersten Weltkrieg gewesen war: ein Obstrukteur. Er weigerte sich, für Deutschland die Atombombe zu bauen - vielleicht ohne zu wissen (oder glauben zu wollen), daß seine jüdischen Kollegen in den USA da keinerlei Skrupel hatten. Ein weiterer Unterschied war, daß Heisenberg meinte, niemand solle diese furchtbare Waffe haben, wärend die anderen meinten, daß sie jeder haben sollte (natürlich mit Ausnahme der bösen Nazi-Deutschen), um ein "Gleichgewicht des Schreckens" zu schaffen, das künftige Kriege verhinderte; deshalb verrieten sie die Baupläne der Atombombe an die Sowjet-Union, von wo sie weiter verbreitet wurden bis in mittlere und kleine Staaten, die sie sonst nie hätten entwickeln können, so daß wir heute am Rande nicht nur eines, sondern mehrerer Atomkriege stehen. Aber diese Leute meinte Brecht offenbar nicht, denn die standen ja auf der richtigen Seite - der Seite der ruhmreichen Sowjet-Union. Was bleibt also von seinen Vorwürfen? Eigentlich gar nichts: Niemand bastelte "neutral" an der Entwicklung der Atombombe herum, sondern erst waren es nur die braven Anti-Fascisten, dann die braven Pro-Kommunisten. (Wie schrieb Brecht selber einmal: "Die neue Zeit gibt ihre Waffen immer zuerst den Hyänen der alten" - "Die Tage der Commune", 13. Szene. Bitte entschuldigt, daß Dikigoros zu diesem Stück weiter nichts schreibt; die Tage der Kommune von 1871 sind - neben dem Sturm auf die Bastille von 1789 - die große historische Lebenslüge der heutigen Republique Française, und diese Lüge müssen die Franzosen eines Tages selber korrigieren - oder diejenigen, denen ihr Land in ein paar Generationen gehören wird, wenn sie es nicht tun und so weiter machen wie bisher; da kann ihnen kein Brecht helfen und kein Dikigoros.) Die Kernfysiker im Machtbereich des bösen Nazi-Reiches verweigerten ihre Mitarbeit und wurden im Krieg auch nicht dazu gezwungen - anders als nach dem Krieg, als sie in Gefangenschaft geraten waren und vor der Wahl standen, entweder zu überleben und mit den Siegern zu kollaborieren, d. h. Mittäter zu werden, oder aber zu den Millionen "other losses" hinzu zu kommen, die in den alliierten "Lagern" verreckten, d. h. Mitopfer zu werden. Aber vielleicht mußte man sie gar nicht zwingen, sondern sie hatten einfach erkannt, wieviel besser, gerechter und edler alliierte Atombomben waren als es deutsche Atombomben gewesen wären, und wieviel schöner, angenehmer und demokratischer es sich unter ihnen starb?

[Albert Einstein] [Otto Hahn] [Lise Meitner] [Werner Heisenberg]

Wie wir gesehen haben, bekam Brecht für seine Machwerke den "Stalin-Preis"; zuvor hatte er schon den "Nationalpreis der DDR" erhalten. Otto Hahn und Lise Meitner bekamen wenige Jahre nach Brechts Tod das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland - was nur logisch war, denn sie hatten ja zu deren Entstehen nicht unwesentlich beigetragen. Auch Werner Heisenberg bekam es, etwas später zwar, aber dafür hatte er auch noch den "Pour le Mérite" bekommen - was weniger logisch war, denn das war ja eigentlich ein preußischer Orden, und Preußen gab es nicht mehr - wozu, wie einige (die vergessen oder verdrängt haben, daß schon Arturo Ui anno 1934 die Länder aufgelöst, pardon "gleichgeschaltet" hatte) meinen, Heisenberg nicht unwesentlich beigetragen hatte. Wie dem auch sei, bis auf Einstein haben sie den verhinderten Faustkämpfer Brecht - der eben doch nicht das Herz eines Boxers, sondern nur das Hirn eines Boxers hatte, und dazu das Herz (und die Lunge und die Leber und die Nieren :-) eines Rauchers und Säufers - und seine Kritik überlebt.

À propos überleben: Dikigoros fragt ja immer, was vom Ruhm gewisser Personen überlebt, und was sie uns heute noch sagen. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts haben in einigen Ländern - angefangen bei England - Umfragen stattgefunden nach den vermeintlich größten Söhnen (und/oder Töchtern :-) ihrer Geschichte; und was dabei an z.T. abstrusen Merkwürdigkeiten heraus gekommen ist referiert er von Zeit zu Zeit an anderer Stelle. Hier will er nur kurz das - nicht minder kuriose - Ergebnis erwähnen, das ein ähnlicher Versuch in der Stadt Augsburg gezeitigt hat: Dessen drei größte Persönlichkeiten sind danach Jakob Fugger - der Urvater des neuzeitlichen Kapitalismus -, Helmut Haller - ein Fußballer aus den 1960er Jahren - und... Bert Brecht, der verhinderte Preisboxer und schärfste Kritiker des Kapitalismus auf den Theater-Bühnen des 20. Jahrhunderts.

[Brechts Grabstein]
"Ich benötige keinen Grabstein, aber
Wenn Ihr einen für mich benötigt
Wünschte ich, es stünde darauf:
Er hat Vorschläge gemacht. Wir
Haben sie angenommen.
Durch eine solche Inschrift wären
Wir alle geehrt."
(B.B.)
* * * * *
Ein Glück, daß man dem
Nicht gefolgt ist. (N.D.)

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