HOLOCAUST-VERGLEICH

Katholische Laien sehen Papst-Aussage kritisch

Bonn, 24. Februar · kna · Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Hans Joachim Meyer, hat die Frage aufgeworfen, ob Vergleiche zwischen Holocaust und Abtreibung sinnvoll seien. Meyer äußerte sich zur Kritik von jüdischer Seite an Aussagen im neuen Papst-Buch zu Holocaust und Abtreibung. "Es ist eine Sache, auf das geschichtliche Versagen von Demokratien hinzuweisen und deren heutige Verantwortung einzuklagen", sagte Meyer am Donnerstag. Es sei "eine andere Sache, die Verzweiflungstat von Frauen mit Mord gleichzusetzen". Unabhängig von dieser Unterscheidung trete die katholische Kirche für den unbedingten Lebensschutz ein.

Es sei aber "unvermeidlich", dass die Shoa als "Urerfahrung menschlichen Leids und menschlichen Schreckens" zu anderen geschichtlichen Ereignissen in Beziehung gesetzt werde, sagte Meyer. Dadurch werde sie als singuläres Ereignis der Menschheitsgeschichte keinesfalls verharmlost. Meyer nannte eine polarisierende Debatte schädlich für die christlich-jüdischen Beziehungen. Kontroverse Fragen seien im vertrauensvollen Dialog zu klären. Am heutigen Freitag kommen der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, zu einem Gespräch zusammen.

Beck verteidigt seine Vorwürfe

Der Grünen-Politiker Volker Beck erneuerte am Donnerstag seine Kritik an den Papst-Aussagen über Abtreibung und gleichgeschlechtliche Partnerschaften, ohne aber seinen Vorwurf der "Volksverhetzung" zu wiederholen. Der Parlamentarische Geschäftsführer sagte in Berlin: "Wer so polarisiert, darf sich nicht über scharfe Reaktionen wundern." In seinem jüngsten Buch kritisiert der Papst Bestrebungen des Europäischen Parlaments, homosexuelle Verbindungen als alternative Form der Familie anzuerkennen. Er äußert die Vermutung, "ob nicht hier - vielleicht heimtückischer und verhohlener - wieder eine neue Ideologie des Bösen am Werk ist, die versucht, gegen den Menschen und gegen die Familie sogar die Menschenrechte auszunutzen". Dies hatte Beck "Volksverhetzung" genannt.