SEIN  LETZTES  KOMMANDO

"You furnish the pictures, I'll furnish the war"*
"TO CHANGE OUR COUNTRY'S STORY"**
"You can take glory with you when it is time for you to go"***
*Sie besorgen die Bilder, ich besorge den Krieg **die Geschichte unseres Landes zu ändern
***Du kannst den Ruhm mit Dir ins Grab nehmen, wenn Deine Zeit kommt um zu geh'n!

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Errol Flynn als "General" George Armstrong Custer

RAOUL WALSH: THEY DIED WITH THEIR BOOTS ON* (1941)
*Sie starben in ihren Stiefeln (will meinen: auf dem Schlachtfeld)

[Filmplakat: They Died with Their Boots On]

EIN KAPITEL AUS DIKIGOROS' WEBSEITE
DIE [UN]SCHÖNE WELT DER ILLUSIONEN

(von Filmen, Schauspielern und ihren [Vor-]Bildern)

In Kriegen werden immer gerne Propagandafilme gedreht. Wenn die Zuschauer später auf der Seite der Sieger stehen, sind sie wertvolle Dokumente des Patriotismus und werden mit Oscars belohnt; wenn die Zuschauer später auf der Seite der Verlierer stehen, sind es "Durchhaltefilme", und Regisseure und Schauspieler werden mit langjährigen Gefängnisstrafen und lebenslangen Berufsverboten belegt - so ist das nun mal. Dabei sind die meisten "Kriegspropagandafilme" dieses Aufhebens gar nicht wert, denn sie bewirken eh nichts. In den meisten Fällen, weil sie ohnehin zu spät kommen: Wenn der Krieg erstmal im Gange ist, können Kinofilme nur noch der Zerstreuung und Ablenkung der leidgeplagten Bevölkerung für ein paar Stunden dienen - und dafür täte es auch ein schöner Liebesfilm oder eine nette Komödie. Dennoch haben vor allem die USA im Zweiten Weltkrieg Dutzende solcher wertlosen Propaganda-Streifen gedreht, von "Warum wir kämpfen" bis zur "Schlacht von San Pietro". (Und nicht erst im Zweiten Weltkrieg; schon im Krieg gegen Spanien 1898 brachten sie die ersten Machwerke dieser Art in die Kinos, wie "Das Wrack des Schlachtschiffs Maine", "Die Schlacht vom Sankt-Johannes-Hügel" und "Die Attacke der Rauhen Reiter" - allesamt, als der Krieg längst entschieden war. Vergeblich hatte der Zeitungs-Magnat Randolph Hearst den berühmten Frederic Remington nach Kuba geschickt mit dem Auftrag aus der zweiten Zeile der Überschrift - erst kam der Krieg, dann wurden die Filme nachgeliefert. Die Einzelheiten tun hier nichts zur Sache; wer sie unbedingt nachlesen will, kann das an anderer Stelle tun.)

Viel wichtiger sind aber solche Filme, die ein noch schwankendes Publikum von der Notwendigkeit überzeugen, einen Krieg zu beginnen, oder aber davon, einen bereits heimlich geführten offen zu erklären. In einer solchen Lage befanden sich die USA im Jahre 1941: Der Lügen-Baron, pardon -Präsident Roosevelt hatte im Jahre zuvor einen überwältigenden (Wieder-)Wahlsieg mit dem Versprechen errungen, Amerika aus dem Zweiten Weltkrieg heraus zu halten. Tatsächlich lieferten die offiziell "neutralen" USA schon längst Kriegsmaterial an die West-Alliierten. (Das Rüstungs-Programm war bereits in den 30er Jahren angelaufen, um endlich die Millionen Arbeitslosen von der Straße zu bekommen, nachdem der "New Deal" - eine Art sozialistischer Fünfjahresplan - kläglich gescheitert war, außer in den Geschichts- und Märchen-Büchern einiger bestochener oder geisteskranker Schreiberlinge.) Und längst hatte Roosevelt der US-Kriegsmarine den Befehl erteilt, deutsche Schiffe ohne Vorwarnung anzugreifen (was sie auch taten, noch ohne daß die Deutschen es wagten, in Notwehr zurück zu schlagen). Nun mußte er seinem (?) Volk allmählich eine Rechtfertigung dafür bieten, am besten durch die Hintertür, mit einem schönen Film und schönen Schauspielern, den sich auch die Frauen als wichtige Meinungsträger innerhalb der - damals noch weitgehend intakten - Familien ansehen konnten, nicht so plump-direkt wie Kriegsfilme sonst waren, die riefen nur Typen auf den Plan wie den Senator von Montana, Burton Wheeler, der behauptete, Hollywood führe eine "wüste Propaganda-Kampagne mit dem Ziel, das amerikanische Volk so weit aufzustacheln, daß es sich in diesen Krieg hinein ziehen läßt", oder wie den unpatriotischen Regisseur Orson Welles, der just in diesem psychologisch schwierigen Zeitpunkt einen Film mit dem Titel "Citizen Kane [Bürger Kane]" zu drehen wagte, der kaum verhüllt aufzeigte, wie der Pressemagnat Randolph Hearst anno 1898 versucht hatte, die USA unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in einen Krieg gegen Spanien zu hetzen - die Parallele war nur zu deutlich, und "Citizen Kane" wurde nach wenigen Aufführungen erst einmal verboten (bis Kriegsende); ebenso "The Grapes of Wrath [Die Früchte des Zorns]", jener defätistische Streifen, den John Ford nach dem gleichnamigen Roman von John Steinbeck gedreht hatte, der schonungslos aufzeigte, wie hoffnungslos die U.S.A. vor dem Zweiten Weltkrieg abgewirtschaftet hatten. Das Buch des Juden Steinbeck wurde in einigen U.S.-Bundesstaaten verbrannt, in allen anderen verboten, und die Verfilmung mußte umgedreht werden zu einer verlogenen Lobeshymne auf Roosevelts "New Deal". (John Ford wurde für diese Geschichts-Klitterung zum Admiral h.c. ernannt, was ihn nicht daran hinderte, späte Rache zu nehmen: 1961 drehte er - auf eigene Kosten, denn es fand sich kein anderer Produzent - "The Man Who Shot Liberty Valance", einen Film mit James Stewart, John Wayne und Lee Marvin, der die Ersetzung der historischen Wahrheit durch den Mythos zum Thema hat, mit dem berühmt-berüchtigten Satz des Redakteurs: "Wenn die Legende zur Wirklichkeit geworden ist, dann druckt die Legende!") Nein, ein Gleichnis sollte es sein, eine Parabel, ganz subtil und unauffällig. Es gelang, und zwar so gut, daß selbst in Otto Friedrichs fast tausendseitigem Schinken über die Geschichte Hollywoods und seiner Filme in den Jahren 1939-1950, "City of Nets [Stadt der Netze - oder der Netto-Einkünfte, das Wortspiel läßt sich im Deutschen nicht einfangen, dafür ist das deutsche Sprach-Netz einfach zu weitmaschig] weder "They Died With Their Boots On" noch der Regisseur Raoul Walsh auch nur mit einem Wort erwähnt werden!

[US-Filmplakat: They died with their boots on] [belgisches Filmplakat: La charge fantastique - de fantastische sturmloop] [deutsches Filmplakat: Sein letztes Kommando] [VHS-Cover]

Der Plot ist der längste auf dieser "Reise durch die Vergangenheit"; aber Dikigoros kann ihn seinen Lesern nicht ersparen - er ist so perfekt, daß man praktisch nichts auslassen kann, ohne den Gesamteindruck zu zerstören. Außerdem will er denjenigen seiner Leser, die nur die - von zweieinhalb auf anderthalb Stunden gekürzte - deutsche Version des Films kennen, den vollständigen Inhalt nicht vorenthalten. Man nehme: Ein historisches Ereignis, das allen noch gut (aber nicht zu gut!) in Erinnerung ist, einen gut aussehenden "Helden" (der Australier Errol Flynn stand damals im Zenith seiner Karriere), eine hübsche Heldin (für Olivia de Havilland galt das gleiche), viel Dramatik, viel Action, ein persönlich tragisches Schicksal und ein Happy-end fürs Vaterland. Vorhang auf, Film ab, die Propaganda-Maschine läuft: 1857. George Armstrong Custer aus Michigan, ein schnittiger junger Kadett, kommt an die Offiziers-Akademie West Point mit dem erklärten Ziel, dereinst als Kavallerie-General Ruhm zu ernten. ("Glory" wird zur zentralen Vokabel des Films, auf die wir noch etwas ausführlicher zurück kommen werden.) Daran versuchen ihn vor allem zwei Bösewichter zu hindern: der blonde, blauäugige Mit-Kadett Ned Sharp ("Scharf") - ein typischer Deutscher -, und der kleine, dunkelhaarige Major Romulus Taipe - ein typischer Italiener mit geradezu fascistisch-pingeliger Ordnungsliebe. (Beide Figuren sind nicht historisch, sondern von den Filmemachern meisterlich erfunden.) Zum Glück hält Oberst Sheridan, der Leiter der Militär-Akademie, seine schützende Hand über Custer; und als 1861 der Sezessionskrieg ausbricht, verschafft er ihm, obwohl er der schlechteste Kadett aller Zeiten ist (das ist historisch - bis auf eine einzige Ausnahme, auf die wir später zurück kommen werden) sein Leutnants-Patent und schickt ihn nach Washington, ins Hauptquartier der Nordstaaten. Darüber verpaßt Custer ein Rendez-vous mit Libbie, der Tochter des reichen Friedensrichters Bacon aus Michigan (die er zufällig in West Point kennen gelernt hatte, als sie dort ihren Patenonkel Sheridan besuchte), und das für nichts und wieder nichts, denn Romulus, inzwischen General und für die Vergabe von Planstellen zuständig, läßt Custer im Wartestand versauern und will ihn allenfalls als Ausbilder für Infanterie-Rekruten abstellen. Doch eines Tages lernt Custer beim Mittagessen den Oberbefehlshaber der Unionstruppen, den gutmütigen alten General Winfield Scott, kennen und überredet ihn, ihn einer Kavallerie-Einheit zuzuweisen.

Nun hat Custer Oberwasser und überwindet alle Hindernisse, die sich ihm in den Weg zum Ruhm stellen: Als Romulus seinen Abmarsch mit der Behauptung zu sabotieren versucht, es sei kein Pferd mehr vorhanden, klaut Custer ihm einfach seines. Und als ihn Scharf - inzwischen Hauptmann und sein Schwadron-Führer - in der Schlacht von Bull Run hindern will, eine Brücke zu halten, da er Befehl zum Rückzug habe, schlägt Custer ihn kurzerhand vom Pferd, übernimmt selber das Kommando und hält die Brücke. Dabei wird er verwundet und landet im Lazarett. Der geneigte Leser kennt sicher den Satz: "Es ist so schön, Soldat zu sein..." Aber er kennt sicher noch nicht den: "Es ist so schön, verwundet mit einer Kugel in der Schulter im Lazarett zu liegen." Er wird auch nicht direkt ausgesprochen, aber er drängt sich dem Zuschauer förmlich auf: Gleich vier Krankenschwestern kümmern sich so rührend um "ihren" Leutnant (der natürlich ein schönes, großes Einzelzimmer hat), daß es dem schon fast zuviel wird. Sheridan - inzwischen General - kommt persönlich vorbei, um ihm einen Orden an die Heldenbrust zu heften; und Custer kommentiert das mit den Worten: "Das bringt meine Bilanz (!) wieder ins Lot - eine Unze Blei in der rechten Schulter, und eine Unze Silber auf der linken." Dann beklagt er sich, daß er von den Schwestern viel zu sehr gepampert werde, und Sheridan antwortet leutselig: "Nun, mein Junge, das sind halt die Schrecken des Krieges!" Ja, liebe Leser, wenn das die Schrecken des Krieges sind - wer würde da nicht gerne Soldat und verwundet werden?! Die Wirklichkeit sah leider meist ganz anders aus - wenn Ihr noch Väter oder Großväter habt, die dieses "schöne" Erlebnis hatten und überlebt haben, laßt es Euch bei Gelegenheit mal erzählen...


Feldlazarette im Sezessionskrieg: Spielfilm (links) und Wirklichkeit (rechts)

Der noch nicht ganz genesene Custer bekommt Heimaturlaub, den er nutzt, um Libbie aufzusuchen - Sheridan hat ihm auf Wunsch ein Empfehlungs-Schreiben an ihren Vater mitgegeben. Zuvor sucht er jedoch eine Kneipe auf, und gerade als er zusammen mit einer Zufallsbekanntschaft, dem britischen Leutnant Butler (der ein greuliches Cockney-Englisch spricht, das in der deutschen Fassung leider verloren geht), das Lied von "Garry Owen" grölt, kommt Judge Bacon vorbei, dem der Laden gehört, um die Pacht zu kassieren, und bei der Gelegenheit geraten sie unbekannterweise tüchtig aneinander. Als Judge Bacon den ungehobelten Leutnant Custer bei sich zuhause antrifft, wie er seinem unschuldigen Töchterchen den Hof macht, bekommt er einen mittleren Tobsuchtsanfall und wirft ihn, nachdem er Sheridan's Empfehlungs-Schreiben ungelesen zerrissen hat, hochkantig hinaus, sehr zu Libbie's Entsetzen, die sich doch so viel Mühe gegeben und so viele Opfer auf sich genommen hatten, um ihn wieder herbei zu zaubern: Erst hat sie viermal täglich Tee getrunken, um sich von ihrer schwarzen Haushälterin Kelly die Zukunft aus der Teetasse lesen zu lassen, und die hat ihr die Ankunft Custers denn auch richtig profezeit. [Merkwürdig, nicht wahr, liebe Leser, daß auch der Norden seine "house niggers" hatte, die zu befreien er angeblich den Krieg gegen die Südstaaten führte. Doch so war es tatsächlich; denn Lincoln hatte lediglich die Sklaven in den Südstaaten für "befreit" erklärt, nicht etwa auch die in den Nordstaaten. Dabei hätten es die letzteren viel nötiger gehabt: Im Süden wurden die Negersklaven mit Nachsicht behandelt, etwa wie unmündige Kinder oder wie Haustiere, denen man nicht wirklich böse war, auch wenn man sie bisweilen züchtigte - man verlangte ihnen keine vernünftige Handlungen ab, wie echten Menschen (wie "vernünftig die Handlungen der weißen Amerikaner auch immer gewesen sein mögen :-). Gleichwohl waren sie als nützliche Glieder der Gesellschaft anerkannt; die Weißen hatten keine Bedenken, ihnen ihre Kinder anzuvertrauen - kaum eine Amerikanerin der Oberschicht säugte ihre Kinder selber, dafür gab es doch die schwarze Nanny -, und wie Libbie vertrauen sie ihnen bisweilen auch ihren gesamten Haushalt an - kein Südstaatler wäre auf die Idee gekommen, daß ein privilegierter Hausneger dieses Vertrauen etwa mißbrauchen könnte. Im Norden dagegen waren - und sind - die Neger der letzte Dreck, gerade gut genug, um ausgebeutet zu werden. Man gab ihnen "gleiche Rechte", wenn sie gleich qualifiziert waren wie die Weißen - aber das waren sie eben nicht. Pech gehabt. (Ein Jahrhundert später sollte man versuchen, das mit "Equal opportunity", "Affirmative action" und anderem Schmu zu korrigieren, ihnen vermeintlich ehrenvolle Bezeichnungen zuzulegen, wie "farbige Mitbürger" oder "Afro-Amerikaner" - aber die Resultate waren nicht besser, sondern eher noch schlimmer.) Für die Schwarzen war der Ausgang des Sezessionskrieges eine Katastrofe.] Dann hat sie auch noch die von ihr so gehaßten rohen Zwiebeln mit ihm gegessen, um ihm zu imponieren. (Das ist wahre Liebe, liebe Leserinnen! Dikigoros ist auch ein großer Freund von Zwiebeln, Knoblauch, Pfefferschoten, Ingwer und anderen Leckereien, die er bevorzugt roh genießt; seine Frau dagegen verabscheut all das selbst in gekochtem Zustand und brennt jedesmal ein Feuerwerk an Gegenmitteln ab, an denen der marode Duftkerzenladen um die Ecke sich allmonatlich sanieren kann :-) Und das soll nun alles umsonst sein?

Nein, Custer und Libbie treffen sich - mit Kelly's Hilfe - nachts heimlich auf der Veranda und verloben sich auch ohne väterlichen Segen unter vier Augen. Heiraten will Custer allerdings erst, wenn er es bis zum General gebracht hat. Als Libbie sagt: "Aber Leutnant..." meint er nur: "Oh, es ist heutzutage ganz leicht, General zu werden; und dann wird dieser alte Giftzwerg, pardon, dein netter alter Herr, am Bahnsteig stehen, mit dem Hut in der Hand, und auf mich warten, und er wird stolz auf mich sein." (Und sie ist das Verständnis in Person: "Ein Zug wartet nicht, aber eine Frau schon", wird zum geflügelten Wort. Weitere mehr oder minder berühmt gewordene Zitate aus dem Film finden interessierte Leser hier zusammen getragen.) Da ahnt Custer noch nicht, wie leicht und schnell er tatsächlich General wird: Romulus versucht immer noch, das Pferd zurück zu bekommen, das Custer ihm einst geklaut hat, und will gerade einem Korporal einen geharnischten Brief an den unbotmäßigen Leutnant diktieren. Doch kaum ist die Adresse geschrieben, kommen schlechte Nachrichten: Lee steht vor Gettysburg, und der Kommandeur der Michigan-Brigade ist gerade gefallen. Nun gibt es wichtigeres als das Pferd. Scott weist Romulus an, sofort einen neuen Brigade-General zu ernennen und ein entsprechendes Blanko-Schreiben aufzusetzen - den Adressaten wird man später einfügen. Der Zuschauer ahnt schon, was kommt: Durch ein Versehen wird das Ernennungsschreiben mit Custers Adresse versehen, der nicht schlecht staunt, als ihn seine Kameraden plötzlich mit "General" anreden. "Soll das ein Witz sein?" fragt er, "dem nächsten, der mich hier verarschen will, poliere ich die Fresse." Das ist - natürlich - wieder mal Hauptmann Scharf; aber ein Kamerad rettet ihn mit dem geflügelten Wort: "In Befehlen gibt es keine Witze. Und ich habe hier einen Befehl an General George Armstrong Custer, sofort das Kommando der Michigan-Brigade zu übernehmen." - "Wenn ich Sie wäre, würde ich erstmal um Bestätigung bitten," sagt Scharf, "die machen doch keinen Rotarsch ("Shavetail" - Army-Slang für frisch gebackene West-Point-Absolventen) zum General!" - "Ich bin aber nicht Sie" antwortet Custer, "wenn die einen General Custer wollen, sollen sie ihn haben."

Er läßt sich schnell eine Fantasie-Uniform von einem zufällig gerade anwesenden Schneider machen, dann übernimmt er die Michigan-Brigade, führt sie entgegen allen Befehlen bei Hannover gegen die Flanke des Feindes, verheizt dabei drei seiner vier Regimenter, erringt mit dem letzten einen glorreichen Sieg und rettet so den Nordstaaten die Schlacht von Gettysburg. Er selber immer vorne weg in der ersten Reihe, den Ruf "Reitet, Ihr Vielfraße!" auf den Lippen. (Der Vielfraß - "wolverine" - ist das Wappentier Michigans. Da die meisten Deutschen das nicht wissen, heißt es in der deutschen Fassung nur "Reitet, Männer!") Auf die Frage eines Korporals, wo er sein Hauptquartier aufzuschlagen gedenke, antwortet Custer: "An der Spitze der angreifenden Regimenter." Als die Nachricht davon nach Washington dringt, wo Romulus gerade den Befehl ausfertigen will, der ihn wieder zum Leutnant degradiert, fährt ihm Scott in die Parade: Custer bleibt General, und er schlägt (und gewinnt) danach noch ein Dutzend weiterer glorreicher Schlachten (die nur als Zeitungs-Schlagzeilen abgehandelt werden), bis die Südstaaten kapitulieren. Custer fährt nach Hause, wo eine große Menschenmenge am Bahnsteig steht und auf ihn wartet, allen voran Richter Bacon, mit dem Hut in der Hand, der ihn als großen Volks- und Kriegshelden empfängt und mit den Worten begrüßt: "Wir sind stolz auf Sie, der Sie unserer Heimatstadt Glory gebracht haben..." Noch am selben Tag heiraten Custer und Libbie (mit General Sheridan und Leutnant Butler als Trauzeugen), und alles ist Friede, Freude, Eierkuchen.


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