Ferdinand von Duminique

 

1. Ferdinand von Duminique - familiäre Herkunft und Lebenslauf

Ferdinand von Duminique entstammte einer Familie, die im 18. Jahrhundert in Süddeutschland ansässig war. Der Nachname weist auf französische oder luxemburgische Vorfahren hin. Sein Großvater Jakob Ferdinand von Duminique war kaiserlicher Rittmeister und wurde 1714 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Er war von 1706 bis zu seinem Tod 1716 Kommandant des oberen Schlosses zu Freiburg. 1705 heiratete er Franziska Anastasia Willig. Durch diese Heirat erwarb die Familie Duminique im Jahre 1719 die Herrschaft Heimbach.

Joseph Ferdinand Eusebius von Duminique, der Vater Ferdinands, wurde am 15.12.1705 in Heimbach geboren. Er studierte an der Universität Freiburg. Seit 1736 war er vorderösterreichischer Kammerrat, seit 1745 Wirklicher Geheimer Rat und Regierungspräsident des Fürstbischofs von Basel zu Pruntut, gleichzeitig Regimentsrat zu Freiburg. 1736 wurde er in die breisgauische Ritterschaft aufgenommen. Er war mit Maria Theresia von Goll, der Tochter des vorderösterreichischen Regimentsrats Graf Procop Gervas von Goll, Herr zu Wisewitz und Fischamend, verheiratet. Joseph Ferdinand starb am 08.05.1748.

Der älteste Sohn des Ehepaares hieß Maximilian Kaspar von Duminique. Er wurde 1739 geboren und studierte in Pont à Mousson und in Freiburg. Er schlug die militärische Laufbahn ein und stand von 1757 - 1764 und 1778 - 1783 im Dienst des Königs von Frankreich, von 1764 - 1778 und ab 1783 war er für den Herzog von Parma tätig. Maximilian war zunächst Leutnant im Infanterieregiment Bouillon, später wurde er zum Oberst befördert. Er war Herr der Grafschaft Millon und der Herrschaften St. Anna, St. Julien, Brin und Heimbach. 1776 wurde er in den französischen Orden der Ludwigsritter aufgenommen. Er starb am 22.11.1804.

Sein Bruder Ferdinand wurde im Juli 1742 in Fischamend in Niederösterreich geboren. Dieser Markt gehörte zum mütterlichen Erbe und wurde von dieser im Dezember 1755 an den Grafen Bathyani verkauft. Die finanzielle Situation der Familie war wahrscheinlich nach dem frühen Tod des Vaters nicht besonders gut. 1757 trat Ferdinand als Kammerjunker in den Dienst des Markgrafen von Baden-Baden. Dieser ermöglichte ihm ein Studium der Rechtswissenschaften in Freiburg in den Jahren 1762/63. Nach Abschluss seiner Ausbildung wurde Duminique adliger Hof- und Regierungsrat des Markgrafen von Baden-Baden und führte die Oberaufsicht über das Archiv zu Rastatt. 1766 heiratete er Karoline Magdalene Johanna Freiin von Geismar. Sie war die Hofdame der Prinzessin Elisabeth von Baden-Baden und die Tochter des Geheimen Rates und baden-badischen Regierungspräsidenten Franz Lothar Johann von Geismar. Dieser förderte zunächst die Karriere seines Schwiegersohns. Anfang 1771 war er aber wahnsinnig geworden und stellte so eher eine Belastung dar. Nach dem Aussterben der baden-badischen Linie des markgräflichen Hauses 1771 fiel das Land an den Markgrafen von Baden-Durlach.

Duminique wurde zwar in die Regierung Gesamtbadens übernommen, aber da sein Einkommen geringer als früher ausfiel, entschloss er sich 1772 in den Dienst des Fürstbischofs zu Speyer als adliger Geheimer Rat und Hofkavalier zu treten.

1775 suchte er um seine Entlassung nach und wechselte in den Dienst des Kurfürsten von Trier. Er war dort zunächst als kurfürstlicher Kämmerer und adliger Hof- und Regierungsrat beschäftigt. 1777 wurde er zum Oberstallmeister befördert. 1782 ernannte ihn Clemens Wenzeslaus zum Staats- und Konferenzminister und er entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einen wichtigen und treuen Mitarbeiter des Kurfürsten. Er blieb bis zu seinem Tod am 14.03.1803 in Wien in der Umgebung des Kurfürsten. Er floh mit diesem gemeinsam aus dem Kurfürstentum ins Exil nach Augsburg. 1799 wurde er als Gesandter des Kurfürsten nach Wien geschickt, wo er starb.

2. Ferdinand von Duminique als Staats- und Konferenzminister des Kurfürsten Clemens Wenzeslaus von Sachsen

Ferdinand von Duminique bemühte sich in den ersten Regierungsjahren um den Abschluss eines Handelsvertrages mit Frankreichs. Es ging dabei vor allem um eine Förderung des Handels und der Wirtschaft im Kurfürstentum. Um dies zu erreichen, sollten Hindernisse für die Mosel- und Saarschiffahrt beseitigt, Traverszölle aufgehoben und Wegebauprojekte verwirklicht werden. Außerdem sollte Frankreich seine Schulden aus dem siebenjährigen Krieg bezahlen. Obwohl ein Vorschlag über einen Handelsvertrag ausgearbeitet wurde, kam es zu keinem Vertragsabschluss. Dementsprechend enttäuscht zeigte sich Duminique in einer Denkschrift aus dem Jahre 1790, besonders da der Kurfürst für die Kommissionen und Geschenke an die französischen Gesandten schon eine größere Summe aufgebracht hatte.

Zur Förderung des Handels und der Wirtschaft sollte auch der Erlass des Toleranzediktes 1784 beitragen. Wirtschaftlich potenten Protestanten wurde der Zuzug gestattet. Die Richtlinien für die Gewährung der Toleranz hatte Duminique selbst ausgearbeitet. Die Protestanten wurden demnach zwar die bürgerlichen Freiheiten und die Religionsfreiheit zugestanden, sie durften aber nicht das Bürgerrecht erwerben. Die öffentliche Abhaltung ihrer Gottesdienste war ihnen untersagt. Da das Toleranzedikt nicht die gewünschten Auswirkungen zeigte, wurde 1787 beschlossen, eine gezielte Werbekampagne in der Republik Holland, die zu diesem Zeitpunkt unter Unruhen litt, zu starten. Duminique ließ eine längere Notiz anfertigen, die Ehrenbreitstein, wo sich die Holländer bevorzugt ansiedeln sollten, beschrieb und das Toleranzsystem im Kurfürstentum vorstellte. Mehrere holländische Zeitungen druckten diese Notiz ab, aber es kam zu keiner größeren Einwanderung nach Kurtrier.

Im Streit um die Emser Punktation von 1786 und die Errichtung der Nuntiatur in München nahm Duminique eine abwartende Position ein. In der Emser Punktation wurde in 22 Artikeln ein kirchliches Reformprogramm und eine Kampfansage gegen die Nuntiaturen in Deutschland formuliert. Duminique war an der Vorbereitung des Emser Kongresses beteiligt und hielt während diesem den brieflichen Kontakt mit dem Trierer Vertreter Josef Ludwig Beck aufrecht. Duminique vertrat dabei die Auffassung, dass man den Streit mit Rom nicht auf die Spitze treiben dürfe und daher den Bestand der Kölner Nuntiatur anerkennen müsse. Clemens Wenzeslaus zog sich schon bald von dem Emser Programm zurück, da es scharfen Widerstand von Seiten der anderen Bischöfe und aus Rom gab.

Clemens Wenzeslaus, der in den ersten zwanzig Jahren seiner Regierung den Zielen und Methoden der Aufklärung durchaus zugeneigt war, wie auch die Wahl seiner Mitarbeiter bestätigte, entwickelte sich nach Ausbruch der Französischen Revolution zu einem Gegner derselben. Clemens Wenzeslaus und Duminique sahen nun in der Aufklärung einen Wegbereiter der Französischen Revolution. Als Reaktion darauf wurden eine Reihe von Reformmaßnahmen wieder zurückgenommen, zum Beispiel wurde die Normalschule aufgelöst und das Toleranzedikt eingeschränkt. Das wichtigste Ziel für den Kurfürsten war nun die Rettung seiner eigenen Position. Man war der Meinung, dass das Volk durch den verbesserten Unterricht zu klug, zu nachdenkend geworden sei, so dass sein Gefühl so geschärft sei, um die Gebrechen der Regierung und die Fehler der Obrigkeit zu leicht zu bemerken und daher keinen blinden Gehorsam mehr leiste.

Im Oktober 1789 kam es zu Unruhen in der Stadt Trier, gegen die Duminique rigoros vorging. Er suchte die Unterstützung des Königs von Preußen und besorgte ein Mandat beim Reichskammergericht gegen die aufrührerische Bürgerschaft der Stadt. Dank dieses Mandats konnten die Unruhen zunächst beendet werden.

Ab 1790 zog eine größere Zahl von französischen Emigranten in das Kurfürstentum und besonders auch in die Residenzstadt Koblenz. Im Juni 1791 erreichte der Bruder des französischen Königs, der Graf von Artois, Koblenz. Die Emigranten wurden zunächst von Clemens Wenzeslaus, der verwandtschaftliche Beziehungen zum französischen Königshaus hatte, und Duminique sehr freundlich und zuvorkommend aufgenommen. Da ihre Zahl aber ständig am Wachsen war und die Gefahr eines französischen Einfalls wegen ihrer Anwesenheit und ihren Truppenübungen stieg, kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den Landständen und der kurfürstlichen Regierung. Diese verlangten die Neutralität des Kurfürstentums und stellten in zahlreichen Eingaben Forderungen auf, wie mit den Emigranten zu verfahren sei. Die Regierung versuchte seit Mitte 1791 die Zahl der Emigranten zu verringern und erließ am 03.01.1792 eine Vorschrift, wie die Emigranten zu behandeln seien und wie diese sich zu benehmen hätten. Diese Vorschrift wurde a aber nicht eingehalten, wie die Landstände beklagten.

In den Auseinandersetzungen mit den Landständen wurde Duminique von ihnen oft persönlich angegriffen. Ihm wurde der Vorwurf der Parteilichkeit und der Bevorzugung der Emigranten gemacht. Da Duminique nicht aus dem Kurfürstentum stammte, wurde ihm abgesprochen, genügend Liebe und Verständnis für die politischen und sozialen Zustände des Landes aufzubringen. Er habe durch sein Verhalten betreffend der Aufnahme der Emigranten und der Einhaltung der Neutralitätsbestimmungen das Land der Gefahr ausgesetzt, Opfer der französischen Nationalrache zu werden. Es habe auch den Anschein, als ob Duminique selbst an der Gegenrevolution interessiert sei, weil er oder seine Familie Besitzungen in Frankreich habe.

Aus diesen Gründen forderten die Landstände die Entlassung des Konferenzministers. Clemens Wenzeslaus wehrte sich in seiner Antwort gegen die Vorwürfe der Landstände. Duminique stehe im Ruf der Integrität, für seine Beleidigung behalte sich der Kurfürst weitere Schritte vor.

Duminique stand in den Jahren ab 1791 in ständigem Kontakt mit dem preußischen und österreichischen Hof, um von dort Hilfe gegen Frankreich zu erhalten. Er reiste nach dem Tod Leopolds II. persönlich im März 1792 nach Wien, um dem Land die Unterstützung des neuen Kaisers Franz II. zu sichern. Nach Ausbruch des Krieges floh Clemens Wenzeslaus am 21.10.1792 das erste Mal in sein Bistum Augsburg. Duminique begleitete ihn. 1973 kehrte der Kurfürst noch einmal in sein Land zurück, um am 05.10.1794 endgültig nach Augsburg zu emigrieren. In den folgenden Jahren wurde je nach Kriegsverlauf mit einer Rückkehr gerechnet. Duminique versuchte in Verhandlungen die Position des Kurfürsten zu vertreten. Ab 1798 schwand die Hoffnung zusehends. Duminique blieb im Dienst des Kurfürsten bis zu seinem Tod im Jahre 1803.

Ferdinand von Duminique entstammte einer im Breisgau ansässigen adligen Familie, die nach dem frühen Tod des Vaters in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Er trat deshalb schon früh in den Dienst des Markgrafen von Baden-Baden, der ihm eine standesgemäße Ausbildung ermöglichte. Diese befähigte ihn dazu, später am Hof des Kurfürsten von Trier eine entscheidende Rolle zu spielen. Die Duminiques hatten starke Beziehungen nach Frankreich und Vorderösterreich. Ein Bruder von Ferdinand stand im Dienst der französischen Armee und besaß Grundbesitz in Frankreich.

Duminique kam als Landesfremder an den Hof des Kurfürsten Clemens Wenzeslaus von Sachsen. Es gelang ihm schnell, dass Vertrauen des Kurfürsten zu erwerben. Dieser ernannte ihn nach siebenjährigem Dienst zum Staats- und Konferenzminister. Er war stets ein loyaler Mitarbeiter, erregte aber auch das Misstrauen anderer politischer Körper des Kurfürstentums. Ihm wurde der Vorwurf gemacht, unter fremdem Einfluss zu stehen und von den französischen Emigranten in seiner Meinung abhängig zu sein. Besonders die Landstände hegten starke Vorbehalte gegen ihn, die sie auch öffentlich ausdrückten. Trotzdem war seine Stellung so gefestigt, dass es zu keinem Sturz kam. Clemens Wenzeslaus baute in den schwierigen Zeiten nach Ausbruch der Französischen Revolution auf sein Urteil. Gemeinsam versuchten sie, letztlich vergeblich, das Kurfürstentum Trier in seinem Bestand zu retten.


Literatur:




Diese Seite wurde von Gudrun Schönfeld ([email protected]) erstellt.






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