Zusammenfassung

 

Die behandelten Mitarbeiter stammten aus höchst unterschiedlichen familiären Verhältnissen und aus verschiedenen geographischen Gegenden Deutschlands. Im Kurfürstentum wurde nicht nur die einheimische Führungsschicht berücksichtigt. Wichtig war vor allem der persönliche Kontakt und das Vertrauen, das sich die Ratgeber bei den jeweiligen Kurfürsten erwarben. Alle von mir behandelten Mitarbeiter befanden sich schon vorher im Dienst des Hofes und konnten durch eigene Leistungen die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, so dass sie schließlich von den Kurfürsten in die Regierung aufgenommen wurden. Voraussetzung für den Aufstieg war eine fundierte Ausbildung. Alle Berater bis auf Boos zu Waldeck verfügten über ein abgeschlossenes Studium und waren schon früh mit Verwaltungsaufgaben bekannt geworden, so Nalbach und Hontheim als Offiziale. La Roche, Spangenberg und Duminique waren, bevor sie an den Trierer Hof gelangten, an anderen Höfen beschäftigt gewesen.

Nalbach, Hontheim und Boos zu Waldeck, die drei untersuchten einheimischen Mitarbeiter, waren alle Angehörige des geistlichen Standes. Die Geistlichkeit des Kurfürstentums nahm eine starke Position in der Verwaltung der Kirche ein. Die drei Weihbischöfe des 18. Jahrhunderts, Johann Matthias von Eyss, Lothar Friedrich von Nalbach und Johann Nikolaus von Hontheim, waren alle im Kurfürstentum heimisch. Gemeinsam war ihnen eine Kanonikerstelle am Stift St. Simeon in Trier, das eine wichtige Rolle in der Gewinnung von führenden Mitarbeitern für die höheren kirchlichen Ämter spielte.

Unter der Herrschaft von Clemens Wenzeslaus gelangten eine große Zahl von führenden Mitarbeitern aus dem Ausland an den Hof von Trier. Zu ihnen zählten La Roche und Duminique, aber auch Hornstein, den Clemens Wenzeslaus vor seiner Wahl zum Erzbischof von Trier als Bischof von Augsburg kennen gelernt hatte. Daneben fanden sich eine Reihe von weiteren Vertrauten aus anderen Gegenden Deutschlands, so der aus der Mainzer Gegend stammende Offizial Ludwig Josef Beck und der aus dem Elsass stammende Gewissensrat Franz Heinrich Beck. Dazu kamen noch Mitarbeiter, die Clemens Wenzeslaus aus Sachsen mitgebracht hatte. Clemens Wenzeslaus begrenzte seine Mitarbeiterauswahl nicht auf die einheimische Führungsschicht. Er hatte durch seine Herkunft und durch seine Funktionen, unter anderem als Bischof von Augsburg, eine Vielzahl von Kontakten und Verbindungen, die bei der Auswahl seiner Ratgeber zu tragen kamen.

Auch Franz Georg von Schönborn hatte aufgrund seiner Herkunft aus dem fränkischen Raum und der großen Zahl von Ämtern, die seine Familienangehörigen in Deutschland einnahmen, einen weit gefächerten Horizont und war daher Anregungen und Einflüssen aus anderen Gegenden gegenüber aufgeschlossen. Sein einflussreichster Berater war Jakob Georg von Spangenberg, der weder von seiner Herkunft her noch aufgrund seiner Konfession für diese Position prädestiniert war. Trotzdem gelang ihm ein beeindruckender Aufstieg.

Dagegen setzte Johann Philipp von Walderdorff bei seiner Mitarbeiterauswahl vor allem auf den einheimischen Adel, einer Personengruppe, der er selbst entstammte. Er umgab sich an seinem Hof vor allem mit diesen Leuten. Sein wichtigster Ratgeber war der Domdechant Karl Franz von Boos zu Waldeck, den er schon lange Jahre kannte. Auch weitere Angehörige dieser Familie konnte man am Hof finden. Der Einfluss anderer Ratgeber wurde in dieser Zeit zurückgedrängt.

Boos zu Waldecks Stellung zu dieser Zeit war sehr gefestigt, obwohl er von allen Seiten scharf angegriffen wurde. Er konnte sich dabei auf seine vielfältigen Beziehungen stützen, die seine Familie aufgrund ihrer Herkunft, ihres Besitzes, ihrer Stellung am Hof und in der Kirche und aufgrund von Heiratsverbindungen besaß. Er konnte so anderen nützlichen Leuten Versprechungen machen und für sein eigenes und deren finanzielles Wohlergehen sorgen. Nach dem Tod Walderdorffs büßte er allerdings an Einfluss ein, obwohl er eine wichtige Rolle bei der Wahl von Clemens Wenzeslaus zum Erzbischof gespielt hatte. Seine führende Position war eng mit der des Kurfürsten verknüpft gewesen, wie dies auch bei Jakob Georg von Spangenberg der Fall gewesen ist. Auch er büßte nach dem Tod seines großen Förderers an Macht ein, obwohl er weiterhin dem Trierer Hof erhalten blieb. Ebenso war die Stellung La Roches nicht sehr gefestigt. In einer Krisensituation wurde er fallengelassen. Er konnte sich nicht auf ein Netzwerk von Beziehungen stützen, da er erst wenige Jahre im Land war und nur in bestimmten, aufgeklärten Kreisen Anerkennung fand, aber bei vielen anderen Widerstand weckte.

Relativ gefestigt war dagegen über die langen Jahre seiner Tätigkeit als Weihbischof die Stellung von Johann Nikolaus von Hontheim. Er genoss höchste Anerkennung, galt als Freund und Förderer von wichtigen Persönlichkeiten und konnte so zunächst weitgehend unbehelligt die Aufregungen über sein Buch "De statu ecclesiae ..." überstehen. Er blieb auch nach seinem Widerruf formal Weihbischof und wurde von Clemens Wenzeslaus zu wichtigen kirchlichen Angelegenheiten befragt. Clemens Wenzeslaus hielt auch stets seine schützende Hand über seinen Staats- und Konferenzminister Ferdinand von Duminique, den er gegen Anschuldigungen der Landstände verteidigte. In schwierigen Zeiten vertraute er auf sein Urteil.

Die Macht, die die einzelnen Mitarbeiter besaßen, war sehr unterschiedlich. Während Boos zu Waldeck unter Johann Philipp von Walderdorff die entscheidende Person war, nahm Spangenberg unter Schönborn die Stellung eines Ratgebers ein, der zwar Vorschläge unterbreiten konnte, aber die Entscheidung wurde letztendlich vom Kurfürsten selbständig getroffen. Clemens Wenzeslaus war bei seinen Entschlüssen stark von seinen Beratern abhängig, aber er wechselte auch seine Meinungen mit diesen, so dass der Einfluss von La Roche zeitweilig groß, aber doch begrenzt war. Die Weihbischöfe Nalbach und Hontheim arbeiteten in kirchlichen Angelegenheiten unter der Aufsicht der Kurfürsten, konnten aber eigene Gedanken relativ selbständig vertreten, da die Kurfürsten oftmals nicht über das nötige Wissen verfügten, um eigene Vorschläge zu machen.

Der Besitz eines ausgeprägten Beziehungsgeflechts konnte für die Karriere förderlich sein. Nalbach und Hontheim verdankten ihren vielfältigen Beziehungen, die sie sich in Trier, Koblenz und in der einheimischen Geistlichkeit aufgebaut hatten, zu einem guten Teil ihre Ernennung zum Weihbischof. Nalbach trat dabei als Förderer Hontheims auf. Spangenberg blieb zwar Zeit seines Lebens ein Fremdkörper im Kurfürstentum, er pflegte aber trotzdem eine Reihe von Kontakten zu anderen wichtigen Männern, zum Beispiel mit Hontheim. Er verfügte über gute Beziehungen zum Wiener Hof und galt als Interessenvertreter der österreichischen Politik am Hof in Ehrenbreitstein. La Roche verdankte seine Berufung nach Kurtrier seiner Bekanntschaft mit Franz Eustach von Hornstein. Sein wichtigster Helfer am Hof war später Hohenfeld, der mit ihm gemeinsam 1780 seinen Rücktritt einreichte.

Die Mitarbeiterauswahl der Kurfürsten erfolgte nach keinen festen Kriterien. Wichtig war eine gute Ausbildung, Beziehungen zu einflussreichen Persönlichkeiten konnten hilfreich sein. Die Auswahl war nicht auf die einheimische Führungsschicht begrenzt, auch fremde Bewerber hatten Chancen und konnten die Karriereleiter erklimmen. Der persönliche Kontakt zum Kurfürsten war entscheidend für die Stellung, die man am Hof der Trierer Kurfürsten im 18. Jahrhundert einnahm.





Diese Seite wurde von Gudrun Schönfeld ([email protected]) erstellt.






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