Jakob Georg von Spangenberg

 



 

1. Die Familie Spangenberg

Über die Familie Spangenberg ist nur wenig bekannt. Georg Spangenberg, der Vater von Jakob Georg, geboren um 1665, war seit 1697 protestantischer Pfarrer in Klettenberg in der Herrschaft Hohenstein im Südharz. Vorher war er sieben Jahre im Schuldienst tätig gewesen. Er war bürgerlicher Herkunft und mit Dorothea Katharina Nees, einer Pfarrerstochter aus dem Nachbarort Walkenried, verheiratet. Gemeinsam hatten sie vier Söhne. Der älteste Sohn Jakob Georg, wahrscheinlich 1695 geboren, schlug die politische Laufbahn ein und wurde am Trierer Hof tätig. Der 1700 geborene Johann Friedrich fand eine Stellung als Amtmann in der Herrschaft Hirschberg bei Ebersdorf. Georg Philipp, 1702 zur Welt gekommen, ergriff den Beruf des Arztes und lebte in Walkenried. August Gottlieb wurde 1704 geboren und engagierte sich in der Herrnhuter Brüdergemeine, zu deren Bischof er 1744 geweiht wurde. Die Mutter starb schon 1708. Der Vater heiratete 1709 Christine Charlotte Böhmer. 1713 verstarb der Vater, seine Frau verzog nach Hannover und die älteren Kinder kamen auf das Gymnasium in Ilfeld, die jüngeren zu Verwandten des Vaters im Nachbarort Branderode.

Der Vater bemühte sich sehr um die religiöse Erziehung seiner Kinder. Der Tageslauf wurde morgens und abends von Hausandachten eingerahmt. Die Kinder wurden vom Vater persönlich im Wort Gottes unterrichtet. Er war als Pfarrer sehr um das Wohl seiner Gemeinde bemüht, was sich darin zeigte, dass er die zerstörte Kirche des Ortes wiederaufbaute. Er stand wahrscheinlich dem Pietismus nahe. Die Familie lebte in bescheidenen Verhältnissen, besonders nach dem frühen Tod der Eltern, trotzdem konnten alle vier Brüder die Universität besuchen. Die Familie Spangenberg verfügte über keine Beziehungen nach Kurtrier, so dass Jakob Georg von Spangenberg ohne die Hilfe eines Beziehungsgeflechtes versuchen musste, im Kurfürstentum Fuß zu fassen.

2. Jakob Georg von Spangenbergs Lebenslauf

Jakob Georg von Spangenberg verbrachte seine Kindheit in Klettenberg im Südharz. Er wurde von seinem Vater sehr religiös erzogen, da dieser wünschte, dass sein ältester Sohn auch die geistliche Laufbahn einschlagen würde. Er besuchte das Gymnasium in Ilfeld und nach Abschluss desselben begann er ein Studium in Jena. Er konzentrierte sich zunächst auf die Theologie, wandte sich aber später von dieser ab und studierte vor allem orientalische Sprachen, die griechischen Kirchenväter, Jura und Mathematik. Zu seinen Lehrern zählten der Philosoph und Altertumswissenschaftler Johann Georg Walch und der Moralphilosoph Johann Franz Buddeus. Bei letztgenanntem wohnte Jakob Georg und korrigierte die Schriften und Arbeiten des Professors, um sein Studium zu finanzieren. Das Haus des Professors galt als ein "Stützpunkt des Pietismus", später wohnte auch sein Bruder August Gottlieb dort. 1722 promovierte Spangenberg mit der philosophischen Schrift "De pondere planetarum" und verließ die Universität.

Er arbeitete zunächst als Hofmeister in einem adligen Haus in Gotha, ab 1724 fand man ihn im Dienst der Herzöge Ernst Ludwig und Karl Friedrich von Sachsen-Meiningen. Er nahm dort das Amt des Kabinettssekretärs ein. 1733 wechselte Spangenberg in den kurtrierischen, fürstlich-wormsischen und ellwangischen Dienst. Es ist nicht bekannt, wieso er als Protestant in den Dienst eines katholischen Erzbischofs trat, aus dessen Land 1731 die wenigen Protestanten ausgewiesen worden waren. Es gibt auch keine näheren Informationen darüber, wie er in Kontakt mit dem Kurfürstentum kam. Er nahm zunächst den Posten eines Kabinettssekretärs ein. Als solcher war er vor allem für die Anfertigung der Sitzungsprotokolle des Hofrates zuständig. 1735 wurde er zum Geheimen Hofrat ernannt.

Um 1733 konvertierte Spangenberg zum Katholizismus. Die Gründe für diesen Schritt sind umstritten und letztlich nicht klar, besonders da Spangenberg noch 1732 versuchte, mit Hilfe des Gründers der Brüdergemeine Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf eine Anstellung am dänischen Hof zu erhalten. Mögliche Motive für den Konfessionswechsel könnten der Wunsch nach einer politischen Karriere und einer gesicherten Zukunft gewesen sein, die er sich am ehesten im Dienst des Kurfürsten Franz Georg von Schönborns versprach. Die enge Bindung zu diesem erleichterte ihm womöglich die Entscheidung. Spangenberg war aber auch in seiner religiösen Überzeugung gespalten und unsicher. Er schien sich in beiden Kirchen fremd zu fühlen. Die offiziellen Vertreter beider Konfessionen beurteilte er mit sehr viel Skepsis. Er hatte eine tiefe Abneigung gegen die Jesuiten und die römische Kurie. Wichtig schien für ihn der persönliche, individuelle Glaube an Christus gewesen zu sein, wie in dem Ausspruch "alles kommt auf den Glauben an Christus an, das übrige ist Pfaffengeschwätz" deutlich wird. Eine Rolle könnte auch seine Frau Johanna Dorothea von Wallhof, die aus einer niederrheinischen Adelsfamilie stammte, gespielt haben. Die Eheleute unterstützten Klöster und Abteien, so vor allem die Abteien Sayn, Niederprüm und Marienberg bei Boppard. Spangenberg stand aber auch nach seinem Konfessionswechsel dem Pietismus nahe. Er verfügte über eine größere Zahl von Kontakten zur protestantischen Gelehrtenwelt, vor allem nach Göttingen. Nach dem Tod seiner Ehefrau 1756 intensivierte er seine Beziehungen zur Herrnhuter Brüdergemeine in Neuwied. Er nahm auch wieder Kontakt zu Zinzendorf auf und verbrachte längere Zeit an Orten der Brüdergemeine. In Briefen an seinen Bruder August Gottlieb äußerte er wiederholt den Wunsch, der Brüdergemeine beizutreten, aber letztlich unterließ er diesen Schritt, obwohl er in seinen letzten Lebensjahren nicht mehr aktiv im trierischen Dienst stand und von daher keine Hindernisse bestanden hätten.

Jakob Georg von Spangenberg diente unter drei Kurfürsten. Unter Franz Georg von Schönborn war sein Ansehen und seine Stellung am höchsten, denn er galt als der wichtigste und einzige Ratgeber des Kurfürsten. Unter dessen Nachfolgern Johann Philipp von Walderdorff und Clemens Wenzeslaus von Sachsen war sein Einfluss nicht mehr so groß und er zog sich nach Auseinandersetzungen zeitweise vom Hof zurück. Nachdem er unter Clemens Wenzeslaus von 1768 - 1769 als dessen erster Konferenzminister tätig war, zog er sich am 23.11.1769 endgültig aus dem Staatsdienst zurück. Er wohnte aber weiterhin in Ehrenbreitstein und wurde um Rat gefragt.

Spangenberg war ein treuer Parteigänger des kaiserlichen Hofes in Wien. Er wirkte als kurtrierischer Wahlgesandter auf den Wahltagen 1742 und 1745 und erwarb sich dort die Gunst des Kaisers. 1745 wurde er zum wirklichen kaiserlichen Geheimen Rat ernannt und in den folgenden Jahren mehrmals zu Diensten herangezogen. Als sich Spangenberg nach dem Tode Schönborns aus den Staatsgeschäften zurückziehen wollte, verhinderte Wien dies, da sie seine Anwesenheit am Hof des Kurfürsten von Trier für unbedingt erforderlich hielten, da der französische Einfluss am Wachsen war und sie in Spangenberg ein Gegengewicht sahen. Seine Anwesenheit gab dem Kaiser die Garantie, dass in Kurtrier ein reichstreuer Kurs in der Politik beibehalten wurde. Spangenberg erhielt eine jährliche Pension vom Wiener Hof. Für seine Verdienste für das Kaiserhaus, für das Reich und das Kurfürstentum wurde er 1775 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. 1780 wurde der Reichsadelsstand auch für seine Geschwister bestätigt. Am 30.09.1779 starb Spangenberg in Ehrenbreitstein und wurde neben seiner Ehefrau in der Abtei Sayn beigesetzt.

3. Jakob Georg von Spangenberg als Berater des Kurfürsten Franz Georg von Schönborn

Jakob Georg von Spangenberg war einer der wichtigsten Mitarbeiter des Kurfürsten Franz Georg von Schönborn. Er war einer der wenigen Ratgeber in politischen Fragen. Seine Hauptaufgaben lagen in den diplomatischen Verhandlungen mit dem kaiserlichen Hof und anderen auswärtigen Regierungen. Er war der Leiter der Außenpolitik und wurde oft mit Sonderaufgaben betraut.

1741 wurde Spangenberg als einer von drei kurtrierischen Wahlgesandten nach Frankfurt zur Wahlversammlung, die nach dem Tode Kaiser Karl VI. nötig geworden war, geschickt. Er war mit einer ordentlichen Wahlvollmacht ausgestattet und begann die Vorberatungen mit den anderen anwesenden Gesandten. Franz Georg von Schönborn gab genaue Anweisungen an seine Gesandten, nach denen sie sich zu richten hatten. Er vertrat in den ersten Monaten die österreichischen Interessen, dies kam auch Spangenbergs Neigung entgegen. Spangenberg soll die "Aufgabe als Wahlgesandter mit großem Geschick zur vollkommenen Zufriedenheit" Schönborns erfüllt haben. Dies illustrieren auch Aussagen Schönborns über Spangenberg, in denen er ihm Lob zollt und von ihm als "grundehrlicher, ganz geschickter, sehr vernünftiger, ebenso habiler, ganz unverdrossener, ungemein arbeitsamer und vollkommenen verschwiegener und nicht weniger modester Mann" spricht. Das besondere Vertrauensverhältnis zwischen beiden Männern wird in den Wahlberichten Spangenbergs deutlich, die dieser täglich nach Ehrenbreitstein sandte. Darin schilderte er nicht nur die Gespräche und Ereignisse, sondern referierte auch eigene Gedanken und Meinungen.

Im Laufe der Monate wurde Franz Georg von Schönborn immer mehr von der Aussichtslosigkeit der Kandidatur von Franz Stephan von Lothringen, dem Ehemann Maria Theresias, überzeugt, besonders da nun auch der Kurfürst von Mainz dazu neigte, Karl von Bayern seine Kurstimme zu geben. Spangenberg kehrte Ende August 1741 zur Berichterstattung nach Ehrenbreitstein zurück. In Besprechungen mit Schönborn fiel die endgültige Entscheidung, Triers Stimme Karl von Bayern zuzusichern. Von französischer Seite wurde Spangenberg der Hauptanteil an dieser Entscheidung zugewiesen: Er habe den Kurfürsten, gut vorbereitet durch die französischen Vertreter Belle-Isle und La Basecque, auf die französische Seite gezogen. Diese Aussagen sind zu bezweifeln, da Spangenberg weder französische Ansichten vertrat noch verteidigte. Vielmehr werden die allgemeine politische Lage, die Gefahr eines französischen Einmarsches und die Unmöglichkeit, die erforderliche Stimmenzahl für Franz Stephan von Lothringen zu erlangen, die maßgeblichen Gründe für den Entschluss gewesen sein. Fest steht, dass Spangenberg nach seiner Rückkehr nach Frankfurt Belle-Isle die Stimme des Kurfürsten mündlich zusicherte und darüber hinaus erklärte, dass sich Kurtrier in Fragen des Einmarsches von französischen Truppen im Reich strikt neutral verhalten und nichts unternehmen werde, was das Misstrauen Frankreichs wecken könnte.

Nach der offiziellen Eröffnung des Wahltages am 20.11.1741 begannen die Verhandlungen über die Wahlkapitulation des neuen Kaisers. Kurtrier engagierte sich dabei besonders und brachte eine Reihe von Änderungswünschen vor. Franz Georg von Schönborn war für eine Einschränkung der Befugnisse des Kaisers. Er war nicht gegen die Autorität des Kaisers an sich, aber gegen den zu erwartenden großen Einfluss Frankreichs, auf dessen Hilfe Karl von Bayern in seiner relativ schwachen Position weiterhin bauen musste. Spangenberg vertrat eine andere Meinung als der Kurfürst. Er wollte nicht, dass die kaiserlichen Rechte durch die Kapitulation eingeschränkt werden. Er trat für ein besseres Verhältnis der Reichsstände untereinander als auch der Reichsstände zum Kaiser ein. Es sollte Vertrauen und Einträchtigkeit zum Wohle des Reiches unter ihnen herrschen. Er war aber gegen jede fremde Einflussnahme im Reich. Am 24.01.1742 wurde Karl von Bayern zum neuen Kaiser gewählt. Franz Georg von Schönborn nahm an der Krönung nicht teil. Er sah der neuen Regierung mit viel Skepsis entgegen und fürchtete die Abhängigkeit des neuen Kaisers von Frankreich.

1745 wurde Spangenberg nach dem Tode Karls VII. wiederum als Wahlgesandter nach Frankfurt geschickt. Diesmal war Franz Georg von Schönborn bei der Krönung Franz Stephans zum neuen Kaiser anwesend und drückte so seine Zufriedenheit und Freude über die Wahl aus.

Johann Philipp von Walderdorff, der seit 1754 Koadjutor Franz Georg von Schönborns war, musste diesem auf dem Sterbebett versprechen, sich ebenfalls dem Rat Jakob Georg von Spangenbergs zu bedienen. Dies verdeutlicht nochmals, wie sehr Schönborn ihm vertraut hatte.

4. Jakob Georg von Spangenberg unter Kurfürst Johann Philipp von Walderdorff

Jakob Georg von Spangenberg wurde von Johann Philipp von Walderdorff, wie von dessen Vorgänger erwünscht, als Mitarbeiter übernommen. Gleich nach dem Tode Schönborns huldigten die anwesenden Minister, unter ihnen Spangenberg, dem neuen Kurfürsten und leisteten den Eid auf ihn. Spangenberg begleitete ihn auf seiner Reise nach Trier, die er unternahm, um dort wie vorgeschrieben inthronisiert zu werden.

Spangenberg nahm unter Walderdorff nicht mehr dieselbe vertrauliche Position wie unter dessen Vorgänger ein. Sein Einfluss sank, da sich Walderdorff vor allem auf den Domdechanten und Statthalter Karl Franz von Boos zu Waldeck stützte. Boos zu Waldeck und Spangenberg verstanden sich nicht und waren Gegenspieler. Der Nuntius Lucini berichtete in seiner Instruktion an seinen Nachfolger Caprana sogar, dass Spangenberg daran arbeite, den Einfluss des Domdechanten zu zerstören, wobei er bei Gelegenheit von Caprana unterstützt werden solle.

Gegen Spangenberg wurde schon kurz nach dem Regierungsantritt des neuen Kurfürsten agitiert. Das Vertrauen Johann Philipps zu diesem sollte so vermindert werden. Der Kanzler des Kurfürstentums Mainz mit Namen Voster forderte die Entlassung Spangenbergs, da dieser das Vertrauen des Kanzlers verloren habe und nur ohne ihn das freundschaftliche Verhältnis zwischen den beiden Kurstaaten fortbestehen könne. Spangenberg erkannte keinen Grund für diese Vorwürfe und wurde auch von österreichischer Seite zum Verbleib am Hof in Ehrenbreitstein aufgefordert.

Johann Philipp von Walderdorff bewarb sich 1762 um das Bistum Hildesheim. Er glaubte, ein Anrecht auf französische Unterstützung zu haben, da er im siebenjährigen Krieg Frankreich wirkungsvoll unterstützt hatte. Er baute vor allem auf die kurtrierischen Stimmen im Hildesheimer Domkapitel, unter anderem zählten zwei Brüder von Karl Franz von Boos zu Waldeck zu ihnen. Als einer seiner Gegenkandidaten trat Clemens Wenzeslaus von Sachsen auf, dem die französische Unterstützung zuteil wurde. Der französische Gesandte am Trierer Hof, Chevalier d'Aigremont, und Andreas Graf von Riaucour, der sächsische Gesandte in Hildesheim, versuchten nun gemeinsam, Walderdorff zum Verzicht auf seine Kandidatur zu bewegen. Sie wurden dabei von Jakob Georg von Spangenberg unterstützt, der von österreichischer Seite den Auftrag erhalten hatte, den Kurfürsten zum Verzicht zugunsten von Clemens Wenzeslaus zu überreden.

In den Konvention von Engers vom 10.10.1762 verzichtete der Trierer Kurfürst auf alle Versuche, das Bischofsamt in Hildesheim zu übernehmen. Seine Stimmen im Domkapitel stellte er Clemens Wenzeslaus zur Verfügung. Als Gegenleistung wurde ihm eine Entschädigung über 100.000 Franken durch den Kurfürsten von Sachsen versprochen. Außerdem musste Sachsen die Gratifikationen der Domherren, vor allem der Brüder Boos zu Waldeck, übernehmen. Des Weiteren wurde dem Kurfürsten sächsische Hilfe beim Erwerb einer Abtei auf lothringischem Boden zugesagt. Darüber hinaus verpflichtete sich Clemens Wenzeslaus, auf eine Kandidatur in Worms zu Lebzeiten Walderdorffs zu verzichten. D'Aigremont garantierte, sich für eine Schonung des trierischen Landes während des Krieges einzusetzen und eine Abschlagszahlung auf die Kriegskosten zu veranlassen. Trotz dieser Vorteile war Johann Philipp von Walderdorff schon bald unzufrieden mit der Vereinbarung.

Sein Unmut richtete sich vor allem gegen Spangenberg, dem er vorwarf, ihn an Frankreich verkauft zu haben und die Interessen seines Herrn wegen persönlicher Vorteile verraten zu haben. Als Reaktion darauf verließ Spangenberg für kurze Zeit verärgert den Hof. Er stand bei Johann Philipp von Walderdorff nicht mehr hoch im Kurs und wurde kaum mehr von diesem zu Rate gezogen.

1776/1768 überwachte Spangenberg im Auftrag des Wiener Hofes die Koadjutorwahl von Clemens Wenzeslaus für den Trierer Bischofsstuhl. Die Wahl des Sachsenprinzen wurde zugesichert und auch die Einwilligung Johann Philipp von Walderdorffs konnte gewonnen werden. Dafür verantwortlich waren Karl Franz von Boos zu Waldeck und Spangenberg. Da Johann Philipp von Walderdorff starb, bevor die Koadjutorwahl stattfand, wurde Clemens Wenzeslaus direkt zum neuen Erzbischof gewählt.

5. Jakob Georg von Spangenberg als erster Konferenzminister des Kurfürsten Clemens Wenzeslaus von Sachsen

Jakob Georg von Spangenberg wurde unter Clemens Wenzeslaus von Sachsen dessen erster Staats- und Konferenzminister. Er blieb in diesem Amt bis zum 23.11.1769. Sein Nachfolger wurde Franz Eustach von Hornstein. Spangenberg zog sich aber nicht vom Hofleben zurück, sondern versuchte, auch ohne Mitglied der Regierung zu sein, seinen Einfluss geltend zu machen und vor allem die österreichischen Interessen zu vertreten. Er stand in regem Briefkontakt mit dem Wiener Hof. Die Regierung unter Hornstein verfolgte eine neuen politischen Kurs und suchte einen engeren Anschluss an Frankreich.

Dies rief den Widerstand der Kaisertreuen, unter ihnen Spangenberg, hervor. Sie beklagten sich in Wien über die veränderten Zustände und warnten vor den Folgen für Österreich. Spangenberg bat um die Errichtung einer ständigen kaiserlichen Gesandtschaft im Kurfürstentum, da nur so die Interessen Wiens gewahrt werden könnten und ein Gegengewicht zu den, nach Spangenbergs Meinung, schlechten Ratgebern des Kurfürsten geschaffen werden könne. Von österreichischer Seite wurden jedoch keine Maßnahmen ergriffen. Spangenberg versuchte in Gesprächen mit dem Kurfürsten diesen von der Gefährlichkeit der Politik Hornsteins zu überzeugen, aber auch damit hatte er keinen Erfolg. Sein Einfluss war nicht mehr groß genug. Er trat in seinen letzten Lebensjahren als Warner vor den Folgen der Politik der entscheidenden Minister Hornstein, Hohenfeld und La Roche auf.

Jakob Georg von Spangenberg verdankte seinen Aufstieg in die höheren Regierungspositionen im Kurfürstentum Trier vor allem seinem besonderen Vertrauensverhältnis zu Franz Georg von Schönborn. Er wurde nach dem erfolgreichen Abschuss seines Studiums und der Sammlung von ersten Erfahrungen im Dienst der Herzöge von Sachsen-Meiningen in den Dienst des Kurfürsten von Trier als Kabinettssekretär aufgenommen. Auf dieser Position muss er sich schnell die Anerkennung und die Achtung des Kurfürsten erworben haben, so dass er in höhere Ämter aufstieg und für wichtige Aufgaben herangezogen wurde.

Spangenberg konnte sich auf keine Beziehungen stützen. Er war ein Fremder in einem fremden Land, der dazu auch zunächst noch die "falsche" Religion besaß. In einem Brief an seinen Bruder August Gottlieb klagte er, dass er vierzig Jahre in Trier "als ein Land- und Stadtfremdling zugebracht" habe. Spangenberg musste Kompromisse eingehen, um voranzukommen, da er auch finanziell nicht abgesichert war. Vielleicht lag darin auch ein Grund für seinen Religionswechsel.

Da er keine festen Bindungen zur trierischen Führungsschicht besaß, war seine Stellung am Hof dementsprechend labil. Seine Position war anfällig für Intrigen. Dies erfuhr er besonders in der Regierungszeit des Kurfürsten Johann Philipp von Walderdorff. Vielleicht suchte er sich deshalb ein zweites Standbein durch seine Tätigkeiten für den Kaiser. Die Unterstützung des Kaisers entsprach aber auch seiner politischen Überzeugung.

Spangenberg versuchte nicht, andere Familienangehörige ebenfalls an den Trierer Hof zu ziehen, woran diese aufgrund ihrer Konfession wahrscheinlich auch kein Interesse hatten. Er half aber Menschen, mit denen er in näherem persönlichen Kontakt stand, so zum Beispiel dem Weihbischof Johann Nikolaus von Hontheim.


Literatur:




Diese Seite wurde von Gudrun Schönfeld ([email protected]) erstellt.






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