Zur
Erbuntertänigkeit
zählten vor allem die Schollenpflicht sowie
die Abgaben
und Dienste
für den Landesherrn, den Gutsherrn und für die
Jöllenbecker Kirche.
Zu
den Vorarbeiten der neuen Domänenverfassung gehörte
das Prästationsregister
von 1721.
Das neue Register spiegelt die Siedlungs- und
Besitzverhältnisse in den Bauerschaften der
Grafschaft Ravensberg wider. Auch in Jöllenbeck,
das zum Amt Schildesche gehörte, richtete man
ein Prästationsregister ein. Für das Register
befragte man im Amtshaus von Schildesche die Jöllenbecker
Bauern. So erklärte auch in Gegenwart des Amtsvogtes und des
Bauernrichters von Schildesche der junge Bauer Cassing, daß er die Stätte
geerbt und seine Ehefrau sich durch den Weinkauf
qualifiziert hätte. Auch
zahlte der Jöllenbecker Bauer Caßing jährlich
in die Königliche Renthey dieses Ambts
an Holtz-Fuhrdienstgelde 1Th.
Die Königliche
Rentei des Amtes Sparrenberg befand sich bis
1719 auf dem Sparrenberg. Das zu zahlende
Holzgeld von einem Taler wurde als
Ersatzleistung für die nicht geleisteten Holzdienste gerechnet. Die jährliche Fuhren
dienten hauptsächlich den auf dem Bielefelder
Sparrenberg gelegenen Amtsstuben und
Beamtenwohnungen zur Holzversorgung für die
winterliche Heizung. Zu den Holzfuhren mußte
Bauer Caßing jährlich acht große Bunde Stroh
für das Vieh auf dem Sparrenberg liefern.
Ferner mußte ein Knecht des Hofes, auf
Anweisung des Schildescher Beamten, Landfolge,
Burgfeste, Jagd- und Wachtdienste
leisten.
Zur Landfolge zählten die
Wehrpflicht und die Bereitstellung von Zug- und
Packpferden für den Transport von
Kriegsmaterial und Verpflegung. Unter die
Burgfestdienste fielen die Ausbesserungs-
arbeiten an öffentlichen Land- und
Poststraßen, die Mergel- und Erdfuhren beim
Neubau an öffentlichen Gebäuden und unter
anderem die Holzfuhrdienste. Veranstaltete der
Landesherr ein Jagd, so hatte auch Bauer Caßing
einen Treiber zu stellen.
Zu
den weiteren Abgaben gehörte ebenfalls das jährlich
zu zahlende Markengeld
von
siebzehn Groschen für die Zuschläge,
den verheideten Plätzen der benachbarten
Marken. Mit Genehmigung des Amtshauses hatte
Bauer Caßing diese Markenflächen in fruchtbare
Äcker und Wiesen umgewandelt.
Der
Landesherr erhielt vom Hof Caßing die sog. Kontribution,
die Hauptsteuer für das flache Land. Dazu gehörte
auch das jährliche Reutergeld als
Ersatzleistung für die erste seit kurzer Zeit
abgeschafften Einquartierungen der Kavallerie
sowie die Steuer für das Haus, Kotten und Vieh.
Den größten Teil des Steueraufkom-
mens
verschlang die Preußens expandierende Armee. Zu
den landesherrlichen Abgaben und Diensten kamen
noch die gutsherrlichen des Stiftes St. Mauritz:
zwei magere Schweine, die man mit vier
Talern berechnete. Fünfundzwanzig Groschen
galten als Dienst-
und Schuldgeld.
Als alte Abgabe der Unfreiheit forderte das
Stift St. Mauritz vom Hof Caßing außerdem drei
Hühner und neun Groschen.
Die
pünktlich abzuliefernden Getreideabgaben der Stätte
an das Stift
St. Mauritz,
das schon seit seiner Gründung eine eher milde
Grund- und Zehntherrschaft über die
Hemmigholter Höfe besaß, bestanden für den
Hof aus acht
Scheffel Roggen, fünf Scheffel Gerste und
einundzwanzig Scheffel Hafer nach Bielefelder Maß.
Zwischen der Abgabemenge an Getreide und der Größe
des Ackerlandes gab es aber nicht immer ein
direkter Zusammenhang. Schon seit dem
sechzehnten Jahrhundert hat man alle Abgaben in
Geldäquivalente umgerechnet.
Trotzdem
behielt das Stift St. Mauritz seinen Rechtsanspruch auf die Lieferung des Pachtkornes
und die Spanndienste
in natura. Der Anteil der verschiedenen
Getreidesorten konnte stark variieren. Der
Haferanteil gestaltete sich besonders groß;
Weizen blieb hingegen unerwähnt.
Neben
diesen Getreidelieferungen existierten noch die unregelmäßi-
gen
Abgaben wie Sterbfall,
Wein- und Freikauf sowie
der halbjährige Gesindezwangsdienst.
Zu
den weiteren Anspruchsberechtigten gegenüber
dem Hof Caßing zählte auch die Jöllenbecker
Kirche. Vom Hof forderte sie fünf Scheffel
Hafer, die man in der Viseley und dem
Pfarrkotten speicherte. Außerdem erhielten
Pastor und Küster ein Schwarzbrot, eine
Mettwurst und sieben bis acht Hühnereier.
Für die Dorfarmen mußte Bauer Caßing
monatliche Spenden nach Belieben zahlen.
Dazu kamen die jährlich wiederkehrenden viermaligen
Geldopfer. |