...von Erich Kassing 

JÖLLENBECK - EIN BEITRAG ZUR GESCHICHTE EINES BEZIRKS DER STADT BIELEFELD IN WESTFALEN

Jöllenbeck > Hofgeschichte > Hof Kassing > Lasten der Eigenbehörigkeit
.

..

Erich Kassing: Die Bauern und Heuerlinge Kassing im Ravensberger Dorf Jöllenbeck 1500-1980, Manuskript, 1997.

.

Der für die Heirat mit Bauer Hermann Heinrich Cassing (1734-1806) am 1. Oktober 1762 von der Kriegs- und Domänenkammer ausgestellte Freibrief für die königlich eigenbehörige Bauerstochter Anna Maria Ilsabein Stüwe (1737-1810) aus dem Weichbild Schildesche.

HOF KASSING

LASTEN DER EIGENBEHÖRIGKEIT

.

Zur Erbuntertänigkeit zählten vor allem die Schollenpflicht sowie die Abgaben und Dienste für den Landesherrn, den Gutsherrn und für die Jöllenbecker Kirche.

Zu den Vorarbeiten der neuen Domänenverfassung gehörte das Prästationsregister von 1721. Das neue Register spiegelt die Siedlungs- und Besitzverhältnisse in den Bauerschaften der Grafschaft Ravensberg wider. Auch in Jöllenbeck, das zum Amt Der Oberjöllenbecker Hof Kassing im Hemmighold, um 1917 Schildesche gehörte, richtete man ein Prästationsregister ein. Für das Register befragte man im Amtshaus von Schildesche die Jöllenbecker Bauern. So erklärte auch in Gegenwart des Amtsvogtes und des Bauernrichters von Schildesche der junge Bauer Cassing, daß er die Stätte geerbt und seine Ehefrau sich durch den Weinkauf qualifiziert hätte. Auch zahlte der Jöllenbecker Bauer Caßing jährlich in die Königliche Renthey dieses Ambts an Holtz-Fuhrdienstgelde 1Th. 

Die Königliche Rentei des Amtes Sparrenberg befand sich bis 1719 auf dem Sparrenberg. Das zu zahlende Holzgeld von einem Taler wurde als Ersatzleistung für die nicht geleisteten Holzdienste gerechnet. Die jährliche Fuhren dienten hauptsächlich den auf dem Bielefelder Sparrenberg gelegenen Amtsstuben und Burg und Festung Sparrenberg, 1828 (Federzeichnung v. Th. Walter im Stadtarchiv Bielefeld) Beamtenwohnungen zur Holzversorgung für die winterliche Heizung. Zu den Holzfuhren mußte Bauer Caßing jährlich acht große Bunde Stroh für das Vieh auf dem Sparrenberg liefern. Ferner mußte ein Knecht des Hofes, auf Anweisung des Schildescher Beamten, Landfolge, Burgfeste, Jagd- und Wachtdienste leisten. 

Zur Landfolge zählten die Wehrpflicht und die Bereitstellung von Zug- und Packpferden für den Transport von Kriegsmaterial und Verpflegung. Unter die Burgfestdienste fielen die Ausbesserungs- arbeiten an öffentlichen Land- und Poststraßen, die Mergel- und Erdfuhren beim Neubau an öffentlichen Gebäuden und unter anderem die Holzfuhrdienste. Veranstaltete der Landesherr ein Jagd, so hatte auch Bauer Caßing einen Treiber zu stellen.

Zu den weiteren Abgaben gehörte ebenfalls das jährlich zu zahlende Markengeld von siebzehn Groschen für die Zuschläge, den verheideten Plätzen der benachbarten Marken. Mit Genehmigung des Amtshauses hatte Bauer Caßing diese Markenflächen in fruchtbare Äcker und Wiesen umgewandelt.

Der Landesherr erhielt vom Hof Caßing die sog. Kontribution, die Hauptsteuer für das flache Land. Dazu gehörte auch das jährliche Reutergeld als Ersatzleistung für die erste seit kurzer Zeit abgeschafften Einquartierungen der Kavallerie sowie die Steuer für das Haus, Kotten und Vieh. Den größten Teil des Der 1776 auf einer Markenfläche erbaute Heuerlingskotten Kassing am Schlottkamp in Jöllenbeck, 1984Steueraufkom- mens verschlang die Preußens expandierende Armee. Zu den landesherrlichen Abgaben und Diensten kamen noch die gutsherrlichen des Stiftes St. Mauritz: zwei magere Schweine, die man mit vier Talern berechnete. Fünfundzwanzig Groschen galten als Dienst- und Schuldgeld. Als alte Abgabe der Unfreiheit forderte das Stift St. Mauritz vom Hof Caßing außerdem drei Hühner und neun Groschen.

Die pünktlich abzuliefernden Getreideabgaben der Stätte an das Stift St. Mauritz, das schon seit seiner Gründung eine eher milde Grund- und Zehntherrschaft über die Hemmigholter Höfe besaß, bestanden für den Hof aus acht Scheffel Roggen, fünf  Scheffel Gerste und einundzwanzig Scheffel Hafer nach Bielefelder Maß. Zwischen der Abgabemenge an Getreide und der Größe des Ackerlandes gab es aber nicht immer ein direkter Zusammenhang. Schon seit dem sechzehnten Jahrhundert hat man alle Abgaben in Geldäquivalente umgerechnet. 

Trotzdem behielt das Stift St. Mauritz seinen Rechtsanspruch auf die Lieferung des Pachtkornes und die Spanndienste in natura. Der Anteil der verschiedenen Getreidesorten konnte stark variieren. Der Haferanteil gestaltete sich besonders groß; Weizen blieb hingegen unerwähnt.

Neben diesen Getreidelieferungen existierten noch die unregelmäßi- gen Abgaben wie Sterbfall, Wein- und Freikauf sowie der halbjährige Gesindezwangsdienst. Zu den weiteren Anspruchsberechtigten gegenüber dem Hof Caßing zählte auch die Jöllenbecker Kirche. Vom Hof forderte sie fünf Scheffel Hafer, die man in der Viseley und dem Pfarrkotten speicherte. Außerdem erhielten Pastor und Küster ein Schwarzbrot, eine Mettwurst und sieben bis acht Hühnereier. Für die Dorfarmen mußte Bauer Caßing monatliche Spenden nach Belieben zahlen. Dazu kamen die jährlich wiederkehrenden viermaligen Geldopfer.

.

.

.

.

.

QUELLEN:

Erich Kassing: Die Bauern und Heuerlinge Kassing im Ravensberger Dorf Jöllenbeck 1500-1980, Manuskript, Hamm 1997.

Staatsarchiv Münster, KDKM, VI, 477, 491.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

..

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

             Copyright © 2007 by ERICH KASSING - all right reserved.
Hosted by www.Geocities.ws

1