Von
den Bauernaufständen drangen bestimmt auch Nachrichten nach Jöllenbeck,
doch im Gegensatz zum südlichen Deutschland, wo sich religiöse mit
sozialen Unruhen verbanden und im Bauernkrieg mündeten, blieb es in
Jöllenbeck ruhig.
Die
soziale Lage der meisten Bauern war nicht so bitter, zumindest die
geistlichen Grundherren schonten ihre Eigenbehörigen. Nur
vereinzelt flammten kleinere Brände auf. Vorsichtshalber
aber ließ der Graf von Ravensberg, Herzog Johann III. von
Kleve-Mark, eine Kirchenvisitation
abhalten.
Eifrige
und verantwortungsbewußte Visitatoren sollten ihm über mögliche
Unruheherde, Rotten und Sekten berichten. Mängel sollten
festgestellt und behoben werden.
Am
9. September 1533 begannen drei Männer mit ihrer Visitationsreise
in Bielefeld, der Hauptstadt von Ravensberg und dem Sitz der
Landesverwaltung: Der
herzogliche Statthalter von Oberstein, der Propst Johann von Vlathen
und Matthias von Altenbochum.
Wenige
Tage später erschienen die Herren in Jöllenbeck. Schon von weitem
sahen sie den Kirchturm mit dem neuen Spitzhelm. Die Visitatoren
beklagten die schlechten Wege, suchten Pastor Johan de Belschen
in seinem Pfarrhaus auf, befragten ihn über das Geschehen im
Kirchspiel und protokollierten, daß
Sie
wißen nit anders, dan das sich der pastoir in sinem predigen nach
m.g.H. ordnung und sunst recht halde und beschwert sie ouch nit
ungeburlich. Hat eine olde magt, damit er nit stuprirt ist.
Kirchenbücher
und Kirchenrechnungen wurden auf Unregelmäßig-
keiten überprüft,
Mängel und
Fehlverhalten notiert.
Doch der solide Pastor, der in seinem selbst finanzierten Haus mit
einer alten Magd als Hausgehilfin in geordneten Verhältnissen
lebte, wiß ouch in sinem kirspel von cheinen nuwerungen,
rottungen, denn in Jöllenbeck herrschte Ruhe. Eher
eine Ausnahme in der Grafschaft Ravensberg,
denn die meisten
Priester lebten hier wie anderswo im Konkubinat und hatten Kinder.
Das kirchliche Leben litt naturgemäß bei diesen wilden Zuständen.
Die Kirchenzucht wurde lax gehandhabt.
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