..von Erich Kassing  

JÖLLENBECK - EIN BEITRAG ZUR GESCHICHTE EINES BEZIRKS DER STADT BIELEFELD IN WESTFALEN

Jöllenbeck > Kirchengeschichte > Kirchenvisitation
.

.

 

 

 

KIRCHENVISITATION

Von den Bauernaufständen drangen bestimmt auch Nachrichten nach Jöllenbeck, doch im Gegensatz zum südlichen Deutschland, wo sich religiöse mit sozialen Unruhen verbanden und im Bauernkrieg mündeten, blieb es in Jöllenbeck ruhig.

Die soziale Lage der meisten Bauern war nicht so bitter, zumindest die geistlichen Grundherren schonten ihre Die alte Jöllenbecker Marienkirche, um 1868 (Zeichnung von Paul Heinrich) Eigenbehörigen. Nur vereinzelt flammten kleinere  Brände auf. Vorsichtshalber aber ließ der Graf von Ravensberg, Herzog Johann III. von Kleve-Mark, eine Kirchenvisitation abhalten.

Eifrige und verantwortungsbewußte Visitatoren sollten ihm über mögliche Unruheherde, Rotten und Sekten berichten. Mängel sollten festgestellt und behoben werden.

Am 9. September 1533 begannen drei Männer mit ihrer Visitationsreise in Bielefeld, der Hauptstadt von Ravensberg und dem Sitz der Landesverwaltung: Der herzogliche Statthalter von Oberstein, der Propst Johann von Vlathen und Matthias von Altenbochum.

Wenige Tage später erschienen die Herren in Jöllenbeck. Schon von weitem sahen sie den Kirchturm mit dem neuen Spitzhelm. Die Visitatoren beklagten die schlechten Wege, suchten Pastor Johan de Belschen in seinem Pfarrhaus auf, befragten ihn über das Geschehen im Kirchspiel und protokollierten, daß 

Sie wißen nit anders, dan das sich der pastoir in sinem predigen nach m.g.H. ordnung und sunst recht halde und beschwert sie ouch nit ungeburlich. Hat eine olde magt, damit er nit stuprirt ist.

Kirchenbücher und Kirchenrechnungen wurden auf Unregelmäßig- keiten überprüft, Mängel und Fehlverhalten notiert. Doch der solide Pastor, der in seinem selbst finanzierten Haus mit einer alten Magd als Hausgehilfin in geordneten Verhältnissen lebte, wiß ouch in sinem kirspel von cheinen nuwerungen, rottungen, denn in Jöllenbeck herrschte Ruhe. Eher eine Ausnahme in der Grafschaft Ravensberg, 

denn die meisten Priester lebten hier wie anderswo im Konkubinat und hatten Kinder. Das kirchliche Leben litt naturgemäß bei diesen wilden Zuständen. Die Kirchenzucht wurde lax gehandhabt.

.

....

.

.

.

.

QUELLEN:

H. Eickhoff: Kirchen- und Schulgeschichte, in: Tümpel, H. (Hg.): Minden-Ravensberg unter der Herrschaft der Hohenzollern, Bielefeld 1909.

A. Schmidt: Protokoll der kirchlichen Visitation der Grafschaft Ravensberg vom Jahre 1533, in: Jahrbuch des Vereins für evangelische Kirchengeschichte Westfalens  (1904).

Vgl. A. Schröer: Die Reformation in Westfalen, Bd. 1, Münster 1979.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

              Copyright © 2007 by ERICH KASSING - all right reserved.
Hosted by www.Geocities.ws

1