..von Erich Kassing  

JÖLLENBECK - EIN BEITRAG ZUR GESCHICHTE EINES BEZIRKS DER STADT BIELEFELD IN WESTFALEN

Jöllenbeck > Militär und Krieg > Dreissigjähriger Krieg
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 DREISSIGJÄHRIGER KRIEG

Der 23. Mai 1618 gilt allgemein als Anfang des Dreißigjährigen Krieges. Mit dem Prager Fenstersturz, einem scheinbar belanglosen Im Kriegsjahr 1620 baute der Baumeister Luken Stender für den großen Belzhof in Niederjöllenbeck noch einen kleinen Fachwerkkotten. Zwischenfall, begann ein langer und grausamer Krieg. Die Bevölkerungsverluste waren in manchen Regionen dramatisch. Die Grafschaft Ravensberg und somit auch das Dorf Jöllenbeck spielte in dieser Auseinander- setzung allerdings nur als Nebenkriegsschauplatz eine Rolle. In der Kriegsanfangszeit blieb Ravensberg von militärischen Auseinandersetzungen verschont.

Das Jahr 1623 brachte einen kühlen Sommer. Die Felder wurden nurChristian von Braunschweig-Wolfenbüttel (1599-1626) noch unregelmäßig bestellt; so daß die Ernteerträge schlecht ausfielen. Am 29. Juli zog der besonders gefürchtete draufgängerische und für die protestantische Union kämpfende erst 24 Jahre alte Herzog Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel, im Volksmund auch der Tolle Christian genannt, mit seinem bescheiden ausgerüsteten Regiment in die Stadt Bielefeld ein.

Am 1. August verfolgte den mutigen und Christian der Graf und General Tilly, mit seinem kaiserlich-ligistischen (katholischen) Der ausgeplünderte Bauer und der Offizier. Zeichnung von Callot, um 1592-1635. Heer durch das nicht weit von Jöllenbeck entfernte Dorf Brackwede.

Als am 11. oder 21. September 1623 ligistische und spanische Truppen ins Ravensberger Land einzogen, erschienen auch in den Vogteien Brackwede und Heepen plündernde Söldner. Wieder schrieb von der Borch einen Brief an den Kurfürsten: 

Die haben den Leuten alles Korn durch oben in das Dach dazu gebrochene Löcher von den Balken heruntergeholt und auf den Hof geworfen, die Ähren vorn abgeschnitten und auf 200 Wagen die sie bei sich gehabt, samt Pferden, Kühen und anderem Vieh, auch Kleidern, samt allem so sie gefunden, weggeführt nach der Grafschaft Lippe, allda sie annoch liegen, also daß der Bauers mann, der ends nichts denn allein den Leib und geringe Kleider. So er daran gehabt, übrig behalten.

Das geraubte Korn und Vieh diente den Soldaten zur Eigenversorgung oder zum Verkauf. Der Krieg sollte den Krieg ernähren!

Ende Januar 1625 beklagten sich unter anderem die Bauern der Vogteien Brackwede und Schildesche, zu der auch Jöllenbeck gehörte, darüber, daß sie noch nicht einmal trockenes Brot hätten und baten den Drosten von der Borch, der seinen Sitz auf dem Sparrenberg hatte, um die Lieferung von wichtigen Lebensmitteln.  

DIE HEERFÜHRER

Johann Tzerklas von Tilly (1559-1632), Albrecht von Wallen- stein (1583-1634) und Christian von Braunschweig-Wolfen- büttel (1599-1626).

Um das Jahr 1629 häuften sich dann die Klagen der Landbevölkerung über durchziehende und plündernde Truppen: 

In starken Rotten zu 10, 20 je 40 Mann kamen sie zu den Bewohnern in die Häuser und lauerten ihnen auf. Sie plünderten die Überfallenen aus und schleppten sie in die Berge und Büsche, um ihnen durch rohe Mißhandlung möglichst hohe Lösegelder abzuringen.

Für die Grafschaft Ravensberg verliefen die kriegerischen Auseinandersetzungen bis zum Jahr 1632 relativ milde ab. Diese Söldner überfallen einen Bauernhof. Kupferstich, 1635. günstige Lage sollte sich aber mit dem Jahre 1633 ändern. Anfang März marschierte das schwedisch-braunschweigerische Heer in Ravensberg ein.

Am 7. März folgte die Besetzung Bielefelds und die Belagerung des Sparrenberges. Da die ausgebeutete Stadt aber die Unterhaltskosten nicht allein tragen konnte, wurden auch die umliegenden Dörfer zur Zahlung herangezogen. 

Das Land hatte ... eine Zusteuer zu leisten, und zwer anfänglich auf je 10 Tage 10 Fuder Roggen, 5 Fuder Gerste, 15 Fuder Hafer und 10 Ztn. Speck, später alle 10 Tage 1000 Taler.

Im Frühjahr 1635 beklagten sich die Bauern aus Schildesche und Heepen über die brutalen kaiserlichen Söldner, die in  Bielefeld quartierten und deren zahlreichen Pferde in Schildesche und Heepen weideten. Die verängstigten Bewohner hatte man in ihren Häusern überfallen und ihnen das notwendige Getreide zertreten.

Elend und Not wurden noch größer als 1636 die Grafschaft Ravensberg von einer großen Pestkatastrophe heimgesucht wurde. Auch die Jöllenbecker müssen sehr unter dem Schwarzen Tod gelitten haben. Mehrere Pestwellen durchzogen das Land und dezimierten die Bevölkerung.

Am 9. Mai 1636 überfielen Söldner des Heeres des kaiserlichen Generalwachtmeister Alexander (II.) von Velen  zu Raesfeld, das auf der Großen Schildescher Heide für sechs Wochen sein Zeltlager Beschwörung des Spanisch-Niederländischen Teilfriedens im Rathaus zu Münster. Gemälde nach Ter Borch (Ende 17. Jh.) im Stadtmuseum Münster aufgeschlagen hatte, die Jöllenbecker Kirche und nahmen einen Teil der Kirchenausstattung mit.

Im folgenden Jahr besetzten die zur Union gehörenden Hessen die Grafschaft.

Am Sonnabend, dem 24. Oktober 1648, schlossen die Vertreter der am Krieg beteiligten Mächte in den neutralen Städten Münster und Osnabrück den Westfälischen Frieden.

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QUELLEN:

Aufderheide, J.F.W.: Chronik von Jöllenbeck 1855-1881, in: Jöllenbecker Bl. 14 (1982).

Vgl. Beckmann, Karl: Brackwede in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, in: Brackweder Heimatblätter 1 (1977). 

Fricke, W.: Geschichte der Stadt Bielefeld in der Grafschaft Ravensberg, Bielefeld 1987.

Lahrkamp, Helmut: Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Frieden. Eine Darstellung der Jahre 1618-1648, Münster 1999.

Vgl. Salge, S.: Der Dreißigjährige Krieg in der Grafschaft Ravensberg, Bielefeld 1922.

Teske, Gunnar: Bürger, Bauern, Söldner und Gesandte. Der Dreissigjährige Krieg und der Westfälische Frieden in Westfalen, Münster 1997.

Vgl. Weitkamp, R.: Die alten Stätten an der Bahnhofstraße (heute Dorfstraße)-200 Jahre H.F. Eickmeyer, in: Jöllenbecker Bl. 8 (1976).

Pfarrarchiv Jöllenbeck, Hagedorn, Joachim Henrich: Successoribus!.

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