Josef Maria Frank
(1895 - 1975)

[Josef Maria Frank]

EIN KAPITEL AUS DIKIGOROS WEBSEITE
ALS ES NOCH KEIN INTERNET GAB
Reiseschriftsteller des 20. Jahrhunderts

Andere Schriftsteller, die Dikigoros auf dieser "Reise durch die Vergangenheit" vorstellt, haben einen griffigen Beinamen, unter dem sie allgemein bekannt geworden - und geblieben - sind, und der meist auf eines ihrer Bücher zurück geht: Ferdinand Emmerich war "der Einsiedler von Guayana"; Egon Erwin Kisch war "der rasende Reporter"; Richard Katz war "der Weltenbummler". Josef Maria Frank hatte keinen solchen Beinamen, ja er hat heute eigentlich gar keinen Namen mehr - darf Dikigoros deshalb an dieser Stelle einen vorschlagen: "Der Mann, dem man den Namen stahl". So hieß ein Film, für den er 1944 das Drehbuch schrieb, und den man nach 1945 ganz allein dem politisch-korrekten Wolfgang Staudte zuschrieb. Man stahl ihm aber nicht nur seinen eigenen Namen, sondern auch die Namen seiner Bücher und Filme: "Zwischen Hamburg und Haïti" hieß einer der letzteren (in denen übrigens 1940 auch der Vater eines treuen Lesers von Dikigoros' "Reisen durch die Vergangenheit" mitspielte, den es nach Frankreich verschlagen hat; und Hans Albers sang den gleichnamigen Titelsong); seit 1951 heißt so eine Radiosendung des NDR, deren "Erfindung" man allein dem politisch-korrekten Werner Baecker zuschreibt; und ebenso das dazugehörige Buch von 1956, für das die Moderatorin Ursula Klamroth zeichnete. Eigentlich spielte der Film weniger zwischen Hamburg und Haïti, als vielmehr zwischen Haïti und Mexiko - und in diesem Raum spielen auch hauptsächlich die Reisebücher Josef Maria Franks.

Also noch ein deutschsprachiger Reiseschriftsteller neben Ross, Kisch, Katz, Edschmid und A. E. Johann? Noch dazu einer, der wesentlich weniger von der Welt gesehen und wesentlich weniger Bücher geschrieben hat als die Vorgenannten? Darf man Josef Maria Frank wirklich mit denen in eine Reihe stellen, oder müßte man ihn nicht von Rechts wegen in die Kategorie derjenigen einordnen, die Dikigoros bereits auf der Eingangsseite zu dieser "Reise durch die Vergangenheit" aussortiert hat? War er nicht viel mehr Regisseur als Reiseschriftsteller? Er hätte diese Frage verneint; er bezeichnete sich einmal als "ein aus Beruf und Passion neugieriger Reisender mit Schreibmaschine und Kamera." Aber hat er nicht diejenigen Länder, auf die Dikigoros persönlich so großen Wert legt - vor allem Indien - ebenso wenig bereist wie die anderen? Reicht das, was er über den Neckar geschrieben hat, an das heran, was Mark Twain dazu geschrieben hat? Oder das, was er über die Karibik, das "Paradies mit Vorbehalt", geschrieben hat, an die Schilderungen Naipauls? Kann überhaupt ein Italien-Buch aus jener Zeit an das vielbändige Opus aus der Feder Edschmids heran reichen? Wohl kaum, und bestimmt nicht Franks "Begegnung im Romexpreß". "Mexiko ist anders"? Gewiß, anders als Lieschen Müller und Otto Normalverreiser es sich vorstellten (und vorstellen :-) - aber auch so viel anders als andere Reiseschriftsteller, vor allem Ross und Kisch, es vor und nach ihm beschrieben haben? "Wer hat Mexiko vor Kisch gesehen?" fragte Heinrich Mann herausfordernd, als 1945 "Entdeckungen in Mexiko" auf den Markt kam. Darf Dikigoros die Antwort geben? Alexander von Humboldt, Ernst v. Hesse-Wartegg, Caecilie Seeler-Sachs, Karl Sapper, Ferdinand Emmerich... Nun gut, deren Zeit war vorbei, und Mexiko hatte sich seither bestimmt gewandelt. Colin Ross... Halt, gilt nicht, hätte Heinrich Mann geantwortet, der war doch ein böser Nazi! Ihr seht, liebe Leser, irgendwie fehlt hier noch jemand, der weniger "vorbelastet" ist (und sei es nur in den Augen voreingenommener Leser), weder Jude noch Nazi noch Kommunist, sondern einfach nur Reisender. (Auch wenn die letzteren ihm nie verziehen haben, daß er 1941 den "Nazi"-Film "Reitet für Deutschland" drehte - im Gegensatz etwa zu Colin Ross wird man ihm schwerlich das Prädikat "Er reiste für Deutschland" anhängen können.) Nein, auch keiner dieser Keksperten, die glauben, ein Land und seine Leute zu "kennen", weil sie schon so lange dort sind - aber doch nur blind, taub und stumm, weil sie am liebsten unter Landsleuten bleiben, die zwar nicht mehr die Kolonialherren sein mögen, aber immer noch "Kolonien" bilden, in denen sie ihre eigene Kultur bewahren. Dagegen ist ja gar nichts zu sagen - und Frank war der letzte, der es getan hätte; aber er vertrat als einer der ersten ganz offen den gesunden Standpunkt: "Ich suche etwas, das man gewöhnlich nur im ersten Ansturm erfährt, weil man nämlich verteufelt schnell die Aufnahmefähigkeit, den Instinkt dafür, verliert: die Atmosphäre. Aus ihr erfährt man manchmal mehr, als wenn man jahrelang in einem Lande gelebt und in ihm seinen eigenen privaten Standpunkt gefunden hat."

Natürlich wußte Frank auch, daß sich solche Atmosfären wandelten - gerade das aber übersieht derjenige, der lange Zeit im selben Land, womöglich noch am selben Ort lebt, nur allzu leicht - selbst dann, wenn er sich nicht auf die "Kolonie" seiner Landsleute beschränkt. Um sich ein richtiges Bild zu machen, braucht es bisweilen Abstand - räumlich wie zeitlich -, um die Kontraste besser erkennen zu können; aber das Bild muß von Zeit zu Zeit aufgefrischt werden, sonst verblaßt es, und die Sicht wird trübe. Wie schrieb Frank einmal spöttisch: "Aus falschen Quellen an europäischen Schreibtischen geschöpfte Fehlurteile gewerbsmäßiger Abenteuerroman-Fabrikanten und gut konservierte Vorurteile aus Gerstäckers Zeiten - das belastet noch immer die landläufige Vorstellung."

Exkurs. Ja, an Friedrich Gerstäcker schieden - und scheiden - sich die Geister: Für die einen war er der Vorläufer von Hesse-Wartegg und Emmerich; für die anderen der Vorläufer von May und Retcliffe. Dikigoros braucht diese Frage nicht abschließend zu klären, da er unzweifelhaft ins 19. Jahrhundert fällt, also in einer Sammlung über Reisende des 20. nichts verloren hat; aber er neigt der Auffassung zu, daß diese beiden Möglichkeiten einander nicht ausschließen. Vielleicht haben beide - die Reiseschriftsteller wie die Abenteuerromanciers - von ihm gelernt. Selbst Mark Twain dürfte "Streif- und Jagdzüge durch die Vereinigten Staaten", "Die Regulatoren des Arkansas" und "Die Flußpiraten des Mississippi" - allesamt in den 40er Jahren heraus gekommen - gekannt haben; vielleicht ließ er sich von diesen Werken sogar zu seinen eigenen frühen Reisen und Büchern anregen. Und warum sollte die Lektüre von "Unter dem äquator" nicht den jungen Ferdinand Emmerich zu seinen Südseereisen inspiriert haben? Das schließt nicht aus, daß Gerstäcker einen Großteil seiner Erzählungen nicht weniger frei erfunden hat als Carl May oder Herrmann Goedsche alias "John Retcliffe". Exkurs Ende.

Und was den Einwand betrifft, Frank habe relativ wenige Länder bereist und relativ wenig über sie geschrieben... Es kommt doch nicht auf die Quantität an als vielmehr auf die Qualität des Geschriebenen! Ein Musterbeispiel sind die gerade mal 16 Seiten, die er über Kuba geschrieben hat, wo er nur ein paar Tage Zwischenstation gemacht hat. Ja, welcher unvoreingenommene - d.h. nicht von Fidel Castro zum Lobhudeln eigens bestellte - Reiseschriftsteller hat denn diese Insel im 20. Jahrhundert überhaupt bereist? (Nein, Ernest Hemingway zählt Dikigoros nicht dazu, liebe Leser; warum, das habt Ihr doch - hoffentlich - schon in der Einleitung dieser "Reise durch die Vergangenheit" gelesen, sonst holt es bitte bei Gelegenheit nach.) Eben - keiner! Und selbst Dikigoros war einiges, was Frank da in ein paar kurzen Sätzen zu Papier bringt, nicht präsent. Wer denkt z.B. schon daran, daß im Jahre 1933 nicht nur die Diktatoren Roosevelt in den USA und Hitler in Deutschland an die Macht kamen - übrigens beide "ganz legal" -, sondern auch der böhmische, pardon kubanische Gefreite Fulgencio Batista, der sich mit einem Marsch auf La Habana an die Macht putschte? (Wobei es übrigens wesentlich weniger friedlich zuging als z.B. bei Mussolinis "Marsch auf Rom": Die Schwarzen plünderten die Geschäfte der Weißen und vergewaltigten deren Frauen, nach dem Motto: Jetzt kommt die Gleichberechtigung auch für uns Neger. Aber darüber schreibt Frank nichts; darüber hat, soweit Dikigoros weiß, überhaupt nur ein Deutscher geschrieben, nämlich Anton Zischka - und der war nicht persönlich dabei, sondern hatte es aus der Zeitung.) Damals hielten die USA Batista für einen "Kommunisten" - wie später seinen Nachfolger Fidel Castro -; aber in dem Punkt waren die Berater Roosevelt's klüger als die Kennedy's, und man arrangierte sich: Die USA behielten ihre Investitionen, und die Kubaner ließen sich brav weiter ausbeuten, wie Frank anschaulich schildert, nachdem er seinem Gastgeber - einem kubanischen Kapitalisten - entwischt ist und sich auf eigene Faust in die Fabriken und Arbeiterviertel begeben und mit den Menschen dort gesprochen hat.

A propos was Dikigoros präsent ist. Was liegt ihm schon an Kuba? Zwar hat er darüber inzwischen eine eigene Webseite - die sich zu seiner nicht geringen Verblüffung zu einer seiner meistbesuchten entwickelt hat -; aber das allein wäre natürlich kein Grund gewesen, Josef Maria Frank unter die großen Reiseschriftsteller des 20. Jahrhunderts einzuordnen. Nein, Dikigoros geht es um ein ganz anderes Land, das er, wie seine treuen Leser längst an anderer Stelle gelesen haben, seit Jahrzehnten kennen und lieben gelernt hat - zumindest bildete er sich ein, es zu kennen, sehr gut sogar, besser als die meisten seiner Zeitgenossen im In- und Ausland. Und wie seine treuen Leser ebenfalls an anderer Stelle gelesen haben, achtet er bei den Menschen, die er auf Reisen trifft, immer zuerst auf ihre Augen und Blicke. Da traf es ihn doch wie der sprichwörtliche Knüppel auf den Kopf, als er bei Frank folgende einleitende Worte zu Mexiko las: "In diesen Augen war Mexiko. Der messerscharfe Schnitt im Gesicht des Mannes, sein Mund, zuckte auf. Er mußte mich beobachtet haben; seine Augen stachen kalt auf mich ein, wie schwarzer Stahl, ich mußte an eine Schlange denken. Ich begriff instinktiv: Haß und - Verachtung. Zwar: Verachtung und Haß auf vorsichtiger Lauer. Aber: Haß und Verachtung. Ich war Mexiko begegnet, noch ehe ich dieses Land Mexiko betreten hatte." [Frank sah jenen Mann von Bord des Schiffes, mit dem er in Veracruz einlief.] Nun, halten wir erst einmal mit Friedrich Nietzsche, dem großen Mexiko-Freund aus der Ferne (der ständig seine Wappentiere, den Adler und die Schlange, im Munde führte) dagegen: Die Kombination "Haß und Verachtung" gibt es so nicht, nur ein entweder-oder - der Unterlegene (in Nietzsches Diktion: der "Minderwertige") empfindet eine Mischung aus Ohnmacht, Neid und Ressentiment, kurz Haß gegenüber dem überlegenen ("Höherstehenden"); der überlegene empfindet eine Mischung Ekel und herablassendem Mitleid, kurz Verachtung. Aber stimmt das eigentlich? Kann es nicht sein, daß ein Mexikaner einen "Gringo" einerseits haßt, weil er ihm materiell unterlegen ist, und andererseits verachtet, weil er sich ihm kulturell überlegen fühlt? Nun wäre Dikigoros früher nie auf die Idee gekommen, daß ein Mexikaner sich einem Ausländer gegenüber kulturell für überlegen halten könnte, und wenn, dann nur aus Unkenntnis, d.h. weil man ihm eingetrichtert hatte, daß die alten Azteken ein "Kulturvolk" und ihre Eroberer, die spanischen Konquistadoren, "Barbaren" gewesen seien - das wußte er schließlich besser.

[Exkurs. Auch Frank wußte es besser; er berichtet, wie einst der berühmte Regisseur Cecil DeMille die Geschichte der Eroberung Mexikos durch Cortez & Co. verfilmen sollte, mit Douglas Fairbanks und Clark Gable in den Hauptrollen; aber als er das Drehbuch gelesen hatte - nach Prescott, der darüber im 19. Jahrhundert einen als authentisch geltenden historischen Roman geschrieben hatte -, lehnte er mit der Begründung ab, diese Geschichte sei viel zu unglaubhaft; das Kinopublikum wolle nicht die Wahrheit sehen, sondern lieber irgend etwas Erfundenes - und dann drehte er statt dessen einen Film über Richard Löwenherz, Saladin und die Kreuzzüge, von dem Euch Dikigoros an anderer Stelle berichtet. Frank - den die zwiespältige Person des Cortez offenbar ebenso fasziniert wie die nicht minder zwiespältige Person seines Gegenspielers Montezuma - bedauert das sehr, kann jenen Ereignissen aber selber nur ein paar Seiten widmen. (Macht nichts, liebe Leser, wenn Ihr Euch für die Einzelheiten interessiert, könnt Ihr sie bei Dikigoros nachlesen.) Exkurs Ende.]

Dennoch... Frank erwies sich bei weiterer Lektüre als jemand, der nicht einfach nur so daher schreibt, ohne Sinn und Verstand; und Dikigoros begann in seinem Gedächtnis zu kramen. Wie war das eigentlich auf seinen ersten Mexiko-Reisen? Da hatte er eigentlich nur Augen für die hübschen Mädchen - und die für ihn; und die Blicke, die sie austauschten, hatten sicher nichts von Haß oder Verachtung. Aber eigentlich waren das alles Criollas - in Mexiko geborene Nachfahren der Spanier -, denn nur die empfand er als hübsch, und nur die interessierten sich für ihn. Die Indianerinnen und Mestizinnen dagegen konnten bisweilen recht garstig sein, und er erinnert sich, wie es ihn ärgerte, wenn sie hinter seinem Rücken zu ihren Kindern sagten: "Seht mal, das ist ein Gringo." Manchmal drehte er sich um und fuhr ihnen auf Spanisch übers Maul - das er damals schon recht gut beherrschte -, aber irgendwann ließ er es bleiben. Nein, er ver-achtete sie nicht, aber er be-achtete sie auch nicht; er verdrängte das und konzentrierte sich auf diejenigen Bevölkerungsteile, die ihm wohl gesonnen waren. Das war - und ist - zweifellos eine gesunde Einstellung für einen Reisenden, aber sie geht doch bisweilen an den Tatsachen vorbei; und Tatsache (oder wie Ihr, liebe Ossis, sagt: Fakt) ist nun einmal, daß der reinblütigen, d.h. weißen Criollas immer weniger werden (auch Dikigoros hat sich ja nicht einfangen lassen, um dem abzuhelfen, obwohl er, als er jung war, sich durchaus hätte vorstellen können, in Mexiko zu leben), und der Indianer und Mestizen immer mehr. Dikigoros bemerkte das nicht - er glaubte den offiziellen Statistiken und daß Benito Juárez nur ein Einzelfall geblieben sei; er bekam vieles nicht mit, worüber Frank schon eine ganze Generation vor ihm geschrieben hatte, z.B. daß die amtlichen Statistiken schlicht gefälscht waren (so wie heute die amerikanischen Statistiken zur Rassenzugehörigkeit der US-Bevölkerung - die einen Spanisch sprechenden Neger nicht unter "Schwarze", sondern "Latinos zählen - oder die europäischen - die einen Migranten mit BRD-, RF- oder UK-Paß nicht als "Ausländer" zählen): Danach hätte es damals noch eine satte Mehrheit (62%) von Weißen und Mestizen (als eine Gruppe gezählt - mit Recht, denn die Mestizen fühlten sich damals überwiegend als Weiße, je hellhäutiger desto lieber, "Indio" war bis zur Revolution von 1911 noch ein Schimpfwort). Tatsächlich gab es damals bereits eine Mehrheit (Frank meint: 10 von 17 Millionen, also knapp 60%) von reinrassigen Indios; und der springende Punkt war, daß sich bald auch die Mestizen als solche fühlen sollten - das war jedenfalls das erklärte Ziel der damaligen "Indianismo"-Politik. Das war es auch noch zu der Zeit, als Dikigoros Mexiko kennen lernte; aber das erschien ihm eher kurios; heute weiß er, daß Frank nicht nur Recht hatte, sondern daß dieses Ziel inzwischen erreicht ist: die Mestizen fühlen sich durch die Bank als "Indios"; und die "reinblütigen Weißen", wie Frank sie nannte, machen selbst nach der amtlichen Statistik nicht mal mehr 10% der Bevölkerung aus. Schon Frank machte sich Gedanken über die "Verschiebung der rassischen Verhältnisse". Er verglich Humboldts Angaben von 1803 - damals lebten in Mexiko nur 6 Millionen Menschen; in den folgenden 135 Jahren habe sich Mexikos Staatsgebiet zwar halbiert - durch die Abtretung Kalifornien, Nevadas, Utahs, Neu-Mexikos, Arizonas, Colorados und Texas' an die USA -, die Einwohnerzahl aber fast verdreifacht, und die der Mestizen sogar versechsfacht, was an der zurück gehenden Kindersterblichkeit bei gleichbleibend hoher Geburtenrate liege. Was er nicht ahnen konnte: in den folgenden 70 Jahren - also etwas mehr als der halben Zeit - ist die Bevölkerung Mexikos noch einmal um das sechsfache - gewachsen ist, auf über 100 Millionen; das ist ein Weltrekord, an den prozentual nicht mal Indien, Indonesien und China heran reichen; und das, obwohl in diesem Zeitraum schätzungsweise - offizielle Statistiken darüber gibt es nicht - 50% der Mexikaner emigriert sind, hauptsächlich in die USA. Na und? Ist das schlimm? Störte sich Frank daran? Mitnichten, liebe Leser, er stellte es lediglich fest. Sein Fazit lautete trotz allem, daß die Liebe "der" Mexikaner zu "den" Deutschen ebenso unwandelbar sei wie die Liebe "der" Deutschen zu "den" Mexikanern - das war ihm "Trost und Zuversicht". (Dikigoros sieht das übrigens ähnlich :-)

"Die" Deutschen, "die" Mexikaner... Nein, Frank schert nicht alles über einen Kamm; er sieht das alles durchaus differenziert - und das macht seine Berichte so interessant und wertvoll, weit mehr als alles, was in den nächsten 50-60 Jahren zu diesem Thema geschrieben werden sollte. Beginnen wir mit der Vergangenheit. Frank wäre es nie eingefallen, die "prä-kolumbianischen Indios" allesamt in einen Topf zu werfen; und während Dikigoros auf der Schule noch das Ammenmärchen lernen mußte, daß die bösen Spanier "die großartigen alt-indianischen Kulturen der Inca und Azteken zerstört" hätten, bemerkte Frank bereits ganz nüchtern, daß diese alten Kulturen erstens von ganz anderen Völkern stammten, daß zweitens die meisten - z.B. die Yucatáns - schon vor Jahrhunderten untergangen waren, und daß drittens die, die bis ins 15. Jahrhundert überlebt hatten, von eben jenen Inca und Azteken zerstört wurden, die nur noch von ihren Überresten schmarotzten, als die Spanier kamen und sie mit Hilfe der unterworfenen anderen Indiovölker und -stämme besiegten. Vor jener alten, prä-aztekischen Kultur hat Frank - dem man sonst "Eurozentrismus" vorwerfen könnte - gehörigen Respekt. Wie schreibt er: Angesichts der Pyramiden von Teotihuacán (die er als "neuntes Weltwunder" bezeichnet) könne auch der unbescheidene Europäer kleinlaut und bescheiden werden. Und schließlich relativiert er sogar die blutrünstigen Menschenopfer (die vielleicht gar keine Erfindung der Azteken waren, sondern Allgemeingut der Indios?) - wohlgemerkt nicht als persönlichen Standpunkt, sondern indem er das einem seiner mexikanischen Gesprächpartner in den Mund legt (ein Kunstgriff, dessen sich auch Dikigoros auf seinen "Reisen durch die Vergangenheit" gelegentlich bedient :-): Was sind denn schon die paar tausend Menschenopfer der Akzteken, wenn sie vergleicht mit der Zahl der Opfer der Inquisition und der Glaubenskriege in Europa? Der Unterschied ist doch nur, daß Karl V die Protestanten so hat töten lassen, während unsere Opfer eine angenehme Zeit lang schön gemästet wurden, bevor man sie den Göttern geopfert hat! [Das wird ein Mexikaner schwerlich gesagt haben, denn es stimmt nicht. Bei den Inca wurden einige ausgewählte Opfer zuvor gehegt und gepflegt, gehätschelt und gemästet; aber bei den Azteken wurden die Kriegsgefangenen einfach in Massen abgeschlachtet, ohne noch viel Futter an sie zu verschwenden, Anm. Dikikgoros.] Aber Frank differenziert auch in der Gegenwart, in seiner Gegenwart und überliefert uns Dinge, die heute in keinem Reiseführer mehr stehen. Zum einen über die Unterschiede zwischen den mexikanischen Indianern einerseits und denen in Kolumbien, Venezuela und den USA, "die ihren alten Stammes- und Rassenstolz verloren und sich nur ihr Tamtam für die Touristen bewahrt haben" (aber das können wir getrost dahin stehen lassen), zum anderen über die Unterschiede zwischen den einzelnen INdio-Völkern Mexikos: "Mexikos Indianer sind keine einheitliche Masse. Es gibt zumindest ein Dutzend voneinander verschiedene große Indianer-Nationen... [Er nennt die Azteken, die Otomi, die Zapoteken, die Maya, die Mixteken, die Tarasken, die Totonaken, die Pima-Tarahumaren, die Zoquea, die Tequistlateken, die Apachen und die Huaven.] Sie sprechen noch ihre alten Sprachen, die sich nicht weniger voneinander unterscheiden wie die Sprachen europäischer Nationen... Innerhalb dieser Nationen gibt es rund 270 verschiedene Stämme, die sich wiederum durch Stammesdialekte, Sippenanschaungen und dergleichen voneinander scharf abgrenzen lassen..." (Er weist darauf hin, daß ein gutes Viertel der Indios nur wenig oder überhaupt kein Spanisch spreche, sondern nur seinen eigenen Dialekt.) Und die Zukunft? Frank glaubt, daß die Indios sich ihr "altindianisches" Erbe auch weiterhin treu bewahren würden: Familien- und Dorfsitte, "Sippengemeinschaftsgeist", Gesang, Tanz und geheime Riten; und all das würde letztlich der Einigung Mexikos zu einem "Nationalstaat" entgegen stehen. Tja - so kann man sich täuschen... Frank unterschätzte die Wirkung des Radios; und die - noch stärkere - des Fernsehens konnte er nicht ahnen, nicht nur in Bezug auf die Schaffung einer gemeinsamen Sprache (heute gibt es praktisch keinen Indio mehr in Mexiko, der nicht wenigstens halbwegs Spanisch spräche, dafür umso mehr, die ihr Mutteridiom nicht mehr beherrschen - von den einst 270 Indiosprachen und -dialekten sind rund die Hälfte ausgestorben, und die meisten anderen fristen nur noch ein trauriges Randgruppendasein), sondern auch die eines gemeinsamen Nationalgefühls. (Ob Ihr es glaubt oder nicht: eine ganz wesentliche Rolle hat dabei die Übertragung von Spielen der nationalen Fußball-Liga gespielt; diese Mannschaftssportart scheint ja weltweit dazu prädestiert zu sein, "nationale" Empfindungen zu bündeln. Noch zu Franks Zeiten gingen die Mexikaner lieber zum Stierkampf - der dazu überhaupt nicht geeignet war, denn dort wurden ja Einzelkämpfer bejubelt.) Ist das gut so? Wie bitte, liebe linke Leser, die Ihr sonst alles tut, um den Nationalismus zu bekämpfen? Nun, Dikigoros findet es schlecht; und er meint, daß damit wieder ein Stück kultureller Vielfalt - "Multikulti" im positiven Sinne - verloren gegangen ist; aber darüber hat er ja schon in "Kugelfisch und Kupferkanyon" geschrieben.
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Noch etwas macht Franks Bücher interessant und läßt ihn Dikigoros als Seelenverwandten empfinden: seine Ausführungen zur mexikanischen Küche. Auch darüber hat Dikigoros ja schon einiges in "Kugelfisch und Kupfercanyon" geschrieben, aus eigener Anschauung (und nicht nur Anschauung :-), vom "mole" bis zum "chocolatl" (während er das hier schreibt, trinkt er gerade wieder eine große Schale davon nach dem Rezept, das auch Frank überliefert: Kakaopulver, Zucker, Zimt, Vanille, Honig und etwas Milch zu einem schlagsahneartigen Schaum verquirlen, dann heißes Wasser drauf); anderes, über das er ebenfalls berichtet hatte, ist heute überholt - aber das trifft nicht Mexiko allein. Frank meinte noch, daß Mexiko ohne die allgegenwärtige Mais-Tortilla, die jede Hausfrau selber zubereitete, nicht vorstellbar sei. Tja, das dachte Dikigoros auch mal. Aber was wäre vor ein, zwei Generationen nicht alles unvorstellbar gewesen, als noch jede nordamerikanische Hausfrau allmorgendlich ihre Pancakes selber zubereitete, jede Rheinländerin ihre Kartoffelpuffer, jede Süddeutsche ihre Knödel, jede Italienerin ihre Pasta, jede Türkin ihre Lahmacun, jede Nordinderin ihre Chapatti und jede Südinderin ihre Idli? Heute kommt all das fertig vorgekocht aus dem Plastikbeutel im Supermarkt und braucht nur noch in der Mikrowelle aufgewärmt zu werden - so schmeckt es dann auch. ("Nur der Name blieb" - aber das ist eine andere Geschichte.) Wie schrieb Frank: Die Tortilla muß sofort frisch vom heißen Blechrost gegessen werden, sonst schmeckt sie nicht - Recht hat er. Andere Gerichte, die er noch kennen gelernt hat, gab es schon zu Dikigoros' Zeiten nicht mehr, und kein Kochbuch zeugt mehr von ihnen, vom Axolotl ("schmeckt wie fetter alter Aal") bis zum Leguan-Schwanz ("auch nicht zu verachten"). [Schockiert, liebe Leser? Aber wieso denn? Auch Dikigoros hat im Dschungel von Malaysia und Indonesien gebratene Schlangen und Eidechsen gegessen, die waren sicher nicht schlechter als das Zeug aus den heutigen Rinder- und Schweine-KZs!] Auch "atole" beschreibt Frank noch, einen mit allerlei Zutaten gewürzten Maistrank; aber da glaubt Dikigoros nicht allzuviel versäumt zu haben - er mag auch kein "pulque", das es damals noch gegeben hätte; inzwischen ist letzteres fast ebenso vollständig von Bier, Coca Cola und anderen industriell gefertigten Getränken verdrängt wie ersteres.
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Und die Kunst - oder was man so nannte: Heute würde sich niemand mehr über die öffentlichen Fresken eines Diego Rivera (für deutsche Leser, denen dieser Name nichts sagt: das war der Ehemann von Frida Kahlo - deren Werke ja auch nicht nach jedermanns Geschmack sind :-) aufregen oder Kaiser Maximilians altdeutscher Loggia im Chapultepec-Schloß nachtrauern, denn wir sind es ja in Mitteleuropa inzwischen selber gewohnt das, was die Nazis "entartete Kunst" nannten (eine völlig abstruse Bezeichnung, wie Dikigoros findet, denn das mag zwar entartet sein, aber bestimmt keine "Kunst" :-) massenhaft in unseren Museen und auf unseren Plätzen wieder zu finden. Aber Franks Geschmack war halt noch anders geschult; er empfand sich durch die Werke dieses "marxistischen Schmierfinken" geradezu persönlich beleidigt: Die Schmähung und Diffamierung der Eroberer, die Ausplünderung der Indios durch die Weißen ("Der Weiße trägt immer die Fratze eines Teufels", dabei hätten einzig und allein die Weißen aus Mexiko das gemacht, was es wurde), das sei doch alles "verlogene Demagogie" und "schamlose Karikatur" ("fast zum Verwechseln ähnlich der des George Grosz" :-). Dazu die Verherrlichung der "Götzen" Marx, Lenin und Trotzki, und die Verunglimpfung der drei "Embleme" Dollarzeichen, Christuskreuz und Hakenkreuz... Tja, mit den Symbolen und Ismen ist das so eine Sache. Wer sich die chaotische Geschichte Mexikos der letzten 200 Jahre zu Gemüte führt - deren "pensch" (für alle, die "Vom Gordischen Knoten bis ans Ende der Welt" nicht gelesen haben: das ist bei Dikigoros das Mittelstück, nicht nur vom Lam-pensch-irm :-) uns Frank in einem ebenso sachlichen wie amüsanten Abriß schildert -, der kann daran eigentlich nicht mehr glauben: All die Präsidenten, die als "volksnahe" Sozialisten begannen, sich dann aber korrumpieren ließen und selber bereicherten, während es dem Volk trotz der natürlichen Reichtümer des Landes - Gold, Silber, Kupfer, Blei, Zink, Erdöl - immer schlechter ging... Die einzige verläßliche Konstante bleibt nach Franks Auffassung eben die Zugehörigkeit zur Rasse, zur Nation im Sinne von Volk, zum Stamm, zur Familie (die er, vor allem bei den Indios, geradezu rührend schildert); für eine Nation im Sinne von Staatsangehörigkeit bleibt da kein Raum; man ist bestenfalls Indio, Mestize oder Weißer, schlimmstenfalls Azteke, Zapoteke, Totonake usw. - wie oben - bzw. Angehöriger einer jenen weißen Völker, die einander ja auch nicht grüner sind, wie die vielen Kriege der Vergangenheit (und "Bürgerkriege" der Gegenwart) zeigen. Ein solcher Standpunkt ist heute freilich nicht mehr opportun ist, obwohl - oder weil - er nicht nur auf Mexiko zutrifft, sondern auf alle anderen Länder der Welt auch. Und er ist zeitlos, d.h. solche Bücher "veralten" nicht - im Gegensatz zu dem Humbug, den man uns heute zu diesem und vielen anderen Themen vorsetzt.
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Ein Thema kann und will Dikigoros nicht aussparen. Erinnert sich der geneigte Leser, was die großen Reiseschriftsteller jener Zeit, allen voran Richard Katz, über die fortschreitende Technik und ihren Einfluß auf das Reisen geschrieben haben? Meist nur Negatives - auch und gerade wenn sie ihre Segnungen selber ungeniert in Anspruch nahmen. Frank hält voll dagegen, vergleicht die Reisemöglichkeiten seiner Zeit mit denen von Kolumbus bis zur Wende des 19. Jahrhunderts anhand einiger drastischer Beispiele, um mit den Worten zu schließen: "Man sollte das alles einmal bedenken und dann doch Madame Technik das Zauberhändchen küssen." Ja, gewiß, und Dikigoros will nicht undankbar sein: ohne jene Technik hätte auch er sehr viel weniger von der Welt gesehen - aber... Frank schrieb das anno 1938, und da stimmte das sicher noch. Inzwischen ist das Pendel jedoch in die andere Richtung ausgeschlagen: Die Technik ist so weit "fortgeschritten", daß man bei der jetzt üblichen Art des Reisens nicht mehr, sondern weniger von der Welt zu sehen bekommt, sei es, weil man über sie hinweg düst, sei es, weil man im klimatisierten Luxusbus nur noch dran vorbei fährt (weil man sich in gewisse Armenviertel ja ohnehin nicht mehr zu Fuß trauen könnte). Und die Sehenswürdigkeiten? Dikigoros hat Teotihuacán noch besichtigt, als es um das Ruinenfeld noch keinen Zaun gab; sein seliger Reisefreund Melone war noch in Palenque, als es dort noch keine Hotels, sondern nur Hängematten gab, die man mieten und zwischen den Bäumen aufhängen konnte (eine sehr unbequeme Methode zu schlafen, wenn man es nicht gewohnt ist - und das sind ja heuer nicht mal mehr die Seeleute :-). Aber dafür konnte man sich noch alles in Ruhe ansehen und wirken lassen. Heute wird man herdenweise abgezockt, durchgewunken und von irgendwelchen Fremdenführern voll gelabert - egal ob man sie engagiert hat oder nicht, denn die nächste geführte Gruppe ist ja nicht weit... Wunder der Technik? Ja, wenn es noch so wäre, daß dadurch mehr Menschen, die sich wirklich für ferne Länder, fremde Völker und ihre Kulturen interessieren, dieses ihr Ziel erreichen - aber tatsächlich werden doch die wenigen, für die das gilt, immer mehr von denjenigen verdrängt, die nur hinfahren, weil die Technik es möglich macht, und die am liebsten Italien ohne Italiener, Indien ohne Inder und Mexiko ohne Mexikaner hätten - aber bitte mit Sahne, pardon, mit Unterkunft und Verpflegung in Hotelketten und -betten, die sich in nichts von dem unterscheiden, was sie von zuhause gewohnt sind. Ja, das ist nun alles machbar; aber Dikigoros bezweifelt, daß Frank der Madame Technik heute noch das "Zauberhändchen" küssen würde!

Hat Frank denn gar nichts zur Politik geschrieben - außer zur [Un-]Kulturpolitik? Oh doch, gegen Ende, und zwar in Journalisten-Manier, unter der Überschrift: "Die 14 Tage, die USA's und Englands Ölmacht in Mexiko erschütterten". Er beginnt am 18. März 1938 mit der Verstaatlichung der Ölquellen durch Präsident Cárdenas, zeigt, wie die USA darauf reagierten (mit einem ungeheuren Rüstungsprogramm - endlich hatte Roosevelt einen Vorwand! - und einer Senkung des Abnahmepreises für mexikanisches Silber - die Erdölverkäufe machten damals nur 6% der mexikanischen Staatseinannahmen aus, die Silberverkäufe dagegen 13%, also mehr als das doppelte - und die USA hatten Jahre lang einen relativ hohen Fixpreis garantiert!) und schließlich die Einigung dahingehend, daß die enteigneten Firmen angemessen entschädigt würden, damit sie Mexiko auch weiterhin Erdöl abkauften... Ja, Ihr habt richtig gelesen: Damals hatte nicht der Erdölverkäufer das Druckmittel, dem Abnehmer den Zapfhahn zuzudrehen (denn das Angebot überstieg bei weitem die Nachfrage - es fuhr halt noch nicht jeder Auto, und Flugverkehr gab es noch kaum), sondern der Käufer konnte umgekehrt drohen, sich künftig anderswo einzudecken. (Cárdenas riskierte die Verstaatlichung denn sauch erst, nachdem ihm ein amerikanischer Jude zugesichert hatte, im Boykottfall das mexikanische Öl notfalls an andere Abnehmer als die USA und Großbritannien loszuwerden - wofür de facto nur Japan in Frage kam, denn das war das einzige andere Land, das über genügend Öltanker verfügte, um das Zeug auch selber abzutransportieren.) Darüber bekam Frank zum Glück nicht mit - und auch sonst niemand in Deutschland -, daß Cárdenas zur selben Zeit seinen Völkerbund-Botschafer Isidor Fabel offiziell Protest einlegen ließ gegen "die gewaltsame militärische Besetzung Österreichs gegen den Willen seiner Bevölkerung durch deutsche Truppen". (Mexiko war das einzige Land der Welt, das diese peinliche Fehleinschätzung der Stimmung beim Völkerbund zu Protokoll gab; die Protestnote wurde erst 70 Jahre später wieder ausgegraben, als die Tatsache, daß bei einer Volksabstimmung 98% der "Österreicher" für den "Anschluß" gestimmt hatten, aus den Geschichts- und Märchenbüchern verschwunden war :-) Und wie ist das heute? Nun, der Großteil der - im Weltmaßstab nicht mehr wirklich bedeutenden - Erdöl- und Silberverkäufe Mexikos geht immer noch... in die USA! Und auch da ist Frank zeitlos; er äußert nämlich durchaus Sympathie für die immer wieder kehrenden Enteignungen ausländischer Investoren: Kann es denn richtig sein, daß Benzin in Mexiko um die Hälfte teurer ist als in den USA, weil das mexikanische Öl dort verarbeitet wird und mit einem doppelten Zoll - einmal Ausfuhr, dann Wiedereinfuhr - belegt wird? Und daß Mexiko das Silber für seine Münzprägungen - damals gab es noch Silberpesos - zu einem überhöhten Preis aus den USA zurück kaufen muß, weil seine gesamte Produktion dorthin geht? Und und und... Aber letztlich lassen ich eben immer wieder ein paar Bonzen vom US-Kapital bestechen kaufen mieten korrumpieren überzeugen, daß es für "ihr" Land so am besten ist - und stand und steht Mexiko damit etwa alleine da?

(...)

Fortsetzungen folgen

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