Pressemitteilungen

 

zu den Artikeln von Dr. Muramoto und Mr. Ridley im
Journal of Medical Ethics vom 7.12.1999


Pfeil  Pressemitteilung des Journal of Medical Ethics vom 7.12.1999
     (Übertragung ins Deutsche durch uns)

Pfeil  Pressemitteilung von Reuters Health vom 8.12.1999.
     (Übertragung ins Deutsche durch uns)

 

Könnte eine Strategie nach dem Motto "Keine Fragen - Keine Auskünfte" die Probleme in Verbindung mit der medizinischen Betreuung von Zeugen Jehovas entschärfen?

Pressemitteilung des Journal of Medical Ethics vom 7. 2. 1999
(Originalfassung in Englisch)
zu folgenden Artikeln:

[Bioethik der Verweigerung von Blut bei Jehovas Zeugen: Teil 3   Vorschlag einer Strategie nach dem Motto "Keine Fragen - Keine Auskünfte"] - Journal of Medical Ethics 1999;25:4638

[Die Verweigerung von Blut bei Jehovas Zeugen: Gehorsam gegenüber der Heiligen Schrift und dem religiösen Gewissen] - Journal of Medical Ethics 1999;25;46872

RA. Eine Strategie gemäß der Kurzformel "Keine Fragen - Keine Auskünfte" könnte die Probleme bei der kritischen medizinischen Versorgung von Jehovas Zeugen lösen helfen, behauptet Dr. Osamu Muramoto, Mitglied des regionalen Ethikkomitees in Portland, Orgeon, USA. In einem Artikel der Zeitschrift Journal of Medical Ethics behauptet er, dass es eine solche Strategie den Zeugen ermöglichen würde, ihre Doktrin ohne fundamentale Veränderungen zu befolgen, während sie gleichzeitig helfen würde, wirklich autonome Entscheidungen zu treffen und unnötige Todesfälle zu vermeiden.

Dafür, so sagt er, gibt es bei der Aufhebung des Verbot von Oralsex einen Präzedenzfall, bei dem eine Strategie nach dem Motto "Keine Fragen - Keine Auskünfte" 1983 in der offiziellen Zeitschrift der Bewegung befürwortet worden war. Er weist auch auf die öffentliche Vereinbarung hin, die 1998 zwischen der Bewegung und der bulgarischen Regierung am europäischen Gerichtshof für Menschenrechte geschlossen wurde.

Im Hinblick auf die Verweigerung von Bluttransfusionen legt die antragsstellende Vereinigung vor, daß es keine religiösen Sanktionen für einen Zeugen Jehovas gibt, der sich dafür entscheidet, eine Bluttransfusion anzunehmen.

Die Übereinkunft erlaubte Mitgliedern eine freie Wahl, Bluttransfusionen „ohne Kontrolle oder Sanktion von seiten der Vereinigung“ anzunehmen. Einem Zeugen, der sich für eine Transfusion entscheidet, oder der seine Handlungsweise nicht öffentlich bereut, wird normalerweise „die Gemeinschaft entzogen“ (exkommuniziert). Und wie Fallberichte zeigen, wird weiterhin Druck ausgeübt, so sagt Dr. Muramoto, und manche Zeugen revidierten nach den Besuchen durch Kirchenälteste im Krankenhaus ihre frühere Entscheidung.

Die neue Strategie würde nach den Angaben von Dr. Muramoto „die Achtung vor den Privatsphäre des Patienten und die Vertraulichkeit fördern, einige der fundamentalsten Elemente der Autonomie,“ und Elemente, so sagt Dr. Muramoto weiter, die von Ärzten und der Gesellschaft im allgemeinen anerkannt werden. „Wenn nicht die Bemühung der Ärzte, die Vertraulichkeit zu wahren, von den Patienten selbst unterstützt wird, kann die Integrität der Patientenautonomie nicht allein durch den Arzt sichergestellt werden,“ sagt er zum Abschluss.

Donald Ridley, der leitende Rechtsanwalt der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft, widerspricht Dr. Muramoto energisch. Ein Vorschlag wie der von Dr. Muramoto „ermutigt zu einer heuchlerischen Missachtung fundamentaler Lehren der Bibel.“ Zeugen Jehovas würden durch die augenfällige Diskrepanz zwischen öffentlicher und privater Handlungsweise ihre Beziehung zu Gott gefährdet sehen, sagt er.

Die Frage ist nicht, so behauptet Mr. Ridley, ob externe Faktoren die Entscheidung eines Patienten beeinflussen, denn davon gibt es bereits viele, sondern ob ein Patient wirklich den freien Willen hat, um eine Entscheidung zu treffen, gegründet auf Faktoren oder Werte, die ihr/ ihm am wichtigsten erscheinen. Dr. Muramots Argument ignoriert auch den Faktor Gewissen, sagt Mr. Ridley, und auf dieser Basis besäßen Zeugen die Freiheit, Ehebruch zu begehen oder sich zu betrinken, Aktivitäten, die die Bibel verurteilt, vorausgesetzt sie würden diese Vorgänge für sich behalten.

Letztendlich steht es Menschen frei, zu tun, was sie wollen, sagt Mr. Ridley, „aber sie können nicht verlangen, dass ihre Gemeinschaft ihre Werte und Regeln aufgibt, um die Vorlieben der einzelnen Mitglieder zu befriedigen.“ Das Recht, diejenigen Mitglieder abzuweisen, die ungehorsam sind, ist ein Recht, das öffentliche oder private Gruppen jeglicher Art ausübten und für das keine Organisation getadelt werden sollte.

Kontakte:
Dr. Osamu Muramoto,
Kaiser Permanente,
Northwest Division,
Portland,
Oregon,
USA.
Tel: 001 503 331 5204:
Fax: 001 503 249 5528;
Email: [email protected]/

Donald Ridley,
Legal Department,
Watch Tower Society,
Patterson,
New York
Tel: 001 914 306 1000;
Fax: 001 914 306 0709;
Email: [email protected]


"Keine Fragen - Keine Auskünfte" Ein Vorschlag für die Gesundheitsfürsorge von Zeugen Jehovas

Pressemitteilung
Reuters Health vom 8.12.1999

Von Kirell Lakhman

WESTPORT, 8. Dez. (Reuters Health) -

Ein Bioethiker aus Oregon schlägt vor, dass die Kirche der Zeugen Jehovas eine Strategie nach dem Motto "Keine Fragen - Keine Auskünfte" befürworten sollte, wenn Kirchenmitglieder sich in Gesundheitsfragen vor Entscheidungen gestellt sehen, die gegen die Doktrin ihrer Kirche verstoßen.

Dieser Vorschlag wird von einem Vertreter der Zeugen Jehovas mit Bestürzung aufgenommen, er nennt die Idee "bekloppt" und "grotesk" und er glaubt, dass er „zu einer heuchlerischen Missachtung fundamentaler Lehren der Bibel“ ermutigen würde.

Jehovas Zeugen wird durch ihre Organisation verboten, medizinische Behandlungen anzunehmen, die eine Anwendung von Blutprodukten oder Bluttransfusionen beinhalten.

Sich über dieses Verbot, das von der Leitenden Körperschaft der Religion, der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft, aufrecht erhalten wird, hinwegzusetzen kann gravierende Konsequenzen haben, in einigen Fällen sogar eine Exkommunikation der Zeugen.

Dr. Osamu Muramoto, ein Medizinethiker an der Kaiser Permanente Northwest Division, in Portland, Oregon, sagt in einer Pressemitteilung, dass seine Strategie die „Achtung vor der Privatsphäre und der Vertraulichkeit, einige der fundamentalsten Grundsätze der medizinischen Ethik, fördern würde“ Er fügt hinzu: „Wenn nicht die Bemühung der Ärzte, die Vertraulichkeit zu wahren, von den Patienten selbst unterstützt wird, kann die Integrität der Patientenautonomie nicht allein durch den Arzt sichergestellt werden.“

In seinem Artikel in der Dezemberausgabe des Journal of Medical Ethics schreibt Dr. Muramoto, dass sein Vorschlag es den Zeugen Jehovas ermöglichen würde, ihre Bindung an die Religion beizubehalten, während er ihnen für medizinische Entscheidungen Autonomie einräumen würde.

"Im Wesentlichen schlage ich vor, dass [Zeugen Jehovas]-Patienten ihre persönliche medizinische Informationen nicht weitergeben und dass die Kirchenorganisation und die Versammlungsleiter keine Fragen stellen, die in die Privatsphäre des Patienten und die Vertraulichkeit der medizinischen Fürsorge eindringen.

Donald Ridley, der leitende Rechtsanwalt der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft, glaubt, dass es „ironisch ist, dass [Dr. Muramoto], als Ethiker, der in einer Ethikzeitschrift schreibt, Mitgliedern einer Kirche den Rat gibt, sich heuchlerisch zu verhalten." Ridley, der eine Antwort auf den Artikel Muramotos verfasste, sagte gegenüber Reuters Health in einem Interview, dass es „bekloppt ist. Es ist grotesk von ihm zu sagen: ‚Nun gut, sag niemandem was, und nimm das Blut einfach an.‘ In Gottes Augen wird eine solche Haltung falsch sein. Damit belügt man nicht seine Kirche sondern Gott.“

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letzte Aktualisierung: 28. 12. 1999
Web-Adresse: http://www.geocities.com/athens/ithaca/6236/release.htm

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