Presse/ Medien

 

Aktuelle (und ältere) Zeitungsmeldungen
(alle Übersetzungen durch uns)

 

Die Zeugen Jehovas für eine Medizin ohne fremdes Blut
Wiener Zeitung vom 28.4.2000

Die Entwicklung von Blutersatzstoffen

Von den vielfältigen Aufgaben des Blutes ist die ununterbrochene Versorgung aller Zellen des Körpers mit frischem Sauerstoff die lebenswichtigste. Besonders empfindlich gegen Sauerstoffmangel ist das Gehirn: Drei Minuten ohne das unentbehrliche Gas führen zu seiner Teilzerstörung und nach fünf Minuten kommt es zum Gehirntod. Die Beförderung des Sauerstoffs von der Lunge zu allen Geweben und des Abgases Kohlendioxid von den Zellen zur Lunge geschieht durch die roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Der eigentliche Sauerstoff- und Kohlendioxidtransporteur ist jedoch der in ihnen enthaltene rote Blutfarbstoff, das eisenhaltige Hämoglobin, das die Fähigkeit besitzt, die beiden Gase an sich zu binden, festzuhalten und dann wieder freizugeben. Ein 70 kg schwerer Mensch hat in seinen rund 5 Litern Blut ungefähr 25 Billionen (Millionen Millionen) Erythrozyten mit insgesamt etwa 750 g Hämoglobin.

Nach einem schweren Blutverlust, also einer starken Verminderung der Zahl der roten Blutkörperchen und der Hämoglobinmenge, infolge einer Verletzung oder bei einem chirurgischen Eingriff ist das dringlichste Ziel die Wiederherstellung der Sauerstoffversorgung des Körpers. Bisher gab es nur eine Möglichkeit dafür: Die Transfusion von Vollblut (heute nur noch selten üblich) oder eines Erythrozytenkonzentrats.

Das hat jedoch mehrere Nachteile: Obwohl die Gefahr in den letzten Jahren weitgehend vermindert wurde, besteht noch immer ein winziges Risiko, dass dabei gefährliche Krankheitserreger - besonders die Viren von Hepatitis B und C und Aids, die Prionen der Jakob-Creutzfeldt-Krankheit und in Hinkunft möglicherweise neue Infektionskeime - übertragen werden.

Die Erythrozyten haben auf ihrer Oberfläche die Blutgruppenmerkmale; bei Nichtübereinstimmung mit dem Empfängerblut kommt es zum Aufplatzen ihrer Zellmembran, zum Auslaufen des Hämoglobins und damit zu ihrem Zerfall (Hämolyse), was schwerste, lebensbedrohende Folgen hat. Vor einer Transfusion muss daher die Verträglichkeit von Spender- und Empfängerblut durch die sogenannte Kreuzprobe getestet werden. Außerhalb des Körpers kann man rote Blutkörperchen höchstens 42 Tage aufbewahren. Und es wird immer schwieriger, für den wachsenden Bedarf genügend viel Spenderblut aufzutreiben. Für die kommenden Jahrzehnte wird vorausgesagt, dass immer größere Mengen fehlen werden. Es sind vor allem drei Gruppen, die besonders daran interessiert sind, dass Blutersatzstoffe entwickelt werden, die frei von Krankheitserregern sind, jederzeit universell - unabhängig von den Blutgruppen, also ohne dass vorher ein Test nötig ist - bei jedermann sicher und wirksam verwendet, lange Zeit - womöglich sogar ohne Kühlschrank - aufbewahrt und in unbegrenzter Menge zu einem niedrigen Preis hergestellt werden können: das Militär (besonders das amerikanische) für die sofortige Verwendung bei Verwundeten auf dem Schlachtfeld, die Japaner, die für die zahlreichen Verletzten bei künftigen schweren Erdbeben gerüstet sein wollen, und die Zeugen Jehovas, die aus religiösen Gründen die Verabreichung von Menschen- oder Tierblut ablehnen.

Es gibt zwei zellfreie Möglichkeiten für künstliche Sauerstoffträger, die derzeit erforscht und in Tierversuchen und klinischen Studien auf Wirksamkeit und Verträglichkeit untersucht werden: Chemisch modifiziertes (abgeändertes) Hämoglobin (Hb) - es muss deshalb umgewandelt werden, weil es ohne die Schutzhülle der roten Blutkörperchen, gewissermaßen "nackt", rasch in zwei Teile zerfällt, die für die Nieren giftig sind; und Perfluorcarbone (PFCs), das sind einfache, leicht herstellbare und billige Kohlenstoffverbindungen, bei denen alle Wasserstoffatome durch Fluor oder Brom ersetzt sind und die große Mengen von Sauerstoff und Kohlendioxid aufgelöst (fein verteilt) mit sich befördern können. Sie sind frei von biologischem Material und haben daher kein Infektionsrisiko. Sie können auch bei Zimmertemperatur sehr lange Zeit aufbewahrt werden.

Ein Nachteil beider künstlicher Sauerstoffträger ist, dass sie nur eine kurze Wirkungsdauer von 20 bis 30 Stunden haben, während die roten Blutkörperchen erst nach rund 120 Tagen absterben. (Die Sauerstoffträger kann man nicht als Kunstblut bezeichnen, da Blut auch andere lebenswichtige Funktionen, vor allem die Blutgerinnung zur Abdichtung von Lecks im Gefäßsystem und die Abwehr körperfremder Stoffe, besonders von Krankheitserregern, hat.) Hb kann durch Entfernung der Zellmembran der roten Blutkörperchen von abgelaufenen menschlichen Blutkonserven oder von Tieren (Rindern) extrahiert werden. Es kann chemisch modifiziert - durch ein Zwischenmolekül querverbunden, mit anderen Molekülen verkoppelt oder zu einer Kette aneinandergereiht (polymerisiert: Polyhämoglobin) werden - und es kann in Fetttröpfchen (Liposomen) von 0,2 Zehntausendstel mm eingekapselt werden.

Schließlich kann Hb auch gentechnisch (rekombinant) hergestellt werden, wobei man ihm gewünschte Eigenschaften verleihen kann. Ein Problem ist jedoch eine ausgeprägte Verengerung der Blutgefäße (Vasokonstriktion) und dadurch ein verminderter Blutdurchfluss, wenn der Sauerstoff nicht durch Erythrozyten transportiert wird. Nach viel versprechenden Tierstudien wurden und werden mehrere dieser Hb-Varianten, die von US-Pharmafirmen entwickelt wurden, in klinischen Versuchen getestet. Ein Hb, das durch Diaspirin querverknüpft (englisch: cross-linked) wurde (DCLHb, Handelsname HemAssist), erwies sich als Versager, ja die Sterblichkeit bei seiner versuchsweisen Verwendung war sogar höher als bei Behandlung mit einer Salzlösung. Die auch in Wien beheimatete US-Pharmafirma Baxter, die HemAssist fabriziert hatte, wandte sich daher 1998 der Erforschung und Entwicklung von gentechnisch hergestelltem Hämoglobin zu. Einige US-Firmen versuchen es mit anderen chemisch modifizierten Hämoglobinen. Dabei wird jetzt auch getrachtet, sie mit Antioxidanz-Enzymen zu verbinden, die Hb vor einem Abbau schützen. Andere amerikanische Unternehmen erproben Perfluorchemikalien. Da sie in Wasser unlöslich sind, werden sie in Ölemulsionen als Teilchen mit rund 0,1 bis 0,2 Tausendstel mm Durchmesser verabreicht, so dass sie durch kleinste Blutgefäße hindurchgehen. Auch hier gab es einen Misserfolg: Bei einem Versuch bei acht Chirurgie-Patienten, die aus religiösen Gründen eine Bluttransfusion ablehnten, im Jahr 1986 erwies sich das PFC Fluosol-DA als unwirksam. Sechs der Kranken starben. Die Perflubron-Emulsion Oxygent der US-Firma Alliance, die bei Operationen als Sauerstoffträger verwendet wird, befindet sich derzeit in Phase III der Arzneimittelprüfung (Wirksamkeitsprüfung an mehreren tausend Patienten). Andere PFCs sind noch nicht so weit. Nebenwirkungen der Perfluorcarbone sind grippeähnliche Symptome und eine Verminderung der Blutplättchen. In manchen Fällen ist bei PFCs die Beatmung mit reinem Sauerstoff sinnvoll. (Luft enthält neben Stickstoff und anderen Gasen nur 21 Prozent Sauerstoff.)

Die Funktionen der roten Blutkörperchen nachzuahmen, erwies sich als schwieriger als man ursprünglich dachte, doch ist zu hoffen, dass der Medizin in einigen Jahren geeignete künstliche Sauerstoffträger zur Verfügung stehen werden. Die billigste und manchmal sicherste Methode bei akutem starken Blutverlust ist, nur das Manko an Gesamtblutmenge durch Infusion eines Volumenersatzstoffes ("Volumenexpander": Salzlösungen - sogenannte Ringer-Lösungen - oder Plasmaersatzstoffe) aufzufüllen und durch gentechnisch hergestelltes Erythropoetin (wird normalerweise in der Niere erzeugt) und Eisen die Bildung und Entwicklung von Erythrozyten verstärkt anzuregen - was besonders von den Zeugen Jehovas empfohlen wird. Diese Mitglieder einer Ende des 19. Jahrhunderts in den USA gegründeten christlichen Religionsgemeinschaft akzeptieren alle medizinischen Behandlungsmethoden, Operations- und Anästhesieverfahren, Geräte und Techniken sowie alle Wirkstoffe, sofern sie keine Fremdblutprodukte (Vollblut, rote und weiße Blutkörperchen, Blutplättchen, Blutplasma) enthalten. Der Grund: Blut ist für sie heilig und sie befolgen kompromisslos die Aufforderung der Apostelgeschichte 15,29 des Neuen Testaments: "Enthaltet euch des Blutes!" Viele Menschen lehnen das als übermäßigen Glaubenseifer ab, umso mehr als es dadurch schon zu vermeidbaren Todesfällen kam, doch rein rechtlich muss der Patient und bei Minderjährigen sein gesetzlicher Vertreter die Einwilligung zu einer Behandlung geben und die Ärzte müssen sich gezwungenermaßen an diese Willensentscheidung halten. Das führte dazu, dass sich eine fremdblutfreie Medizin und eine Blutlos-Chirurgie entwickelten, von denen auch die Allgemeinmedizin profitierte. Sehr wesentlich dabei ist es, jeden Blutverlust zu vermeiden und jede Blutung sofort zu stoppen, weil verlorenes Blut nicht ersetzt werden kann.

Neben der seit längerem bekannten Elektrochirurgie wurden mehrere neue Instrumente zur Blut sparenden Gewebedurchtrennung entwickelt. Bei Operationen wird auch ein Cell Saver (Zellbewahrer) verwendet, ein Gerät, das sauberes Wundblut mit einem speziellen Sauger aufnimmt, ungerinnbar macht und filtert. Anschließend werden die roten Blutkörperchen von den restlichen Bestandteilen getrennt, gewaschen und wieder infundiert. Durch diese Methode (Erythrozytenrückgewinnung, "Autotransfusion"; autos, griechisch, selbst, eigen) können bis zu 60 Prozent der sonst verloren gehenden Erythrozyten dem Kreislauf des Patienten zurück gegeben werden. Bei der Behandlung von Zeugen Jehovas wurde auch eine wichtige Erkenntnis gewonnen: Menschen können ohne jegliche Folgeschäden mit viel weniger Hämoglobin überleben als man vorher dachte, so dass also eine Transfusion oft gar nicht notwendig ist. Die Normalwerte sind bei Männern 135 bis 180 g Hb je Liter Blut, bei Frauen 115 bis 165 g. Es gab einzelne Fälle, in denen ein Abfall der Hb-Konzentration auf weniger als 20 g je Liter Blut ohne gesundheitliche Beeinträchtigung überstanden wurde.Der Leiter der Klinischen Abteilung für Transfusionsmedizin im Allgemeinen Krankenhaus in Wien, Univ.Prof. Dr. Paul Höcker, weist jedoch darauf hin, dass eine Schädigung einzelner Organe, vor allem des Herzens und des Gehirns, eintreten kann, wenn die Sauerstoffversorgung der Gewebe unter ein bestimmtes Maß sinkt, so dass bei einem sehr geringen Hb-Wert unbedingt ein Ersatz erfolgen muss. Unter Ausschöpfung aller Techniken und therapeutischen Maßnahmen kann man die Hb-Konzentration, von der an fremde Erythrozyten und künftig an ihrer Stelle möglicherweise künstliche Sauerstoffträger zugeführt werden müssen, zwar sehr niedrig halten, aber unter eine gewisse Menge an Hb - etwa 30 bis 40 g je Liter Blut - sollte laut Höcker nicht gegangen werden. Eine restriktive Anwendung von Fremdblut - nur wenn es wirklich unumgänglich notwendig ist - kann jedoch seiner Meinung nach für Patienten nur von Vorteil sein.

Originalartikel

 

 

La Vanguardia - Barcelona Spanien

Der spanische Sprecher der Zeugen Jehovas sagt, dass die Bibel in der Blutfrage eindeutig ist und dass es sich um eine persönliche Entscheidung handelt.

Die Annahme von Bluttransfusionen löst eine Debatte unter Jehovas Zeugen aus.

ISABEL PALACIOS

BARCELONA. – „Enthaltet euch des Blutes“ sagt eine Bibelstelle. Für die christlichen Zeugen Jehovas bedeutet das ein entschiedenes Nein zu Bluttransfusionen. Die kollektive Doktrin ist in diesem Sinne absolut. Der Sprecher des nationalen Zweiges in Spanien, Aníbal Matos, bestätigt jedoch, „in allen Ländern entscheidet jeder Bruder für sich selbst; wir exkommunizieren niemanden, der einer Bluttransfusion zustimmt, wir zwingen niemandem den Glauben auf.“ (Hervorhebung von uns)

Dieses Thema, das bis jetzt in der Öffentlichkeit unbekannt war, wurde durch eine Webpage einer Gruppe mit dem Namen „Vereinigung der Zeugen Jehovas für eine Reform in der Blutfrage“ aktuell. „Niemand weiß, wer sie sind, und sie sorgen in dieser Sache für Verwirrung,“ fährt Matos fort. Die Wahrheit ist aber, dass die Webseite zu einem offenen Forum für eine Diskussion zwischen Befürwortern und Gegnern der „kein Blut“-Haltung geworden ist.

Die Polemik begann mit der Verbreitung einer gütlichen Einigung, die innerhalb der europäischen Kommission für Menschenrechte zwischen der bulgarischen Regierung und der Vereinigung der Christlichen Zeugen Jehovas abgeschlossen wurde. Unter den beiden Parteien gab es einen langwährenden Streit aufgrund der Weigerung der Regierung, entsprechend einem Gesetz aus dem Jahre 1994 ihren Status als eine religiöse Vereinigung zu verlängern. In der Übereinkunft wurde gemäß der Aussage des Sekretärs der Europäischen Kommission für Menschenrechte auf die diesjährige Sitzungsperiode in Strassburg vom 2. - 13. März Bezug genommen, wo es hieß, dass „die Regierung zustimmte, so bald als möglich eine Gesetzgebung einzuleiten, die für Wehrdienstverweigerer als Alternative zum Dienst mit der Waffe den Zivildienst vorsieht und zum zweiten den Antragsteller als eine anerkannte Religion zu registrieren.“

Im Gegenzug wollten die Zeugen Jehovas ihrerseits in bezug auf ihre Haltung zu Bluttransfusionen eine Aussage in ihre Statuten aufnehmen, die zum Ausdruck bringen sollte, dass ihre Mitglieder für sich und ihre Kinder eine freie Wahl in dieser Angelegenheit treffen können und das ohne Kontrolle oder Sanktion von Seiten der Vereinigung. (http://194.250.50.201/eng/ E276INFO.148.html).

Die Übereinkunft und die Reaktionen darauf erscheinen unter der Web-Page „Vereinigung der Zeugen Jehovas für eine Reform in der Blutfrage“ http://www.geocities.com/ Athens/Delphi/1524 (spanisch). Diese Gruppe soll sich aus aktiven Zeugen Jehovas zusammensetzen, die aus genau dem Grund anonym arbeiten, weil sie Bluttransfusionen verteidigen und weil die Gesellschaft der Zeugen Jehovas „diejenigen mit einem Ausschluss bedroht, welche die Angelegenheit offen ansprechen wollen.“

Zu diesem Zeitpunkt - so fährt die Web-Page fort - sind mehr als fünf Millionen Menschen dem Risiko ausgesetzt, wegen einer falschen Auslegung dessen, was die Heiligkeit von Blut bedeutet, unnötigerweise zu Tode zu kommen. Es gibt für Ex-Zeugen noch weitere Web-Sites wie http://www.geocities.com/ Athens/Troy/1484, die in der Absicht erstellt wurden, für ehemalige Mitglieder und andere, die an dem Thema interessiert sind, eine elektronische E-Mail-Liste zusammenzustellen. Sowie die offizielle Web-Site der Zeugen Jehovas http://www. watchtower.org/languages. „Wir bereiten eine Web-Site vor, da eine offene Debatte unreell ist“ fügt Matos hinzu.

Jehovas Zeugen umfassen weltweit etwa fünf Millionen Menschen, sie haben mehr als 85 000 Versammlungen in 230 Ländern und organisieren sich über 104 Zweigbüros. Sie glauben, dass die Bibel (z. B. in Apg. 15:28,29) lehrt, dass sich Christen des Blutes enthalten müssen und von Fleisch, das nicht entsprechend ausgeblutet ist.

Das Transfusionsverbot umfasst rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen, Plasma und Blutplättchen. Aber Organspenden und Organtransplantationen sind erlaubt. Nach Matos gibt es Alternativen zu Bluttransfusionen:

„In Spanien haben sich ungefähr hundert Krankenhäuser bereit erklärt, den Wunsch von Zeugen Jehovas zu respektieren, und in Barcelona gibt es zwei Zentren für blutlose Operationen, Delfos Klinik und Hospital Sagrat Cor.“

Geschichten der toten Opfer

Die Web-Page der „Vereinigung der Zeugen Jehovas für eine Reform in der Blutfrage (ATJPRS) bringt nicht nur Polemik rund um die Blutfrage. Ihre Besucher schicken auch persönliche Erfahrungen ein. Alle enden als ein Ergebnis der „Kein Blut“-Doktrin tragisch. Jason Patrick ist unter der Site http://www.geocities.com/ Athens/Delphi/1524/ angel.html [deutsch: http://www.geocities.com/ Athens/ithaca/6236/angeliqu.htm] einer von ihnen, und er berichtet darüber, wie er die tote Tochter seiner Freunde in den Armen hält. In dem Bericht ist eine Notiz aus der Auckland Times enthalten, die sagt: „Ein junges dreijähriges Mädchen starb letzte Nacht auf tragische Weise im Krankenhaus, nachdem die Eltern wegen ihrer religiösen Überzeugung die Anwendung einer Bluttransfusion abgelehnt hatten.“

Das Mädchen war Angelique Perrota, sie war drei Jahre und drei Tage alt. Kurz danach starb auch ihre Mutter und der Ehemann wurde als Abtrünniger ausgeschlossen. Bis dahin waren sie alle Zeugen Jehovas gewesen. „Die Web-Site ist den Tausenden von unschuldigen Opfern gewidmet, die ihr Leben aufgrund der Doktrin der Wachtturm Bibel- & Traktat-Gesellschaft verloren haben“, so endet die Site. Die Wachtturm-Gesellschaft hat ihre Büros in Brooklyn und dort befindet sich auch ihre leitende Körperschaft.

 

Dürfen Zeugen Jehovas Blut annehmen?

STOCKHOLM (FLT)
Johanna Kronlid - Copyright: Helsingborgs Dagblad
19. Juli 1998

Das Verbot der Zeugen Jehovas, Blut anzunehmen, ist gelockert worden. In Bulgarien haben Jehovas Zeugen der Vereinbarung zugestimmt, ihre Mitglieder selbst entscheiden zu lassen, ob sie eine Bluttransfusion annehmen wollen oder nicht.

Die Zeugen in Bulgarien sahen sich dazu gezwungen, ihre Einstellung zum Verbot von Bluttransfusionen zu lockern, um als Kirche anerkannt zu werden. Das Blutverbot ist ein sehr wichtiger Faktor in der Lehre der Zeugen Jehovas. Theologen sehen in der Änderung einen revolutionären Schritt, aber Zeugen Jehovas in Schweden wollen die Bedeutung herunterspielen.

Blut anzunehmen ist eine Frage des persönlichen Gewissens, sagt Olle Hjärpe, der Informationssekretär der Zeugen Jehovas. Bis jetzt wurde Zeugen Jehovas die Gemeinschaft entzogen, wenn sie eine Bluttransfusion annahmen. Dies ist jetzt nicht mehr der Fall. Wir sprechen mit demjenigen und geben ihm geistigen Beistand, aber wir verurteilen oder schließen ihn nicht aus, solange er Bluttransfusionen nicht öffentlich befürwortet. Olle Hjärpe kann sich keines Falles entsinnen, bei dem ein Mitglied Blut angenommen hat. Das Gegenteil ist gewöhnlich der Fall, dass die Mitglieder Transfusionen verweigern.

Experten stellen fest, dass Jehovas Zeugen kaum jemals ihre Ansichten so drastisch geändert haben wie in diesem Fall. Es gibt eine Menge Geheimniskrämerei innerhalb der Zeugen Jehovas. Früher waren zum Beispiel Impfungen verboten. Als dieses Verbot aufgehoben wurde, wurde es nicht laut und deutlich verkündet, sondern vielmehr in einem Satz beiläufig erwähnt, sagt Haakan Arlebrand, Göteborg, der ein Buch über Zeugen Jehovas verfasst hat. Rud Persson aus Ljungbyhed verließ die Zeugen nach 30-jähriger Zugehörigkeit. Er traut der Information über die Lockerung der Regeln in Bulgarien nicht. „Falls es stimmt, wäre es revolutionär. Aber Jehovas Zeugen sind findig. Sie können sagen, dass es dem einzelnen Mitglied überlassen bleibt, aber später wird derjenige dennoch gemieden und das grenzt an Verfolgung.“

 

Entscheidung über Bluttransfusionen kann Meinungsverschiedenheiten unter Zeugen Jehovas verursachen

Kopenhagen (TT-RB)
Elfsborgs Läns Allehanda

Das Verbot, das Blut eines anderen anzunehmen, ist ein zentrales Dogma der Botschaft von Zeugen Jehovas. Diejenigen, die Transfusionen akzeptieren, werden ausgestoßen, sagten sie. Bis jetzt.

Jetzt droht eine Abschwächung dieser stahlharten Regeln die Organisation zu spalten. Um in Bulgarien als eine religiöse Vereinigung anerkannt zu werden, sahen Jehovas Zeugen sich gezwungen, ihren Mitgliedern zu erlauben, selbst zu entscheiden, ob sie Blut akzeptieren wollen.

Die Entscheidung kann unter den Zeugen Jehovas wie eine Bombe wirken, falls sie das Gesetz des Landes über die Regel gegen Bluttransfusionen stellen, erklärt Peter Lodberg, Assistenzprofessor für Theologie an der Århus Universität [Dänemark] gegenüber der [dänischen Zeitung] Berlingske Tidende. In Dänemark haben die Zeugen Jehovas hart für ihr Recht gekämpft, Bluttransfusionen zu verweigern. Es ist zu einem vereinigenden Zeichen ihrer Identität geworden, das jetzt bedroht ist.

Der Fall Bulgarien hat Auswirkungen in Dänemark, aber die Führung der Zeugen enthielt bis jetzt die Information über die Ereignisse ihren Mitgliedern vor. Wir haben uns entschieden, unsere Mitglieder nicht zu informieren, da dieser Fall keine neue Gesichtspunkte mit sich bringt, erklärt der Informationssekretär der dänischen Zeugen, Michael Björk. Björk sagt, dass die Mitglieder, die Blut annehmen, nicht mehr automatisch ausgeschlossen werden. Im Gegenteil, sie benötigen geistigen Beistand, sagt Björk.

Auf der anderen Seite hofft Sören Bo Henriksen, Leiter der Hilfsorganisation für ehemalige Zeugen Jehovas, dass die Kunde von der Abschwächung für die bulgarischen Zeugen sich auch schnell bis nach Dänemark verbreiten wird und dass aufgebrachte Mitglieder ihre Führung zwingen werden, das Blutverbot aufzugeben. Lodberg glaubt, dass das bulgarische Beispiel auch in Dänemark Schule machen wird. Der jüngste Todesfall in Dänemark betraf eine 24-jährige Frau im Krankenhaus von Hvidovre, als sie im Oktober 1996 bei der Geburt ihres Kindes Blut verweigerte.

Das Verbot war jedoch zweifellos dann am meisten umstritten, wenn Eltern zu verhindern versuchten, dass ihre minderjährigen Kindern eine Bluttransfusion erhalten. Im Schweden schritt die Kinderfürsorge ein, um sicherzustellen, dass Kinder bei Bedarf Blut erhielten.

 

3. Juni 1998

Rebellen kämpfen gegen das Blutverbot bei Jehovas Zeugen

Von Victoria Combe, Korrespondentin für Kirchenangelegenheiten - London, Daily Telegraph

Eine Gruppe von Dissidenten unter Jehovas Zeugen haben mit Hilfe des Internets eine Kampagne begonnen, um die gegen Bluttransfusionen gerichtete Haltung der religiösen Organisation zu beenden.

Die Gruppe - Vereinigung der Zeugen Jehovas für eine Reform in der Blutfrage - behauptet, dass das Verbot für die Mitglieder, Blut zu erhalten, biblisch nicht begründbar ist und dass dadurch Leben aufs Spiel gesetzt wird. Eine Anzahl von Zeugen Jehovas nahmen lieber ihren Tod in Kauf als sich eine Bluttransfusion verabreichen zu lassen.

Im vergangenen Monat gaben Ärzte in Glasgow einem Kleinkind Blut, um sein Leben zu erhalten, und das, obwohl seine Eltern, die Zeugen Jehovas waren, dagegen Einspruch erhoben. Die Autoren der Web-Site bleiben anonym und geben als Adresse ein amerikanisches Postfach in Idaho an. Sie behaupten, dass einige von ihnen als Älteste dienen und für ihre Ansichten einen Ausschluss riskieren.

Sicherlich hat ihr Protest das Londoner Hauptquartier der Zeugen Jehovas, das versucht, ihre Beziehungen mit den Ärzten zu verbessern und Alternativen zu Bluttransfusionen anzubieten, verärgert. Jehovas Zeugen glauben, dass die Bibel (in Apostelgeschichte 15:28,29) lehrt, Christen müssten sich des Essens von Blut oder des Fleisches von Tieren, die nicht richtig ausgeblutet sind, enthalten.

Das Verbot von Transfusionen erstreckt sich auch auf konzentrierte rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen, Plasma und Blutplättchen; Ausnahmen werden aber für Immunoglobuline in bestimmten Impfstoffen gemacht. Obwohl Blutspenden gegen die Lehre von Zeugen Jehovas verstoßen, erlauben die Zeugen doch Organspenden und Transplantationen aus dem Grund, dass Knochen und Gewebe in der Bibel nicht verboten werden.

Die Gruppe der Dissidenten stellt die biblische Lehre mit der Behauptung in Frage, dass eine Bluttransfusion eine „Transplantation eines flüssigen Gewebes oder Organes und nicht eine Mahlzeit “ ist.

Sie stellen fest, dass ihr Ziel darin besteht, die Lehre zu ändern, so dass jeder einzelne Zeuge die freie Wahl hat, ob er Blutprodukte annehmen will oder nicht und das „ohne Angst haben zu müssen, ausgeschlossen oder gemieden zu werden.“

Paul Gillies, ein Pressevertreter der Zeugen Jehovas, sagte, dass ein Mitglied, das eine Bluttransfusion annimmt, nur dann exkommuniziert wird, wenn es die Lehre über Blut verworfen hat. Er sagte: „Unsere erste Antwort ist seelsorgerisch. Menschen werden in einem Notfall oft unter Druck gesetzt und wir berücksichtigen das.“ Er sagte, es würden umfangreiche Forschungen darüber angestellt, wie Blutverluste während der Operation begrenzt werden können, und über den Gebrauch von „Volumenexpandern“ wie z. B. Salzlösungen anstelle von Bluttransfusionen.

Mr. Gillies bestand darauf, dass sich die Lehre nicht verändert hat und dass jeder, der die biblische Auslegung über Blut nicht akzeptieren kann, die Zeugen verlassen sollte.

 

6. 4. 1998
Von CLIFF EDWARDS
Associated Press

CHICAGO (AP) - Baxter International hat in ihrem Wettlauf um die Vermarktung des ersten brauchbaren sauerstoffbefördernden Blutersatzstoffes mit seinem Produkt HemAssist einen weiteren Rückschlag erlitten.

Der in Deerfield, Ill. beheimatete pharmazeutische Konzern gab am Dienstag bekannt, dass die europäischen Tests mit HemAssist bei der Behandlung von Verletzungsopfern eingestellt wurden.

Der Schritt kommt weniger als zwei Monate nachdem Baxter Tests in amerikanischen Intensivstationen aussetzte, nachdem mehr Patienten, die HemAssist bekamen starben als Patienten der Kontrollgruppe. Die Firma fand, dass 46.2% der HemAsist-Gruppe starben, mehr als die projektierte 42.6%ige Sterblichkeitsrate und weit über den 17.4% in der Kontrollgruppe.

Baxter führt Versuche mit dem Blutersatzstoff in den USA bei normalen Operationen fort, aber die Verzögerung bei den Tests in der Intensivstation bedeutet, dass die Firma jetzt hier in den USA oder im Ausland keine Zulassung bis mindestens zum Jahr 2001 erhalten wird. Durch den Aufschub ist der Ausgang der Rennens um einen wirksamen Blutersatzstoff wieder offen.

Northfield Laboratories Inc., Biopure Corp. und Alliance Pharmaceutical Corp. sind ebenfalls mit der Entwicklung wirksamer Blutersatzstoffe befasst.

Die Anstrengungen, einen Blutersatzstoff zu finden, sind enorm, da künstliches Blut die Auswirkungen knapper Blutvorräte mildern, länger als gewöhnliches Blut anhalten, die zeitraubende Notwendigkeit der Blutgruppenbestimmung überflüssig machen und das Risiko einer Verunreinigung mit Viren wie HIV und Hepatitis ausschließen könnte.

Der Markt würde ein sofortiges milliardenschweres Potential umfassen, denn ein Blutersatzstoff könnte sowohl auf Kriegsschauplätzen und bei Unfällen als auch in armen Ländern, die ein dünnes Netzwerk an Blutbanken haben, zum Einsatz kommen. Darüber hinaus weigern sich auch Glieder einiger religiöser Gruppierungen, Transfusionen von menschlichem Blut anzunehmen.

Baxter sagte, sie hätten 117 Patienten in dem europäischen Verletzungstest zur Behandlung aufgenommen und sich nach der Auswertung der anfänglichen Daten von 79 dieser Patienten in Zusammenarbeit mit europäischen Prüfern entschieden, den Test abzubrechen, um die Daten gründlicher zu analysieren. „Wir sehen keinen statistisch signifikanten klinischen Nutzen der HemAssist-Behandlung“, sagte die Sprecherin Mary Thomas.

„Es ist noch sehr früh, aber wir entschieden uns, dass es das Beste wäre, zunächst die ganzen Daten zu analysieren, um dementsprechend die Richtung, die wir einschlagen können, zu bestimmen“, sagte sie.

AP-NY-06-03-98 0335EDT


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letzte Aktualisierung: 28. 12. 1999
Web-Adresse: http://www.geocities.com/athens/ithaca/6236/artikel.htm

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