Presse/ Medien

 

Die Verweigerung von Blut durch Jehovas Zeugen: Gehorsam gegenüber der Heiligen Schrift und dem religiösen Gewissen
Donald T Ridley Watch Tower Bible and Tract Society, Patterson, NY, USA
Ethik 
Journal of Medical Ethics
Dezember 1999 Band 25 Nummer 4

 

Abstract
Jehovas Zeugen sind Bibelstudenten Sie verweigern Bluttransfusionen aus Gehorsam gegenüber dem biblischen Gebot, sich des Blutes zu enthalten und sich vor Blut zu bewahren. Dr. Muramoto stimmt in dieser Hinsicht nicht mit den religiösen Überzeugungen der Zeugen Jehovas überein. Trotz dieser grundlegenden Meinungsverschiedenheit in der Bedeutung biblischer Texte übergeht Muramoto die religiöse Grundlage für die Haltung der Zeugen. Seine vorgeschlagene Änderung der Vorgehensweise zur persönlichen Akzeptanz von Transfusionen steht nicht nur im Widerspruch zu fundamentalen Glaubenssätzen der Zeugen sondern sie fördert auch Heuchelei. Zusätzlich entstellt Muramotos Darstellung des Konformitätsdrucks und der erzwungenen Mitteilung privater Informationen den Glauben und die Praktiken von Jehovas Zeugen und ignoriert das Element des persönlichen Gewissens. Kurz gesagt greift Muramoto zum Mittel der Tatsachenverdrehung und unbestätigter Versicherungen, eine Angelegenheit religiösen Glaubens als ein Thema medizinisch-ethischer Debatte darzustellen.
(Journal of Medical Ethics 1 999;25:469—472)

Einleitung

Seit den Tagen der Apostel Jesu im ersten Jahrhundert werden Christen angeleitet, sich von Blut zu "enthalten" und sich vor Blut zu "bewahren". 1 Jehovas Zeugen glauben als Bibelstudenten und Nachahmer jener Christen aus dem ersten Jahrhundert, dass diese biblische Weisung auf transfundiertes Blut und dessen Hauptkomponenten anzuwenden ist. Obgleich Dr. Muramoto versichert, dass sein Vorschlag nur eine "minimale Veränderung der Praktik" mit sich bringen würde, würde er in Wirklichkeit eine offene Missachtung einer Reihe biblischer Lehren erforderlich machen. Muramotos Vorschlag ist auf seiner grundlegenden Ablehnung der Ansicht der Zeugen Jehovas über die biblische Weisung, sich des Blutes zu enthalten und sich vor Blut zu bewahren, zurückzuführen. Es ist Muramoto sicherlich freigestellt, die Heilige Schrift auszulegen, wie er will und zu behaupten, dass seine Meinung richtig sei. Es wird jedoch nicht richtig deutlich, wie exegetische Differenzen zwischen Jehovas Zeugen und Muramoto den medizinisch-ethischen Diskurs voranbringen sollen.

Im Grunde ruht der Vorschlag von Muramoto auf den selben unbegründeten Versicherungen, die er in seinen vorherigen Veröffentlichungen vorgetragen hatte. Muramoto beharrt auf seinen unbewiesenen Argumenten: 1) dass Jehovas Zeugen Blut aus anderen Gründen als aus ihrem religiösen Glauben heraus ablehnen und 2) dass die mögliche Missbilligung durch die Gruppe eine verantwortliche, unabhängige Entscheidungsfindung ausschließt. Er fährt jetzt im gleichen Ton fort, indem er einen Vorschlag einbringt, der die Praxis der Zeugen Jehovas in Bezug auf die Vertraulichkeit falsch darstellt. Demnach beruht sein Aufruf zu einer "Veränderung der Praktik" auf Fehldarstellungen, die auf seinen früheren unbestätigten Versicherungen beruhen. Muramotos gesamte Bemühungen, eine Entscheidung, für die der religiöse Glaube der Beweggrund ist, zum Gegenstand bioethischer Analysen zu machen, setzt den religiösen Glauben herab und pervertiert der Rolle der medizinischen Ethik.

Jehovas Zeugen und Gehorsam gegenüber Gott

Jehovas Zeugen glauben, dass die Bibel das göttlich inspirierte Wort Gottes ist. 2 Sie widmen sich deshalb ihrem Studium und bemühen sich, ihren Rat in allen Bereichen ihres Lebens anzuwenden. 3 Demgemäß akzeptieren die Zeugen den Ausspruch Jesu, das größte Gebot sei, "Jehova, deinen Gott zu lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Sinn". 4 Die Zeugen akzeptieren auch die darauf folgende Aussage des Apostels Johannes, dass unter anderem "die Liebe zu Gott [darin besteht], dass wir seine Gebote halten". 5 Das Beispiel des Gehorsams gegenüber den Geboten seines Vaters ist das Vorbild, das Jehovas Zeugen nachzuahmen versuchen. 6 So sind die Zeugen wie Jesus bestrebt, zu denken wie Gott denkt und ihr Leben gemäß seinen Wertvorstellungen und Maßstäben zu leben. 7

Muramoto sagt, dass sein Vorschlag, keine " fundamentale Lehrveränderungen" im Glaubenssystem der Zeugen Jehovas zum biblischen Gebot, sich des Blutes zu enthalten, erforderlich machen würde. Ganz im Gegenteil - sein Vorschlag würde Zeugen ermutigen, privat in einer Weise handeln, die sie öffentlich als unannehmbar vertreten. Muramotos Vorschlag trivialisiert demnach die persönliche religiöse Überzeugung von Jehovas Zeugen, indem er suggeriert, sie würden ihren Glauben verleugnen, dass die Liebe zu Gott bedeutet, seinen Gebote zu halten. Wie Brown-Saltzman passenderweise beschrieb: "Es mag sein, dass wir genau dann die größten Probleme erzeugen, wenn wir vergessen, bei ethischen Diskussionen in der Gesundheitsfürsorge das Geistige mithineinzuweben". 8

Jehovas Zeugen glauben, dass Gott alles sieht, was wir tun, unabhängig ob sich andere unserer Handlungen bewusst sind. 9 Demzufolge glauben die Zeugen nicht, dass ihre Beziehung zu Gott nicht beeinträchtigt wird, sofern nur niemand davon Kenntnis erlangt, was sie privat tun. An einen Vorschlag wie den von Muramoto, der zu einer heuchlerischen Missachtung fundamentaler Lehren der Bibel aufruft, würden Jehovas Zeugen deshalb keinen weiteren Gedanken verschwenden.

Wahlfreiheit

Neben der falschen Zusicherung, dass mit seinem Vorschlag keine Veränderung der Doktrin verbunden wäre, sagt Muramoto, dass Zeugen Blut nicht freiwillig aus Gehorsam gegenüber der Heiligen Schrift verweigern. Nach Muramoto sind die Zeugen Opfer der Herrschaft und dem Zwang durch eine Organisation und verweigern Blut widerwillig aus Furcht vor Repressalien. Muramoto sagt, dass die einzelnen Zeugen so von den Ansichten der Gesellschaft in der Blutfrage beeinflusst sind und kontrolliert werden, dass ihre Verweigerung nicht wirklich autonom erfolgen kann. Muramoto geht so weit, dass er sagt, die Zeugen seien Opfer "psychologischer Manipulation" , obwohl er keine Studien aus der psychologischen Literatur oder anderen glaubhaften Quellen zitiert, um seine Behauptung zu stützen. 10 Dies überrascht kaum. 1987 ermittelte die American Psychological Association, dass Theorien um Manipulationen durch Zwang oder "Gedankenkontrolle", wie sie auf religiöse Bewegungen angewandt werden, jeglicher wissenschaftlichen Begründung entbehren und nicht als wissenschaftlich bezeichnet werden sollten. 11 Seit dieser Zeit werden Theorien zur "Gedankenkontrolle" von Gelehrten und den Gerichten in den Vereinigten Staaten und anderswo abgelehnt. 12 Es ist bedauerlich, dass Muramoto in diesen drei Ausgaben der vorliegenden Zeitschrift ein Forum gefunden hat, um Argumente vorzubringen, die sich auf eine Theorie stützen, die von den Wissenschaften vor über einem Jahrzehnt rundweg verworfen wurden.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: die Wertvorstellungen der Patienten bei der Entscheidungsfindung für die Gesundheitsfürsorge und die Selbstbestimmung des Patienten zu respektieren sind von äußerster Wichtigkeit. Aber Muramoto scheint zu denken, dass jeglicher Einfluss von außen, mit dem ein Arzt nicht einig geht, die Autonomie des Patienten zerstört. Es kann kaum Zweifel daran geben, dass eine ganze Reihe äußerer Einflüsse die Entscheidung des Patienten in Gesundheitsdingen beeinflusst - Dinge, die er im Fernsehen oder Rundfunk hört; Dinge, die er in Zeitungen und Zeitschriften liest; Diskussionen, die er mit Nachbarn oder Freunden hat; seine frühere Erfahrung im Gesundheitswesen. Die Frage ist nicht, ob die Entscheidungen von Patienten durch äußere Quellen beeinflusst werden; das ist mit ziemlicher Sicherheit der Fall und durch mehr Faktoren als man aufzählen kann. Die wichtigste Frage ist, ob ein Patient seine oder ihre Entscheidung frei treffen kann, gestützt auf Faktoren oder Werte, die er oder sie für die wichtigsten hält. 13

Muramoto schlägt vor, dass es keinen Weg gibt, wenn eine Person die Bibel mit Zeugen Jehovas über Monate oder vielleicht sogar Jahre hinweg studiert hat und sich dann dafür entschieden hat, sich taufen zu lassen und ein Zeuge Jehovas zu werden, 14 15 16 wie er später seine Meinung ändern und den Glauben verlassen kann. Muramotos Autorität für dieses Argument ist im besten Fall zweifelhaft. Tatsache ist, dass diejenigen, die die Religion verlassen oder inaktive Nichtteilnehmer werden wollen, dies einfach tun. Trotz dieser unleugbaren Tatsache bezieht sich Muramoto wiederholt auf den "enormen" Druck, sich anzupassen, einen Druck, der gemäß Muramoto aus dem biblisch begründeten Verfahren des Gemeinschaftsentzuges entsteht, das die Zeugen anwenden. Wie Muramoto den Gemeinschaftsentzug beschreibt, erfordert er das Meiden und den Abbruch persönlicher Bindungen mit Familienmitgliedern - eine weitere Falschdarstellung der Tatsachen.

Ein Gemeinschaftsentzug ist eine ernsthafte Angelegenheit. 17 Der Apostel Paulus schrieb, dass Christen "aufhören" sollen, "Umgang mit Personen" zu haben, die reuelos bestimmte schriftgemäße Standards ablehnen. 18 Dies ist ein strenger Rat, aber Jehovas Zeugen gehorchen ihm. Im Gegensatz zu Muramotos Versicherungen enden jedoch keineswegs persönliche Bindungen und nicht-geistige Gemeinschaft, wenn ein Familienglied ausgeschlossen wird. Gerade die Passage aus dem Wachtturm 1981, die Muramoto in seinem ersten Artikel zitiert, widerlegt seinen Einwand. Diese Passage zeigt, dass nur die geistige Gemeinschaft endet:

"Ein Ausgeschlossener ist geistig von der Versammlung abgeschnitten worden; die früheren geistigen Bande sind völlig aufgelöst worden. Das trifft selbst auf seine Angehörigen zu, auch auf die im engsten Familienkreis. Sie haben - obschon sie die Familienbande anerkennen - keine geistige Gemeinschaft mehr mit ihm." 19

Der gleiche Wachtturm-Artikel erklärte, dass die Ehebande nicht gelöst werden, falls der Ehepartner ausgeschlossen werden sollte: "Ähnlich verhält es sich, wenn ein Elternteil oder ein Sohn oder eine Tochter ausgeschlossen worden ist oder die Gemeinschaft verlassen hat. Die verwandtschaftlichen Bande bleiben bestehen .... Wenn einem Minderjährigen die Gemeinschaft entzogen worden ist, werden die Eltern immer noch für seine physischen Bedürfnisse sorgen und ihn erziehen." Kurz gesagt, "verwandtschaftliche Bande [bleiben] bestehen. Ein Mann, dem die Gemeinschaft entzogen worden ist, oder der die Gemeinschaft verlassen hat, könnte somit immer noch bei seiner christlichen Frau und seinen treuen Kindern wohnen. .... Da aber durch seinen Gemeinschaftsentzug nicht die Blutsverwandtschaft oder die ehelichen Bande aufgehoben wurden, könnte der normale Umgang und das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Familie weiterbestehen. 20

Ein Gemeinschaftsentzug beinhaltet somit einen Widerruf der Mitgliedschaft im Glauben und einen Abbruch der geistigen Gemeinschaft mit Gliedern der religiösen Gemeinschaft. Wieso dies auf eine Art sozial unannehmbaren "Zwanges" hinaus läuft, bleibt unklar. Obwohl Malyon bereits auf Muramotos Argument, dass niemand etwas aus ethischen Gründen tut, geantwortet hat, 21 fährt Muramoto mit seiner Theorie fort, dass Menschen niemals auf der Grundlage persönlicher Integrität und Grundsätze handeln - religiöse oder andere - sondern dies nur behaupten; nach Muramotos Ansicht liegen die Beweggründe (die Zwänge) für das Handeln der Menschen allein im Gruppenzwang und der Angst vor Strafe begründet. Muramoto denkt anscheinend, dass kein Glied irgendeiner Gruppe oder Gemeinschaft wirklich autonom entscheiden kann, wenn die Gruppe oder die Gemeinschaft die Autorität besitzt, Zuwiderhandlungen disziplinarisch zu bestrafen.

Versammlungsfreiheit

Muramoto bringt die anarchische Ansicht vor, dass Individuen, nachdem sie sich aus freien Stücken entschieden haben, sich einer Organisation anzuschließen, da sie sich mit den Grundwerten oder Zielen der Organisation identifizieren oder sie teilen und nachdem sie sich einverstanden erklärten, ihren Regeln und Verfahren zu unterwerfen, nichtsdestoweniger frei sein sollten, diese Wertvorstellungen und Ziele zu verwerfen und die Regeln und Verfahren der Organisation abzulehnen und trotzdem darauf beharren, dass die Organisation sie weiterhin als volle und aktive Mitglieder in gutem Ruf akzeptiert. Dieses Argument ist offensichtlich absurd. Wie die Encyclopedia of Religion mit einfachen Worten erklärt, "kann jede Gemeinschaft das Recht für sich in Anspruch nehmen, sich selbst gegen abweichlerische Mitglieder, durch die das Gemeinwohl bedroht ist, zu schützen. Im religiösen Umfeld wurde dieses Recht oftmals durch den Glauben bekräftigt, dass die Sanktion das Verhältnis zu Gott beeinträchtigt." 22

Speziell wenn es sich um eine Gemeinschaft handelt, die sich auf die Bibel stützt, ist der Vorschlag Muramotos, dass jeder einzelne die Freiheit haben sollte, die biblischen Lehren und Maßstäbe der Gemeinschaft zu missachten und dennoch ein Glied der Gemeinschaft zu bleiben, geradezu absurd. Natürlich steht es jedem einzelnen frei, zu tun, was er will, aber er kann nicht verlangen, dass seine Gemeinschaft ihre Wertmaßstäbe und Regeln aufgibt, um die Vorlieben der einzelnen Mitglieder zu befriedigen. Diejenigen, die Muramotos Ansichten zu Blut teilen, sollen ihre eigene religiöse Gemeinschaft gründen, Transfusionen ohne Vorbehalt annehmen und ihre Mitglieder ermutigen, "im Privaten" zu tun was sie wollen. Jehovas Zeugen werden sie sicherlich nicht aufhalten. Aber Muramoto kann nicht allen Ernstes darauf bestehen, dass die Zeugen ihr Verständnis der Heiligen Schrift verändern oder verwerfen, um alle abweichenden oder gegensätzlichen Ansichten aufzunehmen.

Muramotos Anspielung auf die Aussage von Mill darüber, dass keine Gesellschaft völlig frei ist, wenn seine Regierung den Bürgern nicht erlaubt, ihr eigenes Wohl zu verfolgen, wobei sie anderen nicht das Gleiche vorenthalten oder sie darin behindern dürfen, ist außerhalb des Kontextes ziviler Regierungen falsche angewandt. Mills Punkt war der, dass eine Regierung, die den freien Austausch von Ideen oder die Handlungsfreiheit einschränkt oder verbietet oder die Gleichgesinnten nicht erlaubt, sich zu versammeln und ihre Ideen zu verbreiten, nicht wirklich die persönliche Freiheit schützt. Jehovas Zeugen haben gegen Mills Argumentation keinen Einwand. Muramoto und diejenigen, die seinen Ansichten teilen, sind völlig frei, sich persönlich für ihre Ideen einzusetzen oder dies in irgendeiner von ihnen gewünschten Vereinigung zu tun. Aber Jehovas Zeugen besitzen die gleiche Freiheit. Freiheit in diesem Sinn bedeutet nicht, dass jeder die Prärogative hat, die Prinzipien zu ändern und die Struktur von Gruppen oder Organisationen, mit dessen Ideen oder Praktiken sie nicht einverstanden sind, umzuordnen. Würde man das unsinnige Konzept Muramotos über die Freiheit in die Tat umsetzen, würde die Ordnung in der Gesellschaft völlig zusammenbrechen.

Achtung vor der Privatsphäre

Muramoto sagt, dass die Ältesten der Versammlungen der Zeugen Jehovas, die Glieder des Krankenhaus-Verbindungskomitees und andere auf aufdringliche Art und Weise die Entscheidungen über die medizinische Behandlung von Zeugen-Patienten beobachten und ausspionieren würden. Er behauptet, es gäbe einen überwältigenden Gruppenzwang auf Zeugen-Patienten, Einzelheiten ihrer Krankenhausbehandlung mitzuteilen. Es überrascht nicht, dass Muramoto für diese Behauptung keine Autoritäten anführt. Tatsache ist, dass weder Älteste noch Komiteemitglieder jemals Anweisungen erhalten haben oder angeregt wurden, in die Entscheidungen von Zeugen-Patienten über deren Gesundheitsfürsorge Einblick zu nehmen. Komiteemitglieder wurden im Gegenteil explizit darin unterwiesen, sich nicht in den Krankenhausaufenthalt von Zeugen-Patienten einzumischen, außer wenn ihre Hilfe ausdrücklich vom Patienten gewünscht wird. Demnach ist der Aufruf Muramotos, solche Einmischungstaktiken zu unterlassen ohne Bedeutung; es gibt keine solchen Taktiken, die zurückzunehmen wären.

Was ist mit den Zeugen-Patienten, die den Ältesten ihrer Versammlung gegenüber zugeben, dass sie eine Bluttransfusion angenommen haben? Muramoto sagt, die Organisation sollte den einzelnen Zeugen anweisen, ihre privaten medizinischen Angelegenheiten für sich zu behalten, da gemäß Muramoto der einzige Grund für eine Weitergabe solcher Informationen der Druck und der Zwang durch die Organisation darstellt. Nach Muramotos Sicht der Dinge, sollten sich Zeugen-Patienten frei fühlen, das biblische Gebot, sich des Blutes zu enthalten, ohne Gewissensbisse und Reue zu übertreten. Wahrscheinlich würde es Muramotos Ansicht den Zeugen auch erlauben frei Ehebruch zu begehen oder sich übermäßig zu betrinken, auch wenn die Bibel diese Praktiken verurteilt, vorausgesetzt sie behielten diese Aktivitäten für sich.

Muramotos Ansicht ignoriert in dieser Beziehung völlig das Element des Gewissens und, wie früher bereits erwähnt, die fundamentale Lehre der Bibel, dass die Liebe zu Gott bedeutet, seine Gebote zu beachten, ihnen nicht ungehorsam zu sein oder seinen eigene Ungehorsam nicht vor den anderen zu verstecken. Die Bibel enthält zahlreiche Beispiele von Dienern Gottes, die einen Irrtum begingen und später Gott und ihren Mitgläubigen gegenüber ihre Sünden bekannten. 23 Wie es die Heilige Schrift eindeutig klar macht, werden Christen ermuntert, ihre Sünden freiwillig zu bekennen und ihre geistigen Ältesten um Hilfestellung zu bitten. 24 Deswegen ist es die persönliche Entscheidung , ob ein Zeuge seine Missetat bekennt; diejenigen, die es tun, tun es aus Liebe zu Jehova und aus Achtung vor seinen Maßstäben. Muramotos Vorschlag, Jehovas Zeugen über ihre Rechte in Bezug auf ihre Privatsphäre zu unterweisen, ist deshalb unangebracht, weil es nicht mit dem ernsthaften, gewissenhaften Wunsch der Zeugen zu tun hat, Jehovas Geboten zu gehorchen.

Zusammenfassung

Muramotos Verachtung der religiösen Überzeugungen von Jehovas Zeugen kann man förmlich spüren. Auf der Basis von nicht mehr als unbegründeten Behauptungen, impliziert Muramoto, dass, da er mit dem auf die Bibel gestützten Glaubenssystem der Zeugen nicht übereinstimmt, niemand überhaupt einen solchen Glauben annehmen kann, ohne entweder ein Opfer von Druck oder von Gehirnwäsche zu sein. Als Ergebnis dieser verdrehten Ansichten, gehen Muramotos Vorschläge, angeblich aufdringliche Älteste zu zügeln und die einzelnen Zeugen über ihre Rechte in Bezug auf ihre Privatsphäre zu unterweisen ins Leere, denn sie sprechen ein nichtexistentes Problem an. Älteste der Zeugen und die Mitglieder des Krankenhaus-Verbindungskomitees sind nicht beauftragt, explizit oder irgendwie anders, die Privatangelegenheiten einzelner Zeugen auszuspionieren. Wenn jedoch Einzelne den Ältesten pflichtbewusst und freiwillig Informationen über unbiblisches Verhalte mitteilen, kommen die Ältesten ihrer biblischen Verpflichtung nach, indem sie für geistige Hilfeleistung sorgen, und sie befassen sich auf passende Art und Weise mit dieser Situation. Einzelne Zeugen sind über die Vertraulichkeit der Patienteninformation sicherlich genauso gut informiert wie die allgemeine Öffentlichkeit. Wenn Ärzte dieses Thema speziell mit ihren Zeugen-Patienten besprechen wollen, dann ist diese ihre Sache. Aber eine solche Information ist für das Verhältnis der Zeugen zu ihrem Gott irrelevant.

Muramotos vorherige Veröffentlichungen und sein gegenwärtiger Vorschlag läuft auf einen Angriff auf Jehovas Zeugen wegen der Ausübung eines Rechtes hinaus, das von öffentlichen und privaten Gruppen aller Art in Anspruch genommen wird: Das Recht, Mitglieder auszustoßen, die, nachdem sie sich freiwillig der Gruppe angeschlossen haben, später die Wertvorstellungen der Gruppe ablehnen oder sich weigern, danach zu leben. Phantasievolle Theorien über den Verlust des freien Willens, die sich durch die Möglichkeit einer solchen Entlassung ergeben, setzen eine einfache Tatsache, derer sich Jehovas Zeugen wohl bewusst sind, nicht außer Kraft: Ungeachtet ihres Umgangs tun Menschen, was sie wollen. In der Tat würde die Gruppe der Gegner der Zeugen Jehovas, mit denen Muramoto jetzt Gemeinschaft pflegt, ihn zweifellos baldigst verlassen, wenn er anfangen würde, für die Vernünftigkeit der Verweigerung von Blut durch Jehovas Zeugen Partei zu ergreifen. Ich zweifle jedoch nicht daran, dass Muramoto die Autonomie und den freien Willen besitzt, seine Meinung trotz jeglichen Drucks, den er von dieser Gruppe verspüren würde, zu ändern, wenn er denn die Absicht hätte.

 

Donald T Ridley, JD, ist Associate General Counsel für die Watch Tower Bible and Tract Society.

Adressen:
Zuschriften: Legal Department, 100 Watchtower Drive, Patterson, NY 12563-9204, USA.
E-mail: dridley@wtbts. Org

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Literatur und Anmerkungen

1 Die Bibel Apostelgeschichte 15:28, 29; 21:25 [zurück]

Obwohl sich Muramoto auf die "freundliche Übereinkunft" bezieht, die zwischen Jehovas Zeugen in Bulgarien und der bulgarischen Regierung vor der Europäischen Kommission für Menschenrechte im März 1998 geschlossen wurde, scheint die Sprache, die er benutzt, aus Presseverlautbarungen zu stammen, die von der europäischen Kommission herausgegeben wurden. Die freundliche Übereinkunft selbst enthält die Passage, die er zitiert, nicht. Jedenfalls ist der Wortlaut der organisatorischen Charta, die von den Zeugen in Bulgarien beantragt wurde und im Oktober 1998 von der bulgarischen Regierung registriert (d. h. offiziell anerkannt) wurde, wichtiger. In Bezug auf die medizinische Versorgung besagt der Artikel 7(1) der Charta: "Die religiöse Vereinigung der Zeugen Jehovas in Bulgarien übt keinerlei Kontrolle über den freien Willen der Gläubigen aus sondern erlaubt ihnen, ihre Gewissensentscheidung entsprechend gottgemäßen Grundsätzen zu treffen, auch wendet die religiöse Vereinigung nicht automatisch Sanktionen in Verbindung mit der medizinischen Fürsorge an, die Jehovas Zeugen ihrem Gewissen entsprechend für sich selbst und ihre Kinder suchen. Die Konfession befolgt die liebevollen und gerechten Grundsätze des Wortes Gottes in diesem Bereich christlichen Lebens. ["The Denomination of Jehovah’s Witnesses in Bulgaria does not exercise any control over the free will of believers but allows them to exercise their conscience consistent with godly principles nor does the Denomination arbitrarily apply sanctions in connection with medical care that Jehovah’s Witnesses conscientiously seek for themselves and their children.The Denomination adheres to the loving and righteous principles of God’s Word in this aspect of Christian life."]. Demnach gab es, wie Malyon bereits erklärt hat und wie Muramoto nun widerwillig zu akzeptieren scheint, keine Änderung im Glaubenssystem der Zeugen, sich von Blut zu enthalten und sich vor Blut zu bewahren.

2 Die Bibel 2. Timotheus 3:15, 16; 2. Petrus 1:21 [zurück]

3 Die Bibel Psalm 1:2, Sprüche 3:5, 6; 1 Timotheus 4:15 [zurück]

4 Die Bibel Markus 12:30; Matthäus 22:37 [zurück]

5 Die Bibel 1 Johannes 5:3 [zurück]

6 Die Bibel Johannes 13:15; 1. Petrus 2:21 [zurück]

7 Die Bibel Johannes 5:30, 8:28 [zurück]

8 Brown-Saltzman KA Responding to the spiritual at the heart of healthcare and ethics. Ethical Currents 1999,57,7-9 [zurück]

9 Die Bibel Lukas 8:17, Hebräer 4:13 [zurück]

10 Muramoto 0 Bioethics of the refusal of blood by Jehovah’s Witnesses part 1 Should bioethical deliberations consider dissidents’ views Journal of Medical Ethics 1998,24,223-30 [zurück]

11 Board of Ethical and Social Responsibility for Psychology Memo to Deceptive and Indirect Methods of Persuasion,on and Control Committee Washington: American Psychological Association, 11. Mai 1987 [zurück]

12 Melton G The modern anti—cult movement in historical perspective Santa Barbara, California Institute for Study of American Religion, 1995 [zurück]

13 Ridley DT Honoring Jehovah’s Witnesses’ advance directives in emergencies Academic Emergency Medicine 1998,5,824-35 [zurück]

14 Stark R, Lannacone L Why the Jehovah’s Witnesses grow so rapidly: a theoretical application. Journal of Contemporary Religion 1997,121,33-57 [zurück]

15 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania Helping people to draw close to Jehovah The Watchtower 1999,14,9-14

deutsche Fassung: Wachtturm Bibel- und Traktat- Gesellschaft Deutscher Zweig Menschen helfen, sich Jehova zu nahen. Der Wachturm 1999,14,9-14 (15. Dezember). [zurück]

16 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania Are you fulfilling your whole obligation to God? The Watchtower 1999:22, 18-23

deutsche Fassung: Wachtturm Bibel- und Traktat- Gesellschaft Deutscher erfüllen wir unsere ganze Pflicht Gott gegenüber? Der Wachturm 1999,22,18-23 (15. November). [zurück]

17 Die Bibel Judas 21-23, Apostelgeschichte 20:26, 1. Korinther 5:11-13, 2. Korinther 2:6, 7, 14-17, 2. Timotheus 2:16-18 [zurück]

18 Die Bibel 1 Korinther 5:11 [zurück]

19 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania If a relative is disfellowshiped. The Watchtower 1981,18,26-31

deutsche Fassung: Wachtturm Bibel- und Traktat- Gesellschaft Deutscher Zweig Wenn einem Verwandten die Gemeinschaft entzogen wird. Der Wachturm 1988,8,26-31 (15. Dezember). [zurück]

20 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania Discipline that can yield peaceable fruit. The Watchtower 1988,8,26-31

deutsche Fassung: Wachtturm Bibel- und Traktat- Gesellschaft Deutscher Zweig Zucht, die eine friedsame Frucht eintragen kann. Der Wachturm 1988,8,26-31 (15. April). [zurück]

21 Malyon D. Transfusion-free treatment of Jehovah’s Witnesses respecting the autonomous patient’s motives. Journal of Medical Ethics 1998,24,376-81 [zurück]

22 Eliade M, ed. Encyclopedia of Religion New York. Macmillan, 1987 [zurück]

23 Die Bibel Psalm 32:5; 1. Johannes 1:9 [zurück]

24 Die Bibel Jakobus 5:14-16, Sprüche 28:13, Galater 6:1 [zurück]

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letzte Aktualisierung: 28. 12. 1999
Web-Adresse: http://www.geocities.com/athens/ithaca/6236/ethik7.htm

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