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Gottvater, Gottsohn und Heiliger Geist

von Karl Reichert

Theaterstück in Ausschnitten


Max Stirner:
Hager, groß, ist die ganze Zeit über nackt, Flockt sich ständig Haschisch in eine Pfeife. 

Marie:
Trägt ein klassisches grünes Chanelkleid darüber ein durchsichtiges Regencape und Fächer, nascht ständig aus einer überdimensionalen Pralinenschachtel die auf dem Schreibtisch steht

Gottessohn: alias 2. Jäger alias Prof. Al Mahdi
Schlank, mittelgroß, als Jäger: mit grünem Jägerhut und als Symbol die Dornenkrone um den Hut, als Al Mahdi mit traditionellem Palästinensertuch, aber anstatt der Kordel ebenfalls die Dornenkrone

Heiliger Geist:
alias 1. Jäger und klassischer Geist im Ölbaum
Pyknisch; in Jägertracht mit Hut und anstatt Kordel den Heiligenschein, im Ölbaum als klassischer Geist, d. h. einfaches Leintuch, mit Kordel um den Bauch und den Heiligenschein auf dem Kopf 

Gottvater:

Beim reintagen ins Zimmer, als 32-Ender-Hirsch an ein Stange gebunden, nach Stirners Erscheinung vor dem großen Spiegel, als Gottvater in klassischer Darstellung.

Regie: Die Tür springt auf, zwei Hund ziehen an einer langen Leine den ersten von zwei Jägersleuten (Heiliger Geist und Gottsohn) (genau die Reihenfolge) in die Stube rein, der andere stolpert zwangsläufig hinterher. Sie tragen einen 32-Ender-Hirsch an einer armdicken Birkenstange. Sie sind total durchnässt und zersaust. Der Heilige Geist trägt zusätzlich noch 2 Gewehre.

Heiliger Geist
alias 1. Jäger und Gottsohn alias 2. Jäger zusammen (noch ganz außer Atem, aber laut und mit einem leichten Grinsen : Grüß Gott! Der Heilige Geist geht gleich zur Wand, stellt die Gewehre hin und bindet die Hunde am Schreibtischbein fest. Die Hunde verstecken sich sofort unterm Schreibtisch.

Stirner: (krächzt aus seiner dampfenden Haschischpfeife heraus: Nicht schon wieder! 

Marie: drängelt sich dazwischen und zischt Stirner an: Maaxxx! 

Nimmt den Beiden die nassen Röcke ab und hängt sie an einen Hacken hinter der Tür.

Gottsohn alias 2. Jäger:
(reibt sich die Hände): Lassen Sie Gnädige Frau, die Sach ist leicht erzählt. (fährt sich noch mal über die Lippen und erzählt flüssig in einem Guss): Heute Morgen, wie immer Sonntags, sind wir schon recht früh auf die Pirsch und haben dieses (schlägt mit der linken Hand dem Hirsch ziemlich kräftig auf den Unterbauch) prächtige Stück erlegt. Anschließend sind wir sofort abgestiegen um das Fleisch in der Stadt zu verkaufen. - Als wir in dann auf dem Marktplatz ankamen, erfuhren wir die Kunde vom Tod unseres Herrn auf eine sehr drastische Weise. Gerade als wir an der Kirchentür vorbei wollten, wurde diese aufgerissen und eine aufgebrachte Menschenmenge stürzte sich auf uns und verprügelte uns. Wir wären Gotteslästerer, da wir bei Gottes Beerdigung nichts besseres zu tun hätten, als dem schnöden Mammon nachzujagen. Hals über Kopf rannten wir davon und waren froh, so glimpflich davongekommen zu sein. (legt sich den Birkenstamm auf der Schulter zurecht, lässt los und breitet, mit den Handflächen nach außen, wie zur Bestätigung seiner Unschuld, sein Hände aus)

Marie: (die am dichtesten dran steht sieht in die durchlöcherten Handflächen des Jägers, wird ganz blass und ihr rutscht einfach raus: Jesus Christus! 

(Gottsohn alias 2. Jäger tritt noch näher ran, Gottsohn und die Stimme aus dem Lautsprecher sprechen synchron.

Die Stimme und Gottsohn alias 2. Jäger zusammen:
Jungfer Marie, du bist geheiligt unter den Weibern! 

Marie: mit verängstigter Stimme auf die Wunden von Gottsohn alias 2. Jäger zeigend : Das tut sicher weh?

Ort: Zimmer in Ost-Jerusalem: Gottsohn alias Prof. Samir Al Mahdi sitzt an einem Tisch, seine 2 Freunde (Selim und Mohammed) stehen daneben, sie haben eine Karte ausgebreitet auf dem Tisch liegen.

Selim: Das ist reiner Defätismus, was sie da treiben, Professor, sie werden uns ...!

Mohammed: Aber welche Alternative haben wir?

Prof. Al Mahdi: Eben, wir haben nur die Möglichkeit... die Lösung heißt, ganz nach dem Atatürk´schen Modell, Laizismus, wir müssten das Religiöse ganz ausklammern, nur so ist Frieden möglich. 

Selim: Das hieße aber dann doch...

Prof. Al Mahdi: ...das hieße dann, das Ostjerusalem Hauptstadt von Palästina wäre und die Israelis....
Ein penetrantes Dauerklingeln macht jegliche weitere Diskussion unmöglich. Mohammed stürzt zur Tür, dreht den Schlüssel, gleichzeitig lässt Salem die Karte im Koran verschwinden. Die Tür wird aufgedrückt und eine Horde Fatah-Kämpfer stürmt ins Zimmer.

Kommandant: (er baut sich breit auf und bellt): Selam, meine Herren, die Papiere, aber etwas plötzlich, wenn ich bitten darf!

Nachdem die Papiere peinlich genau kontrolliert wurden, macht sich der Trupp über das ganze Zimmer her. Das Bett wird aus den Angeln gehoben, Rost und Matratze genauestes gecheckt. Wie ein wuseliger Haufen Bienen, schwärmen sie aus. Beim durchsuchen der Papiere auf dem Schreibtisch stößt der Kommandant den großen grünen Folio-Koran vom Tisch und die Karte flattert zur Erde.
Kommandant: Was haben wir denn da?

Ein Fatah-Kämpfer:
Eine Karte auf der...

Der Kommandant reißt ihm die Karte aus der Hand, breitet sie auf dem Boden aus, es entsteht, wie von Gotteshand dirigiert, ein Kreis aus dem das scharfe Gebrüll des Kommandanten zu hören ist.

Kommandant: Verdammt, das ist Hochverrat, diese Subjekte gehören an die Wand gestellt! -Festnehmen!
Nein, besser... (tritt aus dem Kreis, spukt aus) ..das ist doch Zionistenpack. - Kreuzigt Sie!!! 

Je 2 Mann schnappen sich die Drei. 
Als sie durch die Tür geschoben werden, setzt der Gefangenenchor von Verdis Nabucco sanft ein und sie werden auf den Marktplatz gezerrt. Kreuze werden zusammengezimmert und aufgestellt. Im Halbdunkel strömen immer mehr Menschen zusammen und stellen sich im Halbrund auf. Ohne das ein weiteres Wort fällt, werden sie an die Kreuze geschlagen. Die Musik hört auf - sie werden hochgezogen.
Man hört aus der Menschenmenge diese typischen, nur von arabischen Frauen mit der Zunge verursachtes Klagegeheul, das man oft bei Beerdigungen hört.


Im Vordergrund:
Ochs und Esel, eine leere Krippe, etc. Ein Zimmermann hobelt auf ner Holzbank Bretter zurecht.

Im Hintergrund liegt eine Frau unter einem Ölbaum. 
Maria liegt im Schatten unter einem Ölbaum und trinkt aus einem Krug. 

Maria schaut sich verwirrt um, lässt sich aber auf den Rücken zurücksinken und lauscht.

Maria: Ahh,...oh süßer Moschusduft, mir schwinden die Sinne!

Plötzlich erkennt man eine Gestalt, der Heilige Geist als klassischer Geist in den Sträuchern des Ölbaums. 

Der Heilige Geist: Gurrr, gurrr, ick bin die Nachtigall, ick hör dir japsen!

Marie: wischt sich übers verschwitze Gesicht und singt beschwingt: "Mir ist so seltsam zumute, ich ahne und vermute, es steigt was in der Luft?

Das Licht geht aus, im Halbdunkel sieht man wie der angeschaltete Monitor nach unten fährt
Stirner steht neben den zwei Jägern (Gottsohn und Heiliger Geist) und sagt in sehr pathetischen Ton:

Stirner: "Amen, so soll es sein. Man sagt von Gott: Namen nennen dich nicht . Das gilt auch von mir, gleichfalls sagt man von Gott, er sei vollkommen und habe kein Verlangen.."

Nimmt den Hirschen über seine Schulter, die Jäger ziehen den Birkenstamm heraus. Stirner trägt den Hirschen zum Bett, wirft ihn über die Schulter auf die Matratze und setzt sich vor den Monitor.

Stirner: (starrt ungläubig auf den Monitor, hört, beugt sich ganz nah an den Monitor ran, hört ganz zart den Bachchoral "Oh Haupt voll Blut und Wunden, ohn` Scherz und voller Hohn!): Ich kann's nicht glau... alle haben sich gegen mich verschworen. Hör nur Marie... (rennt zu ihr und breitet die Arme gegen die Zimmerdecke aus) hör Dir´s ruhig an! (fängt schallend an zu lachen und stellt sich in Pose, die Arme in die Hüften gestützt und singt aus voller Brust, unterbrochen von Lachanfällen, ganz langsam: 

Stirner: Oh Haupt voll Blut und Wunden, ohn Schmerz und voller Hohn, oh, Haupt so schön geziert....

In diesem Moment ein Knall. Laute Punkmusik ertönt - Nebel!

Als sich der Nebel lichtet sieht man folgendes Bild:

Gottsohn und Heiliger Geist tragen nach wie vor die Birkenstange an der nur noch die Schnüre hängen; in einer Ecke steht der letzte Papst mit dem Gesicht zur Wand und betet verzweifelt; Marie sieht interessiert zum Bett und notiert in ein Buch.
Der Hirsch hat sich in einen alten Mann mit klassischem weißen Bart (Gottvater) verwandelt, der Stirner von hinten ...

Stirner: dreht seinen Kopf nach hinten und schreit: Gott lebt, Gott lebt!

Copyright © 2001 Karl Reichert


Wer sich für das Stück interessiert kann sich an den Autor wenden: 

Karl Reichert


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