Textforum
Natalia Ginzburg
(1916-1991)
Da sie aus einer
jüdischen Familie stammte, gehörte ihre Familie während des Zweiten
Weltkriegs zu den aus rassischen Gründen Verfolgten. Natalia Ginzburgs
Mann, Leone Ginzburg, ein russischer Schriftsteller, hatte eine führende
Rolle in der antifaschistischen Widerstandsbewegung: mit ihren Kindern
teilte sie von 1940 bis 1943 seine Verbannung in den Abruzzen. Er starb
1944. Nach dem Krieg arbeitete Natalia Ginzburg als Lektorin, Übersetzerin
(Proust) und Schriftstellerin. Sie lebte die meiste Zeit in Turin. 1983
und 1987 wird sie ins Parlament gewählt als unabhängiges Mitglied der
Liste der Kommunistischen Partei Pci.
In dieser italienischen Schriftstellerin von großem Format kämpften
zwei Seelen, eine leichte, träumerische und eine engagierte, die fest in
der Realität verankert war.
Exemplarisch kann man dies an ihrem autobiographischen Roman
"Lessico
famigliare" (Familienlexikon, 1963) sehen. Hier führt sie uns
vor, wie die in ihrer Familie gesprochene, komische und zugleich mysteriöse Sprache ihr
Schicksal als Schriftstellerin besiegelt hat. Auf virtuose Weise werden
die Stimmen der einzelnen Figuren bewahrt. Im Vorwort schreibt
sie:
"Ich habe nur das beschrieben, woran ich mich erinnere...Die
Erinnerung ist schwankend, und die Bücher, die von der Realität handeln
sind oft nur kleine Schimmer und Bruchstücke von dem, was wir gesehen und
gehört haben." Doch ihr ist es gelungen, durch eine geniale Prosa
die Geschichte ihrer Familie dem Leser lebendig vor Augen zu führen.
Diese traurige und melancholische Autorin, die vielleicht nie glücklich
war, lässt uns trotzdem auf heitere, nostaligische Weise an der
Geschichte ihres Landes teilhaben.
1942 publiziert der Verlag Einaudi ihren ersten Roman:
La strada che va in città (Die Straße in die Stadt)
Es folgen viele andere:
E`stato cosí (So ist es gewesen, 1947)
Tutti i nostri ieri (Alle unsere Gestern, 1952)
Valentino (1957)
Le voci della sera (Die Stimmen des Abends, 1961)
Mai devi domandarmi (1970, Nie sollst Du mich befragen)
La famiglia Manzoni (1983, Die Familie Manzoni)
La città e la casa (1984, Die Stadt und das Haus)
Caro Michele (1973; der Regisseur Mario Monicelli hat das Buch 1976 unter dem gleichen
Titel verfilmt)
zum Lesen
Ungeschickte
Reisende: Reflexionen über Menschen,
die ungern reisen
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© 2001 Sabine Scholz
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