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Erlebnis

von Wolfgang Glab


Zerstörung der Fröhlichkeit
Das Radio spielt "A whiter shade of pale". Meine Liebe liegt eingekauert im Zimmer, umklammert die Bettdecke und hat feuchte Augen. Es muß eine schreckliche Nacht für sie gewesen sein.
Warum?
Gestern hatten wir das Thema "Beerdigung" drauf. Jeder hatte irgend etwas zu seiner irgendwann anstehenden Beerdigung beizutragen. Meine Liebe war gerade im Haus und ich erzählte den anderen, daß ich Adrian den Brief der Glaubenden gegeben hatte, damit er an meiner Grube darüber berichten soll. Da tritt sie aus der Tür und ihre Gesichtszüge verkrampfen sich. Wieder hatte ich ein Stück Fröhlichkeit getötet - ohne es zu wollen.
Und sie mußte dann beim folgenden Spielen ein falsches fröhliches Gesicht auflegen.
Schlafen
Aufwachen.
Sie war anders - verkrampft. Zuerst gab sie vor, Kopfweh zu haben. Dann brach aus ihr wieder die Verbitterung heraus: "Ich konnte nicht schlafen. Es ist immer dasselbe."
Frühstücken
Leichte Worte werden am Tisch gewechselt.
Spülen
Sie geht in unser Zimmer. Sagt, sie will schlafen.
Magenkrämpfe. Schuldgefühle.
Die geschlossene Tür erscheint mir wie eine Mauer. Es ist schwer sie zu öffnen.
Da liegt sie unter der dünnen Decke. Die Hände in deren Rand verkrampft. Die feuchten Augen halb geschlossen. Ich fühle mich unendlich schuldig. Ich umfasse ihre warme Hand und wir schweigen.
"Was soll ich dir denn sagen?"
Eigentlich hätte sie jetzt verletzt geschrien, doch leise kamen ihre Worte. "Ich kann es nicht mehr ertragen. Ich will es nicht mehr. ES ist immer da."
Ich versuche zu erklären, daß ES nicht mehr da ist. Aber sie meint, ES würde immer da sein. Ich würde immer daran denken. Ich würde nur an meine Vergangenheit denken und sei zu keinem anderen Gefühl mehr fähig.
Am liebsten wäre sie gestern nach Hause gefahren.
Und dabei hat sich meine Verbitterung über das DAMALS wirklich gelegt. ES beherrscht wirklich nicht mehr meine Gedanken. Aber anscheinend ist ES um uns wie ein unsichtbarer Nebel, den schon ein leiser Luftzug herabwehen kann. Und dieser Nebel ist verletzend. Die leise Berührung reißt Narben auf.
Und ich will doch so gerne, daß auch ihr die Ruhe gehört.
Ich schaue durch das Fenster wie ein Dieb. Sie liegt dort und schläft hoffentlich. Sanft bewegt das Atmen ihren Körper.
Bin ich es wirklich oder waren es doch andere, die diesen lieben Menschen so tief verletzt und hoffentlich nicht zerstört haben.
Aber ich muß es wieder gut machen. Vielleicht müssen wir uns auch Hilfe von außen holen. Werde es ihr vorschlagen. (Sie will es nicht) Derjenige soll uns dann sagen, ob wir noch zusammenbleiben dürfen oder ob ich sie von mir befreien soll.
Vielleicht muß auch Adrian bald an meine Grube treten und er soll davon berichten.
Und dann sollen sich all diese Schweine schämen, speziell der Verbeulte, der früher Peter Mauer schlug und später Erwachsene schikanieren durfte. All die mußten vor ihm zu Kreuze kriechen.


Copyright © August 2001 Wolfgang Glab

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