Zu den größeren
Jöllenbecker Höfen gehörten auch zahlreiche Nebengebäude.
Oft war es üblich, daß der Bauer weitere Kotten
am Rande seines Besitztums, am Hofplatz oder zumindest in
Rufweite errichtete. Diese wurden dann von den älteren
Söhnen oder fremden Familien als Heuerlingskotten
gepachtet und bewirtschaftet. Die
Kotten waren nicht so groß wie die Haupthäuser und wurden
teilweise von mehreren Heuerlingsfamilien bewohnt oder von dem
Altbauer als Leibzuchtkotten benutzt.
Der Heuerling, er gehörte zur
untersten sozialen Schicht, mußte bei Bedarf dem Bauern seine
Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Zumeist während der
Stoßzeiten im jährlichen Arbeitsablauf. Neben der doch recht
bescheidenen Landwirtschaft betrieben die meisten
Jöllenbecker Heuerlinge ein Haushandwerk:
Spinner, Leineweber, Zimmermann oder
Holzschuhmacher. Zum anderen zogen sie im Sommer nach Holland,
um dort als Torfstecher, Grasmäher oder Heringsfänger zu
arbeiten. Viele Heuerlinge wanderten auch nach
Amerika
aus.
Das Heuerlingshaus wurde als
Ständerbau mit einer schmalen, durchgehenden Diele errichtet.
Auch hier lag am Ende der Lehmdiele der Herdraum mit der
zweigeteilten Hintertür, darüber die Räucherbühne. Zu
beiden Seiten der Diele befanden sich niedrig gestaltete
Kammern, Stuben und kleine Ställe. Über den Seitenschiffen
wurden auf den niedrigen Bühnen in der Regel Futter, Vorräte
und auch Schlafstellen untergebracht.
Die Erträge der Ernte
wurden auf dem Dachboden deponiert, der nur mit einer Leiter
erreicht werden konnte. Die kleinen Schiebefenster der Kotten
waren bleiverglast. Einzelne Kotten erhielten später auch ein
oder zwei Stallvorbauten (Schweineställe). Hinter dem Kotten
befand sich ein Ziehbrunnen. Von der Küche konnte die
Wasserstelle leicht erreicht werden. Sie lieferte das
Trinkwasser für die Heuerlingsfamilien und ihren wenigen
Tieren. Das Wasser zog man mit einem Eimer und einem acht
Meter langen Eichenbalken aus dem Loch. Bei heißem Wetter
nutzte man die Kühle des Brunnens zur Aufbewahrung von Milch
und Butter.
Die Heuerlingsfamilien lebten
in der Regel in ärmlichen Verhältnissen und besaßen kaum
Eigentum. Zu einem Heuerlingshaushalt gehörten die Betten,
Tisch und Stühle, Gerätschaften wie Spinnrad, Haspel und
Schiebkarren sowie Kessel, Eimer, Töpfe und die Fenster, die
jeder Heuerling mitbringen mußte und natürlich wider
mitnahm, wenn der den Hof wechselte.
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