Der 42-cm-Mörser Dicke Bertha
hatte seinen Ursprung noch vor dem Ersten
Weltkrieg in einem Geheimauftrag der Obersten
Heeresleitung an die Firma Krupp für ein
überschweres Geschütz, das jede bekannte Festung
vernichten konnte. Der erste Entwurf von Krupp
folgte dann im September 1911 und im Juli 1912.
Schließlich wurden die ersten beiden Geschütze bestellt. Die
Dicke Bertha war weder für
hohe Reichweiten ausgelegt, noch war sie das
größtkalibrigste
Geschütz des Krieges. Andererseits dürfte sie das
bekannteste Geschütz überhaupt gewesen sein, sowohl des
Ersten Weltkrieges wie auch der gesamten Militärgeschichte.
Die
Entwicklung der deutschen schwersten Artillerie führte noch
vor Beginn des Ersten Weltkrieges zum Bau des schweren
Steilfeuergeschützes Mörser 42-cm L/16,
auch als
Gamma-Gerät
bezeichnet: Vom Volksmund und den
Soldaten Dicke Berta genannt: Spitznamen nach
Bertha Krupp von Bohlen und Hallbach, der Enkelin
des Krupp-Firmen- und Dynastiegründers Alfred
Krupp, Liebling der deutschen
Soldaten und eine der bekanntesten Waffen des Ersten
Weltkrieges.
Bei
der Verwendung der maximalen Ladung und dem Auftreffen des
Geschosses mit einer maximalen Geschwindigkeit betrug die
Auftreffwucht einer Granate beim
Gamma-Gerät,
das
unbedingt an die
Eisenbahnschiene gebunden war, 6.000 m/t und beim fahrbaren
M-Gerät 3.500 m/t. Die Leistung des Detonationsgases beim
Abschuß der 42-cm-Granate summierte sich auf 38.000 m/t. Allein die reine
Bewegungsenergie des 42-cm-Geschosses entsprach der kinetischen Energie von vier 50 Tonnen schweren D-Zug-Wagen
bei einer Zuggeschwindigkeit von 90 km/h!
Zu
Beginn des Ersten Weltkrieges standen der deutschen
Armee nur 42-cm-Eisenbahnbatterien
(Gamma-Geräte) mit je 2 Geschützen und eine fahrbare
42-cm-Batterie (M-Mörser)
mit
2 Geschützen zur Verwendung. Vor und während des
Krieges wurden 5 Gamma-Geräte und 10 M-Geräte an die
Truppe geliefert.
Da die Dicke
Bertha als Mörser auch Steilfeuergeschütz
war, verschoß sie ihre Geschosse im hohen Bogen und nicht in einer flachen, gestreckten Flugbahn
wie eine Kanone. Die Granaten landeten fast
genau von oben auf dem Ziel und richteten
verheerende Schäden an. Dies machte sie zur
idealen Waffe, um die im Weg der deutschen Armeen
gelegenen Festungen Lüttich, Antwerpen, Namur und
Verdun anzugreifen, deren schwächste Stellen die
Decken der Festungsanlagen waren.
Offizieller Name: M
42 Spitznamen: Big Bertha, Dicke Bertha, Fleißige Bertha,
Große Bertha Kaliber:
420 mm (16,5 Inch) Maximale Reichweite:
12,5 km (M-Gerät) oder
15 km
(Gamma-Gerät) Gesamtgewicht: 42,6 Tonnen
(M-Gerät) oder 140 Tonnen
(Gamma-Gerät) Geschoßgewicht: variierend
von 810-930 und 1 160
kg Mündungsgeschwindigkeit: um 450m/sec.
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Die starke Wirkung
des 42-cm-Mörser ist von der Öffentlichkeit aber weit
überschätzt worden und verlor noch während des Krieges an
Bedeutung. Nach Beendigung des Weltkrieges
mußten gemäß des Vertrages von Versailles alle Geschütze
abgeliefert oder vernichtet werden.
Parallel zum schwerfälligen
Gamma-Mörser führte man den
leichteren 42-cm-Mörser L/12 ein: das
sogenannte
M-Gerät
(Feldversion).
Dieses in vier Lasten geteilte 32. 000 Kilogramm schwere
Geschütz wurde von motorisierten Zugmaschinen in einer
Räderlafette mit 9. 300 Kilogramm schweren Radgürteln gefahren
und benötigte keinerlei Bettungsgrube.
Die Feuerbereitschaft
des Gerätes betrug nur 4 Stunden bei einer maximalen
Schußentfernung von fast 12.000 Metern, wobei Geschos se von
810, 930 und 1. 160 Kilogramm eingesetzt werden konnten. Die
42-cm-Granaten des Geschützes waren so schwer, daß ein LKW
nur drei bis vier Geschosse ohne Risiko laden konnte. Diese Feldversion
konnte außerdem mehrere unterschiedliche
Granatentypen verschießen, deren Gewicht zwischen
810, 930 und 1. 160 kg schwankte.
Das eisenbahngebundene
Gamma-Gerät konnte in sechs
Geschützlasten zu je 20 Tonnen
zerlegt und transportiert werden. Mit den zusätzlichen Lasten
wie Grubenbau, Bettung, Montagekran, Geschoßaufzug und
Werkzeugen betrug das Gewicht des feuerbereiten Mörsers 140.
000 Kilogramm.
Für den Schienentransport einer Batterie
benötigte man zwei voll ständige Eisenbahnzüge. Das Rohr
hatte eine Länge von 6,72 m bei einem Gewicht von 13. 000
Kilogramm. Der Gamma-Mörser wurde mit einer 930 Kilogramm schweren
Granate geladen und erreichte eine Schußweite von 14. 300
Metern.
Die
Granaten besaßen einen unempfindlichen Bodenzünder mit einem
Verzögerungsmechanismus. Wie bei den schon beschriebenen
38-cm-Geschützen
mußte auch hier eine mindestens 1,50 m tiefe Bettungsgrube
ausgehoben werden, bevor das Geschütz aufgebaut werden
konnte. Die Waffe war nach 4-5 Tagen feuerbereit.
EINSATZ IM
BOIS DE SPINCOURT
Es war
Anfang Februar 1915, da durchfuhr eine lange Kolonne von
riesigen, unförmigen Fahrzeugen den Bois de Spincourt. Fünf
aus der Landwirtschaft stammende Dampfpflüge zogen jeweils
ein schweres Gerät hinter sich her;
auf dem die vier Lasten
des
42-cm-Mörsers L/12 (M-Gerät)
lagen. 250 Bedienungssoldaten der Eisenbahnbaukompanie 23
begleiteten den langsamen Troß. Die große Anzahl der
Männer benötigte man
hauptsächlich zum Aufbau des schweren Geschützes. Schon nach
einem Tag stand der Mörser schußbereit in der 1,50 m tiefen
Erdgrube. Jeder Abschuß erzeugte
einen langen hellen Mündungsblitz. Der Pulverdampf stieg bis zu 30 m
hoch und war bei gutem Wetter noch kilometerweit zu sehen.
Am
15. Februar 1915 feuerten die beiden Geschütze: der Lange
Max und die Dicke Berta auf das Fort Douaumont. Das 38-cm-Geschütz traf innerhalb seiner
Schußfolge von 10
Schüssen nur einmal den Fortbereich; dem 42-cm-Geschütz
gelang mit dem 23. Schuß ein Volltreffer des großen Panzerturms. In einem der riesigen Krater der 42-cm-Geschosse
begrub man am 8. und 9. Mai 1916 einen Teil der Toten der
großen Explosionskatastrophe.
Natürlich blieb die französische Aufklärung
nicht untätig: Nach zwei Tagen hatte ein Flieger die Dicke Berta enttarnt. Französische Artillerie
zerstörte daraufhin die Zufahrtsgleise und verletzte einen Mann der
Bedienung. Drei Tage später, am 18. Februar 1915, erfolgte die Beschiessung von
Fort
de
Vaux. Nach dem 13. Schuß warf ein französischer
Artillerievolltreffer das Geschütz schließlich zur Seite.
Das wertvolle Gerät wurde daraufhin abgebaut. Später stellte
sich heraus, daß ein Teil der 42-cm-Geschosse nicht
explodiert war:
Gegen
die tief versenkten betonierten Räume im Festungsbereich Verdun, vor
allem die der Außengürtel, erwies sich die 42-m-Granate
letztlich als wirkungslos: das Fort de Douaumont erhielt zwar
einhundert Treffer; doch konnten die tiefgelegenen betonierten
Kasematten
nicht durchschlagen werden!
Während der Schlacht
um Verdun wurden die 42-cm-Geschütze eher schwerpunktmäßig
eingesetzt: z.B. Beschuß der Höhen 344 und Toter
Mann, der
Forts de Douaumont, de Souville und de Vaux, des
Zwischenwerkes Hardaumont, der beiden
Infanteriewerke im Caillette-Wald, der Louvemontschlucht
usw. Insgesamt konnte der 42-cm-Mörser die hohen Erwartungen
zu Anfang der Verdun-Offensive nicht erfüllen. Gegen die tief
versenkt angelegten betonierten Räume vor Verdun hatte
die
Waffe sich nicht bewähren können.
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