DIE
SCHLACHT UM VERDUN |
KAMPFHANDLUNGEN |
1915
- DIE GROSSE ILLUSION |
.. |
.
Für den Stellungskrieg wurde eine
neue Kampfmethode entwickelt: die
Unterminierung
der
feindlichen Stellungen mit anschließender Besetzung.
Französischer Soldat gräbt
einen Stollen zur deutschen Linie auf der Anhöhe von Vauquois, 1916 |
Anfang des
Jahres 1915 entwickelten sich in Nähe des Dorfes Cuisy, westlich
der Maas, heftige Kampfhandlungen. Am 8. Januar
1915 erfolgte der deutsche Angriff auf den Rand des
Bolante-Waldes in den Argonnen.
Französischen
Soldaten gelang am 17. Februar bei Les Eparges, durch
eine
unterirdische Explosion, der Einbruch in die erste
deutsche Linie.
Am 26. Februar erfolgte
im Zuge eines Angriffes
des Reserve-Infanterie-Regiments 10 im Malancourt-Wald
vor Verdun der erste Einsatz einer neuen grauenhaften Pionierwaffe: des
Flammenwerfers.
Die in Panik geratenen französischen Soldaten verließen
fluchtartig ihre Schützengräben. Noch im März wurde ein erstes
Flammenwerfer-Bataillon aufgestellt. Am selben Tag Kämpfe um die Anhöhe
Vauquois am
Ostrand des Argonnerwaldes.
Bis in den Mai 1915
französische Vorstöße überwiegend auf der Combres-Höhe. Starke
französische Gegenangriffe bei Thiaumont und Fleury
am 20. Juni des Jahres und der deutsche Angriff im Gruerie-Wald in den Argonnen.
Am 30. Juni erfolgte die Ausdehnung
des deutschen Vorstoßes
bis nördlich von Four-de-Paris.
Im Oktober schließlich Stillstand
des Krieges in den Argonnen.
Im Dezember 1915
erfolgten durch die Oberste Heeresleitung (OHL) die ersten Vorbereitungen der
Deutschen für einen Angriff auf die Festung Verdun.
Mit einem massiven Artilleriefeuer von
nicht gekanntem Ausmaß sollte der Angriff großer deutscher Verbände vorbereitet
und die Festung Verdun eingenommen werden. Der strategische Plan bekam den Namen
Chi 45, nach dem damals gültigen Geheimschlüssel
war dies die Bezeichnung für Gericht. Den Angriff sollte die deutsche
5. Armee unter der Führung des
Kronprinzen
durchführen.
Mit einer
Ermattungsstrategie,
die den Gegner ausbluten sollte, wollte der
Oberkommandierende Erich von Falkenhayn an der
Nordfront von Verdun als einen entscheidenden
Kriegsschauplatz mit relativ geringen Kräften und einem
gewaltigen Geschützeinsatz die materielle und moralische Durchhaltekraft des
französischen Gegners prüfen und die Kriegswende im Westen
herbeiführen. Nach Falkenhayn konnte der
deutsche Sieg aber nur noch politisch errungen werden. Militärisch hielt
er den Krieg an der Westfront schon für verloren. |
Um über die
Vorbereitungen für einen Großangriff auf die Festung Verdun
seine Vorstellungen darzustellen, traf Falkenhayn am 23.
Dezember in Stenay mit General Schmidt von Knobelsdorf
(Stabschef der 5. Armee vor
Verdun), Groener und Tappen
zusammen. Während
Falkenhayn letztlich einen längeren Stellungskrieg
kalkulierte, bevorzugten Knobelsdorf und Kronprinz Wilhelm
(Führer der 5. Armee vor
Verdun) die schnelle Eroberung
Verduns.
DEUTSCHE
PROTAGONISTEN
DER SCHLACHT BEI VERDUN
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Hinter
dem französischen Abschnitt der Westfront gibt es in Reichweite
Ziele, für deren Behauptung die französische Führung gezwungen
ist, den letzten Mann einzusetzen.Tut sie es, so werden Frankreichs
Kräfte verbluten, da es ein Ausweichen nicht gibt, gleichgültig,
ob wir das Ziel erreichen oder nicht. Tut sie es nicht und fällt
das Ziel in unsere Hand, dann wird die moralische Wirkung in
Frankreich ungeheuer sein ... Die Ziele, von denen hier die Rede
ist, sind Belford und Verdun.
Literatur: Erich
von Falkenhayn: Die Oberste Heeresleitung 1914-1916 in ihren
wichtigsten Entschließungen, Berlin 1920.
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Neueste
Forschung bezweifeln allerdings die Existenz der Weihnachtsdenk-
schrift
des deutschen Generalstabschefs Erich von Falkenhayn. Die Memoiren des
Kronprinzen
Wilhelm, des Oberkommandierenden der 5. Armee,
bezeugen, daß der Kronprinz und Knobelsdorf diejenigen
waren, die sich für Verdun als Angriffsziel entschieden
haben. Falkenhayn war wohl eher der Meinung, daß ein Angriff auf Verdun
zuviel deutsche Truppen binden könnte. In der nachfolgenden Zeit
verweigerte dann auch Falkenhayn der 5. Armee
die notwendigen Verstärkungen, so daß der deutsche Angriff auf die
Stadt Verdun nur östlich des Maasufers stattfinden konnte.
Die Nichteinnahme des Westufers aber sollte für die deutschen
Truppen noch weitreichende negative Folgen haben, da starke
Artilleriekräfte der Franzosen das Westufer vereinnahmten und den
deutschen Angriff schwächten. |
Ein Grund für das Patt an der
Westfront war, daß die Offensivwaffen noch in
den Anfängen steckten. Gräben und Bunker schützten die
französischen Verteidiger, geführt von General Philippe
Pétain, der zum Nationalhelden aufstieg. Die modernen Artillerie- und
Infanteriewaffen gaben den Franzosen die notwendige Treffsicherheit und
Feuerkraft, um den deutschen Angreifer erfolgreich bekämpfen zu
können.
Die
deutschen Schützengräben zogen sich vor Verdun von Malancourt
nördlich an Bethincourt vorbei, zwischen dem
Forges-Wald und dem Dorf Forges entlang bis zur Maas.
Zwischen den Dörfern Consenvoye und Brabant gegen
Osten auf
Flabas. Die Gräben durchzogen weiter den Caures-Wald
und vom Kap der Guten Hoffnung gen Südosten Richtung
Ornes. Vom Dorf Ornes zur Combres-Höhe
Richtung Woêvre-Ebene.
Bis
Ende 1915 erfolgte keine kriegswendende Entscheidung
an der westlichen Front. Franzosen und Deutsche: beide waren
gescheitert. Eine eigentliche Verdunfront gab es noch nicht.
Der Krieg wurde an anderen Frontabschnitten ausgetragen. |
Januar
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Um
Jahresanfang heftige Kämpfe in Nähe
der Ortschaft Cuisy. |
08.01.
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Deutscher
Angriff auf den Rand des Bolante-Waldes in
den Argonnen. |
17.02.
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Französischen
Soldaten gelingt bei Les Eparges durch
eine unterirdische Explosion der Einbruch
in die erste deutsche Linie. |
26.02.
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Angriff
des R.I.R. 10 im Malancourt-Wald. Erster
Einsatz eines Flammenwerfers. Kämpfe um
die Anhöhe Vauquois am Ostrand des
Argonnerwaldes. |
20.06.
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Deutscher
Angriff im Gruerie-Wald in den Argonnen.
Starke französische Gegenangriffe bei
Thiaumont und Fleury. |
30.06.
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Ausdehnung
des deutschen Angriffs bis nördlich von
Four-de-Paris in den Argonnen. |
Oktober
|
Stillstand
des Krieges in den Argonnen. |
Dezember
|
Die
Deutschen bereiten den Angriff auf Verdun
vor. |
Quellen
und Literatur:
-
Afflerbach, Holger: Falkenhayn. Politisches Denken und Handeln im
Kaiserreich, Beiträge zur Militärgeschichte, Bd. 42, München
1996.
-
Chickering, Roger: Das Deutsche Reich und der Erste Weltkrieg,
München 2002.
-
Ettighoffer, Paul: VERDUN. Das große Gricht,
München 1992.
- Falkenhayn,
Erich von: Die Oberste Heeresleitung 1914-1916 in ihren
wichtigsten Entschließungen, Berlin 1920.
- Hirschfeld, Gerhard (Hg.): Enzyklopädie Erster
Weltkrieg, München 2003.
- Werth, German: Verdun. Die
Schlacht und der Mythos, Bergisch Gladbach 1979.
- Wilhelm, Kronprinz:
Meine Erinnerungen aus Deutschlands Heldenkampf, Berlin 1923
|
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Weiterführende
Literatur:
- Beil,
Christine u.a.: Der Erste Weltkrieg,
Berlin 2004.
- Berghahn,
Volker: Der Erste Weltkrieg, München
2003.
- Falkenhayn,
Erich von: Die Oberste Heeresleitung 1914-1916 in ihren
wichtigsten Entschließungen, Berlin 1920.
- Ferguson,
Niall: Der falsche Krieg. Der Erste
Weltkrieg und das 20. Jahrhundert, München
2002.
- Fischer,
Fritz: Griff nach der Weltmacht. Die
Kriegspolitik des kaiserlichen
Deutschland 1914/ 18, Düsseldorf
1977 (Nachdruck von 1967).
- Fromkin,
David: Europas letzter Sommer, München
2005.
- Hirschfeld,
Gerhard u.a. (Hg.): Enzyklopädie
Erster Weltkrieg, Paderborn 2003.
- Tuchmann,
Barbara: Aufgust 1914, Taschenbuch,
Ffm. 2001.
- Wehler,
Hans-Ulrich: Das Deutsche
Kaiserreich 1871-1918, Göttingen
1983.
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weiter
mit Kriegsverlauf:
Der industrielle Krieg
Am
21. Februar 1916 griffen die bei Verdun
stehenden deutschen Truppen die stärkste
Festung Frankreichs an. Nach zehn
Monaten war der Kampf vorbei. Über
200.000 Tote lagen auf dem Schlachtfeld.
Am Frontverlauf hatte sich fast nichts
geändert. So wurde Verdun zum Inbegriff
für den Stellungskrieg und das sinnlose
Sterben deutscher und französischer
Soldaten.
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