Stereotypen in der Geschichtsforschung

Vergleich: Die Dialektik von "deligitimatorischer" und "legitimatorischer" Geschichtswissenschaft

DIESELBE KERBE DER UNBELEHRBARKEIT,
wohl bis in die Ewigkeit!


Sie koennen nicht, oder sie wollen nicht anders....

Ueber das Siebenbuergen-Handbuch hg. von Harald Roth


Gegen sich "wissenschaftlich" aufspielendes Propagandisten- und Hetzertum
(Die Kontinuitaetsfrage des rumaenischen Volkes)



WIE GESCHICHTSREVISIONISMUS, IDEOLOGISCHE UND PROPAGANDISTISCHE HETZE sowie RUFMORD unter dem SCHUTZ TRANSALTLANTISCHER KUNGELEI BLUEHEN

Die Akte Arens und Horvath


            Folgende Ausfuehrungen wollen nahelegen, dass die vorbehaltslose Aneignung von Standpunkten einer Sparte der bundesdeutschen hisztorischen Sekundärliteratur, die eindeutig ressentimetorientierte Züge trägt, sowie anderweitiger, nicht minder ressentimetgeladener historischer Sekundaerliteratur sich auf die Qualitaet, vor allem Glaubwuerdigkeit, von Forschungstexten und -vorhaben bedenklich auswirkt. Beim Kenner entsteht jedenfalls der Eindruck von Stereotypie und von zu geringer begrifflicher und faktisch-inhaltlicher Differenzierung. Der Laie laeuft Gefahr, sich Informationen zu Eigen zu machen, die aufgrund ihrer Voraussetzungen fragwuerdig sind.

    Meinolf Arens veroeffentlicht in den "Siebenbuergischen Semesterblaettern" Bemerkungen zur Geschichte der Daker bis zum Tod von Burebista (44. v.Chr) (11. Jahrgang, 1997, S.1-11) . Hierzu erlaube ich mir folgende Feststellungen bzw. "Anmerkungen":

    1) Es stimmt, dass "die gleichnamige Fremdbezeichnung eines "Volkes" auf einem bestimmten Territorium ueber einen laengeren Zeitraum hinweg keinen Beweis fuer die Siedlungskontinuitaet einer Ethnie" ist (S.1), doch scheint Arens der eigentliche Grund hierfuer unbekannt zu sein: die griechisch-byzantinische Geschichtsschreibung behielt bis ins 15. und 16. Jahrhundert die im Altertum gebraeuchlichen geografischen Namen und Bezeichnungen bei, obwohl die ethnische Zusammensetzung in den benannten Gebieten wiederholten Aenderungen unterworfen war. Kulturgeschichtlich gesehen besteht also keinerlei Verbindung zwischen dieser griechisch-byzantinischen Benennungsgepflogenheit und irgendwelchen Mystifizierungsversuchen rumaenischer Kontinuitaetsapologeten.

    2) Auf S.2 gelangt Arens zur Schlussfolgerung:

Eine in der Forschung zum Teil aus politischen und ideologischen Gruenden weiterhin verbreitete Vorstellung von einer antiken Kulturlandschaft im dakischen Siedlungsgebiet, die insbesondere mit dem hellenistischen Kulturraum im engen Kontakt gestanden habe, wird durch Quellen nicht gestuetzt.
    Dass es die genannte Vorstellung gibt, steht ausser Zweifel, doch Arens' Meinung, sie sei nicht quellenmaessig gesichert entspringt offensichtlich ungenuegender Quellenbe- und -auswertung. Er zieht vornehmlich bundesdeutsche und internationale Sekundaerliteratur heran, die zwar berechtigterweise bestrebt ist, die ethnozentrisch-romantische Sichtweise der rumaenischen Geschichtsschreibung zu entkraeften, aber selbst historiografischer Stereotypie verfaellt (dazu konkreter Punkt  3.), also ebenfalls eine romantische Sichtweise entwickelt.

    In der Beurteilung der Frage, ob es im dakischen Siedlungsgebiet eine insbesondere mit dem hellenistischen Kulturraum in engem Kontakt stehende Kulturlandschaft gab, ist die Bezugnahme auf ausschliesslich schriftliche Quellen (vgl. Arens' Anm.6, S.2) unzureichend, weil die materiellen Quellen (archaeologische Funde, Handelswaren) bis in die fruehe Neuzeit (16. Jh.) die wirtschaftliche, selbst politische und geistige Einbindung des frueheren Dakien (nun Siebenbuergen genannt) in den balkanisch-ostmittelmeerlaendischen Raum belegen. Das einleuchtendste Beispiel dieser sued- und suedoestlichen Kultureinfluesse ist die Ausstrahlungskraft des byzantinischen Reiches, dessen Grenzen zeitweilig in der muntenischen Tiefebene verliefen, welcher Ausstrahlungskraft selbst die fruehen Ungaren in Pannonien, u.zw. bis Ladislaus dem Heiligen (1077-1095) noch ausgesetzt waren. Ausser dem Glaubenseinfluss (griechisch-orthodox versus roemisch-katholisch) belegen auch zahlreiche Muenzfunde die engen byzantinisch-karpatischen Handelsbeziehungen.

    Doch zurueck zur dakischen Zeit. Baugeschichtliche und wissenschaftshistorische Zeugnisse sprechen indessen fuer, nicht gegen enge Kontakte des dakischen Machtgebietes mit dem hellenistischen Kulturraum: die Steinburgen im Brooser Gebirge (um Sarmisegetusa) und die ebendort liegenden Steinreihen- und -kreise (z.B. die Heiligtuemer von Sarmisegetusa) (dazu juengst Wolfhard Schlosser, Jan Cerny, Sterne und Steine. Eine praktische Astronomie der Vorzeit, Darmstadt 1996, S.101-102 und Tafel VII).

    3) Wie bereits unter Punkt 2) erwaehnt beruft sich Arens auf internationale Sekundaerliteratur, die kulturgeschichtliche Stereotypen um die Kultur der Steppen und der dort lebenden Nomaden bedient. S.4-9 seiner Ausfuehrungen unterliegen bedauerlicherweise diesen Stereotypen. Einige Beispiele:

    S.4: "Das Tragen von Filzhueten ist seit der Antike ein typisches Kennzeichen fuer Steppennomaden. ... Die Filzkappen tragende dakische Oberschicht war sehr wahrscheinlich nomadischer Herkunft."
    S.6: Burebista soll die Bastarner "in der typischen Art der Steppenvoelker in den Stammesverband" eingegliedert haben.
    S.7: Burebistas Personenverbandsstaat soll "durch die nomadisch gepraegte Denk- und Lebensweise seiner Elite" gepraegt gewesen sein.
    S.8: "Staendige Kriege und Raubzuege zum Zweck der Beschaeftigung, Entlohnung und des neuerlichen Beweises der Unbesiegbarkeit unter dem Gluecksglanz des neuen Namens der Eliten ... " (Daker).
    S.9: Das Doppelkoenigtum, das von mehreren Steppenvoelkern bekannt ist, soll „ein weiteres Indiz fuer die Zugehoerigkeit des dakischen Personenverbandes und vor allem seiner fuehrenden Gruppen zum Kulturraum der eurasischen Steppenvoelker" sein.

    Zunaechst einige Bemerkungen zum Nomadismus und zur Sesshaftwerdung. Bekanntlich drangen die Voelkerschaften, die spaeter Daker genannt wurden, aus dem eurasischen Osten in ihr spaeteres Siedlungsgebiet ein. Natuerlich waren sie nomadisch, als sie hier einzogen, doch sie streiften den Nomadismus durch Sesshaftwerdung im Karpatenraum groesstenteils ab. Dieses Entwicklungsmuster trifft auch auf die spaeter hier einziehenden Awaren, Gepiden, Goten, Slawen, selbst auf die in Pannonien ansaessig gewordenen Ungaren zu. Die Sesshaftwerdung ging unter dem Einfluss der bereits im Einzugsgebiet angetroffenen, sesshaften Bevoelkerung, vor sich. Dass das fuer nomadische Verbaende typische Muster der Nomadeneliten in der Spaetzeit der dakischen Geschichte (Burebista, Dezebal) noch manifest war, darf bezweifelt werden. Es ist allerdings aus ihrer Fruehgeschichte nicht zwingend auszuschliessen.

    Die vorgegebene nomadisch gepraegte Denk- und Lebensweise der Elite aus Burebistas Zeit artete wohl in staendigen Kriegen und Raubzuegen aus, die laut Arens' Angaben auf S. 8 ausschliesslich der Wacherhaltung ihres Selbstwertgefuehls dienten. Es sei an die Tatsache erinnert, dass staendige Kriege und Raubzuege eine gaengige Erscheinung der Fruehgeschichte und des Altertums waren und leider auch die heutige Menschheit belasten. Raub und Krieg war bei allen Voelkern der Antike ueblich, ob sesshaft oder nomadisch. Im Falle der Daker Burebistas und Dezebals darf hinterfragt werden, ob die Beute- und Kriegslust der Daker nicht in ursaechlichem Zusammenhang mit dem Vordringen der Roemer bis an die Donau steht. Jedenfalls war den Roemern Kriegslust und Gewaltbereitschaft keineswegs fremd, sonst haetten sie ihr auf Waffengewalt begruendetes Weltreich nicht aufbauen und erhalten koennen. Es leuchtet ein, dass die Gewaltbereitschaft beidseitig war, die Aggressivitaet also nicht nur der einen Seite eigen war.

    Bezueglich des Doppelkoenigtums sei erwaehnt, dass dieses, ungeachtet der sesshaften oder nomadischen Lebensweise, eine allgemein verbreitete Einrichtung war, die teils weltanschauliche (religioes-mythische), teils wirtschaftliche und militaerische Wurzeln hatte. Das roemische Beispiel von Romulus und Remus oder das altgriechische von Castor und Pollux duerfte allgemein bekannt sein.


Die Akte Gundelsheim

 Kritische Blaetter zur Geschichtsforschung und Ideologie


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