Eine neue Seite der "Akte Gundelsheim"
A New Page of the _Gundeslheim Files_


Die Dialektik von "deligitimatorischer" und "legitimatorischer" Geschichtswissenschaft
The Dialectics of _delegitimating_ and _legitimating_ Historiography

Counter

Selbst wenn eine Studie einen mit modernen Mitteln der Geschichtswissenschaft  wenig erforschten Zeitabschnitt behandelt, sollte sie von den Vorsaetzen wissenschaftlicher Verhaeltnismaessigkeit und Sachlichkeir nicht abweichen. Was bringt es nun, wenn Meinolf Arens in Habsburg und Siebenbuergen 1600-1605. Gewaltsame Eingliederungsversuche eines ostmitteleuropaeischen Fuerstentums in einen fruehabsolutistischen Reichsverband (Studia Transylvanica, Bd.27), Koeln Weimar Wien 2001 zwar in Dingen Staendestaat komparatistisch vorgeht und auch die osmanische Thematik beleuchtet - so juengst Walter Daugsch in seiner "Rezension" auf sehepunkte - , aber bereits in den "Einleitenden Beemerkungen" (S.1-15) seinen eigenen Diskurs entgegen der tschechoslowakischen und rumaenischen Historiographie, die von "nationalkommunistischen ideologischen Vorgaben" verseucht seien, als "den heutigen methodischen Anforderungen" entsprechend belobigt? (Anm.2, S.2).

Zwar hat Arens Recht, wenn er die in Rumaenien herausgegebenen Werke zur Person Michaels des Tapferen einem "bizzaren nationalistischen Kult" zuschreibt (Anm.5, S.6), aber recht bedenklich erscheint die vorbehaltlose, mit apologetisch-lobhudelnden Aeusserungen begleitete Heranziehung von Werken, die die eigentliche Auffassung von Arens ueber "die heutigen methodischen Anforderungen" verraten: rumaenischer und tschschoslowakischer Nationalismus in der Historiographie stellt fuer ihn eine mit der kommunistischen Doktrin verknuepfte Misserscheinung dar, die bar jeder Wissenschaftlichkeit ist; das gilt aber nicht von der ungarischen oder reichsdeutschen Geschichtsschreibung, die, zumindest nach ihrer Handhabung durch Arens, nicht nationalistisch befrachtet seien.

Arens tut also so, als ob die im Dritten Reich und im Ungarn der Zwischenkriegs- und Kriegszeit (-1945) entstandenen historischen Studien und Werke von den jeweiligen nationalistisch-faschistisch-nationalsozialistisch-grenzrevisionistischen Regierungsprogrammen unbehelligt blieben. Dieselbe Blindheit legt Arens in Verbindung mit den in der kommunistischen Zeit in Ungarn entstandenen Werken an den Tag, wenn er die Verfasser jener Zeit ohne Bedenken an etwaigen kommunistischen und nationalungarischen Verdrehungen vorbehaltlos heranzieht. Mit dieser Art von Unverhaeltnismaessigkeit , von Einseitigkeit und vorurteilsbeladener Voreingenommenheit geht Arens also ans Werk. Damit ist die Freund-Feind, die schwarz-weissmalende Stereotypie der Arensschen "Methodik" benannt, die recht bedenkliche Blueten treibt. Dem billigen Aus-, und Abgrenzungsschema

Hier die Engel - dort die Teufel

entsprechen zahlreiche Aeusserungen und Behauptungen von Arens, wodurch er die recht zweifelhafte  "Wissenschaftlichkeit" der ungarischen historischen Literatur der Kriegszeit legitimiert, obzwar diese in einer Zeit des ungarischen Staatsexpansionismus entstand (Nordsiebenbuergen wurde 1940 aufgrund des Wiener Schiedsspruchs annektiert; die Suedslowakei bereits 1938/39, das serbische Banat (die Batschka) 1941) und in der Weise der NS "Volks- und Kulturboden"-Dogmatik die expansionistischen ZIele der ungarischen Politik quasi "wissenschaftlich" unterbaute und rechtfertigte. Damit traegt Arens zur Popularisierung und Perpetuierung wissenschaftlich zweifelhafter Standpunkte bei, weil ultranationalistisch - chauvinistisch und rassistisch orientiert, deren erklaertes Zielobjekt die Rumaenen Siebenbuergens und der westlichen und nordwestlichen Randgebiete (Partes und Maramorosch) sind.  So heisst es ueber Laszlo Makkais Szolnok-Doboka megye magyarsaganak pusztulasa a XVII. szazad elejen (Der UNtergang des Ungarntums des Komitats Szolnok-Doboka zu Beginn des 17. Jahrhunderts), Klausenburg 1942, dies sei

eine(r) als exemplarisch zu bezeichnende(n) Arbeit ueber die Verwuestung und Entvoelkerung des Komitats Szolnok-Doboka im 17. Jahrhundert (S.8f.).
Eine Erklaerung fuer Arens' Einseitigkeit liefert folgende Kernaussage:
Da aber in der westlichen Historiographie, wie an der hier untersuchten Thematik exemplarisch festzustellen ist, sehr oft nicht oder nur in Teilen die grundsaetzlichen methodischen und konzeptionellen Unterschiede zwischen dem seit ca. 150 Jahren eindeutig dominierenden Zweig der rumaenischen Historiographie mit nationaler Ausrichtung und der neueren ungarischen und siebenbuergisch-saechsischen Forschung erkannt werden, fuehrt dies zu einer insgesamt gesehen ueberaus schaedlichen kritiklosen Rezeption von Werken  wenig wissenschaftlichen Charakters.
Zu dieser Gruppe zaehlt Arens Arbeiten von Carl Goellner, Adolf Armbruster, Stefan Pascu, Ion I. Russu, Stefan Olteanu, Viorel Roman, Alexandru Randa. Als seinem schwarz-weissmalenden Schema genehme Autoren fuehrt Arens Radu Popa, Ambrus Miskolczky, Gottfried Schramm, Harald Roth und Denis Deletant an (S.15).

Arens beschraenkt sich also nicht nur auf die "Delegitimierung" der "national-kommunistischen" rumaenischen Geschichtsschreibung - letzteres hebt der Rezensent Daugsch als einen "Hauptverdienst" von Arens hervor -, nein, Arens postuliert eine der Wirklichkeit kaum entsprechende

methodische und konzeptionelle
Uebereinstimmung zwischen der neueren ungarischen und der siebenbuergisch-saechsischen Forschung. Dass Arens derartiges von sich gibt, wird Aussenstehende kaum verwundern, die keine Kenntis ueber den erbaermlichen Zustand der sogenannten siebenbuergisch-saechsischen "Forschung" besitzen, vor allem seit der Antiwissenschaftsmanager Harald Roth das Heft in der Hand haelt. In diesem Zusammenhang ist die Aussage von Arens eher eine Absichtserklaerung, in dem Sinn, dass er mit seinem Produkt der siebenbuergisch-saechsischen "Forschung" neue Bahnen vorgeben will, sich fortan im Schklepptau der ungarischen Forschung zu tummeln. Sein Text will offenbar ein erster, qualitativ noch zu ueberbietender Schritt, ein Musterbeispiel dieser "Wissenschafts"-Politik darstellen.

Dem Wunschdenken von Arens und der ihm freundschaftlich verbundenen Leitung des Siebenbuergen-"Instituts" in Gundelsheim/Neckar  entstammt auch die Behauptung, die

 'Siebenburgen-Forschung' ausserhalb Rumaeniens
habe den Anschluss
an den europaweit im allgemeinen ueblichen Forschungsstand und die damit verbundenen Fragestellungen und Methoden [...] nach rund 60 Jahren wieder erreicht.
Das dem nicht so ist, belegen die unverzeihlichen Fehlleistungen von Arens recht eindeutig. Und ueber die eigentliche Verfassung der von Gundelsheim getriebenen "Siebenbuergen-Forschung" informiert unsere Web-Seite Die Akte Gundelsheim, zu der auch diese Stellungnahme als juengstes Kapitel zaehlt.

Das Postulat von Arens, das ungarische Ethnikum sei

bis ins 17. Jahrhundert die Mehrheit der Bevoelkerung in Siebenbuergen
gewesen, ebenso die Behauptung, erst im 17. und 18. Jahrhundert
begann eine groessere Zahl von Walachen [=Rumaenen] nach ihrer Einwanderung bzw. Ansiedlung in den durch die verheerenden Kriege in dieser Epoche entvoelkerten Landschaften, ihre besonders auf Kleinviehzucht basierende Wirtschaftsform zu aendern und ihr Lebensmodell auf das von Ackerbauern umzustellen (Jako in Magyarok es romanok (Ungarn und Rumaenen), 1.Bd., Budapest 1943, S.508-571) (Anm.73, S.37),
geht Hand in Hand mit dem ahistorischen, der Greuelpropaganda entstammenden Katastropehnszenario der Entvoelkerung, wobei letzteres zunaechst  der Herrschaft Michaels in Siebenbuergen zwischen November 1599 und September 1600 zugeschrieben wird:
abgesehen von seinem Anteil an der Verwuestung und Entvoelkerung des Landes in diesen Jahren, die zu einer langfristigen Verschiebung in der ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung fuehren sollte, [...] (S.68).
So hoert sich die den "heutigen methodischen Anforderungen" entsprechende Geschichtsmethodik an: Verteufelung der einen, der rumaenischen Seite als Volk und als Forschung und unbeschwerte Bedenkenlosigkeit gegenueber der anderen, der ungarischen und deutsch-oesterreichischen Seite. Dabei wird Michael als Rumaene kriminalisiert. Dass der habsburgische Heerfuehrer Basta, der Michael meuchlings ermorden liess, um sein Verstaendnis der bedingungslosen Unterwerfung der siebenbuergischen Staende konkurrenzlos verwirklichen zu koennen, dass also Bastas Treiben insgesamt vier habsburgische Versuchen entspricht, Siebenbuergen zu unterwerfen, an der angeblichen "Entvoelkerung" massgeblich Anteil gehabt haben kann, das kommt dem im Geiste der "heutigen methodischen Anforderungen" versierten Arens zunaechst abhanden. Weil er an seinen Vorurteilen, Stereotypen und Klischees eisern haengt und diese wiederholt dem eigentlichen historischen Tatbestand substituiert.

Wie es mit der Wahrheit und Wahrhaftigkeit bei Arens bestellt ist, belegt auch der verherrlichende Kommentar zu Basta, an dem Arens keinerlei Anstoss findet:

General Batsa, der sich im Verlauf seines Aufenthals in Ungarn und Siebenbuergen zu einem Experten ersten Rranges unter den Amtstraegern und Militaers des Erzhauses in Fragen zu diesen Regionen [Ostungarn, Siebenbuergen] entwickelte, [...] (S.122).
Dass Basta eigentlich ein seinen Herren, dem Haus Habsburg, ergebner Soeldner war, das ist fuer Arens keiner Erwaehnung oder Thematisierung wert.

Arens' Diskurs zeichnet sich auch durch Inkonstanz und Inkonsequenz aus. Verfasser versucht nachtraeglich, und das recht zeogerlich, eine Erklaerung dafuer zu liefern, dass der von ihm vorher verherrlichte Basta

in nahezu allen Werken zur Geschichte Siebenbuergens als ruecksichtsloser, machtgieriger und blutruenstiger Gegenspieler einer ganzen Reihe von mehr oder minder zu Nationalheroen stilisierten Figuren wie Michael, Stefan Bocskay, und den vielen kleineren 'Helden' auf[taucht]. Vielleicht hat diese Einmuetigkeit auch etwas mit der Zugehoerigkeit des Generalfeldobristen zu keiner der drei Nationen Siebenbuergens zu tun (S.164).
Solange Arens' Geflecht von Stereotypen und Vorurteilen mit dem noch  agierenden Michael konfrontiert war, machte Arens diesen fuer die angebliche "Entvoelkerung" Siebenbuergens allein verantwortlich (S.68). Nun heisst es ploetzlich, und das auch nur, um die habsburgischen Soeldnertruppen zu enlasten, und unter Betonung der rumaenischen Raubgier, dass
fuer die Verwuestung und Entvoelkerung Siebenbuergens [...] nicht nur die koenigliche [=habsburgische] Armee verantwortlich
war,
sondern in gleichem Umfang auch die Tataren, Polen und Osmanen sowie die raublustigen Scharen Michaels, Radu Serbans, Moses Szekelys, Stefan Bocskays u.a. (S.165).
In diesem Zusammenhang kommt Arens darauf zu sprechen, dass es
anachronistische Freund-Feind Schemata
gibt, die in
weiten Teilen der rumaenischen und der an diese in sozialistischer Zeit angeschlossenen Teile der siebenbuergisch-saechsischen Historiographie, hier die Opfer- und Heldenrolle gleichermassen und oft in Ausschliesslichkeit fuer die Angehoerigen des eigenen Ethnikums
beanspruchten (S.165). Doch dass Verfasser selbst sich der Freund-Feind Schemata problemlos von entgegengesetzter Seite her bedient, dessen will er selbst nicht gewahr sein. Er bezichtigt die rumaenische Geschichtsschreibung wiederholt der
nationalistische(n) xenophobe(n) Ideologie
(Anm.68, S.165), haette aber besser daran getan, sich seine eigene

kulturarrogante Methodik und Ideologie

zu Gemuete zu fuehren.

Alle bisher angemeldeten Maengel des Arensschen Diskurses finden sich in extrem gebuendelter Form im Unterkapitel 7.2 Die Folgen der Militaeraktionen fuer das Fuerstentum Siebenbuergen wieder (S.207-223). Hier geht es unentwegt vom stereotypen Katastrophenszenario der Entvoelkerung ueber den Trugschluss

Die Bevoelkerung des Fuerstentums Siebenbuergen konzentrierte sich daher in ihrer 'Masse' auf einem geographisch relativ kleinen Raum. Auf diesen beschraenkten sich naturgemaess die Kampagnen der in die militaerischen Auseinandersetzungen der Jahre 1599-1605 involvierten Kraefte (S.210),
ueber die Verwendung des zweilichtigen, aus der deutschvoelkisch - nationalsozialistischen Tradition stammenden Begriffs "Kulturlandschaft" in Verbindung mit den Siebenbuerger Sachsen (S.211); von der postulierten "Bevoelkerungsmehrheit" der Ungarn im Siebenbuergen der Jahre um 1600 (S.212-213) zu den zahlreichen, von der ungarischen "Wissenschaft" der Kriegszeit aufgestellten Stereotypen und Klischees ueber die Rumaenen Siebenbuergens. Letztere haetten
keinen oder nur sehr eingeschraenkt Ackerbau
getrieben, weil
Ihr Lebensmodell
angeblich
durch die auf Schafhaltung gestuetzte Fernweide- und Gebirgseweidewirtschaft
gepraegt gewesen war (S.214, 215), weil sie also eine nomadische Lebensweise gefuehrt haben sollen.  Zur Erhaertung seiner Ausfuehrungen zieht Arens die in der ominoesen NS-Zeit entstandenen Betrachtungen von Helmut Haufe, Die Wandlung der Volksordnung im Rumaenischen Altreich. Agrarverfassung und Bevoelkerungsentwicklung im 19. und 20. Jahrhundert, Stuttgart 1939, die Standpunkte von Gottfried Schramm, Ein Damm bricht. Die roemische Donaugrenze und die Invasionen des 5.-7. Jahrhunderts im Lichte von Namen und  Woertern, Muenchen 1997 und Hansjörg Kuester, Landschaftsentwicklung im Westen und Osten Europas unter dem Einfluss von praehistorischen Besiedlung und historischer Kolonisation, in "Siebenbuergische Semesterblaetter 12/1998, S.1-14 heran, wonach
Fernweide-, Gebirgsweide- und Waldwirtschaft betreibende Bevoelkerungsgruppen [...] prinzipiell geringer an Zahl sind als ackerbautreibende Bevoelkerungen auf gleichgrosser Flaeche (Anm.170, S.215).
Der Haken dieser unserioesen, historiographisch unhaltbaren Argumentationsweise ist, dass die Rumaenen des ausgehenden 17. Jahrhunderts mit Standards gemessen werden, die wohl in der Spaetantike und in der Urgeschichte Gueltigkeitswert besitzen, aber doch kaum tausende Jahre danach. Arens richtet hier einen unverzeihlichen chronologischen Salat an, der jeder Glaubwuerdigkeit spottet!

Ebenso spekulativ und auf toenernen Fuessen bewegt sich Arens mit seinen in sieben Punkten zusammengefassten Bevoelkerungsverhaeltnissen der siebenbuergischen Komitate, unter Berufung auf die von der ungarischen Historiographie in den Weltkriegsjahren 1940, 1942 und 1943 aufgestellten Erklaerungen (S.218-219). Besonders geschmacklos ist die Herausstellung der rumaenischen Bevoelkerung als Raeuber und Pluenderer der

weiter entwickelteren (sic!) und wohlhabenderen Siedlungslandschaften,
nach der fingierten Regel,
dass jedes Lebensmodell zwangslaeufig auch seine spezifische Art von Kriegfuehrung und Beutemachen hervorbringt (S.220).
Damit werden die Rumaenen abermals in den Stand vorgeschichtlicher Barbaren, die sengend, raubend und pluendernd durch die Gegend zogen, versetzt und kriminalisiert. So sieht die "den heutigen methodischen Anforderungen" entsprechende "Historiographie" also aus!

Irrwitzig ist die, ebenfalls in den Weltkriegsjahren (1943) aufgestellte Behauptung, eine Bevoelkerungsbewegung konnte nur aus den gebirigigen Siedlungsgebieten wie die Westkarpaten und die Maramorosch in die Siebenbuergische Heide erfolgen, aber nicht umgekehrt. Was besagen will, dass fuer Bevoelkerungsverdraengungen und -umschichtungen nur die in besagten Gebieten wohnenden Rumaenen in Frage kommen, aber in keiner Weise die Ungarn.

Die Spitze der unwissenschaftlichen Verwendung von Katastophenszenarien in Verbindung mit dem angeblichen Rückgang der ungarischen Bevoelkerung zwischen 1600 und 1605 stellt die Potenzierung dieser Schreckensvision mit der Berufung auf die angeblich verheerenden Momente des Mongolensturms 1240/41 und der Grossen Pest 1347/1350 dar (S.221).

Arens zieht auch die vom ebenfalls im NS-Horizont herangereiften Historiker Gotthold Rhode fuer Polen-Litauen postulierten regionalen Bevoelkerungsverluste zwischen 1648-1667 von 80-90% und fuer den Gesamtstaat von mehr als 50% zum Vergleich heran (S.222f.), um zur ausgesprochen irrsinnigen Selbsteinschaetzung zu gelangen, zwischen 1599 und 1605 sei von einem siebenbuergischen Bevoelkerungsverlust von 50% auszugehen, wobei

die rumaenische (walachische) Bevoelkerung aus kulturgeographischen Gruenden prozentual und zahlenmaessig wesentlich weniger Opfer zu beklagen hatte als das ungarische und deutsche Ethnikum (S.223).
Die Siebenbuerger Sachsen sollen in derselben Zeitspanne einen Bevoelkerungsrueckgang von bis zu 80% erfahren haben (S.234).


Auch die bibliographische Handhabe von Arens ist recht kurios und oberflaechlich. Rezensent Daugsch belobigt zwar die
systematische Heranziehung der umfangreichen Quelleneditionen rumaenischer und ungarischer Provenienz,
uebergeht aber gravierende Maengel bibliographischer Natur. Es fehlen einige Abkuerzungen im Abkuerzungsverzeichnis: EOI (S.108) bezieht sich wahrscheinlich auf Erdelyi Okmanytar 1.Bd.; ET2 (S.132): IJSBS (S.156); MC OK (S.222).

Eine effektive Benutzung der aus dem Kriegsarchiv des Oesterreichischen Staatsarchivs stammenden Unterlagen geht in einem einzigen Fall hervor: AFA Fasz. 41 in Anm. 22, S.75. Auf Fasz. 42 dieses Bestandes sowie auf die insgesamt 13 Faszikel aus dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien wird im Verlauf des Textes kein einziges Mal verwiesen, was den Verdacht nahe legt, diese Angaben seien nur zur Ausschmueckung, nur als Fassadentuenche ins Quellenverzeichnis aufgenommen worden. Damit sollte wohl der Eindruck wissenschaftlicher Gediegenheit erweckt werden.

In dem 46 Dokumente umfassenden "Quellenanhang" (S.251-338) fallen chronologische Ungereimtheiten auf: Urkunden des Jahres 1603 kommen entweder vor Urkunden des Jahres 1602 oder zwischen Urkunden der Jahre 1604 und 1606 zu stehen (S.251, 253).

Auch fehlen Autoren aus der bibliographischen Aufstellung, auf die Verfasser sich im Verlauf seiner Ausfuehrungen beruft: Bein (1990), Deletant und Zs. P. Pach.

Schliesslich eine Kostprobe unklarer Formulierung:

Vom Stuhl Marosch aus, dem im zentralen Siebenbuergen gelegenen Szeklerstuhl, beabsichtigte er [Basta] die Vereinigung der aus dem Burzenland in Richtung Muehlbach ziehenden Heeren (sic!) Sigismund Bathorys und Istvan Csakys mit den aus Temeswar und dem Komitat Eisenmarkt anmarschierenden Aufgeboten von György Borbely und Bektes Pascha (Anm.5, S.69).
Recht willkuerlich faellt die Behandlung der siebenbuergischen Ortsnamen aus, die durchgaengig nur in ihrer ungarischen Lautung den Text von Arens schmuecken. Und recht bedenklich stimmen deutsche Ortsnamenformen, die urkundlich nicht ueberliefert, hingegen in der NS-Zeit (1940-1944) erkuenstelt wurden: "Oderhellen" fuer Udvarhely (Odorheiul Secuiesc), Eisenmarkt fuer Vajdahunyad (Hunedoara).


Weitere Seiten zur "Siebenbuergen- und Minderheitengeschichte in Arens'scher Praegung"

Stereotypen in der Geschichtsforschung

Dieselbe Kerbe der Unbelehrbarkeit, wohl bis in die Ewigkeit !



Datei: Arens.html            Erstellt: 23.04.2002            Geaendert:21.01.2004             Autor und © Klaus Popa


 
 
 

 
 
 
 
 
  1