GEGEN SICH WISSENSCHAFTLICH AUFSPIELENDES PRPGAGANDISTEN- UND HETZERTUM



Entgegnung auf Meinolf Arens, Daniel Bein, Daniel Ursprung und Franz Horvath, Verfechter der Zuwanderungsthese der Rumaenen in den Karpaten-Donauraum

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Die Akte Arens und Horvath


            Hier die Zusammenfuehrung der seit dem 2. Februar 2004 in mehreren Folgen in das Gaestebuch des als Karpatenwilli bekannten Rumaenienfreunds Wilhelm Scherz eingespeisten Entgegnung.

            Der Verlauf der Debatte aus 2002 hinterlaesst den faden Nachgeschmack, dass die akademisch verankerten „Wissenschaftler“, die sich mit seltenem Eifer ins Zeug legten fuer ihre Lieblings-Causa, die Immigrations- versus Kontinuitaetstheorie, neben manchen anderen Uebeln an einem Grunduebel leiden, das bereits im Zitat aus Franz [Horvath] mitschwingt: diese „Wissenschaftler“, allesamt Osteuropahistoriker und manche von ihnen auch mit philologischer Ausbildung, sind in ihre Immigrationsthese so vernarrt, sie haengen an ihr mit einem so fanatischen Glauben, dass der Leser, der wenigstens den Kenntnisstand dieser „Wissenstraeger“ besitzt, nur zu einem Schluss gelangen kann: es geht diesen Leuten weder um die Daker, noch um die Roemer, noch um die Slawen, die verschiedenen germanischen und andere Wanderstaemme, auch nicht um die „Wlachen“, nein, ihr eigentliches und oberstes Ziel ist, mit ihrer aufgebauschten und ausufernden Anti-Kontinuitaets-Argumentation etwaige Gegner dieser Theorie bereits in der Anfangsphase foermlich zu erschlagen, um sodann in der zweiten, nicht oeffentlichen Phase, sich mit Genugtuung darueber zu freuen, dass doch keiner der Gegnerseite in der Lage war sie zu widerlegen. Was diese „Wissenschaftler“ bewegt ist, wie das Mihai Tiron am 3. April 2002 zutreffend feststellte, ausschliesslich deren Egoismus (Egozentrismus). Das eigentliche Diskussionsobjekt bzw. der Faktenkomplex der Kontinuitaet/Immigration spielt keinerlei Rolle mehr, allein die vorgebrachten Argumente und die, zum Bedauern des einen „Wissenschaftlers“ ausgeblieben Gegenargumente zaehlen – Daniel Ursprung formuliert am 3. April 2002:

„dass sich jemand meldet, der versucht, mir das Gegenteil zu beweisen“ -;
die Argumentation dieser „Wissenschaftler“ verkuemmert also zu einem sterilen Spiel von Selbstzweck und Argumentation der Argumentation willen, zu einer „l’art pour l’art“ ihres eigenen und einzig zugelassenen Argumentationsdiskurses. Das Fuer oder Wider als Selbstzweck der Argumentation spricht Ursprung am 2. April 2002 in Entgegnung auf Vasile-Florin Sticlet aus:
„Im Grunde genommen bringst Du kein Argument fuer oder gegen die Kontinuitaetstheorie.“
            Das krampfhafte Festhalten an der Notwendigkeit, dass jemand die dargebrachten Argumente fuer die Immigration der Rumaenen vom Balkan ueber die Donau widerlegt, wird mit der Notwendigkeit des Beweises verbunden. Unsere „Wissenschaftler“ reduzieren ihre ganze Beweiskraft also auf „Widerlegung durch Beweis“, denn sie vermeinen mit ihrer aufgebauschten Beweisfuehrung wirklich etwas bewiesen zu haben. Sie realisieren nicht, dass sie dem Circulus vitiosus dessen verfallen sind, was in der antiken Philosophie als
Sophistik, im Deutsch des 18. Jhs. als „Sophisterei“ bekannt ist. Sokrates war der groesste Vertreter dieser philosophischen Richtung, die bekanntlich mit Worten den Beweis auch des unmoeglichsten erbringen konnte. Wenn nun mit Worten, mit Argumenten etwas bewiesen werden kann, so heisst das nicht gezwungenermassen, dass dieses „etwas“ konkret, wirklich greifbar ist; es ist hoechstens ‚begriffen‘ = verstanden worden. Und damit gelangen wir zum naechsten Punkt: die Frage der Hermeneutik (urspruenglich Wissenschaft bzw. Kunst der Auslegung heiliger Schriften, im christlichen Umfeld der Bibel).

            In ihrer Auseinandersetzung mit Mihai Tiron, der seine muendliche Familientradition hervorhebt, wenden sowohl Franz wie auch Daniel Ursprung (beide am 26. Maerz) und Franz in der Entgegnung zu Karpatenwilli (am 28. Maerz 2002) ein, nachdem Tiron die Aussagen von Franz als „Arroganz“ auffasst („dass Du so arrogant bist und Dich fuer einen sehr grossen Spezialisten haeltst“ – 26. Maerz), dass damit eine die Diskussion stoerende Ungleichheit des Kenntnisstandes eingezogen, die erwuenschte „gemeinsame Grundlage“ und das geregelte Vorgehen gefaehrdet sei. Auch betonen diese „Wissenschaftler“ die Vorzueglichkeit der akademisch erlernten Interpretationskunst, doch sie scheinen ueberhaupt keinen Begriff von Interpretation in hermeneutischem Sinn mitbekommen zu haben. Hermeneutische Interpretationsprinzipien gelten auch auf der wissenschaftlichen Ebene, u.zw. muessten sie zumindest auf geisteswissenschaftlicher Ebene zwingend sein. Selbst wenn Franz am 28. Maerz 2002 in der Nachfolge seines Disputs mit Mihai Tiron und als Antwort auf Karpatenwilli eine Haltung des „Sich-Darauf-Einlassen“ bzw. „sich auf den Anderen einzulassen“ beherzt, darf ernsthaft bezweifelt werden, dass er das in hermeneutischer Kenntnis tut. Er nennt hier zwar einen hermeneutischen Grundsatz, tut das aber nicht aus besserem Wissen, sondern ausschliesslich, um die wahren Absichten seiner Argumentation zu vernebeln: er moechte zum einen Verstaendnis fuer Tiron vorspielen; zum anderen bedient er das Argument der westlichen, pluralistischen Gesellschaft, die sich durch Meinungsvielfalt und Toleranz auszeichnet, was in Rumaenien nicht die Regel sei, um schliesslich auf den von ihm und seinen Kollegen bestimmten Argumentationsregeln (-kriterien) eisern zu bestehen:

Am 24. Maerz 2002 heisst es bei Franz:

„Diese erwaehnten 6 Kategorien oder Kriterien [roemisches Besatzungsheer, Niederlassung von Handwehrkern und Bauern, administrative Reorganisierung, Rekrutierung von einheimischen Soldaten, Verleihung des roemischen Buergerrechts, Prozess der Urbanisierung] muessen also auch im Falle Dakiens nachweisbar sein, damit wir von der Romanisierung der einheimischen, dakischen Bevoelkerung sprechen koennen.“

„Diese Weigerungshaltung [Festhalten an alten Gewohnheiten] ist fuer mich durchaus etwas Furchterregendes, denn nichts erscheint mir sonderbarer, als wenn jemand nicht bereit zu sein scheint, sich auf den Anderen einzulassen, d.h. Thesen zu ueberlegen (oder gewisse Einstellungen und Regeln zu akzeptieren), die vielleicht dem eigenen Bild von einer Sache oder auch der eigenen Erklaerungs- und Verstehensmethode widersprechen“

[Nur nebenbei: diese Forderung soll nur fuer die Gegenspieler, nicht auch fuer „Wissenschaftler“ vom Schlag  eines Franz Gueltigkeit haben].
„Dieses „Sich-Darauf-Einlassen“ habe ich bei meinem Diskussionspartner vermisst.“

"[...] was wollen wir machen, wenn einer Erzaehlung eine andere Erzaehlung gegenuebergestellt wird? Bis zu einem Punkt koennen natuerlich beide wahr sein – aber darueber hinaus??? Waere es daher nicht sinnvoller, wenn wir nur solche Erzaehlungen zulassen wuerden, die gewissen Regeln [sprich: den exklusivistisch – ausschliesslich - ausschliessenden, also diskriminierenden Regeln der von Franz & Co. vertretenen „Wissenschaft“] folgen, die allen sichtbar sind ?“

            Nun, das Dilemma haben sich Franz und seine „Forschungs“- Kollegen selbst eingebrockt, weil sie in ihrer gesamten Vorgehensweise hermeneutische Grundsaetze systematisch mit den Fuessen treten. Weil sie nur um die „Argumentation der Argumentation wegen“, d.h. um ihre „Regeln“ = Konstruktionen bekuemmert sind, weil sie mit verzweifelter Geste nach dem Gegenbeweis greifen, verstossen sie gegen das hermeneutische Hauptgebot, das Diskussionsobjekt – hier Kontinuitaet oder Immigration in seiner Wirklichkeit, Wahrheit und Wahrhaftigkeit zu erfassen, zu begreifen und zu erklaeren. Statt dessen draengen sie ihre Interpretation dem Diskussionsobjekt auf, , sie lassen es nicht zur Sprache kommen, sie zwingen ihm ihren eigenen, voreingenommenen, angeblich „wissenschaftlichen“ Diskurs auf, sie vergewaltigen es mit ihren argumentativen Konstrukten. Und wenn nun jemand mit andersgepolten, nicht hoch-„wissenschaftlichen“ Argumenten wie Mihai Tiron oder Karpatenwilli ihrer Zwangsargumentation widersprechen, ziehen sie die Nummer des gekraenkten Huhns auf, wie Franz am 28. Maerz 2002:
„Was habe ich geerntet ? Meine Darstellungen nicht kritisch, aber [wohl sollte es ‚oder‘ heissen] sachlich kommentiert, sondern einerseits darauf herumgehackt, [...]. Seltsam ist, dass diese Angriffe (denn ich wuerde mich wundern, wenn jemand sie als Sachfragen bezeichnete) erfolgten, bevor ich zum Schluss meiner Ausfuehrungen, zur Konklusion also, gelangt waere – als ob sich die Leute instinktiv fuerchteten, etwas lesen zu muessen, was in ihren eigenen Erzaehlungen nicht vorkommt. (Diese, wenn ich recht haben sollte, Furcht bedeutet natuerlich nur, dass die Leute selbst sich ihrer eigenen Erzaehlungen unsicher und ungewiss sind) [...]“
[Dass letzteres auch fuer unsere Immigrations-Experten Gueltigkeit haben koennte, damit scheint Franz nicht  gerechnet zu haben, auch damit nicht, dass das Image souveraener Sicherheit, das er und seine Kollegen  ausstrahlen wollen, eigentlich ein Anzeichen fuer verdammt viel Unsicherheit ist; deshalb klammern sie sich  doch so verzweifelt an die von ihrem hyperwissenschaftlichen Diskurs vorgegebenen „ gewissen Regeln“, die  angeblich der Transparenz dienen sollen].

            Dass hier Wissen, dass hier wissenschaftliche Soliditaet, Souveraenitaet, ja selbst Autoritaet vorgespielt wird, hat Karl-Heinz wiederholt betont. Es wird niemand widersprechen, dass von diesen hehren Anspruechen solange nichts Wirklichkeit wird, solange das oben angesprochene hermeneutische Grundprinzip, das die uneingeschraenkte Achtung vor dem Diskussions- bzw. Forschungsobjekt voraussetzt, von unseren  „Spezialisten“ systematisch zu Gunsten einer sophistisch angelegten Argumentation ihrer selbst willen
ignoriert wird.

            Die „wissenschaftliche „Methodik“ von Arens, Bein, Ursprung, Westimann und Franz zeichnet sich, wie bereits oben in Verbindung mit dem Forschungsobjekt und mit den „Regeln“ festgestellt, durch Exzentrizitaet aus.  D.h. dass sie nicht das Forschungs- und Diskussionsobjekt in den Mittelpunkt ihres Interesses stellen, sondern den von ihnen erdachten Diskurs, ihr Ziel ist eine konstruierte = sophistische, also nicht sachbezogene und sachgerechte Rhetorik. Auf diese Weise werden sie des eigentlichen Bezugspunktes ihrer „Forschung“, des Objekts als A und O jeder Forschung, als Forschungsmittelpunkt verlustig. Diese methodische Schieflage kennzeichnet auch die Ebene ihrer Sachargumente.

            Analog zur Verdraengung des Forschungs/Diskussionsobjekts aus dem Mittelpunkt der Aufmerksamkeit pflegen unsere „Wissenschaftler“ eine ex-zentrische, also einseitige und unausgewogene Sichtweise des heutigen rumaenischen Siedlungsraums. Darauf machte bereits Karl-Heinz am 23. Maerz 2002 in seiner Stellungnahme zu den Aussagen von Meinolf Arens und Daniel Ursprung vom 22. und 23. Maerz 2002 aufmerksam, die unentwegt vom „heutigen“ (Daniel Bein am 21. Maerz 2002) oder vom „neuesten Forschungsstand“ faseln, den sie vertreten wuerden. Karl-Heinz schreibt:

„[...] denn eines solltest ihr noch wissen: Dakien, Siebenbuergen und spaeter Rumaenien, sind keine Ausnahmeregionen [Hervorhebung K.P.] in geschichtlicher Hinsicht, wo die historischen Prozesse und Gesetze, die woanders auf eine gewisse Weise abgelaufen sind, hier auf eine voellig andere Weise verliefen, weil es irgendwelche Pseudo-Wissenschaftler mal gab und noch immer gibt, die nicht ganz uninteressiert sind.“
        Dieses voellig aus der Luft gegriffene Ausnahmestatut des heutigen rumaenischen Siedlungsraums, vor allem Siebenbuergens, darf als das extremste Argumentationskonstrukt der Immigrations-Anhaenger angesprochen werden. Dieser extrem-exzentrischen Sichtweise entspricht der Versuch, die weltweit geltenden kulturgeschichtlichen Grundsaetze und Entwicklungen im rumaenischen Siedlungsraum nicht gelten zu lassen. Unsere „Wissenschaftler“ setzen im rumaenischen Raum ganz andere Gesetzmaessigkeiten voraus, nicht nur bezueglich der Problematik von Sesshaftigkeit und Nomadentum, sondern auch auf sprachgeschichtlicher Ebene. Es ist bezeichnend, dass in jedem der beiden Bereiche ausnahmslos die extremsten Positionen  eingenommen werden, um die Einwanderung der Rumaenen vom Balkan her zu untermauern. Und das sollen  Sachargumente sein, die sich auf Gesetzmaessigkeiten der historischen Lautlehre berufen. Die Ebene der
Siedlungsgeschichte wird auf einige vorgefasste Behauptungen (Postulate) reduziert und die  „Beweis“-Fuehrung ausschliesslich auf linguistischer Ebene getaetigt.
 

                                              II. Teil

            Die im ersten Teil benannten und z.T. entkraefteten methodischen Grundlagen beruhen auf Prinzipien, auf Denkmustern und Denkstrukturen, die kennzeichnend sind fuer die westeuropaeische (weiterhin „westliche“) Geistes- und Kulturgeschichte (der Vereinfachung halber fortan im Begriff „Kulturgeschichte“ zusammengefasst). Wie tief die Argumentation der Immigrationisten in dieser Tradition verankert ist, belegt der bereits angesprochene Aufschrei von Franz Horvath am 26. Maerz 2002 nach der Beobachtung von Mihai Tiron am 25. Maerz, dass wegen der Spaerlichkeit schriftlicher Quellen ueber die Zeit vom 3.-10. Jh. doch die aufgefundenen Objekte als Argument herangezogen werden koennen. Horvath stoesst sich nicht besonders an dieser Aussage Tirons, sondern an dessen Berufung auf „Die ganz alten [Leute] konnten nicht lesen und schreiben, aber die haben an dem Enkeln weiter erzelt, wie Opa und Uhroma mir“ (22. Maerz 2002). Das kulturgeschichtliche Phaenomen der Muendlichkeit, der muendlichen, erzaehlerischen Wieder- und Weitergabe alter Weisheiten, die Oralitaet, das geht Franz Horvath gegen den Strich, auch am 28. Maerz 2002, also gerade die Komponente der „Gesta Hungarorum“, die Horvath und seiner Immigrationstheorie zuwider laeuft. Horvath erklaert: „[...] weil die Muendlichkeit nicht besonders verlaesslich ist. Deshalb sind die Historiker auf „Quellen“ moeglichst aus der betreffenden Epoche angewiesen – seien es schriftliche Quellen oder archaeologische“ [welche „Historiker“?]. In diesem Zusammenhang stellt Horvath auch den technisch-methodischen Einwand des unterschiedlichen Kenntnisstandes der Diskutanten: „Dass es uns nicht besonders weiterbringt, wenn die Leute sich nicht auf dem ungefaehr selben Kenntnisstand bewegen“. Mihai Tirons Kultur der Muendlichkeit ist der stoerende Faktor, der unbedingt aus der Diskussion herausgehalten werden muss, weil doch, laut Horvath lediglich „Sachargumente“ zu gelten haben (22. Maerz 2002) bzw. „eine gemeinsame Grundlage“ zwingend sei (26. Maerz), um dann am 28. Maerz vorzubringen, es waere wohl „sinnvoller, wenn wir nur solche Erzaehlungen zulassen wuerden, die gewissen Regeln folgen, die allen sichtbar sind“. Was, anders formuliert, besagen will: die Dimension der Muendlichkeit ist bis hin zur voelligen Ignorierung einer Zensur zu unterwerfen. Und welches nun diese als Zensur- bzw. Unterdrueckungsmittel gedachten „gewissen Regeln“ sind, „die allen sichtbar sein sollen“, das sind eben die sophistischen Konstrukte der Immigrationisten. Und ein, wenn nicht der Hauptpfeiler dieser „geregelten“ Sicht- und Vorgehensweise ist die in der westlichen Kulturtradition zum Dogma erhobene Vorbedingung der SCHRIFTLICHKEIT. Diese dient als Argument aber auch nur, solange es gilt die als feindlich und laestig empfundene Muendlichkeit zu verbannen, weil selbst die aelteste Geschichtsquelle der eigenen Ueberlieferung, die Gesta Hungarorum, ein hauptsaechliches Produkt muendlicher Ueberlieferung ist und zudem Rumaenen im Siebenbuergen des 10. Jahrhunderts belegt. Von der unseren „Wissenschaftlern“ so teueren Schriftlichkeit sind aber die recht zahlreichen, von Chris ausfuehrlich behandelten griechischen, lateinischen und byzantinischen und italienischen Quellen ausgeschlossen, ausser dem ihnen recht teueren Eutropius, dessen Aussagen ihnen ins Immigrationskonzept passen.

            Das zum Dogma erhobene Prinzip der Schriftlichkeit, das im westlichen Kulturverstaendnis eine Vorbedingung von  Sachargumentation ist, vertraegt sich, wie zu sehen war, mit der einen Grundkomponente der ost- und suedosteuropaeischen Kulturtradition, der Muendlichkeit, ueberhaupt nicht. Und die Muendlichkeit ist es, die im Kontext unseres Forschungs- und Diskussionsobjekts grundlegend und massgebend ist, waehrend die Schriftlichkeit nur an zweiter Stelle zu stehen kommt.

            Der im ersten Teil eingeforderten hermeneutischen (=interpretatorischen) Voraussetzung, das Objekt, in unserem Fall die Kontinuitaets-/Immigrationsfrage ohne Aufbuerdung von und Verdunkelung durch sophistische Konstrukte, ungehindert zur Sprache kommen zu lassen, wird mit der Anerkennung der Muendlichkeit als Grundpfeiler der ost- und suedosteuropaeischen Kulturueberlieferung Genuege getan. Die Muendlichkeit ist also, entgegen den Immigrationisten, ein recht gewichtiges Sachargument bzw. ein Komplex von Sachargumenten, das in der Erforschung und Diskussion der Kontinuitaet durchaus zu beruecksichtigen sind, weil es typisch, weil es konstitutiv fuer den geografischen Raum und fuer den historischen Zeitabschnitt (3.-10. Jh.) ist.

            Ein weiteres, von den Immigrationisten ganz unter den Tisch gekehrtes und in dem unlaengst veroeffentlichten, ebenfalls dem „neuesten Forschungsstand“ verhafteten Handbuch „Siebenbuergen, (Stuttgart 2003) hg. von Harald Roth, „wissenschaftlicher“ Leiter des „Siebenbuergen-Instituts“ in Gundelsheim am Neckar, der Laecherlichkeit preisgegebener Grundbestandteil der ost- und suedosteuropaeischen Kulturlandschaft ist die HOLZKULTUR. In der ominoesen „Geschichtlichen Einfuehrung“ genannten Handbuchs heisst es veraechtlich ueber das von der rumaenischen Historiographie vorgetragene Argument:

„Die nur spaerlichen und umstrittenen archaeologischen Belege erklaerten sich durch die Holzkultur dieser Gruppen. Dem steht als Gegenposition gegenueber: Die Daker sind von den Roemern zum groessten Teil vernichtet oder transferiert worden“ etc. etc.
Ebenda heisst es, die rumaenische Seite fuehre den „Streit ueber Kontinuitaet oder Migration [...] mit dogmatischer Kompromisslosigkeit“ (S.XXIII). Man erinnere sich nur an die typischen Holzkirchen der Maramuresch und der Westkarpaten, an die geschnitzten Tore, auch an die der Szekler, deren Schnitzkunst ebenfalls zur Holzkultur zu zaehlen ist, an die traditionelle Holzbauweise der rumaenischen Bauern, um die Immigrationisten Luegen zu strafen.

            Aehnlich dem Dogma der Schriftlichkeit funktionieren weitere Stereotypen/Klischees, die das westliche Kulturverstaendnis entwickelte. Es handelt sich um die, leider auch fuer spaetere Geschichtsabschnitte, wie die Zeit- bzw. moderne Geschichte des 20. Jahrhunderts in Anspruch genommene KATASTROPHEN-Theorie. Diese bedient vor allem der Immigrationist Meinolf Arens mit seltener Besessenheit. Die mythischen Wurzeln des Katastrophen-Dogmas, die sich grundsaetzlich gegen die hermeneutische  Sachlichkeit des sich selbst artikulierenden, selbstredenden Forschungs-/Diskussionsobjekts in  unwissenschaftlicher Weise richten, finden sich im Sintflut-Mythos. Im historischen Diskurs unserer Zeit   funktioniert das Katastrophen-Argument wie in uralter Zeit: Es muss die Ausnahme her, es wird ein  Ausnahmefall vorausgesetzt, konstruiert und postuliert, wenn die faktische und logische Kontinuitaet  historischer Vorgaenge/Ereignisse/Entwicklungen nicht begreifbar scheint und/oder nicht mehr nachvollziehbar ist.. Die Einfuehrung des Katastrophen-Dogmas in den historiographischen Diskurs findet in Zaesuren = Bruchstellen ihren konkreten Niederschlag. Der „Katastrophen-Spezialist“ M. Arens praesentierte am 23. Maerz 2002 11 „Thesen“, davon Punkt 9 „Oekologische Gruende gegen die Kontinuitaet“ und 10. „Die Auswirkungen von Katastrophen fuer die Voelker im Karpatenbecken“. Karl-Heinz wandte sich vehement und recht erfolgreich gegen die Katastrophen-Dusselei des Franz Horvath und M. Arens:

„[...] woher weisst du dann, das es in Dakien Kriege, Seuchen und wer weiss noch was fuer Katastrophen gegeben hat?? Woher hast du deine Informationen diesbezueglich?“ „Und uebrigens, was soll dieser ominoese Hinweis mit den Katastrophen in Siebenbuergen?“(23. Maerz 2002).
            Daniel Ursprung formuliert im Vergleich zu Horvath und Arens vorsichtiger, doch vertritt er ebenfalls das Katastrophen-Dogma: „Allenfalls wird vermutet, dass die Bevoelkerung schlicht und einfach physisch vernichtet wurde in der Voelkerwanderungszeit“ (24. Maerz 2002).

            Nun, der sophistische Konstruktivismus der Immigrationisten setzt das „Sachargument“ der Katastrophen in drei inhaltlich gemischten Punkten an:
        a) Dakiens Bevoelkerung wurde von den Roemern ganz in den Sueden der Donau zurueckgenommen;
        b) der nun bevoelkerungsleere Raum Dakiens wurde von verschiedenen Wandervoelkern besetzt bzw. durch gewaltsamen Durchzug heimgesucht, so dass die dortige, recht „duenne“ Besiedlung vernichtet wurde;
        c) der „Hirtennomadismus“ der Wlachen/Rumaenen habe durch UEberweidung zu oekologischen Katastrophen gefuehrt und ihre biologische Fruchtbarkeit zur Bevoelkerungsexplosion, was zur vermeintlichen Einwanderung von Sueden her nach Siebenbuergen und ins Banat fuehrte (Nachzulesen im Machwerk „“Habsburg und Siebenbuergen 1600-1605“ (Studia Transylvanica Bd. 27) Koeln Weimar Wien 2001; meine Stellungnahme: „Die Dialektik von "deligitimatorischer" und "legitimatorischer" Geschichtswissenschaft“.

            Nun, das Stereotyp des Nomadendaseins der Rumaenen, das aus ihrem Hirtendasein zwingend resultiere, wird von den Immigrationisten in Verbindung mit angeblichen Katastrophen demografischer, oekologischer und wirtschaftlicher Natur angestrengt, welche Katastrophen die Rumaenen zu verantworten haetten. Das geschieht im Einklang mit der Art der westlichen Kulturgeschichte, das kulturgeschichtliche und historischen Phaenomen der Voelkerwanderung mit Stereotypen und Klischees zu befrachten. Unsere „Immigrations-Spezialisten“ gelangten zwar dank des prinzipiellen Einschreitens von Karl-Heinz nicht zur Ausbreitung ihrer phantastischen Theorien zum Thema Voelkerwanderung, doch Ansaetze davon sind in ihren Aeusserungen anzutreffen.

            Die Immigrationisten bedienen in der Problematik der Voelkerwanderung eine mechanizistisches, will sagen starres, auf Ausschliesslichkeit beruhendes und auf Ausschluss des unliebsamen rumaenischen Elements hinausgehendes Bild, das von der Wahnvorstellung ethnischer und/oder rassischer Reinheit gespeist wird. Unseren „Spezialisten“ entgeht mit Vorsatz, dass Vermengung von Voelkern nicht nur im Kontext von  Kolonisation erfolgt – in unserem Fall die roemische Besiedlung Dakiens – sondern, und vor allem unter den  Bedingungen von Voelkerwanderung. Auch wollen sie nicht wahrhaben, dass die Mechanismen der  gegenseitigen Beeinflussung und des Austausches von Kulturguetern und Kulturerrungenschaften sowie  Gestaltungsweisen (-stilen) anderen Gesetzen gehorcht als die vermeintlich ausgebliebene oder stattgefundenen biologische Vermischung von Kolonisten und Kolonisierten. Unter Historikern der Sachkultur (u.a. Archaeologen) ist der stereotype Grundsatz verbreitet, dass materielle Spuren (vor allem Keramikfunde)  im Verhaeltnis 1:1 Aufschluss geben koennen ueber die ethnische Zugehoerigkeit ihrer Traeger. Der Beitrag von Chris [Schneider] baut auf diesem u.E. fragwuerdigen Grundsatz auf, woraus dann die Unschluessigkeit bei den meisten besprochenen Funden in Sachen Kontinuitaet herruehrt.

            Auf unseren dakisch/dako-romanisch/voelkerwanderungszeitlich/walachisch-rumaenischen Forschungs- und Diskussionskomplex bezogen heisst das, dass die anhand von Gestaltungs- und Fertigungsmerkmalen vorgenommene ethnische Zuweisung nicht nur fragwuerdig, sondern, weil auf den chronologischen Horizont und auf das kulturelle Umfeld der Fundstuecke bezogen, diesen sachfremd, unzeitgemaess und unangemessen ist, zudem sie mit nationalistischen Vorurteilen befrachtet ist. Wenn es Barrieren zwischen Einzelmenschen und Menschengruppen vom 1.-10. Jh. gab, so beruhten die kaum auf dem dem Nationalismus so teueren Istgleichzeichen zwischen Idiom (Sprache) und Volkszugehoerigkeit. Zuweisungen der Art, technisch und qualitativ weniger ausgefuehrte Tonware liesse auf dakische, bessere Qualitaet auf roemische bzw. dakoromanische Bevoelkerungsteile schliessen, ist deshalb recht problematisch und grundsaetzlich abzulehnen. Mit dieser Feststellung soll weder der Kontinuitaets-, noch der Immigrationskausa ein Hauptargument pro oder contra entzogen, sondern nur darauf hingewiesen werden, dass es keinen Sinn macht, Grabungsfunde aus vornationalen Zeitaltern ethnisch einordnen zu wollen.

            Auch die schablonhafte Sichtweise der Immigrationisten, der materielle, geistige und bevoelkerungsmaessige Einfluss der Roemer auf das eroberte Dakien und sein Volk sei nur auf die Dauer der effektiven roemischen Herrschaft erfolgt, ist, weil zu eng gefasst, als kulturgeschichtliches Stereotyp abzulehnen. Strenge Trennungslinien wie vom national-nationalistischen Weltbild vorgegeben, hat es in der uns interessierenden Periode, aber auch lange Zeit danach – etwa bis ins 18. Jahrhundert – nicht gegeben. Die geistigen, materiellen, menschlichen, politischen Grenzen waren fliessend, das Geben und Nehmen erfolgte bedenkenlos(er) als es heute der Fall ist. Das gilt fuer die roemische und dakoromanische Zeit in Dakien, das gilt auch fuer die Zeit der Voelkerwanderung und auch fuer die anderen historischen Zeitabschnitte in diesem Raum. So wie es griechischen und roemischen Einfluss schon lange vor der roemischen Eroberung und noch lange danach gab – der Abzug der Roemer war keine kulturgeschichtliche Zaesur, wie das die Immigrationisten gerne haben wollen, er war hoechstens eine politische Zaesur in der roemischen Politik noerdlich der Donau -, so stellt auch die Voelkerwanderungszeit keine Katastrophen-Zaesur dar. Vor allem, wenn man bedenkt, dass auch die in der westeuropaeischen Kulturgeschichte in Anlehnung an den Mongoleneinfall von 1241/42 verbreitete Vorstellung sengender und mordender Wanderzuege, die quasi walzenartig ganze Landstriche entvoelkerten, auf den Pruefstand gehoert und als eindeutiges Klischee zu betrachten ist.

            Wenn die materiellen Funde der Voelkerwanderungszeit nach dem bekannten Verfahren diesem oder jenem Wandervolk und die restlichen Funde dann „mutmasslich“ Autochthonen zugesprochen werden (wie bei Kurt Horedt, D. Protase u.a.), so werden auch hier Grundsaetze ethnischer Trennung vorausgesetzt, die es  zweifelsohne so nie gab. Wenn das bekannte Grabungsfeld von Moresti am Mieresch (Mures, Maros) nach  eindeutigen Kennzeichen dem germanischen Staemmen zugeschriebenen Kulturkomplex Cerniachov-Sântana  de Mures zugeordnet wird, sagt das eigentlich kaum etwas ueber die eindeutige ethnische Zugehoerigkeit und ueberhaupt nichts ueber den Zeitraum aus, dem diese Kultur chronologisch einzuordnen ist. Denn hier ist eine fliessende Interpretation sowohl der ethnischen wie auch der chronologischen Grenzen angebracht.

            In ethnischer Hinsicht hiesse das, dass anhand der quantitativen Verteilung dieses oder jenes ethno-typischen Fundmerkmals keine eindeutigen Aussagen ueber die ethnische Zusammensetzung der jeweils zugewanderten Bevoelkerung gemacht werden sollten. Weil davon auszugehen ist, dass die Voelker der Wanderungszeit sich aus ethnisch unterschiedlichen Stammesbuenden zusammensetzten, so dass neben den Leitvoelkern der Hunnen, Awaren, Gepiden, Ostgoten, Slawen usw. auch dakische bzw. ehemals dakische, z.T. romanisierte Bestandteile, selbst Angehoerige turkischer Abstammung (bei Hunnen, Awaren, Ungarn sowieso) mitzogen, einwanderten und sich niederliessen.

            Auch das Klischee der Wandervoelker als ewig auf der Wanderung begriffene Nomaden, das die  Immigrationisten dem rumaenischen Volk verpassen wollen, ist haltlos. Es ist naemlich in Betracht zu ziehen,  dass fuer die germanischen und slawischen Wanderstaemme und z.T. auch fuer die turk-tatarischen der fruehen und der spaeteren Zeit das Abwechseln von sesshaften und nomadischen Phasen gilt. So gesehen ist es verstaendlich, wieso zwischen der materiellen Kultur der einheimischen, sesshaften Bevoelkerung und der der Eingewanderten kaum bzw. keinerlei nennenswerte Trennung vorgenommen werden kann. Denn ein frueher sesshaft gewesenes Volk, das nun als Wandervolk einwandert, wird unter Bedingungen erneuter  Sesshaftigkeit sich ohne Schwierigkeiten in das Landesgefuege der Einheimischen integriert haben. D.h., dass  das kulturelle Knowhow der Wandervoelker sowohl Elemente nomadischer wie sesshafter Lebensweise  miteinander verknuepfte, wodurch sich diese der jeweiligen Lebenslage schnell anpassen konnten.

            Das Stereotyp der Rumaenen als nomadisierendes Hirtenvolk geht auf das Bild zurueck, das die dalmatinischen Chroniken ausschliesslich ueber die auf der Balkanhalbinsel siedelnden Wlachen liefern, welches Bild von der ungarischen Chronisten uebernommen und bis in unsere Tage hartnaeckig kultiviert wird. Dass diese Sichtweise auf Unkenntnis der eigentlichen Lebensweise dieser Wlachen, also auf ein Missverstaendnis zurueckzufuehren ist, soll hier betont werden. Es ist nicht verwunderlich, dass die nach westlichen Kulturstandards erzogenen, schreibkundigen Chronisten die ausschliesslich saisonbedingte Transhumanz der Balkan- und der noerdlich der Donau siedelnden Rumaenen nicht als zeitlich bemessene, jaehrlich wiederholte Transhumanz, sondern als ununterbrochene Wanderung, als Nomadentum, auslegten, woraus unsere modernen Immigrations-„Chronisten“ die „Ausbreitung einer balkanischen Hirtenromania“ (6. „These“ des Meinolf Arens vom 23. Maerz 2002) basteln.

            Dass diese abwechselnd sesshafte und nomadische Lebensweise in der Hauptsache die Maenner erfasste, dass sie im Rahmen von territorial organisierten Dorfgemeinschaften stattfand, also auf relativ eingeschraenktem Raum; dass, wenn die Wanderhirten groessere Strecken zuruecklegten, sie dieses mit einem bestimmten Ziel taten, wo ihr angepeiltes Weidegebiet lag, woher sie zu Ende der Weidesaison wieder in ihre angestammten Heimatorte zurueckkehrten, das blieb den in ihren westlichen Kulturvorstellungen gefangenen und befangenen Chronisten verborgen. Denn solche Fragen lagen jenseits ihres Interessengebietes.

            Was nun die relativ spaete urkundliche Erfassung dieses transhumanten Hirtenvolkes im ungarischen  Hoheitsgebiet anbelangt, sollten folgende Tatsachen beachtet werden:

        a) die schriftliche Ueberlieferung bildete sich allmaehlich heraus, in eindeutiger Abhaengigkeit vom Fortschreiten des Um- und Ausbaus des ungarischen Koenigreichs aus einem Stammesfuerstentum in ein zentralisiertes Koenigreich nach westeuropaeischem Muster. Dieser Prozess dauerte nahezu 2 Jahrhunderte. Sobald auch die wirtschaftlichen Interessen die Einhebung von Abgaben seitens der schafzuechtenden Walachen diktierten, nehmen die Meldungen ueber dieses Volk zu.
        b) die transhumanten Rumaenen erregten zunaechst die Aufmerksamkeit der ungarischen Eroberer nicht, weil ihr Lebensstil dem ihrigen aehnlich und daher wohl bekannt war. So fielen die Rumaenen in der Anfangsphase durch ihre Lebenswiese nicht sonderlich auf.
        c) dass die Rumaenen der Eroberungszeit in den Chroniken nur dann aufscheinen, wenn es zu militaerischen Auseinandersetzungen mit ihnen kam, geht darauf zurueck, dass die wenigsten rumaenischen Siedlungsgebiete den Zusammenschluss zu groesseren wirtschaftlichen und politischen Einheiten gefunden hatten, da sie noch in einem vorstaatlichen System lebten. Diesem Organisationssystem ist es zu verdanken, dass sowohl die Daker und Dakoromanen nach dem Abzug der Roemer aus Dakien, dann die Rumaenen als quasi nicht Aufsehen erregendes, unauffaelliges Volk die Voelkerwanderung und auch das ungarische Vordringen nach Siebenbuergen ueberlebten.
        d) es ist sachfremd, die vornehmlich eine Holzkultur pflegenden Dakoromanen und dann Rumaenen mit  Massstaeben westeuropaeisch-lateinischer, selbst ostroemisch-byzantinischer Staatlichkeit und  Wirtschaftsorganisation zu messen, wie das die Immigrationisten durchwegs tun.
        e) Wie bisher in allen kulturgeschichtlichen Aspekten herausgestellt, kann dem heutigen Sieldungsraum des rumaenischen Volkes kein Sonderstatus in Fragen der Ethogenese eingeraeumt werden, ausser, wenn  sachfremde Interessen das so haben wollen. Weder das Aufeinandertreffen von sesshafter, bodenstaendiger  Bevoelkerung (Daker) mit Eroberern (Roemer), noch mit Wandervoelkern, die nicht eher als Fluechtlinge denn als Eroberer kamen, hatte die Abdraengung, Verdraengung oder Vernichtung der Einheimischen zur Folge, auch nicht das Vordringen der erobernden Ungaren, die im Unterschied zu den Roemern, in ihrer fruehern  Reichsgeschichte nicht bestrebt waren, die Einheimischen im Stil der Roemer zu kolonisieren, weil in der Minderheit im Vergleich zu den einheimischen Voelkerschaften und ohne nennenswerte staedtebaulicher Tradition – weshalb westliche Kolonisten eingesetzt wurden.
        f) Die Wlachen/Rumaenen fanden keinen Eingang in die zeitgenoessischen bzw. spaeteren Quellen wegen ihrer Lebensweise, die weder den innerasiatischen und germanischen Wandervoelkern, noch den Slawen, schliesslich den Petschenegen und Kumanen, selbst den Ungarn auffiel, weil die Zuwanderer in den meisten Punkten aehnliche Lebensgewohnheiten hatten, allerdings mit dem Unterschied, dass die Wlachen/Rumaenen ein sesshaftes Leben fuehrten, wo die Transhumanz einem jahreszeitlich bedingten Lebensbereich entspricht. Das Ziel der Chronisten und deren soziale Zielgruppe, die jeweilige Fuehrungsschicht, waren entscheidend dafuer, welchen Vorgaengen Aufmerksamkeit geschenkt wurde und das waren die Waffentaten des jeweiligen Herrschervolkes und seiner Dynasten. Da aber die Wandervoelker es waren, mit denen Ungarn und das byzantinische Reich zu schaffen hatte, gingen diese in die Chroniken ein. Und die Dakoromanen bzw. Wlachen/Rumaenen duerfen als Teil der jeweiligen Herrschaften (Hunnen-, Gepiden, Ostgoten, Slawen, Petschenegen, Kumanen, schliesslich Ungaren) angesehen werden, naemlich als in die Gefolgschaft der jeweiligen Herrschaft aufgenommenes Hilfsvolk, das das jeweils herrschende Wandervolk zweifelsohne zahlenmaessig uebertraf. Wenn die Quellen also ueber Awaren, Gepiden, Ostgoten, Slawen, Petschenegen und Kumanen und deren Laender berichten, dann meinen sie das awarische, gepidische, ostgotische, slawische, petschenegische oder kumanische Herrschaftsgebiet, und nur in bedingter Weise auch das namengebende Volk. Und beim namengebenden Volk war nicht die Gesamtheit dieses Volkes gemeint, sondern nur die Fuehrungsschicht.

            Von all diesen kulturgeschichtlichen Details halten unsere moechtegern „Wissenschaftler“ nichts. Und auch die Konsequenz des hier entworfenen Bildes der Gegenseitigkeit, des Gebens und Nehmens von Einwanderern und Autochthonen bleibt dieser in nationalistisch-chauvinistischen, imperial-elitaeren Vorurteilen und Stereotypen gefangenen „Wissenschaft“ verborgen, naemlich:

            Die Dakoromanen und die Wlachen/Rumaenen hatten als sesshafte Bevoelkerung nicht Not, sich auf ungewisse Wanderungen aufzumachen, schon wegen ihres auf Selbstversorgung beruhenden Wirtschafssystems und der damit verbundenen Genuegsamkeit. Die der Sesshaftigkeit typische, auf Kleinraeume beschraenkte Wirtschaftsweise verleitete auch nicht zu grossraeumigen Waffengaengen, es fehlte also das zur Staatenbildung draengende militaerische Moment – man bedenke die aus ungarischer Sicht armselig anmutende Bewaffnung der Leute Gelous, die laut Anonymus die feigsten Menschen der Welt seien, keine anderen Waffen als Pfeil und Bogen haetten und ihr Fuerst sei undiszipliniert und halte kein gutes Heer. Der ausgesprochen unmilitaerische Lebenswandel dieser siebenbuergischen Walachen und Slawen, ihre nur auf Verteidigung bzw. fuer Jagdzwecke geeignete Ausruestung sprechen doch eine klare Sprache. Der herrschafts- und staatenbildende Drang setzte bei den Rumaenen ein, als die wirtschaftliche Entwicklung die Errichtung eines Binnenmarktes reklamierte. Militaerische Notwendigkeiten kamen erst unter dem externen Druck des ungarischen Koenigreichs (Karl Robert, Ludwig II. der Grosse) verstaerkend hinzu. Selbst fuer das Fernbleiben bzw. Ausgeschlossensein der Siebenbuerger Rumaenen von den Regierungsangelegenheiten Siebenbuergens und des ungarischen Koenigreichs – sie scheinen nur bis 1191 als gleichberechtigter Stand neben Ungarn, Seklern und Siebenbuerger Sachsen auf – ist  die unauffaellige, auf Selbstversorgung beruhende und kleinraeumig ausgerichtete Lebensweise ost- und suedosteuropaeischer
Praegung ausschlaggebend.

            Das Forschungs- und Diskussionsobjekt Kontinuitaet versus Immigration der Rumaenen setzt folgerichtig folgende Teilbereiche voraus:
        1) Muendlichkeit;
        2) Holzkultur;
        3) Griechisch-roemische Einfluesse bereits vor der roemischen Besetzung und lange noch danach; der ostroemisch-byzantinische Einfluss darf nicht uebersehen werden;
        4) Die von den Roemern zurueckgelassene Bevoelkerung knuepfte allmaehlich an ihre hergebrachte, unauffaellige, auf Selbstversorgung ausgerichtete Lebensweise aus dakischer Zeit an;
        5) Zwischen den Autochthonen und den Einwanderern des 3-9. Jahrhunderts bestanden keine grundlegenden kulturellen Unterschiede auf materieller Ebene;
        6) Die Rumaenen des 3.-10. Jahrhunderts, aber auch bis in die juengste Zeit sind der ost- und  suedosteuropaeischen, auf Selbstversorgung beruhenden Produktionsweise verhaftet;
        7) Da nur fuer Familien- bzw. fuer den Bedarf der Dorfgemeinschaft oder einer Gemeinschaft von Doerfern produziert wurde, konnte auch kein grossflaechiger Binnenmarkt, also auch keine grossraeumigen Staatsgebilde entstehen.
        8) Wegen der geringen Unterschiede zwischen der Lebensweise der Rumaenen und der der zuwandernden Voelker wie Awaren, Gepiden, Ostgoten, Slawen, Petschenegen, Kumanen wickelte sich das Zusammenleben von Einheimischen und Zuwanderern in einem ungezwungenen Geben und Nehmen, also in gegenseitiger Beeinflussung und Kooperation ab. Die Rumaenen gliederten sich in die jeweiligen Herrschaftsgebiete als Hilfsvolk ein, trotz ihrer Ueberzahl im Vergleich zu den Zugewanderten.
        9) Die Rumaenen fallen als politischer und militaerischer Faktor erst dann ins Gewicht, als die innere  wirtschaftliche Entwicklung zur Herausbildung eines einheitlichen Binnenmarktes fuehrte und der externe Druck des ungarischen Koenigreichs die Einsetzung militaerischer Mittel unabdingbar machte. Deshalb ist bei den Rumaenen von militaerischen Anwandlungen, von militaerischem Heroismus erst ab der Zeit zu sprechen, da sie aus ihrer anspruchslosen, unauffaelligen und kleinraeumigen Lebensweise ausbrechen und groessere geografische Raeume in wirtschaftlichen und politischen Augenschein nehmen.
 

                      III. Das sprachgeschichtliche Intermezzo des Daniel Ursprung

Nachdem das prinzipielle Einschreiten von Karl-Heinz am 23. Maerz 2002 das Aus fuer den Katastrophen“- Anbeter Arens und seine z.T. phantastischen, grossspurigen 11 „Thesen“ nach sich zog, fiel die  ganze Last der „Argumentation“ zunaechst auf Daniel Ursprung, der in der Hauptsache die sprachgeschichtliche Seite des Immigrations-Dogmas zu bearbeiten versuchte. Dann schaltete sich Franz Horvath ab dem 25. Maerz „helfend“ ein mit migrationsgeschichtlichen Spekulationen. Der erste einschneidende Ansatzpunkt in Ursprungs Ausfuehrungen ist der Name „român”, mit dem die Rumaenen sich selbst nennen.

            Es stimmt, dass „rumân” urspruenglich keine ethnische, sondern eine soziale Konnotation hatte. Doch damit ist die Sache noch lange nicht erledigt. Ursprung haette in seiner philologischen Gewandtheit die Herkunftsfrage dieser Namengebung eroertern sollen; es stellt sich naemlich heraus, dass die Bedeutung „unfreier Bauer, Leibeigener“ hin zur allgemeinen Konnotation der Unfreiheit zu erweitern ist. Aber damit ist die erst im Mittelalter verbreitete Bedeutung erfasst. Der urspruengliche Sinninhalt ist naemlich, wie unsere kulturgeschichtlichen Ausfuehrungen des II. Teils betonen, damit zu verbinden, dass die Rumaenen bis ins 13. Jh. dank ihrer unauffaelligen, genuegsamen, auf Selbstversorgung beruhenden Produktionsweise das Dasein eines Hilfsvolkes im Herrschaftsgefuege jeweiliger Zuwanderer (Hunnen, Awaren, Gepiden, Ostgoten, Slawen, Petschenegen, Kumanen, selbst Ungaren) fuehrten. Wir meinen, dass es dieses Jahrhunderte waehrende  Abhaengigkeitsverhaeltnis der Rumaenen vom jeweiligen Leitvolk ist, das in „rumân” seinen Niederschlag fand. „Rumân” benannte also zunaechst den Untergebenenstand, das Vasallenverhaeltnis zum jeweiligen Wandervolk, das die Herrschaft stellte, um dann im Mittelalter seine soziale Konnotation zu erhalten. Damit ist ein wichtiger Punkt fuer das Verbleiben und Fortbestehen der einheimischen Bevoelkerung Dakiens bis ins 10. Jh. gewonnen. Diese Deutung laesst den slawischen Namen der Rumaenen, “Wlachen” bzw. “Walachen” in einem ganz anderen Bild erscheinen. Denn es ergibt sich die enge Anbindung des Volksnamens “român“ an das norddanubische Siedlungsgebiet, waehrend der Name „Walache“ auf die slawisierte Balkanhalbinsel und auf die slawische Vermittlung dieses Namens an die aussenstehenden, von Westen her vordringenden Ungarn weist. Unsere Deutung findet auch historischen Rueckhalt in der durch Wlachen besorgten Gruendung und  Fuehrung des bulgarisch-wlachischen Staates, der von 1186-1258 bestand, was auf den sozial freiheitlichen  Status der balkanischen Wlachen deutet.

            In seinem Verwirrspiel mit den Begriffen „Dako-Romanen“, „romanisierte Daker, dakisierte Roemer, zweisprachig dakisch-lateinische Bevoelkerungselemente etc.“ stellt D. Ursprung die recht eigenartige und eigenwillige UEberlegung an, dass „Gerade das Einstroemen von Dakern in die ehemalige Provinz [...] naemlich doch das nicht-romanische (also dakische) Element gestaerkt haben“ muesste. Diese Bedingung ist aber nur dann zwingend, wenn der roemische Einfluss auf Dakien in mechanisch-ausschliesslicher Weise auf die Besetzungszeit eingegrenzt wird, wobei ausser Betracht bleibt, dass der Romanisierungsprozess schon zur Zeit der lange vor die roemische Eroberung zurueckgehenden Beziehungen zwischen Dakern und Roemern eingesetzt haben wird.

            Die weiteren Spekulationen Ursprungs ueber den Begriff „Dako-Romanen“ dienen einzig und allein dem Nachweis, „dass „Dako-Romanen“ so gut wie nichts aussagt, da man unter dem Begriff eigentlich alles  subsumieren kann, was man nur will“. Also eine schoene Bescherung fuer die rumaenischen Historiker und deren Begriffspraegung erteilt durch einen recht fangwuerdigen „Spezialisten“.

            Ursprung bringt das den Immigrationisten recht teuere, aber absolut sachfremde Argument ins Spiel,  

„dass das rumaenische (sic!) praktisch keine altgermanischen Spuren aufweist und deshalb vermutet [wird], dass die rumaenische Sprache schwerlich eine Sprache fortsetzt, die lange Zeit im Kontakt mit altgermanischen Sprachen gestanden habe (wie das in Dakien wohl der Fall gewesen sein muesste)“. Ursprung faehrt dann mit dem Katastrophen-Stereotyp der Vernichtung der dako-romanischen Bevoelkerung waehrend der Voelkerwanderungszeit fort und gelangt zum erstaunlichen Ergebnis: „Man muss also gar nicht davon ausgehen, dass die nach 270 in Dakien zurueckgebliebene Bevoelkerung an Goten, Gepiden oder Hunnen assimiliert wurde.“
In entschaerfender Absicht fuegt Ursprung zwar hinzu, dass das
„im naturwissenschaftlichen Sinne [...] somit nicht“
bewiesen ist. Eben diese Qualitaet vermisst man bei unseren „Wissenschaftlern“, die noch lange  nicht begriffen haben, dass die naturwissenschaftliche Exaktheit das A und O auch der historischen Forschung  sein sollte. Denn das ist die Grundbedingung, um dem von uns entworfenen hermeneutischen Gebot des  selbstredenden Forschungsobjekts zu entsprechen, womit auch die Gewaehr gegeben ist, nicht in die Faenge der Nationalisierung und Ideologisierung des historischen Diskurses zu gelangen und unfruchtbarem,
sophistisch-spekulativem Konstruktivismus zu verfallen.

        Die eben zitierten Stellen aus Ursprung koennen den Schaden nicht wieder gut machen, den eine spekulative Konstruktion anrichtet, die laut Urheber „auf logischer Deduktion anhand von indirekten Indizien  (insbesondere der Lunguistik)“ beruhen will. Wehe der Logik und der indirekten Deduktion in der Hand der Immigrationisten, die nicht den blassesten Dunst geradliniger, bis zur letzten Konsequenz gefuehrter Logik haben !

        Dass die einheimische Bevoelkerung keinesfalls „ausgeduennt“ war (Ursprung), sondern die stille Mehrheit auch unter den einzelnen Herrschaften der eingewanderten Voelker ausmachte, wurde im II. Teil anhand der unauffaelligen, anspruchslosen, auf Selbstversorgung beruhenden Oekonomie der Autochthonen und anhand des minimalen kulturellen Entwicklungsunterschieds zwischen einheimischer Bevoelkerung und Zugezogenen vorgetragen. Gerade die UEBERZAHL ist es, die die Erklaerung dafuer liefert, dass keine germanischen Woerter im Rumaenischen vorliegen, denn die einheimische Bevoelkerung war einerseits zu kompakt, um von den zugewanderten Germanen Woerter zu entlehnen, auch bestand keine Notwendigkeit lexikalischer Entlehnung, weil die materielle Kultur und Lebensweise der beiden Seiten sich kaum unterschied und die Einwanderer auch keine nennenswerten Neuerungen materieller oder sonstiger Art importiert haben duerften. So gesehen faellt auch die von den Immigrationisten reklamierte Dauer der jeweiligen Kontaktaufnahme zu den germanischen Zuwanderern nicht ins Gewicht, selbst wenn Franz Horvath die eindeutig germanozentrierte Sichtweise spekulativ auszuschlachten versucht. Am 23. Maerz 2002 stellt er Karl-Heinz die Frage:

„wie es kam, dass die sprachbegabten Bewohner des alten Dakien die in 160 Jahren, trotz Kriege, Seuchen etc. das Latein dermassen perfekt sich angeeignet haben, dass es tausend Jahre lang ueberdauerte, dass also, wie gesagt, diese Menschen in diesen tausend Jahren keinerlei gepidische, awarische, gotische und wer weiss wie viele Wandervoelker noch durch das Gebiet zogen, aufweisen (sic!) (dafuer aber, worauf erneut Prof. Kramer hinwies (vielleicht auch Schramm – Meinolf?) solche Woerter es im Rumaenischen gibt, die nur innerhalb der damaligen Grenzen des Ostroemischen Reiches entstanden.“
Um unsere Antwort zu wiederholen: der roemische Einfluss auf Dakien beschraenkt sich nicht auf die 150-160 Jahre roemischer Herrschaft, sondern setzt Jahrhunderte frueher ein und dauerte nach der Raeumung Dakiens unvermindert, selbst in verstaerktem Ausmass fort, vor allem in der byzantinischen, aber auch in der spaeteren Zeit. Denn der wirtschaftliche, kulturelle, spaeter militaerische und politische Austausch zwischen der Balkanhalbinsel und den Gebieten noerdlich der Donau war bereits in vorgeschichtlicher Zeit massiv gewesen und brach niemals ab. Wobei die Richtung aus dem Sueden ueberwog. Das Argument von rumaenischen Woertern, die nur im ostroemischen Reich vorkommen, von einem Prof. Kramer oder sonst wem in die Waagschale der Immigrationstheorie geworfen, ist dahingehend zu entkraeften, dass die Kontakte zwischen den beiden Donaufern eng waren und nicht auf einen Bevoelkerungstransfer vom Sueden gen Norden zurueckzufuehren sind. Prof.Kramer und Adlaten entgeht auch, dass Byzanz in der zweiten Haelfte des ersten Jahrtausends und in den ersten beiden Jahrzehnten des 2. Jahrtausends bedeutende Teile der suedlichen Walachei entlang der Donau in seiner Gewalt hatte, woher auch Einfluss erfolgte.

            Ursprung spricht zwar von „alternativen Thesen“, doch seine „These“ der Rumaenen als Einwanderer in ein Siebenbuergen, dessen Bevoelkerung „weit unterlegen“ und „ausgeduennt“ gewesen sein soll, welche  Bevoelkerung die einziehenden Rumaenen assimiliert haben sollen, wobei die bereits auf der Balkanhalbinsel  ausgereifte rumaenische Sprache einfach als Fertigprodukt importiert wurde, entpuppt sich als abwegiges,  apodiktisches Migrationsszenario der Kontinuitaetsgegner, das weder „alternativ“ ist noch „Spielraum fuer
alternative Thesen“ bietet.

            Der von Karl-Heinz zurecht kritisierte „Ausnahmestatus“, den die Immigrationisten dem rumaenischen Siedlungsraum in geschichtlicher – also auch kulturgeschichtlicher und ethnogenetischer – Hinsicht  aufzwingen wollen,

„wo die historischen Prozesse und Gesetze, die woanders auf eine gewisse Weise abgelaufen sind, hier auf eine voellig andere Weise verliefen, weil es irgendwelche Pseudo-Wissenschaftler mal gab und noch immer gibt, die nicht ganz interessenfrei sind“
(Karl-Heinz am 23. Maerz 2002) bestimmt erwartungsgemaess auch ihre sprachgeschichtliche Argumentationsbasis. Wenn Daniel Ursprung in Dingen der Linguistik so bewandert ist, dann moege er uns erklaeren, wieso er eine, wenn nicht die Haupteigenschaft des rumaenischen Siedlungsgebietes als Entstehungs- und Herausbildungsraum der rumaenischen Sprache, die RANDLAGE, ignoriert. Diese gilt naemlich in doppelter Weise: auf der Ebene des dakisch-albanischen Substratums und auf dem Verbreitungsgebiet der Romania (d.h. der romanischen Sprachen). In seinem grossartigen Thesengeflecht ueber eine angeblich
»zahlenmaessig weit unterlegene, ausgeduennte, „autochthone“ Bevoelkerung«,
die in einem
»„Kerngebiet“ (ich denke hier v.a. ans siebenbuergische Westgebirge) „ueberlebt“ und bestimmt auch Elemente aus dem altgermanischen (sic!) uebernommen“«,
dann „gemaess der Migrationstheorie“ von
»romanisierten „Wlachen“ in relativ grosser Zahl (ueber einen laengeren Zeitraum)«
in Siebenbuergen assimiliert wurde, was auf die Entstehung des Grundbestands der rumaenischen Sprache suedlich der Donau im Kontakt mit dem Albanischen und darauf weise, dass die
»“Wlachen“ [...] die rumaenische Sprache schon fertig von suedlich der Donau mitgebracht [haetten], inkl. Slawischem Einfluss und den Balkanismen (bzw. den auf das albanische (sic!) verweisenden Elementen«.
Den weiteren verkorksten Gedankengang des Ursprung kann man in der entsprechenden  Zusammenstellung von Willi nachlesen. Ich erwaehne nur, dass Ursprung das Meisterstueck vollbringt, der so  entstandenen rumaenischen „Retortensprache“ neben dem thrakischen Substratum noch ein zweites   anzujubeln. Nur die eingebildete „Wissenschaft“ ist derartiger Pirouetten faehig und produziert dergleichen
Schwachsinn !

            Die albanisch-rumaenischen lexikalischen Gemeinsamkeiten erklaeren sich einfach durch die Randlage des albanischen und des rumaenischen Sprachgebiets innerhalb des thrakischen Sprachenareals. Sprachliche  Randgebiete sind in ihrer Art formen- und bedeutungsresistent, daher gegenueber sprachlichen Neuerungen  realtiv konservativ eingestellt, das heisst, sie reagieren spaet, wenn ueberhaupt, auf phonetische und  semantische (bedeutungsmaessige) Neuerungen innerhalb des linguistischen Zentrums, weshalb diese
Sprachen auch alte Wortformen und Bedeutungen bewahren, die in den zentral gelegenen Schwestersprachen laengst verschwunden sind. Hier ist auch das dakisch-thrakische Substratum der rumaenischen Sprache  anzusiedeln, das selbstverstaendlich vorhanden ist, aber nur vom nasweisen Dieter Westimann am 19. Maerz  kategorisch verneint wird:

„1. Aus der dakischen sprachen (sic!) kennen wir serioeserweise kein einziges Wort“.
Die Randlage bestimmt auf aehnliche Weise auch das Verhaeltnis des Rumaenischen zu den Entwicklungen  innerhalb der romanischen Sprachfamilie. Ursprung versucht sich am 25. Maerz 2002 erneut in abenteuerlichen Spekulationen in Bezug auf die Diskontinuitaet der erwiesenermassen seit der Antike gebrauchten siebenbuergischen Flussnamen in der „Annahme“,
„dass siebenbuergische Flussnamen (Mures, Cris, Somes etc.) in sich [sich] rein lautgesetzlich nicht aus ihren antiken Namen (Marisius, Crisia, Samus) entwickelt haben koennen“.
Die heutige Auslautung dieser Namen auf –sch sei naemlich
„wieder ein Hinweis fuer eine gesamtromanische Entwicklung, an der das rumaenische (sic!) beteiligt war (also keine Isolierung noerdlich der Donau)“. Damit nicht genug: viel wichtiger erscheint es Ursprung, „dass man mit der regulaeren  innerrumaenischen Lautentwicklung nicht auf die entsprechenden Formen kommt.“
Damit erweist sich die grundsaetzliche Untauglichkeit der sogenannten „Lautgesetze“, das liebste Kind auch des Ursprung, mit denen Kraut und Rueben bewiesen werden koennen, aber keine ethnische Herkunft. Die „Sprachgesetze“ sind unueberbietbar in ihrer spekulativ-sophistischen Kraft, sollten also mit aeusserster Vorsicht und nur im Ausnahmefall zur Beweisfuehrung herangezogen werden. Ursprung springt mit den „Lautgesetzen“ wieder Mal ueber seinen eigenen Schatten. In dieser Phase faellt ihm  die Randlage des Rumaenischen im romanischen Sprachenareal ploetzlich als „Isolierung noerdlich der Donau“ auf, die er aber nicht fuer, sondern gegen die Kontinuitaet einsetzt, indem er behauptet, die – fingierte - „gesamtromanische Entwicklung“ des auslautenden –sch widerlege die Isolierung.
Aehnlich aufgebaut ist das Argument Ursprungs,
„das rumaenische (!)
[allmaehlich gelange ich zur Ueberzeugung, dass die Kleinschreibung mit System geschieht und auf die herabwuerdigende Absichten Ursprungs zurueckzufuehren ist !]
(sei) erst relativ spaet in Kontakt mit dem Slawischen“ gekommen, was „wiederum [...] eher auf eine sueddanubische Kontaktzone schliessen“
liesse. Dass das spaete Eindringen slawischer Einfluesse ins Rumaenische zum einen darauf beruhen koennte, dass die Rumaenen in Dakien kompakt siedelten und, wie im II. Teil festgestellt, alle Zuwanderer, also auch die Slawen, diesen zahlenmaessig unterlegen waren, dass es sich dabei um einen eindeutigen Hinweis auf die kompakte rumaenische Sprachausbildung handeln koennte, die das sofortige Eindringen slawischer Sprachelemente verhindert bzw. erschwert haben kann, das liegt alles ausserhalb der spekulativen Reichweite eines Daniel Ursprung. Auch die Moeglichkeit, dass die spaeter zuziehenden Slawenstroeme – bekanntlich erstreckte sich die Slawenwanderung auf mehrere Jahrhunderte, vom spaeten 6. bis ins 8. Jahrhundert – erst gegens Ende der Durchzugsperiode sich im rumaenischen Siedlungsraum massenhaft niederliessen, ist Ursprung keiner Ueberlegung wert.

                       IV. Ein weiteres Kapitel immigrationistischer Quacksalberei

        Nachdem der Thesenschmied Arens durch Karl-Heinz erfolgreich in die Wueste geschickt wurde, nahm es Franz Horvath am 24. Maerz 2002 in Angriff, wenigstens die auf die Daker bezugnehmenden Thesen auszufuehren. Schon die recht einfaeltige Fragestellung „wer waren die Daker?“ zeichnet die Stossrichtung Horvaths vor. „Spezialist“ bringt einen 6.Punkte umfassenden Kanon von Vorbedingungen vor, der ebenso viele Kriterien beinhaltet, welche die ROMANISIERUNG einer Provinz angeblich beguenstigten und foerdern konnten. Weil diese Punkte wiederum auf der westlichen Kulturideologie aufbauen, die nichts fuer typische Komponenten der ost- und suedosteuropaeischen Kulturtradition wie Muendlichkeit, Holzkultur, unauffaelliges, selbstgenuegsame Selbstversorgung und die sich daraus ergebenden ethogenetischen, ethnischen, materiellen, wirtschaftlichen und politischen Eigenheiten und Charakteristika uebrig hat, ist ihre Gueltigkeit fuer den dakischen Raum recht problematisch. So nimmt es nicht Wunder, dass Horvath in der Folge A. Mocsys (1970) triumphierend postuliert, dass

„die vollstaendig und restlos romanisierten (z.B. iberischen und gallischen) Provinzen 500-700 Jahre zum Roemischen Reich gehoerten und dass in der Nachbarprovinz Dakiens, in Moesia Superior, selbst nach ueber 400 Jahren Zugehoerigkeit zum Reich allenfalls von einer „Scheinromanisation“ die Rede sein kann und „das Latein die Sprache des Heeres und der Verwaltung blieb“.
Auch gibt Horvath die Bedingung vor, dass die 6 postulierten „Kategorien oder Kriterien“ fuer Dakien nachweisbar sein muessen, andernfalls von keiner Romanisierung der dakischen Bevoelkerung auszugehen sei. Der zweiteilige Text Horvaths (25. Maerz 2002) nimmt sich zumindest dem Ton nach so aus, als ob er und seine illustren „wissenschaftlichen“ Mentoren mit diesem Entweder-Oder-Gefasel Dakien und seine dakische Bevoelkerung auf die Schlachtbank des Immigrationismus fuehren, was wieder Mal ernsthafte Zweifel an deren wissenschaftlichen Zielen aufkommen laesst.

            Horvath postuliert auf der Linie des problematischen Bela Koepeczi (1990) das Fehlen

„einer einheimischen (=dakischen) Elite, auf die sich eine Romanisierung haette stuetzen koennen“.
Die namentlich in den Quellen ueberlieferten dakischen Koenige und die ebenfalls quellenmaessig ueberlieferten „tarabostes“ und „pileati“, die Nachrichten ueber die dakische hohe Priesterschaft und die astronomischen Kenntnisse der Daker sowie das Vorhandensein des Steinkreise und viereckige Kultanlagen umfassenden Terassenkomplexes in der geistigen Hauptsatt der Daker, Sarmisegetusa Regia im Brooser Gebirge, diese Tatsachen und die daraus ableitbaren Konsequenzen unterschlagen die Horvaths und Koepeczis geflissentlich. Uebrigens ein Wesenmerkmal dieser sich „wissenschaftlich“ gebaerdenden und sich uebermuetig anmassenden „Spezialisten“, den „neuesten Forschungsstand“ zu vertreten, dass sie die ihrem Flickwerk im Wege stehenden materiellen und urkundlichen Zeugnisse systematisch unterschlagen. Und selbst wenn es stimmen sollte, dass die Romanisierung zuerst die Eliten und erst nachher das Volk erfasste, wurde im II. Teil recht eindeutig dargelegt, dass die Romanisierung nicht erst ab dem Tag der roemischen Besetzung einsetzte und mit dem Abzug der Roemer abbrach, sondern lange davor und danach einwirkte. Auch das Kriterium der Urbanisierung muss den Romanisierungsgrad nicht zwingend bestimmen. Die verhaeltnismaessig gering fortgeschrittene Urbanisierung Dakiens soll auch eine entsprechend schwache Romanisierung dieses Territoriums nach sich gezogen haben. Und dafuer spraeche auch die angeblich mangelnde Zeit fuer die Entfaltung eines solchen komplexen Prozesses. Dass die dakische Sprachlandschaft aehnlich dem spaeteren Rumaenisch mundartlich recht unterschiedlich strukturiert sein koennte und dass das Lateinische moeglicherweise bereits in vorroemischer Zeit von eben der von den Immigrationisten  totgeschwiegenen dakischen Elite gesprochen und auch durch die Koenige Burebista und Dezebal zu
Zentralisierungszwecken des Staates haette eingesetzt werden koennen, so etwas ist den Immigrationisten  keiner Ueberlegung wert. Dass die mundartliche Zersplitterung Galliens und Iberiens dieselben  Voraussetzungen fuer den Romanisierungsprozess haben koennte und eine gewichtige Vorbedingung fuer die  beschleunigte Romanisierung war, wobei die Jahrhunderte waehrende roemische Herrschaft in viel geringerem Masse dazu beigetragen haben kann, darueber schweigen sich unsere desinteressierten „Spezialisten“ aus.

            Auf derselben Linie groebster Ignoranz liegt auch die Behauptung Horvaths, es sei kein einziger dakischer Goettername „ernsthaft nachgewiesen“ worden. So etwas kann nur einer postulieren, der die antiken Quellbelege systematisch ignoriert. Gewiss gibt es dakische Goetternamen: der dakische Hauptgott Zalmoxis oder Zamolxis, die oberste Goettin Gibeleizis. Auch ist die „Uebernahme fremder Jenseitsvorstellungen seitens der Einheimischen“ keine zwingende Voraussetzung fuer die Nachweisbarkeit der Akkulturation, also der Romanisierung, selbst wenn A. Diaconescu das im Jahr 1997 behauptet. In Glaubensfragen sollten eher Grundsaetze des gegenseitigen Gebens und Nehmens gelten, wie das im II. Teil fuer den Bereich der materiellen Kultur festgestellt wurde. Nur eine nationalisierte und nationalisierende, von nationalistischen Vorsaetzen gepeinigte Kulturgeschichte postuliert ein auf sprachlicher Trennung funktionierendes Neben- und Gegeneinander aehnlicher und inhaltlich gleicher Goettergestalten und Glaubenssysteme. Auch hier wirkten sich die grundsaetzlich gleichen Voraussetzungen und  recht aehnlichen Glaubensinhalte und –ziele der aufeinandertreffenden Seiten, vor allem die Vielgoetterei und die Fruchtbarkeitskulte nicht trennend, sondern zusammenfuehrend, also die Romanisierung beschleunigend  aus. Man denke nur an den einheimischen Kult des/der thrakischen Reiter oder an den Mysterienkult der phrygischen Fruchtbarkeitsgoettin Kybele.

            Die wiederholte Betonung der Oberschicht als Vorbedingung des Romanisierungsprozesses erweist sich wieder Mal als ein Zwangskriterium immigrationistisch intendierter Kulturgeschichte. Horvath mutmasst,

„Dass die Oberschicht der Provinz Dakien sehr duenn gewesen sein muss“, weil das „an der kleinen Zahl der Staedte und ihrer Beschraenkung auf die Westhaelfte der Provinz“
und daran abzulesen sei, dass es keinem Mitglied der Oberschicht Dakiens gelang, in der kurzen Zeit der Existenz dieser Staedte (mit Stadtrecht), in den hoeheren Reichsdienst aufgenommen zu werden und bezeichnenderweise ist aus Dakien auch kein Senator bekannt“ (Horvath beruft sich auf Wolf und Petolescu). Auch hier ist dagegen zu halten, dass die von Horvath fuer Dakien zwingend postulierten Romanisierungskriterien in Anbetracht der Grundsaetze und Realitaeten ost- und  suedosteuropaeischer Kulturtradition nur zum Teil oder ueberhaupt keine Geltung haben. So kann wegen der  vornehmlich laendlichen Produktionsweise der Daker nicht die Urbanisierung, sondern eben diese Lebensweise fuer die Romanisierung ausschlaggebend gewesen sein, so wie auch die angeblich kaum vertretene Oberschicht nicht ursaechlich fuer den Romanisierungsprozess gewesen sein kann, sondern der Umstand, dass die roemische Beeinflussung lange vor der roemischen Besetzung eingesetzt hatte und noch lange danach andauerte. So gesehen ist die haarspalterische, ganz am Diskussionsobjekt vorbeizielende, nichtssagende Fragerei, mit der Horvath seinen Text vom 25. Maerz 2002 abschliesst, absolut ueberfluessig. Er schreibt:
„Die Frage, die sich nun meines erachtens (sic!) stellt, ist die, wie diese romanische Bevoelkerung genauer zu charakterisieren ist. Ist es feststellbar, welchen Anteil die gerade in „Romanisierung befindlichen“ Daker bildeten oder haben wir die ganze Zeit nur von aus Italien, Syrien etc. gekommenen Siedlern gesprochen, von denen es beinahe „selbstverstaendlich“ ist, dass sie „roemische“ Spuren hinterlassen haben und lateinisch sprachen?“
Nach der Art und Weise, wie Franz Horvath seine Argumentation gestaltet und fuehrt, ist von seiner Beteuerung, die er mit Daniel Ursprung teilen moechte, ueberhaupt nichts zu halten, dass „die Thesen keine  letztgueltigen Wahrheiten“ darstellten, weil es so etwas in der Historiographie nicht geben koenne. Mit solchem Gelaber moechte Horvath den einzigen antiken Quellenbezug, den die werte „Spezialisten“-Runde gelten laesst, naemlich die „leere, entvoelkerte“ Provinz Dakien des Eutropius, mit dem ueberlieferten Personennamenstand zum unumstoesslichen Migrationsargument umfunktionieren. Weil von den rund 3000 ueberlieferten Personennamen rund 2200 (73%) roemisch sind, ergaebe sich, dass in den Staedten, woher die meisten dieser in Inschriften ueberlieferten Namen stammen, „es kaum Daker gegeben“ habe (die dakischen Namen sollen zusammen mit den semitischen anteilsmaessig nur 2% ausmachen!!!???). Dieser „Befund“ soll nun die Erkenntnis bekraeftigen, dass „in anderen Provinzen der im Gang befindliche Prozess der Romanisierung“ sich „vor allem durch „Mischnamen“, also roemisch-einheimische Namen“ beobachten liesse, wie in Pannonien, „100 Jahre nach der Eroberung noch 33% der Personennamen einheimischen Ursprungs“ gewesen sein sollen. Um die Angelegenheit zu „vereinfachen“, bringt Horvath noch ein von den Immigrationisten fingiertes, also ein sichtbar konstruiertes „Problem“ zur Sprache:
„(In Dakien kommt noch das Problem der moeglichen Trennung der dakischen von der thrakischen Sprache, was (angeblich] einige bulgarische Historiker behaupten)“.
Ja, so artikuliert sich eine weitere „Staerke“ des immigrationistischen Sophismus und Konstruktivismus: die Isolierung eines kaum relevanten oder ueberhaupt irrelevanten Nebenaspekts, dem dann mit zaeher Beharrlichkeit eine ueberproportionale Gewichtigkeit im ausufernden Geflecht immigrationistischer SCHEINARGUMENTE zugewiesen wird, wodurch das eigentliche Forschungs- und Diskussionsobjekt ganz vergessen irgendwo im Abseits liegen bleibt. Scheinproblematik und Scheinargumentation, diese „Staerken“ koennen den Immigrationisten wirklich nicht abgesprochen werden !
 
  •             Zunaechst zum Eutropius-Argument. Unsere akademisch verankerten, bewanderten „Spezialisten“, vor allem der Linguist Ursprung, muessten wissen, dass Eutropius Worte nicht ad litteram aufgefasst werden sollten. Denn aehnliche Formulierungen trifft man auch in Verbindung mit der Verleihung des Burzenlandes (Tara Barsei, Barcasag) an den Deutschen Orden an, wo der Verfassungsstand des Territoriums im Jahre 1211 und auch in spaeteren Urkunden  als “terra deserta et inhabitata” definiert wird. Ich wies mehrfach darauf hin, - im Organ des “beruechtigten” “Arbeitskreises fuer Siebenbg. Landeskunde” und in meinem Aufsatz ueber Karl Kurt Klein und die Ansiedlungsproblematik (in: Peter Motzen, Stefab Sienerth (Hgg.), Karl Kurt Klein. Leben – Werk – Wirkung (Veroeffentlichungen des Suedostdeutschen Kulturwerks, Reihe B: Wissenschaftliche Arbeiten, Bd.87), Muenchen 2001, S. 181-210 und Karl Kurt Klein und die Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen (Karl Kurt Klein and the Colonization of the Transilvanian-Saxons) , dass der Begriff “terra deserta” die Herrschafts- und Hoheitslosigkeit ausdrueckt, waehrend “terra inhabitata” nicht “unbewohnt”, wie es allgemein und faelschlich heisst, sondern gerade das Gegenteil bedeutet (jedes Deutsch-Lateinische Woerterbuch steht dafuer Pate). Dabei ist zu beachten, dass die Erwaehnung von Siedlung im jeweiligen Territorium die zwingende Notwendigkeit und ehrenvolle Aufagbe der besitznehmenden Ritter andeutet, diesem Land zu einer seinen Schutz nach innen und aussen gewaehrenden Hoheitsform zu verhelfen. Die von Eutropius bezeugte “Leere” Dakiens ist genauso auszulegen wie das Burzenlaender “desertum”: Eutropius drueckt nicht die Oede, sondern die Hoheitslosigkeit des Territoriums aus. Die durch die Abfuehrung mehrerer zigtausend dakischer Gefangener ins Roemische Reich entstandene “Entvoelkerung” entspricht einem Bevoelkerungsverlust. Auch berufen sich die beiden Quellen, die nahezu ein Jahrtausend voneinander trennt, auf das Moment der hoheitsrechtlichen Uebernahme durch eine neue, ordnende und schuetzende Macht. Doch kaum Zufaelle, werte Quacksalber des Migrationismus, oder ?


  •             Dem so “gruendlich” recherchierenden Franz Horvath faellt es sonderbarerweise nicht auf, dass der geringe Anteil dakischer Namen unter den insgesamt 3000 aus Dakien ueberlieferten Personennamen ueberhaupt nichts ueber den Romanisierungsprozess aussagen koennte, sondern ein weiteres Indiz fuer die in Dakien vergleichsweise zu Pannonien viel fortgeschrittenere Romanisierung sein koennte, die, wie bereits naheglegt, lange vor der roemischen Eroberung eingesetzt haben muss. Was besagen will, dass nichts dagegen spricht, in einem Teil der Traeger roemischer Namen romaniserte Daker zu erblicken.

                Die haarspalterische Scheinargumentation und Erfindung von Scheinproblemen liefert Horvath die Handhabe dafuer, die immigrationistische Gewissheit triumphalistisch zu postulieren:

    “Diese Romanisierung ist aber, wie vor einer Woche dargestellt, wesentlich ein sprachliches Phaenomen gewesen, also die Aneignung der, wie es in diesem Forum unlaengst jemand festgestellt hat, lingua franca, des Latein. Das wiederum ist auf die Daker bezogen nicht zu beweisen.”
    Wie in den beiden ersten Teilen unserer Stellungnahme ausgefuehrt, wirkt sich der Schrei nach und das Draengen auf “Beweise” toedlich aus fuer den hermeneutischen (=interprettorischen) Grundsatz des selbstredenden Forschungs- und Diskussionsobjekts, das in sophistisch-konstruktivistischem
    Eifer bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet, selbst abgetoetet wird. Horvath liefert hoechstens diesen, aber keinen anderen Beweis.

                Vom “Fazit” Horvaths ist ueberhauupt nichts zu halten, weil er ausser dem Gemeinplatz, dass Dakien eine romanisierte Provinz war, weiter nichts gelten laesst. Die Landbevoelkerung “war vermutlich zu einem gewissen Prozentsatz dakischer Herkunft und Sprache”, sie sei “einigermassen in den Handel, die Landwirtschaft und die Strukturen der Provinz” einbezogen gewesen.

    “Ihre Romanisierung duerfte aber ein oberflaechliches Niveau nicht ueberschritten haben, denn nach der Aufgabe der Provinz durch die Roemer ist sogar eine Verstaerkung der dakischen archaeologischen Elemente nachgewiesen, wogegen die roemischen immer seltener werden (bis sie verschwinden und slawischen Platz machen)”.
    Alles Aussagen, die ein Hoechstmass an Zweifel ausdruecken bzw. prinzipiell auf Verneinung hinausgehen. Der roemische Abzug verdammte Dakien also in der laecherlich-oberflaechlichen Betrachtungsweise eines Franz Horvath zum “schwarzen Loch” auf der europaeischen Karte ! Ja, eine glaenzende, Gentleman-artige “Beweis”-Fuehrung !

                Die Zunahem von archaeologischen Funden dakischer Herkunft nach dem Abzug der Roemer ist ueberhaupt kein Indiz fuer duerftig erfolgte Romanisierung, weil nur das auf nationalistisch-elitaer-imperialen Grundlagen aufgebaute Kulturverstaendnis sich versteift, ethnische Spuren aufzuspueren und entsprechende Zuweisungen vorzunehmen. Die stetige Abnahme der roemischen archaeologischen Elemente weist hoechstens darauf, dass der Import solcher Waren und die Herstellung vor Ort zurueckging, weshalb die dakische bzw. dako-romanische Bevoelkerung allmaehlich zu den althetgebrachten Produktions- und Gestaltungsweisen von Artefakten zurueckgriff. Diese Entwicklung beweist auch nicht, dass die ehemalige roemische Provinz Dakien von Dakern aus den oestlichen und noerdlichen, unbesetzt gebliebenen Teilen Dakiens, die angeblich nicht romanisiert waren, ueberflutet wurde, wodurch der vorgeblich sowieso “spaerlichen” Romanisierung der Todesstoss vesetzt wurde. Diese Vorgaenge reflektieren nur die Zurueckversetzung Dakiens in seine vorroemische RANDLAGE auf wirtschaftlichem (=materiellem), sprachlich-ethnischem und politischem Gebiet. Diese Randlage in Bezug auf die Machtzentren in Rom, Byzanz und Buda bestimmte die Weiterentwicklung des rumaenischen Siedlungsgebiets in den naechsten 7 Jahrhunderten und sollte deshalb auch von dieser Randlage her verstanden und interpretiert werden. Dabei darf das Hauptmerkmal dieses Raumes, die ost- und suedosteuropaeische kulturelle Einbindung nicht uebersehen werden.

                Damit ist die geopolitische RANDLAGE als 10. Punkt fuer die am Ende des II. Teils gelieferte Aufzaehlung der Teilbereiche hinzugewonnen, die das selbstredende Forschungs- und Diskussionsobjekt „Kontinuitaet versus Immigration“ zusammensetzen.

                Unsere Stellungnahme duerfte den Nachweis erbracht haben, dass niemand, der zumindest etwas von wissenschaftlicher Gediegenheit, wissenschaftlichem Ethos und historischer Wahrhaftigkeit haelt, dem von  Franz Horvath am 25. Maerz 2002 ausposaunten, aber nicht mehr zustande gekommen grossspurigen Vorhaben, sich anschliessend dem „mittelalterlichen Mirakel“ (des rumaenischen Volkes) zu widmen (gemeint sind die Ausfuehrungen des Historikers Gh.I. Bratianu, der im gleichnamigen Buch die Problematik des rumaenischen Volkes als gleichsames Wunder behandelt), einen Deut nachtrauert. Es darf naemlich ernsthaft bezweifelt werden, dass die thesenschmiedende „Wissenschaftler“-Clique eine qualitativ bessere Show abgezogen haette. Denn auf ihre so teueren und eingefleischten Verfahrensweisen und Mittel wie Beliebigkeit, Eigenwíllen, Ungenauigkeit, sophistisch-spekulativer Konstruktivismus, systematische Faktenunterschlagung, haarspalterische Scheinargumentation, Scheinproblematik und krankhaft-besessener Subjektivismus haetten sie zugunsten einer handwerklich fundierten und fachmaennisch gefuehrten Diskussion eh nicht verzichtet.


    Die Akte Arens und Horvath

    Kritische Blaetter zur Geschichtsforschung und Ideologie



    Datei: Kontinuitaet.html                Erstellt: 19.07.2004            Geaendert: 20.07.2004                   Autor und © Klaus Popa


     
     
     
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