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Pornographie aus weiblicher Feder

Von Sabine Scholz

Walter Benjamin stellte in den 20er Jahren die rhetorische Frage: "Wie sprachen Sappho und ihre Freundinnen? Wie kam es, dass Frauen sprachen? Denn die Sprache entseelt sie."
In Wirklichkeit hat er die Antwort schon parat: Das, was uns von Sappho überliefert ist, ist keine Literatur. Oder: Sappho ist keine Frau mehr, hat ihre "Weiblichkeit" verloren.
Zum Glück hat sich bis heute viel geändert. Frauen schreiben gute Poesie und Prosa, behalten ihre Seele dabei und haben auch beim Sex ziemlich viel Spaß. Das beste Indiz dafür ist, dass es gute, pornographische oder erotische Literatur aus weiblicher Feder gibt.
Ich denke da an "Das sexuelle Leben der Catherine M." von Catherine Millet, und "Baise-moi - Fick mich" von Virginie Despentes, oder "Lust" von Elfriede Jelinek und viele andere. (siehe Anmerkungen)
Noch in den 70er Jahren hat Lilian Hellmann in einem Aufsatz "Women in erotic literature" konstatieren müssen: "Was es zur Zeit an von Frauen geschriebener Pornographie gibt, ist unter jedem Niveau. Männliche Porno-Sachen sind selten in dieser Weise widerlich."
Es scheint fast so, als seien die schreibenden Frauen heute durchaus in der Lage, der komplexen Realität in ihren Werken Ausdruck zu verleihen, Widersprüche auszuhalten und gleichzeitig dennoch subversiv zu sein. Der kreative Protest ist zu einem Qualitätsmerkmal geworden. Die Protagonistinnen empfinden das Leben als Abenteuer, verzichten auf Lebensklugheit und resignieren nicht vor der Einsamkeit, die die Eigenständigkeit zwangsläufig mit sich bringt. 
Wie manifestiert sich nun das Neuland, das Frauen in ihren Texten begehen?
Ihre Sätze sind oft doppeldeutig, subversiv und provokant. Die weiblichen Figuren meistern ihr berufliches Leben, obwohl sie durch ihre Liebesabenteuer schwer gebeutelt werden. Der Phantasie werden keine Grenzen gesetzt, Fiktion und Realität sind austauschbar. Der Mann wird als Lustobjekt aufgefasst, und Niederlagen mindern nicht die Lust auf neue Abenteuer.
Die Antinomie Künstler - Bürger, die das 20. Jahrhundert charakterisiert hat, ist überwunden, d.h. die fatale Spaltung von Intellekt und Sinnlichkeit ist endlich aufgehoben. Infolgedessen verschwindet auch der Selbstmord aus dieser neuen Literatur aus weiblicher Feder, da er zur Aura der bürgerlichen Literatur gehört, die nun überwunden ist.

Elfriede Jelinek: Lust. 
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1989.
256 Seiten.
ISBN 3-498-03323-9

Doris Dörrie: Bin ich schön? 
Diogenes Verlag, Zürich 1995.
347 Seiten, 8,60 EUR.
ISBN 3-257-22811-2

Erica Fischer: Aimee und Jaguar. Eine Frauenliebe, Berlin 1943.
Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1994.
295 Seiten, 13,30 EUR.
ISBN 3-462-02335-7

Ulla Hahn: Ein Mann im Haus. Roman.
Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1991.
187 Seiten, 15,20 EUR.
ISBN 3-421-06603-5

Marlene Streeruwitz: Verführungen. 3. Folge: Frauenjahre. Roman.
Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1996.
295 Seiten, 19,40 EUR.
ISBN 3-518-40751-1

Judith Kuckart: Der Bibliothekar. Roman.
Eichborn Verlag, Frankfurt 1998.
254 Seiten, 20,30 EUR.
ISBN 3-8218-0659-1

Karin Rick: Sex, Sehnsucht und Sirenen. Erzählungen.
Konkursbuchverlag, Tübingen 1991.
133 Seiten, 10,10 EUR.
ISBN 3-88769-049-4

Regine Nössler: Wie Elvira ihre Sexkrise verlor. Erzählungen.
Konkursbuchverlag, Tübingen 1996.
100 Seiten, 10,10 EUR.
ISBN 3-88769-101-6

Catherine Millet: Das sexuelle Leben der Catherine M. 
Übersetzt aus dem Französischen von Gaby Wurster.
Goldmann Verlag, München 2001.
284 Seiten, 21,50 EUR.
ISBN 3-442-30964-6

Virginie Despentes: Baise-moi - Fick mich. Roman.
Übersetzt aus dem Französischen von Kerstin Krolak und Jochen Schwarzer.
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2002.
224 Seiten, 7,50 EUR.
ISBN 3-499-23135-

Copyright © Januar 2002 Sabine Scholz

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