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Gravitation des Untergangs

von J.R. Lenger

Verwirrte Menschen irren in finsteren Gassen ohne Wiederkehr. Sie ergeben
sich als faule Ströme der Unvernunft in die Täler der Leichtgläubigen und
jener, die gedacht haben - und gedacht haben - durchdringen,
zersetzen das lichte Substrat des Lebens mit ihrer dunklen Verderbtheit;
fallen in Demut vor ihren Götzenbildern in die Knie und huldigen der Ankunft
falscher Götter.
Und lassen fallen.
Und lassen huldigen.

Überschäumende Wellen verzweifelter Entrüstung toben gegen graue Betonwände
der Unnachgiebigkeit, die die wütende Schwemme schroff zurückweisen - in die
stürmige Finsternis, in die pechschwarze See.

Zittrige Adern gleißenden Lichts erhellen tiefschwarze, wahnwitzige
Bollwerke aus giftigem Rauch und beißendem Qualm, die bis zum Horizont über
dem gesamten Land als drohende und undurchdringliche, zähe, morastige Masse
lasten, die das Land unter sich zu erdrücken scheint.

Marode, rotglühende, rostige, tiefe Schlote schleudern ihre kataklastische
Fracht in brennender Wut den dunkel verhangenen Höhen entgegen -
sinnlos versuchend, sich aus der Gravitation des Untergangs zu lösen,
erkalten sie in grotesken, fratzenhaften Gesteinsfetzen, die entgegen dem
Bestreben ihrer Versuche zurück zu ihrem Ausgangspunkt stürzen, wo sie in
lauten Schlägen zu stummen Fragmenten zerschellen, die den Boden bedecken
- und über und über bedecken.

Starre, zerklüftete Wälder toten Geästs und verkohlten Holzes, die einst das
Leben selbst gewesen zu sein schienen, klagen im wütenden Breschen des
unbarmherzigen Sturms von ihren leiden und kunden vom nahen Untergang
- ganz nahen Untergang;
Zerschlissene Windhexen peitschen in irrsinniger Unruhe über dem
verbrannten, unfruchtbar gewordenen, toten Ödland umher und erzeugen die
geisterhafte Illusion von Leben - unter der schwer lastenden Leere
verhangener Wolken - im wütenden Breschen des unbarmherzigen Sturms.

Rostige Gerippe vergangener Werte scheinen sich gleich mahnender Finger in
die Lüfte zu erheben und verweisen in blutiger Unschuld auf verdunkelte
Höhen; drohende, leere Gesichter in den ausgebrannten Ruinen proklamieren
den Untergang und zerfallen in freudiger Erwartung zu Staub und Nichtigkeit,
bevor sie im wütenden Brüllen des Sturms vergehen.

Die großen Übel gedeihen;
Sie nähren sich gegenseitig, sie ziehen sich gegenseitig, sie lassen
einander erwachsen, während sie in Schmerzen aus sich herausbrechen -
und in blinder Wut aus sich herausbrechen.

Im gesamten Land und in den gesamten Ländern erzittert der Boden in Agonie
im Wissen darum, dass die letzten Dinge, die sind, bald gewesen sein werden
- er verflucht die Agnosie jener Verwirrter, jener Leichtgläubiger,
jener, die gedacht hatten - jener blinden Vasallen des Untergangs,
jener bornierter Lakaien der Unumsichtigkeit und Schnelllebigkeit, welche mit
verklärten Blicken gedankenlos geradewegs in den selbstbeschworenen,
scheinbar ersehnten Untergang stolperten.

Es vollzieht sich der ungerechte Ausgleich der schweren Erblast jener längst
vergangenen Kreaturen des Moments:
Die letzten, stummen Überreste einstiger Götzen und längst verblichener
Werte falsch gedeuteter Momente, die pechschwarze See mit ihrer stürmigen
Finsternis, die tiefschwarzen, wahnwitzigen, tiefhängenden und schwer
lastenden Bollwerke giftigen Dunstes, die rostigen, tiefen Schlote in ihrer
brennenden Wut, die zerklüfteten toten Wälder, der unbarmherzige Sturm und -
zuletzt - der geschundene Boden selbst werden vom Sog der
unumkehrbaren Gravitation des Untergangs erfasst, verdichten sich zu einem
sich aufbäumenden Punkt maximalen Schmerzes unvorstellbarer Intensität und
vergehen in den Weiten der Barmherzigkeit kosmischer Leere.


Was war, ist nun gewesen.


Ein lichter Funke der Hoffnung, von geheimen Kräften beseelt, treibt durch
den Raum und entsendet gleißende Strahlen der Zuversicht in die barmherzigen
Weiten kosmischer Leere.


Copyright © Oktober 2004 J.R. Lenger

 

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