by Stephan Klink  

DIE SCHLACHT UM VERDUN - EIN BEITRAG ZUR MILITÄRGESCHICHTE DES ERSTEN WELTKRIEGES 1914 - 1918

 Verdun > Kampfbereiche > Côte de Damloup - Damloup-Rücken

                  

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DIE SCHLACHT UM VERDUN 
KAMPFBEREICHE
CÔTE DE DAMLOUP / DAMLOUP- RÜCKEN
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KÄMPFE AM I-WERK 780 UND AN DER HOHEN BATTERIE VON DAMLOUP

Das I-Werk 780 (VLL 1) und die ‚Hohe Batterie von Damloup’ (Batterie 6-1 de Damloup) waren nur zwei von vielen kleinen Stützpunkten, die während der Verdunschlacht hart umkämpft waren. Zu denken sei hier nur an das berüchtigte I-Werk Nord im Caillettewald oder an die Stützpunkte am Fumin. Beispiele gibt es sicherlich noch mehrere, doch möchte sich dieser Artikel nur auf einen Geländeabschnitt konzentrieren.

Gefechtskarte des Infanterie-Regiments Nr. 172 (1916)

Unzertrennlich verbunden mit den Kämpfen um ‚780’ ist die nahegelegene ‚Hohe Batterie von Damloup’. Beides waren augenscheinlich kleine Hindernisse auf einem riesigen Schlachtfeld, doch gerade die kleinen Stützpunkte entwickelten sich im Laufe der Schlacht zu wahren Bollwerken.

Von der Artillerie als kleine Ziele kaum wirksam zu bekämpfen, wurden diese Werke für Verteidiger, wie auch für Angreifer oft zu Punkten von wochenlangen, verlustreichen Kämpfen. Die nachfolgende Schilderung versucht dies deutlich und anschaulich zu darzustellen.

Nicht selten hatte man letztendlich nicht mehr als einen rauchenden, unbrauchbaren Trümmerhaufen eingenommen, oder verteidigt, für den Hunderte von Soldaten beider Seiten fielen oder verwundet wurden.

Allerdings hatten diese Werke, auch noch so beschossen und zerstört, einen magischen Anziehungswert. Boten sie doch einen, wenn auch zweifelhaften, Schutz vor den unaufhörlichen Bombardements. Meist waren die Anlagen mit Toten und Verwundeten überfüllt, die zum Teil schon Wochen dort lagen. 

Dennoch suchten die Vorbeikommenden immer wieder Schutz und kurze Erholung in diesen Betonklötzen. In der Wüste des Trichterfeldes schienen diese herausragenden Punkte eine vorübergehende Rettung vor dem unaufhörlichen Feuer zu sein.

Die in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts erbaute Hohe Batterie bildete einen ca. 40 m langen Betonbau, der einst bestückt mit Geschützen, einige schusssichere Unterstände besaß. 

Die Hohe Batterie war etwa 7 bis 10 m hoch und überragte, auch aufgrund ihrer erhöhten Geländelage, auf weite Sicht hin das Trichterfeld in diesem Bereich. In Verbindung mit dem etwa 150 m weiter südwestlich gelegenen I-Werk 780 bildeten diese beiden Punkte ein starkes Hindernis, das den Damloup-Rücken zwischen Fort Vaux und der Damloup-Schlucht sperrte. 

Das um die Jahrhundertwende erbaute Infanteriewerk 780 bestand aus 4 Räumen und bot Platz für eine Kompanie Infanterie. Die Mauern bestanden aus 2 m Beton, die Decke hatte eine Stärke von 1,60 m. Der Kehlgang hatte eine durchschnittliche Mauerstärke von 1,30 m.  

Noch vor dem Fall des Forts Vaux, Anfang Juni 1916, waren die deutschen Kräfte in diesem Bereich bereits bestrebt die Front in Richtung Süden und Südwesten voranzutreiben. Ziele waren u.a. der Bergwald, der Fumin, der Laufée- und Damloup-Rücken.

Im Abschnitt des letztgenannten befanden sich zum einen die Batterie von Damloup und einige Meter weiter das I-Werk 780. Beides Hindernisse auf dem Das Infanteriewerk 780 nach den Kämpfen, 1916 Weg zum Zwischenwerk La Laufée, das ebenfalls zu einem der Angriffsziele für den Monat Juni 1916 zählte.

Unmittelbar nach der erfolgreichen Einnahme des Dorfes Damloup, am 2. Juni 1916, wurde das Grenadier-Regiment 3 auf die ca. 500 m südwestlich gelegene Hohe Batterie angesetzt, deren beschleunigte Fortnahme den weiteren Weg in Richtung Zwischenwerk La Laufée öffnen sollte. Bereits am Abend des darauffolgenden Tages, dem 3. Juni, gingen Teile der 3er Grenadiere gegen die Batterie vor. Dazu wurden Flammenwerfer angefordert. Die Erkundung hatte ergeben, dass die Batterie stark besetzt war.

Dadurch das die Franzosen den Damloup-Rücken mit ihrer Feldartillerie nicht fassen konnten, schien die Unternehmung erfolgversprechend. Kurz vor Angriffsbeginn begann unvermutet die eigene Artillerie zu feuern, obwohl das in den Ausgangsstellungen liegende I. Bataillon sich ausdrücklich erbeten hatte, keine Artillerievorbereitung vorzunehmen. Schweres Feuer lag auf der Batterie und der näheren Umgebung. Viele Geschosse gingen zu kurz und trafen die Ausgangsstellungen der Grenadiere. Die angeforderten Flammenwerfer waren immer noch nicht eingetroffen, dafür Pioniere, die aber für die geplante Unternehmung die falschen Sprengmittel bei sich hatten. Der Angriff musste zunächst verschoben werden.

Gegen 1 Uhr nachts trafen endlich die Flammenwerfer in Damloup ein. Der Angriff sollte beginnen, nachdem die eigene Artillerie ihr Feuer eingestellt habe. Doch es kam wieder anders: Der Flammenwerferzug wurde durch französisches Sperrfeuer in Damloup aufgehalten; das eigene Artilleriefeuer hielt die ganze Nacht hindurch an und fügte den Grenadieren empfindliche Verluste zu; zudem zerstörte das Feuer die zum Teil neugebauten Stellungen am Damloup-Rücken. Zu allen Unglück setzte im Laufe der Nacht französisches Maschinengewehrfeuer vom Vaux-Berg her ein, das die Stellungen bestrich. Unter diesen Umständen war ein Angriff nicht durchzuführen. Die restliche Nacht verging mit Ausbesserungsarbeiten an den Stellungen.

Die kommenden Tage verliefen sehr unruhig. Immer wieder einsetzen- des schweres Artilleriefeuer machte den Grenadieren zu schaffen und schließlich gab man einen Angriff in Richtung Hohe Batterie vorläufig völlig auf.

Am 10. Juni 1916 wurden die Grenadiere aus den Stellungen gezogen und durch das Infanterie-Regiment 105 abgelöst. Bereits zwei Tage später wurde ein Angriff gegen die Hohe Batterie angesetzt. Zusammen mit dem rechts anschließenden Infanterie-Regiment 126 sollte die französische Feuerwirkung auf dem gesamten Damloup-Rücken beseitigt werden. Während der Artillerievorbereitung wurde beobachtet, daß die Batterie noch stark belegt war und aus verschiedenen Verschanzungen Maschinengewehrfeuer fiel. Da die benachbarten Württemberger nicht angriffen, konnten auch die Sachsen ihren Angriff nicht durchführen – eine offene Flanke und das freie Gelände des Damloup-Rückens, machten ein Vorgehen unmöglich. Erst neun Tage später, am 21. Juni, war ein erneuter Angriff geplant. Abermals erreichten die benachbarten Einheiten nicht ihr Angriffziel, womit auch die Unternehmungen der 105er ausfielen. Ihrerseits unternahmen die Franzosen am gleichen Abend einen Ausfall aus der Hohen Batterie, der allerdings im hartnäckigen Handgranatenkampf abgewiesen werden konnte.

Im Rahmen des allgemein befohlenen Angriffs für den 23. Juni fiel den 105ern die Aufgabe zu, die Hohe Batterie und das I-Werk 780 zu nehmen. Das Angriffsziel lag etwa 150 m südlich, bzw. südwestlich des I-Werks. Bereits am 22. Juni, mittags, begann die Artillerievorbereitung. Erkundungstrupps stellten fest, dass das eigene Feuer zwar sehr gut wirkte, aber die Batterie immer noch stark besetzt war. Ferner herrschte reger Verkehr in den Verbindungsgräben zwischen I-Werk und der Batterie. 

Am 23. Juni, pünktlich zur festgesetzten Zeit, brachen 2 Kompanien aus ihren Stellungen hervor, unterstützt von Flammenwerfern. Sie gelangten bis an den Fuß der Batterie. Doch just setzte verheerendes französisches Infanteriefeuer aus der rechten Flanke und aus dem Rücken der Angreifer ein. Verzweifelt suchten die Sachsen Schutz in den umliegenden Trichtern. Das Feuer hatte derartige Wirkung, dass es unmöglich war Verstärkungen heranzuführen bzw. die Sturmtruppe in die Ausgangsstellungen zurücknehmen. Verstärkt wurde das Feuer durch aus dem I-Werk 780 herangeführte Maschinengewehre, die auf den Wällen der Hohen Batterie aufgestellt, nun das Feuer frontal auf die Linie der Sachsen eröffnete.

Die Ursache des Dilemmas lag darin, dass der ursprünglich gemeldete Erfolg durch das rechts liegende Infanterie-Regiment 132, nämlich die Einnahme einer nahe gelegenen anderen Batteriestellung, in Wirklichkeit fehlgeschlagen war. Somit klaffte die bereits mehrfach erwähnte offene rechte Flanke und wirkte so beim Angriff der 105er mit verheerender Wirkung für die Angreifer.

Trotz der desolaten Situation der Angreifer befahl die Brigade die Fortsetzung des Angriffs. Da die 105er zu nah an der Batterie lagen, musste von einer weiteren Artillerievorbereitung abgesehen werden. Hauptmann Renner, der stellvertretende Bataillonsführer des II./105, befahl daher den erneuten Angriff für die kommende Nacht in Form eines Handstreiches durchzuführen. Teile der 7./105 rückten zur Unterstützung in die Stellungen, um die starken Verluste auszuglei- chen. Weitere Hilfe sollte von zwei Kompanien des Infanterie-Regiments 143 erfolgen, die ihrerseits, nach Angriffsbeginn, in Richtung des I-Werks angesetzt werden sollten. Mit Einbruch der Nacht zogen sich die Reste der Sturmtruppe in die Ausgangsstellungen zurück.

Die Franzosen legten die ganze Nacht schwerstes Feuer auf die Regimentsstellung. Die offensichtlich immer noch starke Besatzung der Batterie war sehr wachsam und legte fast unaufhörlich das Vorgelände in gleißendes Licht von Leuchtkugeln. Unter diesen Umständen war ein Handstreich ausgeschlossen. Zu allem dem gelangten die angeforder- ten beiden Kompanien des Infanterie-Regiments 143 nicht bis in ihre befohlenen Ausgangsstellungen – sie gerieten in französisches Sperrfeuer und wurden zersprengt.

Leutnant der Reserve Vollrath, von der 7./143, berichtete darüber folgendes: 

Die 7. Kompanie erhielt am Abend des 23. Juni den Auftrag, das etwa 150 m südwestl. Der Batterie von Damloup gelegene Infanteriewerk 780 anzugreifen. Um 12,30 Uhr nachts marschierte die Kompanie in Reihenkolonne, Züge mit 30 Schritt Abstand, ab. Zuerst nach dem Westausgang von Dieppe, dann die Straße Dieppe – Dorf Damloup bis zum Wegekreuz mit der großen Straße Bezonvaux – Damloup. Von dort aus ging es in südwestl. Richtung auf Fort Vaux zu. Etwa 200 m östl. des Forts erreichte der Komp.Führer mit dem vorderen Zuge den Graben 766, der in südwestl. Richtung verläuft. In diesem konnten sie etwa 150 m vordringen. Da bekamen wir heftiges Inf.- und M.G.-Feuer. Alle, die über das Knie hinausragten, wie Oblt. Schöngarth, Lt.d.Res. Thiemann, Vzfw.d.Res.Rosenfeldt und zwei Melder, wurden teils verwundet, teils getötet. Als dann noch Handgranatenfeuer einsetzte, hatte der Zug derartige Verluste, dass Oblt. Schöngarth, befahl, sich zurückzuziehen. Von dem Zuge kamen etwa 15 Mann wieder zurück!

Der 24. Juni verging unter schwerstem französischen Artilleriefeuer, das jede Bewegung im Gelände unterband und den Sachsen weitere empfindliche Verluste zufügte. Die stark mitgenommene 5. und 8. Kompanie wurden durch die 6. und 7. Kompanie abgelöst.

Am Morgen des 25. Juni meldete sich wieder die deutsche Artillerie - Mörserbatterien begannen mit dem Sturmreifschießen der Hohen Batterie. Gegen 9 Uhr vormittags glaubten Beobachtungsposten die Räumung der Batterie zu beobachten. Darauf erfolgte Befehl nach Beendigung der Beschießung, gegen 11 Uhr, Patrouillen gegen die Batterie auszusenden, um diese dann zu besetzen. Dieser Befehl traf allerdings erst nach 11 Uhr bei der durchzuführenden Kompanie ein. Sofortiges Aussenden von Patrouillen ergab, dass die Batterie bereits schon wieder besetzt war. Ein erneutes Wirkungsschießen am gleichen Abend blieb ebenfalls erfolglos . Ein kurz darauf angesetzter Angriff der 7./105 brach auf der Stelle zusammen.

Die Verluste waren außerordentlich hoch gewesen. Innerhalb weniger Tage hatte das II./105 Verluste von rund 180 Mann zu beklagen.

Die 50. Infanterie-Division befahl für die Nacht auf den 26. Juni erneut den Angriff auf die Batterie und das I-Werk. Vorgesehen dafür wurden die 2./105, Teile der 3./105, und der Bataillons-Stoßtrupp des I./105. Ferner wurde die Unterstützung von Flammenwerfern zugesagt. Die Artillerie sollte diesmal schweigen, lediglich die im Regimentsabschnitt eingebauten Minenwerfer sollten von 22 Uhr abends an ihr Feuer gegen die Ziele aufnehmen. Mit dem Platzen der letzten Minen, gegen 3 Uhr morgens, sollten die Angriffstrupps in einem Sprunge zur Batterie vorbrechen, diese nehmen und anschließend den zum I-Werk laufenden Graben aufrollen.

Die Ablösung des II. Bataillons aus seinen Stellungen verlief allerdings mehr als ungünstig, insbesondere für die zum Sturm angesetzte 2. und 3. Kompanie. Sie gerieten beim Anmarsch mehrmals in französisches Artilleriefeuer – die Verbindung unter den einzelnen Gruppen ging verloren. Die zugeteilten Pioniere mit ihren Flammenwerfern wurden versprengt und gelangten erst gar nicht in die Ausgangsstellung. Auf dem Weg hinauf zum Damloup-Rücken wurden die anrückenden Kompanien zudem durch lebhaften Verkehr in den Annäherungsgräben aufgehalten. Erst gegen 2 Uhr morgens, also eine Stunde vor dem geplanten Angriffsbeginn, kamen die seelisch und körperlich sehr mitgenommenen Männer in den Stellungen an. Es schien unmöglich die verbleibende Zeit zu nutzen, um die Verbände für den Angriff zu ordnen. Die Kompanieführer baten um die Verschiebung des Angriffs um 24 Stunden. Der Bitte wurde stattgegeben.

In der kommenden Nacht, gerade als die Einheiten für den Angriff bereitgestellt wurden, erging die Nachricht, dass noch in den kommenden Stunden abgelöst werden sollte.

Und wie angekündigt erschienen in der Nacht zum 27. Juni 1916 Kompanien des Infanterie-Regiments 99 und lösten die Sachsen ab. Doch bereits der Anmarsch durch die völlig zerstörte und ständig unter französischem Feuer liegende Ortschaft Damloup verursachte erste, schwere Verluste. Die Erkundungen gegen die Hohe Batterie setzten sofort ein. Eine Patrouille der 5. Kompanie gelangte am Abend des 28. Juni in einen Graben nahe der Batterie, traf jedoch auf heftigen Widerstand und zog sich wieder zurück.

Man stellte unverzüglich weiteres Angriffsgerät bereit und verbesserte die Ausgangsstellungen. Ein, für die Nacht vom 30. Juni zum 1. Juli, geplanter Angriff konnte auf Grund der bereits in den wenigen Stellungstagen erlittenen Verluste nicht durchgeführt werden. Das Regiment hatte binnen weniger Tage fast 200 Mann verloren, wobei der größte Teil auf den Einsatz am Damloup-Rücken fiel. In der Nacht löste das III. Bataillon die sehr mitgenommenen Kompanien des II. Bataillons in den Stellungen ab. Dem III. Bataillon wurden Züge der I. und II. M.G.K. des Regiments zugeteilt. Der 2. Juli verlief mit Vorbereitungen für den Angriff. Im Rahmen dieser Vorbereitungen wurden die Batterie und das I-Werk unter das Feuer leichter und mittlerer Minenwerfer gelegt.

Am 3. Juli 1916 brachen Stoßtrupps der 10. und 12. Kompanie vor. Die Überraschung gelang. Die französische Besatzung der Batterie, die vor den Minen Schutz gesucht hatte wurde überrumpelt, noch bevor sie zum Gewehr greifen konnten. Der Stoßtruppführer, Lt.d.R. Brombach, stürmte sofort mit seinen Gruppen weiter und drang in das nahegelegene I-Werk ein. Hier fiel der Lt. Brombach im Nahkampf. Sein Tod bewirkte die Aufgabe des I-Werkes – die Stoßtrupps zogen sich wieder auf die Batterie zurück, die sich zwischenzeitlich in fester Hand der beiden Sturmkompanien befand.

Der Angriff brachte 100 Gefangene vom französischen Infanterie- Regiment 172.

Sofort setzte französisches Artilleriefeuer ein. Gegen Morgen konnten drei starke Gegenangriffe mit Handgranaten und durch eigenes Sperrfeuer abgewiesen werden. Weitere französische Angriffe am 4. und 5. Juli folgten, die aber allesamt im deutschen Feuer erstickten. Zur Verstärkung wurde die 9./I.R. 99 herangezogen. Allerdings ließ die Kampfkraft des III. Bataillons nach, die Leute waren am Ende ihrer Kräfte. Am 6. Juli wurden die Reste des Bataillons durch Kompanien des I. und II. Bataillon abgelöst. Die Kämpfe um die Hohe Batterie hatte das III. Bataillon Verluste von rund 190 Mann gekostet.

Im Rahmen eines geplanten, breiten Angriffs in Richtung Fort Souville und Zwischenwerk La Laufée fiel dem Regiment die Aufgabe zu, das nahegelegene I-Werk 780 sowie, bei Erfolg, den anschließenden Laufée-Rücken zu nehmen. Nach ungünstiger Witterung wurde der Angriff auf den 11. Juli 1916 gelegt. Wiederum sollte das III. Bataillon zum Sturm angesetzt werden. Bereits am 10. Juli begann die Artillerievorbereitung, welche wechselseitig mit Gas vermischt war. Zum Angriffszeitpunkt stürmten zwei Kompanien der 99er, dicht gefolgt von weiteren Sturmtruppen. Im ersten Anlauf gelang es in das I-Werk einzubrechen. Gering aufflackernder Widerstand wurde durch den Einsatz eines Flammenwerfers gebrochen. Die Gruppen stürmten weiter und setzten sich etwa 200 m weiter im Trichterfeld fest. Auch die Stellungen links und rechts des I-Werkes waren genommen. Als Rückhalt besetzte die 10. Kompanie das I-Werk. Der gesamte Angriff brachte rund 350 Gefangene von den französischen Infanterie- Regimentern 217 und 221 ein. Die eigenen Verluste beliefen sich auf rund 180 Mann.

Der I-Raum lag nach den schweren Kämpfen noch voller toter Franzosen. Kaum hatte man ihn geräumt, füllte er sich kurz darauf durch einen Volltreffer mit deutschen Toten.

Nach schweren Tagen, in der Hohen Batterie und im I-Werk 780, wurden die Kompanien des III./I.R.99 am 15. Juli 1916 durch das Füsilier-Regiment 39 abgelöst.  

Die Füsiliere verbrachten im Gegensatz zu ihren Vorgängern eine relativ ruhige Zeit, was infanteristische Kämpfe betraf. Der I-Raum blieb während dieser Zeit, auf Grund des Artilleriebeschusses, meistens unbelegt. Einzig bemerkenswerter Punkt war, die fast ununterbrochene Beschießung der beiden Werke durch französische Artillerie. Darüber ein Zitat aus der Regimentsgeschichte der 39er: 

In genauen Zwischenräumen platzen hier die feindlichen Granaten, mit grausamer Präzision ihr Vernichtungswerk erfüllend. Sausend kommt schon die nächste Lage herangebraust. Dumpf krachend krepiert sie, Steinbrocken und Stahlsplitter heulen durch die Luft ...

Am 9. September löste das Infanterie-Regiment 172 auf dem Damloup-Rücken ab. Der I-Raum blieb weiter unbelegt, in der Hohen Batterie gab es 3 Stollen, die aber nur zweifelhaften Schutz boten. Das Regiment hatte die Aufgabe die bisher erreichten Stellungen auszubauen und diese bei eventuellen französischen Angriffen unbedingt zu halten.

In der Nacht vom 7. auf den 8. Oktober 1916 übernahm das Infanterie-Regiment 158 die Stellungen. Es wurde weiterhin am Ausbau der erreichten Linie gearbeitet. Die Soldaten hatten in den ersten Tagen überwiegend mit französischen Artilleriefeuer und starken Regen zu kämpfen.

Am 23. Oktober begann französischerseits starkes Trommelfeuer, welches zur Vorbereitung eines großen Angriffs diente. Den Paderbornern war durchaus bewusst, dass ihre Stellung bei einem eventuellen Angriff äußerst ungünstig lag. Besonders die Gräben an der etwa 300 m vom I-Werk 780 gelegenen „Kanzelstellung“ schienen besonders bedroht. Das I-Werk selbst und die Hohe Batterie waren unbesetzt – zu stark war die Artilleriewirkung in deren unmittelbaren Bereich.  

Gegen Mittag griff die französische Infanterie an, in diesem Bereich die Infanterie-Regimenter 30 und 222. Zuerst frontal, dann umgehend. Die meisten Gruppen der 158er wurden umgangen und von der eigenen Linie abgeschnitten. Die Damloup-Stellung mit den beiden Werken war unhaltbar geworden, die französische Übermacht zu groß. Trotz allem gelang – nach Aussage der Truppengeschichte der 158er – ein geordneter Rückzug aus der Stellung. Die Verwundeten wurden abtransportiert, dass überflüssige Material vernichtet.

Die Franzosen schienen zuerst die neue Lage noch nicht erkannt zu haben, denn den ganzen Tag des 25. Oktober über prasselten immer noch Unmengen von Granaten auf die bereits geräumten Stellungen.

Damit endeten die Kämpfe um die Hohe Batterie von Damloup und das I-Werk 780. Zurück blieben zwei völlig zerstörte Betonklötze und ein unübersehbares Trichterfeld. Deutsche, wie Franzosen hatten in wenigen Monaten Hunderte von Toten, Verwundeten und Vermissten zu beklagen. Sieben deutsche Regimenter hatten um diesen kleinen Geländepunkt gerungen.

Der heutige Zustand der beiden Werke trägt die Wirkung der beiderseitigen Artilleriewirkung. Es sind quasi Musterbeispiele und eindringliche Anschauungsobjekt für die Schrecken dieser Schlacht.

Das I-Werk ist völlig zerstört: Die Decke haben mehrere Volltreffer durchschlagen. Die einst dicken Mauern, insbesondere der Kehlgang sind fast völlig verschwunden. Im nähern Umfeld des Werkes liegen zahllose Beton- und Bruchsteinbrocken, die einst zur Einheit des Betonklotzes gehörten.

Die Hohe Batterie ist heute völlig im Unterholz verschwunden. Eine Begehung ist völlig ausgeschlossen. Man kann nur noch die einstige Größe der Batterie zwischen den dichten Buschwerk erahnen.  

Beide Werke liegen heute im friedlich anmutenden Wald, der allerdings vor 86 Jahren nur aus rauchenden Baumstümpfen, Trichtern, Leichen, Ausrüstungsgegenständen, Waffen und Unrat aller Art bestand. Eine Vorstellung der damaligen Verhältnisse fällt heute mehr als schwer.

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Quellen und Literatur:
  • Fischer, Kurt: I-Werk 780 auf dem Damlouprücken, Mscr. Frankfurt a.M. o.J.  
  • Glogowski, Ernst: Das Königlich Sächsische 6. Infanterie-Regiment Nr. 105 König Wilhelm II. von Württemberg, Dresden 1929. 
  • Kaiser, Alexander: Paderborner Infanterie-Regiment (7. Lothr.) Nr. 158, Oldenburg/ Berlin 1924.  
  • Petri, Hans: 2. Oberrheinisches Infanterie-Regiment Nr. 99, Oldenburg 1925.
  • Reichsarchiv (Hg.): Die Tragödie von Verdun 1916, II. Teil: Das Ringen um Fort Vaux, Berlin 1928.  
  • Rosenberg-Lipinsky von, Hans-Oskar: Das Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiment Nr. 3 im Weltkriege 1914-1918, Zeulenroda 1935. 
  • Rudorff von, Franz: Das Füsilier-Regiment General Ludendorff (Niederrheinisches) Nr. 39 im Weltkriege 1914-1918, Berlin 1925.  
  • Rust, Fritz: Das 4. Unter-Elsässische Infanterie-Regiment Nr. 143, Band II, Berlin 1938
  • Wegener, Hans: Die Geschichte des 3. Ober-Elsässischen Infanterie-Regiments Nr. 172, Zeulenroda 1934.

Abbildungen: 

  • Stephan Klink. 
  • Erich Kassing.
  • Wegener, Hans: Die Geschichte des 3. Ober-Elsässischen Infanterie-Regiments Nr. 172, Zeulenroda 1934.

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Croix de la Vaux / Vaux-Kreuz

Vor der deutschen Verdun-Offensive spielte die Vaux-Kreuz-Höhe, von den Franzosen Croix de la Vaux genannt, militärgeschichtlich gesehen keine besondere Rolle. Doch nur drei Tage nach Beginn des Angriffs auf Verdun überrannten Teile des Infanterie-Regiments Nr. 64 die Höhe und stießen bis zum Südrande des Cauriéres-Waldes vor.

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