e-politik.de - Artikel-Nr: 550
Niccolò Machiavelli
Machiavelli - Die Geschichte als Lehrmeisterin
Machiavelli stützt seine politische Theorie
gänzlich auf die Erfahrungen aus der Geschichte, die Staatsformen und
den Menschen durch Regelmäßigkeiten prägte.
"Und wenn sie meine Schriften lesen", sollten
sie der Gegenwart entfliehen und Rom nachahmen "wann immer fortuna ihnen
dazu Gelegenheit gibt. (...) Denn es ist die Pflicht eines rechtschaffenen
Mannes, anderen das Gute zu lehren, das er wegen der Ungunst der Zeiten
und des Schicksals nicht selbst ausführen konnte, damit viele dazu fähig
werden und es vielleicht einer davon, den der Himmel mehr begünstigt,
verwirklichen kann."
A. Rechtmäßigkeit des Nachdenkens über
die Gegenwart im Lichte der Vergangenheit
= Erstes Prinzip Machiavellis politischer Untersuchung
Annahme von Regelmäßigkeiten und Wiederholungen
in der Geschichte!
Hintergrund:
Machiavellis Menschenbild
- Der Mensch ist Bestandteil der Natur der politischen Gesellschaft
(Mensch macht Geschichte)
- Der Mensch hat stets die gleichen Leidenschaften, Unwandelbarkeit
der menschl. Natur
- Dieselben Ursachen müßen die dieselben Wirkungen haben: Wiederholungen
in Gestalt der Geschichte.
- Ständige Spannung zwischen eigenem Willen und dem Willen zur öffentlichen
Ordnung
- Die Wünsche des Menschen sind unersättlich (Mensch will alles,
Schicksal gibt ihm aber nur wenig)
- Unzufriedenheit und Überdruß an allem
Elemente der Wiederholung: Gesellschaftliche Bedingungen, Regierungsformen,
Ablauf der Ereignisse
B. Die römische Geschichte
= Schlüsselstellung, da sie den gesamten Verlauf einer Republik darstellt
- Livius: ab urbe condita
- Modell für die humanistische Geschichtsschreibung
- Aufstieg und Fall Roms als Paradigma von der monarchischen Gründung
bis zum tyrannischen Ende
- Vollständige politische Ereigniskette
- Für Machiavelli: Vorbild für die republikanische Wiederbelebung
C. Geschichte der Republiken als Teil der kosmischen Ordnung
- Auch Himmel, Sonne und Elemente ändern sich nicht in Bewegung,
Ordnung, Kraft
- Kreislauf der Verfassungsformen: Monarchie, Tyrannei, Aristokratie,
Oligarchie, Demokratie und lasterhafte Entartung
- Verfassungsformen kehren selten zu der ursrünglichen Form zurück,
da sie nicht genug Lebenskraft haben (Opfer eines Stärkeren)
- Das Beste ist daher, alle drei Formen zu vereinigen
Das ganze bergündet Machiavelli mittels empirischer Argumentation, er
ist also kein streng wissenschaftlicher Denker, der politische Richtlinien
in Anlehnung an Naturgesetze zu finden hofft.
Ursprung von Herrschaft
- Zu Beginn der Welt: Alle Menschen leben isoliert wie die Tiere
- Zahlenmäßige Zunahme der Bevölkerung führt zum Zusammenleben
- Um die Verteidigung der Gruppe zu sichern, wird der Stärkste der
Anführer
> Ursprung und Idee des
Edlen und Guten
- Undankbare werden bestraft, Dankbare gelobt
- Um Schlechtes zu vermeiden, werden Gesetze verabschiedet
> Vorstellung von Gerechtigkeit
> Juristische Ordnung
> Fürst wird nun der Vernünftigste
und Gerechteste
Übergang von der Wahlmonarchie zur Erbmonarchie:
Übel, das den Zyklus der Staatsformen auslöst.
D. Die organisierte Gesellschaft als
etwas natürlich Gewachsenes
- Als Ganzes verstandene politische, religiöse und gesellschaftliche
Ordnung
- Stoisches Wachstum: Leben des Geistes, Intellekts
- Machiavellis Naturalismus als Versuch, den antiken Mythos der Natur
wiederaufleben zu lassen
- Untergang der Republik unvermeidlich, da nichts, was geboren wird
ewig leben kann.
Die Republik ist ein natürlich gewachsenes Gebilde im Sinne einer Manifestation
der kosmischen Ordnung. Republiken sind Manifestationen der kosmischen
Ordnung im gleichen Sinne wie Pflanzen, Menschen oder Himmelskörper. Dies
heißt jedoch nicht, das sie organische Gebilde sind.
Daraus fogt: Möglichkeit der Nachahmung!
© 2000 e-politik.de
|