Scheinehe mit Hindernissen
von Frankreich in die USA
"Afrikanischer Schmuck, Madam?" - "Nein danke!"
PETER WEIR: GREEN CARD (1990)

Ein Kapitel aus Dikigoros' Webseite
"AVEZ-VOUS BOURBON . . . ?"
Reisefilme des 20. Jahrhunderts

Seit einiger Zeit wißt ja nun auch Ihr, liebe deutsche Leser, was eine Green Card ist. Und Ihr, liebe indische Leser, wißt es sogar noch besser: etwas, das Ihr Euch statt in der "DDR light", zu der die BRD inzwischen verkommen ist, und wo Ihr nun meistenteils arbeitslos herum hängt und statt der versprochenen dicken Gehälter bloß Sozialhilfe bezieht, lieber gleich in den USA hättet holen sollen - obwohl die dort nicht ganz so leicht zu bekommen ist, wie nicht zuletzt der Film zeigt, den Dikigoros Euch hier vorstellen will. [Inzwischen ist es noch schwieriger geworden, denn die beiden Türme des World Trade Center, die Ihr auf dem Original-Kino-Plakat links oben noch seht, stehen nicht mehr, weshalb sie auf den deutschen Fassungen inzwischen brav weg retouchiert wurden, erst noch etwas stümperhaft, wie Ihr in der Mitte seht - das hat nicht Dikigoros so verpfuscht, sondern es stammt aus der Internet-Werbung des Anbieters! -, dann ganz perfekt, wie auf dem DVD-Cover rechts oben. Das hat die amerikanische Immigrations-Behörde noch zurückhaltender gemacht bei der Ausstellung von Daueraufenthaltsberechtigungskarten - ach, liebe Kämpfer für die Reinheit der deutschen Sprache, die Ihr so sehr an Euren Donaudampfschiffahrtsgesellschaftskapitänen und anderen ur-deutschen Bandwurmwörtern hängt, wäre "permanent permit" nicht wirklich einfacher? - für Ausländer.] Als er gedreht wurde, gab es freilich in Deutschland noch keine "Green cards" (weshalb man für die deutsche Fassung einen anderen Titel finden mußte, was sogar gelang; Dikigoros hätte ihn nicht besser wählen können :-) - wozu auch? Es kam ja auch so jeder rein: legal, illegal, scheißegal; anerkannt, geduldet oder untergetaucht; die Staatsknete floß reichlich, bis zur "Wieder"-Vereinigung mit der DDR hatte man es ja noch dicke. Nicht so in den USA, die zwar moralisch kräftig aufgerüstet hatten unter dem alten Cowboy, pardon Schauspieler Ronald Reagan und seinem Nachfolger George Bush sen., aber auch militärisch, und das hatte verdammt viel Geld gekostet. Da konnte man nicht mehr jeden Hungerleider aufnehmen, zumal man schon mehr als genug Sozial-Schmarotzer im Lande hatte (deren Vorfahren man freilich einst selber geholt hatte, ohne sie lange zu fragen, ob sie die Drecksarbeit machen wollten - nun jammerte man ob der Faulheit ihrer Nachkommen, die sich darauf beschränkten, sich zu vermehren wie die Karnickel und beim Sozialamt die Hand aufzuhalten, d.h. de facto die Weißen für sich arbeiten zu lassen - späte Rache für die einstige Sklaverei; erst Reagans Nach-Nachfolger Clinton sollte die Herzlosigkeit besitzen, sie auf Schmalkost zu setzen und so wieder zum Arbeiten zu zwingen, aber das ist eine andere Geschichte).

"Green card" wirkt in vielerlei Hinsicht irreal; aber 1990 war die Hoch-Zeit von "Equal Opportunity" und "Affirmative Action", da konnte man nicht einfach mit der Holzhammer-Methode einher kommen und mit der Tür ins Haus fallen, sondern man mußte subtiler vorgehen. Das war eigentlich gar nicht die gewohnte Art des Australiers Peter Weir, der zuvor durch eine ganz andere Art von "Reisefilmen" bekannt geworden war: 1981 hatte er "Gallipoli" (von Australien ins Osmanische Reich) gedreht, wobei er ganz und gar nicht subtil anprangerte, wie skrupellos die Briten im Ersten Weltkrieg ihre "weißen Nigger" aus den Dominions verheizten), 1982 "The Year of Living Dangerously [Ein Jahr in der Hölle]" (von Australien nach Indonesien - ein Thema, über das Dikigoros an anderer Stelle etwas mehr schreibt) und 1986 "Mosquito Coast" (Von Nordamerika nach Honduras), die Verfilmung eines Abenteuer-Romans von Paul Theroux. Von Humor, der in Dikigoros' Augen notwendiger Bestandteil eines echten "Reisefilms" ist, war bei alledem nicht die Spur, vielmehr dominiert da knallharte, ja brutale "Action", wie man heute so unschön auf Neudeutsch sagt (und es zumeist noch falsch ausspricht, nämlich mit einem "t" zwischen dem "k" und dem "sch" :-). In "Greencard" zeigt Weir, daß er es auch anders kann: Er deutet vieles nur ganz sachte an, und einiges gar nicht; viele notwendige Zwischenszenen, die er einfach weg läßt, muß sich der Zuschauer selber dazu denken - das vermeidet Überlängen :-) "Green card" beginnt mit einem weder schönen noch subtilen, aber dafür umso lauteren und vor allem politisch korrekten Neger-Trommel-Konzert - wer Augen hat um zu sehen (und Ohren um zu hören :-) denkt sich schon da sein Teil dazu. Und politisch korrekt geht es auch weiter: Der französische Illegale Georges (er ist mit einem Touristenvisum eingereist und dann abgetaucht), der sich da eine Greencard erschleichen will, ist nicht etwa ein Schwarzer, sondern ein Weißer, zwar fett und unsympathisch - ideal besetzt mit Gérard Depardieu alias Obélix alias Fouché (für Nicht-Franzosen: das war Napoléons Gestapo-Chef) -, aber keiner Minderheit angehörend, deren Interessenvertreter darob beleidigt vor Gericht hätten ziehen können. Nun tut die Amerikanerin Brontë, die ihm dazu Beihilfe leistet, indem sie eine Scheinehe mit ihm eingeht, das allerdings auch nicht aus Liebe oder gar Nächstenliebe, sondern vielmehr aus wohl berechnetem Eigennutz. Nein, nicht was Ihr denkt, liebe deutsche Leser[innen]: Einzuräumen, daß die meisten Frauen das tun, weil die betreffenden Männer so gut im Bett sind, wäre politisch unkorrekt und außerdem falsch, denn die, die das wirklich sind, werden meist nicht nur zum Schein geheiratet - auch wenn die Ehen für gewöhnlich nicht allzu lange halten. In den meisten Fällen stehen wohl eher ganz handfeste materielle Interessen im Vordergrund. Dabei muß es sich nicht um Geldzahlungen handeln - das wäre doch viel zu primitiv, um darüber anno 1990 noch einen Film zu drehen; die Zeiten, als testamentarische Verfügungen wie "Fräulein X erbt mein Vermögen, wenn sie bis dann und dann ehrbar verheiratet ist" einen Stoff für Komödien abgaben, sind längst vorbei. Nein, die Gartenarchitektin und Umweltaktivistin Brontë, die in ihrer Freizeit für Grünanlagen in New Yorker Slumvierteln kämpft, hat sich in den Kopf gesetzt, eine ganz bestimmte Wohnung zu mieten, auf deren Dach ein verstorbener Botanik-Professor einen tollen Garten mit Gewächshäusern angelegt hatte; und die Wohnungseigentümerversammlung (noch so ein schönes urdeutsches Bandwurmwort, sogar aus dem Gesetzbuch :-) besteht auf ein verheiratetes Ehepaar.

Stop, liebe Leser, wo sind wir denn da hin geraten? Wart Ihr mal in Deutschland auf Wohnungssuche, nicht einfach so, um ein erschwingliches Dach über dem Kopf zu haben, sondern auf der Suche nach etwas besonderem, das mit Geld nicht zu bezahlen ist, weil es der oder die Vermieter finanziell nicht nötig haben, sondern auf andere Dinge achten? Dikigoros erinnert sich dunkel an die Zeit zurück, als er und seine Frau gerade frisch verheiratet waren, und eine alte Vermieterin ihnen mit der Begründung absagte: "Was wollen Sie als noch kinderloses Ehepaar mit so einer großen Wohnung? Ich gebe sie lieber der Familie mit den drei Kindern." Da hatte sie wohl Recht - aber so etwas hat Dikigoros seither nicht mehr gehört. Heute ist es eher umgekehrt: Was? Ehepaar mit zwei Kindern - und womöglich könnten es ja noch mehr werden, das ist ja schon fast asozial - sucht Wohnung? Nein danke, wir nehmen nur ältere Ehepaare, deren Kinder schon aus dem Haus sind, oder eine alte, allein stehende Dame, die keine mehr bekommen kann und keine Herrenbesuche mehr empfängt. Aber obwohl auch die Wohnungsmiteigentümer[innen] in "Green card" durchweg ältere Semester sind, bestehen sie noch anno 1990 darauf, daß ein junges Ehepaar einzieht, und der Pförtner wünscht der neuen Mieterin sogar noch recht freundlich, daß sich bald Nachwuchs einstellen möge - das ist beinahe eine andere Welt.

Etwas Anderes ist dagegen in der Alten und der Neuen Welt gleich - jedenfalls juristisch gesehen: die Sache mit dem Bleiberecht eines Ausländers aufgrund der Eheschließung mit einer bzw. einem Einheimischen. Wieso eigentlich? Wenn man, d.h. die Einwanderungsbehörde, jemanden persönlich so einschätzt, daß er ein Bleiberecht verdient hat, dann soll man es ihm aufgrund dieser Einschätzung gewähren - aber nur aufgrund dieser persönlichen Einschätzung. Wenn man ihn dagegen als untragbar einschätzt, dann soll man ihn nicht herein lassen. Kann es da einen Unterschied machen, ob der- oder diejenigen eine Dumme oder einen Dummen gefunden hat, der mit ihm oder ihr die [Schein-]Ehe eingeht, oder nicht? Ihr meint, in der Verfassung stünde doch etwas vom Grundrecht auf Ehe und Familie, wozu ja wohl auch deren Zusammenleben gehöre? Ja gewiß - aber wo steht, daß dieses Zusammenleben ausgerechnet in Deutschland statt finden muß und daß diesem Grundrecht das Leben der anderen Menschen in Deutschland in fysischer und materieller Sicherheit unterzuordnen wäre? Wir können nicht jedem Terroristen auf der Welt einen Schonraum als "Schläfer" bieten, und wir können nicht jeden Hungerleider auf der Welt durchfüttern, auch dann nicht, wenn sich jemand findet, der mit ihm oder ihr zum Standesamt stiefelt, nach dem Motto: "Nach drei Jahren haste ja Dein eigenes Aufenthaltsrecht, dann lassen wir uns wieder scheiden." Was hindert denn in "Green card" Georges und Brontë - deren Ehe ja nicht annulliert worden ist - daran, zusammen nach Frankreich zu gehen? Dort nimmt man es mit den Immigranten bekanntlich nicht so genau (zum eigenen Schaden - aber das ist eine andere Geschichte), und dem jungen Glück würde das ja wohl keinen Abbruch tun. Schuld ist die alte, einseitig die Männer begünstigende Regelung, daß ein Mann sich seine Ehefrau von überall her holen bzw. mitbringen durfte, die dann auch bald seinen Namen und seine Staatsangehörigkeit erhielt, sowie deren Abschaffung aus "anti-sexistischen" Motiven in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Wirklich abgeschafft wurde sie gar nicht, vielmehr wurde sie im Zuge einer falsch verstandenen "Gleichberechtigung" auch auf die Frauen ausgedehnt, d.h. nun konnten auch die sich ihren Ehemann von überall her holen oder mitbringen; er konnte ihren Namen annehmen, und wenn er nicht gerade silberne Löffel klaute und sich erwischen ließ, erhielt auch er binnen kurz oder lang ihre Staatsangehörigkeit, voilà. Daß daraus mal ein florierender Markt für überwiegend mißbräuchlichen Heiratstourismus entstehen würde, sah man - der Gesetzgeber - damals offenbar nicht; und ein schlechtes, aber als "fortschrittlich" geltendes Gesetz zu korrigieren oder gar wieder ganz abzuschaffen, ist heutzutage ein Ding der Unmöglichkeit, denn das würde ja bedeuten, Fehler einzugestehen, und Politiker machen bekanntlich keine Fehler, politisch-korrekte Gutmenschen schon gar nicht; also nehmen wir das Gesetz einfach so hin, wie es ist - schließlich gäbe es sonst den Film "Green Card" nicht.

Exkurs. Nein, Dikigoros gehört nicht zu denen, die einer Wiedereinführung der alten, einseitig auf den Mann zugeschnittenen Regelung das Wort redet - das würde nämlich in der Praxis nichts ändern, nur die Umgehung der Gesetze ein klein wenig umständlicher machen. Nur ein klein wenig, denn vielfach ist das ohnehin schon gang und gäbe. Denkt nur mal an die beliebte Methode der Thais, einen blöden europäischen Sugar-daddy als "Visa-Schwein" zu mißbrauchen: Sie heiraten ihn (obwohl sie meist schon mit einem Thai verheiratet sind - allerdings "nur" buddhistish, d.h. nach unseren merkwürdigen Gesetzen unwirksam), gehen mit ihm nach Deutschland, und sobald sie ihr "eigenständiges" Aufenthaltsrecht bekommen haben, lassen sie sich wieder scheiden und holen ihren Thai-Mann und ihre Thai-Kinder aus erster Ehe nach, die nun auch alle dem doofen deutschen Zweitmann (hilfsweise dem deutschen Steuerzahler) zur Last fallen. Kaum ein Thai-Mann macht sich dagegen umgekehrt die Mühe, eine Deutsche zu heiraten - die Praxis läuft halt umgekehrt. Was aber tun dagegen? Nun, Dikigoros befürwortet lediglich ein wenig Konsequenz: Das aus einer Eheschließung resultierende Aufenthaltsrecht sollte an den Bestand jener Ehe geknüpft bleiben, d.h. in dem Augenblick, da die Ehe geschieden wird, erlischt es wieder, basta. Ihr meint, liebe Leserinnen, das würde der Ausnutzung und Erpressung der armen Thai-Frauen durch ihre bösen deutschen Ehemänner doch Tür und Tor öffnen, nach dem Motto: "Wenn du nicht spurst, lasse ich mich scheiden, und du gehst nach Thailand zurück"? Na wenn schon! Das gleiche Risiko gingen sie auch in Thailand ein, wenn sie dort einen Einheimischen heirateten, denn dort kann sich der Mann jederzeit ohne großen Verwaltungsaufwand - und vor allem ohne größere Folgekosten wie Zugewinnausgleich, Versorgungsausgleich und Unterhaltsverpflichtung - wieder von seiner Frau trennen, wenn sie ihm keine gute Ehepartnerin (mehr) ist. Wieso sollte sie sich in dieser Hinsicht verbessern, wenn sie nach Deutschland oder in die USA heiratet? Mit anderen Worten: Dikigoros plädiert dafür, das so genannte "eigenständige" Aufenthaltsrecht für bloß angeheiratete Ausländer abzuschaffen, hilfsweise, es an eine Ehedauer von mindestens zehn Jahren zu knüpfen. Geschehen ist aber unter dem Druck der Lobbyistinnen-Verbände das genaue Gegenteil: Man hat die Dauer, die eine Ehe halten muß, bevor ein[e] Ehepartner[in] ein "eigenständiges" Aufenthaltsrecht erhält, herab gesetzt (auf zwei Jahre) - und das hatte verhängnisvolle Folgen. Aber davon konnte Peter Weir noch nichts wissen, als er "Green card" drehte, denn da war das Sowjet-Imperium noch nicht zusammen gebrochen, d.h. die Frauenmärkte in Rußland, der Ukraïne, Polen und anderen Ländern des ehemaligen Ostblocks waren noch nicht eröffnet - aber darauf kommen wir im nächsten Kapitel dieser "Reise durch die Vergangenheit" noch ausgiebig zurück. Exkurs Ende.

Wie hat Brontë aber so einfach auf die Schnelle einen Heiratskandidaten gefunden? Nun, ihr Freund Antoine - ein offenbar legal eingewanderter Franzose - hat zufällig einen Bekannten, eben den besagten Georges, und er lädt die beiden ins Café "Afrika" ein (das es nicht wirklich gibt; aber an der Schreibweise - nicht "Africa"! - erkennt man, daß es in einem ehemals jüdischen Viertel von New York City liegen soll, nicht etwa im Neger-Viertel Harlem, obwohl das viel besser passen würde, denn dort leben heute so viele aus Frankreich in die USA - legal oder illegal - eingewanderte Senegalesen, daß es von den Bewohnern längst "Le petit Sénégal" oder "Little Senegal" genannt wird :-), wo sie einander kurz guten Tag sagen, und die nächste Szene ist schon vor dem Standesamt, als sie sich nach der Trauung von einander verabschieden, in dem Glauben, einander nie wieder zu sehen, mit den Worten: "Viel Glück mit Deiner Green card" bzw. "Viel Glück mit Deiner neuen Wohnung." So hat man also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, und alles ist im grünen Bereich. [Happy] End[e].

[Greencard - alles im grünen Bereich]

Wirklich? Nein, nicht ganz, aber was jetzt noch passieren kann, sind doch allenfalls läppische Kleinigkeiten, die zwar peinlich sein mögen, aber keine ernsthaften Probleme bereiten. Da geht z.B. Brontë mit ihren Umweltaktivisten essen - politisch korrekt ins "All Nations", wo zu pseudo-griechischer Musik pseudo-italienisches Essen serviert wird von französischen Kellnern - und einer davon ist Georges. Brontë versteckt sich hinter ihrer Speisekarte, und niemand merkt etwas. Geschenkt. Oder das Schnüffler-Duo vom Ausländeramt (dessen weiblicher Bestandteil Dikigoros irgendwie an Rito Süßmilch erinnert), das kontrollieren will, ob die beiden auch wirklich zusammen leben - also nicht bloß eine Schein-Ehe geschlossen haben. Auch das ist eigentlich kein Problem, denn im Haus hat Brontë schon überall erzählt, daß ihr Mann Komponist sei, mit dem Spezialgebiet afrikanische Musik, weshalb er ständig auf Afrika-Safari und folglich nie zuhause sei; das kann also jeder bezeugen. Aber die sturen Beamten bestehen darauf, noch einmal vorbei zu kommen, wenn ihr Ehemann ausnahmsweise mal nicht auf Reisen ist, also muß man ihnen eine kleine Komödie mit dem Titel "Glückliches Eheleben" vorspielen. Aber was ist schon dabei? Wie viele zerstrittene Ehepaare machen nicht einen auf "Friede, Freude, Eierkuchen", wenn Verwandte, Bekannte oder sonstwer zu Besuch kommen? (Zum Beispiel der Anwalt. Dikigoros war kürzlich bei Mandanten im Betrieb, deren Inhaber-Ehepaar ihm "ein Herz und eine Seele" vorgaukelte; erst später erfuhr er, daß die beiden längst getrennt lebten, und daß sie die Show mühsam für ihn inszeniert hatten :-) Sie dürfen halt nur nicht alle gleichzeitig auf der Matte stehen, um die Rollen nicht durcheinander zu bringen, dann bekommt man das schon geregelt: Der besten Freundin Brontës wird Georges als "guter Freund auf der Durchreise" vorgestellt, und ihren Eltern, die unangemeldet zu Besuch kommen, als Handwerker, der gerade den Abfluß in der Küche repariert. Und als besagte Freundin Georges mit zu einer Familienfeier einlädt, zeigt sich, daß er tatsächlich komponieren, Klavier spielen und sogar singen kann - er überzeugt die Hausherrin wider seine eigene Überzeugung davon, den Umweltaktivisten ein paar Bäume zu vermachen. So weit, so gut; und auch die Vorstellung vor den Ausländerbeamten läuft wie am Schnürchen... bis der Beamte die Bitte äußert, ihm das stille Örtchen zu zeigen (wahrscheinlich gar nicht mal, um etwas zu kontrollieren, sondern aus einem persönlichen Bedürfnis heraus). Dummerweise hat Brontë gerade einen Anruf bekommen und steht im Nebenzimmer am Telefon; also muß Georges ran, und die Türen im Flur sehen alle gleich aus. Er öffnet die erste: die Besenkammer. "Da war früher das Klo drin," behauptet er lächelnd, "wir haben gerade renoviert." Aber hinter der zweiten Tür verbirgt sich das Schlafzimmer und hinter der dritten die Terrasse mit den Grünanlagen. Das ist nun doch des Guten etwas zuviel; und obwohl uns Weir den Rest der peinlichen Szene erspart, können wir sie uns leicht ausmalen: Die beiden erhalten eine hochnotpeinliche Vorladung zur Ausländer-Behörde zwecks nochmaliger Vernehmung und weiterer eingehender Untersuchung des Sachverhalts. Was nun?

Das fragt Brontë auch ihren Anwalt, der als ihr gutmütiger, väterlicher Freund dargestellt ist, sich aber eigentlich der Beihilfe zum Einwanderungsbetrug schuldig macht; denn er rät ihr nicht etwa, einen sauberen Schlußstrich zu ziehen, um noch einigermaßen mit Anstand aus der Sache heraus zu kommen (obwohl er diese Möglichkeit zumindest theoretisch auch erwähnt - "aber dann wird Georges deportiert"), sondern vielmehr, fleißig zu büffeln - "wie für ein Examen" -, um die Ausländer-Behörde zu täuschen. Nun beginnt der Film erst richtig, jedenfalls derjenige Teil, der Dikigoros bewogen hat, ihn in seine Sammlung "Reisefilme des 20. Jahrhunderts" aufzunehmen, nämlich das zwangsläufige Kennenlernen der Angehörigen zweier unterschiedlicher Kulturen. Wohlgemerkt: sie müssen sich besser kennen lernen als ein "normales Ehepaar", das nicht von einer mißtrauisch gewordenen Behörde nach den gegenseitigen Eigenschaften und Angewohnheiten befragt wird. Mal ehrlich, wüßtet Ihr, liebe Leser, welche Gesichtskreme Eure Ehefrau benutzt, oder Ihr, liebe Leserinnen, welche Rasierkreme Euer Ehemann? (Nein, Dikigoros meint nicht das teure Marken-Parfum bzw. Rasierwasser, das Ihr einander zu Weihnachten oder zum Geburtstag schenkt, sondern die ganz "alltäglichen" Dinge, die man normalerweise einkauft, ohne groß auf die Marke zu achten!) Oder welche Farbe seine/ihre Zahnbürste hat? Aber Dikigoros will nicht vorgreifen, deshalb beginnt er dort, wo auch Weir beginnt: beim Einkaufen im Supermarkt, wo sich bereits schwer wiegende Gegensätze auftun: Der Franzose Georges ißt z.B. zum Frühstück Croissants mit viel Butter und trinkt dazu starken Bohnenkaffee; die New Yorkerin dagegen... Nein, sie ißt weder fettigen Bacon mit eggs zu Toast mit Jam noch schwere Pancakes mit süßlichem Ahorn-Sirop - das war anno 1990 völlig "out" -, aber: "Wofür kaufst Du denn das Vogelfutter?" fragt Georges. "Das ist kein Vogelfutter, das sind Körner für mein Müsli." Und dazu trinkt sie koffeïnfreien Kaffee. Er raucht nach dem Essen - sie verabscheut Zigarettenqualm. Und der Gipfel: Er rupft das "Unkraut" aus ihren Blumenkästen - derentwegen sie das alles doch bloß auf sich genommen hat! - und baut statt dessen Tomaten, Paprika und Radieschen an! [Da hat es Dikigoros mit seiner Frau leichter: Beide sind sie militante Nichtraucher, beide verabscheuen sie Kaffee, egal ob mit oder ohne Koffeïn; sie bevorzugen Tee - allerdings keine zerbröselten Abfälle aus dem Beutel, sondern feinsten Darjeeling, erste Pflückung, daran sollten auch sparsame Menschen nicht sparen. Nur wenn sie zur Abwechslung mal heiße Schokolade trinken, rührt sich Dikigoros seine umständlich aus Kakaopulver, Vanillin, Milch und kalorienfreiem Süßstoff an, während seine Frau - die ein paar Kalorien mehr vertragen kann - einfach heißes Wasser auf ein Fertigprodukt mit Milchpulver und viel Kristallzucker gießt. Beim Essen können sie sich dagegen auf keinen gemeinsamen Nenner einigen: Dikigoros frühstückt Haferflocken mit Leinsamen in fettarmer Milch, seine Frau Brötchen mit Butter und Schinken - aber das ist kein kultureller Unterschied, sondern Geschmackssache. Und obwohl auch bei Dikigoros Essen und Trinken oberste Priorität hat und er nicht-eßbares Gemüse bisweilen abfällig als "Unkraut" bezeichnet, käme er doch nie auf die Idee, in den Blumenkästen seiner Frau Tomaten o.ä. anzubauen. Aber bei der Farbe der Zahnbürsten wären sie durchgefallen: Dikigoros ist faul, er benutzt eine elektrische, die ist farblos. Frau Dikigoros nimmt es da genauer: sie benutzt zwei verschiedene, eine für morgens, eine für abends, mit unterschiedlich harten Borsten; aber da sie die ziemlich häufig erneuert, weiß sie selber nicht, welche Farbe die gerade verwendeten haben.]

Nun wird ordentlich gebüffelt: Name und Alter der Schwiegereltern, Lebensläufe... [Dabei kommt u.a. heraus, daß sich Georges die Tattoos an seinem linken Arm mal als Matrose, mal als Knacki ("nichts Ernstes, bloß ab und zu mal ein Auto aufgebrochen") hat machen lassen.] Was soll das? Es gibt nur eine Möglichkeit heraus zu finden, ob ein Paar wirklich wie Mann und Frau zusammen lebt, nämlich die Frage, wie sie es im Bett halten - aber das kann man im prüden Amerika halt nicht fragen. (Außer der blödsinnigen Frage, wer im Bett rechts und wer links liegt - aber bloß nicht, wer oben und wer unten liegt! :-) Dagegen hört die Fragerei sofort auf, wenn gemeinsame Kinder vorhanden sind, denn wenn die in den USA geboren sind, werden sie automatisch US-Bürger, selbst wenn sie vom Mars stammen sollten, und die Eltern erhalten ebenso automatisch ein permanentes Aufenthaltsrecht. Welchen [Un-]Sinn das macht dürft Ihr nicht fragen, liebe Leser, denn dieses Gesetz stammt noch aus einer Zeit, als es durch zahlreiche Ausnahmeregelungen durchbrochen wurde und daher in den Augen der amerikanischen Politiker "unschädlich" war. Damals konnten Neger-Sklaven, eingeborene Indianer und zugewanderte Asiaten grundsätzlich nicht US-Bürger sein oder werden. Erst nach dem unseligen Bürgerkrieg wurden diese Ausnahmeregelungen - zunächst nur in Bezug auf Schwarze - gelockert, weil die "Union" sonst im Rückblick keinen moralisch-propagandistischen Vorwand für jenen Krieg mehr gehabt hätte. [Bis zu dessen Ausbruch hatten die USA, genauer gesagt die "American Colonization Society", versucht, die Nachkommen der Schwarzen, die sie einst als Sklaven für ihre Baumwollplantagen importiert hatten, nach Sierra Leone und Liberia "zurück" zu schicken - mit mäßigem Erfolg, sonst wäre den USA vielleicht der Bürgerkrieg - und so manches andere - erspart geblieben.] Die anderen Ausnahmeregelungen wurden erst nach dem Zweiten Weltkrieg aufgehoben, weil die USA sonst im Rückblick keinen moralisch-propagandistischen Vorwand für den "Kreuzzug" gegen die bösen, rassistischen Nazi-Deutschen und Japaner mehr gehabt hätten - so rächt sich das! Heutzutage kommen schwangere Ausländerinnen - vor allem Mexikanerinnen von jenseits des Río Grande - täglich zu Tausenden über die Grenze, um in einem US-Krankenhaus zu entbinden (natürlich kostenlos, der amerikanische Steuerzahler hats ja), und dann holen sie ihre Familien nach. Und wenn man bzw. frau nicht schwanger ist? Dann kann man, so man über eine abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung verfügt und nicht aus einem "Schurkenstaat" stammt, neuerdings an einer Lotterie teilnehmen (übrigens auch, wenn frau doch schwanger ist - doppelt genäht hält besser :-), bei der alljährlich 50.000 Green cards verlost (!) werden - viel idiotischer kann ein Staat die Auswahl seiner Einwanderer wohl nicht gestalten.

Zurück zu "Green Card" und den damaligen Kriterien für eine "echte" oder "Schein"-Ehe: Welchen Sinn macht es, mangels gemeinsamer Kinder nun gleich nach der ganzen Lebensgeschichte der Partner - und womöglich auch noch ihrer Familien - zu fragen? Besteht nicht gerade bei solchen Kandidaten, die sich ihre Green card durch eine mißbräuchliche Heirat erschleichen wollen, eine besonders hohe Wahrscheinichkeit, daß sie sich gut absprechen? (Mehr müssen sie nicht tun, denn jene Lebensgeschichten werden ja nicht auf ihre Richtigkeit geprüft - wie auch? -, sondern lediglich auf ihre Übereinstimmung. Also: Märchenerzähler an die Front!) Und daß gerade Leute, die keine unlauteren Absichten hegen und sich daher nicht groß abgesprochen haben, über diesen Punkt stolpern, zumal wenn sie gerade erst frisch verheiratet sind? Dikigoros kannte, als er seine Frau heiratete, ihren Lebenslauf bis zum Zeitpunkt ihres Kennenlernens nicht - sie seinen auch nicht, geschweige denn den ihrer Eltern und Großeltern. (Frau Dikigoros hat weder ihre eigenen Großeltern noch die ihres Mannes je kennen gelernt - die ersteren waren im Krieg umgekommen, die letzteren schon verstorben, als sie heirateten.) Und was sie einander im Nachhinein über ihr Leben, ihre Familien-Geschichte und alles mögliche andere erzählt haben, konnten und können sie doch ebenso wenig nachprüfen wie die Einwanderungs-Behörde... À propos Kennenlernen: Auch dieser Punkt wird abgefragt, und das mag auf den ersten Blick ganz o.k. sein. Aber abgesehen davon, daß sich Betrüger auch da ein übereinstimmendes Märchen ausdenken können, ist durchaus nicht sicher, daß "ehrliche" Paare diesen Test bestehen. Dikigoros und seine Frau z.B. haben ihr Kennenlernen völlig unterschiedlich in Erinnerung: Er glaubt, daß er sie früher mal in einer Vorlesung gesehen hatte und sie deshalb ansprach; sie glaubt, daß sie ihn früher mal in einer ganz anderen Vorlesung, bei der er eingeschlafen war, geweckt hatte und sich deshalb ansprechen ließ. Tarzan erinnert sich, daß sich Jane erstmal seinen Paß hat zeigen lassen, um sicher zu gehen, keinen Minderjährigen zu verführen (so jugendlich sah Dikigoros mit Mitte 20 noch aus :-); sie behauptet freilich, daß sie bloß mal die Visastempel sehen wollte um zu erfahren, wo er schon überall gewesen sei: in Amerika, Asien, Afrika... Stop - wo haben sich Georges und Brontë kennen gelernt? Richtig: in Afrika! Stimmt ja auch beinahe, und wenn man den Behörden schon Lügenmärchen auftischt ("Wir haben so viel gelogen, daß wir kaum noch wissen, was wahr ist" sagt sie an einer Stelle zu ihm), denn schon - auch wenn sie die Löwen- zu einer Foto-Safari abschwächen. Ja, da ist schon alles recht lustig, um nicht zu sagen lächerlich; dennoch greift es wohl zu kurz, wenn ein deutscher Kritiker - den Dikigoros ansonsten sehr schätzt - meint, daß das Thema des Films "der Gegensatz zwischen der Bürokratie und dem wahren Leben" sei. Das wahre Leben gibt es nämlich gar nicht, liebe Leser, sondern es gibt viele wahre Leben - und das macht es so interessant zu reisen, findet Dikigoros. Für andere mag das weniger interessant sein, nämlich für diejenigen, die nicht einfach durchreisen können, sondern für immer in ihrem wahren Leben gefangen sind. "Ich bin selber in einem Slum groß geworden," sagt Georges zu Brontë, "den Leuten dort ist mit Bäumen nicht geholfen, davon können sie nicht abbeißen."

Seht Ihr, das ist schon ein weiterer Aspekt neben der Diskrepanz zwischen Bürokratie und "wahrem" Leben: Die da unten kommen nicht hoch - und wenn, dann nicht als "Klasse", sondern nur als Einzelpersonen, die nach ihrem Aufstieg nicht mehr daran denken, woher sie kommen, geschweige denn daran, wie sie denen da unten helfen könnten, auch aufzusteigen -, und die da oben wollen gar nicht nach unten schauen - allenfalls stellen sie ein paar billige Putzfrauen und Kindermädchen schwarz ein, das entlastet das Gewissen und vor allem den eigenen Geldbeutel. Die einzigen, die sich ständig bemüßigt fühlen, an "den" Verhältnissen etwas ändern zu wollen, "den" Armen zu helfen und "die" Reichen zu enteignen (und auch noch glauben, daß das eine notwendigerweise etwas mit dem anderen zu tun haben müsse) sind ein paar spinnerte Intellektuelle aus der "bürgerlichen" (nicht der "klein-bürgerlichen"!) Mittelschicht - und zu denen gehört auch Brontë. In welchen Kreisen sie verkehrt, sieht man z.B. an der eleganten Dinner-Party, zu der ihre Freundin (die Tochter der Gastgeberin) Georges ohne ihr Wissen mitschleppt. Und nun geschieht etwas Interessantes - und damit kommt Dikigoros wieder auf seine These zurück, daß es hier in erster Linie um kulturelle Unterschiede geht: Obwohl Georges ein ungehobelter, schlecht frisierter und durchaus nicht angemessen gekleideter grober Klotz ohne Tischmanieren ist, der in Frankreich selber als "Brute" angesehen würde, genügt hier allein der Umstand, daß er Franzose ist und Französisch parliert (in den USA ein Zeichen gehobener Bildung - ebenso wie die Fähigkeit, Klavier spielen zu können), um ihn für die Runde akzeptabel zu machen. (Nein, für Brontë gilt das nicht; der Film ist nicht nach dem Schema "La belle et la bête" angelegt - auch Andie MacDowell ist ja keine Schönheit :-)

* * * * *

Bei der getrennten Vernehmung im Ausländeramt hat Brontë ihre Rolle perfekt gelernt, von der Farbe der Zahnbürsten bis zu der Seite, auf der sie im gemeinsamen Bett schlafen; und auch Georges verkauft sich eigentlich recht gut, bis die Frage nach dem Parfum seiner Frau an der Reihe ist. Es ist Monticelli - aber er kommt einfach nicht drauf und rät herum: "Monaco... nein, Monte Carlo..." Der Beamte (der auch nicht gerade aussieht wie ein Spezialist für Frauenparfum) will das gerade notieren, da rutscht George die dumme Bemerkung heraus: "Das ist die einzige Antwort, die ich mir nicht merken konnte." Und damit ist die Sache geplatzt. Wohlgemerkt, an der bloßen Unkenntnis der Parfum-Marke wäre er sonst nicht gescheitert, denn man erwartet zwar vom Mann, daß er weiß, wonach seine Frau riecht, aber nicht unbedingt, mit welchem Fabrikat sie diesen Duft erzielt; da ist ein kleiner Patzer entschuldbar, zumal man von einem ungebildeten Franzosen nicht im Ernst erwarten kann, daß er sich den Namen eines nicht mehr sonderlich berühmten Malers aus dem 19. Jahrhundert so genau merken kann, noch dazu einen, der eher italienisch klingt. Auch Monaco und Monte Carlo klingen italienisch und fangen mit "M" an (das Parfum von Frau Dikigoros übrigens auch, aber er wird hier nicht verraten, welches das ist :-). Georges weiß, daß das Spiel aus ist (und der Zuschauer weiß es auch, obwohl das wieder eine der Szenen ist, die Weir weg läßt), aber er traut sich nicht, das Brontë zu beichten, also geht sie in dem Glauben nach Hause, daß alles in Butter sei, d.h. mit Butter braucht sie sich ja jetzt nicht mehr herum zu ärgern, sondern kann sich voll auf ihr Müsli und ihr Grünzeug konzentrieren.

Doch dann - der Zuschauer erfährt nicht genau, wieviel Zeit inzwischen vergangen ist - zieht es sie plötzlich magisch ins Café Afrika, und wie es der Zufall will, geht es Georges genauso. Da bekommen sie plötzlich beide einen Rappel, fallen einander um den Hals und entdecken, daß sie sich tatsächlich in einander verliebt haben. Good for them - aber ändert das etwas? Ja, diese Auffassung scheint in gewissen Köpfen, insbesondere angelsächsischen, als geradezu selbstverständlich vorzuherrschen: Eine Ehe wird durch die Liebe geheiligt und erst mit ihr "echt"; wer dagegen aus anderen, etwa gar materiellen Gründen (pfui!) heiratet, der geht nur eine "Schein"-Ehe ein. Ach - ist das so? Wirklich? Wo und seit wann? Außerhalb der "westlichen" Länder käme kein gescheiter Mensch auf die Schnapsidee, aus romantischer "Liebe" zu heiraten (eine Quelle für zahlreiche Mißverständnisse in gemischt-kulturellen Ehen :-) - und im Westen bis zum 19. Jahrhundert auch nicht. Sprechen wir es doch ruhig aus: In gesunden Gesellschaften will die Frau vom Mann ver-sorgt sein, und der Mann von der Frau um-sorgt; nicht mehr - und nicht weniger - dürfen sie von der Ehe auch mit Fug und Recht erwarten. Liebe kommt (und geht), früher oder später, wenn man Pech hat auch nicht, und wenn man Glück hat, dann bleibt sie, in den glücklichsten Fällen sogar ein Leben lang. Aber kann das wirklich ein Kriterium sein, um die "Echtheit" einer Ehe zu beurteilen? Wie viele Ehen müßten dann nicht bereits nach kurzer Zeit wieder geschieden oder gar für von Anfang an unwirksam erklärt werden? Die Ehe hat nüchtern betrachtet einen ganz bestimmten Zweck, nämlich gemeinsam Kinder zu bekommen und aufzuziehen. Aber dafür braucht man nicht notwendigerweise die große "Liebe", sondern "nur" Sex und etwas Verantwortungs-Bewußtsein. "Rechtfertigt" das die Ehe etwa weniger als ein Gefühl, und sei es auch noch so romantisch? "Nein", sagen die Gesetzgeber im Westen heute unisono, "wenn jenes große Gefühl weg ist, dann kann man auch die Ehe weg werfen." Und das tut man (bzw. frau) denn auch zunehmend, ohne Rücksicht auf die allenthalben zunehmend sichtbaren Folgen - nicht nur finanzielle - für die Ex-Partner, für die Kinder und last not least für die Gesellschaft insgesamt. Ob diese Antwort wirklich die richtige ist? Denkt mal drüber nach!

[Bronte und Georges]

Wie dem auch sei, der Film "Green Card" hat kein Happy-end, denn hinter Georges warten bereits die Beamten von der Ausländer-Behörde, um ihn abzuschieben. Brontë ist zwar geschockt, aber obwohl beim Abschied reichlich Tränen fließen, denkt sie offenbar keinen Augenblick daran, mit ihrem geliebten Ehemann etwa nach Frankreich zu gehen (obwohl ihr das ja - juristisch gesehen - nichts schaden würde: sie ginge weder ihrer US-Staatsbürgerschaft noch ihres Aufenthaltsrechts verlustig, könnte also jederzeit wieder zurück kehren) - da ist die Liebe zu ihrem Apartment mit Gewächshaus offenbar doch größer. Georges verschwindet also in einem Auto der Ausländer-Behörde, und Brontë geht allein nach Hause, durchwandert achtlos irgendwelche Straßen, wo sich der nicht abgeholte Müll stapelt und zwielichtige Gestalten vor den Hauseingängen herum lungern. Ein Neger spricht sie an: "Madame, bijoux africains ?" - auf Französisch! Brontë wimmelt ihn mit einem kurzen "Nein danke" ab und geht indigniert weiter. (Dikigoros hätte ihm zwar auch nichts abgekauft, aber er hätte wenigstens ein paar Worte mit ihm gewechselt - so viel Solidarität unter Reisenden, die der französischen Sprache mächtig sind, muß sein; er hat sie fast überall auf der Welt erlebt und schätzen gelernt.) Diese Schluß-Pointe konnte sich Weir nicht verkneifen, die zeigt, daß es einem Schwarzen - anders als einem Weißen - nichts hilft, in jenem Idiom parlieren zu können; bei ihm mißversteht es offenbar niemand als Zeichen "höherer" Bildung, sondern nur als Zeichen, daß er nicht mal aus einer ehemals amerikanischen Kolonie kommt (dann würde er Spanisch sprechen :-), sondern aus einer ehemals französischen - sich also mit einiger Sicherheit illegal in den USA aufhält. Die Szene erinnert Dikigoros an eine andere, die er selber mal erlebt hat, in Paris, auf den Stufen unterhalb von Sacré-Cœur - aber das ist eine andere Geschichte.

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16 Jahre nach "Green Card" von Peter Weir drehte Ulli Baumann ein Remake unter dem Titel "Deutschmänner". Nun war der Ostblock zusammen, genauer gesagt auseinander gebrochen, mit den allseits bekannten Folgen. Der Held des Films, ein junger Makedonier, ist in jungen Jahren nach Deutschland gekommen, hat sich dort bestens "integriert", vor allem mit der Damenwelt, und gerade sein Examen als Bauingenieur erfolgreich abgeschlossen. Statt nun in seine Heimat zurück zu kehren - wo Bauingenieure dringend gebraucht würden; seine Eltern haben ihm sogar schon eine Braut ausgesucht und einen Schwiegervater, in dessen Bauunternehen er gleich anfangen könnte - will er lieber in Deutschland bleiben. Da aber keine seiner vielen Freundinnen bereit ist, ihn zu ehelichen, verfällt er auf die Idee, eine schwule Scheinehe mit einem seiner deutschen Männer-Freunde einzugehen - wobei der falsche Schein nicht nur in der Ehe begründet liegt, sondern auch darin, daß keiner der beiden schwul ist. Auch denen schickt das Ausländeramt jemanden auf den Hals, zum Glück eine attraktive junge Beamtin, die sich prompt in den deutschen Schein-Schwulen verliebt und ihn "umdreht"; und für den Makedonier findet sich am Ende doch noch eine deutsche Frau, die ihn heiratet. Hier haben wir also ein Happy-end, aber ein allzu billiges, ja abgeschmacktes. Und was hätte man aus dem Thema nicht für einen tollen Reisefilm nach Dikigoros' Definition machen können! Der Makedonier hätte - von Deutschland nach Makedonien - seine dortige Verlobte heiraten und bei seinem Schwiegervater arbeiten können; und wenn das schief gegangen wäre - eine Annahme, für die es gute Gründe geben mag -, hätte er zurück kehren können - von Makedonien nach Deutschland -, und die Verwicklungen hätten nicht weniger humorvoll aufgebaut und wieder aufgelöst werden können. Statt dessen läßt Baumann als "dea ex machina" die makedonische Verlobte anreisen, die sich rein zufällig anderweitig verliebt hat und so froh ist, die Verlobung lösen zu können.

Worin besteht aber der wichtigste Unterschied zwischen "Deutschmänner" und "Green Card"? Im Widersinn des deutschen "Happy-ends", das in Wahrheit gar keines ist, ja gar keines sein kann: Während man in den USA ohne weiteres einen französischen Kellner oder Koch brauchen könnte (irgendwer muß die Drecksarbeiten in den Billig-Restaurants schließlich machen, die zu den am schlechtesten bezahlen Jobs überhaupt gehören, die bei "echten" Amerikanern nicht gerade beliebt sind), kann der Arbeitsmarkt der BRD schon mit deutschen Bauingenieuren kaum etwas anfangen - mit makedonischen gleich gar nicht! "Aber", werden mitleidige Gutmenschen einwenden, "Franzosen werden ja zuhause nicht verfolgt und haben folglich auch kein moralisches Recht, in die USA zu gehen; dagegen muß man doch so einem armen Jungen, der aus dem ehemaligen Jugoslavien geflohen ist, wo bekanntlich ein mehrjähriger Bürgerkrieg tobte, Hilfe leisten und..." Vergeßt es, liebe Leser, vergeßt es. In Makedonien war nie Bürgerkrieg (anders als in anderen Gegenden Ex-Jugoslawiens, über die Dikigoros an anderer Stelle berichtet); aus diesem Grund hätte man ihn also nicht aufnehmen "müssen", geschweige denn für immer hier behalten. Und es handelt sich ja auch gar nicht um einen Flüchtling, sondern um einen Schmarotzer, der auf Kosten des deutschen Steuerzahlers ein Stipendium bekommen hat, um hier auf Bauingenieur zu studieren, weil so etwas in seinem Heimatland dringend gebraucht wird - und für viele andere Heimatländer und Berufe gilt das gleiche. Aber nach Abschluß ihrer Studien sind die Herren (und Damen) Stipendiaten meist nicht bereit, in ihre Heimat zurück zu kehren, sondern bleiben in der BRD, wo sie zwar nicht gebraucht werden, aber sehr bequem dem Staat weiter auf der Tasche liegen können. Offiziell sind zwar "nur" gut 20% der Ausländer in der BRD arbeitlos; aber diese Statistik lügt, denn sie zählt nur die Ausländer, die sich legal in Deutschland aufhalten und arbeitslos gemeldet haben (von denen die nicht heim gekehrten Student[inn]en nur einen geringen Teil ausmachen). Tatsächlich kommen noch etwa doppelt so viele nicht offiziell als "arbeitssuchend" gemeldete Familienangehörige hinzu, ferner die arbeitslosen Ausländer mit deutschem (Doppel-)Paß und etwa zwei Millionen "Illegale". [Nein, liebe Gutmenschen, Ihr habt ja Recht, "kein Mensch ist illegal" - außer denen, versteht sich, die trotz einer versuchten, aber verpfuschten Abtreibung geboren wurden; aber für solche "Schäden" haften bekanntlich nach deutscher "Recht"-Sprechung die Ärzte, welche diese "illegale" Tat eines Menschen, sich nicht schon vor seiner Geburt ermorden zu lassen, verschuldet haben. Ansonsten sind alle Menschen auf der Welt legal. Aber das meint Dikigoros gar nicht, sondern ihren Aufenthaltsort - und der ist eben nicht überall auf der Welt legal. Oder würdet Ihr es für "legal" halten, wenn sich demnächst ein halbes Dutzend Immigranten ungefragt in Eurem Haus oder in Eurer Wohnung einnisten würden - auf Eure Kosten? Wenn ja, dann meldet Euch bitte; Dikigoros kann Euch jede Menge davon auf den Hals schicken!] Jene "Illegalen" - und auch ein Gutteil der so genannten "Legalen", egal ob arbeitslos gemeldet oder nicht - "arbeiten" meist als Waffen- oder Drogendealer, Zuhälter oder Prostituierte, Veranstalter von manipulierten Fußballwetten o.ä. Glücksspielen, Auftrags- oder Raubmörder, Diebe oder Einbrecher.

Einer legalen, steuer- und sozialabgabenpflichtigen Beschäftigung (nur das darf man zählen, wenn man eine "ehrliche" Statistik haben will!) gehen insgesamt nicht mal mehr 10% der Ausländer in der BRD nach - Tendenz weiter sinkend. Und obwohl offiziell "nur" 44% von ihnen "Stütze" beziehen - Tendenz weiter steigend -, ist der finanzielle Schaden doch ungleich höher (nach inoffiziellen Berechnungen ca. 100 Mrd. Euro im Jahr - ein paar Jahre konsequente Abschiebungen, und die Haushalte von Bund, Ländern und Gemeinden wären saniert!) als die Milchmädchen-Rechnungen der meisten Politiker ihn ausweisen, denn die besitzen erstens die Frechheit, die von den ehrlichen, anständigen, gesetzestreuen Ausländern (ja, die gibts auch, das wollen wir doch bitte nicht vergessen, und die sollen auch bleiben, ebenso die knapp 1% unter den Asylbewerbern, die tatsächlich politisch verfolgt werden, denn die können wirklich eine Bereicherung sein, nicht nur als Köche, Kellner, Pianisten oder Tomatenzüchter; dafür sollte man ein paar kriminelle Deutsche mit hinaus werfen, z.B. korrupte Politbonzen und Wirtschafts[miß]manager, am besten indem man sie mit eh abzuschiebenden Ausländer[inne]n verheiratet, dann kann die Familien-Zusammenführung gleich im Ausland statt finden :-) gezahlten Steuern und Sozialabgaben "gegenzurechnen" - als ob man die nicht auch dann hätte, wenn man die anderen auswiese! - und zweitens berücksichtigen sie nicht die erheblichen Kosten der Verbrechensbekämpfung: Gehälter für zusätzliche Sozialarbeiter und Polizisten, Staatsanwälte und Richter, und last not least kostet jeder Tag, den ein Krimineller im Knast verbringt, den deutschen Steuerzahler so viel wie ein Tag im 5-Sterne-Hotel, denn alles andere wäre ja "inhuman" - vor allem die z.B. in den USA bisweilen verhängte (und in ganz seltenen Fällen sogar noch vollstreckte) Todesstrafe für Massenmörder o.ä. Deshalb dürfen auch ausländische Terroristen u.a. Schwerverbrecher nicht in ihre Heimatstaaten ausgeliefert werden, denn dort könnte ihnen ja ein weniger luxuriöser Knast - oder womöglich noch schlimmeres - drohen! Also pochen sie alle munter auf ihr Bleibe-"Recht" aus "humanitären" Gründen, denn Abschiebung wäre ja "unmenschlich"! Wenn Ihr das auch so seht... Wenn nicht, liebe Jung-Regisseure: Ein "Reisefilm", der dieses Thema aufgreift, harrt noch seines Gedreht-werdens! Aber bitte nicht mit verkniffenem, ur-deutschem Bierernst, sondern mit Humor und schönen Reisebildern - der Balkan (von wo besonders viele Kriminelle in die BRD gekommen sind) hat tolle Landschaften, wie wir spätestens seit Harald Reinls Winnetou-Filmen wissen -, dann könnt Ihr einen echten Hit landen!

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Nachtrag: Im Oktober 2007 beschlossen die EUrokraten, einen neuen Anlauf zu nehmen, um Inder u.a. "hoch qualifizierte Ausländer", insbesondere EDV-Spezialisten, aus der "Dritten Welt" anzulocken und den Arbeitgebern White cardCarte blanche zu geben, die einheimischen Arbeitskräfte, die längst viel zu teuer geworden waren, auf die Straße zu setzen. (Oder habt Ihr schon mal einen europäischen EDV-Spezialisten gesehen, der für den dreifachen Mindestlohn, also für ca. 20 Teuro pro Stunde, arbeiten will? Dikigoros auch nicht. Allein in der BRDDR sind schon rund 24.000 Ingenieure - ein großer Teil davon in der Fachrichtung EDV - "arbeitslos", weil sie das nicht wollen; wenn es nach der Arbeitgeber-lobby geht, sollen es bald noch mehr viel werden.) Um keine peinlichen Reminiszenzen an das nur wenige Jahre zurück liegende erste Scheitern jenes Experiments aufkommen zu lassen, nannten sie den Karton, mit dem das geschehen sollte, nicht mehr "Green card", sondern - "Blue card" (bzw. in der RÖ "Rot-weiß-rot-card")! Wo bleibt der dazu passende Film, der den Politbonzen, die das ausgeheckt haben, die Red cardRote Karte zeigt?

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