Frank Patch - Deine Stunden sind gezählt

(Death of a Gunfighter)

Universal - 94 m - USA 1968 Romanvorlage von Lewis B. Patten

INHALT

ANALYSE

CAST/CREW

LITERATUR

INFOS

HOME


Inhalt
Marshal Frank Patch ist nach 20jähriger Amtszeit in Cottonwood Springs  nicht mehr unangefochten. Als er den betrunkenen Luke Mills erschießt, sehen die fortschrittlichen Kräfte des Ortes die Gelegenheit gekommen, ihn loszuwerden. Doch Patch setzt sich entschieden, ja brutal zur Wehr.


Analyse
Death of a Gunfighter ist eine recht komplexe Fabel um schlechtes Gewissen, Fortschritt, Moral  und Recht und einen ambivalenten Helden auf verlorenem Posten. Die Vorwürfe, die gegen Sheriff Frank Patch erhoben werden, scheinen nicht aus der Luft gegriffen. Seine Methoden entstammen einem Wilden Westen, der nach Meinung der Stadt-Honoratioren vorbei sein soll. Der Fortschritt in Gestalt eines Autos, das dem Bürgermeister gehört, hat Einzug gehalten, es gibt Pläne für einen aufgeräumten Ort, der der Zukunft gewachsen ist. Frank Patch ist die Verkörperung des Drecks, den ein jeder der Stadtoberen am Stecken hat, und zwar dadurch, daß er als einziger alle schmutzigen Geheimnisse kennt. Als Projektion des schlechten Gewissens ist er so mächtig wie gefürchtet und gehaßt.

Die Geschichte von Death of a Gunfighter steht genau am Angelpunkt des Übergangs des Wilden in einen zivilisierten Westen - und der Film  untersucht in aller Ruhe und Gnadenlosigkeit die psychologischen Motive sowie die Gewalt- und Grausamkeitsmomente, die mit der Gründung rechtlicher Verfaßtheit einhergehen. Die Gemeinschaft, die eine zivlisierte sein wird, rottet sich zusammen, findet zu sich, um ihr Über-Ich gewalttätig zu beseitigen. Die Ermordung ist notwendig keine anonyme Meuchelei, sondern ein kollektiver Gewaltakt - Frank Patch wird am Ende von Gewehrsalven niedergestreckt, auf offener Straße, die Schützen sieht man nicht, denn es sind potentiell alle Bewohner der Stadt.

Der Film verschränkt schlagend Individualpsychologie und Gemeinschaftsgründung. Das Einfallstor der Verwundbarkeit des Mannes ist (siegeltypisch) die Frau, die ihn einer nicht kontrollierbaren Macht ausliefert, der Sexualität. Stellvertretend wiederholt die heimliche Hauptfigur des Films, der Junge Dan, die notwendig problematische Initiation. Frank Patch nutzt das Verhängnis, das die Frau für den Mann ist, auf seine Weise: er kennt die Geheimnisse aller Frauen der Stadt - und damit natürlich der Männer, für die diese bedrohlich sind, als Betrug der Ehefrau genauso wie als Erweis von Impotenz. Frank Patchs Omnipotenz ist eine des Zugangs zum Weiblichen, symbolisiert in seiner (zuletzt ehelichen) Verbindung mit der Doppelfigur von Hure und Mutter, der Leiterin des örtlichen Bordells.

Die drei Orte der Initiation im Western, die Machtzentren der Western-Stadt,  sind in Death of a Gunfighter faszinierend verkoppelt: Office des Sheriffs, Bordell und Saloon. Die neuen, d.h. im klassischen Western nicht vorkommenden, Institutionen, der Stadtrat, der Bezirksmarshall, verbünden sich mit den männergemeinschaftlichen Kräften des Saloons und vertreiben die Kräfte eines souveränen Umgangs mit der Doppelmoral (deren vielleicht eindeutigstes Gegenbild hier der Priester ist). Fortschritt darf  und kann sich nicht auf moralischer Nonchalance gründen, sondern nur auf gewalttätiger Unterdrückung dessen, was als Verfehlung kodiert werden muß.

Der Film gibt keine Kategorien vor, nach denen Frank Patch moralisch im Recht oder Unrecht wäre, er konstatiert nur, daß er der neuen Ordnung im Wege steht. Er spielt seine Rolle als Sündenbock und Opferlamm konsequent zu Ende, indem er ausharrend  den Tod auf sich nimmt. Deshalb ist er noch lange keine Christusfigur - sein Rechtsverständnis ist das alttestamentarisch westerntypische unmittelbarer Vergeltung. Er ist tatsächlich der im Titel apostrophierte Gunfighter - die neue Gemeinschaft, die in seinem Tod und über seine Leiche instituiert wird, ist die unseres Rechtsverständnisses. Das macht Frank Patch zu einem sehr ambivalenten Helden und den Film zu einer alles andere als glorifizierenden Beschreibung und Analyse eines Gründungsmoments.


Cast/Crew
Richard Widmark

Lena Horne

Carroll O'Connor

David Opatoshu

Kent Smith (IMDb)

Jacqueline Scott (IMDb)

Morgan Woodward

Larry Gates (IMDb)

Dub Taylor

John Saxon

Darlene Carr

Michael McGreevey

Royal Dano

Jimmy Lydon

Kathleen Freeman

Harry Carey, Jr.

Amy Thomson

Mercer Harris

Walter Sande

Victor French

Robert Sorrells

Charles Kuenstle

Sara Taft

James O'Hara

- Marshal Frank Patch

- Claire Quintana

- Lester Locke

- Edward Rosenbloom

- Andrew Oxley

- Laurie Mills

- Ivan Stanek

- Mayor Chester Sayre

- Doc Adams

- Lou Trinidad

- Hilda Jorgenson

- Dan Joslin

- Arch Brandt

- Luke Mills

- Mary Elizabeth

- Rev. Rork

- Angela

- Will Oxley

- Paul Hammond

- Phil Miller

- Chris Hogg

- Roy Brandt

- Mexikanische Frau

- Fr. Sweeney

Don Siegel

Robert J.Totten

Richard E. Lyons

Joseph Calvelli

Andrew Jackson

Oliver Nelson (IMDb)

Robert F. Shugrue

Alexander Golitzen

Howard E. Johnson

Stanley Wilson

Carol Hall

Sandy Grace

John McCarthy

Helen Colvig

Bud Westmore

Melvin M. Sr. Metcalfe

Waldon O. Watson

- Regie

- Regie

- Produzent

- Drehbuch

- Kamera

- Musik/Komponist

- Schnitt

- Art Director

- Art Director

- Musikalische Leitung

- Songwriter

- Set Decoration/Design

- Set Decoration/Design

- Kostüme

- Makeup

- Sound/Sound Designer

- Sound/Sound Designer


Literatur
"Totten did the first half and I did the last half but I had nothing to do with the sets, decor, make-up or casting. In addition I had not worked with the writer in preparing the script. So when I was asked to let my name be on the credits, I refused. A director's job is more than yelling 'Action' and 'Cut'."
(Lovell interviews, S. 58)
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Totten hat die erste Hälfte gemacht, ich die zweite, aber ich hatte nichts zu tun mit den Sets, dem Dekor, Make-Up oder dem Casting. Noch dazu hatte ich bei der Vorbereitung des Drehbuchs nicht mit Autor zusammengearbeitet. Also habe ich mich geweigert., als man mich aufforderte, meinen Namen in den Credits zu nennen. Es gehört mehr zum Job eines Regisseurs als 'Action' und 'Cut' zu rufen.

------------------------------------------------------------------------------------------

"Besetzung: Among other titles, it was at one point called 'Patch' - an idea that came from Jennings Lang. Jennings had the bizarre idea that because John Wayne had a son named Patrick, Wayne might accept the picture. Wayne not only turned the picture down, I did also. (...). Jennings had another unbelievable idea: offer it to Clint Eastwood by making the sheriff considerably younger. I told Lyons that the whole premise of the of the story would be lost. I thought it a stupid idea. That choice was an excellent one, but I still didn't want to do it. It was a small picture, which could be shot almost in its entirety on the backlot. In addition, I thought the scropt needed a lot of work.

Anteile: I shot a prologue of Lena Horne standing beside the coffin of her husband, Richard Widmark, at a railroad station. (...) The opening and the ending were my main contributions; in Totten's words, 'You made the book ends of the picture.' I worked nine or ten days on the film. Totten was on it twenty-five days. In re-editing the picture, picking up a few shots, I guess we broke about even on footage in the film (...) I'm sorry that I got involved in the making of the picture. I thought Totten made a mistake in taking his name off the credits when I did, as he was truly the director of Death of a Gunfighter."


A Siegel Film 316-21

"In addition to instinctively liking him personally very much and liking the kind of material he chooses to do, I like the way he works. He is efficient, organized, quiet, in total command. You never feel any loose ends. Don has a very solid approach to filmmaking. He looks on it, from what I could see, as a craft, a job to be done. (...) He is an efficient, organized worker. He's not  a total director like Ford. Don works more like Kazan. You know you're in the picture together with him. And Don has taste. Sometimes what he does is as simple as saying something you've done has come out too strongly or not strongly enough. He's great at that. He also likes the kind of material I like: lean, tough, to the point with no excess verbiage.

(...) Death of a Gunfighter was different. Don didn't like the script in the first place and I wasn't crazy about it either, but it was the best thing around at the time. Later when the director was taken off the picture the studio asked me to finish it, but I didn't want to. I asked Don and he agreed to come in and finish it up. I think what came out was a bad picture. There was no point of view. The first director had one point of view. I had another and Don did his best, patchwork. The scenes he did were great: Lena Horne in the jail at the end, the church scene and the walk down the street, for example.

(...) All I have to add is that if all the pictures I had left could be with Don, that would be fine with me."


Richard Widmark über seine Zusammenarbeit mit Don Siegel. In: Kaminsky: Don Siegel: Director. S. 213/4


Weitere Infos
  • Don Siegel übernahm den Film nach der Hälfte von Robert Totten. Richard Widmark weigerte sich, mit Totten weiterzuarbeiten. Siegel fand Tottens Material dagegen völlig in Ordnung. In den Credits kam erstmals das später immer wieder verwendete Pseudonym Allen Smithee zum Einsatz

---allmovie---imdb---lexikon des internationalen films---


Andere Filme
Verhext!  -- Der Löwe zeigt die Krallen -- Flucht von Alcatraz -- Telefon -- Der letzte Scharfschütze-- Die schwarze Windmühle -- Der große Coup--Betrogen -- Dirty Harry -- Frank Patch - deine Stunden sind gezählt --Ein Fressen für die Geier -- Coogans großer Bluff  -- Nur noch 72 Stunden --Fremder auf der Flucht --Einbahnstraße in den Tod -- Tod eines Killers -- Die ins Gras beißen -- Flammender Stern -- Der Mann aus Arizona -- Hound-Dog Man -- Der Henker ist unterwegs -- Flamenca - Ein Amerikaner in Spanien  -- Strich durch die Rechnung -- So enden sie alle -- Entfesselte Jugend-- Die Dämonischen -- Annapolis Story, An --Hölle 36 -- Riot in Cell Block 11 --Geheimdienst im Dschungel -- Die Nacht vor dem Galgen--Schüsse in Neu-Mexico -- No Time for Flowers --Rote Schlinge -- Night Unto Night --Hier irrte Scotland Yard --Hitler Lives -- Star in the Night

Hosted by www.Geocities.ws

1