Flucht von Alcatraz (Escape From Alcatraz)

Malpaso/Sol C. Siegel - 112 m -
USA 1979
Vorlage: J. Campbell Bruce



Inhalt



Drei Häftlinge unternehmen eine abenteuerliche Flucht von der als ausbruchssicher geltenden Gefängnisinsel Alcatraz in der Bucht von San Francisco.

Die Filme, die Don Siegel mit Clint Eastwood gemacht hat, sind Versuchsanordnungen, die ihren Helden mit Bedacht in übermächtiger feindlicher Umgebung plazieren. Der Heroismus der schlichten, aber wirkungsvollen Art, wie er in den Filmen, bei denen Eastwood selbst Regie geführt hat (Ein Fremder ohne Namen, Der Mann, der niemals aufgibt), bis zur Don Siegel und Clint EastwoodParodie auf die Spitze getrieben wird, verbietet sich der Umstände wegen - oder ist, in vermeintlich zivilisiertem Umfeld fragwürdig geworden. Der Mikrokosmos, in den Eastwood mit den ersten Bildern von Flucht von Alcatraz geschickt wird, ist von extremer Rigidität, räumlicher und sozialer Art. Neben der klaren Hierarchie von Gefängnisleitung/Wärtern und Gefangenen gibt es eine weitere strenge Ordnung unter den Gefangenen selbst. Frank Morris wird sogleich mit beiden konfrontiert: Wolf (homo homini lupus) als bedrohliche Verkörperung des Rechts des Stärkeren in den als privat rekonstruierten Räumen auf Alcatraz (Speisesaal, Dusche, Gefängnishof) und der sadistische Direktor auf der anderen Seite. Morris erweist sich als Meister darin, die Hebel an den richtigen Stellen anzusetzen, nicht die offene Konfrontation zu suchen, sondern Schwachpunkte auszumachen und sofort zu nützen.

Das bestimmende Moment des Lebens auf Alcatraz ist Kargheit: der Verpflegung, der Aktivitäten, der sozialen Beziehungen, die im wesentlichen nach dem Freund/Feind-Schema geordnet werden, sogar so sehr, daß Rassenvorurteile innerhalb dieses Raums suspendiert sind. Realistischerweise sind die Schwarzen auf Alcatraz in der Mehrheit, was der Film nicht betont, aber beim Hofgang immer wieder klar zeigt. Zutritt von außen wird regelmäßig als schmerzhaft empfunden, als Erinnerung an ein Leben, das man am liebsten vergessen hätte. Die Biografien sind brutal abgeschnitten, der einzige Moment der Berührung mit dem Draußen, das vergangen ist, ist ein intensiver und qualvoller Moment. Das Komplement dieses Schmerzes ist das Trachten auf Flucht. Durch die Unmöglichkeit des Gelingens ein beinahe theologisch zu beschreibendes Ziel. Morris ist der einzige, der die Hoffnung sehr handfest und praktisch in die Tat umzusetzen beginnt.

Frank Morris und Wolf im Kampf Die Kargheit der Gefängnisinsel (mit dem gelegentlichen, aber nie subjektiven Blick auf die Silhouette San Franciscos) wird von den filmischen Mitteln reproduziert: Die Beleuchtung ist mehr als low-key, es gibt mehrere Momente (der Flucht, der Fluchtvorbereitung), in denen man buchstäblich gar nichts mehr sieht. Über weite Strecken kommt der Film dazu ohne Musik aus, erst mit der Vorbereitung der Flucht beginnt sie einzusetzen, ein seltsam oszillierender Orgelton, der kein einziges Mal zu einer Melodie findet - als reiner Soundtrack nicht zu ertragen, als spannungssteigernde Tonspur großartig. Wie in Bressons Ein zum Tode Verurteilter ist entflohen, der ohnehin ein verwandter Film ist, ist die reine Tonspur von außerordentlicher Bedeutung. Schritte sind laut, deutlich, bedrohlich, klar herausgearbeitet. Unter den übrigen Geräuschen dominieren die der Materialbearbeitung: die Sägen der Tischlerei, das Abklopfen der Mauersteine, der Bohrer auf der Flucht, Kreischen, Hämmern - und dazu im Kontrast die Stille. Die Isolationshaft stellt dabei die Grenze der Darstellbakeit dar, Siegel ist klug darin, hier nicht folgen zu wollen.

Die Sparsamkeit Siegels in den inszenatorischen Mitteln unterstreicht die Effizienz und Beharrlichkeit von Morris, der in der auf allen Seiten bedrohlichen Umwelt die meiste, kaum vergehende Zeit, wie ein Kaltblütler verharrt, auf seine Möglichkeiten lauert und sofort zugreift, sobald er seine Chance erkennt. Er ist, und das ist Bestandteil der Eastwood-Persona, gänzlich geschichtslos. Seine Biografie bleibt unbekannt, Motivation ist nicht kausal psychologischer Art. Morris ist das Prinzip des Überlebens in tödlicher Umwelt, er ist ein Meister der Anpassung, daraus erklärt sich sein Handeln. Am Ende entläßt der Film seine Helden in die Freiheit: sie verschwinden aus dem Bild, ins Ungewisse, der Epilog ist lapidar, aber genau die Form von Happy End, die dem kargen Film entspricht.

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Clint Eastwood
Patrick McGoohan
Fred Ward
Roberts Blossom
Jack Thibeau
Bruce M. Fischer
Paul Benjamin
Larry Hankin
Frank Ronzio
Hank Brandt
Blair Burrows

James Collier
David Cryer
Don Cummins
Tony Dario
Dana Derfus
Al Dunlap
Sheldon Feldner
Denis Berkfeldt
R.J. Ganzert
Danny Glover
Ray K. Goman
Garry Goodrow
Gordon Handforth
Jim Haynie
Robert Hirschfeld
Eugene W. Jackson
Dan Leegant
Matthews J. Locricchio
Carl Lumbly
Fritz Manes
Don Michaelian
Lloyd Nelson
George Orrison
Jason Ronard
Stephen Bradley
John Scanlon
Don Siegel
Fred Stuthman
Bob Balhat-Chet
Gilbert Thomas
Patrick Valentino
Ed Vasgersian
Ron Vernan
Madison Arnold
Gary F. Warren
Don Watters
Joe Whipp
Terry Wills
Glenn Wright
- Frank Morris
- Aufseher
- John Anglin
- Doc
- Clarence Anglin
- Wolf
- English
- Charley Butts
- Lackmus
- Aufseher
- Aufpasser (Kampf)
- Wärter
- Wagner
- Wäcrter
- Wächter
- Wäter
- Visitors' Guard
- Häftling
- Wäcrter
- Wäcter
- Häftling
- Kapitän Zellenblock
- Weston
- Wäter
- Wärter
- Wäcrter
- Inmate
- Wäter
- Wärter (Besuch)
- Häftling
- Wärter
- Beck
- Wärter
- Wärter
- Bobs
- Wärter
- Wärter
- Arzt
- Johnson
- Mediz. Assistent
- Gefangener
- Häftling
- Cranston
- Stone
- Zimmerman
- Wärter
- Wärter
- Wärter
- Wärter
- Gefangener
Don Siegel
Richard Tuggle
Bruce Surtees
Jerry Fielding
Ferris Webster
Allen Smith
Fritz Manes
Robert Daley
Ed McDonald
Joe McKinney
Chuck Gasper
Bert Hallberg
Marion Dougherty
Wallis Nicita
- Regie/Produzent
- Drehbuch
- Kamera
- Musik/Komponist
- Schnitt
- Production Designer
- Associate Producer
- Executive Producer
- Set Decoration/Design
- Makeup
- Special Effects
- Sound/Sound Designer
- Casting
- Casting

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Literatur


"Tuggle told me that he had submitted the script to me because in 1964 I had been sent the book Escape from Alcatraz by the author, J. Campbell Bruce. I had written back to Mr Bruce that I liked the book very much, but I felt it needed a lot of work. Bruce had showed my letter to tuggle, and Tuggle wanted me to direct this film not only because of my original interest in the book, but also because he was aware that I had directed Riot in Cell Block 11, the best prison film he had ever seen. (...) The shooting of the picture was indeed greatly determined by the presence of the tourists, who arrived adaily on the island. They were allowed by the Parks and Recreation Commission to go anywhere on the island. They watched us filming, frequently dalking during the actual shooting. At this point, Clint's help was invaluable. he would call out to the crowds of spectators, 'Let me lay out the scene with my drector and then I'll sign autographs and let you take pictures.' The situation became so impossible that we were forced to change the schedule and shoot a great many sequences at night, since the tourists were not allowed on the island after the sun had set.
Siegel Film 439/440


"'Escape From Alcatraz' reunites Clint Eastwood with producer-director Don Siegel in one of the finest prison films ever made.(...) From the moment Eastwood walks onto The Rock, until the final title card explaining the three escapees were never heard from again, 'Escape From Alcatraz' is relentless in establishing a mood and pace of unrelieved tension. (...) It's a tribute to first-time scripter Tuggle that these characters are not only believable, but that they mesh so well with the inevitable plot conclusion, each playing a pivotal, if unobtrusive role." 13.6.1979

Weitere Infos

  • Die Vorlage ESCAPE FROM ALCATRAZ, ein Sachbuch über Alcatraz mit ausführlicher Beschreibung des Fluchtversuchs ist erhältlich z. B. über Amazon.de für w
  • Lennie Niehaus, der später  (seit Der Wolf hetzt die Meute) zum Hauskomponisten von Eastwood wurde und mit ihm seit den 50er Jahren und gemeinsamen Army-Zeiten befreundet ist, arbeitete hier als Jerry Fieldings Arrangeur und Orchesterleiter.(DM 13,02). Comstock Publishing; ISBN: 0891740031

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