ANNEMARIE SCHIMMEL
(07.04.1922 - 26.01.2003)
Das Weibliche im Islam

"Niemals wirst du den silbernen Berg erreichen,
der wie eine Freudenwolke im Abendlicht auftaucht.
Niemals kannst du den Salzsee überqueren,
der dir verräterisch zulächelt im Morgennebel.
Jeder Schritt auf dieser Straße führt dich weiter weg
von zuhause..." (Annemarie Schimmel, Konya 1952)

[Buch] [Annemarie Schimmel] ['Schütze mich vor Weisheit' - der Wahlspruch Schimmels]

Ein Kapitel aus Dikigoros' Webseite
LÜGEN HABEN SCHÖNE BEINE
(Wenn Frauen eine Reise tun . . .)

"Die blinde Seherin" war wohl mehr blind (im übertragenen Sinne) als Seherin - und genau genommen nicht einmal das. Die Busenfreundin von Gisela Bonn (sie stammte wie diese aus Erfurt) hatte ihren Beinamen daher, daß sie beim Rezitieren gerne die Augen schloß, um ihren Zuhörern etwas von der Sufi-Mystik vorzugaukeln, über die sie sich so gerne ausließ. Vielleicht hätte man sie lieber - nach einem ihrer Bücher - "Die orientalische Katze" nennen sollen, denn orientalische Katzen waren eigentlich das einzige, wovon sie wirklich etwas verstand - soweit Dikigoros, der persönlich die gemeine Hauskatze vorzieht, das beurteilen kann. (Ja, liebe Muslim-Fresser, der Islam hat auch sympathische Züge. Der eine ist seine Liebe zu Katzen - der Profet Muhammäd soll nicht nur auf kleine Mädchen, sondern auch auf Katzen gestanden haben -, der andere seine Liebe zu Pferden :-) Sie ist ein Muster-Beispiel dafür, wie man die Lebens-Geschichte einer menschlich und wissenschaftlich völlig unbedeutenden Person aus politischen Gründen schön reden und hoch jubeln kann: In den 1990er Jahren wurde es - sei es aus Feigheit, sei es aus falsch verstandener Toleranz oder schlicht aus Unwissenheit - in einigen Ländern des "christlichen Abendlandes" Mode, mit dem Islam nach dem bösen amerikanischen Spruch zu verfahren: "If you can't beat them, join them" - wenn du sie nicht schlagen kannst, mache gemeinsame Sache mit ihnen. Also machte man sich mit dem intoleranten Islam gemein, in der irrigen Hoffnung, dessen Anhänger würde ein solches Entgegenkommen nicht als Schwäche auslegen, sondern als Beweis friedlicher, ja freundschaftlicher Gesinnung. Da kamen Typen wie die schon etwas angeschimmelte Annemarie gerade recht. Flugs überhäufte man sie mit "wissenschaftlichen" Ehren, jubelte sie zu einer Vorkämpferin des Zusammenlebens von Christentum und Islam hoch und zimmerte ihr einen politisch-korrekten Lebenslauf zusammen, der alleine eine Reisebeschreibung wert wäre: Abitur mit 16, Promotion in Islamwissenschaften mit 19, Habilitation mit 24, danach Professorin in Marburg, Ankara, Harvard und Bonn, wo man ihr eigens einen Lehrstuhl für "Indo-muslimische Kultur" einrichtete. Sie schrieb "unzählige" wissenschaftliche Bücher und Aufsätze (sie selber wußte am Ende angeblich nicht mehr, wie viele) und bekam dafür Orden und Auszeichnungen zuhauf, nicht nur in Deutschland, sondern auch und vor allem in und aus Pākistān, ihrer "zweiten Heimat". Klingt das nicht geradezu märchenhaft?

Wie ein Märchen beginnt denn auch ihre erste Autobiografie, die sie 1993 veröffentlichte (auf Englisch - Dikigoros hat sich erlaubt, sie zu übersetzen und leicht zu kürzen, für Leser, die mehr auf Arabisch als auf Amerikanisch stehen :-) "Es war einmal ein kleines Mädchen, das in Erfurt lebte, einem hübschen Städtchen in Mitteldeutschland. Das kleine Mädchen liebte es zu lesen und zu zeichnen. Die Sommerferien verbrachte sie bei ihrer Großmutter auf dem Dorf, die ihr wundervolle Geschichten erzählte von Verwandten, die gefährliche Reisen um Kap Hoorn oder nach Indien unternommen hatten. [Irgendwoher muß die blühende Fantasie ja gekommen sein, Anm. Dikigoros.] Sie ging gerne zur Schule, und später übersprang sie zwei Klassen, um mit 16 die Oberschule zu beenden, mit einem brillanten Abschlußzeugnis, außer in Englisch. Bevor ich [der Wechsel von der dritten zur ersten Person erfolgt nahtlos] zur Universität gehen konnte, mußte ich den Arbeitsdienst ertragen, einen unbezahlten Zwangsarbeitsdienst auf dem Land, wo ich so nützliche Dinge lernte wie Schweinställe zu reinigen und Rote Beete zu ernten. Ich war das einzige Mädchen aus meiner Gruppe, das nicht in die Nazi-Partei aufgenommen wurde. [Wer's glaubt - Dikigoros nicht.] Im Lager hörten wir, daß der Zweite Weltkrieg ausgebrochen war [komisch - da hatte sie wohl das Gras wachsen gehört, denn damals nannte den noch niemand so, Anm. Dikigoros], und unsere Leiterin sagte uns, daß wir nun noch länger [im Arbeitsdienst] bleiben konnten, um unserem herrlichen Führer zu dienen. Das vergrößerte meine nicht-existente Liebe zum Führer nicht gerade. Mein Vater war am ersten Kriegstag nach Berlin versetzt worden. Meine Mutter fand heraus, daß ich vom Arbeitsdienst befreit werden konnte, wenn ich Naturwissenschaften studierte. Warum nicht? In Berlin schrieb ich mich ein und belegte zugleich Kurse in islamischer Kunst. Nachdem ich 1941 meinen Dr. phil. gemacht hatte, trat ich dem Auswärtigen Amt als Übersetzerin bei, weil ich sonst in die Armee eingezogen worden wäre. Nebenbei entdeckte ich Maulana Rumi (in der freien Übersetzung von Rückert), las R. A. Nicholson's Ausgewählte Gedichte aus dem Divan-i Shams-i Tabriz und überraschte meine Professoren mit der Übersetzung einiger Verse [aus dem Englischen! Anm. Dikigoros] ins Deutsche. Nach Abschluß meines Studiums bereitete ich auch das Inhaltsverzeichnis einer 1.500-seitigen arabischen Chronik des 16. Jahrhunderts vor, die noch während des Krieges in Istanbul erschien. Nebenbei schrieb ich meine Habilitationsschrift über die Mamelucken, die ich am 1. April 1945 vorlegte. Am selben Tag wurden wir aus Sicherheitsgründen evakuiert. In einem kleinen sächsischen Dorf wurden wir von den Amerikanern gefangen genommen und nach Marburg gebracht. Zum Glück hatte ich eine Kopie meiner Habilitationsschrift im Koffer, und so konnte ich am 12. Januar 1946 meine Antrittsvorlesung halten. Ich war die einzige Frau an der Fakultät..."

Halt, liebe Leser, an dieser Stelle wollen wir Annemarie Schimmels berauschende Märchenstunde kurz unterbrechen und das Ganze nüchtern betrachten, denn da nimmt es sich weit weniger spektakulär aus: 1922 als Tochter eines Kriegsgewinnlers und Inflations-Spekulanten geboren, lernte sie mit 15 einen Araber kennen (aus dem Gefolge von Amin Mohammed al-Husseini, dem Mufti von Jerusalem, der gerade von den Briten abgesetzt und zur Fahndung ausgeschrieben worden war, dem aber die Flucht gelang, die ihn nach einigen Jahren abenteuerlicher Reisen über Beirut, Bagdad, Teheran und Rom nach Berlin führen sollte, wo Hitler ihm und anderen Feinden des Judentums großzügig Asyl gewährte). Der führte sie u.a. in die Welt des islamischen "Mystizismus" ein, eine etwas schwiemelige Angelegenheit, die das Gehirn benebeln und klares Denken verhindern sollte - und es wohl auch bei ihr tat, denn was sie im folgenden über Schule, Arbeitsdienst und Studium geschrieben hat, ist entweder das Produkt einer völligen geistigen Verwirrung, oder aber schlichtweg erstunken und erlogen. In Wahrheit ging sie mit 16 ohne Abschluß von der Schule ab (was man natürlich als "ab-itur" bezeichnen kann, wenn man will :-) und zum Arbeitsdienst. Der war damals für Mädchen noch freiwillig, denn dem "Gesetz über die Arbeitsdienstpflicht für die gesamte deutsche Jugend" vom 26.06.1935 fehlte es noch an Durchführungs-Verordnungen, so daß vorerst nur Jungen eingezogen worden. Erst am 04.09.1939 wurde die VO verabschiedet; aber die Arbeitspflicht galt auch jetzt noch nicht für Mädchen, die in der Berufsausbildung bzw. im Studium standen - unabhängig von der Fachrichtung. (Ursprünglich war der RAD [Reichsarbeitsdienst] eine Maßnahme zur Beseitigung der Jugendarbeitlosigkeit, vor allem für verkrachte Schulabgänger ohne Abschluß - also genau die Zielgruppe, der Schimmel angehörte; als solcher hatte er schon in der Weimarer Republik bestanden.) Annemarie Schimmel hätte ihr "Pflichtjahr" ja ohnehin schon hinter sich gehabt; aber sie blieb weiter freiwillig dabei, allerdings nicht mehr auf dem Dorf im Schweinestall, sondern sie reiste ihrem Vater (der inzwischen - als alter NS-Parteigenosse - ein hohes Tier mit guten Beziehungen geworden war) nach Berlin nach und belegte nebenbei ein paar Kurse als Gasthörerin an der dortigen Universität - u.a. in "islamischer Kunstgeschichte". Zwei Jahre später wurde der (bezahlte) "Kriegshilfsdienst" als Fortsetzung des RAD eingeführt; ihr Vater besorgte ihr innerhalb des KHD eine Stelle als Hilfsübersetzerin im Auswärtigen Amt, und zuvor - damit sie die hierfür notwendige Qualifikation nachweisen konnte - eine Promotions-Urkunde (die nach nur vier Gast-Semestern natürlich nur getürkt sein konnte; aber wenn man den Nazi-Bonzen nichts schlimmeres hätte vorwerfen können als ein bißchen Urkundenfälschung...).

Gleichwohl blieb Annemarie Schimmel an der Universität Berlin eingeschrieben, wechselte allerdings an den Fachbereich Geschichte, wo sie dreieinhalb Jahre an einer "wissenschaftlichen Arbeit" über die Mamelucken herum schrieb, bis die Russen vor Berlin standen. Am 1. April 1945 leistete man sich den April-Scherz, Fräulein Schimmel noch ein falsches Doktor-Diplom in die Hand zu drücken, damit sie endlich aus Berlin abhauen konnte. (Die Stadt bestand längst nur noch aus Trümmern - und nach einer Karriere als Trümmerfrau stand ihr nicht der Sinn.) So gelangte sie - im Schlepptau der Amerikaner, die das von ihnen eroberte Sachsen und Thüringen gemäß den Vereinbarungen mit den Sowjets räumten - nach Marburg, wo sie die Dreistigkeit besaß, ihr Mamelucken-Skript statt als Doktor-Arbeit als Habilitationsschrift auszugeben (Frechheit siegt) und nach einem Semester einen Vortrag zu halten, den sie später als ihre "Antrittsvorlesung" ausgab. Flugs galt sie als "habilitiert" und bezeichnete sich selber als "Dr. habil." Natürlich widersprach das allen Gesetzen - aber welche Gesetze galten damals überhaupt noch? Legal, illegal, scheißegal, dachte man in einer Zeit, da die meisten Menschen in Deutschland Kohlen klauen mußten - mit ausdrücklicher Billigung des späteren Kardinals Frings, aus dessen Namen für diese Tätigkeit sogar ein neues Verb, "fringsen", gebildet wurde -, um nicht zu erfrieren, und Kartoffeln, um nicht zu verhungern. [Ausgenommen waren natürlich die edlen Besatzer, pardon "Befreier", und ihre Helfershelfer, wie Herbert Frahm (der in der Uniform eines norwegischen Majors und mit einem neuen Paß auf den Namen "Willy Brandt" nach Deutschland zurück kehrte), Charlotte Knobloch (die freilich auf ihre Katze verzichten mußte, worüber sie sich noch sechs Jahrzehnte später, in einem Interview anläßlich ihrer Ernennung zur Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, bitter beklagte) oder die Wahl-Britin Hilde Spiel - aber selbst für die war es damals ein großes Problem, täglich mehrere Pfund frisches Fleisch für ihre herzallerliebsten Schoßhunde zu bekommen, wie uns ihr Tagebuch aus dem Jahre 1946 verrät, das sie 1968 unter dem Titel "Rückkehr nach Wien" veröffentlichte und das anläßlich ihres Todes noch einmal komplett als Fortsetzungs-Geschichte im Bonner General-Anzeiger abgedruckt wurde; am liebsten hätte sie jeden Tag einen Deutschen geschlachtet, aber leider waren die damals alle so abgemagert, daß sich das nicht gelohnt hätte. Dikigoros' Mutter kehrte übrigens im selben Jahr in ihre Heimatstadt Wien zurück und wäre über jeden geschlachteten Schoßhund froh gewesen - aber das ist eine andere Geschichte.]

Wer scherte sich da noch um das (un-)rechtmäßige Zustandekommen einer venia legendi? Nun, die Deutschen, als es ihnen wieder besser ging. Jedenfalls erkannten sie nach der Gründung der Bundesrepublik all den faulen Zauber aus der Nachkriegszeit nicht mehr an, und Annemarie Schimmel mußte froh sein, daß die Universität Marburg ihr leicht erweitertes Mamelucken-Skript 1951 wenn schon nicht als Habil.-Schrift, so doch wenigstens als Ersatz-Dissertation anerkannte, zwar nur für eine Fantasie-Promotion zum "Dr. sc. rel." (den es eigentlich gar nicht gab, jedenfalls hat die Uni Marburg diesen merkwürdigen Grad vor und nach der guten Annemarie niemandem mehr verliehen :-), aber immmerhin. [Ein halbes Jahrhundert später sollte ein gewisser "Skyhawk" von der Universität Mainz auf einer Internetseite das Gerücht in die Welt setzen, Frau Schimmel habe sich daraufhin an der Universität München "habilitiert". Dieses Märchen wollte auch der Traugott-Bautz-Verlag ursprünglich in sein Kirchenlexikon übernehmen (der Entwurf stand schon im Internet); auf eine dezente E-mail von Dikigoros hin hat er das aber dann doch stillschweigend gestrichen, denn an der Universität München weiß man davon nichts.] Ein weiteres Märchen berichtet, Annemarie Schimmel sei 1953 Professorin in Marburg geworden. Tatsächlich reiste sie in jenen nebulösen Jahren nach ihrer "echten" Promotion mehr oder weniger ziellos herum, immer auf der Suche nach einer akademischen Karriere - nach Schweden, in die Niederlande, in die Schweiz; aber mehr als nette Gastaufenthalte mit (angeblichen) Sprachstudien wurden nie daraus.

Da für sie in Europa offenbar nichts zu holen war, ging Annemarie Schimmel schließlich in die Türkei, die sie 1952 erstmals als Touristin bereist hatte, um das Mausoleum von Maulana Rumi in Konya zu besuchen. 1954 bekam sie in Ankara eine Stelle als Lehrerin für Religionsgeschichte. Fleißige Legendenstricker machten daraus später eine "Universitäts-Professur"; aber an der Universität Ankara weiß man davon nichts, und die anderen Hochschulen der türkischen Hauptstadt - Bilkent, Gazi, Hacettepe, ODTU [TH] und Militärhochschule - haben gar keine Ilahiyat Fakültesi [Theologische Fakultät]. (Annemarie Schimmel behauptete anno 2000 in einem kürzlich noch einmal ausgestrahlten Interview von "Alpha-Forum", dem "Bildungskanal des Bayrischen Rundfunks", sie habe an einer "Ilahiyat Fakultät" gelehrt.) Außerdem wird dort durchweg auf Türkisch unterrichtet, einer Sprache, die Schimmel damals noch lange nicht hinreichend beherrschte. Aber es gibt in Ankara noch zwei Einrichtungen, die sich in etwa mit einer amerikanischen "High School" vergleichen lassen [so werden sie auch offiziell ins Englisch übersetzt: "Anatolian High School" (7 Jahre) und "Anatolian Imam and Preacher High School" (8 Jahre). Eine Weiterübersetzung von "High School" ins Deutsche mit "Hochschule" verbietet sich freilich; vielmehr entsprechen diese beiden Schultypen, die sich an die 5-jährige Grundschule anschließen, in etwa einem früheren deutschen "Real-Gymnasium"], in denen auch auf Englisch, Französisch und Deutsch unterrichtet wird, und deren Lehrkräfte - nach französischem Vorbild - "profesör" genannt werden, wie die Hochschullehrer. An einer dieser Einrichtungen wird Annemarie Schimmel wohl unterrichtet haben.

[Exkurs. Daß Annemarie Schimmel bis zuletzt nicht richtig Türkisch gelernt hat, hält Dikigoros für ausgemacht. In ihren Memoiren steht nämlich der dümmliche Satz, der böse Kemal Atatürk habe die Türken ihrer alt-ehrwürdigen arabischen Schrift "beraubt", was zu beträchtlichen Problemen geführt habe. Das kann Dikigoros so nicht stehen lassen. Atatürk war einer der größten Staatsmänner des 20. Jahrhunderts, und zwar einer der ganz seltenen Sorte, die sowohl innen- als auch außenpolitisch Erstklassiges geleistet haben. Einen Krieg gewinnen, na schön. Ein paar Reformen im tiefsten Frieden durchführen, auch gut. Aber unmittelbar nach einem verlorenen Weltkrieg, ausgepowert und besetzt, sein Land wieder zu befreien und es anschließend gesellschaftlich aus dem Mittelalter direkt in die Neuzeit zu führen, das hat vor ihm noch keiner geschafft - und nach ihm erst recht nicht. (Das ist, als hätte 1919 in Deutschland ein General geputscht, die Regierung der November-VerbrecherWeimarer "Demokraten" gestürzt, das Diktatden Vertrag von Versailles zerrissen, den Krieg gegen die Entente wieder aufgenommen, die Besatzungstruppen zum Teufel gejagt und anschließend dringend notwendige gesellschaftliche und wirtschaftliche Reformen durchgeführt. Unmöglich? Ja, das hätte Dikigoros 1919 in Bezug auf die Türkei auch geglaubt - die wirtschaftlich, politisch und militärisch noch viel schlechter da stand als Deutschland!) Die Schriftreform von 1928 war genial, und einen solchen Unsinn wie Annemarie Schimmel diesbezüglich verzapft hat, kann eigentlich nur jemand von sich geben, der weder die türkische Sprache noch die arabische Schrift beherrscht (außer vielleicht zu "künstlerischen", also kalligrafischen Zwecken), denn die letztere eignet sich für die Widergabe der ersteren gleich gar nicht, während das lateinische Alfabet - insbesondere mit den deutschen Umlauten ö und ü - der türkischen Sprache geradezu auf den Leib geschrieben ist. Ohne diese Schriftreform wären die meisten Türk[inn]en wahrscheinlich immer noch Analfabeten, wie vor 1928. Und auch uns Ausländern erleichtert die lateinische Schrift den Zugang zum Türkischen ganz erheblich (so wie ihr Gebrauch für das Maltesische uns die Erlernung des Arabischen erleichtert und der Gebrauch der Dewnagrī für Hindustanī die des Urdū); unterschätzt den Wert solcher Reformen nicht, und nutzt sie, liebe Leser - wir müssen die Sprachen unserer Feinde lernen, nicht um mit ihnen zu dialogisieren, sondern um zu wissen, wie sie denken und was sie hinter unserem Rücken sprechen! A propos Urdū: Dikigoros hält es ferner für ausgemacht, daß Annemarie Schimmel auch das nie richtig gelernt hat, ja nicht einmal die Anfangsgründe. Warum? Weil sie sonst gewußt hätte, daß (fast) kein Urdū-Wort, das auf "-ā" endet, weiblichen Geschlechts ist, auch nicht "Fatwā", ein Wort, auf das wir weiter unten noch zurück kommen werden, und das sie stets mit dem weiblichen Artikel gebrauchte, übrigens ebenso wie ihr Hagiograf Peter Schütt, der nach dem Untergang der Sowjet-Union vom Kommunismus zum Neo-Nazismus und zum Islamismus konvertierte und vom "Hofdichter der DKP" zum Hofdichter der Annemarie Schimmel mutierte und dessen "Allahs Sonne lacht über der Alster" (er lebt in Hamburg - als einer von fast 100.000 Muslimen dort) nur noch der rechte MUT-Verlag die Stirn, pardon, den Mut hatte zu veröffentlichen. Wie dem auch sei, für Dikigoros ist Schütt ein Hofnarr geblieben wie eh und je - vielleicht lacht Allāh ja über ihn? Exkurs Ende.]

Offen lassen will Dikigoros die Frage, warum Annemarie Schimmel damals ausgerechnet in die Türkei gegangen ist. Sie schreibt, sie habe sich damals "in das Land verliebt". Im allgemeinen gut informierte Kreise meinen dagegen, sie habe damals einen Türken geheiratet und die Türkei nach ihrer Scheidung wieder verlassen müssen. Sie hat das nie bestätigt oder dementiert, sondern lediglich mit der Aussage kommentiert, daß das in ihre Intimsfäre falle, die niemanden etwas anginge. Dikigoros respektiert das - obwohl Annemarie Schimmel selber das bei anderen Leuten nie getan hat. Das ist freilich nur konsequent, denn sie ist immer eine überzeugte Muslimin gewesen [egal, ob sie nun formell konvertiert ist und den islamischen Namen Jamila ("die Schöne" - als hätte sie geahnt, daß Dikigoros ihr ein Kapitel von "Lügen haben schöne Beine" widmen würde :-) annahm, wie es u.a. in einem Nachruf des größten pākistānischen Internet-Portals Dawn steht, oder nicht - sie selber hat es stets bestritten]; und als solche konnte es für sie keine Trennung von öffentlichem und privatem Leben geben, da der Islam so etwas nicht anerkennt. Tatsache ist, daß eine Deutsche damals in der Türkei keine langfristige Aufenthalts-, geschweige denn Arbeitserlaubnis bekommen hätte, wenn sie nicht entweder einen türkischen Paß oder einen türkischen Ehemann gehabt hätte - und unstreitig war ersteres nicht der Fall. [Das galt jedenfalls, seit aus dem multi-ethnischen Osmanischen Reich der Nationalstaat Türkei geworden war. Selbst Elsa v. Kamphoevener, zu ihrer Zeit wohl dessen beste deutschsprachige Kennerin, deren Vater General in Diensten des Sultans gewesen war, und die dort immerhin vier Jahrzehnte ihres Lebens verbracht hatte, mußte 1921 als Preußin ihre Koffer packen und das Land verlassen, wiewohl sie fließend Türkisch sprach (sie hatte viele türkische Märchen ins Deutsche übersetzt) und auch sonst sicher erheblich größere Vedienste um das Land hatte als die verschimmelte Annemarie - die sie übrigens nicht mal dem Namen nach gekannt zu haben scheint, denn sie erwähnte sie nie, obwohl sie und ihr Vater an jeder türkischen Universität noch lange Zeit ein Begriff waren.]

Wie dem auch sei, von Ankara aus reiste Annemarie Schimmel 1958 erstmals nach Pākistān, um das Grab des Dichters Muhammad Iqbal in Lahore [das ist die englische Schreibweise für Lāhaur, die Hauptstadt des Panjāb] zu besuchen; und über den muß Dikigoros an dieser Stelle auch ein paar Worte verlieren: Wer sich oberflächlich über ihn informiert, könnte leicht den Eindruck gewinnen, das sei ein Zeitgenosse Goethes und Heines gewesen, denn er wird ständig in einem Atemzug mit ihnen genannt (auch und gerade von Annemarie Schimmel, die ihn zu ihrem geistigen Ziehvater und Abgott machte). Tatsächlich hat er die beiden mal als seine "Vorbilder" genannt - Goethe, weil er den "fernöstlichen Divan" geschrieben, und Heine, weil er dem Judentum entsagt hatte -, und dafür einen Dr. h.c. der Universität München bekommen, aber er war ein Zeitgenosse von Gāndhī, Jinnāh und Nehrū - und mehr als das: Wie diese (und einige andere im Westen weniger bekannte Inder, die später die Unabhängigkeit von England auf ihre Fahnen schrieben) hatte er in England Jura studiert und war Rechtsanwalt geworden. Aber das kann man ihm nicht zum Vorwurf machen, ebenso wenig, daß er aussah wie Stalins Zwillingsbruder oder daß er für die Unabhängigkeit seines Heimatlandes eintrat - die Pākistānī feiern ihn heute als "geistigen Vater der Nation". Aber war er das wirklich? Gibt es überhaupt so etwas wie eine pākistānische Nation? Wohl kaum, und so hatte Iqbal selber es auch gar nicht verstanden. Was er meinte, zeigt vielmehr der folgende Vers aus dem "Lied der Muslime":

"Ķhitā* und Arabien sind unser, Indien ist unser,
wir sind Muslime, und unsere Heimat ist die ganze Welt."
*einige Übersetzer meinen, daß damit lediglich ein Teil Chinas gemeint sei -
das muslimische "Ost-Turkistan" -; aber Iqbal meint wohl eher ganz China.

Ja, Iqbal war alles andere als der unpolitische mystische Dichter, als den ihn Annemarie Schimmel und andere darzustellen versuchen: Er war der Propagandist eines islamischen Indien, ja einer islamischen Welt, daran lassen diese und andere Zeilen aus seiner Feder keinen ernsthaften Zweifel. Und wäre Indien ein ungeteilter Staat unter muslimischer Führung geworden, so wäre die Hindu-Kultur unzweifelhaft ausgerottet worden, wie das noch in jedem von Muslimen beherrschten Staat früher oder später mit den nicht-islamischen Minderheiten geschehen ist. Und die Chancen dafür standen gar nicht schlecht: Die größten Städte Britisch-Indiens - Kalkattā, Bambai, Dillī, Lāhaur und Karatschi - waren überwiegend muslimisch, die sie verbindenden Ebenen des Sindh, des Ganges und des Brahmaputra ebenfalls, die beiden wirtschaftlich reichsten und wertvollsten Provinzen, Panjāb und Bengalen dto - und auf das Kroppzeug in Süd-Indien hatte man noch nie Rücksicht genommen. Es hätte einen Bürgerkrieg mit 'zig Millionen Toten gegeben - na und? Die Völker Indiens sind fruchtbar und mehren sich - das hätte man schnell wieder aufgeholt. Daß es anders kam, daß es "nur" zu Millionen Toten und 'zig Millionen Vertriebenen kam, verdankt Indien allein dem Umstand, daß Iqbal 1938 starb und Bosh 1939 entmachtet (und 1945 ermordet - aber das ist eine andere Geschichte) wurde, und daß ihre Kollegen und Nachfolger - Jinnāh als Führer der Muslim-Liga und Nehrū als Führer des Hindū-Kongresses - eine Teilung Indiens vorzogen, so daß den Hindūs das Herzland Indiens, Bhārat, erhalten blieb - sehr zum Leidwesen aller guten Muslime. Nun wissen wir also, wer Schimmels Begeisterung für den Islām weckte - aber wieso kam sie damals, im tiefsten Deutschland, ausgerechnet auf ihn? Wie sie selber schreibt, standen doch unter Orientalisten ganz andere indische Muslime im Vordergrund, wie Mirza Ģālib oder Taqi Mir. Darf Dikigoros eine ebenso ketzerische wie banale These wagen? Annemarie Schimmel stammte, wie gesehen, aus einer Familie strammer Nazis, und die beiden höchsten Feiertage des "Dritten Reichs" waren der 9. November (Marsch auf die Feldherrnhalle) und der 20. April (Führers Geburtstag). Anhänger[innen] von Iqbal - dessen Geburts- und Todestag just auf diese beiden Daten fallen - brauchten nicht umzulernen und können heute noch ganz unverfänglich feiern...

[Iqbal]

Zurück zu Annemarie Schimmel. Weitere Besuche in Pākistān folgten (angeblich "an die 30"), über die sie 1965 auch ihr erstes Reisebuch schrieb: "Pakistan - ein Schloß mit tausend Toren". Ob es ihr nicht eher ein Buch mit sieben Siegeln war? Dikigoros war zwar nicht in Arkadien, aber auch er war in Pākistān; und obwohl das eigentlich eine andere Geschichte ist, kann er hier doch so viel verraten, daß er dort kein einziges Schloß gesehen hat, das diesen Namen verdient gehabt hätte (sondern nur viele Moscheen), dafür weit mehr als tausend Toren, besonders unter den westlichen Reisenden. Ach, liebe Leser, die deutsche Sprache bietet die Möglichkeit zu so vielen hübschen Wortspielen. (Auch das hübsche englische Sprichwort "Selbst das Paradies hat eine Anzahl von Toren" läßt sich auf Deutsch zweideutig verwenden - nicht so im englischen Original, da "fools" nur die Toren, nicht auch die Tore bezeichnet. Ob Annemarie Schimmel mal in Pākistān den entsprechenden Satz auf Urdū gehört hat? "Kābul me[n] bhi gadhe hotā hai[n]" - auch in Kābul gibt es Esel. Das kann man laut sagen, gerade heutzutage! :-) Leider machen sich die heutigen Schriftsteller[innen] in Deutschland davon kaum noch eine Vorstellung - geschweige denn Gebrauch. Wenn Dikigoros da zurück denkt an die Anfänge der "Friedensbewegung" (aus der später - nach Verdrängung ihres Gründers, des Ex-CDU-Abgeordneten Gruhl und nach Ermordung, pardon Erselbstmordung ihrer Galions-Figuren, des Ex-Generals Bastian und seiner Lebensgefährtin Kelly - erst die "Grüne Alternative Liste" und dann die politische Partei der "Grünen" wurde, die, als sie an die Regierung kam und den Außenminister stellte, den ersten Angriffskrieg der BRD führen sollte - aber das ist eine andere Geschichte), da schrieb einer seiner Ex-Kommilitonen ein hübsches Gedicht mit dem Titel: "Es ist die Zeit der Tauben." Ja, die "Friedensbewegten" trugen jenen komischen Vogel vor sich her, den Pablo Picasso und andere taube Nüsse für besonders friedliebend hielten und halten, obwohl er in Wirklichkeit unter allem Federvieh so ziemlich der aggressivste und zänkischte ist, wie Euch jeder Ortnithologe bestätigen wird. (Ganz im Gegensatz zum Falken, der ständig als ihr ach-so-böses Gegenstück herhalten muß. Dabei ist das ein ganz friedfertiger, die Ressourcen der Umwelt schonender Vogel, der eigentlich der Favorit der Grünen sein müßte; er baut sich nämlich kein eigenes Nest, nimmt auch niemandem eines weg, sondern benügt sich mit einem von anderen verlassenen. Er praktiziert also in vorbildlicher Weise das, was auf Neudeutsch "Recycling" genannt wird.) Tatsächlich meinte er aber die Tauben, die nicht hören konnten oder wollten, was sich hinter der Abrüstungs-Propaganda verbarg, die der Ostblock jenen Hunderttausenden armer Irregeleiteter eingetrichtert hatte, die mit unschöner Regelmäßigkeit im Bundeshauptdorf Bonn zusammen strömten und die Hofgartenwiese vor der Universität und die Poppelsdorfer Allee vor dem gleichnamigen Schloß (übrigens ein echtes [Wasser-]Schloß, allerdings mit nur vier Toren) mit ihren Cola-Dosen, Pappschachteln und Exkrementen verschandelten. (Damals störte es sie noch nicht, daß sie damit die bösen multi-nationalen Konzerne Coca Cola und McDonalds unterstützten :-) Sie begriffen nicht, daß jemand, der einseitig abrüstet und sich damit wehrlos macht, den Krieg nicht verhindert, sondern im Gegenteil heraus fordert; denn sie hatten im Geschichtsunterricht nicht aufgepaßt und wußten deshalb nichts vom Schicksal Karthagos; und sie kannten offenbar auch die wahre Geschichte des (vermeintlichen) Brecht-Zitats nicht, das sie ständig im Munde führten: "Stellt Euch vor, es ist Krieg, und keiner geht hin..." Nicht umsonst ist an die Stelle des alten Wortes "töricht" (von Tor) heute das Wort "dumm" getreten, das ursprünglich nichts anderes bedeutete als "taubstumm"; und vielleicht heißt Taube auf Englisch nicht umsont "dove", was wiederum etymologisch verwandt ist mit "doof" - und so schließt sich der Kreis, ganz ohne Mystik.


[Dove Song - Song für Doofe?]

Aber Dikigoros hat vorgegriffen und will nun wieder auf die hoffnungsvolle Karriere der Annemarie Schimmel zurück kommen. In einer offiziellen laudatio der Universität Bonn zu ihrem 80. Geburtstag steht, daß sie, nachdem sie fünf Jahre lang - von 1954 bis 1959 - "Professorin für Religionsgeschichte an der Islamisch-Theologischen Fakultät der Universität Ankara" gewesen sei, "1959 außerplanmäßige Professorin und Wissenschaftliche Rätin für Islamwissenschaft an der Universität Bonn" wurde. Daß ersteres nicht stimmt, muß man an der Universität Bonn nicht unbedingt wissen; nicht zu wissen, daß auch letzteres nicht stimmt, ist dagegen mehr als peinlich, zumal sich das anhand der alten Vorlesungsverzeichnisse ohne weiteres nachprüfen läßt. Richtig ist, daß Annemarie Schimmel im Wintersemester 1961/62 Dozentin am "Seminar für Orientalische Sprachen bei der Universität Bonn" wurde, einer Einrichtung, die zur Hälfte vom Land Nordrhein-Westfalen und zur anderen Hälfte von der Bundesrepublik finanziert wurde, vornehmlich, um dort Angehörige des Auswärtigen Amts sprachlich auf ihre Auslandseinsätze vorzubereiten, was an der - stets in ihrer unpraktischen "Wissenschaftlichkeit" befangenen - Universität nicht oder jedenfalls nicht in der gebotenen Kürze der Zeit möglich war. [Das "S.O.S.", wie es von seinen Studenten genannt wurde, war 1887 in Berlin als "Kaiser-Wilhelm-Institut für Orientalische Sprachen" gegründet worden - Kaiser Wilhelm I und vor allem sein Enkel Kaiser Wilhelm II waren bekanntlich große Orient-Fans. 1945 lösten es die alliierten Besatzer als "Nazi-Einrichtung" auf. 1960 floh der Ostberliner Japanologe Herbert Zachert in den Westen - gerade noch rechtzeitig vor dem Mauerbau - und gab den Anstoß für die Neugründung des Seminars in Bonn, das entgegen seinem Namen nicht bei, sondern fernab der Universität, in einem Gebäude gegenüber vom Auswärtigen Amt, untergebracht war. Man konnte dort zwar so genannte "Sprach-Diplome" erwerben - in der Regel nach 6 Semestern -, aber keine Staatsprüfungen ablegen oder akademische Grade erwerben. Ende der 1970er Jahre sollte sich das Auswärtige Amt aus der gemeinsamen Finanzierung zurück ziehen; in den 1980er Jahren gliederte das Land Nordrhein-Westfalen es daher der Universität Bonn an, um Kosten zu sparen. Wer sich für die Einzelheiten der Geschichte des S.O.S. interessiert kann sie hier nachlesen.] Dessen Leiter sollte stets in Personalunion ein ordentlicher Professor der Universität Bonn sein (zumeist der Japanologie oder der Sinologie). Im übrigen bestand der Lehrkörper aus "Dozenten", d.h. überwiegend ausländischen Lehrbeauftragten und Lektoren, die ihre akademischen Grade aus der Heimat fortführen durften (auch Herbert Zachert sollte erst 1966 ordentlicher Professor für Japanologie in Bonn werden - bis dahin durfte er seinen Ostberliner Professoren-Titel weiter führen), wobei anfangs wohl noch niemand so genau danach fragte, was für eine Art "profesör" Frau Schimmel an was für einer Art "Hochschule" in Ankara gewesen war. Bald darauf wurde sie rückwirkend zum 28.8.1961 zur Wissenschaftlichen Rätin ernannt, und damit hatte das Kind einen Namen bzw. eine Planstelle. Sie hielt Übungen in "Arabisch für Anfänger" und später auch in "Persisch für Anfänger" ab, jeweils mit Unterstützung eines "native speakers", der die Sprache wirklich beherrschte. [Für Arabisch war dies der langjährige Lektor Raymond Azar.] Daneben las sie jeweils eine Wochensemesterstunde "Geschichte", vorzugsweise Pākistānas, und gestaltete - kalligrafisch, versteht sich - die Titelseiten von "Fikrun wa Fann", einer von Albert Theile heraus gegebenen Zeitschrift für arabische Kultur.

1967 wurde Annemarie Schimmel "Professorin für Indo-Muslimische Kultur an der Universität Harvard". Das schreiben jedenfalls ihre Biografen; und wenn dieses große Ereignis nur ein Jahr später eingetreten wäre, dann hätte Dikigoros es vielleicht sogar geglaubt, ohne es weiter nachzuprüfen. Denn 1968 kam es an den höheren Bildungsanstalten des Westens zum Aufruhr der Schüler und Studenten, ausgehend von Berkeley in Kalifornien über Paris in Frankreich bis nach Deutschland. An einigen roten Hochburgen, wie Bremen und Frankfurt, konnte man nun Professor(in) werden, ohne die gesetzlichen Voraussetzungen - d.h. eine ordnungsgemäße Promotion und Habilitation - zu erfüllen. Auch die einst renommierte Universität Harvard - die älteste der USA - begann damals auf die schiefe Bahn zu geraten; sie verlor seinerzeit ihre Führungs-Position an andere Universitäten und hat sie bis heute nicht zurück gewonnen (nur die Studiengebühren sind weiterhin Spitze :-). [Inzwischen hat Harvard in seriösen Kreisen auch den letzten Kredit verspielt, seit heraus gekommen ist, daß sie sich schon seit Jahren aus Millionen-Spenden vom Familien-Clan des muslimischen Terroristen Bin Lādin finanziert, dessen Angehörige dort studieren durften, ohne ein ordentliches Zulassungsverfahren, wie es anständige, pardon - auch arabische Terroristen sind ja nach Meinung gewisser Gutmenschen "anständige" Mitmenschen - normale, pardon - was ist heute schon noch "normal"? - christliche oder jüdische US-Bürger durchlaufen müssen. Man sollte es nicht für möglich halten, daß es an der dortigen Theologischen Fakultät einen nach Scheich Zayed al Nahyan - dem Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate - benannten und von ihm finanzierten Lehrstuhl gibt; so etwas wäre nicht mal in der BRD möglich!]

Aber ach, liebe Biografen, anno 1967 war es noch nicht ganz so weit - oder glaubt Ihr im Ernst, eine kleine Wissenschaftliche Rätin wie Annemarie Schimmel hätte sich in Bonn nur beurlauben lassen, wenn sie auf einen Lehrstuhl in Harvard berufen worden wäre? Nein, eigentlich wollte sie nur ein Jahr als Lektorin dorthin gehen, denn mehr als ein befristeter Lehrauftrag mit Verlängerungs-Möglichkeit war das nicht. "Indo-muslimische Kultur", war damals nicht mal ein Orchideen-Fach, sondern nur eine Veranstaltungsreihe, deren "credit points" man sich für verschiedene Fächer anrechnen lassen konnte; ursprünglich machte Schimmel mit ihren Student[inn]en hauptsächlich kalligrafische Übungen. [Bitte versteht Dikigoros nicht falsch, liebe Leser, er will die Tätigkeit von Lektoren, Lehrbeauftragten und überhaupt des so genannten "akademischen Mittelbaus" nicht abwerten - im Gegenteil: Er hat während seines eigenen Studiums vor allem ausländische Lektor[inn]en kennen gelernt, denen ihre deutschen Professoren nicht das Wasser reichen konnten, weder fachlich noch menschlich noch in sonst irgend einer Beziehung. Ob ein "Wissenschaftler" bei seinen Schülern und Studenten Wissen schafft, hängt nicht von seinem Dienstgrad oder seiner Dienststellung ab. Um so schlimmer ist es, wenn sich die Betreffenden nicht dazu bekennen. Dikigoros hat bereits an anderer Stelle geschrieben, wie lächerlich er es findet, wenn eine Krankenschwester sich als "Ärztin" und eine abgebrochene Medizin-Studentin als "Dr. med." ausgibt - erst ein solches Verhalten wertet nämlich die "niederen" Stellen ab!] Schimmel gefiel der Job, sie ließ ihn sich verlängern, und ab dem Wintersemester 1969/70 wurde sie in Bonn nicht mehr als "beurlaubt" geführt, sondern gar nicht mehr. Sie hatte Deutschland den Rücken gekehrt; selbst die Semesterferien verbrachte sie nicht dort, sondern weiterhin in Pākistān. Von dort aus machte sie ab und zu auch mal Abstecher nach Indien, oder - wie sie es korrekt nannte - nach Bhārat, der Indischen Union. Über diese Reisen schrieb sie mehrere Aufsätze, die Gisela Bonn - die derweil in Deutschland die Stellung hielt - in "IndoAsia" veröffentlichte.

[Nachtrag. Eine von Schimmels Schülerinnen in Harvard war Benazir Bhutto, die Tochter von Zulfikar Alī Bhutto, dem damaligen Ministerpräsidenten von Pākistān, die diesen Posten später selber - als erste Frau in Pākistān und in der islāmischen Welt überhaupt - für knapp zwei Jahre bekleiden sollte, bevor man sie - wie schon ihren Vater - wegen Korruption aus dem Amt jagte. Offenbar war sie eine schlechte Schülerin, denn Schimmel hat sich stets nur abfällig über sie geäußert. (Oder sollte das etwa daran gelegen haben, daß sie als Tochter einer Kurdin aus dem Iran keine Freundin des Ayatollah-Regimes war?) Als sie nach einigen Jahren des Exils in ihre Heimat zurück kehrte, um sich wieder Wahlen zu stellen, wurde sie von Annemarie Schimmels muslimischen Freunden durch einen Selbstmordanschlag getötet; sie überlebte ihre Kalligrafie-Lehrerin nur um vier Jahre und elf Monate. Keine Angst, liebe Leser, Dikigoros wird hier nicht die dümmlichen Klagen gewisser westlicher Politiker wiederkäuen, mit Bhutto sei eine ach-so-liberale Demokratin von "feigen Terroristen" ermordet worden. Selbstmordattentäter, die das eigene Leben einsetzen, um ihre Ziele zu erreichen, sind nicht "feige" (das sind vielmehr Leute, die das nicht tun und davon laufen, bevor ihre Tat vollendet ist, wie die Attentäter vom 20. Juli 1944 um den sauberen Grafen Stauffenberg), sondern mutig, egal wie verabscheuungswürdig ihre Ziele auch sein mögen - und die Herrschaft des Islām über ein Land zu errichten oder zu zementieren ist immer ein verabscheuungswürdiges Ziel, ob man es nun mit Bomben verfolgt oder mit Druckerschwärze, wie Annemarie Schimmel. Aber aus der Sicht der Attentäter war es eine Heldentat, und eine unbedingt notwendige dazu, denn schon Bhuttos Vater war ein überzeugter Sozialist (was hätte er anderes sein sollen, der in einem sunnitischen Land geboren wurde als Sohn eines shī'itischen Vaters und einer bis zur Heirat hinduïstischen Mutter, und der Absolvent einer christlichen Universität war?), also "liberal" nur im US-amerikanischen Sinne des Wortes, das als Schimpfwort für Salon-Marxisten gebraucht wird; und Benazir hatte diese politische Einstellung gewissermaßen geerbt - sie hätte versucht, aus Pākistān einen weltlichen Staat zu machen. Daß sie diesen außenpolitisch direkt in die Arme Moskaus geführt hätte, war abgemacht - deshalb kann Dikigoros die Krokodilstränen insbesondere der US-Konservativen, die das nur zu gut wußten, ganz und gar nicht nachvollziehen. Aber man muß einfach mal sehen, was das geringere Übel ist: Schon in Pākistānas Nachbarland Afģānistān hat der Westen das nicht begriffen und den katastrofalen Fehler begangen, die braven muslimischen "Widerstandskämpfer" gegen das "gottlose" sozialistische Regime der Moskauer Marionetten in Kābul zu unterstützen - für einen Preis, dessen genaue Höhe noch gar nicht abzusehen ist, da die letzte Rate noch lange nicht bezahlt ist... Ach, Ihr habt auch irgendwo gehört oder gelesen, daß Bhutto gar nicht von den Muslimen umgebracht worden sei - denn das seien doch ihre besten Freunde gewesen, da sie selber seinerzeit die Gründung der Tālibän und/oder von Äl-Qaidā gefördert habe -, sondern von dem bösen Militär-Diktator Musharraf? Pardon, aber wer das glaubt muß ein ziemlich kurzes Gedächtnis haben: "Die" Tālibän als politisch-militante Organisation entstanden - ebenso wie Äl-Qaidā - schon Anfang der 1980er Jahre, als Reaktion auf den sowjetischen Einmarsch in Afģānistān; gewiß wurden sie von Pākistān (im Bündnis mit den - und unter dem Druck der - USA) massiv unterstützt; Benazir Bhutto wurde aber erst Ende 1988 Ministerpräsidentin! Und wenn Musharraf sie so gefürchtet hätte, wie manche behaupten, dann hätte er sie doch gar nicht aus dem Exil zurück kehren lassen! Wie dem auch sei - eines kann man Benazir Bhutto ebenso wenig absprechen wie ihren Attentätern: persönlichen Mut, denn sie wußte, worauf sie sich einließ, als sie nach Pākistān zurück kehrte, und daß ihre Überlebenschancen im Wahlkampf allenfalls 50:50 waren; denn sie wurde von vielen gehaßt, nicht nur weil sie eine Frau mit politischen Ambitionen und eine Sozialistin war, sondern weil sie auch selber über Leichen gegangen war - auch insofern "erblich vorbelastet" durch ihren Vater, der für die Ermordung eines politischen Gegners gehenkt wurde -; wenn man ihrer Schwägerin glauben darf, ließ Benazir Bhutto sogar ihren eigenen Bruder ermorden, als der ihrer politischen Karriere im Wege stand (ein Verbrechen, das man ihrem Ehemann in die Schuhe zu schieben versuchte, weshalb dieser acht Jahre unschuldig in Untersuchungshaft saß). Möge Allāh ihr die Gnade gewähren, in einer anderen Hölle zu schmoren als Annemarie Schimmel.]

Halt, Dikigoros hat schon wieder vorgegriffen. 1970 ereignete sich nämlich ein Glücksfall für Annemarie Schimmel: Der Kochbeutelreis hatte den Markt erobert. Ja, liebe Leser, Ihr habt richtig gelesen, aber damit Euch das einleuchtet, muß Dikigoros wohl etwas weiter ausholen: Es war einmal ein junger Mann namens At'allah Ozai, dessen Clan-Name Durrani ihn als Angehörigen eines der wildesten Paschtunen-Stämme aus dem Grenzgebiet des heutigen Afģānistān und des heutigen Pākistān ausweist. (Das sind die, aus denen sich die berüchtigten "Tālibän"-Terroristen hauptsächlich rekrutieren.) Dieser junge Mann hatte anno 1939 eine eigentlich ziemlich schwachsinnige Erfindung gemacht: eben den Kochbeutel für Reis. Niemand, der seine fünf Sinne beeinander hatte (und hat :-) käme auf die Idee, so etwas zu kochen, geschweige denn zu essen; deshalb bestimmte er testamentarisch, daß sein Vermögen in einen Fond für die Bewerbung von Kochbeutelreis gehen sollte, genauer gesagt in die wissenschaftliche Werbe-Forschung in Form eines "Fellowships" an der Universität Harvard. Aber die kochfaulen Nachkriegs-Amerikaner[innen] verhalfen seiner Erfindung bald zu einem derartigen Erfolg, daß man sich alle weiteren Werbekampagnen sparen konnte. Die Frage war nun: Wohin mit dem Geld? Durrani war 1964 gestorben, ihn konnte man nicht mehr fragen. Also fragte man Annemarie Schimmel, die gerade mal wieder einen Urlaub in seiner Heimat verbracht hatte - und die kam auf eine geniale Idee: Warum sollte das Fellowship für Kochbeutelreis-Werbung nicht umgewandelt werden in ein Fellowship für Indo-Muslimische Kultur? Gesagt, getan - und wer bekam die Stelle? Richtig, Annemarie Schimmel! [Böse Zungen behaupten, weil sie ein Verhältnis mit James Cherry, dem Treuhänder der Durrani-Stiftung, hatte, aber das hat Dikigoros nicht verifizieren können.] Heute gibt es in Harvard tatsächlich einen Lehrstuhl für Indo-Muslimische Sprachen und Kultur, auf dem z.Z. Professor Alī Asanī sitzt; und Schimmels Biografen schließen gerne vom jetzigen auf den damaligen Zustand zurück; aber unter einem "Fellowship", wie es Durrani gestiftet hatte, muß man sich eher so etwas wie ein besser dotiertes Graduierten-Stipendium vorstellen als einen Lehrstuhl mit "Apparat" - dafür hätte Durranis Nachlaß denn doch nicht gereicht. "Minute Rice Chair" - Minutenreis-Professur - nannten es die Kollegen spöttisch.

Aber, werden einige Leser einwenden, steht das alles nicht auch so in Kürschner's berühmtem "Gelehrtenkalender"? Wohl wahr, wohl wahr - umso schlimmer! Denn der "Kürschner" beruht allein auf den Angaben der dort verewigten "Gelehrten", und da gab Annemarie Schimmel halt schon 1961 kackfrech an: "Dr. habil. Marburg 1946", "apl. Professorin Marburg 1953", "ordentliche Professorin Ankara 1954" (wo dort, d.h. an welcher Bildungsanstalt, steht nicht dabei), und später entsprechend: "ordentliche Professorin, Harvard". Aber in amerikanischen Publikationen dieser Art sucht man sie vergeblich: Im "Who's Who in America" ohnehin - aber da muß ja nun nicht jede Professorin drin stehen. Allerdings auch nicht im "Academic Who's Who". Nun ja, das erscheint in London, vielleicht hat man sie da zufällig übersehen. Aber in der vielbändigen Ausgabe des "Dictionary of American Scholars" fehlt sie ebenfalls, und das, liebe Leser, müßte auch den letzten Zweiflern zu denken geben, denn verlaßt Euch drauf (oder prüft es selber nach :-), dort steht jeder ordentliche ("Full") Professor und selbst jeder "Associate" Professor der Harvard University verzeichnet - freilich nicht jeder "Fellow", der ein paar aus Drittmitteln finanzierte Übungen in Kalligrafie o.ä. abhält.

[Kalligrafie von Annemarie Schimmel] [mutmaßliches Vorbild: der gusano rojo, unverzichtbarer Bestandteil eines guten Tequila]

So ganz zufrieden scheint Annemarie Schimmel mit ihrer Stellung als "Fellow" auf Dauer denn auch nicht gewesen zu sein; jedenfalls bereitete sie den Absprung vor. Da traf es sich gut, daß die Anhänger des schī'itischen Ayatolla Ķhomeinī 1979 den Shâh von Persien verjagten und im Îrân ein Terror-Regime errichteten, dessen "Studenten" [nichts anderes bedeutet "Tālibän"] unter Mißachtung aller Spielregeln der internationalen Diplomatie die U.S.-Botschaft in Tährân stürmten und deren Angehörigen als Geiseln nahmen. Honni soit qui mal y pense - um zu demonstrieren, daß sie weder frauenfeindlich waren noch etwas gegen die USA hatten, machten die Mullahs Annemarie Schimmel ein Angebot, von dem sie schon immer geträumt hatte: eine Gastprofessur an der Universität Tährân! Schimmel brach sofort auf, nur um feststellen zu müssen, daß dieses Angebot wohl nicht ganz ernst gemeint war: Sie durfte ein paar Blockseminare in den Semesterferien über irgendwelche Belanglosigkeiten (Kalligrafie - ihr Steckenpferd - war da wie immer ein dankbares Thema) abhalten, dann wurde sie höflich wieder verabschiedet. Bemerkenswerterweise fehlt der Hinweis auf diese "Gastprofessur" in allen Nachrufen - diesen Gipfel der Peinlichkeit will man heutzutage denn doch nicht mehr allzu stark betonen, nicht einmal im Îrân! (Den Ehrendoktorhut der Universität Tährân in Anerkennung ihrer damaligen wissenschaftlichen Verdienste sollte man ihr erst viele Jahre später nachschicken - als ihren letzten.) Ebenso fehlt allenthalben der Hinweis, daß Annemarie Schimmel sich Jahre lang dazu her gab, in der offiziellen Hauspostille der Botschaft der Islamischen Republik Îrân - wie jener Staat von nun an genannt wurde - schamlos Propaganda für das Mullah-Regime zu machen.

[Annemarie Schimmel mit dem iranischen Mullah-Führer Khatami]

Doch Annemarie Schimmel gab nicht auf: 1980 erschien ihr Buch "Islam in the Indian Subcontinent" (in Leiden - nomen atque omen; die Universität dort hatte auch arg gelitten unter den "Achtundsechzigern"; die deutsche Übersetzung sollte drei Jahre später folgen). 1982 schien der Wechsel dann doch endlich zu klappen: Schimmel - inzwischen sechzig Jahre alt - ließ sich in Harvard beurlauben und ging, wiederum als "Gast-Professorin", ans Londoner "Institute of Ismaili Studies". Wenn ihr Verbleiben dort von längerer Dauer gewesen wäre, müßte Dikigoros darüber jetzt etwas mehr schreiben; so genügt es festzustellen, daß es sich bei den Ismailiten um eine der radikalsten - nach Auffassung einiger, vor allem sunnitischer Muslime sogar um die radikalste - Sekte der Schiïten handelt. Gegründet und finanziert wurde (und wird) jenes Institut vom Ağa Ķhan, jenem größenwahnsinnigen Möchtegern-Papst, pardon Imām aller Muslime, der die Wiederaufrichtung zumindest des mittelalterlichen Fatimiden-Reichs auf seine Fahnen geschrieben hat, letztendlich sogar die eines Weltreichs, das auch die USA umfassen soll (jawohl, auf der Webseite des Ismaili-Instituts findet sich ein Artikel, der den Islam allen Ernstes als die kommende Religion Amerikas bezeichnet). Bisher hat "seine Hoheit Maulana Hazar Imām Shāh Karim Al-Husayni Ağa Ķhan IV" - so seine vollständige Titel-Liste - freilich nicht viel mehr erreicht als den zweifelhaften Ruf eines alternden Party-Löwen in den Klatschspalten der westlichen Regenbogenpresse. ("Inaara", seine zweite, aus Deutschland stammende "Begum" [das spricht sich übrigens "Begam", liebe deutsche Leser, und so schreibt es sich auch im Original; das "u" ist ein englisches, wie in "Calcutta", das sich ja, wie fleißige Leser von Dikigoros' "Reisen durch die Vergangenheit" längst wissen, im Original "Kalkattā" schreibt und ausspricht, und wo Annemarie Schimmel auf ihren "Indien"-Reisen nie gewesen ist, obwohl es eine muslimische Bevölkerungs-Mehrheit hat], hätte altersmäßig seine Enkelin sein können - die Ehe ging denn ja auch bald in die Brüche.) Unter den Muslimen gilt er dagegen bloß als dekadenter Sektenführer. Auch er soll übrigens in Harvard studiert haben - vielleicht kam die Verbindung zu Annemarie Schimmel so zustande. Wie dem auch sei, aus Gründen, die Dikigoros (noch) nicht in Erfahrung gebracht hat, wurde es nichts mit einem längeren Engagement am Institut der Ismailiten; und so kehrte Fellow, pardon "Professor" Schimmel denn brav nach Harvard zurück - schreiben ihre Biografen.

[Aga Khan]

Doch da tut sich wieder eine kleine, aber feine Lücke auf im Lebenslauf der Annemarie Schimmel. Tatsächlich streckte sie nämlich damals schon Fühler nach Deutschland aus, genauer gesagt nach Bonn, wo nach der Emeritierung von Professor Trauzettel (einem "echten", ordentlichen Professor für Sinologie) gerade der Posten des Geschäftsführenden Direktors des S.O.S. vakant geworden war. Eine ehemalige Schülerin von Annemarie Schimmel erzählte Dikigoros kürzlich, welchen Knatsch es damals um die Neubesetzung gab, dessen Wiedergabe er Euch tunlichst ersparen will. Am Ende setzte eine von bösen Zungen "Wiener Mafia" genannte Gruppe die Ernennung von Josef Kreiner durch, Zacherts Nachfolger auf dem Lehrstuhl für Japanologie, von dem besagte Schimmel-Schülerin gehässig meinte: "Der Kerl ist doch gar kein Orientalist, sondern ein Ethnologe, der sich auf die Ainu spezialisiert hat; und Japanisch kann der nur so viel, wie ihm seine Frau beigebracht hat!" Wie dem auch sei, Professor Kreiner holte einige sehr kompetente Lehrkräfte aus Wien nach und trug dafür Sorge, daß das S.O.S. nicht zu einer Einrichtung für Islamistik und Sprachen des Nahen Ostens verkam - wie es unter Schimmel unzweifelhaft geschehen wäre. Nur wenig später hätte diese Gefahr ganz konkret bestanden: Ältere Leser werden sich bestimmt noch an den Oktober 1982 erinnern, als die F.D.P. den Koalitionspartner wechselte, den SPD-Bundeskanzler Helmut Schmidt stürzte und an seiner Stelle den CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl auf den Schild hob. (Aber wie sagt ein persisches Sprichwort - das Annemarie Schimmel freilich nicht gekannt haben dürfte, da es der vor-islamischen Zeit entstammt: "Was nützt ein Schild, wenn die Pfeile des Schicksals fliegen?" Deutschlands Schicksal war auch unter Birne bald besiegelt.) Das ging einher mit innerparteilichen Auseinandersetzungen, in denen der "linke" Flügel der F.D.P. - wie ihn z.B. die jüdischen Minister Baum und Hirsch repräsentierten - verdrängt wurde vom "rechten" Flügel, für den z.B. der neue Staatsminister im Auswärtigen Amt stand, der Fallschirmjäger a.D. und Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, Jürgen W. Möllemann, der zugleich Vorsitzender der F.D.P. in Nordrhein-Westfalen war, wo seine Partei ebenfalls an der Regierungs-Koalition beteiligt war. Wären diese Leute nur wenige Wochen früher an die Macht gekommen hätten sie Annemarie Schimmel womöglich auf diesen Posten gehievt. So gab es für sie nur ein Trostpflaster von der neuen, "christlich-liberalen" Regierung: Man verlieh ihr das Große Bundesverdienstkreuz 1. Klasse mit Stern und Schulterband - bravo, der Amts-Schimmel hatte gewiehert!

[Bundesverdienstkreuz für Annemarie Schimmel]

1992 wurde Annemarie Schimmel (sie war inzwischen 70 Jahre alt) in Harvard pensioniert, und sie kehrte nach Deutschland zurück, an das Orientalische Seminar der Universität Bonn - schreiben die meisten ihrer Nachrufer. Pardon, aber auch das stimmt nicht. Vielmehr ging sie für ein Jahr als Lektorin nach Edinburgh, auf eine Stelle, die 1888 aus dem Nachlaß des ein Jahr zuvor verstorbenen Jura-Professors Adam Gifford gestiftet worden war, die jährlich wechselnden Themen-Schwerpunkten gewidmet ist. Schimmel hielt insgesamt zehn Vorlesungen über "Islam - a Phenomenological Study". Sie trat dort mit sage und schreibe sieben [Ehren-]Doktor-Hüten auf (sogar einem juristischen, der sich freilich bei näherem Hinsehen nur als ein M.C.L. [Master of Comparative Law] entpuppt, ein akademischer Grad dritter Klasse, der eigens für Ausländer geschaffen wurde und unter Juristen nicht einmal im Original - geschweige denn als h.c. - etwas zählt, er gilt nicht mal als Zulassung zur Anwaltsprüfung :-), allesamt von Universitäten aus Ländern verliehen, die - wie der Chronist der University of Edinburgh etwas süffisant bemerkt - so weit auseinander liegen wie die Türkei und Pākistān. (Es gibt keine pākistānische Universität, die Annemarie Schimmel nicht einen Dr.h.c. verliehen hätte.)

[Doktorhut für Mickeymäuse] nein, pardon: [Doktorhut]

Im übrigen fand er nur noch erwähnenswert, daß nach ihr schon zu Lebzeiten ein "Boulevard" in Lahore benannt worden sei - jedenfalls habe sie ein Foto vorgelegt, welches sie neben einem Straßenschild mit ihrem Namen zeige. (Der pākistānische Militär-Diktator Zia Ul-haq - dem sie ausweislich eines ihrer Bücher persönlich in den Hintern gekrochen ist - soll das verfügt haben.) Der Legende nach spielte sich das wie folgt ab: Anno 1981 fiel Annemarie Schimmel ein, daß im nächsten Jahr der 150. Todestag Goethes anstand. Daher schrieb sie dem deutschen Botschafter in Pākistān und dem pākistānischen Botschafter in Deutschland, daß es doch nun wohl an der Zeit sei, eine Straße nach Goethe zu benennen, der schließlich ein großer Freund und Bewunderer des Islām gewesen sei - am besten in "Lahore". Erstmal hörte sie nichts auf diesen Vorschlag, aber als sie 1983 wieder nach Lāhaur flog, empfing man sie mit der freudigen Überraschung, daß man ihrem Wunsche nicht nur entsprochen, sondern sogar noch eins drauf gesetzt hatte: Man hatte die schönste Straße der Stadt, die Canal Bank Road, an einem Ufer nach Goethe, am anderen nach ihr selber benannt - und "ihr" Straßenschild an der Kreuzung mit der zweitschönsten Straße der Stadt, der Mall, aufgestellt! Donnerwetter... Dikigoros hat eigens bei der Stadtverwaltung von Lāhaur nachgefragt - bis heute wartet er vergeblich auf eine Antwort; aber nachdem die Universität Bonn dankenswerterweise einen Schimmel-Nachruf ins Web gestellt hat, auf dem dieses famose Foto abgebildet ist, hat er sich selber auf die Suche begeben und zu diesem Zweck ein wenig in der Stadtgeschichte von Lāhaur gestöbert. Also: Richtig ist, daß die Engländer - wie in fast allen größeren Städten ihres einstigen Empires -, die schönste Einkaufsstraße "Mall" und die schönste Uferstraße "Bund" nannten; in Lāhaur gab es sogar zwei der letzteren: eine am Kanal und eine am Fluß Ravi. Richtig ist weiter, daß dies fast überall irgendwann nach der Unabhängigkeit wieder rückgängig gemacht wurde, so auch in Lāhaur: Der "Canal Bund" wurde umbenannt in "Canal Bank Road" (und so lautet der Name bis heute), der "Ravi Bund" in "Ravi Road" und der "Mall" in "Shahrah-i-Qaid-i-Azam". Und nun schaut Euch das famose Annemarie-Schimmel-Schild an, liebe Leser: Das soll also die Kreuzung der beiden größten Prachtstraßen (oder "Boulevards" oder "Avenues" oder "Alleen" oder was man sonst so liest) von Lāhaur sein? Dikigoros kann Euch versichern, daß es sich bei den beiden genannten Verkehrswegen um sechsspurige Stadt-Autobahnen handelt! Aber er kann Euch auch verraten, wo das Schild wirklich steht: Unweit besagter Kreuzung, an einem Fußweg am Eingang in den weitläufigen Privatpark des Aitchison Colleges zwischen "Mall", "Bund" und "Lahore Road" (Dikigoros zieht die alten Namen der Kürze halber vor - er sagt ja auch in Dillī weiter "Connaught Circle" :-). Daran ist nichts ehrenrührig, aber man soll doch die Kirche im Dorf, pardon die Moschee in der Stadt lassen. Wenn Annemarie Schimmel nicht selber neben diesem Schild gestanden hätte, als man es fotografierte, könnte man ihr vielleicht zugute halten, daß die Pākistānīs sie verarscht haben - aber so bleibt wohl nur die Schlußfolgerung, daß sie einmal mehr selber bewußt gelogen hat. [Nach Goethe wurde übrigens wirklich eine Straße benannt, allerdings am anderen Ende Lāhauras, eine Nebenstraße der Aziz Avenue.] Das einzige "Gegenargument", das Dikigoros auf den zahlreichen Webseiten, die sich mit diesem seinem Bericht über Annemarie Schimmel befassen, gelesen hat, lautet: Das kann man doch nicht sagen, denn über die Toten darf man nur Gutes sprechen - "de mortuis nihil nisi bene"! Aber das ist Lateinisch, und Diogénis Laértios, dem dieser Satz zugeschrieben wird, war ein Grieche, von dem wir nicht mal wissen, wann und ob er wirklich gelebt hat, und dem auch der Satz zugeschrieben wird: "Alle Kreter lügen - sagt der Kreter". Wie dem auch sei, weder die alten Griechen noch die alten Römer konnten hell sehen, wer so alles im 20. und 21. Jahrhundert n.C. leben und sterben sollte; sie wußten nichts von Churchill, De Gaulle, Eisenhower, Hitler, Lenin, Mao, Pol Pot, Roosevelt, Stalin; sie wußten auch noch nichts vom Islām (der ja erst im 7. Jahrhundert n.C. entstand) und seinen Apologet[inn]en wie Annemarie Schimmel, sonst hätten sie vielleicht mit Dikigoros gesagt: "De mortuis nihil nisi verum [Über die Toten nichts als die Wahrheit]"!

[General Zia ul-haq, inzwischen ermordeter Staatspräsident von Pakistan] [Annemarie Schimmel neben ihrem 'Strassenschild' in Lahaur]

Exkurs. Da Dikigoros auf seiner eigenen Indien-Seite das Thema Pākistān weitgehend ausgeklammert hat, muß er an dieser Stelle doch mal ein paar Worte darüber verlieren. Vorab legt er Wert auf die Feststellung, daß er Zia Ul-haq nicht in Bausch und Bogen verdammen möchte, wie das vielfach getan wird. Gewiß ist eine Militär-Diktatur nichts schönes; aber Pākistān zählt - wie sich auch heute wieder zeigt - zu den Ländern, in denen eine solche im Vergleich zu anderen Alternativen noch das geringste Übel ist. Zia putschte sich völlig unblutig an die Macht (er war bereits General und Oberbefehlshaber der Streitkräfte, nicht einer dieser afrikanischen Feldwebel oder portugiesischen Häuptlinge und Majore, die sonst in den 1970er Jahren ihre Regierungen stürzten); und als er Benazir Bhuttos Vater 1979 hinrichten ließ, war dem ein ordentliches Gerichtsverfahren voraus gegangen, und der Urteilsspruch war in jeder Hinsicht berechtigt: Alī Bhutto - der Gründer der kommunistischen "Volkspartei Pākistānas" - hatte das Land durch Verstaatlichung praktisch aller Industrien gründlich ruiniert, seine Wiederwahl nur durch Ermordung seiner politischen Gegner und massive Wahlfälschungen erreicht. Der Mann war reif; und Dikigoros - der damals zufällig in Pākistān war - hat dort niemanden getroffen, der ihm auch nur eine Träne nachgeweint hätte. (In Bhārat war es übrigens damals nicht viel anders; auch Indirā Gāndhī - die um keinen Deut besser war - hatte man gerade gestürzt, und nur der Umstand, daß sie eine Frau war, hat sie wohl davor bewahrt, das gleiche Schicksal zu erleiden wie ihr pākistānischer Kollege - auch ihr hätte niemand eine Träne nachgeweint, sie war die bestgehaßte Frau des Subkontinents.) Und nicht nur vernagelten muslimischen Frauenfeinden war 1988 ziemlich mulmig, als Zia ermordet, pardon "verunfallt" wurde und die Tochter seines Vorgängers an die Macht kam. Nein, was Dikigoros hier kritisiert - und eine seiner Leserinnen hat ihn darin bestärkt - ist, daß Annemarie Schimmel in ihren "Reiseberichten" nicht wirklich etwas über Land und Leute schreibt, sondern weitgehend nur "names dropping" betreibt. Wohlgemerkt, auch Dikigoros findet auf Reisen den Kontakt zu fremden Menschen wichtiger als irgendwelche Baudenkmäler u.a. "Touristen-Attraktionen" (die Fassade der Tempel und Paläste kann man sich auch zuhause im Bildband ansehen - aber nicht mit den Menschen sprechen, die man darin trifft); doch wenn solche Begegnungen zur bloßen Etikette ohne wirklichen Gedankenaustausch verkommen, sind sie die Reise nicht wert - geschweige denn das Geld und die Zeit, um Bücher darüber zu kaufen und zu lesen. Exkurs Ende.

Wie dem auch sei, nach einem Jahr in Edinburgh ging auch dieser Lehrauftrag zuende, und nun - anno 1993 - kehrte Annemarie Schimmel tatsächlich nach Deutschland zurück, nach Bonn, in ihre alte Wohnung in der Lenné-Straße - von der niemand so recht weiß, warum sie so heißt. Lenné war eine Art geistiger Urgroßvater Schimmels im 19. Jahrhundert. Nicht ideologisch, sondern was die nachträgliche Glorifizierung anbelangt. Er hat nie in der später nach ihm benannten Straße gelebt; sein Geburtshaus stand (und steht - noch) am Fuße des Alten Zolls, in der Konviktstraße - von der ebenfalls niemand weiß, warum sie so heißt, denn das ehemalige Convict - heute "Collegium Albertinum" genannt - stand und steht an der Coblenzer Straße - heute "Adenauer-Allee" genannt. In der Konviktstaße stand und steht außer besagtem Geburtshaus nur noch das ehemalige preußische Oberbergamt - zu Dikigoros' Studienzeiten "Historisches Seminar der Universität Bonn", heute "Institut für Geschichte der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn" - da hat mal wieder ein Schildermacher gut dran verdient. Lennés Geburtshaus war früher ein Schmuckstück - noch im Stadtplan von 1877 war es als besondere Sehenswürdigkeit eingezeichnet; und in Dikigoros' Jugendzeit wohnte dort die Familie seines Mitschülers M., die es ebenfalls gut in Schuß hielt. Heute ist es eine halb-verfallene Ruine, in der der Betriebsrat der Universität Bonn haust. (Merke: Gewerkschaftler müssen per definitionem destruktiv sein; etwas zu bewahren wäre ja "konservativ", und das geht gar nicht, geschweige denn, etwas konstruktives [wieder-]aufzubauen - deshalb läßt man das Haus wohl bewußt verkommen, zumal Lenné ja unverzeihlicherweise kein Gewerkschaftler, sondern ein Lakai des Königs von Preußen war!) Lenné emigierte dann später nach Ossiland; und das einzige, was sich irgendwie an den Haaren herbei ziehen läßt, um ihn zu einem "Wohltäter Bonns" ernennen zu können, ist, daß er sich angeblich dafür einsetzte, den Hofgarten - einst Privatpark des Churfürsten, dann Picknick-Wiese für Studenten des an seinem nördlichen Ende liegenden Hauptgebäudes der Universität, in den 1980er Jahren beliebtes Aufmarschfeld für die Demonstrationen der rot-grünen "Friedensbewegten" - zu erhalten und womöglich zu sanieren, allerdings erfolglos, weil es schon damals an Geld für solche brotlosen Projekte mangelte - das mußte ja in wichtigere Dinge, wie Kasernen oder Denkmäler, gesteckt werden.

[Universität Bonn]

Zurück zu Annemarie Schimmel. Anders als noch zehn Jahre zuvor wurde sie in Deutschland - wohl auch zu ihrer eigenen Überraschung - mit offenen Armen empfangen. Man ernannte sie zur Honorar-Professorin (das ist ein Titel, den langjährige Lehrbeauftragte verliehen bekommen - nicht zu verwechseln mit einer "richtigen" Professur), datierte sogar den Beginn ihrer Lehrtätigkeit auf das Jahr 1946 - jene obskure erste "Habilitierung" in Marburg - zurück, und... ja was, und? Nahm Annemarie Schimmel nun ihre wertvolle Lehrtätigkeit wieder auf, wie es in ihren Biografien und Nachrufen steht? Nein, liebe Leser, auch das ist leider nur ein Märchen. Tatsächlich hatte ja nicht die Universität Bonn Frau Schimmel zur Professorin gemacht, sondern das Ministerium in Düsseldorf. An der Universität hatte man schlicht und ergreifend gar keine Verwendung für sie. Man wies sie pro forma dem "Orientalischen Seminar" zu (was keine "Rückkehr" war, denn dort hatte sie ja nie gearbeitet, sondern "nur" am S.O.S.; die beiden Seminare bestehen bis heute nebeneinander fort; man fragt sich, was die Vereinnahmung des letzteren durch die Universität eigentlich an "Synergie-Effekten" gebracht haben soll), wo sie bis zuletzt als "am Seminar tätig" geführt wurde. Richtig hätte es freilich heißen müssen: "am Seminar untätig", denn getan hat sie dort nie etwas. Im ersten Semester ihrer "Berufung" beteiligte sie sich lediglich an einem "Blockseminar" (solche Veranstaltungen können nicht nur in den Semesterferien statt finden, sondern auch an einem verlängerten Wochenende; und sie können von mehreren Dozenten betreut werden, so daß auf jeden nur ein paar Stunden entfallen) des Religionswissenschaftlichen Seminars; danach hielt sie überhaupt keine Lehrveranstaltungen mehr ab. Aber sie schrieb wieder eines ihrer "unzähligen" Bücher: "Berge, Wüste, Heiligtümer. Meine Reisen in Pakistan und Indien." Erstaunlich dünn, dieses Werk, schon äußerlich: weniger als 300 Seiten für dreieinhalb Jahrzehnte Reisen?! Fleißig wob sie weiter an der Legende, in Indien sei alles Erwähnenswerte muslimisch ("Im Reich der Großmoguln. Geschichte, Kunst, Kultur"). Gewiß, man kann Indien auch heute noch so bereisen, als ob es dort nur "islamische" Sehenswürdigkeiten gäbe und gelangt dann an Orte, die nicht einmal ausgesprochene Indien-Kenner wie Barkemeier, Dikigoros, Krack oder Rausch besucht haben, geschweige denn Otto Normal-Verreiser. Zum Beispiel kann man in Delhi statt Humayunas Mausoleum (das die Muslime gar nicht mögen, denn es ist nicht-muslimischen Ursprungs, wurde von den Mohammedanern usurpiert, und nach seinem Vorbild wurde später der berühmte "Tāj Mähäl" gebaut) die nahe gelegenen Grabstätten von Ķhan Ķhanan und Abdul Rahim - dem Feldherrn und Hofpoeten Akbars - besuchen. Oder von Indaur aus (wo sie Dikigoros, der zur selben Zeit dort war wie sie, übrigens nicht getroffen hat - er hätte sich auch schön bedankt) nach Burhanpur fahren, wo besagter Abdul Rahim gelebt hatte. Und man kann seine persönlichen Kontakte in Indien auf Leute wie Zakir Husain, Raziuddin und Salimuzzaman Siddiqi beschränken, mit der Begründung, daß die doch in den 1930er Jahren im Reich studiert hatten und deshalb besonders deutschfreundlich sind. Aber sind die Inder das nicht alle? Auch die Hindus, auch - und gerade - wenn sie in England studiert haben?

Wie blind muß diese Frau gewesen sein, daß sie sich als solche mit ganzer Seele für den Islām einsetzte! (Eines ihrer Bücher trägt gar den Titel: "Meine Seele ist eine Frau. Das Weibliche im Islam.") Dieser Einsatz ging so weit, daß sie sich dem "Fatwā" [bitte sagt doch nicht immer "die Fátwa", liebe deutsche Leser - das Urteil ist doch auch in Eurer Sprache nicht weiblich, oder? Weiblich ist dagegen Fatah, die Eroberung, nach der so viele islāmische Moscheen im Ausland - besonders in Deutschland - programmatisch benannt sind] des iranischen Diktators Ķhomeinī anschloß, die alle gläubigen Muslime zum Mord an dem indischen Muslim Salmān Rushdī aufrief (übrigens zu einem Zeitpunkt, als Ķhomeinī schon gestorben, pardon, ins Firdaus eingegangen war, um sich an den Hūrīs und Ģhilmanen [paradiesischen Lustknaben] zu delektieren, also offenbar nicht aus persönlicher Rücksichtnahme, sondern aus eigener Überzeugung), zur Strafe für sein angeblich gotteslästerliches Buch "Die satanischen Verse". (Was an dem Buch so besonderes, geschweige denn gotteslästerliches sein soll, versteht Dikigoros bis heute nicht - aber er ist halt kein Muslim :-) Bereits ein Jahr zuvor war sie in einem offenen Brief über die von muslimischen Fundamentalisten verfolgte Bengalin Taslīmā Nasrīn her gezogen, die sich nicht an die Regeln des Islam gehalten habe. Und natürlich hatte sie schon immer den Jihād verteidigt - der ja kein heiliger Krieg oder gar Kreuzzug, sondern eine rein geistige Auseinandersetzung mit Andersgläubigen sei, wie man in ihren Büchern nachlesen kann. Das alles hinderte nicht, daß Annemarie Schimmel 1995 der "Friedenspreis des Deutschen Buchhandels" verliehen wurde. Welch ein Werk des Friedens, zum Mord an einem "Kollegen" aufzurufen! (Und wer weiß, ob sie nicht auch selber durch eine Spende dazu beigetragen hat, daß das Kopfgeld von 5 Millionen US-$ zusammen kam, das für Rushdies Ermordung ausgesetzt wurde?) Der dicke, dumme Bayer, der damals Bundespräsident war, hielt eine Laudatio, in der er sich nicht entblödete, Schimmel für ihren engagierten Kampf gegen den Mordaufruf zu danken (sein persönlicher Referent hatte ihn wohl falsch informiert). Nun war das ja immer schon eine etwas anrüchige Auszeichnung, die vorzugsweise zwielichtige Gestalten verliehen bekamen; aber diesmal hatten einige Verleger doch die Nase voll (vor allem die, die Rushdie verlegten oder gerne verlegt hätten :-). Für Schimmels nächstes Machwerk, "Einführung in die muslimische Religion und Kultur", fand sich als Verleger nur noch das Lutherische Verlagshaus in Hannover (wen schert bei den Lutheranern schon die christliche Religion und Kultur?!), allerdings ist es dem Vernehmen nach nur ein mäßiger Verkaufserfolg.

[Annemarie Schimmel]

Zwei Jahre später, 1997, wurde Annemarie Schimmel zum Ehrenmitglied des "Zentralrats der Muslime in Deutschland" ernannt (den selbst blauäugige, pardon rote Verfassungsschützer inzwischen als kriminelle Vereinigung erkannt haben, die u.a. hinter dem Mordanschlag vom April 2002 auf ein Synagoge im tunesischen Djerba steckte), und die pākistānische Regierung vergab ein großzügiges "Annemarie-Schimmel-Stipendium" an besonders gute Muslime - zum Studium in England, ein Beitrag zu den Bemühungen, auch das Land ihrer einstigen Kolonialherren endlich dem einzig wahren Glauben zu erobern. (Reisekosten werden freilich nicht ersetzt.) Bis dahin hatte sich die Aufregung um Schimmels Aufruf zum Mord an Rushdie so weit gelegt, daß die Universität Bonn ihren 75. Geburtstag groß feiern konnte. Der Vize-Kanzler der Universität (den das als Verwaltungs-Beamten zwar gar nichts anging, aber von den Professoren gab sich dafür niemand her) hielt eine Laudatio und kündete gar die Errichtung eines "Annemarie-Schimmel-Lehrstuhls für indo-muslimische Kultur" an. Dikigoros hat an diesen Lehrstuhl nie so recht geglaubt, wissend, daß beim Kultus-Ministerium von Nordrhein-Westfalen ständig Ebbe in der Kasse ist. [Selbst am einst so renommierten Indologischen Seminar der Universität Bonn (dem ältesten seiner Art in Deutschland, wo sich Frau Schimmel übrigens dem Vernehmen nach nie hat blicken lassen, obwohl das Orientalische Seminar im selben Gebäude, nur ein Stockwerk tiefer, liegt) werden keine neuen Stellen geschaffen, geschweige denn Lehrstühle, sondern vielmehr alte Stellen gestrichen, einschließlich des Lehrstuhls für Indologie.] Tatsächlich wurde der "Annemarie-Schimmel-Lehrstuhl" von Frau Schimmel höchst persönlich gestiftet! Na ja, "Lehrstuhl" war vielleicht etwas zu viel gesagt, deshalb nannte man das ganze zunächst "Annemarie-Schimmel-Professur". Aber auch das war leicht übertrieben, denn eigentlich handelte es sich nur um eine (!) "Annemarie-Schimmel-Vorlesung" von einem "Wissenschaftler", den sie zu diesem Zweck für vier Wochen zu sich eingeladen hatte. Es war einer ihrer ehemaligen Schüler in Harvard, Roy Mottahedeh, und die "Vorlesung", die er in Bonn hielt, war eigentlich nur ein einstündiger Vortrag "Über den wundervollen mittelalterlichen islamischen Gedanken" (auf Englisch, der gute Roy kann nämlich weder Deutsch noch Arabisch) im Rahmen eines "Kolloquiums", das auch keines war. Er wurde am 8. Juli 1999 gehalten, im Hörsaal VII der Universität Bonn, den Dikigoros selten so gähnend lehr, pardon leer gesehen hat wie bei der Gelegenheit. (Seien wir nicht ungerecht: In der letzten Semesterwoche haben Studenten für gewöhnlich andere Sorgen als sich irgendwelche nicht prüfungs-relevanten Vorträge außer der Reihe anzuhören, dazu noch abends um 20:15 Uhr - da hätten wohl auch andere Vorleser vor leeren Rängen gestanden.) Seither hat Dikigoros vom "Annemarie-Schimmel-Leerstuhl", pardon "Lehrstuhl" - der sich glänzend in den großen Schwindel um ihren famosen Lebenslauf einfügt - nichts mehr gehört oder gesehen.

[Schimmel mit dem indonesischen Präsidenten Abdurrahman Wahib alias 'Gus Dur']

Wohl aber von Annemarie Schimmel selber. Im Jahre 2000 ging sie wieder auf Reisen. Zunächst nach Indonesien. Dort war ein Jahr zuvor einer ihrer Glaubensbrüder, der zwielichtige Imām und Sufi-Fan Haji [diesen Beinamen bekommt man nicht, wenn man Schnupfen hat, sondern wenn man mal eine Pilgerfahrt nach Mekka unternommen hat] Abdurrahman Wahid (noch so ein "blinder Seher", der nachts über die Friedhöfe irrte und die Geister beschwor :-) Staatspräsident geworden. Und sie tat gut daran, ihn gleich zu besuchen, denn bald darauf wurde "Gus Dur" (so sein Gauner- und Spitz[buben]name für Freunde und Komplizen) von Megawati Sukarnoputri (der Tochter - putri - des ersten Diktators Soekarno; inzwischen hatte es eine Rechtschreibreform gegeben - die einzige nennenswerte Reform in Indonesien seit der Unabhängigkeit - und das "oe" wurde "u" geschrieben; ihr Vorname ist übrigens die weibliche Form von Megawatt [die Indonesier schreiben das mit nur einem "t" am Ende] - als sie geboren wurde, hatte ihr Vater gerade ein umfangreiches Elektrisierungs-Programm geplant :-) gestürzt und zum Teufel gejagt, genauer gesagt erst wegen Korruption vor Gericht und dann unter Hausarrest gestellt.

[General Perwez Musharraf, Präsident von Pakistan und letzte Bastion der Vernunft]

Im selben Jahr flog Schimmel auch noch einmal nach Pākistān, um den neuen Militär-Diktator Musharraf (der Benazir Bhutto gestürzt, vor Gericht und unter Hausarrest gestellt hatte) zu bitten, den selbst ernannten "neuen Profeten" Muhammad Yusuf Alī - den ein Gericht in Lāhaur wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt hatte - zu begnadigen. Worauf will Dikigoros hinaus? Etwa darauf, daß sie zwei Jahrzehnte zuvor nicht nach Tährān geflogen war, um die Ayatollahs zu bitten, den mit dem Todes-Fatwā wegen Gotteslästerung belegten Salman Rushdie zu begnadigen? (Der übrigens von Ķhomeinis Nachfolgern erneuert wurde und bis heute fort gilt, wie Dikigoros ein leitender Mitarbeiter der iranischen Botschaft auf Anfrage versichert hat - dem gegenüber er sich freilich als pākistānischer Professor ausgegeben hat; manchmal muß man lügen, um die Wahrheit zu erfahren :-) Das auch; aber diese Episode zeigt einmal mehr, daß Annemarie Schimmel auch in Bezug auf ihre so genannte "zweite Heimat" Pākistān nur eine Hochstaplerin war, denn sie wußte von dem Land und den Verhältnissen dort offenbar gar nichts: Zunächst einmal rannte sie bei Musharraf (von dem Dikigoros immer sehr viel gehalten hat, als dem einzig Vernünftigen zwischen allen Stühlen in dem Irrenhaus Pākistān; noch am Tag seines Rücktritts unter dem Druck der nur zu diesem einen Zweck verbündeten Islamisten und Sozialisten im Jahre 2008 sollte der Bürgerkrieg ausbrechen) offene Türen ein, denn der hatte schon zuvor versucht, vermittels einer Reform der Strafprozeßordnung den Prozeß nieder zu schlagen - ohne Erfolg. Sodann bedurfte es keiner Begnadigung - in Pākistān sind Todesurteile schon seit Jahren nicht mehr vollstreckt worden; und auch der gute Alī ist bis heute nicht hingerichtet worden - was Annemarie Schimmel womöglich auf ihre eigene Intervention zurück führte...

[Reuchlin-Medaille]

Im Jahre 2001 entblödete sich die - ebenfalls "christlich-liberale" - Regierung des Bundesländles Baden-Württemberg nicht, Annemarie Schimmel für ihre "außerordentlichen Verdienste um den Islam in Europa" den Reuchlin-Preis der Stadt Pforzheim zu verleihen. (Johnny Reuchlin, der große Freund der Juden und Feind der Muslime, würde sich im Grabe umdrehen, wenn er das erführe!) Das war kurz vor den furchtbaren Mordanschlägen muslimischer Kamikaze-Flieger auf das World Trade Center in New York City und das Pentagon in Washington, die tausende christliche und jüdische Zivilisten das Leben kosteten und von den Muslimen in aller Welt mit klammheimlicher Freude begrüßt wurden (nein, nur von fast allen - in Afģānistān, Palästina, im Libanon und im Irāk wurden sie ganz offen bejubelt). Man hätte sich gewünscht, daß Annemarie Schimmel und ihre Helfershelfer, ihre Preisverleiher und Lobhudler, und überhaupt alle Muslim-Sympathisanten und Apologeten des islamischen Terrors dabei gewesen wären. Aber damit war der Gipfel der Schamlosigkeit noch immer nicht erreicht: Nur einen Monat nach besagten Mordanschlägen vom 11. September 2001 wurde der "Friedenspreis des Deutschen Buchhandels" erneut vergeben, diesmal an den geistigen Vater der "68er" und des deutschen Terrorismus à la Baader-Meinhof: den Kommunisten und Islam-Sympathisanten Jürgen Habermas, der die Mordanschläge in New York und Washington öffentlich gerechtfertigt hatte! Die Laudatio hielten der Ex-Terrorist "Joschka" Fischer - inzwischen zum Bundesaußenminister avanciert - und der Erbe des größten Rauschgift-Konzerns der Welt, der notorische Geschichtsfälscher und böse Geist, pardon Spiritus Rector der berüchtigten "Wehrmachts-Ausstellung" Jan Philipp Reemtsma. Da verschlägt es selbst Dikigoros die Sprache zu jeglichem Kommentar - aber er findet Trost darin, daß er nun endlich die tiefere Bedeutung des Satzes "ich schäme mich, ein Deutscher zu sein" versteht: Es ist bloß die Abkürzung für "ich schäme mich, ein deutscher Buchhändler zu sein"!

[Jan Reemtsma]s [Khomeini] [Joschka Fischer] [Jürgen Habermas] [Fidel Castro]
Schimmels Freunde und deren Freunde drohen Ungläubigen in aller Welt mit erhobenem Finger: Reemtsma, Khomeini, Fischer, Habermas, Castro

[Siegel der politisch korrekten Gutmenschen: der erhobene Zeigefinger]

Aber damit war die Zeit der Tauben noch immer nicht vergangen: Im April 2002 spendierte der Magistrat der Stadt Bonn Annemarie Schimmel zum 80. Geburtstag einen Eintrag in jenes berühmt-berüchtigte Goldene Buch, um dessen Erhaltung, Vernichtung oder Verfälschung man zuvor Jahre lang gestritten hatte, weil man mehr als sechs Jahrzehnte zuvor auch mal dem damaligen Reichskanzler einen Eintrag zum 50. Geburtstag spendiert hatte (man entschied sich für letzteres, sein Eintrag wurde entfernt). Bei der Gelegenheit kreuzte auch der zwielichtige Vize-Außenminister Usbekistāns, Wladímir Norow, auf - in seiner Eigenschaft als Ex-Botschafter in Bonn - und verlieh Annemarie Schimmel den Dostlik-[Freundschafts-]Orden (vormals Druschba-Orden), die angeblich höchste Auszeichnung jener Turk-Republik, deren neue Machthaber aus Opposition zur alten russischen - und indischen - Schreibweise neuerdings darauf bestehen, ihren Staat "Ōzbekiston" zu schreiben (und seine Hauptstadt "Toskent"; Ihr könnt aber sicher sein, liebe deutsche Leser, daß Eure Aussprache richtig ist, wenn Ihr "Dustlik", "Usbekistán" und "Taschkänd" sagt - einschließlich des wie im Deutschen leicht aspirierten "t") und deren Ex-Hauptstadt Buķhara (Dikigoros bleibt der Einfachheit halber bei der alten Schreibweise) drei Jahre zuvor Partnerstadt der Ex-Hauptstadt Bonn geworden war - fürwahr eine passende Verbindung! [Wer sich für diese peinliche Zeremonie interessiert, kann die "Aufklärungspropaganda", die einige Leute, die weder richtig Deutsch noch richtig Usbekisch können, seinerzeit ins Web setzten, nur noch hier nachlesen, denn die Usbeken - die schließlich auch bei Dikigoros mit lesen - haben sie inzwischen vom Netz genommen (und Norow wieder zum Botschafter degradiert und nach Belgien abgeschoben :-).] Da kann man nur noch sagen: Gute Nacht Frau Schimnmel, gute Nacht Bonn, gute Nacht Deutschland.

[Gute Nacht Deutschland]

Als Annemarie Schimmel im Januar 2003 - kurz, nachdem der Beck-Verlag ihre etwas konfuse zweite Autobiografie (diesmal auf Deutsch: "Morgenland und Abendland") auf den Markt gebracht und das "Zentralinstitut Islam-Archiv Deutschland" ihr noch den "Muhammad-Nafi-Tschelebi-Medienpreis" verliehen hatte - endlich zur Hölle fuhr, pardon, ins islamische Firdaus einging, erschienen im Bonner Generalanzeiger einige sehr aufschlußreiche Todes-Anzeigen. Die längste stammte vom Forum Unabhängiger Muslime e.V. und begann mit Sure 2, 156 des Koran:

"Siehe, wir gehören Allah,
und zu ihm kehren wir heim."

Die Universität Bonn käute brav ihren frei erfundenen, aber nunmehr offiziellen Lebenslauf wieder, wie ihn Dikigoros eingangs geschildert hat, und fügte den Satz hinzu: "Gegen Vorurteil und Haß setzte sie auf Dialog und Versöhnung durch Erkenntnis." Was unter "Erkenntnis" zu verstehen sei, erläuterte die nächste Anzeige, die der Verein zur Bewahrung der Ahl-e haqq Kultur e.V. (man muß sich immer wieder wundern, wie großzügig deutsche Vereinsregister, Amtsgerichte und Finanzämter die steuerbefreiende Gemeinnützigkeit gewisser Vereine anerkennen!) schaltete: "Sobald man alle Propheten und Heiligen als authentisch erachtet und keine Unterschiede mehr zwischen den Religionen macht, hat man die Stufe der Erkenntnis erreicht." Ach so... Dikigoros dachte immer, wenn man keine Unterschiede mehr sieht, sei man blind - damit schließt sich der Kreis zu seinen Eingangssätzen über die "blinde Seherin".

[Möge sie in der Hölle schmoren! Der dümmste Satz, den Dikigoros kennt, lautet: 'De mortuis nihil nisi bene.' Die Islamistin Annemarie Schimmel bleibt für ihn ein Stück Dreck - halt ein (Gott sei Dank) totes Stück Dreck.]

Nachtrag: Als die USA bald nach Annemarie Schimmels Höllenfahrt den Irāk angriffen, kam es fast überall in der muslimischen Welt erst zu anti-amerikanischen Demonstrationen, dann zu islāmischen Terrorakten gegen westliche Einrichtungen. So auch in Pākistān, wo besonders Karatschi betroffen war. Daraufhin stellte das dortige Goethe-Institut seinen Lehrbetrieb ein; man erwog, auch das Goethe-Institut in Lāhaur zu schließen, aber dann hatte jemand einen rettenden Einfall: Man benannte es einfach um in... Annemarie-Schimmel-Haus! Also gibt es heute in Lāhaur zwar noch eine Goethe-Straße, aber kein Goethe-Institut mehr, dafür keine Annemarie-Schimmel-Straße, aber eine nach ihr benannte Leeranstalt, auf der man theoretisch nach wie vor das "begehrte" Deutsch-Zertifikat des Goethe-Instituts erwerben kann, wobei sich allerdings die praktische "Begehrlichkeit" der Einheimischen dem Vernehmen nach in Grenzen hält, die gegen Null tendieren (weshalb es auch korrekt ist, wenn Dikigoros jene Anstalt bewußt nicht mit "eh", sondern mit "ee" schreibt :-).

Nachtrag: Einen Schimmel-, pardon Schildbürgerstreich besonderer Art leistete sich der Bonner Amtsschimmel im Sommer 2005. Trotz leerer Kassen - denen so manche wichtige Straßen- und Brücken-Sanierung zum Opfer fiel - mußte der Kämmerer schlappe 267.000.- Teuro (mehr als eine halbe Million DM seligen Angedenkens!) locker machen, um die Bonngasse in einer Länge von 102 Metern aufzureißen und dort Glasbausteine mit Bumsköppen der 16 angeblich bedeutendsten "Bonner" einzulassen. Das ging wohlgemerkt ganz "demokratisch" zu, denn die Bonner Bürger, genauer gesagt die Leser des Bonner Generalanzeigers, durften mit abstimmen, d.h. sie hatten die "Wahl" aus 32 vorgegebenen Namen. Heraus kamen (in alfabetischer Reihenfolge): die Vilicherin Adelheid, der Kölner Konrad Adenauer, der Wahl-Wiener Ludwig van Beethoven (sehr sinnig - direkt vor seinem Geburtshaus, da brauchte es dringend noch eines zusätzlichen Stolpersteins!), der Rügener Ernst Moritz Arndt, der Lübecker Willy Brandt (Bundeskanzler mit der kürzesten Amtszeit in Bonn, maßgeblicher Befürworter des Regierungsumzugs nach Berlin), der in Brüssel geborene Bayer Clemens August, der Breslauer Felix Hausdorff, die "Widerständlerin" Marie Kahle (die 1939 nach London emigrierte, nachdem sie und ihre Söhne 1938 in der "Reichskristallnacht" zerstörte jüdische Geschäfte geplündert - in der "Chronik der Stadt Bonn" von 1988 wurde daraus "jüdischen Geschäftsleuten beim Aufräumen geholfen"; in der inoffiziellen Begründung der "Steinlegung" wurde daraus "in der Pogromnacht einer jüdischen Nachbarin das Leben gerettet" - hatten, was damals äußerst streng geahndet wurde, und ihr Mann daraufhin seinen Job im Staatsdienst verlor), Johanna Kinkel (auch sie emigrierte nach London und ließ seitdem kein gutes Haar mehr an dem "Provinzkaff" Bonn), der Darmstädter Friedrich August Kekulé, der Sankt-Peterburger Alexander König, Peter Joseph Lenné (der immerhin in Bonn geboren ist, allerdings wie Brandt hauptsächlich in Berlin - und Potsdam - wirkte), der Mescheder August Macke, die Leipzigerin Clara Schumann, der Zwickauer Robert Schumann und - na wer wohl, liebe Leser? Richtig geraten: die Erfurterin Annemarie Schimmel!

Nachtrag zum Nachtrag: Im Jahre 2012 stellt man fest, daß es in Bonn ab und zu mal regnet, und daß dann sie Glasbausteine ziemlich glatt werden können. Damit niemand mehr ausrutschen konnte, versah man also die Verbrechervisagen Charakterköpfe mit jeweils drei formschönen schwarzen Gummibalken - die Höhe der damit verbundenen Kosten will Dikigoros Euch lieber verschweigen...

Und noch ein Nachtrag: Auch der erhobene Zeigefinger der Schimmel-Freunde machte Schule. Die Terror-Organisation, die im Westen "ISIS" oder "ISIL" abgekürzt wird, um zu suggerieren, daß sie bloß den Irak und Syrien bzw. die Levante erobern wollte - tatsächlich wollen sie die ganze Welt erobern, wie es der Qur'an jedem braven Muslim gebietet - erwählte ihn zu ihrem Wahrzeichen und Erkennungsgruß.

[Schimmel-Freunde von der ISIS/ISIL in der BRDDR und in Syrien, Februar 2015]

Die Nachträge wollen kein Ende nehmen: Im Oktober 2019 veröffentlichte das "Haus der FrauenGeschichte" [sic!] mit Unterstützung der "Gleichstellungsbeauftragten der Bundesstadt Bonn" ein Sammelbändchen mit Aufsätzen über (vermeintlich) große Bonnerinnen, von A wie Adam E wie Eva de Maizière - ihres Zeichens "Ehefrau eines Berufsbeamten in Bonn" - bis Z wie Zerbo Traore - ihres Zeichens illegale Immigrantin "sans papiers", wie man auf Französisch sagt. Und wer durfte mitten drin nicht fehlen? Natürlich unsere verschimmeltegute Annemarie! Zunächst wurden wieder all die Märchen aus ihrer Autobiografie aufgetischt, die Dikigoros ja schon zur Genüge abgehandelt hat; es folgte ein ausgiebiges Schönreden - oder muß man das bei einer Kalligrafin "Schönschreiben" nennen? - ihres widerwärtigen, ja kriminellen Verhaltens im Falle Rushdie; und dann war da noch etwas, das Dikigoros bisher gar nicht richtig gewürdigt - sondern bloß in einem Halbsatz erwähnt und zwischenzeitlich sogar als vermeintlich unwichtig gestrichen - hatte: Sie war auch Mitgründerin - und 1980-1990 sogar Präsidentin - der IAHR (International Association for the History of Religion), "als erste Frau und erste Islamwissenschaftlerin." (Moment mal, müßte es dann nicht "Herstory" heißen?!?) Da mußte Dikigoros doch mal etwas tiefer nachbohren. Also machte er sich auf die Suche nach jener famosen Association und fand... das Gegenstück zum Annemarie-Schimmel-Leerstuhl, nämlich eine Art Kaffeekränzchen, das sich "mindestens" alle 5 Jahre irgendwo trifft, um Gemeinplätzchen über Religion[en] auszutauschen, an dem sie 1980, 1985 und 1990 höchstpersönlich teilnahm und als Stubenälteste Gruppenratsvorsitzende oberste Kaffeetante Diskussionsleiterin fungierte. Zur Zeit ist übrigens ein Japaner "kommissarischer Präsident", der händeringend nach Teilnehmern für die nächste Tagung sucht, die anno 2020 in Neuseeland statt finden soll. Dikigoros könnte ihm ja einen Vortrag über Annemarie Schimmel anbieten; aber da man dort nicht "sans papiers" aufkreuzen kann, sondern vielmehr sein "Paper" vorab einreichen muß fürchtet er, dann nicht berücksichtigt zu werden - also läßt er's lieber :-)


Anhang: Glosse von Spiegel-Redakteur Henryk M. Broder über Annemarie Schimmels Nachfolgerin im [Un]Geist Katajun Amirpur (Islamistin und Lehrbeauftragte am Orientalischen Seminar der Universiät Bonn)


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