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Interessen |
Bäuerliche Kulte Wie die Landschaft Latium wurde auch das Gebiet der Stadt Rom noch lange nach ihrer Gründung landwirtschaftlich genutzt. Insofern waren die religiösen Vorstellungen zunächst durch die Lebenswelt der Bauern und Hirten bestimmt. Wald, Feld und Weide, der Himmel mit seinen Gestirnen, die Erfahrung des Werdens und Vergehens, von Leben und Tod, kurz: die Natur in ihrer Gesamtheit prägte das Bewußtsein des Einzelnen und der in Großfamilien organisierten Gemeinschaft. Das Gefühl, in der Natur seien geheimnisvolle Kräfte (numina) am Werk, alle Dinge seien beseelt (Animismus) scheint der Ursprung religiösen Empfindens zu sein. Den Mittelpunkt des Hauses bildete das Herdfeuer unter dem Schutz der Vesta, die dann als Göttin des Staatsherdes in ihrem Rundtempel auf dem Forum den Bestand Roms sicherte. Als einzige Gottheit wurde sie nie in bildlicher Darstellung, sondern in der Erscheinung des heiligen Feuers verehrt Feuers verehrt, das ihre Priesterinnen, die virgines Vestales, hüteten. Eng verwandt mit der häuslichen Vesta waren die Penates als Schutzgötter des Hausherrn (pater familias), sie wurden von ihm am Herdfeuer verehrt. Der Schutz der Großfamilie oblag den Lares (familiares), freundlichen Gottheiten, die auch an Gemarkungsgrenzen Altäre besaßen und als Lares compitales die Feldflur der Gentilgemeinschaft schützten. Die Vielfalt bäuerlichen Lebens fand ihren Ausdruck in zahlreichen numina, die in allen Bereichen gegenwärtig waren: Faunus (der Würger), Lupercus (der Wölfische) und Picus (der Specht) standen in enger Beziehung zueinander. Als Walddämonen brachten sie Gefahr für die Herden, konnten aber auch Schutz gewähren bzw. vor Unheil warnen. So bezog sich das Fest der Lupercalia (15. Februar) auf die Schutzfunktion von Faunus und Lupercus, darüber hinaus auch allgemein auf den Segen der Fruchtbarkeit. Unter griechischem Einfluß wurde Faunus dann dem Pan angeglichen und erhielt den Beinamen Silvanus (Waldgott). Als Göttin des Wachstums wurde Maia verehrt, oft zusammen mit dem Feuergott Volcanus (Vulcanus), dem Schutzpatron der Schmiede. An den Kalenden des nach ihr benannten Monats Mai erhielt sie als Opfer eine trächtige Sau durch den Priester des Vulcanus (flamen Volcanalis). Die Verbindung dürfte in der Erdverbundenheit beider Gottheiten begründet sein. Die Erde wurde zugleich als segenspendende Grundlage des Wachsens und als Ort des unterirdischen Feuers angesehen. In ihrer Funktion der Maia verwandt waren Tellus (Erde) und Ceres, die Göttin des pflanzlichen Wachstums, welche später mit Demeter gleichgesetzt wurde. Neptunus, ursprünglich der Gott des fließenden Wassers, wurde durch Angleichung an Poseidon zum Meeresgott. Bestimmt wurde der Lebensrhythmus des Menschen seit frühester
Zeit durch den periodischen Arbeitsablauf der Feldbestellung. Insofern sind die
Gottheiten dieses Bereichs besonders zahlreich und durch den bäuerlichen
Kalender gut belegt, wenngleich ihre genaue Zuständigkeit nicht immer eindeutig
zu ermitteln ist. Saturnus war wohl ursprünglich mit der Aussaat
verbunden,
sein Fest (Saturnalia) am 17. Dezember könnte sich auf die
Bereitstellung des Saatgetreides für das kommende Frühjahr beziehen. Robigus
war zuständig für den Schutz des Getreides vor Rostbefall (Robigalia: 25.
April). Flora förderte die Blüte des Getreides, die Floralia wurden
am 27. April gefeiert. Consus und Ops standen in enger Beziehung
zur Ernte und deren Bergung. Ihre Feste, Consualia und Opiconsivia bzw.
Opalia, fanden mit viertägigem Abstand am 21. und 25. August bzw. am
15. und 19. Dezember statt. Vermutlich bezog sich der Sommertermin auf die
Einbringung des Getreides, während im Dezember der Abschluß der Olivenernte
gefeiert wurde. Römische Staatskulte. Nicht
unter die Vegetationsgottheiten zu rechnen ist Mars, ein Gott des
Krieges, der in dieser Funktion auch für den Schutz der Felder und Fluren des
Staatsgebietes Sorge trug. Ursprünglich als Kriegsgott der (latinischen)
Siedlung auf dem Palatin verehrt, hatte er eine Entsprechung in Quirinus, dem
Kriegsgott der (sabinischen) Siedlung auf dem Quirinal. Mit ihm dürfte die
Bezeichnung der Bürger als Quirites zu verbinden sein. Als Priesterschaften
sind bis in die Kaiserzeit die Salii Palatini für Mars, die Salii
Collini für Quirinus bezeugt. Jüngeren Ursprungs dürfte Ianus gewesen
sein, der auf Münzen des 3. Jhdts. v. Chr. mit einem Doppelgesicht (bifrons)
dargestellt wurde. Als Gott des (Durch-)Schreitens waren ihm die öffentlichen
Durchgänge und die Stadttore heilig, ebenso verkörperte er Krieg und Frieden.
Diese Zuordnung ergab sich zwanglos aus der Doppelgesichtigkeit: Einerseits
blickte er nach innen in den Bereich der Stadt (domi), andererseits nach
außen auf feindliches Gebiet (militiae). Ursprünglich dürfte diese Gestaltung
indessen die politische Konsolidierung der Hügelsiedlungen von Palatin und
Quirinal bildlich zum Ausdruck gebracht haben, stand also mit der Stadtwerdung In unmittelbarer Nachbarschaft zum comitium,
dem Versammlungsplatz zwischen den späteren Bauten der Curia Julia und
der Basilica Aemilia auf dem Forum erhob sich das Heiligtum des Ianus
Geminus über dem sog. Argiletum, das den Durchgang zum Quirinal
bildete. Unter diesen
Voraussetzungen liegt es nahe, in Ianus den Gott zu erkennen, der die älteren
Knegsgottheiten Mars und Quirinus überlagerte und mit ihnen eine
Dreiergruppe bildete. Im eigentlichen Sinne stand er am Ende der Stadtwerdung
Roms, dem synoikism6s, und wurde deshalb in Gebetsformeln als erster,
noch vor Iuppiter angerufen (Liv. 8,9,6). Nach Ianus wurde der
Monat Januar benannt. Allerdings hat luppiter (Dies-piter), die
italische Gottheit des lichten Himmels, Ianus in dieser Vorrangstellung
bald abgelöst, da seine Funktionen wesentlich umfassender waren. Auch die neue
Dreiergruppe luppiter — Mars
— Quirinus
wurde noch an unterschiedlichen Plätzen (Capitolium —
Campus Martius — Quirinahis)
verehrt. Dem Iuppiter waren die Tage des Vollmondes (Idus) heilig,
in deren Nächten das himmlische Licht nicht erlosch. Als Urheber der vielfältigen
Erscheinungsformen des Himmels war er zugleich der Wettergott, der auch Erde und
Meere beherrschte Seine Zuständigkeit spiegelt sich in den
Beinamen: Als luppiter Feretrius schleuderte er Blitze und lenkte zugleich
die Schlachten; die dem feindlichen Feldherrn abgenommene Rüstung und dessen
Waffen wurden ihm als wertvolle Beutestücke (spolia opima) geweiht. Als
Iuppiter Stator verlieh er dem Heer Standhaftigkeit, als Victor den
Sieg in der Schlacht, schützte als Juppiter Terminus die Grenzen und das
auf dem Staatsgebiet geltende Recht. Aufgrund seiner umfassenden Zuständigkeit
erhielt luppiter mit Recht die Beinamen Optimus Maximus in dem
Sinne, daß er an keine bestimmten Aufgaben gebunden war, sondern als Schutzgott
der res publica wirkte. Sein Tempel auf dem
Kapitol, den der
Rechtsnachfolger der tarquinischen Könige im ersten Jahr der Republik am 13.
September als praetor maximus weihte, galt als Inbegriff für den Bestand
des imperium Romanum (Tac. hist. 3,72). Im Zuge der Hellenisierung der römischen
Religion hielt die Götterwelt Griechenlands Einzug in Rom (allerdings nicht
als bloße Übernahme, sondern in eigener Interpretation und oft in form der
In-Eins-Setzung mit italischen Gottheiten, was zur Verschmelzung oder auch
Ausweitung der zugeschriebenen Wesenszüge führte. So wurden für den
griechischen Apollo, den die Römer wohl zunächst eher als düstere Gottheit
einschätzten, deren unheilvolles Wirken kultisch gebannt werden sollte, zuerst ein
Heiligtum (Apollinar) außerhalb der Stadtgrenze (pomerium) errichtet. Mercurius, der Gott der Händler und Diebe
(daher ikonographisch oft mit einem Geldsack dargestellt) trat erstmalig 495 v.Chr. mit
der Weihung seines Tempels in Erscheinung; sie erfolgte am 15.Mai, dem Festtag
der Kaufleute. Damals wurde die Getreideversorgung der Stadt organisiert, so
daß bereits seit dieser Zeit der Bezug des Gottes zum Handel erwiesen ist.
Aufgrund vergleichbarer Aufgaben erfolgte die Gleichsetzung mit dem griechischen
Götterboten Hermes. Venus, die italische Göttin der Anmut wurde mit der griechischen Aphrodite
gleichgesetzt: 295 v.Chr. stiftete man ihr einen Tempel am Circus
Maximus.
Bedeutung des Kaiserkultes. Nach
seinem Tode wurde auch Augustus auf Senatsbeschluss unter die Götter erhoben.
Diese Ehre wurde, abgesehen von Tiberius, dann allen späteren Kaisern und
vielen Mitgliedern der kaiserlichen Familie (domus Augusta) zuteil,
sofern sie nicht der Verdammung durch den Senat (damnatio memoriae) verfielen.
Dieser Akt der postumen Vergöttlichung erfolgte durchaus auch im Interesse des
Nachfolgers, der als Divi filius seine Herrschaft legitimierte. Mit der
praktischen Durchführung des Kaiserkultes wurden bestimmte Priesterschaften
betraut. Ein weiteres Mittel zur sakralen Aufwertung
des Kaiserhauses stellte die Ergänzung von Götternamen (Apollo, Mars,
Mercurius,
Diana, luno, Venus) um den Zusatz Augustus/Augusta dar, wie deren
Anrufung häufig auch um die des Genius Augusti erweitert wurde. Die
Weiheformel in h(onorem) d(omus) d(ivinae) — zu Ehren des göttlichen
Kaiserhauses — faßte in späterer
Zeit diese Entwicklung prägnant zusammen. Ergänzt wurde sie durch
Darstellungen der bildenden Kunst, die Festkalender der Kaiserzeit und Lobreden
auf die regierenden Herrscher. Mysterienreligionen. Größere
Attraktivität als die offiziellen Kulte der Staatsgötter und des Kaiserhauses
besaßen in der breiten Bevölkerung die Mysterienreligionen Griechenlands und
des Vorderen Orients. Neben den bereits genannten Kulten der Mater Magna (Kybele),
der Isis, der Größte Bedeutung erlangten die Mithras-Mysterien. In Anlehnung an einen
achämenidisch-iranischen Gott, der das
Licht der Sonne als Symbol des Guten verkörperte, wurden die Mysterien
vermutlich im Westen als kosmologisches System konzipiert und gewannen
zahlreiche Anhänger besonders unter den Soldaten. Neu war vor allem die
Ausrichtung auf einen Gott, dem alle anderen Gottheiten (luppiter, Mars,
Venus, Mercur) untergeordnet waren (Henotheismus). Die Rangabstufung der
Götter entsprach den gesellschaftlichen und mentalen Rahmenbedingungen der
Kaiserzeit: Jeder hatte seinen Platz, alle waren auf gegenseitige Unterstützung
angewiesen. Hilfe gewährte bei entsprechenden Voraussetzungen Mithras:
Indem
er den Stier tötete, schuf er die Welt, spendete Leben und Fruchtbarkeit sorgte
für seine Jünger. Von Einzelheiten abgesehen, deuten
moralische Prinzipien, Gesellschaftsbezug und Heilserwartung dieses Kultes
Entsprechungen mit der jüdischen Religion und dem Christentum an. Lange stand
die christliche Glaubenslehre deshalb im Konflikt mit den Mysterien des Mithras,
zumal es sich hier um eine ausschließliche, auf den einen Gott konzentrierte
Religion handelte (Monotheismus). Indessen bot das Christentum den Vorzug
einer besseren Anpassungsfähigkeit an neue Entwicklungen, während die Mithras-Mysterien sich als starres System nicht verändern konnten. Hinzu kam
auf christlicher Seite eine offensive Missionierung, die nach Öffentlichkeit
verlangte, während die Mysterien des Mithras (in unter der Erde
befindlichen Mithraeen) unter Ausschluß von Frauen in
einer geschlossenen Gemeinschaft mit verschiedenen Einweihungsgraden gefeiert wurden. Auch die polytheistischen Kulte tendierten
seit dem
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