Ösen und Verschlüsse

deutsche Fassungenglish version
Home
Information
Erste Hilfe
Selbermachen
Zeichenmappe
Werkzeug
Tricks & Tips
Material, Produkte
Design-Entwurf
Schnittmuster
Vorbereitungen
Einfache Flicken
Risse an Kanten
Überlappende Naht
Innenliegende Naht
Reißverschlüsse
Ösen, Verschlüsse
Luftblasen
Flüssiglatex, Färben
Spezialitäten
Gummipflege
Körperpflege
Wissen
Dies & Das
Letzte Änderung
04.07.2001
© RubberHans
Brief schreiben

Vorbereitung: Verstärken von Kanten

Bevor Ösen eingesetzt oder Druckknöpfe angebracht werden, stellt sich immer die Frage: Wie wird verhindert, daß das Gummi- oder Latextuch an diesen später hochbeanspruchten Stellen ausreißt? Das Alltagsleben zeigt uns häufig Situationen, wo das Unheil erfolgreich abgewiesen wird...

Die naheliegende Frage sollte demnach sein: Warum reißen die Knöpfe an Jeans oder die Schuhe an den Schnürsenkel-Löchern nicht aus? Die Antwort lautet: Es liegt am Material. Stets sind hoch beanspruchbare Materialien beteiligt, wie eben Jeansstoff oder Leder. Diese Materialien sind aufgrund ihrer typischen Eigenschaften besonders zugfest und strapazierfähig. Auf unsere Aufgabe übertragen, liegt der Schluß nahe, daß in Zugzonen eingelegte Stoffe oder auch Leder das Ausreißen von Ösen u.ä. verhindern können. Mit Jeansstoff habe ich keine Erfahrung. Ich hab's nie probiert, weil der sehr saugfähige Jeansstoff und das isolierende Gummimaterial sich meiner Einschätzung nach nur schlecht vertragen. Leder einzulegen, sollte bei Gummi möglich sein. Nur: die wirklich hochbeanspruchbaren Lederflecken sind oft zu dick für unsere Zwecke. Was bleibt und sehr zweckmäßig ist, ist der ca. 0,5mm starke, gewebeverstärkte Gummistoff. Er vereint eine solide Textilbindung (denke an den Jeansstoff!) mit der glatten und für uns zweckmäßigen Gummioberfläche.

Die Arbeitstechnik ist einfach, solange ausschließlich Gummituch beteiligt ist. Bei der Mischung Latex/Gummi ist etwas Aufmerksamkeit angebracht. Die nächsten Bilder zeigen, entgegen aller hier üblichen Konvention, die interessierende Partie von der Seite - der Hintergrund dient nur zur Kontrastierung, aber nicht als "Arbeits-Unterlage" im hier üblichen Sinne.

Breite den Stoff glatt aus. Um es hervorzuheben: Wir blicken auf einen Querschnitt durch die Arbeitsstelle und nicht, wie hier sonst üblich, auf eine Draufsicht!
Ein angemessenes Stück von der Kante entfernt (=Breite des Gummieinsatzes + 2 mal Dicke des Basisstoffs), wird in gewohnter und hier mehrfach beschriebener Weise ein Streifen aus gewebeverstärktem Gummistoff aufgeklebt. Je nach Anforderung kann dieses gewebeverstärkte Gummistück aus einem einzelnen Flecken bestehen, oder aus einer Leiste, wenn z.B. ein geschnürtes Kleidungsstück angefertigt werden soll.
Nach gründlichem Anpressen und einer Trocknungszeit von minimal einer Stunde wird der noch offene Teil des Gummistoffs mit Kleber eingestrichen. Ebenso die Oberfläche des derzeit noch offen daliegenden gewebeverstärkten Gummistoffs.
Nach der dem Kleber angepaßten Trocknungszeit wird das noch offen daliegende Ende des Stoffes straff und eng über den Gewebestreifen gezogen. Wichtig ist dabei, das Material ganz dicht und knapp um den innenliegenden gewebeverstärkten Stoff umzuschlagen, andererseits aber das Material nicht zu überdehnen. Dies gelingt bei Gummi leichter als bei Latexstoff. Kräftiges Anpressen mit dem Falzbein und/oder Preßbrettern nebst Schraubzwingen, was ich bei längeren Teilen nur empfehlen kann, beendet die Arbeit.

Bei der Verbindung "Latex/Gummi" - auch in diesem Falle ist der gewebeverstärkte Gummistoff innen - wird entgegen den sonstigen Gepflogenheiten, Kontaktkleber verwendet - obwohl Latex besser mit einem reinrassigen Latexkleber verbunden werden sollte. Ich schlage vor, den Latexstoff sehr vorsichtig mit mildem Lösungsmittel (echtes Terpentin oder Isopropanol) zu reinigen und für den Kontaktkleber aufzubereiten. Nach der Trocknung (und ein paar zurückgehenden Kräuselungen) Kontaktkleber sparsam auf den gewebeverstärkten Gummistreifen auftragen und ihn nach wenigen Sekunden Trocknungszeit auf die Latexfläche aufbringen, anpassen und kräftig und (ausnahmsweise!) lange mit dem Falzbein anreiben und danach zwischen Brettern pressen! Dies verhindert die Faltenbildung im Latexstoff. Klar, daß beim zweiten Klebeschritt zuerst der Gummistoff mit Kleber versehen wird, bevor der Latexstoff umgeschlagen wird.

Da ich bislang noch kein Experiment in dieser Richtung mit einem reinen Latexkleber vorgenommen habe, um Gummistoff mit Latex zu verbinden, kann ich auch keine Tips dazu geben.

nach oben Einsetzen von Ösen

Manche Kleidungsstücke, wie z.B. Korsagen sollen geschnürt werden. Da Gummi und Latex sehr empfindlich gegen Punktbelastungen sind, können natürlich nicht einfach Schnüre durch gestanzte Löcher gezogen werden. Die Löcher müssen auf jeden Fall mit Metallösen verstärkt werden, genauso wie wir es von jedem geschnürten Schuh her kennen. Die Arbeitstechnik ist einfach, das Material billig. Das Kleidungsstück sollte aber schon bei der Planung so angelegt werden, daß an der Stelle, wo die Schnürung hinsoll, auch die beträchtlichen Zugkräfte aufgenommen werden.
Konkret muß also die Stofflage so ausgelegt werden, daß sie nicht ausreißt. Dazu nehme ich den Gummi -oder Latexstoff doppelt und verstärke ihn innenliegend mit einer Lage aus gewebeverstärktem Gummituch, wie es im technischen Gummihandel preiswert als Meterware erhältlich ist. Die Gewebeverstärkung ist der Schlüssel zum Erfolg! Die Latex-/Gummiverbindung wird mit Kontaktkleber geklebt; entsprechende Sorgfalt und Vorsicht vorausgesetzt. Der innenliegende Streifen sollte etwa 1,5cm bis 2cm breit sein, aber mehr schadet auch nicht. Manchmal läßt sich der Streifen sogar als Merkmal des Kleidungsstücks verwenden. Ich habe z.B. ein Schnürkorsett gemacht, bei dem ich das Mittelteil aus dem gewebeverstärkten Gummi gefertigt habe, das ich vor den Zusammenbau (Klebeflächen natürlich geschützt) mit einem Acryllack andersfarbig glänzend lackiert habe.

Bevor die Ösen eingesetzt werden können, brauchst Du:

  • Ein Gummi- oder Latexwerkstück, in das die Ösen eingesetzt werden sollen
  • Eine Revolverlochzange (Baumarkt, ca. Euro 4,-- bis 14,--) Auf Sonderangebote achten!
  • Eine Ösenzange (Baumarkt oder Lederwarenfachhandel, ca. Euro 4,-- bis 14,--) Bevorzuge Ösenzangen mit voreilendem Stift, der die Öse zentriert. Zangen dieser Art sind nicht billig, lohnen aber die Anschaffung.
  • Ösen! Verwende Ösen mit sauberen, glatten Schäften passender Länge und Gegenstücken. Die 100er-Pack-Baumarkt-"Schnäppchen" für ein paar Pfennig sind absolut unbrauchbar. Hochwertige Ösen gibt es im Lederwarenfachhandel oder in gut sortierten Kurzwarengeschäften.
  • Ein Lineal zum Messen und ein Schreibgerät für das spezielle Gummimaterial
  • Einen Plan oder besser noch ein Schnittmuster, wohin die Ösen sollen

Zeichne zunächst die Mittelpunkte und Umfangskonturen der späteren Lochungen auf dem Werkstück auf. Dabei ist besonders auf die genaue und regelmäßige Anordnung der Löcher zu achten. Jede Ungenauigkeit äußert sich hier in späteren, unschön sichtbaren "Wellenlinien" im Verlauf der Ösenreihe. Arbeite hier besonders sorgfältig und millimetergenau! Nach der Auswahl der Ösen wird die Revolverlochzange auf den dazu passenden Lochdurchmesser eingestellt. Dabei gilt: Der Außendurchmesser des Ösenschaftes sollte knapp durch das gestanzte Loch passen. Die Öse darf also nicht zu streng hindurchgehen, darf andererseits aber auch kein Spiel haben. Nach dem Stanzen der Löcher können die Ösen mit der Ösenzange eingepreßt werden. Der Ösenschaft sollte dabei nach der nicht-sichtbaren Seite zu liegen kommen, da er optisch unschön aufbördelt. Qualitativ hochwertige Ösen haben stets ein Gegenstück aus Metall, das die Umbördelung auffängt und glättet. Eine solche hochwertige Öse kommt auf ca. Euro 0,20 pro Stück. Sie macht aber beim Einsetzen keinen Ärger und verursacht auch später keine Schwierigkeiten. Fazit: Beste Qualität kaufen! Sie ist bereits nach dem ersten verdorbenen Kleidungsstück billiger als die "billige" Baumarkt-Wasre.

Hinweis: es gibt kombinierte Loch- und Ösenzangen ab ca. Euro 10,-- im Baumarkt. In der Regel sind sie von besserer Qualität als die reinen Ösenzangen. Wenn Du Löcher in der Nähe des Randes eines Kleidungsstücks mit Ösen versehen willst, ist eine solche Zange nur scheinbar eine gute Wahl, da sie in einem Werkzueg alle benötigten Funktionen vereint. Doch Vorsicht: Da diese Zangen auf "Durchstanzen" konstruiert sind, wird die Verwendung bei Gummi- oder Latex-Werkstoffen oft an der Elastizität des Materials scheitern. Folgerung: Stanze die Löcher konventionell mit der Revolverlochzange und nutze nur die Präzision des Einsetzens bei der Ösenzange.

Und ein Tip: bei schwarzem Latextuch ist die Wahl des Schreibgerätes oft schwierig. Abhilfe schaftt ein provisorischer Streifen aus glattem Papierklebeband, der auf das Werkstück geklebt wird. Mit einem feinen, dunklen Kugelschreiber lassen sich alle wichtigen Mittelpunkte und Konturen aufzeichnen. Nach dem Lochen kann der Klebestreifen abgezogen werden und die Oberfläche des Werkstücks hat keine Spuren eines Schreibgerätes.

nach oben Knöpfe und Knopflöcher

Knöpfe und Knopflöcher können nicht in der üblichen Art ausgeführt werden, wie wir es von normalen Stoffkleidungsstücken her gewohnt sind. Bevor Du Dich an ein Gummi-Kleidungsstück wagst, solltest Du einige Versuche mit den von Dir verwendeten Materialien und den gewünschten Knöpfen machen. Das kostest Zeit und Geld - aber immer noch weniger als ein verdorbenes Werkstück.

Knöpfe werden nicht genäht, sondern genietet. Wegen der Materialeigenschaften von Gummi bzw. Latex ist das Annähen nahezu unmöglich. Damit beschränkt sich die Auswahl ausschließlich auf Metallknöpfe. Die benötigten Knöpfe und ggf. das passende Einsetzwerkzeug sind im Lederwarenfachhandel erhältlich. Damit der Knopf aber nicht nach wenigen Sekunden Tragevergnügen ausreißt, muß, genau wie beim Einsetzen von Ösen, der Stoff von hinten mit einem geeigneten Streifen (bei einer Knopfleiste) oder Flecken (bei Einzelknöpfen) aus gewebeverstärktem Gummistoff verstärkt werden.

Knopflöcher sind noch empfindlicher gegen das Ausreißen als Knöpfe. Auch hier gilt: Gummi- oder Latexstoff doppelt nehmen und eine Lage gewebeverstärkten Gummistoff dazwischen kleben! Das eigentliche Knopfloch wird mit einem Schreinerstechbeitel der zum Knopf passenden Größe gestochen. Zusätzlich wird für die quer verlaufenden Schnitte ein 2mm breites Stechbeitel benötigt, das es leider nicht zu kaufen gibt. Ich habe meines aus einem 4mm-Lochbeitel  selber geschliffen. Zur Sicherheit sollte das Knopfloch umnäht werden.

Fazit: Knopflöcher und Knöpfe sind eine aufwendige Angelegenheit, die Geschick und Spezialwerkzeug, sowie einige Vorversuche erfordern. Wenn die Knöpfe nicht nur als Zierde (z.B. als Button-down-Knöpfe an Hemden) dienen sollen, ist sorgfältige Arbeit nötig, und das Bewußtsein, daß auch mal was danebengeraten kann. Meine Empfehlung: Knöpfe besser vemeiden!

nach oben Klettverschlüsse und vorgetäuschte Knöpfe

Klettverschlüsse haben zwei große Vorteile:

  • sie sind einfach zu verarbeiten und können gut mit Kontaktkleber auf allen flachen oder nur wenig gewölbten Oberflächen verwendet werden.
  • Klettverschlüsse können innerhalb gewisser Grenzen variabel geschlossen werden. In anderen Worten: z.B. Bänder um Handgelenke können nach Wunsch straff oder lose anliegend geschlossen werden.

Klettverschlüsse bieten sich an, wenn möglichst glatte Verschlüsse gewünscht werden, die nur wenig auftragen. Bei Kopfkissen oder Bettbezügen sind sie sicher die beste Wahl. Ihr Nachteil ist offenkundig, wenn sie an Kleidungsstücken verwendet werden: Sie sind optisch nicht attraktiv. Dem läßt sich mit einem einfachen Trick abhelfen. Bevor der Verschluß geklebt wird, wird das entsprechende Teil des Kleidungsstückes mit Ziernieten versehen. Nach dem Einsetzen der Niete kann der Klettverschluß angebracht werden. Er sollte die auf der Innenseite hervorstehenden Gegenstücke der Niete abdecken.

nach oben Zierniete

Zierniete sind schmückendes Element oder täuschen Knöpfe vor (z.B. auf Klettverschlüssen oder zum Herstellen eines symmetrischen optischen Eindrucks).
Die Arbeitsweise:

  • Platz, an dem die Niete eingesetzt werden sollen, ggf. hinterkleben/verstärken
  • passende Öffnungen für die Nietschäfte stanzen
  • Niete entweder mit Hammer, Nietzieher und Kopfmacher einsetzen oder mit Spezialzange einpressen

Auch wenn sich das Hinterkleben mit gewebeverstärkten Gummistoff empfiehlt, ist es nicht unbedingt nötig, da die Niete - im Gegensatz zu Knöpfen - keine Belastung aufnehmen müssen. Nach dem Nieten sollte ein Flecken aus dünnem Gummi- bzw. Latextuch auf den inneren Teil geklebt werden, damit andere Teile des Kleidungsstückes nicht eingerissen werden können.

Im Schneiderfachhandel gibt es von Prym eine zwar nicht ganz billige, aber sehr praktische und universelle Zange, mit der sich Stanz- und Nietarbeiten, sowie das Einsetzen von ösen durchführen lassen.

Hosted by www.Geocities.ws

1