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Das ist die einfachste Art, eine Längsnaht zu kleben. Speziell bei
größeren Längen kann aber auch sie gelegentlich schwierig
werden. Wenn Du also noch nicht allzuviel Erfahrung mit dem Kleben von flexiblen
Materialien hast, übe besser vorher an ein paar Abfallstücken!
Die Klebeflächen sollten sich je nach Anwendung und Material wie folgt
überlappen:
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Material Latex (z.B. Supatex, Pearlsheen) ca. 1cm bis 1,5cm.
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Material Gummituch 1,5cm bis 2,5cm
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Bei hohen Belastungen noch max. 1cm mehr
Unnötig breite Klebestellen erschweren die Arbeit und bringen in der
Regel keine besseren Ergebnisse.
Denkpause: Bei längeren Nähten
sollte berücksichtigt werden, daß Gummi- und Latextuche sich je
nach verwendetem Kleber und/oder Lösungsmittel dehnen können. Was
bei Kleinteilen schlimmstenfalls zu kleinen Falten führt, kann bei langen
Nähten das ganze Werkstück verderben. Die Vorgehensweise beim Kleben
langer Nähte muß sich vom Aufsetzen von Kleinteilen unterscheiden,
da ein großes Werkstück, besonders wenn es mit Kleber benetzt
ist, nicht ohne Schwierigkeiten umgedreht und passgenau aufgesetzt werden
kann. Das Umdrehen kann auch so erfolgen.... Es wird nur die Nahtstelle
umgeschlagen und entsprechend vorbereitet. Bei geeigneter Klebebandtechnik
lassen sich dann auch längere Nähte gut kleben. Dazu gibt's die
Beispiele 2 und 3.
Teil auf der Unterlage fixieren |
Zweites Teil anpassen und sichern |
Benötigt wird eine große Unterlage (Tisch oder glatter
Fußboden, wenn sehr große Teile geklebt werden sollen). Eines
der Teile wird in gewohnter Weise auf der Unterlage fixiert. Wie üblich,
sollte die Innenseite bzw. später nicht sichtbare Seite nach oben liegen.
Das zweite Teil wird mit gleichsinniger Orientierung aufgelegt. Es
sollte folglich auch mit der später nicht sichtbaren Seite nach oben
liegen. Beide Teile werden genau zusammengepaßt und mit ein paar
provisorischen Klebestreifen gegeneinander fixiert.Diese Klebetechnik kann
nur für gerade oder wenig gekrümmte Konturen verwendet werden. |
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Das später bewegliche Teil wird mit einer Hilfsunterlage =
Preßbrett ausreichender Länge beschwert. Das Preßbrett wird
mit einigen Klebestreifen gegenüber dem darunterliegenden Stoff festgelegt. |
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Auf dem festen Teil wird die Klebekante mit Klebestreifen abgegrenzt,
damit beim späteren Bestreichen mit Kleber die Kontur sauber bleibt. |
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Jetzt werden die provisorischen Klebestreifen der beiden Teile wieder
abgezogen. Das nun bewegliche Teil wird auf die Hilfsunterlage geklappt.
Da nun die umgeklappte Lage des Stoffes bekannt ist, kann er, wie bei der
Klebebandtechnik geschrieben, auf der Hilfsunterlage fixiert werden. |
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Auch beim beweglichen Teil wird die Klebefläche mit Klebeband
abgegrenzt. Das geht relativ leicht, da der Abstand durch das bereits abgegrenzte
andere Teil gegeben ist. |
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Nun wird der Kleber auf beide Teile aufgebracht. Die Unterlagen sollten,
wo möglich, durch Einlegen von Papier unter den Latex- oder Gummistoff
geschützt werden. Damit gerät weniger Kleber auf die Unterlage
- und die Reinigungsarbeit wird weniger. |
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Nach einer ausreichend bemessenen Trocknungszeit des Klebers wird das
bewegliche Teil vorsichtig von der Hilfsunterlage gelöst und - von der
Mitte der Naht beginnend auf das feste Teil aufgelegt und Stück für
Stück angerollt. Dabei sollte daruaf geachtet werden, daß die
Klebung nicht verläuft, da Fehler nicht korrigiert werden können!
Arbeite hier also besonders ruhig und konzentriert. Bei längeren
Nähten ist es zweckmäßig, diese Arbeit zu zweit
durchzuführen. Alle Kleber, die zumindest ich verwende, haben genügend
lange Zeiten, bis die Verbindung geschlossen sein muß - Hektik ist
also unangebracht. Die zunächst mit dem Handballen falten- und
luftblasenfrei angedrückten Flächen werden wie gewohnt mit dem
Falzbein kräftig angerieben. |
Teil auf der Unterlage fixieren |
Zweites Teil anpassen und sichern |
Die zweite Art, eine Längsnaht zu kleben, beginnt ebenfalls mit
gegeneinander fixierten Werkstücken. Diese Art der Klebetechnik eignet
sich nicht für gekrümmte Nahtverläufe, sondern nur
für geradlinige Verbindungen. |
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Beide Teile werden längs mit einem breiten Klebestreifen verbunden.
Der Klebestreifen wird etwa mittig auf der Kante des später beweglichen
Werkstückes angebracht. |
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Anschließend wird das zweite Teil am Klebestreifen abgeklappt.
Der Klebestreifen wirkt hier als Scharnier. |
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Ein passend angebrachter Klebestreifen grenzt die Fläche ab, die
mit Kleber eingestrichen wird. Um zu verhindern, daß Kleber auf die
Unterlage gerät, sollte, wenn es die Befestigung der Werkstücke
erlaubt, Papier untergelegt werden (hier nicht eingezeichnet). |
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Nach der obligatorischen Trocknungszeit wird das bewegliche Teil von
der Mitte der Naht beginnend faltenfrei zurückgeklappt und von Hand
angedrückt. Auch bei dieser Technik ist, besonders bei langen Nähten,
eine helfende Person nützlich. Jetzt vorsichtig den verbindenden
Klebestreifen abziehen und die Naht gut pressen (Falzbein oder Preßbretter
mit Schraubzwingen). |
Die Ausbreitung des Klebers zu begrenzen, ist eine Aufgabe, die sich am
einfachsten mit einem Rand aus Klebeband lösen läßt. Da die
sowohl die Größe und Kontur, als auch die Lage des Gegenstücks
bekannt sind, ist es einfach, die Kontur abzukleben. Sorgen um die
Flächengröße sind unnötig, da sich sowohl Gummi, als
auch Latex beim Bestreichen mit dem Kleber etwas dehnen. Nach dem Einpinseln
und einer gewissen Trocknungszeit kann das begrenzende Klebeband abgezogen
werden - und die nutzbare Fläche ist gut konturiert. Wird die Fläche
etwas großzügiger abgeklebt, kann das Klebeband auf dem
Werkstück verbleiben und damit einen guten Bezug geben, um das
Gegenstück paßgenau aufzusetzen. Allerdings muß dann der
überschüssige Kleber frühzeitig entfernt werden. Bei Latexklebern,
die auf Latexmilch basieren und eher eine Schweißung der Werkstücke
als eine Klebung bewirken, sollte die großzügige Variante nicht
verwendet werden.
Achtung: speziell bei Latex sollte dieser Trick nur vorsichtig angewendet
werden! Die Gefahr ist groß, daß sich das Klebeband zu sehr
festsetzt. Stattdessen sollte der Kleber mit einem dünnen Kunststoffpinsel
kantengenau aufgetragen werden. Diese Pinsel gibt's für ca.
Euro 2,--/20 Stück im Baumarkt (das ist die Sorte, die man Kindern
kauft, um ihnen die Freude am Malen zu verderben).
Nähte dienen zwei Zwecken:
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zur Zierde
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zum Zusammenhalt oder zum Verstärken der Verbindung der Einzelteile
eines Kleidungsstückes
Um beim Nähen die Stabilität einer Verbindung zu verbessern, muß
sehr sorgfältig gearbeitet werden, damit sich die Stichlöcher,
die die Nadel zwangsweise verursacht, nicht zur Keimzelle von Rissen
entwickeln - sonst hätte die Näherei genau das Gegenteil der
beabsichtigten Wirkung erzielt. Bei einem entsprechendem Aufbau des
Kleidungsstückes kann die Festigkeit von Verbindungen verbessert werden.
Das abschließende Nähen muß dann aber schon in der Planung
und in der Materialauswahl berücksichtigt sein.
Wer das erstemal Latex näht, wird sofort merken, das das gänzlich
anders ist, als das Nähen von textilem Material. Ein kleiner Versuch
an einem Abfallstück zeigt, daß sich eine gewöhnliche
Nähnadel nur mit großer Anstrengung durch zwei Lagen Latextuch
schieben läßt. Nach den ersten 3 Stichen wird klar, daß
auf diese Art bestenfalls eine wellige Naht in einem verfältelten
Werkstück zu erzielen ist. Man muß subtiler vorgehen.
Das Latexwerkstück sollte vor dem Nähen bereits geklebt sein. Es
ist fast unmöglich, eine Naht zu produzieren, wenn sich die Teile des
Werkstückes ständig gegeneinander verschieben und durch ihre
Elastizität das Positionieren der Stichlöcher erschweren. Zum
Nähen sollten die Nadel und die Einstichseite des Tuches mit Silikonöl
geschmiert werden, damit sie beim Durchstoßen des Materials nicht
unvermittelt stecken bleibt. Als Faden wird Kunstfaser verwendet, kein
Leinenzwirn. Der Faden sollte nur so straff gezogen werden, daß er
gut anliegt, damit keine unerwünschten Falten entstehen. Nachdem
die Naht fertig ist, kann sie auf der Innenseite des Kleidungsstückes
mit Flüssiglatex bepinselt werden. Der Sinn der Maßnahme ist,
daß die Fäden sich nicht verschieben und auch besser gegen das
Eingehen nach dem Waschen des Kleidungstückes geschützt sind -
das erklärt die Verwendung des Kunstfaser-Fadens.
Wer verhindern will, daß bei jedem Stich das Material punktuell sehr
stark gedehnt wird, klebt auf der Innenseite des Kleidungsstückes
vor dem Nähen einen stabilen Textilstreifen auf den späteren
Nahtverlauf. Solche Bänder gibt es als "Nahtband" oder "Stoßband"
im Kurzwarenhandel. Beim Nähen mit der Maschine ist das meiner
Meinung nach der einzige Weg, das Verheddern des Unterfadens zu verhindern.
Nach den Nähen muß erst das Silikonöl entfernt werden.
Danach wird der Textilstreifen zweimal mit Flüssiglatex bestrichen,
damit auf der Innenseite wieder eine durchgehende Gummifläche vorliegt.
Wer das Nähen ernsthaft erwägt, sollte erst üben, bevor er
sich an ein gutes Kleidungsstück wagt. Vielleicht aber kommt auch die
Erkenntnis, daß gut geklebte Nähte die bessere Wahl sind. Du ahnst:
ich bin kein großer Fan des Nähens.
Für die Naht von Hand wird eine kräftige Nähahle benötigt,
die im Lederwarenfachhandel zu bekommen ist. Es gibt zwei
Ausführungsformen:
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mit fest eingesetzter Nadel ohne Nadelöhr. Das ist die preigünstige
Variante. Sie hat zwei Nachteile. Beim Bruch der Nadel muß eine komplette
neue Nähahle gekauft werden. Schwerwiegender ist, daß man
zusätzlich eine zweite Nähnadel mit Faden braucht, um die Arbeit
auszuführen.
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mit austauschbarer Nadel und auswechselbarer Fadenspule. Diese Variante ist
nicht billig, hat aber den Vorteil, daß sie langfristig im Betrieb
preiswerter ist und vor Allen: man spart sich das umständliche Nachstechen
mit der Handnadel. Darüberhinaus kann man verschiedene Sorten Faden
auf Vorratsspulen halten.
Ich besitze beide Nähahlen, denn zum Vorstechen von Löchern durch
das widerstandsfähige Material ist die einfache Variante manchmal ganz
nützlich. Die Vorgehensweise beim Handnähen:
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Zum Nähen benötigt man eine Nähnadel mit Faden bzw. zwei,
da man mit der Vorgehensweise die Arbeit der Nähmaschine mit Ober-und
Unterfaden nachbildet.
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Zusätzlich braucht man eine stabile Unterlage, die aber punktuell nachgiebig
ist. Hier muß man sich ein wenig umschauen; gute Kandidaten sind
Hartschaum, MDF-Platten oder eine dicke Hartfilzplatte. Schaumgummimatten
sind ungeeignet.
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Tuch auflegen. Der Nahtverlauf kann bei schwarzem Latextuch und schwarzem
Faden dünn mit Kugelschreiber vorzeichnet werden.
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Ahle senkrecht durch das Tuch in die Unterlage stechen, bis der Faden auf
der anderen Seite wieder herauskommt. Werkstück abheben und mit der
Nähnadel den zweiten Faden durch die "Oberfaden"-Schlaufe ziehen.
Nähahle zurückziehen und Werkstück wieder ablegen. Und immer
weiter so, mit regelmäßigen Abständen zwischen den Stichen.
Beide Fäden zwischen den Stichen mit einer kleinen Zange straffziehen,
aber dabei das Latextuch nicht zusammenziehen!
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Nahtanfänge und -ende passend nachziehen, dann auf der Innenseite des
Kleidungsstückes verknoten und abschneiden.
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Am Schluß wird der Kugelschreiberstrich mit Isopropanol entfernt. Bei
hellen Fäden geht der Kugelschreibertrick nicht, da die Gefahr besteht,
daß sich der Faden dauerhaft verfärbt. Nun das Kleidungsstück
waschen und nach dem Trocknen die Naht auf der Innenseite mit Flüssiglatex
behandeln. Knoten plattdrücken und besonders sichern - siehe
weiter unten.
Eine mühsame Arbeit, die, wenn das Ergebnis gut aussehen soll, sehr
sorgfältig ausgeführt werden muß. Warum sollte das Ganze
nicht auch mit der Nähmaschine machbar sein?
Nähen mit der Maschine
Profis nähen mit Industriemaschinen, die außerhalb des finanziellen
Rahmens liegen, der Hobbyisten gesetzt ist. Die Nähmaschine sollte
von guter Qualität sein und muß einen kräftigen Antrieb haben.
Wenn man mit ihr kein Frottee nähen kann, ist auch das Nähen von
Latex nicht möglich. Die Maschinen, die am besten geeignet sind, haben
einen Ober- und einen Untertransport. Das bewirkt, daß das Tuch
gleichmäßig von beiden Seiten vorgeschoben wird. Die gewöhlichen
Heim-Maschinen haben nur einen Untertransport. Folglich wird das Tuch durch
die Gummireibung am Füßchen hängen bleiben, wenn es nicht
mit Silikonöl geschmiert wird. Insgesamt ist die Sache aufwendig,
weil nach der Arbeit auch die Maschine gründlich gereinigt werden muß.
Vorgehensweise:
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Der Nahtverlauf sollte vor dem Nähen geklebt sein mit einem Textilstreifen
auf der späteren Innenseite des Kleidugsstückes.
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Nadel geeignet auswählen, Stärke etwa wie für kräftiges
Leinen. Am besten die Stärke experimentell an einem Abfallstück
ermitteln. Ober- und Unterfaden sollten gleichartig sein. Mit dem
Abfallstück üben und die richtige Stichlage einstellen. Nähte
sollten Längsnähte sein, Abstand der Stiche ca. 3mm bis 5mm.
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Das eigentliche Werkstück so auflegen, wie beim Nähen von
gewöhnlichen Textilien. Der Streifen kommt nach unten, die Latexseite
(=spätere Außenseite) nach oben.
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Füßchen, Nadel und ca. 10cm vom Tuch mit Silikonöl schmieren.
Öl in der Sprühdose ist dafür besondes praktisch.
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Langsam ca. 5cm nähen. sobald es anfängt, schwergängig zu
werden, muß nachgeschmiert werden (speziell die Nadel).
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Nach dem Nähen Kleidungsstück waschen (Flüssigseife, "Gumol"
oder Geschirrspülmittel), um das Silkonöl aus den Fäden und
dem Textilstreifen herauszuspülen. Gut auf der Leine trocknen lassen.
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Erst wenn Faden und Textilstreifen ganz durchgetrocknet sind, mit
Flüssiglatex behandeln.
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Nicht vergessen: Die Nähmaschine muß gereinigt werden, damit
später beim Nähen von gewöhnlichen Textilien die verteilten
Silikonölreste nicht das nächste Werkstück verschmutzen. Also:
Füßchen raus, Nadel entnehmen, Unterfadenspule, Schiffchen - kurz,
alles was zerlegt werden kann. Auch die fest an der Maschine angebauten Halter
usw. dürfen beim Putzen nicht vergessen werden. An engen Stellen zum
Reinigen Wattestäbchen verwenden.
Alle Nähte fertig? Gut, dann kann das Werkstück fertigbearbeitet
werden. Dazu folgende Arbeitsschritte:
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Kleidungstück waschen bzw. auf andere Art die Silikonölreste gut
entfernen. Solange noch Silikonöl vorhanden ist, wird das
abschließende Imprägnieren mit Flüssiglatex zu schlechten
Resultaten führen.
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Nach dem Waschen gut trocknen lassen! Besonders die textilen Bestandteile
müssen absolut trocken sein.
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Falls sich die Nähte oder das Textilband etwas gekräuselt haben,
von der Textilseite her sehr vorsichtig bügeln. Das Bügeleisen
auf Stufe 1-2 stellen, auf den Streifen ein Blatt Papier legen und dann erst
bügeln. Auf keinen Fall ohne Papier bügeln, damit die Sohle des
Bügeleisens nicht durch evtl. herausquellenden Kleber verschmutzt wird.
Die Temperatur sollte nicht zu hoch gewählt werden, damit sich die Klebung
nicht öffnet.
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Nähte auf der Innenseite des Kleidungsstückes zweimal mit
Flüssiglatex behandeln, damit wieder eine zusammenhängende Gummischicht
vorhanden ist. Dies dient nicht nur dem Tragegefühl, sondern verhindert
auch, daß beim späteren Waschen des Kleidungsstückes der
Textilstreifen stark durchfeuchtet und lange naß bleibt.
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Wenn alles gut getrocknet ist, Kleidungsstück innen pudern, Nähte
etwas kräftiger.
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