Zur Geschichte des Ausnahmezustands
Giorgio Agamben sieht den
Ursprung des Ausnahmezustandes im Belagerungszustand Frankreichs
wahrend der
Revolution.
Dieser wurde zuerst 1791
erlassen. Nach weiteren Gesetzesänderungen 1797 und 1811 nahm der
endgültig die
Gestallt des etat de siege fictif an. Artikel 14 der Charte
constitionelle von 1814 übertrüg dem Souverän die Macht, zur
Sicherung der
Gesetze und es Staates alles nötigen Verfügungen durchzuführen. 1815
wurde im acte
additionel festgesetzt, dass der Belagerungszustand durch ein
Gesetz
ausgerufen werden muss.
In Deutschland veränderte
Artikel 48 der Weimarer Verfassung das Staatsleben. Dieses sagte:
"Wenn im Deutschen Reiche
die öffentliche Sicherheit und Ordnung erheblich gestört oder gefährdet
wird,
kann der Reichspräsident die zur Widerherstellung der öffentlichen
Ordnung und
Sicherheit nötigen Maßnahmen treffen, erforderlichenfalls mit Hilfe der
bewaffneten Macht einschreiten..."
Weiter heißt es in dem
Artikel, dass ein gesetzt die Ausübung dieser Macht präzesieren sollte.
Dieses
Gesetz wurde aber nie verabschiedet.
Agamben geht noch weiter
und sieht das dritte Reich als „ Ausnahmezustand, der sich zwölf Jahre
lang hinzog“
( S. 8)
Der Ausnahmezustand in den USA
In Artikel 1 der
Verfassung heißt es dass
„ der Anspruch eines
Verhafteten auf Ausstellung eines richterlichen Vorführbefehls nicht
suspendiert werden darf, es sei denn, dass die öffentliche Sicherheit
dies im
Falle eines Aufstandes oder einer Invasion erforderlich macht“
Es wird nicht erläutert,
wer über die Suspendierung zu entscheiden hat.
1861 befand sich die USA
an der Schwelle des Bürgerkriegs. Lincoln ordnete die Aufstellung eines
Heeres
an und berief eine Sondersitzung für den Kongress. In den
darauffolgenden
Wochen herrschte der Präsident wie ein Diktator und wandte das oben
genannte
Gesetz alleine nach seinem Empfinden mehrmals an.
Als der Kongress später
endlich tagte, rechtfertigte er seine Vorgehensweise dadurch, dass sie
unter
dem „Druck einer Forderung aus dem Volk und eines öffentlichen
Notstands“
entstanden sei.
Im Laufe des 20.
Jahrhundert ergänzten Kriegsmetaphern immer dann den politischen
Wortschatz,
wenn der Präsident Entscheidungen dieser Art durchsetzen musste, um
Vollmachten
zu bekommen.
Diese Linie kann man bis
heute verfolgen:
Die biopolitische
Bedeutung des Ausnahmezustands kommt erst seit 2001 zur Geltung.
Am 13. November erließ
George W. Bush die military order. Diese beinhaltet, dass Non-
residents, die terroristischer Taten verdächtigt werden, unbeschränkte
Haft und
ein Prozess vor military commissions gemacht werden kann.
Weiter heißt es im USA
Patriot Act, der bereits im Oktober beschlossen wurde, dass der
Attorney
General ermächtigt ist, jeden Fremden in Gewahrsam zu nehmen, der im
Verdacht
steht, die nationale Sicherheit zu gefährden...
Agamben sieht die USA seit
dem 11. September 2001 in einem Ausnahmezustand, den Präsident Bush
ausnutzt.
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