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Canton, 23. Mai 1846.

Es passirt mir heute zum ersten Male, dass ich verschiedene Eurer Briefe zur Beantwortung vor mir habe, Victors vom 16.December und 14/15.Febr., und Alfreds vom 14.Dec. u.17.Febr., während ich Leipziger Briefe bis zum 14.März habe. Tausend Dank, meine braven Brüder, für Eure herzigen Briefe, die mir recht wohl thun, denn sie beweisen mir, dass Ihr meiner trotz der Entfernung noch mit gleicher Liebe denkt.- etc.

Ich freue mich zu gleicher Zeit, dass die ganze Sache (mit dem Etablissement) gut von Euch aufgenommen worden ist, denn eigentlich hatte ich von V. Nasen erwartet; dass ich angefangen habe, mich Carlowitz mit tz zu schreiben! Dabei muss ich aber bemerken, dass wir uns hier nicht mit Schildern und ausgeschriebenen Firmen abgeben, wie Ihr zu vermuthen scheint; vor meiner Thüre ist nur ein kleines chines. Papier, auf dem mit chines.Buchstaben mein Name steht.-

Victorn bin ich ganz besondern Dank schuldig für seine Bemühungen wegen des Consulates. Mir ist an der ganzen Geschichte nicht viel gelegen, als er meint; ein bischen ehrgeizig bin ich zwar noch, aber nicht so sehr, dass der Titel Consul mich aus dem Häuschen bringen könnte. Ich wollte ihn hauptsächlich haben, um in der Geschlechtstafel dem Kinde einen Namen zu geben, um etwas feste Revenue mehr zu haben und um dem Geschäfte hier zu nützen, namentl. aber um mittels des preussischen Consulats alle preussischen Schiffe, die hierher kommen, zu fischen. Ich betrachte die Sache aus dem practischen Gesichtspunkte, suche für einen Kaufmann die Function, bei Vorkommen zu üben, mit Gehaltszulage, und in der bescheidenen Stellung, die wir Deutsche gegen andre grosse Handelsvölker einnehmen:- Preussen aber betrachtet die Frage aus dem unpractischen Gesichtspunkte, urtheilt über Verhältnisse u. Länder, die total verschieden sind, nach den Verhältnissen zu Hause, dünkt sich gewaltig wichtig und behauptet, dass ein Diplomat etwas von Handelssachen versteht. Mir soll es Leid thun, wenn ein Agent des Zollvereins für 3-4000 Thaler hier herauskommt, denn er macht sich und uns lächerlich und hilft nichts. Ich habe hierüber einige Bemerkungen an Harkorts und an Hirzel gemacht, lege auch einen Zettel für V. ein, wovon er beliebigen Gebrauch machen kann. Ich bin neugierig zu hören, was aus der ganzen Sache kommt.

Jedenfalls halte ich die Art und Weise, mit welcher meine Wenigkeit von den betreffenden Ministern und andern Leuten erwähnt worden ist, für sehr schmeichelhaft, und wenn ich nicht selbst zu gut wüsste, was an mir wäre, so würde ich anfangen mir etwas einzubilden. Ich habe doch viel Glück gehabt. Ich besinne mich noch recht gut, wie chère grand maman bei dem Handkuss beinahe aus der Haut gefahren wäre, als ich nach ihrer Ansicht Dütchenkrämer werden wollte, und mit den Ansichten einer Hofdame hat es wohl lange nicht harmoniren können, dass Jemand den Stand erwählte, - der ihm am Schnellsten einen Lebensunterhalt, die ausgebreitetste Bildung und die grösste Unabhängigkeit sichert; und was habe ich von andern Leuten mir nicht sagen lassen müssen, Leuten, die, wenn sie es weit gebracht haben, jetzt 300 rh. Gehalt haben und dafür sich hinterm Pulte u.Actentische krank und elend arbeiten!

Meine von Euch nicht ganz gebilligte Bescheidenheit in der Regelung meiner gemeinschaftl.Verhältnisse mit Harkort u. Hirzel hat mich diesmal belohnt, wenn das Geschäft nur irgend geht, denke ich mir doch mehre tausend Thaler jährlich zu machen, das Consulat muss doch auch noch etwas einbringen, - und dabei bin ich mein eigner Herr und schöpfe meine Weltkenntnisse nicht blos aus der Leipziger Zeitung! Glück muss man aber haben, und wenn das nicht treu bleibt, kann ich immer noch schief fahren; indess es ist mir unter keinen Verhältnissen bange, so lange ich nur gesund bleibe, was ich, Gott sei Dank, noch bin.

Es ist mir lieb, dass Ihr Bernhard Harkorts nähere Bekanntschaft gemacht habt, da er mein nächster Lebensgefährte ist; wir sind bisher ganz gut zusammen ausgekommen und ich freue mich auf seine Rückkunft, da ich allein ganz abscheulich viel zu thun habe.-

Auf V's Frage, ob ich in Java nicht den verabschiedeten sächs.Leutnant Günther getroffen habe, erwiedere ich, dass ich allerdings im Innern unweit Samarang im Diang einen gewissen Günther gesehen und kennen gelernt habe, Teeopzieer, Theeaufseher, der, so viel ich weiss, kein Holländer war, aber er hat mir nicht gesagt, ob er aus Sachsen und der Sohn des Majors Günther sei, u. da ich, glaube ich, auch nicht Gelegenheit hatte, ihm mich als Sachsen zu erkennen zu geben, so fand ich keinen Anknüpfungspunkt zu weiterer Unterhaltung. Er war wohl, sah dick und stark aus, galt bei seinen Cameraden als fideler Bursche ohne Geld, und war Aufseher vierter oder letzter Classe in einer Theeplantage.-

An Manilacigarren werde ich denken, und überhaupt mit nächstem Schiffe eine kleine Sendung an V. machen.- Dass ich dabei nur das berechne, was ich selber auslege, versteht sich; die Transportkosten und der Zoll auf diese Sachen sind übrigens bedeutender, als man glaubt, und von den 60%, um die mehr Hirzels in Leipzig die dahin geschickten Waaren verkauft hatten, schwindet noch Manches. Ich habe jetzt Thee an Harkorts nach Leipzig geschickt, und sie gebeten, mir ein kleines Kistel Souchong zu belassen und es für Euch an V. zu schicken. Ich mache Euch eine Extragabe damit. Es ist Souchong, der gewöhnliche schwarze Thee, ziemlich feiner Qualität. (Souchong heisst im Chinesischen eigentl. kleine Sorte.)

Bei fortgesetztem Studio der chinesischen Sprache lerne ich so manche Sprichwörter und Redensarten, die auch hier ziemlich gangbar sind.  
         " ni tsai ngo piku "

 

(pronomen 2te Person, Verbum, pronomen 1te Person, Hauptwort)-

Meinem lieben Alfred diene zur Antwort, dass, wenn ich einmal nach Hause komme, und ein andres Hauptquartier als Leipzig als Geschäftsplatz kann mir dienen, so soll ganz gewiss sein Haus dazu erwählt werden. Dann wollen wir auch wieder einmal in Aeckerleins Keller essen, wozu ich Euch dann einladen will; das letzte Mal ging es aus V's Beutel. pp.

Ich gratulire An zum Communalgardenhauptmann und den verschiedenen Ehrenstellen. Ich bin auch immer Präsident, Secretär oder Director von allerlei Clubbs oder Vereinen gewesen....

Wie ich meinen Geburtstag verbracht habe? Sehr einfach. Mein Tagebuch sagt darüber, wie folgt: Im Bewusstsein des Tages aufgestanden; superber Tag. Haus in grosser Unordnung. Aerger über Adam Brown's Unverschämtheit. Bilder aufgehängt. Mittag Alfreds Gesundheit. Abends gemüthlicher chat mit Vincent. Zu Hause geblieben und Briefe gelesen.- Da, in einem unfertigen, eben erst bezogenen Hause, Alles in der grössten Unordnung, von aufdringlichen Menschen geplagt, aber trotz dem oft Deiner gedacht, mein Junge.  pp.

Ich habe mir hier nach und nach ein recht hübsches Haus eingerichtet, einfach aber geschmackvoll; und wenn ich nicht immer so ganz allein auf mich angewiesen wäre, würde ich es noch hübscher finden. Trotz dem besuchen mich die hiesigen Deutschen viel, und wir sind im Begriff ein Quartett einzurichten, wobei ich 2.Tenor singen soll. Dies zur Notiz für den Zwickauer Gesangverein. –

Wir haben hier jetzt einen Grafen Schlitz-Görtz aus dem Darmstädtischen, der zu seinem Vergnügen um die Welt reist, und über Südamerica hierhergekommen, nun Westwärts nach Hause zurückgeht  pp.  Er hat eine Menge chinesische Sachen gekauft, um ein ganz chinesisches Haus einzurichten.- Mit ihm zusammen war ich neulich bei einem chinesischen diner, deren wir 2 in einer Woche hatten. Folgendes ist der Speisezettel, den wir Tags darauf aufsetzten, wobei aber die Hälfte der Sachen vergessen ist, denn die Anzahl der kleinen nach und nach aufgetragenen Schüsseln wollte gar kein Ende nehmen. Zuerst stand der Tisch voll europäischer Speisen, namentlich Schweinebraten, Schinken, Hühner, Enten, Rindfleisch mit verschiedenen Saucen und Nachahmung europäischer Speisen; was nach und nach Alles weggeräumt wurde, nachdem wir uns daran hatten satt essen sollen, während die Chinesen nichts davon anrührten. Nun begann das Chinesische Diner, das jedem Einzelnen in einem kleinen Schüsselchen vorgesetzt wurde, und meist mit Löffeln, von uns aber zu Ehren des Gastgebers meist mit chopsticks verzehrt wurde. Ihr hättet sehen sollen, wie wir die beiden Hölzchen geschickt führten. Folgendes einige der Speisen: Vogelnestsuppe, Entenpfotensuppe, Erbsensuppe, Hühnersuppe, Fischmagen, Tripang (Tripang oder essbarer Sipunkel = fleischfarbiger nackter Ringelwurm, der am Ende des Schwanzes eine Kugel hat), Haifischflossen, Wasserpilze, Saurer Kohl, Krabben, Froschkeulen, Stockfisch, Aal, geschabte Fischklösse, Hundepastete. Suppe aus feinem jungen Bambus, Feldhuhnpastete, gebratene Tauben-Eier, Kuchen, Mandeln, gebrannte Kürbiskerne etc.etc..

Dazu wurde in schöner Ordnung Folgendes durch einander getrunken: Powchong und Oolongthee, chinesischer Wein, Samshui (Samshui, ähnlich dem Saki der Japaner, ein berauschendes aus Reis bereitetes helles Getränk), Kirschbranntwein, Bitterer, und der Rest von einigen wer weiss wie lange Zeit schon geöffneter Flaschen Champagner.- Dass wir den andern Tag nur an Magenbeschwerden litten, wird Euch wohl nicht wundern. Der Wirth, ein reicher Chinese, mit seinen beiden Söhnen, trank uns tüchtig zu. Bei ihnen ist Vieltrinken eine Haupttugend, und als der Sohn sich denn in den Zustand versetzt hatte, von dem Göthe sagt: "ihm ist ganz kannibalisch wohl", entschuldigte er sich Tags darauf nicht etwa wegen seiner Betrunkenheit, sondern dass er nicht hätte mehr trinken können. Als besondere Gratification für den Gastgeber und zum Zeichen, dass es uns wohl geschmeckt hatte, befleissigten wir uns einige Male salva venia aufzustossen, was allemal sehr dankbar aufgenommen und mit der Einladung erwiedert wurde, mit ihm ein Glas Wein zu trinken.- Es muss eigentlich für einen unparteiischen Zuschauer ein unbezahlbarer Genuss sein zu sehen, wie ein Chinese die Fremden tractirt und wie Jeder sich beeifert, des Andern Sitten nachzuahmen. Dabei herrscht die abgeschmackteste fadeste Unterhaltung.- Görtz machte sich das Vergnügen, mit dem Sohne, einem sehr intelligenten, netten jungen Manne, auf deutsche Art Brüderschaft zu trinken, was indess dem Herrn Kaiqua eine sehr unbequeme Manier dünckte, Wein zu trinken....

Einige Tage später war ich bei einem grossen Feste, das ein sich eben etablirender Chinese gab und welches 3 Tage dauerte. Den ersten waren alle etablirten Leute, die Chefs der fremden Handlungshauser eingeladen (darunter ich), den zweiten Tag alle Commis, und den dritten Chinesen. Um 12 Uhr ward grosse Theatervorstellung gegeben. Jeder Fremde wurde beim Kommen und Gehen mit einem Tusch begrüsst. Superbe Boote hielten an den Factoreien, um die Fremden nach dem neuen hong zu bringen. Hier ein wundernett eingerichtetes Haus mit einer grossen Halle, in der die Theatervorstellung stattfand. Um 1/26 Uhr ging man dann wieder hin, sah demselben Theaterwitz zu und sass an kleinen Tischchen, woran ziemlich ähnliches Zeug gegessen wurde, wie beim oben beschriebenen diner.  Während dem die ganze Zeit sing-song, wobei Männer als solche oder als Frauen verkleidet, meist in prächtigen Kleidern mit der kreischendsten Stimme singen und sich herumbalgen. Die acrobatischen Uebungen und equilibristischen Kunststücke sind dabei immer sehr gut. Sogar jeder Fremde hatte seinen Diener zugetheilt erhalten. Cigarren lagen stets auf den Tischen für die Gäste. Bei Ankunft und Weggang Trompetentusch. Der Wirth sass dabei in seiner schönsten Mandarinenkleidung in einer Ecke, nachdem er jedem Gaste die Hand geschüttelt hatte, und kein Mensch bekümmerte sich um ihn.-

Ich habe genug von diesen diners und wollte, ich könnte einmal einen von Euch an meine Stelle zaubern.-

Ich habe einen allerliebsten Japanischen Hund, der, wenn er lebend und gesund bleibt - bis jetzt ist beides sehr zweifelhaft - einmal nach Sachsen kommen soll. Denkt Euch einen niedlichen schwarz u. braunen Bologneser, langes Behänge und Ruthe, Dachsbeine und vorragende Unterlippe; so habt Ihr meinen Muff.

       Genug für heute. Gott befohlen. Die besten Grüsse an pp.  ....
                                                                   Euer Dick.

(durch Einschluss der H.C.& G.Harkort
 am 26.Juli 1846 an die Adresse gelangt.)


Canton, 22.Juni 1846.

Ich habe Euch zuletzt mit voriger Mau geschrieben und bin zu meinem grossen Bedauern diesmal ganz leer von Buch sowohl, als von Leipzig ausgegangen; aber ich vermuthe, dass Ihr Alle Harkorts Abreise im Mai benutzt haben werdet, um recht ausführlich zu schreiben.

Ich bin neugierig etwas über die in Dresden oder Berlin vor sich gehenden Verhandlungen über die Vertretung des Zollvereins in China zu hören, besonders da meine eigene Erfahrung mir jetzt gelehrt hat, dass sie unbedingt nöthig wird, denn als ich neulich von einem Chinesen recht eigentlich betrogen worden war, und mich an den englischen Consul wandte, um die Sache vor die Chinesische Autoritäten zu bringen, antwortete mir dieser, er könne, da ich kein "British Subject" sei, nichts für mich thun. Glücklicher Weise haben wir in einer einflussreichen Person beim Hongkong Gouvernement, Herrn Gützlaff, einen Landsmann, der mir aushalf; sonst aber wären wir ganz vogelfrei gewesen.

Mein Hauptzweck heute ist, der guten Mama im Voraus zu ihrem Geburtstage zu gratuliren. pp.

Da sich mir neulich eine gute und im Jahre die einzige Gelegenheit bot, einige ächt Japanische Sachen zu kaufen, so habe ich davon profitirt und für Victor einige Empletten gemacht nach einliegender Rechnung. Die Kiste geht mit einigen andern für die Leipziger bestimmten Sachen über Amsterdam an die Herren Bunge & Co. p.holl.Schiff Castor, Cap. Noodt, und von da zur Verfügung der Herren C.Hirzel & Co. u. C.& G.Harkort in Leipzig. Sie soll an Victor ausgeliefert werden, dagegen aber bitte ich ihn an Harkorts für meine Rechnung den Betrag von 48 span.dollars auszuzahlen, zuzüglich der von Harkorts ihm aufzugebenden Spesen der Beförderung und Fracht von Amsterdam bis Leipzig. Ich gebe Harkorts den Betrag in $ auf; sie werden den Cours bestimmen; der span.Thaler wird ungefähr auf 1½ Thaler Pr.Ct.kommen.

Die Sachen sind schön, aber ich finde den Tisch selber theuer. Will V. ihn verkaufen, so will ich ihm nachher einen chinesischen schicken, der billiger und ausgelegt ist, aber das ist nichts so Originelles. Aecht Japanische Sachen kommen selten vor. In der Kiste befindet sich für Alfred zum Geschenk ein Brieffalter (Falzbein) eigenthümlicher Arbeit, die nur in Bombay und nicht in China gemacht wird und eine Japanische Cigarrendose, auch für Hermann eine dergl.Dose. Das Daguerreotyp machte mir einmal ein Freund zum Zeitvertreib; ich füge es bei, weil ich es nicht selber haben mag. Das Perlmutterpetschaft enthält auf der einen Seite Chinesisch Kia-lo-we-tz, auf der andern Persisch den Namen Carlowitz. Die Tusche sind 5 Stück der besten Nankingtusche.-

Nächstens sende ich einmal Manilacigarren, die ich schon in Manila bestellt habe, und Cameelhaarne Decken, die ich von Shanghai erwarte, nebst sonstigen Kleinigkeiten. Ich habe auch eine gute Quelle ausgefunden, allerhand alte Chinesische und Japanische Münzen zu bekommen, die ich zu cultiviren bemüht bin.

Hier passirt gar nichts Neues, und ich bitte mich heute 1~urz fassen zu dürfen, da ich zur mail ganz tüchtig zu thun habe. Nächsten Monat erwarte ich Harkort, der mir viel von Euch erzählen soll.-

Wenn Ihr mir eine Freude machen wollt, so lasst Euch doch jeder einzeln daguerreotypiren und schickt mir die Bilder, welche man billig u. alle in einerlei Grösse haben kann. Gebt sie nur Harkorts zur Beförderung. Wenn ich früher daran gedacht hätte, so hätte Harkort sie mir mitbringen können. Ich erwarte demnach Mama u. sämtliche Geschwister mit oder ohne Anheirathsel.-

Der letzte Brief, den ich von Victor u.Alfred habe, ist von Febr.
                                                    Aufrichtigst der Eure
                                                                 Richard.

(durch Herren C.Hirzel & Co. Am
 25.August 46 an die Adresse gelangt.)

 

                   Einkaufs-Rechnung
             für Herrn Victor von Carlowitz

über folgende für seine Rechnung hier eingekauften und p.Holl.Schiff "Castor" Cap. Noodt an d.Herren Bunge & Co. in Amsterdam zur Verfügung der Herren C.Hirzel & Co. u.C.& G. Harkort in Leipzig gesandten:

C # 3  Ein Kistchen in Matten
           1 Japan.Damen Arbeits-Tisch mit Füssen u.
                        seid.Arbeits-Beutel .................................
              "      Porzellantässchen mit Bambus umflochten 
           1 Chines.kleine Elfenbeinfigur als Nippe ...............
           1    "       Perl Mutter-Petschaft mit
                         Chines .u.Persischer Schrift
             "       lack.Theebüchse mit Wappen ................
           1 Pappkästchen mit 5 Stk.bester Nankingtusche
           1 Daguerreotypporträt .........................................
           1 Jap. Cigarren Dose       (Victor)      ...................
          
1          do.                       (Herrm.)    ...................
          
1          do.                       (Alfd . )     ...................
           1 Bombay Brieffalter        (    "     )     ...................

                              
Kiste & Matten                     1.25
                               Ausgangszoll                          -.50
                               Boot nach Whampoa             -.25       
                                                                         Span.  Doll.


$  40.--
      1.50
      1.--
       -.--
       3.50
           -
           -
           -
           -
           -
           -
           -        
$  46.-


      2.-
    48.-

welchen Betrag ich an d.Herren C.Hirzel & Co. und Carl & Gustav Harkort in Leipzig für meine Rechnung überzuzahlen bitte.

                                               Canton, 22.Juni 1846.

                                                                      Richard Carlowitz.


Canton, 23. Juli 1846.

Ein Mensch kann nicht leicht vergnügter und wirklich zufriedner gestellt sein, als ich es war, als ich Eure lieben Briefe erhielt, die mir Harkort bis Singapore mitgebracht und von dort heraufgeschickt hat. Es ist wahr, und ich habe mich neuerlich wieder davon überzeugt, dass Jemand, der weit entfernt von den Seinigen lebt, an den zwar selteneren aber desto consolidirteren Beweisen der Liebe und Anhänglichkeit derselben einen viel höheren Genuss hat, als ein Andrer, der sich deren täglich erfreut. Es ist dies, glaube ich, wechselseitig, auch ich fühle, je länger und je weiter ich von Hause weg bin, mich desto liebevoller dahin zurückgezogen, und ich würde nach vielen, vielen Jahren Abwesenheit von Haus nur. desto wärmer die jugendliche Anhänglichkeit an Mutter und Geschwister bewahren, die im täglichen Leben durch die erbärmlichsten Kleinigkeiten so oft erkaltet......

Ich wiederhole, dass ich zufrieden bin und vor der Hand alle meine Wünsche erfüllt sehe, die ein glückliches Resultat in materieller Hinsicht ziemlich sicher in Aussicht stellen und die mich mit einem seltenen Vertrauen bekleidet haben, dessen Besitz mir besondre Genugthuung gewährt. Nebendem habe ich einen ausgedehnten Kreis intimer Bekanntschaften, die mir das Schicksal überall, wo ich gewesen bin, zugeführt hat, wirklich wahre Freunde, die irgend etwas für mich thun würden. Und hier -sonderbarer Zufall - werde ich von meinen näheren deutschen Freunden mit dem Namen belegt, den ich so gern von den Meinigen hörte und der mich stets an sie erinnert: "Dicker". Dabei habe ich die interessanteste instructive Nahrung, ich habe den Kopf stets voll der heterogensten Dinge, habe die freie weite Welt und deren mächtiges Schaffen vor mir, unbekümmert um Militärpflicht, Concessionen, Lasten und Plagen eines kleinen Staatshaushaltes, und bin frei wie der Vogel in der Luft, geachtet und gern gesehen von Allen, die mich kennen. Und so sollte ich nicht zufrieden sein?

Und nun besten Dank für die Ueberraschung durch die Uebersendung der Porträts. Ich habe sie noch nicht gesehen, da Harkort das Paket nicht mit den Briefen geschickt hat, sondern selber mit heraufbringen will, wenn er nächsten Monat von Singapore kommt. Ihr hättet mir mit nichts eine grössere Freude machen können, und sonderbarer Weise kommt Ihr dadurch dem in meinem letzten Briefe ausgesprochenen Wunsche zuvor. Ich habe in meinem Privatzimmer eine ganze Collection von Porträts und an 28 Silhouetten, aber die Familie wird den ersten Platz einnehmen. Und nun kann ich die andern Geschwister gar nicht mehr dispensieren, mir von sich Daguerréotypen zukommen zu lassen, die man hier von chines.Malern en miniature sehr gut copiren lassen kann, wenn man ihnen Farbe von Augen, Haaren u. dgl. angiebt. Das wäre eine herrliche Sammlung und würde mir die ganze Familie. in meinem Hagestolzischen Zimmer in Canton vergegenwärtigen. -

Schönsten Dank auch für das mir angekündigte Cereviskäppchen, das ich hier, um mich in der Landessprache auszudrücken, zum Tscha-man-ze d.h. Theekäppchen machen werde.- Victorn danke ich ferner für die Bilder von Dresden u.

Und nun dem glücklichen Bräutigam den herzlichsten Glückwunsch zur endlichen Heimführung seiner Braut, woran ich den herzlichsten wärmsten Antheil nehme. Mögen Beide ein langes gesegnetes Matrimonium führen und die goldene Hochzeit mit gleichen Gesinnungen feiern, wie die junge, mir aber auch dann ein eben so freundliches Andenken bewahrt haben, wie ich es jetzt von ihnen mich versichert halte. Ich denke, dieser Brief wird so ungefähr zur Hochzeit bei Euch eintreffen..... An Olli will ich gern ein Hochzeitsgeschenk schuldig bleiben, sie soll mir nur wissen lassen, was sie von hiesigen Sachen wünscht. Zu irgend einem chines.Witze halte ich mich verantwortlich.-

Und nun weiter zur Beantwortung von V's ausführlichem Briefe. Die Pauline ist erst im Mai angekommen, und wahrscheinl. hat er die paar Zeilen, mit denen ich ein paar Münzen schickte, bald nachdem er seinen Brief v.17.Mai (den ich hier am 15.d.M. hatte) schrieb, erhalten. Die, meinen über eine kleine Tour durch Java gesammelten flüchtigen Notizen und nach flüchtiger besorgter Ausarbeitung angedachte Ehre finde ich total unverdient; es mag Manches dabei sein, das allgemein interessiert, aber doch nur ein kleiner Theil. Hoffentlich habt Ihr Namen u. alle Personlichkeiten aus dem Spiele gelassen. Der arme alte Nagel, über den ich mich etwas lustig machte, ist seitdem in Bandong ermordet worden, und ich mochte, besonders, da der alte brave Mann todt ist, ihn nicht gern mit seiner Ordenseitelkeit lächerlich machen. Meinem Freunde Hahmann in Chemnitz hättet Ihr das Original schicken sollen, da er Manches schon von mir gesehen u.gelesen hat, indem er ziemlich 2 Jahre lang mit mir in einem und demselben Zimmer wohnte.

Was Ihr zu antworten habt, wenn Jemand sagt, die von Harkorts veranstaltete Expedition sei eine voreilige gewesen und habe schlechte Resultate geliefert? Antwortet dann nur: “Er verstünde gar nichts davon", und wenn er sich das nicht einleuchten lassen will, so fragt ihn, ob wohl jemals eine Geburt ohne alle Gefahr und Schmerzen gewesen sei, u. ob man wohl, um diesen transitorischen Zustand zu vermeiden, lieber das ganze Menschengeschlecht aussterben lassen würde?" Verneint er dies, so ist er, wie wir in America sagen "a gone 'coon", d.h. geliefert.-

Ehe Deutschland dem modernen Fortschritte folgt, wird es noch lange dauern; man spricht von Handel, will ihn aber nur auf den alten ewig breit getretenen Wegen verfolgen; man erlaubt die Colonisirung u. Cultivirung anderer Länder, sieht zu, wie andre Leute das Fett von der Brühe schöpfen und wenn Freund Michel auch einmal seinen Schwarzwälder Rührlöffel in den Topf stecken will, schlägt man ihn auf die Finger; will er sich es nicht gefallen lassen, so stört ihn sein bunter Würfelrock am freien Bewegen der muskulösen Arme, und tausend Spinnenfäden ziehen ihn in das grosse Gewebe zurück, welches in dem langer Jahre ruhigen Brummen die Spinnen allmählich um ihn gesponnen haben. Solch ein Unding wollen viele Leute aus dem deutschen Handel machen. Wo waren wir und wo sind wir mit unsrer Fabrikthätigkeit u.uns.Industrie? Der Handel mit America nimmt ab, da das Volk selbst mächtig erblüht und vorschreitet, das Maschinensystem zerstört die Handarbeit und das kleine Verdienst dabei; die ärgste Roth herrschte unter den Jüngern eines unsrer Hauptindustriezweige, der Leinenweberei (lese man nur einmal Freiligraths Gedicht: Aus dem schlesischen Gebirge - solche Bücher sind freilich in Deutschland verboten -) und der ganze Vertrieb unsrer Manufacte schien nach dem Versiegen der alten Abzugskanäle aufhören und in sich zerfallen zu wollen; - da ging ein neues Licht hier in China auf, ein Land wurde dem Verkehr geöffnet, das früher nichts oder wenig nahm, ein Land von mehr als 300 Millionen Einwohnern. Daran knüpften die Fabrikanten ihre ersterbende Hoffnung; sie selber konnten aber die Explorirung nicht vornehmen, und es war eine hochherzige, patriotische Unternehmung der Leipziger, auf ihre Kosten die Ergiebigkeit der neu entdeckten Fundgruben zu untersuchen; es war noch Zeit mit den andern Nationen zu gleichen shares von den Vortheilen zu participiren, die Sache wurde kaufmännisch und vernünftig betrieben durch Aussendung kleiner Waarenposten, die ganz auf gut Glück gingen, wie jeder, der sie sandte, vorher wusste; -und nun nachdem nicht Alles den kühnsten Hoffnungen entsprochen hat, räsonniren die Leute über die gebrachten Opfer zu späterem lohnenden Verkehr, der vielleicht vaterländische Industrie, eben weil wir durch China auch mit dem ganzen Osten bekannter werden, vom Untergange rettet.

Freilich werden Manche lieber Muster und preussische Regierungsräthe herausgesandt wissen wollen, die, wenn sie auch mit angestrengtem Eifer sich in die Theorie des Handels eingearbeitet haben, auf Muster hin nur unrichtige Informationen bekommen können. Das nennt man nachher genügende Explorirung ohne exponirt zu sein, hält sich von der practischen Unmöglichkeit der Betreibung eines vortheilhaften Handels mit China überzeugt und begreift nicht, wie andre Nationen den Handel treiben können und Deutschland nicht. Glücklicher Weise sind nicht alle Leute so engherzig, um das alte Perrückenlied mit zu singen. Wenn Miller, Taylor und Lymington in Dalswinton, die 1758 dort das erste Dampfboot construirten, in Deutschland gelebt hätten, wo wären wir jetzt mit der Dampfschiffahrt? Man würde es auch einen verunglückten Versuch genannt haben. Was sagen die überklugen Leute zu Hause wohl dazu, dass, als vor einigen Jahren die americanischen groben Baumwollenwaaren hier zuerst auf den Markt kamen, und man sie gar nicht verkaufen konnte, man sie verschenkte. Die Leute lernten so nolens volens die Waare kennen, und später wurden Millionen Stücke davon mit grossem Nutzen verkauft. Von solchen Sachen versteht freilich der Krämergeist nichts. Uebrigens muss ich bemerken, dass sich ein gutes Geschäft nach und nach einrichten wird. Die Idee aber, die man noch jetzt in Deutschland hat, dass man nur einmal nach dem Osten zu riechen braucht, um gleich ein reicher Mann zu sein, ist grundfalsch. Es geht Alles in der Welt nach und nach; warum soll die Einrichtung des deutschen Handels mit China so Knall und Fall gehen und gleich Goldberge einbringen!-

Wegen der von Gabelentz gewünschten Bücher will ich meinen Freund Gützlaff fragen, wenn er von seiner tour, die er jetzt mit dem Gouverneur, man sagt, nach Japan, macht, zurückkommt. Sie werden übrigens theuer sein, wie alle von Europäern herausgegebene Bücher; während die ächt chinesischen spottbillig sind.

Wegen der Consulatssache habe ich neulich schon meine Ansicht ausgesprochen. Etwas muss in der Sache geschehen, denn wir sind hier ganz ohne Schutz; man kann uns Deutschen die Hälse abschneiden und kein Hahn kräht darnach. Ich bleibe aber der Meinung, dass ein politischer Agent, wenn er nicht herausgeschickt wird, um einen Traktat zu schliessen, nachher nach Hause geht und die Sache den Consuln überlässt, eine verkehrte Massregel ist, die nur unnöthiges Geld kostet. Es kommt sehr darauf an, ob ich es annehmen würde, unter einem dergleichen Herren eine Consulatsstelle anzunehmen. Unser Einer muss ihm dann die Berichte einliefern. Er hat die Ehre und das Geld davon, und wir die Mühe; und mich jetzt noch von irgend Jemandem hudeln zu lassen, und wäre es ein preussischer Diplomat, fällt mir nicht ein. Wenn Harkort kommt, will ich die Geschichte einmal ordentlich durch hören; vielleicht kann ich, bis der gute Mann herauskommt, so viel Chinesisch, um mich als Interpreter anstellen zu lassen, wenn er etwa einen Vertrag schliesst, und dann bekomme ich doch etwas vom Verdienste ab.

Um 8º hatten wir einen von den Volksaufläufen hier, die sämtliche fremde Factoreien in Feuersgefahr und uns alle persönlich in Lebensgefahr bringen. Die ganze Geschichte hat mich gegen John Bull aufgebracht, und ich mache mir ein Vergnügen daraus, sie umständlich zu erzählen, um die von den Engländern ausgehenden Berichte, die fürchterlich sind und Alles auf den chinesischen Character schieben, Lügen zu strafen. Ich behaupte nämlich, diese Aufläufe sind in den meisten Fällen durch die Brutalität der Söhne Albions hervorgerufen. Diesmal war es der Fall.

Ein Engländer, der immer als grosser Nabob einhergeht, und dabei, wenn ihm ein Chinese nicht gleich aus dem Wege geht, seinen Stock sofort applicirt, hatte mehrfach den Zorn der armen Leute gereizt, die sehr natürlicher Weise denken, in ihrem eigenen Lande müssten ihnen die Fremden doch wenigstens auch halb ausweichen. Hier hatte er auch einen Coolie, wie wir hier die niedrigsten Hausdiener nennen, auf der Strasse geschlagen. Dieser wirft mit mehren Andern Steine nach ihm. C., der Engländer, fasst Einen und zieht ihn mit sich in einen Vorhof, wo er nach Einigen ihn einsperrt, nach Andern ihn mörderlich durchprügelte. Dies versammelt das Volk vor dem Gitterthor, es werden Steine geworfen und Zeit von etwa ½ Stunde sind gegen 200 Menschen beschäftigt, das Haus zu demoliren. Das geschah dicht bei meinem Hause ausserhalb der Factorei Mauern. Ich mischte mich unter die Menge und redete ihnen im Mandarinendialect zu, das Ding sein zu lassen und sich lieber, im Fall, dass ihnen ein Unrecht geschehen sei, bei den Mandarinen zubeklagen. Einzelne verstanden mich und liessen sich ganz ruhig die Steine aus den Händen nehmen. Doch meinten sie, dieser Mann habe sie zu oft malträtirt, sie müssten sich ihr eigenes Recht selbst verschaffen, da eine Klage bei den Mandarinen, die stets auf der Seite der Fremden wären, nichts hälfe; übrigens wollten sie blos dem Einen zu Leibe, mir wollten sie nichts thun, ich sollte nur ruhig wieder nach Hause gehen.- Da war weiter nichts zu thun, als mich zurückzuziehen.-

Mittlerweile waren viele Menschen der niedrigsten Classe, Diebs- und Raubgesindel dazu gekommen, die Ernst machten u. schon anfingen, Feuerstoffe ins Haus zu werfen, um es anzuzünden. Ein Mandarin, der in seiner Sänfte mit etlichen 20 grossen Laternen ankam, wurde mit Steinen wieder nach Hause getrieben, und wenn die Sache noch länger angestanden hätte, so wäre dieses Haus u. die andern alle mit in Brand gesteckt worden. Der englische Consul hatte nach chinesischen Soldaten geschickt, die aber nicht erschienen. Da sammelten sich etwa 60 bewaffnete Europäer hinter den Mauern u.begannen in die Masse zu schiessen.

Der Mob machte noch einige Angriffe gegen sie mit Steinwerfen, wobei auch ein Deutscher leicht verwundet ward, und zerstreute sich später. Die Zahl der Todten variirt zwischen 6-13, verwundet sollen viele sein. Man sagte, die Chinesen hätten geschworen, in der Nacht alle Häuser anzuzünden; die Europäer blieben die ganze Nacht unter den Waffen, einige Compagnien chines.Soldaten kamen nun auch, alle Bücher wurden noch in der Nacht aus den Factoreien heraus nach sichern chines.hongs gebracht, und wir hatten eine schlaflose angstvolle Nacht. Ich im Hause ganz allein ausserhalb der Mauern!

Für den andern Tag fürchtete man noch bedeutendere Auftritte, denn es waren bei früheren dergleichen Auftritten noch nie so viele todtgeschossen worden. Es wurden von Whampoa allerlei Schiffsmannschaften und an 80 Mann von der zufällig anwesenden dänischen Fregatte Galathea heraufbeordert. Aber die chinesischen Soldaten hielten die Sache in Qrdnung, sie bivouakiren noch immer in den Strassen und wir wissen durchaus nicht, was aus uns wird, wenn sie zurückgezogen werden. Man hat die engl.Regirung ersucht, ein Kriegsschiff herzulegen, was im Traktat stipulirt ist, was aber bis jetzt wohl in allen andern Häfen, aber nicht hier, wo es am nöthigsten ist, geschehen ist. Auch sollen die Kaufleute eine regelmässige Miliz formiren, zu der sich die Engländer ordentlich enrollirt haben. Wir zwei deutschen Häuser hier haben uns an die Amerikaner angeschlossen, und wenn diese auch eine Miliz formiren, muss auch ich mit. Eine schöne Geschichte, in Canton noch den gemeinen Communal-gardisten spielen zu müssen. Es ist schlimm genug, dass wir uns mit dem Mob herumschlagen müssen, aber die chines.Regirung ist zu schwach, uns zu schützen, und die englische zu unbegreiflich. Wenn nun in einem solchen Auflauf ein Deutscher umkommt, wer verficht dann seine Sache!

Der engl.Consul schlug mir neulich, weil ich kein British subject sei, ab, eine Petition an die Mandarine zu machen, einen Kerl, der mich betrogen hatte, zu haschen. Durch Gützlaff habe ich mich an die Mandarine gewandt, habe lange mit ihnen correspondirt als  J ö wonn shiang ienn, als deutscher Kaufmann, und habe Satisfaction erhalten. Dies war eine kleine Sache, wie werden wir bei den grossen fahren?

Nochmals meinen herzl.Dank. Stets unverändert in inniger Anhänglichkeit
                                                               Euer 
                                                                            Richard

(durch d.H. C.Hirzel & Co. am 26.September
 an d.Adresse gelangt)


Anhaltsschreiben Richards v.Carlowitz bei der kön.
sächsischen Regirung um das Consulat in Canton.

An Ein königl.sächsisches Hohes
Ministerium der auswärtigen
Angelegenheiten.                    Dresden.

Nachdem mir von Herrn Gustav Harkort in Leipzig Abschrift des an ihn ergangenen Erlasses Eines hohen Ministerii vom 5.Juli mitgetheilt worden ist, und ich daraus ersehen habe, dass Ein hohes Ministerium wohl geneigt ist, in Erwartung der von Zollvereinswegen beabsichtigten Heraussendung eines in politischer Hinsicht agirenden General Consuls, mir die Stelle eines hiesigen königl.sächs.Handels-Consuls im Verein mit dem königl. preussischen Consulate zu übertragen, wenn ich darum anhalte und nachweise, dass mein Geschäft wirklich ins Leben getreten ist, - so erlaube ich mir, mich unterthänigst auf mein ergebenes Gesuch zu beziehen, das ich bereits am 22.April an ein Hohes Ministerium des Innern abgehen liess, und worin ich ansuchte, bei Vergebung der Stelle dieselbe geneigtest auf mich zu übertragen, und bitte dieses Gesuch nun bei Einem hohen Ministerium wiederholen zu dürfen - ebenso wie ich heute mein Gesuch an Ein Kön.Preussisches Hohes Ministerium des Auswärtigen abgehen lasse.

Zur Bekräftigung des wirklich ins leben getretenen Geschäfts erlaube ich mir, mich auf beigefügte Liste der hier existirenden Häuser, so wie auf eingeschlossenes Circular zu berufen, und die darin genannten Referenzen als Zeugen anzubieten.

Die Anerkennung eines mit der Function eines ausländischen Consuls betrauten Kaufmannes von Seiten der chinesischen Behörden erfolgt, soviel ich weiss, ohne Weiteres auf Antrag und Einführungsschreiben der betreffenden Regirung. Ich hatte Herrn Gützlaff in Hongkong, der besser als irgend Jemand mit den chinesischen Verhältnissen vertraut ist, gebeten, mir anzugeben, wie die desfallsigen Schreiben einzurichten seien, oder aber Einem Hohen Ministerio direct darüber zu berichten, habe aber von ihm vor Abgang der Post keine Antwort erhalten, so dass ich vermuthe, er werde sich an Ein Hohes Ministerium direct gewandt haben.

Den gewöhnlichen Instructionen eines Handels-Consuls werde ich mich, obgleich ich sie nicht kenne, ohne Weiteres unterwerfen, jedoch habe ich Einem kön.preussischen Ministerio die Bemerkung eines Gehaltes, die ich bereits in meinem Gesuche vom 22.April zu machen mir erlaubte, auch zu geneigter Erwägung anheimzugeben nicht unterlassen können, da die Bekleidung einer Consulsstelle in China vielleicht als einzige Ausnahme von allen andern Ländern, effective Ausgaben ex officio mit sich bringt, die H. Gützlaff auf wenigstens 30 span.Dollars (45 Thaler) monatlich anschlägt, während gerade hier Gebühren, wie in von Europäern belebteren Plätzen, wenig oder garnicht vorkommen.

Ich wiederhole indess, dass ich mich den Wünschen Eines Hohen Ministerii unterwerfen werde, auch ohne dass es angemessen gefunden werden sollte, für China eine Ausnahme von der Regel, dass die Consuls keinen Gehalt bekommen, eintreten zu lassen.

Indem ich mein ergebenes Gesuch Einem hohen Ministerio nochmals zu geneigter Aufnahme empfehle, verharre ich

                                                                             Eines Hohen Ministerii
                                                                        ganz gehorsamster Diener
                                                                                 Richard Carlowitz.

Canton, den 27.September 1846.

 

Foreign Residents in Canton,
August 1846.

Swan-hing Kai

Rev.T .T.Devan, M.D.

 

Danish hong,or Te-hing Kai

No 1.

Akan's hôtel

No 2.

S.E. Pattullo

R.Mc Gregor

No 3 & 4.

Boustead & Co.

Edward Boustead

Martin Wilhelmy

Edward Burton

No 5.

Ahoy's hôtel

No 6.

M. Ford & Co.

Martin Ford

Candido D.Ozorio

No 7.

Hughesdon & Co.

Charles Hughesdon & family

Henry Rutter

William Rutter

No 8.

Edward Vaucher

No 9.

Arthur Agassiz

Edmund Moller

No 10.

Rev.Dyer Ball,M.D.& family

No 11.

Saliman Taramamat

Amarsachara

Assam Usmar

Abdalah Molina

No 12.

Thomas Hunter, surgeon.

No 13.

Maneckjee Bomanjee

No 15.

Reynvaan & Co.

H.G.T.Reynvaan

L. Carvalho

 

M.J.Senn Van Basel

holl . Consul

A.P. Tromp

T.D. Bulsing

T.B. Rodrigues

 

L.            Wysman

No 16.

Rev.E.C.Bridgman,D.D.

and family

Rev.Ja,es G.Bridgman

S.W. Boney

Joaquim dos Anjos Xavier

 

New-hong or

South Te-hing Kai

No 1.

Elias Husan

Amed Ularucken

No 2.

Sureefcan Canjee

Cursetjee Hormusjee

Joomabhoy Jewraj

Easack Allymamed

Soomejee Visram

 

Daya Jamal

Dosabhoy Mawjee

No 3.

Saboo Tyeb

Moloo Noormamed

Sulaman Tarmamed

Hasum Ismael

Omer Suchadian

No 5.

Murrow & Co.

Y.J. Murrow.

C.G. Clarke

No 6.

Benjamin Seare & Co.

Benjamin Seare

J.L. Man

 

Spanish hong.

Henry Moul & Co.

Henry Moul

John Silverlock

George Moul

 

French hong.

No 1.

George Barnet

William Barnet

H .Wiltshire

No 2.

Bovet, Brothers & Co.

Louis Bovet

Fritz Bovet

Alexis Bugnon

No .3.

Pestonjee Framjee Cama & Co.

Maneckjee Nanabhoy

Rustomjee Framjee

Romanjee Muncherjee

Limjeebhoy Jemsetjee

Merwanjee Pestonjee

Cowasjee Pestonjee

No 4.

Noor Mahomet Dhatoobhoy & Co.

Thawerbhoy Allam

Nanjeebhoy Hasham

Mahomed Thawer

Careem Mawjee

 

 
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