JAPANER SIND DIE BESSEREN LIEBHABER
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VON WIRTSCHAFTS-BEZIEHUNGEN
UND SAFTIGEN KNACKÄRSCHEN

von JAPAN nach DEUTSCHLAND
(ein Film von Philipp Weinges)

" [...] Japanese are better lovers,
so much better than the others.
And they know what caring is,
not to forget their sexyness."

Ein Kapitel aus Dikigoros' Webseite
"AVEZ-VOUS BOURBON . . . ?"
Reisefilme des 20. Jahrhunderts

Darf Dikigoros zu diesem Kapitel seiner "Reisen durch die Vergangenheit" etwas weiter ausholen? Die deutsch-japanischen Beziehungen auf politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet waren im 19. Jahrhundert und noch einmal in der Mitte des 20. Jahrhunderts vorbildlich. Damals gab es auch eine bemerkenswerte cineastische Co-Production (die leider in Deutschland ein finanzieller Mißerfolg - das Wort "Flop" kannte man damals noch nicht - wurde): "Die Tochter des Samurai" von 1937. Der Film - einer der wenigen der im Dritten Reich gedrehten, die nach dem Krieg nicht verboten, sondern nur umbenannt wurden (in "Die Liebe der Mitsu") - wird heutzutage fast nur noch unter dem Aspekt des "Dokumentarfilms" gewürdigt, da er das alte Japan zeigt, bevor seine Städte im amerikanischen Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs untergingen; aber das lag schwerlich in der Absicht von Arnold Fanck, dem Regisseur - es standen halt damals noch keine Wolkenkratzer-Kulissen zur Verfügung, wie sie die japanischen Städte heute aufweisen. Aber er ist mehr als das: Er ist ein Film mit Moral, und die lautet: Bleibe zuhause und nähre dich redlich. Der junge Tervo ist zwar schwer beeindruckt vom "neuen Deutschland" der Nazis, aber letztlich kehrt er doch in die Heimat zurück zu der Braut, die ihm seine Eltern ausgesucht haben, und übernimmt den elterlichen Bauernhof. Das ist doch soviel netter als die vielen anderen national-sozialistischen Reisefilme, über die Dikigoros in der Einleitung berichtet hat, in denen alles im Ausland immer nur schlecht ist, weshalb man es notgedrungen fliehen und heimkehren muß. In "Die Tochter des Samurai" ist es die freie Entscheidung zwischen zwei schönen Ländern; und das, gegen das man sich letztlich entscheidet, kann einem gleichwohl in guter Erinnerung bleiben. So soll es sein.

Auch die Nihonjin in "Japaner sind die besseren Liebhaber" kommen in ein "neues Deutschland", in die gerade mit der DDR "wieder"-vereinigte Groß-BRD. Das war zu einer Zeit, als sich noch viele Leute in Ost und West von den Lügen des dicken, dummen Kanzlers verkohlen ließen, der etwas von "blühenden Landschaften" daher faselte und Investoren aus aller Welt in die "neuen Bundesländer" zu locken versuchte. Manchmal gelang ihm das sogar, z.B. wenn er die so genannte "Treuhand" (die in Wirklichkeit eine [Ver-]Untreuhand war) alte DDR-Betriebe für eine symbolische Mark (so, liebe jüngere Leser, hieß früher die Währung der BRD) "verkaufen" ließ und Milliarden Steuergelder an Subventionen drauf legte (abzüglich einiger Milliönchen an Bimbes, die als "Vermittlungs-Provision" oder "Beraterhonorar" in seine Taschen - und in die anderer Parteibonzen - flossen). Schwieriger war es schon, wenn man echte Investoren gewinnen wollte, d.h. solche, die nicht bloß kamen, um Subventionen abzuzocken, die ausgeschlachteten Betriebe so bald wie möglich still zu legen und die Belegschaft dann in die Arbeitslosigkeit (alias Umschulung, Fortbildung, Weiterbildung, Qualifizierung, ABM o.ä.) zu entlassen. Woher sollten solche Investoren schon kommen? Na, woher wohl: Anfang 1990, im Jahre der "Wieder"-Vereinigung von BRD und DDR, befand sich Japan auf dem Gipfel seiner Wirtschaftsmacht. Der Nikkei-Index der Börse Tōkyō stand bei knapp 40.000 Punkten. [Als "Japaner sind die besseren Liebhaber" gedreht wurde, dümpelte er um 16.000, heute, da Dikigoros dies schreibt, hat er sich seitdem noch einmal halbiert, also insgesamt ca. 80% seines damaligen Kurswerts verloren.] In den USA wollte man schon keine Unternehmen mehr an die einstigen Kriegsgegner veräußern, nicht einmal mehr unrentable Wolkenkratzer, egal wie hoch der gebotene Preis war - die Sorge um den vermeintlich "Ausverkauf" nahm schon hysterische Formen an. [Dikigoros wollte ursprünglich den US-amerikanischen Film "Gung Ho" aus dem Jahre 1986 vorstellen. Da war die Investoren-Welt noch in Ordnung: Ein Manager der Firma "Assan" saniert in Hadleyville/Pennsylvania eine marode Autofabrik, indem er dort auf durchaus komische Art und Weise die japanische Arbeitsmoral einführt. Aber obwohl es dieses Projekt tatsächlich gab und bis heute gibt - es handelt sich um die Firma Nissan, und die Fabrik steht in Franklin, einem Vorort der einstigen Musikhochburg Nashville/Tennessee -, ist das doch irgendwie keine echte Investition, sondern nur eine Verlagerung gescheiterter japanischer Investitionen in den heruntergekommenen Staaten Kalifornien und Louisiana; also hat er "Hung Ho" durch diesen deutschen Film ersetzt.] Dikigoros hat damals in den USA gearbeitet und das alles hautnah mitbekommen, einschließlich der dummen Fragen, ob denn Deutschland nun wieder zur Weltmacht werden oder die Achse Berlin-Tōkyō erneuern wollte. Ihm wird noch heute schwindelig, wenn er daran denkt, wie viel Geld die Japaner damals in den Sand setzten, um Investitions-Ruinen wie z.B. das Rockefeller-Center in New York City zu kaufen.


Wie konnte es zu einem solch katastrofalen Absturz kommen? Nun, die Wirtschafts-Wissenschaftler können Euch darüber sicher jede Menge schöner Theorien aufstellen, mit denen sie unwiderlegbar beweisen, warum es gerade so und nicht anders kommen mußte, und Euch dabei ein facettenreiches, kompliziertes Mosaïk aus Fehlern, Versäumnissen und anderen Gründen entwerfen. (Wer an so etwas glaubt, kann ja mal unter "Bubble Economy", "Plaza-Abkommen" und/oder "Louvre-Abkommen" googlen und Ursachenforschung betreiben :-) Und doch - vielleicht war alles viel simpler; vielleicht hat Peter Merz, Verkaufsleiter der Firma Optische Geräte Meyerholz in München, doch Recht, wenn er es auf den Nenner bringt: "Drei Dinge bestimmen das menschliche Leben: Fressen, Saufen und Ficken." Und das demonstriert er gleich in der Eingangsszene, als er einem schon etwas betagten Herrn von der Einkaufs-Abteilung eines (deutschen) Abnehmers seine Fernglas-Kollektion vorführt: "Ich nehme 10.000 Stück von den billigen," sagt der, "unsere Kunden bemerken eh keine Qualitäts-Unterschiede." - "Unser Spitzenmodell ist zwar dreimal so teuer, aber viermal so gut," entgegnet Peter, "sehen Sie mal!" Er weist aus dem Fenster auf den Balkon des Hauses gegenüber, wo gerade eine knackige junge Blondine (die er selber dort aufgestellt hat) einen Striptease andeutet. Der Kunde dreht verzweifelt an der Optik des billigen Glases, bis ihm Peter das teurere reicht - damit kann er nun alles genau erkennen. "Na schön, aber dann nehme ich von den teureren nur 5.000," sagt er. "Aber aber," sagt Peter, "wollen wir den Abend nicht in etwas gemütlicherer Umgebung ausklingen lassen und das noch einmal genauer besprechen?" Sagt's und zerrt ihn in ein teures Etablissement. Als sie aus diesem in der nächsten Szene wieder auftauchen, unterschreibt der (völlig besoffene) Kunde ihm anstandslos einen Kaufvertrag über 20.000 der teureren Ferngläser - voilà.

So läuft das also heutzutage in Deutschland? Ja, liebe Leser, so läuft das leider inzwischen nicht nur in irgendwelchen Bananen-Republiken Lateinamerikas oder Kanaken-Staaten Südostasiens, sondern auch in der Bananen-Republik Deutschland (auch bei uns gibt es so manche[n] "Ibu Tien" oder "Gus Dur" - sie werden nur nicht offen so genannt :-), und das ist zumindest einer der Gründe, aus denen auch wir mit unserer Wirtschaft in den letzten Jahren derart abgestürzt sind: Es kommt nicht mehr auf ein gesundes Preis-Leistungs-Verhältnis an, sondern nur noch darauf, den Kunden "billigen" Ramsch anzudrehen (der ja gar nicht billig ist, sondern bald kaputt geht und durch neuen Ramsch ersetzt werden muß - das nennt sich dann "Konsum-Gesellschaft" :-), oder korrupte Einkaufsleiter zu bestechen, teuren Ramsch einzukaufen. Deren Geld ist es ja nicht; sie bekommen ihr Gehalt auch dann weiter, wenn ihr Unternehmen Verluste macht; wenn sie gehen müssen, bekommen sie den "golden handshake" in Form von Millionen-Abfindungen, und wenn ihr Arbeitgeber in die Pleite zu schlittern droht, springt der Staat mit Subventions-Spritzen und "Krediten" (à fond perdu) ein - jedenfalls wenn es sich um ein größeres Unternehmen handelt, zumal in Ossiland... Ja aber, die Japaner, war das bei denen nicht immer alles ganz anders? Waren die nicht immer auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis abonniert? Waren deren Manager nicht immer unbestechlich? Richtete sich deren Gehalt nicht stets nach dem Firmengewinn oder -verlust? Und haben die nicht auch den ungesunden innerbetrieblichen Konkurrenzkampf ausgeschaltet, indem sie strikt dem Senioritäts-Prinzip folgen? Nun, warten wir mal ab. In Deutschland ist es jedenfalls nichts mit dem innerbetrieblichen Frieden: "Wenn Sie den Auftrag nicht an Land ziehen," sagt Peters Boss knallhart, "dann fliegen Sie raus", und stellt ihm gleich seinen Nachfolger vor.

Der Auftrag, das ist die Errichtung eines neuen Werkes zur Produktion optischer Geräte in Dresden für 40 Millionen DM (ein geradezu lächerlicher Pappenstil - oder, wie man jetzt in Anlehnung an eine andere Banker-Niete in Nadelstreifen sagt, "peanuts" -, aber die Filmemacher hatten wohl keine Ahnung, in welchen Größenordnungen sich so etwas heutzutage abspielt; nachdem sich die taiwanesische Firma Globalfoundries hatte breit schlagen lassen, die marode Chipfabrik von AMD in Dresden zu übernehmen, "investierte" sie in deren Aufrechterhaltung allein im Jahre 2010 schlappe 1,3 Milliarden Teuros - 2,6 Mrd. DM seligen Angedenkens -, also das Fünfundsechzigfache :-), zu denen die Firma Meyerholz natürlich keine müde Mark eigenes Kapital beisteuern will. Vielmehr denkt man sich das wie folgt (und glaubt ja nicht, liebe Leser, das sei nur im Film so ausgedacht gewesen - Dikigoros kennt aus seiner eigenen beruflichen Tätigkeit als Anwalt Fälle, in denen es so oder verdammt ähnlich gelaufen ist): Der ausländische Investor (in diesem Fall die Firma Takahashi) soll die Hälfte aufbringen, also 20 Mio DM, weitere 2 Mio DM die Treuhand (s.o.), und die 18 Mio, die noch fehlen, soll ein Kredit der Hypobank decken. Wobei der Ärger ist, daß die Bank, vertreten durch einen etwas beschränkten Herrn Blechschmidt, den Kredit natürlich nur geben will, wenn die Japaner ihre Zusage erteilt haben, und die wiederum nur, wenn der Bankkredit steht - sowohl die Bank als auch die Japaner haben halt keine unbegrenzten Mittel. Und dem trotteligen Herrn Schnuckenriedl von der Treuhand ist im Eifer des Gefechts nicht mal aufgefallen, daß sich die Japaner - einmal mit der Mutter- und einmal mit der Tochtergesellschaft - alternativ um zwei Projekte beworben haben, eines in Dresden und eines in Jena. Ihm ist das aber auch ziemlich egal, wie er meint: Hauptsache, es werden irgendwo 300 Arbeitsplätze geschaffen, für die Statistik. Ja, liebe Leser, für die Statistik, denn einen anderen Sinn macht das nicht. Rechnet doch bitte mal nach: 40 Mio DM für 300 Arbeitsplätze, die dann aller Voraussicht nach doch nicht konkurrenzfähig produzieren können, also wieder à fond perdu. (Nein, das ist nicht bloß Dikigoros' biestige Sicht der Dinge; auch die Filmemacher legen der weiblichen Hauptdarstellerin irgendwann den Satz in den Mund, daß die Japaner ihr Geld damit "verpulvern" werden :-) Davon könnte man jedem betroffenen Arbeitnehmer mit jeweils 133.333.- DM ein schönes Konto anlegen, und er könnte bis zur Rente von den Zinsen leben. (Im o.g. Falle Globalfoundries sind es sogar rund 1 Mio DM pro Mitarbeiter[in], ein völliger Irrsinn :-) [Nachtrag: Ihr schüttelt den Kopf, liebe Leser? Dann seid Ihr entweder noch sehr jung, oder Ihr habt ein sehr kurzes Gedächtnis. In den 1990er Jahren - als das Wort "Strafzinsen" noch unbekannt war - konnte man, ganz ohne riskante Spekulationen, sein Geld bei gewissen Geldinstituten auf einem simplen Sparbuch 10 Jahre lang festlegen und erhielt dafür bis zu 8,5% Zinsen p.a.! (Aber kaum jemand wollte das tun. Dikigoros erinnert sich noch, daß er selber den Kopf schüttelte, als seine Mutter das damals tat; aber sie behielt Recht, und so manche Bank dürfte, als die Zinsen fielen, den Tag verflucht haben, als sie ihren Kunden so leichtsinnige Angebote machte, die sie - anders als z.B. die Bausparkassen - auch nicht so einfach wieder kündigen konnten :-) In 2010 ff. hätte man zwar selbst von den Zinsen auf 1 Million oder mehr nicht mehr leben können - denn 0% von X sind immer 0 -, aber man hätte getrost die Substanz aufzehren können; bis zur Rente hätte das allemal gereicht, selbst bei gehobenen Ansprüchen. Nachtrag Ende.] Die Steuergelder, die dabei verbraten werden, sind mit 5% der Gesamtsumme minimal; die Bank setzt ihre Verluste von der Steuer ab, und die Japaner... Na, die hams doch, oder?

Nein, liebe Leser, ganz so einfach ist es nicht. Denn selbst auf dem Höhepunkt seiner wirtschaftlichen Kraft wäre Japan nicht in der Lage gewesen, das ganze marode Ossiland mit seinen Finanzspritzen zu sanieren, deshalb wollen sie sich ja erstmal nur auf eines konzentrieren - was auch im Film prompt zu Verwicklungen führt: Als die Maschine aus Tōkyō am Flughafen ankommt, läßt sich Peter - der trotz eifriger Unterstützung durch seinen fleißig japanische Sprache und Kultur studierenden Assistenten Blaschke eine Manager-Delegation in Nadelstreifen-Anzügen nicht von der Sumo-Nationalmannschaft im Sportdress unterscheiden kann - seine Investoren in spe vor der Nase weg schnappen von Thea-Marianne Höderbach, einer jungen, smarten Unternehmens-Beraterin, die als Ich-AG (wie man heute sagen würde - damals gab es den Ausdruck noch nicht :-) unter der Abkürzung "T.M.H. [Tii Ämm Äjtsch]" für das Konkurrenz-Unternehmen in Jena arbeitet. (Wobei die Filmemacher nicht bedacht zu haben scheinen, daß dort selbst der dümmste ausländische Kapitalist nicht in ein Werk für optische Geräte investieren würde - dafür wäre der wie schon zu DDR-Zeiten so auch in der Groß-BRD mit staatlichen Steuer-Milliarden gepäppelte Vorzeige-Betrieb Carl-Zeiss-Jena, der noch nie Rücksicht auf Gewinn und Verlust im Sinne einer ordentlichen betriebswirtschaftlichen Rechnungslegung zu nehmen brauchte, eine viel zu starke Konkurrenz gewesen.) Und zwischen diesen beiden entbrennt nun ein Kampf bis aufs Messer, denn die berufliche Existenz beider hängt an diesem Auftrag. In Japan wäre so etwas umgekehrt nicht möglich; dort hätte sich die staatliche Behörde, die der deutschen 'Treuhand' entspricht, im voraus festgelegt, welches Projekt sie fördern wollte, so daß der volkswirtschaftlich gesehen irrsinnige Konkurrenzkampf zwischen den Betrieben bzw. ihren Unternehmens-Beratern unterblieben wäre. - Ihr fragt, liebe Leser, ob eine solche halbstaatliche Wirtschaftslenkung auf die Dauer gut gehen kann? Die Antwort ist nicht ganz einfach: Solange die Beamten in den zuständigen Behörden kompetent und unbestechlich sind, wie es viele Jahre lang der Fall war, ja. Wenn nicht... Aber bitte, auch in privatrechtlich organisierten Firmenstrukturen - die oft nicht weniger unübersichtlich und unverantwortlich sind als Behörden - werden Fehler gemacht; und auch da hat sich in Japan inzwischen vieles zum Schlechteren gewandelt.

Warum? Nun, schauen wir uns an, wie der Film weiter geht: Entscheidet da die Delegation erfahrener japanischer Manager, die Peter nach altbewährter Methode (die ja auf der durchaus richtigen Erkenntnis beruht, daß das Leben auf Nahrungsaufnahme und Fortpflanzung beruht, nicht nur beim Menschen - der hat lediglich die Pervertierung dieses Prinzips erfunden, mit Alkohol-Aufnahme und Sex als Selbstzweck, d.h. ohne "Folgen", außer AIDS pp., versteht sich) in den Freßtempel und zur Stripshow per Fernglas einlädt, um sie für sich zu gewinnen, darüber, wo und bei wem in Deutschland investiert wird oder nicht? Früher wäre es so gewesen, denn in Japan pfleg[t]en solche Entscheidungen im Team getroffen zu werden. Ganz anders hier: Herr Takahashi, der Firmenchef persönlich, verkündet seinem verdutzten Gastgeber, daß sein Sohn Michio diese Entscheidung ganz alleine treffen werde, "um endlich erwachsen zu werden". Also laden ihn Peter, Blaschke und Thea-Marianne zum Abendessen ein, um ihn zu beschwatzen - in ein japanisches Restaurant, zum Takifugu-Essen, weil Blaschke dem japanischen Gast mit dieser mutigen Tat imponieren will. [Die Innereien, besonders die Leber des Fugu sind hochgiftig; wenn man ihn nicht richtig ausnimmt, geht das Gift sofort ins Fleisch über und kann beim Verzehr tödlich wirken.] Das sind Dinge, liebe Leser, die zu großen kulturellen Mißverständnissen, ja Irritationen führen können, so gut sie auch gemeint sein mögen. Japaner versuchen z.B. oft, deutschen Gästen mit dem Vorsingen deutscher Volkslieder zu imponieren - und ernten meist nur peinlich betretenes Schweigen, weil die Deutschen die selber nicht mehr kennen. Oder, da wir gerade in München sind, wie war das 1972 bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele, als die Paraguayer es besonders gut machen wollten und - wohl nach dem Studium der Riefenstahl-Filme über die Olympischen Spiele von 1936 - beim Einmarsch den olympischen Gruß entboten?

Und so ist es auch hier im Film: Was tut Blaschke nicht alles, um japanische Kultur aufzunehmen: Er setzt sich zur Abhärtung mit Eiswürfeln in die Badewanne. Er klettert, um eine richtige japanische Tee-Zeremonie zu veranstalten, aufs Dach. [Das ist übrigens ganz korrekt, liebe Leser, ja unabdingbar; denn wenn Ihr Euch das Kanji für Chanoyu - so heißt die Tee-Zeremonie auf Japanisch - mal anschaut, dann enthält es rechts oben eine Sonne; all die "Teezeremonien" hinter verschlossenen Türen, wie man sie außerhalb Japans von gewissen Banausen vorgeführt bekommt, sind also schon aus diesem Grunde nicht echt. (Selbst im neuen China, wo man das alte China - und damit auch die Tee-Zeremonie, die ja dort ihren Ursprung hatte - wieder entdeckt hat, führt man diese, comme il faut, auf der Dachterrasse aus; bloß das richtige Halten der Teeschale - mit beiden Händen - scheint man ausweislich des verlinkten Videoclips verlernt zu haben; so plump ungraziös in einer Hand halten sie sonst nur ausländische Barbaren :-) Und laßt Euch doch bitte nicht einreden, "Chanoyu" bedeute wörtlich genommen bloß "heißes Teewasser"; "yu" ist zwar heißes Wasser, aber nicht irgendwelches aus irgendeinem Teekessel, sondern ursprünglich solches aus einer wundertätigen, da heißen Quelle; es schreibt sich mit den Zeichen für "Wasser" und "Weissagung"; und so wird es auch verstanden - wer den Tee richtig zubereitet und richtig trinkt, kann die Zukunft weissagen. Dieser Glaube war übrigens bis vor wenigen Jahrzehnten auch außerhalb Japans noch verbreitet. Wenn Ihr Euch an die nette Szene in They died with their boots on erinnert, in der Libby sich von ihrer schwarzen Haushälterin die Zukunft aus der Teetasse lesen läßt... In vino veritas? Nein, jedenfalls nicht für die Japaner - für die liegt die Wahrheit nicht im Wein, sondern im Tee!] Er verbeugt sich bei der Begrüßung exakt wie die Japaner (den Körper zu einem Drittel vorwärts geneigt). Er antwortet auf alles, was man ihm sagt, mit vollendeter Höflichkeit "hai [ja]" - auch wenn er es gar nicht verstanden hat. Und er geht in ein japanisches Restaurant Fugu essen - darauf kommen wir gleich zurück. Und was erreicht er mit alledem? Richtig geraten - gar nichts! Natürlich wollen die Filmemacher die sklavische Nachahmung alles Japanischen im Westen - vor allem in Deutschland - auf die Schippe nehmen; aber dabei haben sie sich ein ganz besonderes Schmankerl entgehen lassen: die Fugu-Zeremonie. Denn während alles, was Dikigoros bisher aufgezählt hat, sich auch bei Zeitgenossen, die sich nur etwas für Japan interessieren, herum gesprochen hat, dürften die wenigsten schon mal von der Fugu-Zeremonie gehört - geschweige denn selber eine mitgemacht - haben. Dennoch werdet Ihr spätestens an diesem Punkt Dikigoros' These nachvollziehen können, daß solche "interkulturellen" Versuche oft in die Hose gehen. Denn Michio ist ganz und gar nicht beeindruckt, sondern bemerkt nur trocken: "Fugu-Köche, die in Japan mal einen Fehler gemacht haben, können nur noch im Ausland arbeiten." Und da bleibt den drei mutigen Deutschen, die gerade herzhaft in die erste Portion gebissen haben, denn doch der Bissen im Halse stecken.

[Nachtrag, den Dikigoros versuchen will, möglichst wenig boshaft klingen zu lassen. Japanische Köche werden offenbar nicht nur dann ins Ausland abgeschoben weggelobt, wenn sich jemand an ihrem Fugu vergiftet hat, sondern auch sonst, wenn sie nichts können - notfalls mit einem "golden handshake" in Form eines Gourmet-Sterns. So geschehen mit einem gewissen Miki Nozawa, der überall als "Star-Koch" auftrat, aber nirgends reussierte. (Ja ja, die japanische Küche ist nicht jedermanns Geschmack :-) Erst ging er nach Rußland, genauer gesagt nach Moskau, wo sich der liebe Gorbi den Magen an seinem Fraß verdarb; der gute Miki mußte weiter ziehen nach Italien, genauer gesagt nach Sardinien, wo man ihn aber auch bald mit einem Fußtritt verabschiedete. Also ging er nach Deutschland, genauer gesagt nach Sylt; in der Vogelkoje in Kampen bekam er seine letzte Heuer; aber als sich immer mehr Gäste über seine Kochkünste beschwerten, mußte er wiederum gehen und fand auch in keinem anderen ordentlichen Lokal mehr einen Job. Also machte er sich notgedrungen selbständig und eine Art Pommesbude vor dem Westerländer Bahnhof auf, wo er "gebratene Nudeln japanisch" verkaufte. Die Deutschen aber, die seit langem "gebratene Nudeln pseudo-chinesisch" gewohnt waren, fanden auch daran keinen Geschmack, und Insider machten bald einen großen Bogen um seinen Stand. Doch im Mai 2013 verirrten sich zwei unwissende Handwerker vom Festland bei ihm und probierten mal - sie fanden das zum Kotzen und verweigerten die Bezahlung. Wie es der unglückliche Zufall wollte, suchte Miki nachts denselben Puff auf wie die beiden Handwerker. Es kam zum Streit; die Rausschmeißer setzten alle drei vor die Tür, wo sie sich weiter prügelten; am Ende blieb der gute Miki verletzt liegen, und als er starb, stellte sich heraus, daß auch die zuständige Staatsanwältin schon zu seinen unzufriedenen Kunden gehört hatte: Sie leitete lediglich ein Verfahren wegen "Körperverletzung mit Todesfolge" ein, besorgte einen Gutachter, der bescheinigte, daß Miki an einem Kopfschaden gelitten hatte, dem er früher oder später wahrscheinlich eh erlegen wäre, und ließ die beiden Handwerker vorerst laufen - worüber sich außer der BLÖDBILD-Zeitung niemand aufregte, jedenfalls niemand, der schon mal bei Miki gegessen hatte. So kann es einem japanischen Koch, der nicht kochen kann, im Ausland ergehen! Nachtrag Ende.]

Zurück zum Film. Was haben unsere Helden falsch gemacht? Nun, so ziemlich alles: Zunächst einmal ist Fugu nicht gleich Fugu - aber welcher Nicht-Japaner weiß das schon? Im Ausland schwirren ja die abenteuerlichsten Gerüchte herum, was "Fugu" eigentlich bedeutet. Irgendwo hat Dikigoros gelesen, es bedeute "Fluß-Schwein"; anderswo, es sei eine Verballhornung von "Fuku", über dessen Übersetzung ebenfalls Uneinigkeit besteht: Die einen meinen, es bedeute "Glückseligkeit", die anderen, es käme vom Wort "aufblasen", weil sich der Kugelfisch ja aufblase. (Das meinen vor allem Angelsachsen, weil der Kugelfisch auf Englisch ja "blowfish" heißt :-) Aber ach, liebe Leser, manchmal wirkt ein Blick ins Wörterbuch Wunder - wenn man es denn lesen kann. (Als Dikigoros Kugelfisch und Kupferkanyon schrieb, genauer gesagt als er jene Reise machte, also mit 19 Jahren, konnte er das selber noch nicht; und da er seinem Grundsatz treu bleiben will, nicht sein heutiges Wissen auf vergangene Zeiten zurück zu projezieren, hat er es dort nicht erklärt, deshalb holt er das jetzt nach.) Also: FUKU kann tatsächlich "Glückseligkeit" heißen - aber das ist die chinesische Lesart eines ganz anderen Kanji. Fuku bedeutet tatsächlich [auf]blasen - aber das "ku" ist bloß die Verb-Endung, und die würde bei einer Substantivierung wegfallen. Tatsächlich ist "Fugu" eine Verballhornung; aber nicht von "Fuku", sondern von "Fugyo". (Das könnt Ihr, liebe jüngere deutsche Japanologen, die Ihr nicht mehr nach dem "Nelson" lernt, sondern nur noch nach dem "Hadamitzky", natürlich nicht wissen, denn da steht es nicht drin :-) "Fu" kommt von "fukai", was so viel bedeutet wie "tief [im Wasser]", und das ist eine sehr treffende Bezeichnung, denn das gute Tier lebt vorzugsweise am Meeresboden. Der zweite Wortteil bedeutet Fisch und spricht sich in der Regel "gyo" aus; aber in Zusammensetzungen ist auch die Aussprache "ku" möglich; sie kommt z.B. auch in "kujira" [Walfisch] vor. Von solchen Fischen, die im tiefen Wasser leben, gibt es nun eine ganze Menge, halt die Familie der "Takifugu" - und Fachleute sind sich einig, daß die meisten ziemlich fade schmecken, also von einer Delikatesse, ob deren Genuß man sein Leben riskiert, weit entfernt sind. Wenn man also einem Japaner wirklich imponieren will - nicht nur wegen des großen Mutes, sondern auch und vor allem wegen des guten Geschmacks und des hohen Preises - dann muß man ihm nicht irgend einen "Takifugu" servieren, sondern einen "Torafugu", einen getigerten Kugelfisch - das sind die giftigsten, delikatesten und teuersten. Und den läßt man sich auch nicht fertig auf den Teller schieben, sondern vom Koch persönlich vor seinen eigenen Augen am Tisch ausnehmen und zubereiten (und, wenn Dikigoros mit an der Tafel sitzt, auch vorkosten; das Gift wirkt so schnell, daß der Fisch - den man ja roh ißt - bis dahin nicht schlecht wird :-)

Aber nicht nur Peter und Blaschke sind mit dem Versuch, ihrem Gast mit der japanischen Methode zu imponieren, gescheitert, sondern auch Thea-Marianne. Die hat sich in ein tolles Abendkleid mit ganz tief ausgeschnittenem Rücken geworfen - sicher hat sie mal irgendwo gelesen, daß Japaner nackte Frauenrücken besonders erotisch finden. Ja, das war mal so - und mit Recht, wie Dikigoros immer wieder betont: Was finden westliche Männer bloß an tiefen Dekolletés mit silikon-gefüllten Hänge-Eutern erotisch? Und auch das schönste Gesicht sieht von vorne nur halb so gut aus wie von hinten, denn es besteht bekanntlich aus zwei verschiedenen Hälften. Richtige Frauen (wie es sie früher auch in Japan gab) wissen das instinktiv, zeigen sich Männern vorzugsweise von hinten und drehen sich mit der Schokoladenseite ihres Gesichts zu ihnen um. Aber in einer Zeit, da der Verkauf japanischer Porno-Mangas nicht nur alle Rekorde schlägt, sondern im Begriff steht, alle anderen literarischen Erzeugnisse vom Markt zu verdrängen (zumal die Fähigkeit, richtig zu lesen und zu schreiben auch unter jungen Japanern immer mehr abnimmt - PISA ist überall :-) hat sich der sexuelle Geschmack der Japaner gewandelt, und der Satz "Ein schöner Rücken kann auch entzücken" ist völlig out. Also versucht es Thea-Maria zur Abwechslung mal mit der Masche westlicher Frauen: Sie bricht in Tränen aus und erzählt Michio etwas von ihrem seligen Vater, der sich auf dem Sterbebett so gewünscht habe, daß Hunger und Not, Armut und Arbeitslosigkeit endlich aus seiner Heimatstadt Jena verschwinden würden... Aber Michio - ein feinsinniger Mensch, der nicht Wirtschafts-Wissenschaften, sondern Germanistik und Musik studiert hat - durchschaut das Spiel beider Parteien und entfleucht durch den Hinterausgang, weil er eigentlich überhaupt keine Lust hat, Leiter einer Fabrik für optische Geräte zu werden, weder in Dresden noch in Jena. Nun ist es ja merkwürdig (und zeugt wohl von profunden Unkenntnissen der Filmemacher), daß sich ausgerechnet ein Japaner aus Tōkyō - der doch in Sachen Straßenverkehr Kummer gewohnt ist - von der erstbesten deutschen Automobilistin anfahren läßt. Wie es der Zufall - und der Drehbuchautor - will, handelt es sich dabei just um Anna, Peters vernachlässigte Ehefrau, die ihren Frust in Alkohol ersäuft und sich so ans Steuer gesetzt hat. Deshalb kann sie natürlich weder die Polizei noch einen Arzt kommen lassen, sondern nimmt den jungen Mann notgedrungen mit zu sich nach Hause. Dort stört er vorerst nicht, denn ihr Ehemann ist ja unterdessen auf der Suche nach eben jenem Michio, zusammen mit Thea-Marianne (der gerade der Mann davon gelaufen ist, weil sie nur für ihren Beruf lebt und selbst beim Küssen Bilanzen vor sich hin murmelt), denn beide ahnen, daß die Japaner überhaupt nicht in Deutschland investieren werden, wenn der Sohnemann nicht bald wieder auftaucht. Während sich die beiden in einem billigen Imbiß gegenseitig ins Bier heulen und ihre gemeinsame Vorliebe für weiße Schokolade entdecken, kommen sie einander allmählich auch privat näher - aber dieser Umstand trägt vorerst noch nichts Wesentlichen zum Fortgang der Handlung bei.

Ganz anders der Umstand, daß zur gleichen Zeit Michio und Anna einander näher kommen - zunächst ganz harmlos, beim gemeinsamen Klavierspielen. Ganz harmlos? Nun ja, wenn man genau hinhört, d.h. auf den Text achtet, ahnt man schon, was kommen wird:

We walked on separate ways, till the day that I found you
You gave my life a change, out of the blue
Baby can't you see, there's a chance for you and me
Wipe away all the misery, let our dreams come true
Baby close your eyes, be surprised, I will give you all my love...

(Was dieses ménage à trois ganz wesentlich erleichtert ist die Tatsache, daß - wie im neuen Deutschland und im neuen Japan gleichermaßen üblich - keine der fünf Hauptpersonen, deren jüngste - Michio - immerhin schon 28 ist, Kinder hat, die ein solches Bäumchen-wechsel-dich-Spiel verhindern könnten.) Und da Japaner sich nicht nur für Musik, sondern auch für Kunst begeistern, schleppt Anna ihren Gast gleich mit zu einer Vernissage, auf der er sich von einem Pressefritzen fotografieren laßt, wie er der Ausstellungsleiterin ein Küßchen gibt, und sich von Annas nichtsnutziger Freundin Katja einreden läßt, daß die ihm bis dahin unbekannte Redewendung "Hat die einen saftigen Knackarsch" soviel bedeute wie: "Die ist nicht nur schön, sondern auch intelligent". (Deshalb benutzt er sie im folgenden ausgiebig als vermeintliches Kompliment, sowohl direkt gegenüber Anna als auch in Bezug auf Anna gegenüber Peter :-)

Längerer Exkurs. Dikigoros hat in der Einleitung zu "Avez-vous Bourbon" geschrieben, daß der Sinn gut gemachter Reisefilme für ihn darin liegt, die nationalen Eigenheiten der darin thematisierten Völker auf humorvolle Art und Weise heraus zu stellen, wobei auch zu Überspitzungen gegriffen werden darf - und daran hält er im Prizip fest. Aber man kann es auch übertreiben. Wenn man Weinges' Film sieht, könnte man meinen, die Japaner seien ein Volk von Verrückten, die sich mit Eiswürfeln in die Badewanne setzen, zum Teetrinken aufs Dach ziehen, beim Fugu-Essen mit ihrem Leben spielen, sich dabei eine Wampe anfuttern wie die allgegenwärtigen Sumo-Ringer und vorzugsweise mit älteren, verheirateten Frauen ins Bett hüpfen. Bleibt nur die Frage: Wie können sie bei einer solch ungesunden Lebensweise bessere Liebhaber sein als z.B. die Deutschen? Irgend etwas kann da doch nicht stimmen - oder? Richtig, und es sind dies Dinge, über die man kaum je ernsthaft nachdenkt, obwohl - oder weil - sie so ungemein wichtig für das alltägliche Leben sind. Fangen wir beim letzten Punkt an: Wie man sich bettet, so liegt man - und der Mensch verbringt ein Viertel bis ein Drittel seines Lebens im Bett. Jedenfalls im Westen; denn dort herrscht die gute, alte, im Mittelalter entwickelte Gewohnheit, auf einem Gestell zu schlafen, das etwas erhöht über dem Boden steht, damit das Ungeziefer nicht so ohne weiteres hinein kommt, und mit schönen weichen Materialien angefüllt ist, damit wir bequem liegen. Deshalb haben auch die meisten Deutschen schon in mittlerem Alter Rücken-Probleme. Die Japaner dagegen schlafen auf Tatami-Matten, die auf dem Boden liegen - etwas weniger weich, aber gesünder - und haben diese Probleme nicht. Wenn die Deutschen dann morgens aus ihrem Bett steigen - meist übernächtigt, da sie schlecht geschlafen haben - werfen sie die Pumpe erstmal mit einem ordentlichen Pott Kaffee an, um auf Touren zu kommen. Dafür bedankt sich nicht nur das Herz, sondern auch der Magen... Die Japaner dagegen trinken Tee - durchaus nicht immer mit einer Zeremonie auf dem Dach oder im Garten verbunden -, das ist gesünder und genauso anregend. (Außerdem treiben die meisten Frühsport - wo sieht man sowas noch in Deutschland? Eben.) Aber nicht nur bei den Getränken, sondern auch bei den Speisen leben die Japaner meist gesünder. Während die meisten Deutschen bevorzugt fettiges Fleisch aus dem Rinder- und Schweine-KZ fressen, dazu womöglich eine Riesenportion in altem Öl frittierter Pommes mit Ketchup und Mayo, da essen die Japaner rohen Fisch (übrigens in den meisten Fällen keinen Fugu) mit Reis und Algen oder anderem Gemüse - Sushi genannt - und zum Nachtisch Tofu [Soja-Quark]; und wenn sie sich wirklich mal Rindfleisch leisten (das in Japan 10x - zehnmal! - so teuer ist wie in Deutschland), dann nicht von armen, kranken Kreaturen, die in Massenhaltung mit Glenbuterol und anderen Anabolika gemästet worden sind, sondern von glücklichen Kühen, die von Hand aufgezogen und mit Bier gefüttert und eingerieben werden. Wie werden die Sumo-Ringer dann so fett? Nun, das ist eine äußerst mühselige, langwierige Prozedur, die nur noch wenige Japaner auf sich nehmen - nichtmal 0,01 Promille der Japaner üben jene alte, einst sakrale Sportart aus; der Rest wird - wie in den deutschen Fußball-Ligen - mit ausländischen "Legionären" aufgefüllt. Der Durchschnitts-Japaner ist immer noch bedeutend schlanker und gesünder als der Durchschnitts-Mitteleuropäer. Und das mit der Gesundheit ist ja nicht nur eine Schlaf- und Ernährungsfrage. Wie können Mensch[inn]en gesund sein, die in unbequemen Klamotten, engen Jeans, steifen Kragen und vor allem auf engen, spitzen und womöglich hochhackigen Schuhen durch's Leben stelzen? Womöglich mit einem Kopfhörer auf der Frisur, aus dem von morgens bis abends schauderhafter Lärm dröhnt, den manche Banausen als "Musik" zu bezeichnen wagen? Die Japaner[innen] haben sich zwar auch angewöhnt, bei der Arbeit nach westlichem Vorbild angezogen zu sein, aber sobald sie wieder zuhause sind, werfen sie das westliche Zeug in die Ecke und kleiden sich, egal ob Männlein oder Weiblein, in ein bademantelähnliches Ki-mono [Kleidungs-stück] und schlüpfen in Getas - bequeme, gesunde Holzsandalen. Und dazu hören sie - das einzige, was sie auf Dauer mit Gewinn aus dem Westen übernommen haben - Musik von Beethoven und Mozart. Auch das ist ein Stück Lebens-Qualität, genauso wie das tägliche Bad. À propos: Wie war das gleich mit der Badewanne? Wenn die Japaner nicht die Gelegenheit haben, in ihren heißen Quellen zu baden, so machen sie es jedenfalls umgekehrt wie die Deutschen: Bei uns läßt man erst das Wasser einlaufen, bei möglichst hohen Temperaturen, und steigt dann hinein, wobei das plötzliche Eintauchen ins heiße Naß weder der Haut noch dem Kreislauf gut tut. Dort sitzt man dann herum, bis die Drecksbrühe - denn man wäscht sich ja nicht vorher, sondern mittendrin - lauwarm geworden ist und wundert sich, wenn man sich dabei erkältet. Der Japaner wäscht sich dagegen vorher und steigt dann ins zunächst noch kühle - aber nicht notwendigerweise eiskalte - Wasser, das er allmählich erwärmt, bis es richtig heiß geworden ist; dann steigt er aus und legt sich zur Ruhe, womit wir wieder bei der Tatami-Matte angelangt sind. Wundert Ihr Euch immer noch, liebe Leser, daß die Japaner meist fitter - und oft auch bessere Liebhaber - sind? Exkurs Ende.

Unterdessen hat sich bei Firma Meyerholz der Hypo-Banker Blechschmidt angesagt, der von Herrn Takahashi - den er persönlich noch nicht kennt - erfahren will, für welches Projekt er sich entschieden hat, um endlich seinen Kredit plazieren zu können. Peter verfährt nach dem erklärten Motto: "Erfolgreiches Handeln hat immer etwas mit innerer Ruhe zu tun, mit der Fähigkeit, einen Plan reifen zu lassen bis er sich einem geradezu gewaltsam aufdrängt - wie das Finanzamt." In ihm ist inzwischen folgender Plan gereift: Er engagiert für die Rolle des Michio einen in Bayern geborenen und lebenden japanischen Schauspieler, der sich zwar eigentlich auf Schuhplattler und Jodeln spezialisiert hat, aber immer noch über mehr Kenntnisse in Sachen Wirtschaft verfügt als der Trottel, pardon der hoch-qualifizierte (und hoch-bezahlte) Angestellte der Hypobank. Gerade will der die Finanzierungszusage geben, da platzt Thea-Marianne in die Besprechung, entlarvt den Schwindel und vermasselt so Peter - und sich selber - die Tour. Kann es jetzt noch schlimmer kommen? Ihre Agentur hängt an diesem Auftrag, und Peter hat sogar sein Privatvermögen - und das Haus seiner Frau - in die Sache gesteckt, insgesamt 1 Mio DM. "Wenn das nicht klappt, können wir in eine 1-Zimmer-Wohnung umziehen und uns die nächsten zehn Jahre von Brot und Margarine ernähren," hatte er zu seiner Frau gesagt, "da mußt Du verstehen, daß ich mich in dieser entscheidenden Fase meines Lebens erstmal um den Job kümmern muß und dann erst um Dich." Tja, liebe Leser[innen] - wie oft habt Ihr diesen Satz schon gehört (oder selber ausgesprochen)? Und mit wieviel Verständnis hat Euer[e] Partner[in] darauf reagiert? Dikigoros kann es sich lebhaft vorstellen...

Annas Verständnis geht allmählich zur Neige, zumal ihre besagte Freundin Katja massiv dazu beiträgt, noch verbliebene Skrupel ("aber ich bin doch verheiratet!") über Bord zu werfen: "Du bist nicht verheiratet, sondern lebendig begraben. Dein Mann bemerkt dich doch gar nicht mehr. Dieser junge Japaner will dich, und wenn du dir den heute nicht schnappst, ist dir nicht mehr zu helfen." Sie stellt den beiden sogar ihre eigene Wohnung als Liebesnest zur Verfügung - und eine Familienpackung Präservative in allen Geschmacksrichtungen.

[Anna und Michio]

Doch kaum, daß sich Anna und Michio in die Kissenschlacht gestürzt haben, klingelt es Sturm. Unterdessen haben nämlich Peter und Thea-Marianne die Nachtausgabe der Zeitung gelesen, mit einem Bericht über die Vernissage und einem Foto der drei Beteiligten. Peter hat sofort bei Katja angerufen; die hat zwar dementiert und schleunigst das Feld geräumt, aber Thea-Mariannes weiblicher Instinkt hat sich nicht täuschen lassen: Während Peter raisonniert, daß es doch ausgeschlossen und völlig absurd sei, wenn seine Frau ihn mit einem Japaner betrügen würde, da die Deutschen denen doch, wenn schon nicht beim Arbeiten, Auto- und Fernseherbauen, so doch zumindest auf einem Gebiet überlegen seien, meint sie nur trocken: "Beim Fußball?" Also rücken sie Anna und Michio auf Katjas Bude (Thea-Marianne hat "zufällig" einen Bund Dietriche bei sich :-); die beinahe Ertappten entfleuchen durch den Kamin in die nächste (nicht unbedingt beste) Pension (deren Inhaber zu "Japaner" nur "Pearl Harbor" einfällt) und setzen ihr Schäferstündchen dort fort, während Peter und Thea-Marianne ihrer Wut und Enttäuschung dadurch Ausdruck verleihen, daß sie ein gleiches in Katjas Wohnung tun und die dabei völlig demolieren. "Das war wie in 1.000-Mark-Scheinen schwimmen," meint sie hinterher. - "Besser." - "Wie 51% der Aktien von Daimler-Benz zu besitzen." - "Noch besser." - "Wie Chef der Bundesbank zu sein." Aber dann verkrachen sie sich doch wieder über der Frage, wie sie denn nun das Fell des japanischen Bären (den sie ja noch gar nicht erlegt haben!) verteilen sollen: Peter will 100%, Thea-Marianne immerhin 75% - und das kommt ja mathematisch irgendwie nicht hin. So trennen sie sich (wobei Peter noch eine Kassette aus Katjas Anrufbeantworter mitgehen läßt, auf der Anna ihrer Freundin in den höchsten Tönen von der tollen Liebesnacht mit Michio vorgeschwärmt hat); Thea-Marianne ordert eine Riesenmenge Junk-food, und Peter besäuft sich mit einer Riesenmenge Alkohol. Was lernen wir aus dieser Szene, liebe Leser? Richtig: Drei Dinge bestimmen das menschliche Leben - Fressen, Saufen und Ficken; und damit der Zuschauer diesen Satz auch ja nicht vergißt, hat Thea-Marianne ihn Peter beim Abschied in Form eines Vorwurfs (sie selber vertritt nämlich erklärtermaßen die These, daß die Menschen Gefühle wollen, besonders das Gefühl, geliebt und bewundert zu werden) noch einmal lautstark an den Kopf geworfen, nachdem er ihr unterstellt hat, nur mit ihm geschlafen zu haben, um ihn geschäftlich "herum zu kriegen".

Als Anna und Michio aus der Pension nach Hause kommen, wartet dort schon Peter auf sie, macht seiner Frau eine große Szene, beschimpft den Japaner als "Muschimaki" und gibt ihm eine kräftige Ohrfeige sowie den guten Rat, schleunigst nach Tōkyō zurück zu fliegen. Michio macht sich also auf zum Flughafen - und plötzlich sind alle hinter ihm her: die japanische Delegation mit Blechschmidt und Plaschke im Schlepptau, Thea-Marianne, Anna und am Ende auch Peter - wieso, wird nicht ganz klar, der Film hat hier eine kleine logische Schwäche; aber ohne Peter geht es nicht, wie wir gleich sehen werden, denn er ist der einzige, der Michio aufhalten kann. Aber zuerst versucht das Thea-Marianne mit einem großen Auftritt, in dem sie ihn, den "Gott der Liebe", vor den versammelten Fluggästen lautstark beschwört, doch nach so einer Nacht nicht einfach das Weite zu suchen - aber das beeindruckt den jungen Japaner gar nicht. Während Anna verzweifelt versucht, dem Aufsichtsbeamten irgend etwas von einer ansteckenden Krankheit Michios zu erzählen, wegen der er auf keinen Fall das Flugzeug betreten dürfe, steckt Peter der Ansagerin des Flughafens einen 1.000-DM-Schein zu, damit sie das Tonband vom Anrufbeantworter abspielt - Annas Lobeshymne auf Michios Liebeskünste, die in den Worten gipfelt: "Japaner sind wirklich die besseren Liebhaber!" Die Reaktionen darauf sind ganz unterschiedlich: Die meisten Fluggäste - vor allem die weiblichen - sind hin und her gerissen. Michio kehrt tatsächlich zurück - und das war ja auch der Sinn der Übung; dagegen bricht Blechschmidt in schallendes Gelächter aus - sehr zum Unwillen der Japaner. "Was gibt es denn da zu lachen?" fragt ihr Dolmetscher. "Na ja," prustet Blechschmidt, "Japaner die besseren Liebhaber... Dabei weiß doch jeder, daß die nur, also..." und zeigt mit zwei Fingern eine traurige Länge an. "Bei uns sagt man: An der Nase eines Mannes erkennt man seinen Johannes," ergänzt Blaschke - der einen riesigen Zinken im Gesicht trägt. Da hat er sich nun wer weiß wie lange mit japanischer Kultur beschäftigt und tritt dennoch voll in dieses Fettnäpfchen. (Ja ja - so etwas steht nicht in den Lehrbüchern über japanisches Management, die im Film überall herum liegen :-) Denn die Japaner fassen sich sogleich an ihre kurzen Nasen - und damit haben die bayrischen Langnasen bei ihnen ausgeschissen, mitsamt ihrer Projekte.

Bevor wir den Gang der Filmhandlung weiter verfolgen, wollen wir hier eine kurze Denkpause einlegen, d.h. eine Pause zum Nachdenken: Nein, nicht über die Frage, ob es wirklich auf die Größe gewisser Organe ankommt, wie es uns unzählige Werbemails für Viagra u.ä. alltäglich weis zu machen suchen, sondern auf die der Titelzeile: Sind Japaner wirklich die besseren Liebhaber? Besser als wer? Besser als alle anderen? Und "sexy" sollen sie auch noch sein? Dikigoros weiß wohl, daß es im Westen den Mythos der asiatischen Frau gibt, genauer gesagt der ostasiatischen Frau, der schlitzäugigen Angehörigen der mongoliden Rassen. Nun mag er selber an einer Geschmacksverirrung leiden, denn er findet, daß ostasiatische Frauen überhaupt nicht "sexy" sein können (sondern allenfalls lieb und wohlerzogen zum - wenigstens äußerlichen - Respekt vor dem Manne), und schon gar keine guten Liebhaberinnen. Und er kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, daß ostasiatische Männer im Bett besser sein sollten. Natürlich kann er als Hetero dazu nichts aus eigener Erfahrung beisteuern; aber die Frauen, mit denen er darüber gesprochen hat - Gelbe und Weiße, Japanerinnen und Deutsche - haben ihn in dieser seiner Meinung bestärkt: Die Qualitäten japanischer Männer liegen offenbar auf anderen Gebieten. (Nein, auch nicht auf dem Fußballfeld :-) Im Film können wir uns kein genaueres Bild von ihren Bett-Leistungen machen, denn der ist ja jugendfrei, und außer anderthalb nackter Brüste und jeder Menge Unterwäsche bekommen wir nichts zu sehen, was die Aussage der Titelzeile bestätigen oder widerlegen könnte. Aber da es ja bei "Liebe" nicht nur um Sex gehen soll, sondern auch um Gefühle, wollen wir dazu auch noch einen Satz verlieren: Thea-Mariannes bühnenreifer Auftritt am Flughafen hat Michiko - im Gegensatz zu den deutschen Zuhörer[inne]n völlig kalt gelassen. Dagegen hat Peters Tonband zum Erfolg geführt - obwohl das eigentlich seiner eigenen Filosofie zuwider läuft und vielmehr die von Thea-Marianne bestätigt: "Manche Menschen stehen eben auf echte Gefühle," meint er eher resigniert. "Ja, Menschen sind schon merkwürdig," antwortet Thea-Marianne und offenbart damit, daß sie selber gar nicht an ihrer eigene offizielle Theorie geglaubt hatte.

[Nachtrag. Im Jahre 2004 haben bio-chemische Forschungen ergeben, daß die Nase bzw. der Geruchssinn wohl tatsächlich etwas über die sexuelle Potenz aussagt, daß das Sprichwort also Recht hat. Dikigoros will das indes nicht vertiefen. Wer sich für die Einzelheiten interessiert, kann sie hier und hier nachlesen.]

Das Ende naht: Schnuckenriedl von der Treuhand erklärt Peter und Thea-Marianne kurz und bündig, daß sich die Japaner für keines ihrer beiden Projekte entschieden haben; und aus einem Telefonat zwischen Anna und Katja erfahren wir auch, warum: Michio hat beschlossen, mit Anna nach Berlin zu gehen und dort eine Fabrik für elektronische Musikinstrumente zu übernehmen. (Schnuckenriedl ist das schnucki: Hauptsache, daß sie überhaupt in Ostdeutschland investieren - als ob nicht schon genug Geld in Berlin verpulvert, pardon nach Berlin geflossen wäre (aber das ist eine andere Geschichte). Soweit zum Geschäftlichen. Und das Private? Kennt Ihr, liebe Leser, das Buch mit dem schönen Titel: "Warum Frauen nicht Einparken und Männer nicht zuhören können"? Nun, die Filmemacher konnten es nicht kennen, denn es erschien erst nach "Japaner sind die besseren Liebhaber", und deshalb wird dort noch das genaue Gegenteil suggeriert: Herr Takahashi hat Peter zum Dank dafür, daß er - vermeintlich - seinen Sohn überredet hat, in Deutschland zu bleiben und dort zu arbeiten und dafür sogar seine Frau geopfert hat, eine lukrative Stelle in Tōkyō angeboten, und Peter handelt gerade die Einzelheiten aus - u.a., ob er auch eine Frau mitnehmen darf. Er denkt natürlich an Thea-Marianne -, aber statt daß die dumme Gans mal zuhört, über was die Männer da verhandeln, versucht sie ein paarmal erfolglos, sie zu unterbrechen und zieht, als ihr das nicht gelingt, beleidigt ab. Am übernächsten Tag, als Peter sich bei ihr melden will, hat sie ihr "T.M.H"-Büro schon aufgelöst, und auch aus ihrer Privatwohnung ist sie unbekannt verzogen.

* * * * *

Szenenwechsel. Peter ist am Flughafen von Tōkyō und bereitet den Empfang einer amerikanischen Delegation aus Texas vor, u.a. mit einem großen Schild: "We love America". Wer beschreibt sein Erstaunen, als die Texaner ungerührt an ihm vorüber gehen und statt dessen auf eine Cheerleader-Gruppe aus jungen Japanerinnen zusteuern, die lautstark "We love Texas" intoniert, und als hinter dieser Gruppe niemand anders auftaucht als... Thea-Marianne! Wenn Ihr die früheren Kapitel dieser "Reise durch die Vergangenheit" gelesen habt, besonders Eins, zwei, drei, dann wißt Ihr, daß man Südstaatlern mit der Liebe zu "Amerika" - oder gar den Yankees - überhaupt nicht imponieren kann, im Gegenteil. Thea-Marianne hat also ihre Hausaufgaben besser gemacht als Peter. Egal, die beiden lassen die Texaner Texaner sein und sinken einander beglückt in die Arme. In der Schlußszene lädt Thea-Marianne Peter in ihre Wohnung ein, denn dort gebe es die beste weiße Schokolade in ganz Japan. "Das tust du doch nur, um mir die Texaner auszuspannen", meint Peter. - "Mißtraust Du mir etwa?" - "Natürlich." - "Das ist die beste Basis für eine lange und gute partnerschaftliche Beziehung." Wohl wahr. Wie heißt es in einem (Euch, liebe deutsche Leser, natürlich un-) bekannten italienischen Schlager so treffend: "Troppo fiducia rovina l'amore [zuviel Vertrauen ruiniert die Liebe]..." Woran ist Peters Ehe mit Anna gescheitert? Daran, daß er sich ihrer zu sicher (und seiner zu selbstsicher) war und es für völlig ausgeschlossen hielt, daß sie mit dem Maler, dem Japaner oder sonst irgendwem ein Verhältnis anfangen könnte.

Bleibt noch die Frage, warum "Japaner sind die besseren Liebhaber" beim Publikum ein Flop wurde. [Auf der Rangliste der Kinobesucher in Deutschland anno 1995 ist er gerade mal die Nr. 87, knapp vor "Hubi der Pinguin", "Bobo und die Hasenbande" und "Die Ladenhüter" (nomen atque omen :-).] Tja, wißt Ihr, liebe Leser, Komödien sind zum Lachen da, d.h. vornehmlich, um über jemanden zu lachen, den man lächerlich findet. Zugleich will man sich aber als Zuschauer mit jemandem identifizieren, dem Helden, der zuletzt - und damit am besten - lacht, nicht etwa selber ausgelacht wird. Wenn wir uns daraufhin mal andere Komödien anschauen, die Dikigoros auf dieser "Reise durch die Vergangenheit" vorgestellt hat, dann sehen wir: in Eins, zwei, drei können sich die Zuschauer[innen] mit Horst Buchholz alias Otto Ludwig Piffl ebenso identifizieren wie mit Lilo Pulver alias Ingeborg; in Avanti, Avanti mit Jack Lemmon alias Wendel Armbruster jun. ebenso wie mit Juliet Mills alias Pamela Piggot. Aber mit wem, bitteschön, sollen sie sich in "Japaner sind die besseren Liebhaber" identifizieren? Im Grunde genommen sind das doch alles lächerliche, gescheiterte Figuren - nicht nur die Nebenrollen Schnuckenriedl, Blechschmidt und Blaschke, die eigentlich dafür vorgesehen sind, sondern auch die Hauptpersonen, die so gar nicht wie "Held[inn]en" wirken. Eine Schlüsselszene ist die zwischen Peter und Thea-Marianne im Billig-Imbiß, die Dikigoros zwar schon beschrieben hat, aber unter Auslassung eines wichtigen Details, das zwar nichts zum Fortgang der Handlung beiträgt, wohl aber zur Demontage der Hauptperson: Als Thea-Maria in der Zeitung das Foto von Anna, Sylvia, Michio und Katja sieht (von denen ihr nur Michio persönlich bekannt ist), sagt sie zu ihm: "Nun schau Dir mal den lüsternen Gesichtsausdruck von der da links an. Sicher eine frustrierte Ehefrau, die mit so einem Idioten verheiratet ist, der Tag und Nacht arbeitet und jede Menge Geld nach Hause bringt, aber nichts von den wirklichen Bedürfnissen einer Frau weiß." - "Das ist meine Frau," sagt Peter, aber nicht etwa empört, sondern kläglich-betreten. Und selbst nach der stürmischen Liebesnacht in Katjas Wohnung wirft ihm Thea-Marianne den Satz an den Kopf: "Kein Wunder, daß deine Frau mit einem Japaner durchgebrannt ist." Nein, mit solchen "Helden" mag sich natürlich niemand identifizieren - schon gar niemand, der sich angesprochen fühlt; aber auch nicht mit der frustrierten Ehefrau Anna, die tatsächlich immer ein Gesicht macht wie sieben Tage Regenwetter. Gewiß, das soll erstmal so sein; aber es ändert sich auch dann nicht, als sie ihren Japaner endlich bekommt - die Falten auf der Stirn und die herabhängenden Mundwinkel sind einfach schon zu fest gefressen. Und wie lange mag die Beziehung halten, die Peter und Thea-Marianne in Tōkyō neu eingehen? Wer den Film gesehen hat, dem drängt sich unwillkürlich die Antwort auf: Bestenfalls eine Nacht - spätestens beim Frühstück danach werden sie sich wieder in die Haare bekommen, und sei es darum, wer wieviel von der begehrten (und in Japan so knappen :-) weißen Schokolade bekommt.

* * * * *

Nachtrag. Aber selbst wenn der Film als Komödie ein Flop war, so hatte er doch seinen Wert als Realsatire, nämlich auf die Methoden, mit denen unfähige Behörden krampfhaft versuchen, ausländische Unternehmen bzw. deren Investitionen nach Deutschland zu locken - und sich dann wundern oder sogar beklagen, wenn sie damit scheitern, weil sie nicht alleine sind auf der Welt und andere Staaten das genauso machen - und bisweilen mit mehr Erfolg. Erinnert Ihr Euch noch an den Fall Nokia in Bochum, über den sich die deutschen Medien anno 2005 so lange und ausgiebig echauffierten? (Ihr seht, liebe Leser, nicht nur in Ossiland versuchte man, ausländische Gelder an Land zu ziehen, und nicht nur solche aus Fernost!) Was war geschehen? Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen hatte das finnische High-tech-Unternehmen mit Zuschüssen und Steuervergünstigungen in die abgewirtschaftete Ruhrpott-Schmiede gelockt. Das ging auch eine Zeit lang gut, genauer gesagt so lange, bis die rumänische Regierung auf die Idee kam, daß sie Nokia noch bessere Bedingungen bieten konnte, vor allem viel billigere Arbeitskräfte (die im Schnitt nicht mal 10% der deutschen Löhne und Sozialabgaben kosteten) und eine prächtige Infrastruktur - die mit EU-Subventionen, also hauptsächlich mit deutschen Steuergeldern - aufgebaut worden war. (Ihr fragt, liebe Leser, welche Verbrecher auf die Idee gekommen sind, Länder wie Rumänien in die EU aufzunehmen - unter Verstoß gegen sämtliche Aufnahmebedingungen sowohl politischer als auch wirtschaftlicher und sozialer Art - und warum man sie noch nicht hingerichtet und ihre Schandtat rückgängig gemacht hat? Tja, das fragt sich Dikigoros auch. Wenn er es wüßte, würde er mit ihnen verfahren wie die Stiefmutter von "Schneewittchen", das ja bei den 7 Zwergen hinter den 7 Bergen lebte, also jenseits von SiebenbürgenTranssylvanien, sprich in Rumänien, und darauf vertrauen, daß die kein Märchenprinz wach küssen wird.) Also machte Nokia in Bochum dicht - und eine Welle der Empörung schwappte über das Land an Rhein und Ruhr. Dabei benahmen sich die Finnen höchst anständig, zahlten ungeheure Abfindungen - weit mehr als sie gemußt hätten und weit mehr, als sie insgesamt an Vergünstigungen erhalten hatten, obwohl ihr Konzern selber mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte - das hätte kein fernöstlicher Investor getan. Aber langfristig gesehen war der staatlich geförderte Ansiedlungsversuch halt doch ein Schlag ins Wasser; und da ist es nur ein schwacher Trost, wenn man sich sagt, daß wahrscheinlich auch die Rumänen Nokia nicht lange werden halten können, wenn eines Tages etwa die Ukraïner oder sonstwer noch günstigere Konditionen in Sachen Arbeitslöhne und Steuern anbieten sollte.

Noch ein Nachtrag. Unsere Zeit ist so schnell-lebig, daß manche Filme schon nach wenigen Jahren völlig überholt sind, jedenfalls was ihre Voraussetzungen anbelangt: Der entscheidende Wendepunkt in Billy Wilders Eins, zwei, drei war, als der Film endlich "Kult" wurde, längst nicht mehr nachvollziehbar, weil inzwischen die Abtreibung unerwünschter Kinder nicht nur üblich, sondern sogar ganz legal geworden war. Und im Reich der aufgehenden Sonne sind nur 13 Jahre nach Weinges' "Japaner sind die besseren Liebhaber" die Wirtschafts-Lichter in einer Weise ausgegangen, die den eingangs von Dikigoros geschilderten Einbruch der Aktienkurse als "Peanuts" erscheinen läßt, zumal der ja nur vorübergehend war, denn die Kurse erholten sich - auch nach der "Asienkrise" von 1997 - wieder auf ein Durchschnittsniveau von ca. 16.000 Punkten, wie es auch um 1995 bestand. Aber als im Oktober 2008 das Weltfinanzsystem krachte, da war es mit dieser Schein-Erholung vorbei. Die Aktienkurse fielen nicht mehr nur aus Panik, sondern weil fundamental nichts mehr hinter den Papieren steckte, die da gehandelt wurden, denn es ging nicht mehr um überteuerte Immobilien (die können sich immer wieder erholen, solange sie noch stehen, denn wenigstens die Bausubstanz behält ja einen gewissen Wert), sondern um Banken, die nur noch mit Buchgeld und "Derivaten", also einer Art Lotto- und Totoscheine, spielten, als seien sie Wettbüros. Der Nikkei durchbrach nicht nur die 8.000-Marke nach unten, sondern fiel auf ein 26-Jahre-Tief (knapp über 7.000 Punkte), d.h. er verlor alles, was er während des japanischen "Wirtschaftswunders" aufgebaut hatte. Dafür stellte sich heraus, daß Rotchina durch seinen Billig-Export-Überschuß Jahrzehnte lang so viele US-Staatsanleihen gekauft und gehortet hatte (statt sie für die Verbesserung der Lebensqualität der eigenen Bevölkerung, z.B. für mehr Konsum der [Ver-]Hungernden, zu verplempern), daß die Amerikaner finanz- und wirtschaftspolitisch völlig der Gnade oder Ungnade Pekings ausgeliefert waren - es war bloß noch niemandem aufgefallen, da die Chinesen nicht so unklug gewesen waren wie einst die Japaner, mit dem Kauf prestige-trächtiger US-Immobilien unangenehm aufzufallen. Und so haben nun doch Autoren wie Colin Ross und andere, über die sich Dikigoros früher so mokiert hatte, Recht behalten, daß auf lange Sicht nicht Japan, sondern China die Zukunft Ostasiens gehören würde. Dikigoros' Weltbild hat das in nicht geringem Maße erschüttert; denn das zeigt, daß es ein Volk mit Intelligenz, Fleiß und einem freien Wirtschafts- und Gesellschafts-System eben doch nicht so weit bringen kann wie mit Ausbeutung, Unterdrückung, Diktatur und Wirtschafts-Kriminalität. Wohlgemerkt: Rotchina wurde von der Weltfinanzkrise ebenso hart getroffen wie irgend ein anderer Staat - vielleicht sogar noch härter. Aber die Konsequenzen, welche die Regierenden in Peking zogen, waren grundverschieden von denen in den "kapitalistischen" Länder. Denen fiel nichts besseres ein, als zwecks Rettung von Arbeitsplätzen hunderte von Milliarden in die marodesten Wirtschaftszweige, nämlich Banken und Automobil-Industrie zu pumpen, genauer gesagt "Anteile" derselben zu erwerben, sie also de facto zu verstaatlichen und damit den Sozialismus durch die Hintertür einzuführen.

[Exkurs. Es gab indes auch Fälle, in denen das nicht geklappt hat; und da "Japaner sind die besseren Liebhaber" in der Technologie-Branche und in Ossiland spielt, will Euch Dikigoros exemplarisch den Fall Qimonda vorstellen. Das war eine Firma, die man im Bankensektor eine "Bad Bank" genannt hätte, denn sie war als Tochtergesellschaft von Infineon gegründet worden, um deren unproduktive Bestandteile auszulagern. (Infineon war wiederum von Siemens gegründet worden, um dessen unproduktive Bestandteile auf dem EDV-Sektor - die man noch als Erblast aus der Übernahme von Nixdorf mit sich herum schleppte - auszulagern :-) Deshalb krebste der Laden schon lange am Rande der Pleite herum. Der Freistaat Sachsen kam nun auf eine geniale Idee: Er würde Qimonda für 150 Mio Teuro kaufen, wenn Infineon sich bereit erklärte, noch einmal die gleiche Summe in den maroden Laden zu stecken. Was an dieser Idee genial sein soll? 300 Mio Teuro, um 3.000 Arbeitsplätze zu retten, d.h. 100.000 Teuro pro Nase? Dafür hätte man doch jeden Mitarbeiter getrost in den Vorruhestand schicken können, oder? Pardon, liebe Leser, merkt Ihr denn gar nicht, daß es da gar keine 300 Mio Teuro gibt, sondern daß es sich in Wahrheit um ein Nullsummenspiel handelt? Im Endeffekt hätte das doch bedeutet, daß Qimonda entschädigungslos enteignet worden wäre, denn der Freistaat hätte ja die gleiche Summe, die er dafür ausgegeben hätte, von Infineon zurück bekommen, also unterm Strich null bezahlt! Allerdings war Infineon selber so pleite, daß es die 150 Mio Teuro nicht aufbringen konnte; und nachdem auch andere potentielle Investoren abgesprungen waren, ließ man Qimonda dann doch lieber in Konkurs gehen - nachdem noch Monate lang Millionen für falsche Hoffnungen verplempert worden waren. Exkurs Ende.]

Dagegen reagierte das post-kommunistische Regime in Peking so knallhart, wie man es selbst den kältesten Manchester-Kapitalisten nicht zugetraut hätte: Es ließ einfach jede Woche rund 10.000 Betriebe pleite gehen und 'zig Millionen Menschen arbeitslos werden. Und wenn bei dieser Roßkur des Gesundschrumpfens 20 Millionen "Wanderarbeiter" buchstäblich verhungerten - was machte das schon, bei über einer Milliarde Untertanen? Die kostbaren Devisenreserven wurden nicht angetastet, denn die US-Staatsanleihen hatten ja eine lange Laufzeit; und sie vorzeitig auf den Markt zu werfen, hätte zu erheblichen Abschlägen, also Verlusten, geführt. Und wenn ein paar hunderttausend Untertanen aufmüpfig wurden und anfingen zu demonstrieren und zu randalieren, wie in Gansu und Szechuan, dann wurden sie von Polizei und Militär kurzerhand zusammen geschossen, voilà. (In den westlichen Nachrichten erfuhr man von alledem nichts; da sah man nur junge, von der kommunistischen Partei Griechenlands gesteuerte Krawallmacher, die den Aufstand gegen den Sparkurs ihrer Regierung probten. Binnen acht TagenNächten im Dezember 2008 wurden Athen und andere griechische Städte schlimmer zerstört als während acht Jahren Krieg und Bürgerkrieg 1941-49. Und die Regierung ließ sie gewähren, denn sie hatte Angst vor einer schlechten Presse, wenn sie Polizei und Militär ernsthaft gegen die Landfriedensbrecher eingesetzt hätte. So etwas wäre in Rotchina unmöglich!) Und das Schlimmste ist, daß die Chinesen völlig humorlos sind - nicht nur, daß westliche Medien über all das nicht einmal ansatzweise hätten berichten dürfen, noch undenkbarer wäre es, daß jemand darüber eine Filmkomödie drehen dürfte; dabei ist der Tag vielleicht nicht weit, an dem man auch nach ihnen als "Investoren", sprich als Aufkäufer maroder deutscher Unternehmen ruft. (Wer wissen will, welch absurden Zukunftsträumen einige Ossi-Politiker diesbezüglich schon nachhängen, kann sie hier nachlesen.) Dabei dürfte man sich allerdings erheblich verspekulieren, denn die denken gar nicht daran, in Deutschland Arbeitsplätze zu schaffen - die wären viel zu teuer -; sie würden vielmehr die billig aufgekauften Fertigungsstätten Stück für Stück abzumontieren und nach sonstwohin transportieren, unter Zurücklassung der Arbeitslosen. Sonstwohin? Na klar, nicht unbedingt nach China, denn die Chinesen investieren längst ganz woanders, wo entweder die Arbeitskräfte noch billiger sind als in einheimischen Konzentrationslagern (z.B. in einigen Ländern Schwarz-Afrikas) oder wo sie langfristig Kolonien zu bilden hoffen (z.B. in Bosnien, wo hunderttausende ermordete oder vertriebene Weiße inzwischen durch chinesische KolonisatorenMigranten ersetzt worden sind - allein in der einstmals serbischen Stadt Banja Luka leben heute 40.000 Rotchinesen). Von alledem erfährt der durchschnittliche Mitteleuropäer freilich nichts, denn es kommt ja nicht nur im Kino, sondern auch in den gleich-geschalteten und selbst-zensierten Fernseh-Nachrichten nicht vor. (Eine löbliche Ausnahme bildet, wie so oft arte - aber wer sieht das schon?) Und so könnt Ihr Euch aussuchen, liebe Leser, wie Ihr Dikigoros' abschließenden Halbsatz verstehen wollt, daß wir über dieses Thema so bald nichts mehr zu lachen haben werden.

Noch ein Nachtrag. Zählt Ihr auch zu denen, die im Sommer 2015 voll Shadenfreude frohlockten, als die Börse von Shanghai einbrach? (Man nannte den 12. Juni "Schwarzen Montag" - in Anlehnung an den "Schwarzen Freitag", den die New Yorker Börse im Oktober 1929 erlebt hatte.) Dabei verloren die - völlig überhitzten - Kurse gerade mal 30%; das ist geradezu lächerlich im Vergleich zu dem, was die Börse von Tōkyō in den hier erwähnten Fällen einbüßte. Und wieder reagierte das Regime in Peking so clever, daß Dikigoros allmählich beginnt, über dessen wirtschaftspolitische Kompetenz umzudenken. Es erreichte etwas, das tatsächlich den Namen "Konsolidierung" verdient. (Meist umschreiben die Finanz-Jongleure mit diesem beschönigenden Ausdruck ja bloß einen ungewollten, negativen Trend.) Sie erreichten eine Gesundschrumpfung auf ein vernünftiges Niveau, das dann auch mehr oder weniger stabil gehalten werden konnte. Jawohl, auch durch staatlich gelenkte Eingriffe - nennt sie ruhig "Manipulationen"; aber wenn die USA Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre ein auch nur annähernd gleich gutes Finanzkrisen-Management (fleißige Leser von Dikigoros "Reisen durch die Vergangenheit" erinnern sich vielleicht: Das Wort "Management" kommt vom italienischen Wort "maneggiare" und bedeutet ursprünglich "manipulieren" :-) gehabt hätten, dann wäre der Welt viel erspart geblieben!

Die Rotchinesen gingen auch sonst viel geschickter vor als die Japaner: Sie kauften nicht etwa medienwirksam berühmte Gebäude o.ä., und schon gar nicht durch irgend einen der berüchtigten Staatsfonds, sondern gut getarnt. Wahrscheinlich haben viele von Dikigoros' Lesern noch nie von "Fosun" gehört - woher auch? Es wurde 1992 - also kurz bevor dieser Film gedreht wurde - als "Privatunternehmen" gegründet, von vier Sprößlingen der KPC-Nomenklatura, mit einem Stammkapital von 38.000 Yüan [ca. 2.000 DM oder 1.000 - eintausend! - Teuro]. Sitz war das damals noch britische Hong Kong, und als das an Rotchina fiel, verlegte Fosun seinen juristischen Sitz auf die Britischen Jungferninseln. Die Einkaufstour begann ganz vorsichtig, häppchenweise: ein Stück vom britischen Reiseunternehmen Thomas Cook und vom Fußballverein Wolverhampton Wanderers, ein Stück vom französischen Club Med, ein Stück von der Versicherung Meadowbrook und von der Rückversicherung Peak, ein Stück von der deutschen BHF-Bank (später, als die sich als unprofitabel erwies, wieder verkauft und ersetzt durch das Bankhaus Hauck & Aufhäuser) und vom Banco Comercial Português, ein paar nicht ganz so berühmte Immobilien in London, New York, Tūkyū: (vielleicht hatte jemand den Schlager gehört?), später auch in Berlin und Sydney. Und womit spülen sie all diese Häppchen herunter? Richtig geraten: Mit einem Schluck vom chinesischen Tsingtao-Bier und vom japanischen Asashi-Bier - prost! Dikigoros erspart seinen Lesern, alle Unternehmen aufzuzählen, in die Fosun investiert hat - er ist sich eh nicht sicher, daß er sie alle kennt. Peu à peu wurden dann immer mehr Häppchen hinzugestückelt - fragt noch jemand im Ernst, woher das Geld kam, wenn nicht aus der Staatskasse in Peking? -, bis das jeweilige Unternehmen per Anteilsmehrheit kontrolliert war. Was nicht rentiert, wird fallen gelassen wie die sprichwörtliche heiße Kartoffel - und niemand wagt, darüber zu reden oder gar zu schreiben. Als im September 2019 Thomas Cook völlig überraschend Insolvenz anmeldete, gaben die Brüsseler Eurokraten sofort die Parole aus, die ihre Monopolmedien brav weiter verbreiteten: Schuld war der Brexit! (Daß der noch gar nicht statt gefunden hatte und daß man weiterhin versuchte, ihn mit allen Mitteln zu verhindern, um sich nur ja nicht dem Willen des undankbaren Wahlviehs beugen zu müssen, wurde geflissentlich verschwiegen :-) Wohlgemerkt, Dikigoros will nicht behaupten, daß Fosun oder gar "die" Rotchinesen solche Pleiten vorsätzlich herbei führten - sonst würde er dieses Thema an anderer Stelle behandeln. Aber irgendwie ist es ihm schon unheimlich; und irgendwie wäre ihm wohler, wenn statt dessen die Japaner in unsere Unternehmen investieren würden, egal, ob sie nun die besseren Liebhaber sind oder nicht! Nachtrag Ende.

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