ANNA  SEGHERS
(Netty Radványi-Reiling)
(1900 - 1983)

[Seghers 1950]

Ein Kapiel aus Dikigoros' Webseite
LÜGEN HABEN SCHÖNE BEINE
Wenn Frauen eine Reise tun . . .

Was ihr Freund und Glaubens-Genosse Egon Kisch unter den Schriftstellern war, das war sie unter den Schriftstellerinnen: das Aushängeschild der DDR. Allerdings mit dem wesentlichen Unterschied, daß Kisch bei Gründung der DDR bereits gestorben war, während Seghers ab 1952 Vorsitzende des DDR-Schriftsteller-Kongresses war. Den wenigsten dürfte sie als Reise-Schriftstellerin bekannt sein, und sie selber hätte sich wohl auch nicht als solche verstanden - obwohl sie einen großen Teil ihres Lebens mit Reisen und deren Beschreibung verbrachte. Wie so viele spätere Kommunisten wurde Netty Reiling mit einem silbernen Löffel im Mund geboren, als Tochter eines stinkreichen, erzkonservativen, jüdisch-orthodoxen Kaufmanns in Mainz. Nach exklusiver Privatschule und abgebrochenem Studium der Sinologie und Japanologie in Heidelberg studierte sie Kunstgeschichte in Köln, promovierte über Rembrandt. [Für diesen Maler des 17. Jahrhunderts herrschte damals in ganz Mitteleuropa eine Begeisterung, die man heute kaum noch nachvollziehen kann - durch alle Schichten und alle politischen oder weltanschaulichen Lager: Für die Kommunisten war er ein Revolutionär; für die National-Sozialisten wurde der Titel des Buches "Der Rembrandt-Deutsche" (keine Dissertation :-) zum Schlagwort. Auch die Kapitalisten mußten ihn bewundern, denn er war unter den Malern seiner Zeit der geschäftstüchtigste; deshalb sind von "seinen" Bildern - die vielfach von seinen ausgebeuteten Angestellten gemalt wurden, was die Kommunisten aber nicht gewußt zu haben scheinen - auch so viele so viel mehr berühmt geworden als von denen seiner Zeitgenossen, die keineswegs schlechter malten.]

Aus Opposition zum Elternhaus heiratete Netty 1925 einen mittellosen ungarischen Kommunisten namens Lászlo Radványi, der das Pseudonym "Johann Schmidt" trug, und ging mit ihm nach Berlin. Als sie der KPD beitrat, suchte auch sie sich einen neuen Namen. Lange Zeit hat man gerätselt, wo sie ihn gefunden haben könnte. Es gab mal einen flämischen Grafiker namens Hercules Seghers, einen Zeitgenossen Rembrandts, dessen Werke sie sehr bewundert haben soll - aber ob der da wirklich Pate stand? Erst lange nach ihrem Tod kam eine andere Kunsthistorikerin auf die Lösung: Es gab tatsächlich eine flämische Malerin, die Anna (Antje) Seghers hieß (sie lebte im 16. Jahrhundert, also rund ein Jahrhundert vor Rembrandt); und das wird wohl kein Zufall sein. Was Netty Radványi-Reiling so an ihr faszinierte, daß sie ihren Namen übernahm, wissen wir nicht - sicher nichts Politisches, denn der Unabhängigkeitskrieg der Niederlande gegen die spanischen Habsburger hatte zu ihren Lebzeiten noch nicht begonnen. Aber warum wurde die neue "Anna Seghers" Kommunistin? Und warum blieb sie es? Die erste Frage ist nicht so wichtig - man trat halt damals irgendeiner Partei bei, vielleicht weil es chic (nein, liebe Anhänger der Rechtschreibreform, nicht "schick" - dieser Schreibweise hätte sich "Anna Seghers" bestimmt verweigert; schaut mal bei Gelegenheit in ein jiddisches Wörterbuch, was "Schickse" bedeutet :-), vielleicht auch aus Opposition zu den Eltern oder aus Liebe zum Partner, ohne groß darüber nachzudenken. Wenn man doch nachdachte, dann lag es nahe, sich in schönen Theorien zu verlieren - auf dem Papier ist der Kommunismus ja, wie so vieles andere, das sich irgendwelche Professoren am Schreibtisch ausgesponnen haben - eine feine Sache; und wer wußte schon, wozu er in der Praxis führen würde, wenn er einmal an der Herrschaft käme? Das hätte man nur in zwei Ländern feststellen können: In Ungarn - was nahe gelegen hätte; aber als Netty ihren "Rado" kennen lernte, war das kurze Regime von Béla Kun dort schon beseitigt -, und in der Sowjet-Union - aber dorthin konnte man nicht so ohne weiteres reisen. Die Sowjets hatten schlechte Erfahrungen gemacht mit Ausländern, denen sie es erlaubten - selbst wenn die Eingeladenen noch so eng am Zügel geführt wurden, um ja nur zu sehen, was sie sehen sollten, hatten doch viele anschließend die Schnauze vom Kommunismus gestrichen voll (aber das ist eine andere Geschichte). Dennoch gingen die Sowjets auch bei "Anna Seghers" das Risiko ein - und wurden nicht enttäuscht. Nach ihrer Reise in die SU im Jahre 1930 schrieb sie, ganz brave und linientreue Kommunistin, ein Buch mit dem verblüffenden Titel "Auf dem Wege zur amerikanischen Botschaft".

Doch dann kamen böse Zeiten für Kommunisten in Mitteleuropa: Anfang 1933 wurde ein gewisser Adolf Hitler deutscher Reichskanzler. Anna Seghers und ihr Mann setzten sich wohlweislich ab, bevor sie Ärger bekommen konnten, über die Schweiz nach Frankreich, und ließen sich in Paris nieder. Dort schrieb "Anna Seghers" ihr später berühmtestes Werk, "Das siebte Kreuz", die eher langweilige Beschreibung ihrer frühen Reisen durch Deutschland. Nur durch den Kunstgriff, sie einen entflohenen KZ-Häftling namens Georg erleben zu lassen, machte sie das Buch interessant. Aber als es gerade in Moskau (anderswo fand sich kein Verleger) erscheinen sollte, verbündete sich Stalin mit Hitler zum Krieg gegen Polen, und als die Franzosen kurz darauf dem Deutschen Reich (nicht aber der Sowjet-Union) den Krieg erklärte, steckten sie alle Angehörige von "Feindstaaten" (und alle Elsässer, die sie ebenfalls als potentielle Feinde betrachteten) - egal, ob sie Nazis oder Kommunisten, Deutsche oder Juden waren - ins Konzentrationslager, so auch Lászlo Radványi. Seine Frau konnte untertauchen; und als deutsche Truppen 1940 Frankreich überrollten, konnte sie sich nach Marseille absetzen, und auch ihr Mann wurde von den Deutschen befreit. Im März 1941 verließen die Radványis Europa. Sie versuchten zunächst in den USA Asyl zu bekommen; aber die wollten damals weder Kommunisten noch Juden aufnehmen - und die Radványis waren beides -, und so wurde ihnen im Hafen von New York die Einreise verweigert. Wie so viele Glaubens- und Gesinnungsgenossen landeten sie schließlich in Mexiko, bei Egon Kisch ("Crisanta. Mexikanische Novelle"). Dort waren sie zwar vor Hitler sicher, nicht aber vor Stalin, bei dem sie vorübergehend in Ungnade gefallen waren. Der hatte schon Béla Kun und Trotski im mexikanischen Exil ermorden lassen, und er versuchte, auch "Anna Seghers" zu beseitigen; aber sie überlebte - schwer verletzt und mit bleibenden geistigen Schäden - den als Autounfall getarnten Mordanschlag. Erst als sich klar abzeichnete, daß die Sowjet-Union den Krieg gewinnen würde, wurde "Anna Seghers" von der Todesliste gestrichen und als nützliche Idiotin für später vorgemerkt. Auch die USA hatten ihre ablehnende Haltung geändert, nachdem Roosevelt an der Seite des guten "Onkel Joe" Stalin in den Krieg gegen Europa eingetreten war. 1944 wurde "Das siebte Kreuz" als anti-deutscher Propaganda-Film in Hollywood verfilmt und ein großer Erfolg.

1947 kehrten die Radványis nach Europa zurück (außer Lászlo, der vorerst in Mexiko blieb), zunächst nach Frankreich (wo die Kinder wohlweislich auf Dauer blieben), dann nach Ost-Berlin, wo "Anna" sogleich Karriere machte, als Mitglied des "Deutschen Schriftsteller-Kongresses" und des "Weltfriedens-Kongresses" und des "Weltfriedensrats". (Ihr Mann sollte erst fünf Jahre später nachkommen.) "Anna" schrieb schlecht, sie redete noch schlechter, aber das hinderte nicht, daß die bekennende Kommunistin gleich 1947 den (westdeutschen) Georg-Büchner-Preis verliehen bekam - zwanzig Jahre, nachdem er an den bekennenden Faschisten Kasimir Edschmid verliehen worden war. (Der hatte ihn freilich nicht am 20. Juli bekommen, denn das war damals noch kein Ersatz-Nationalfeiertag.) In einer Seghers-Biografie hat Dikigoros gelesen, sie hätte ihn für "Das 7. Kreuz" bekommen - das wäre schon schlimm genug, denn das Buch taugte wie gesagt nicht viel (aber wie böse Zungen behaupten taugten auch die Werke Büchners nicht viel mehr :-). Aber das stimmt nicht. In der Begründung heißt es vielmehr wörtlich, der Preis gehe "an Frau Anna Seghers die, von der hessischen Heimat ausgehend, in einer heimatlosen Zeit mit hohem persönlichem Verantwortungsbewußtsein ihre dichterische, politische und frauliche Berufung erfüllt hat."

So so - ausgehend von ihrer hessischen Heimat, in die sie freilich nicht zurück gekehrt war, da sie die SBZ vorgezogen hatte. Wohlgemerkt, das eine schloß das andere nicht aus. Auch Dikigoros' Schwiegervater war nach dem Krieg zunächst in die SBZ gegangen, aber nicht weil er Kommunist gewesen wäre, sondern weil Brandenburg seine Heimat war. Das muß man verstehen, und dafür kann man Verständnis haben. Seghers dagegen dachte gar nicht daran, in ihre hessische Heimat zurück zu kehren, sondern zog das "Arbeiter- und Bauernparadies" östlich von Elbe und Werra vor. Auch das muß man verstehen - aber politisch; und deshalb kann man kein Verständnis dafür haben, daß ihr der Regierungspräsident und der Oberbürgermeister von Darmstadt diesen Preis verliehen, dazu noch für ihre politische Pflichterfüllung! Und ihre "frauliche Berufung"? Sie lebte von ihrem Mann und ihren Kindern getrennt - und das nicht etwa erzwungenermaßen. Und was faseln die Herren da von "heimatloser Zeit"? Ganz abgesehen davon, daß Anna Seghers Mainzerin - also keine Hessin - war (ihre Mutter stammte zwar aus Frankfurt, aber das war bis zu seiner Annektierung durch Preußen anno 1866 eine freie Reichsstadt, die nie zu Hessen gehört hatte), hatte sie Deutschland 1933 verlassen... Und das wagten die 1947 zu schreiben, als die Alliierten noch nicht einmal die Gründung eines Landes Hessen erlaubt hatten - waren die noch ganz bei Trost oder völlige Marionetten der Besatzer? Nehmen wir mal zu ihren Gunsten an, daß letzteres der Fall war. So ist diese Verleihungsurkunde in jeder Hinsicht ein Dokument von Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung. (Dieser Ausdruck sagt Euch nichts mehr, liebe jüngere Leser? Das ist nicht weiter verwunderlich, denn das war der Titel einer kleinen Schrift gegen die französisc+hen Besatzer, die ein Buchhändler namens Johann Philipp Palm zu Beginn des 19. Jahrhunderts verkaufte. Ihm wurde dafür in Nürnberg ein Schein-Prozeß gemacht - aber das darf heute nicht mehr gesagt oder geschrieben werden, weil es unangenehme Reminiszenzen an die "Nürnberger Prozesse" von 1947 wecken könnte -; dann wurde er von den Franzosen auf Befehl Napoleon Bonapartes erst halb zu Tode gefoltert, da er beim "Verhör" seine Mittäter nicht verraten wollte, und schließlich erschossen, in Braunau am Inn, wo 83 Jahre später... Seht Ihr, deshalb darf auch das nicht mehr erwähnt werden; deshalb wurde Johann Philipp Palm, der bis 1945 als Volksheld und Vorbild an Zivilcourage gegolten hatte, aus den bundesrepublikanischen Geschichtsbüchern getilgt. Macht Euch nichts draus; Hauptsache Ihr wißt, wer Olof Palme war: richtig - ein Gesinnungsgenosse der "Anna Seghers".)

1951 erhielt Anna Seghers - weitaus angemessener - den sowjetischen "Stalin-Friedenspreis" und den "Nationalpreis erster Klasse für Kunst und Literatur" der DDR. SED-Bonzen, pardon Kader hatten vor allem das Privileg, ins Ausland reisen zu dürfen, und "Anna" machte davon regen Gebrauch: Sowjetunion ("Sowjetmenschen"), Polen, Frankreich, Rot-China, Bayern (!), Sowjetunion, Finnland und erneut Sowjetunion hießen ihre Reiseziele, und überall riß sie ihr großes rotes Maul auf, um gegen die Bourgeoisie, den Kapitalismus, den Sozialfaschismus usw. zu hetzen.

Dann kamen die Entstalinisierung durch Chruschtschjow 1956 und der Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in Ungarn. "Anna" stand - als Stalinistin und Ungarin - beide Male auf der falschen Seite, und ein drittes Mal konnte sie sich das nicht leisten. So schwieg sie, als ihrem Freund Walter Janka der Prozeß gemacht wurde; die Satire "Der gerechte Richter" blieb in der Schublade. (Wie war das mit dem "hohen persönlichen Verantwortungsbewußtsein"?) Anna Seghers überstand das Jahr zwar nach außen hin ungeschoren; aber mit ihren Auslandsreisen war es erstmal vorbei. 1959 veröffentlichte sie das armselige Machwerk "Die Entscheidung" - dümmlich-heroïsche Lobhudelei auf die Errichtung eines Stahlwerks in der Sowjetischen Besatzungszone im Jahre 1947. Zur Belohnung durfte sie 1961 eine Schiffsreise auf einem Dampfer der DDR-Marine nach Brasilien machen, um ihren kommunistischen Schriftsteller-Kollegen Jorge Amados zu besuchen; 1963 durfte sie ein Wochenende nach Prag zu einer Tagung über Kafka und noch ein letztesmal nach Brasilien, dann durfte sie nur noch ihre bisherigen Reisen literarisch verarbeiten ("Die Kraft der Schwachen", "Das wirkliche Blau", "überfahrt", "Seltsame Begegnungen", "Drei Frauen aus Haiti").

1981 entblödete sich die Stadt Mainz nicht, Anna Seghers zur Ehrenbürgerin zu ernennen. Nun, was heißt "entblödete sich nicht"? Das sahen damals wohl nur "ewig Gestrige" so, wie Dikigoros. Es war die Zeit der "sozial-liberalen" Koalition, die nun schon 12 Jahre herrschte - fast so lange wie seinerzeit Hitler, da nutzt sich jede Regierung allmählich ab -, und die nach der Konvergenztheorie ihrer geistigen Größen von Bahr bis Wehner immer mehr Gemeinsamkeiten mit dem SED-Regime in der DDR entdeckte - warum sollte man da nicht Anna Seghers ehren? (Nein, liebe Sozis, Dikigoros hat Franz-Josef Strauß und seine Milliarden-Kredite an die DDR nicht vergessen - der war auch nicht besser :-) 1983 starb die geistige Totengräberin der mitteldeutschen Literatur und bekam ein Staatsbegräbnis erster Klasse: NVA-Parade-Soldaten in Wehrmachts-Uniformen und Stahlhelmen trugen ihrem Sarg im preußischen Stechschritt ihre sozialistischen Orden nach zur letzten Reise in die ewige Lächerlichkeit. (Die Tantiemen aus ihren Büchern fließen in einen Fond, aus dem der "Anna-Seghers-Preis" finanziert wird, der alljährlich an kommunistische Nachwuchs-Schriftsteller aus Deutschland und/oder Lateinamerika verliehen wird.) 1991 schrieb ein Wendehals die treffenden Worte: "Eine große Schriftstellerin ist selber stark. Sie ist Macht. Anna Seghers hat diese Macht eingebüßt, als sie für die Macht schrieb, die nur noch im eigenen Namen agierte, nicht mehr im Namen der Schwachen."

[Seghers Grabstein]

War oder ist das nun die neue herrschende Meinung über Anna Seghers? Aber nein, das war bloß ein einsamer Nestbeschmutzer. Und als es eine gewisse Sonja Hilzinger im Jahre 1997 gar wagte, eine Schrift mit dem Titel "Anna Seghers und die beiden deutschen Diktaturen" zu publizieren, zerriß sie die linke Journaille förmlich in der Luft: Wie konnte sie es wagen, die DDR mit all ihren Errungenschaften, auf welche die Ossis doch bis heute so stolz sind, als "Diktatur" zu bezeichnen oder sie gar mit dem "Dritten Reich" zu vergleichen? Ja, das war problematisch, denn das "Dritte Reich" hatte sie ja eigentlich nie kennen gelernt - jedenfalls nicht von innen -, sondern es immer nur von außen bekrittelt. An der Diktatur der "DDR" hatte sie dagegen aktiv als Funktionärin mit gewirkt - wie sollte man das sinnvoll vergleichen? Die Wogen hatten sich gerade etwas geglättet, Hilzinger war in der Versenkung verschwunden, an ihrer Stelle wurde eine gewisse Christiane Zehl-Romero als "Seghers-Spezialistin" hoch gejubelt, nachdem sie im Jahre 2000 eine lobhudelnde Biografie vorgelegt hatte, die man eher als Märchenbuch ansehen muß - aber immerhin kann sich die Autorin in Seghers hinein versetzen, lebte doch auch sie überwiegend im ausländischen Exil. So weit so gut, aber dann kam es noch einmal zum Eklat, und zwar bezeichnender Weise zm selben Thema: Auf der Leipziger Buchmesse von 2004 erschien eine gewisse Sandra Kalniete aus Lettland, die ihre Kindheit in Stalins sibirischen GULAGs verbracht und dort ihre Eltern verloren hatte. Ihr Pech - aber das gab ihr noch lange nicht das Recht, zu behaupten, daß der Kommunismus ebenso kriminell gewesen sei wie der National-Sozialismus. So stand es jedenfalls am nächsten Tag in den Zeitungen, unter der überschrift "Eklat bei Buchmesse-Eröffnung". Der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Schlomo Cohen ("Salomon Korn") verließ demonstrativ die Ausstellung und brüllte ins Mikrofon: "Das höre ich mir nicht an!" Schließlich könne man die Zahl der Opfer des Kommunismus nicht mit denen des National-Sozialismus "gleichsetzen". Da hat er Recht - das hatte Kalniete aber wohlweislich gar nicht getan, denn dann hätte sie feststellen müssen, daß der Kommunismus im 20. Jahrhundert nach vorsichtigen Schätzungen mindestens 200 Millionen Menschen das Leben gekostet hat, während der National-Sozialismus selbst nach den Behauptungen der Shoa-Businessmen "nur" 6 Millionen Opfer auf dem Gewissen hat, und das zu sagen hätte einen noch viel schlimmeren Eklat verursacht. "Schade, daß der Kornjude gegangen ist," meinte Aisha, eine Freundin von Frau Dikigoros, die als hoffnungsvolle Nachwuchs-Schriftstellerin die Messe besucht hatte und maßlos enttäuscht war, daß sich dort niemand für ihre Erlebnisse als Deutsch-Palästinenserin in Israel interessierte (wer hätte schon noch den Mut eines Johann Philipp Palm?), "man hätte ihn hinaus prügeln sollen."


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