KAISERIN WIDER WILLEN
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Romy Schneider als Kaiserin Elisabeth von Österreich
(und Karl Heinz Böhm als Kaiser Franz Joseph I.)
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ERNST MARISCHKA: SISSI I-III (1955-57)

[Sissi] [Sissi]


EIN KAPITEL AUS DIKIGOROS' WEBSEITE
DIE [UN]SCHÖNE WELT DER ILLUSIONEN

(von Filmen, Schauspielern und ihren [Vor-]Bildern)

Frau Dikigoros ist eine große Bewundererin der Schauspielerin Romy Schneider. ("So hätte ich aussehen wollen", pflegte sie zu sagen; dabei sah sie selber in dem Alter - und noch lange danach - viel besser aus. Aber Frauen wollen halt immer so sein, wie sie nicht sind, und immer das haben, was sie nicht haben - davon lebt eine ganze Industrie, von den Haartönungsmittel-Produzenten bis zu den "Schönheits"-Chirurgen.) Selbstredend besitzt sie alle ihre Filme; und deshalb mußte sich notgedrungen auch ihr bemitleidenswerter Ehemann diese Schmachtfetzen mit ansehen, vor allem die "Sissi I-III" - die erfolgreichste Film-Trilogie der 1950er Jahre neben den "Immenhof"-Filmen (nach dem Roman "Dick und Dalli und die Ponies", der heute ebenso vergessen ist wie seine Autorin, die Pferdezüchterin Ursula Bruns). [Romy Schneider sollte zu Beginn der 1970er noch einmal die "Sissi" spielen, in einem Film über Ludwig II von Bayern, der freilich ebenso floppte wie Heidi Brühls "Rückkehr nach Immenhof".] Sie bildet insoweit einen Sonderfall innerhalb der hier vorgestellten Filme, als die meisten Fakten - für sich genommen - stimmen (auf die Ausnahmen kommt Dikigoros noch zu sprechen), und auch die meisten Personen historisch sind - mal abgesehen von dem trotteligen Gendarmerie-Offizier Böckl, der indes auch eine wichtige Funktion zu erfüllen hat, nämlich all die Personen zu ersetzen, die Marischka weg gelassen hat. (Ernst Marischka war nicht nur Regisseur, sondern auch Mitproduzent und Drehbuchautor - er und sein Bruder Hubert hatte das Theaterstück "Sissys Brautfahrt" 1931 von Ernst Decsey gekauft und zu einem Musical umgeschrieben, das 1932-36 in Wien lief, mit Paula Wessely in der Titelrolle, auf die wir unten noch einmal zurück kommen werden. Das Musical war damals auch verfilmt worden - in den USA -, aber relativ erfolglos.) Und damit sind wir beim Thema: Marischka läßt in seiner "Sissi"-Trilogie eine Menge Dinge aus dem Leben der wahren Sisi (die er praktischerweise anders schreibt, nämlich mit "ss", so daß Dikigoros zur Unterscheidung von nun an auf das "wahre" verzichten kann) weg. Kann man ihm das zum Vorwurf machen, etwa wie den Regisseuren, die das filmische Leben ihrer Zeitgenossen Garibaldi und Venizélos just in dem Augenblick enden lassen, als es interessant - leider im negativen Sinne - wird? Nun, darüber kann man trefflich streiten - mal ganz abgesehen davon, daß ihm der kommerzielle Erfolg Recht gab. [Dagegen verstaubten die vielbändigen Biografien Elisabeths und Franz-Josephs, die Egon Conti just in den fünf Jahren vor Sissi veröffentlicht hatte, mit all ihren traurigen Wahrheiten unverkauft in den Regalen.] Das deutsche Publikum hatte zehn Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg Sehnsucht nach etwas heiler Welt; und selbst viele von denen, die nicht gerade Kaiser Wilhelm in personam zurück haben wollten, sehnten sich damals nach imperialem Glanze - das hatten doch die Staatsbesuche von Kaiser Haile Selassie im November 1954 und von Shah Reza Pahläwi von Persien im Februar 1955 gezeigt, denen die Deutschen zugejubelt hatten wie nicht einmal den "Helden von Bern" nach dem Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer 1954. Dagegen konnten sie gut und gerne auf die filmische Dokumentation von Kriegen und Hungersnöten im 19. Jahrhundert verzichten - da kannten sie sich selber bestens aus. (Dikigoros heutigen Lesern, von denen die meisten gar nicht mehr aus eigener Erfahrung wissen dürften, was Krieg und Hunger ist, wird es aber nicht schaden, wenn sie an dieser Stelle ab und zu auch darüber etwas erfahren :-) Daß Marischka sie verschwieg, läßt sich auch dadurch rechtfertigen, daß Sisi von alledem herzlich wenig mitbekommen haben dürfte - und die Filme waren ja aus ihrer Sicht dargestellt. Schwerer wiegt, daß Marischka auch einige wichtige Dinge aus ihrem persönlichen Leben verschwiegen hat, was den Kinogängern ein völlig falsches Bild vermittelt hat, das sich bis heute hartnäckig hält.

Bild? Nun, das machen in erster Linie die Schauspieler, und da dies das Hauptthema dieser "Reise durch die Vergangenheit" ist, will Dikigoros dazu einleitend ein paar Worte verlieren. Es geht nämlich nicht nur um ein Bild, sondern um mehrere - Marischka hat fast alle Rollen so hervorragend besetzt, daß die historischen Personen schon rein äußerlich viel zu gut weg kommen: Romy Schneider und Uta Franz waren - im Gegensatz zu Sisi und Nené - Schönheiten, und so propere Eltern bzw. Schwiegereltern wie Magda Schneider und Gustav Knuth als Herzog Max und Herzogin Ludovika in Bayern hätte sich wohl jeder Zuschauer gewünscht. Karl-Heinz Böhm hat nie wieder in irgendeinem Film so gut ausgesehen wie als Kaiser Franz-Joseph; und auch dessen Eltern, Erzherzogin Sophie und Erzherzog Franz-Karl, wiewohl als "böse Schwiegermutter" und liebenswerter, aber doch etwas vertrottelter alter Kauz gezeichnet, wirken unterm Strich irgendwie sympathisch.



[Dikigoros hat lange gebraucht, bevor er heraus gefunden hat, nach welchem Vor-Bild Marischka wohl die Erzherzogin Sophie geformt hat: 1848 hatte Leopold Kupelwieser die Kaiserkrönung Franz-Josephs in einem Gemälde festgehalten, das ihn zwischen seiner Mutter Sophie und seiner Tante, der (Noch-)Kaiserin Maria Anna, zeigte. Jemand muß die Damen wohl verwechselt haben, denn Wilma Degischer (die im Vorspann fälschlich mit "V" geschrieben wird :-) hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit der letzteren - nicht mit der ersteren. So entstehen Irrtümer und falsche Bilder!]

Schlecht besetzt hat Marischka nur den - im ersten Film freilich noch nicht vorkommenden - ungarischen Revoluzzer, pardon Revolutionshelden Gyula Andrássy (den Dikigoros so schreibt, weil sich diese ungarische Orthografie auch bei uns eingebürgert hat, gesprochen wird er "Åndraschi"), der in Wahrheit wie ein finsterer Räuberhauptmann aussah, im Film aber wie ein feiner, stolzer Aristokrat mit geradezu weichen Zügen - ohne Bart - dargestellt wird (und dazu noch viel zu jung - Walter Reyer war bei den Dreharbeiten 33 und sah eher jünger aus, Andrássy war 43, als Sisi ihn kennen lernte, und sah eher älter aus).

[Andrássy] [Reyer]

An den Lokalitäten hat Marischka dagegen - aus der Not eine Tugend machend - gespart: So wurden die Szenen, die in Possenhofen am Starnberger See spielen sollten, am Fuschlsee gedreht, wo ein klotziges Haus - das Dikigoros ein wenig an den alten Luftschutzbunker in seiner Nachbarschaft erinnert - das Schloß vorstellen muß, das Sisis Vater drei Jahre vor ihrer Geburt als Sommer-Residenz gekauft hatte, das in Wahrheit viel größer und schöner war - und deshalb so gar nicht in das Klischee der "bayrischen Bettelwirtschaft" paßte, das allenthalben verbreitet wurde. Warum? Weil die damaligen Eigentümer von "Possi" keine Drehgenehmigung erteilen wollten (erst ein knappes halbes Jahrhundert später sollte dort ein "Kaiserin-Elisabeth-Museum" eingerichtet werden); also wich Marischka, da ja ohnehin auch in Ischl gedreht wurde, an den knapp 20 km westlich von dort gelegenen Fuschlsee aus.

[Schloß Possenhofen am Starnberger See]

Aber beginnen wir mit der Filmhandlung: Das Familienleben in Possenhofen ist das reinste Idyll: Die 15-jährige Sissi, zweitälteste Tochter des hemdsärmeligen Herzogs Max in Bayern und seiner braven Frau Ludovica, wächst inmitten einer Schar fröhlicher Kinder und gezähmter Tiere mehr oder weniger zwanglos in Gottes freier Natur auf, begleitet ihren Vater beim Wandern, Reiten, Jagen und Angeln, so daß die Mutter schon fast Angst bekommt, sie könnte "verbauern". Das wäre umso peinlicher, als gerade ein Brief angekommen ist, in dem steht, daß Kaiser Franz-Joseph von Österreich Sissis ältere Schwester Nené heiraten soll, und als Schwägerin eines Kaisers muß sich doch auch die kleine Sissi zu benehmen wissen. Um das zu lernen (und damit der Vater, der sich mit den Habsburgern nicht grün ist, erstmal keinen Verdacht in Sachen Verheiratung Nenés schöpft), wird sie von der Mutter kurzerhand mit auf die Reise nach Ischl genommen, wo Franz-Joseph vordergründig nur seinen Geburtstag feiern will - tatsächlich soll bei der Gelegenheit aber auch gleich die Verlobung mit seiner Cousine aus Bayern bekannt gegeben werden.

Halt, liebe Leser, machen wir hier eine kurze Pause und fragen uns, wie es wirklich war. Die Fakten stimmen doch - oder? Ja, schon, aber man kann auch mit der Wahrheit lügen, und hier werden einfach falsche Voraussetzungen für die künftige Entwickung vorgespiegelt. Herzog Max in Bayern war ein unkonventioneller Mann - wieso auch nicht: Da er nur einer Nebenlinie der Wittelsbacher entsprang und folglich keine repräsentativen Aufgaben bei Hof hatte, konnte er sich getrost in Possenhofen verlustieren und auch in München mit seinen bürgerlichen Freunden trinken, kegeln und was uns Marischka sonst noch vorstellt. (Max war auch ein großer Reisefreund, sehr belesen - seine Büchersammlung war größer als die von Dikigoros - und eine Sportskanone; er hatte sich seinen eigenen Zirkus eingerichtet, in dem er persönlich als Kunstreiter auftrat; aber daß Marischka das alles weg gelassen hat, ist verzeihlich - es trägt ja nichts zum Gang der Handlung bei.) Auch Herzogin Ludovika war zwar nicht so proper wie Magda Schneider, aber eine gute Mutter, die ihre Kinder selber aufzog - was damals auch in herzoglichen Nebenlinien ungewöhnlich war. Auf historischen Bildern sieht sie immer leicht verbittert aus - und dazu hatte sie allen Grund, denn das Familien-Idyll in Possenhofen ist eine Posse, pardon eine Erfindung Marischkas. Herzog Max hatte die Tochter des Königs von Bayern nicht heiraten wollen - er liebte eine Bürgerliche, mit der und deren Kindern er auch ganz ungeniert zusammen lebte; z.B. aß er - anders als im Film - nie mit Ludovika und deren Kindern, sondern immer mit seinen unehelichen Töchtern, denen er ein vorbildlicher, liebevoller Vater war. Auch Ludovika hatte jenen popeligen Herzog - dessen Mutter bloß die Tochter eines nicht regierenden Titular-Fürsten war - nicht heiraten wollen. Alle ihre Schwestern hatten künftige Könige (oder sogar Kaiser) abbekommen, und auch sie hätte einen haben können - den von Portugal -, wenn ihr Vater, der König von Bayern, es nicht verhindert und sie statt dessen mit ihrem armen Vetter Max zwangsverheiratet hätte. (Sie hatte längst vergessen bzw. verdrängt, daß ihr eigener Vater erst auf dem "Reichsdeputations-Hauptschluß" ein "König" von Napoleons Gnaden geworden war, der Glück gehabt hatte, daß er auf dem Wiener Kongreß nicht wieder zum popeligen Herzog degradiert wurde :-) Als Ehefrau dieses halben Niemands stand ihr - anders als im Film - nicht einmal die Anrede "königliche Hoheit" zu - die gebührte nur Großherzögen und ausnahmsweise den Herzögen von Saxen-Coburg-Gotha, weil die mit dem englischen Königshaus verschwägert waren, nicht aber irgendwelchen Herzögen von irgendwo, geschweige denn in irgendwo. Sie hatte also die Ar...karte gezogen; so viel wußte sie bei ihrer Heirat - mehr aber auch nicht. Als gut-katholische Prinzessin ging sie nicht nur unberührt, sondern auch unaufgeklärt in die Ehe, und als Max sich ihr in der Hochzeitsnacht unsittlich zu nähern versuchte, machte sie es mit ihm so ähnlich wie Brunhild im Nibelungenlied mit Gunther, nur daß sie ihn nicht an einem Nagel an die Wand hängte, sondern in einen Schrank sperrte. [Das sollte Euch, liebe Leser, als Hinweis auf die körperliche Konstitution Ludovikas genügen; Max war zwar nicht so ein Schwergewicht wie im Film Gustav Knuth - der nicht ihm, sondern eher dem damaligen Kronprinzen von Preußen (dem späteren Kaiser Wilhelm I) ähnelte -, aber wie gesagt ein sportlich durchtrainierter Mann; Ludovika muß, allen geschmeichelten Gemälden zum Trotz, die reinste Walküre gewesen sein, mit der nicht gut Kirschen essen war.]

[Gustav Knuth mit Romy Schneider] [Herzog Max in Bayern] [Wilhelm I von Preußen]

Später arrangierten sie sich dann: Max machte ihr jedes Jahr ein Kind, und ansonsten ging jeder seine eigenen Wege. Fast alle Kinder überlebten, nur der zweite Sohn nicht, den sich Max so gewünscht hatte - und dann kam Sisi. Ihr Vater behandelte sie wie einen Ersatzsohn, d.h. erzog sie wie einen Jungen, und das sollte sich ihr ganzes Leben lang tragisch auswirken.

Zurück zum Film. In Wien eröffnet Erzherzogin Sophie ihrem Sohn Franz-Joseph, daß er allmählich ans Heiraten denken müsse, denn das Vaterland brauche Erben, und da habe sie an seine Cousine Helene in Bayern gedacht und sie zu seinem 23. Geburtstag mitsamt der Schwiegermutter (und all den anderen Tanten, u.a. der Königin von Preußen und der Königin von Sachsen) nach Ischl eingeladen. Franz-Joseph, sonst ganz der brave Sohn, muß doch erstmal schlucken, daß die Mutter auch in diesem Punkt so einfach über ihn verfügen will, aber ansehen kann er sie sich ja mal. Also fahren alle nach Ischl, die Wittelsbacher zuerst, und während sich Ludovika bemüht, ihre Älteste heraus zu putzen, stiehlt sich Sissi heimlich weg, zum Angeln im Ischl-Fluß. Wie es der Zufall will, fährt just dort, wo sie angelt, Kaiser Franz-Joseph vorbei, der sie zwar vor ein paar Jahren schon mal als Kind gesehen hat, sie aber nicht wieder erkennt. Er steigt aus, läßt die Kutsche voraus fahren und geht mit Sissi - in die er sich spontan verliebt - spazieren. "Ach, so müßte meine künftige Frau aussehen," seufzt er. Beim abendlichen Ball (wir hören Chopains Polonaise op. 40 Nr. 1 in A-Dur - schwerlich historisch; aber es war Marischkas Lieblingsstück, das er schon in "Mädchenjahre einer Königin" verwendet hatte - und den unvermeidlichen Radetzky-Marsch von Johann Strauß - dieser durchaus historisch verbürgt) entpuppt sich dann des Kaisers Zufallsbekanntschaft - die sich ihm als "Liesl von Possenhofen" vorgestellt hatte - als seine Cousine Sissi. Das ändert jedoch nichts an seinen Gefühlen, und nach dem Cotillon (für jüngere Leser[innen]: ein äußerst langweiliger Tanz für Nichttänzer, längst ausgestorben :-) erklärt er sie kurzerhand zu seiner Verlobten. Alle Anwesenden sind überrascht, die Mütter geradezu entsetzt - vor allem Erzherzogin Sophie: So ein junges Ding, schlechte Zähne, dumm, ungebildet, ohne Fremdsprachen-Kenntnisse... und dann wagt sie es auch noch, sie, die Erzherzogin zu duzen! Aber am Ende muß sie doch nachgeben, und nachdem die Verlobungszeit abgelaufen ist, fährt Sissi in einem prachvollen Schiff die Donau hinunter nach Wien (unterwegs steigt auch Franz-Joseph zu). Überall begrüßt sie großer Jubel, und die Schlußszene ist eine pompöse Hochzeit im Stephansdom, wo sie der Erzbischof persönlich traut (und knapp zwei Dutzend "einfache" Bischöfe Spalier stehen). Friede, Freude, Eierkuchen (oder, wie man in der Ostmark sagt: Kaiserschmarrn :-), Ende.

[Doppelgulden auf die kaiserliche Hochzeit 1854]

Ja ja, die böse Mutter und Schwiegermutter, die es zwar nur gut meint, aber... Wilma Degischer spielt sie perfekt, und wiederum völlig irreführend. Die historische Sophie war wie ihre Schwester Ludovika gegen ihren Willen verheiratet worden; und sie hatte, objektiv gesehen, noch viel mehr Grund verbittert zu sein: Max in Bayern mag ein Hallodri gewesen sein, aber er machte seiner Frau wenigstens ein paar gesunde Kinder und ließ sie ansonsten in Ruhe - das war eigentlich ein sehr bequemes Leben; und was den künftigen König von Portugal anbelangte... nun, über dessen Schicksal dürft Ihr, liebe Leser, selber mal im Lexikon nachschlagen. Sophie dagegen hätte den Sohn von Napoléon Bonaparte heiraten sollen; wäre der nicht 1814/15 besiegt und gestürzt worden, wäre sie Kaiserin von Frankreich geworden. Statt dessen wurde sie mit dem schwachsinnigen jüngeren Bruder des ebenso schwachsinnigen ältesten Sohns des Kaisers von Österreich verheiratet. Im Film stellt der sich nur schwerhörig, um seine Ruhe zu haben und sein Schnäpsle trinken zu können, ist aber sonst ganz normal (wenn man mal davon absieht, daß er alles und jedes mit "na bravo" kommentiert :-). Doch der echte Franz-Karl war ein Crétin, ein Krüppel an Körper und Geist, das Produkt der Inzucht innerhalb der ohnehin schon minderwertigen Habsburger Erbmasse. Was sollte sie mit so einem anfangen? Nun, das gleiche wie ihre Schwester Ludovika: sich jedes Jahr ein Kind machen lassen und sich im übrigen von ihrem Mann fernhalten. Aber so einfach war das ja nicht: In Max' Adern floß das gesunde Blut seiner "nur fürstlichen" Mutter; die Kinder waren zwar häßlich, aber wenigstens gesund. Sophie dagegen erlitt in den ersten fünf Jahren ihrer Ehe mit Franz-Karl fünf Fehlgeburten. Danach hatte sie ihre Lektion gelernt und suchte Napoléons Sohn auf. In den folgenden vier Jahren bekam sie vier Söhne. Punkt. Die Spatzen pfiffen es von den Dächern, wer ihr Vater war; aber auch Spatzen können irren, und für den Fortgang der Handlung ist es unerheblich, ob oder ob nicht; also kann Dikigoros die Frage hier offen lassen. (Es fragt ja heute auch niemand mehr, ob Brutus der leibliche Sohn Caesars war, wessen Sohn Friedrich II von Hohenstaufen war oder Wilhelm II :-) Nachdem sie einmal einen anerkannten Sohn und potentiellen Erben des Kaiserthrons hatte, sorgte Sophie dafür, daß er ihn auch tatsächlich bestieg: Ihr geisteskranker Schwager trat beim Tode seines Vaters freiwillig zurück, und ihren Mann überredete sie sanft. Er wäre den Stürmen der Revolution von 1848/49 auch schwerlich gewachsen gewesen. Ja, es waren echte Stürme, liebe Leser, denn was Euch die "Historiker" heute über hohe Ideale und schöne Forderungen nach Freiheit, Demokratie etc. als deren Ursache auftischen wollen, ist falsch - die wären wie ein laues Lüftchen verpufft, etwa wie das Gewäsch der Professoren in der Frankfurter Paulskirche. Nein, die Revolution in Österreich hatte ganz andere, handfeste Gründe: Am 3. März 1848 hatte der Abgeordnete Kossuth eine Rede gehalten, wonach das österreichische Papiergeld nicht mehr gedeckt sei, und die Zeitungen druckten das ab. (Ob es die Wahrheit war? So dürft Ihr nicht fragen, liebe Leser - selbst wenn nicht, hätte ein solches Gerücht genügt, um das Kreditsystem zum Einsturz zu bringen; es war ja nicht das erste Mal in der Geschichte "Österreichs" und sollte nicht das letzte Mal bleiben - aber das ist eine andere Geschichte).

[Anweisung auf 100 Gulden Silbermünze der österreichischen National-Bank] [Anweisung auf 100 Gulden Silbermünze der österreichischen National-Bank]

Zwei Tage später setzte der Run auf die Banken ein: Die Leute verlangten Eintausch ihrer Banknoten in Silbergeld - ein auf den Scheinen verbriefter Anspruch; aber die Banken konnten ihn nicht befriedigen. Schlagartig wollte niemand mehr etwas gegen Papiergeld verkaufen; also wurden die Geschäfte gestürmt und geplündert, bei der Gelegenheit auch gleich die Werkstätten und Fabriken. So begann die Revolution; erst später kamen irgendwelche Theoretiker an und faselten etwas von einer "Constitution [Verfassung]" daher. Die bekamen sie sogar, denn der alte Kaiser wollte nicht streiten und ließ sogar seinen unpopulären Kanzler Metternich fallen; aber von so einer Verfassung konnten die Hungernden nicht abbeißen, und so flackerte die Revolution gleich wieder auf, als der Arbeitsminister - jawohl, so etwas gab es damals schon! - den Tagelöhnern, die am Wiener Prater Steinchen klopften und Sand schippten - Vorläufer der "Arbeits-Beschaffungs-Maßnahmen" - den Lohn auf sage und schreibe 5 Kreuzer pro Arbeitstag (wohlgemerkt ein 10-Stunden-Tag, also 0,5 Kreuzer pro Stunde!) senkte, von denen niemand auch nur sich selber, geschweige denn eine Familie ernähren konnte. [Bis zur Währungsreform von 1857 war der Kreuzer 1/60 Gulden (danach 1/100); ein Gulden entsprach 2/3 Reichsthaler; ein silbernes 5-Kreuzer-Stück hatte in etwa die Kaufkraft von 4.- Euro nach der Währungsreform von 2002. Das reichte selbst dann nicht, wenn man 6 Tage pro Woche arbeitete, also auf 30 Kreuzer kam; dann verdiente man 2 Gulden pro Monat, d.h. für einen der oben links abgebildeten Papierlappen - die nun nichts mehr wert waren - mußte ein Tagelöhner mehr als vier Jahre lang malochen, für einen der oben rechts abgebildeten mehr als sechs Jahre, wohlgemerkt bei einer 60-Stunden-Woche ohne Urlaub!] Als die Arbeiter daraufhin in die Stadt zogen, um zu demonstrieren, setzte die Obrigkeit Militär ein und ließ sie zusammen schießen. Ein Teil des Militärs meuterte, schlug sich auf die Seite der Aufständischen, die Wien eroberten; die Kaiserfamilie floh, und es sah ganz düster für sie aus. Sophie aber trotzte der Revolution erfolgreich, mit Hilfe eines russischen Tsaren und zweier böhmischer Gefr..., pardon General-Feldmarschälle, Windisch-Graetz - dem die Revolutionäre die Frau ermordet hatten - und Radetzky. (Dikigoros hat die Bildgrößen bewußt nicht angeglichen, denn Radetzky war, wie Friedrich II und Napoleon I, körperlich ein Zwerg.)

[Nikolaus I] [Windisch-Graetz] [Radetzky]

Nun war ihr Sohn Franz-Joseph also Kaiser, hatte auch ein lebensgefährliches Attentat glücklich überstanden, und die Aufrührer waren hingerichtet, geflohen oder verbannt. Kaum vier Jahre später sitzt er am Schreibtisch und begnadigt die ersten wegen Majestätsbeleidigung und Aufruf zum Landfriedensbruch Verurteilten - gegen den Rat seiner Mutter und aller billig und gerecht denkenden Minister. Das, liebe Leser, ist die Kehrseite der Medaille einer absolutistischen Herrschaft: sie bewahrt nicht nur vor überflüssigem Parteigezänk und Hineinreden unfähiger Berufspolitiker, sondern leider auch vor der Notwendigkeit, auf kluge Ratschläge erfahrener Staatsmänner zu hören, wenn man selber noch ein dummer Junge ist. Nein, nicht ungebildet - Franz-Joseph hatte eine umfassende theoretische Erziehung genossen -, sondern einfach nur dumm und unerfahren. Und nun sollte er also die Frau fürs Leben finden. Wonach richtet[e] man[n] sich da als gekröntes Haupt? Auf die Mitgift brauchte Franz-Joseph nicht zu schauen, denn zwar hatte sein Vater bei der Abdankung das private Familien-Vermögen für sich behalten, Österreich stand - schon wieder - vor dem Staatsbankrott, und das Volk hungerte - immer noch -, aber für die kaiserliche Familie reichte es noch. Romantische Liebe? Blödsinn, liebe Leser[innen]; wer die suchte, konnte sie in Groschenromanen finden. [Nein, liebe Kritiker, Ihr habt ja Recht, die Groschenromane wurden erst in den 1870er Jahren erfunden, und jenseits des Atlantiks - aber das ist eine andere Geschichte; in den 1850er Jahren waren die Liebesromane noch etwas teurer; aber wer damals schon lesen und schreiben konnte, konnte sich wohl auch das leisten.] A propos Vater und romantische Liebe: In einer Filmszene läßt Marischka den abgedankten Vater Franz-Josephs sich bei seiner Sophie nach den Beweggründen für die anstehende Verlobung mit Helene erkundigen. Er fragt etwas dümmlich: "Haben sich die beiden also verliebt?" Die Erzherzogin zieht die Brauen hoch: "Wir haben auch geheiratet, ohne verliebt zu sein." - "Ja, aber das hatte damals der Wiener Kongreß so beschlossen."

Pardon, liebe Leser, aber dazu muß Dikigoros einfach mal ein paar Zeilen los werden: Der Wiener Kongreß mag eine Menge Unsinn beschlossen haben - da war er nicht besser als andere große "Friedens-Konferenzen" davor oder danach, von Münster und Osnabrück bis Versailles und St. Germain (wie überhaupt viele Friedensschlüsse mehr Unheil über die Menschheit gebracht haben als die Kriege, die ihnen vorauf gegangen waren, auch wenn man das heute, im Zeitalter des Friedens um jeden Preis - nach dem Motto des Westfälischen Friedens: "pax optima rerum" - nicht mehr hören will). Aber die Delegierten hatten doch Wichtigeres zu beschließen, als daß einer der schwachsinnigen Erzherzöge von Österreich eine kleine Prinzessin von Bayern (die damals erst knapp 10 Jahre alt war!) zu heiraten hatte. Überhaupt macht man sich von jener Konferenz heute völlig falsche Vorstellungen, was auch daran liegen mag, daß Filme wie "Der Kongreß tanzt" heute als "faschistoïdes Machwerk" auf dem unsichtbaren Index der in der BRD bekanntlich gar nicht vorhandenen Zensur stehen - dabei trifft der das Hauptanliegen der Delegierten wahrscheinlich mit am besten. Man liest heute viel vom "Verhandlungsgeschick" des genialen Talleyrand, der die anderen Staaten zugunsten Frankreichs über den Tisch gezogen habe. Aber das ist ein Märchen. Jeder der teilnehmenden Siegerstaaten hätte sich von Frankreich nehmen können, was er wollte - aber es wollte gar niemand. England hatte ja schon im "siebenjährigen" Krieg alle französischen Besitzungen in Kanada und Indien bekommen; jetzt ging es ihm nur noch darum, Holland Südafrikas, Ceylons und Malakkas zu berauben, pardon es von diesen Kolonien zu befreien, so sagt man doch heute, oder? Der Tsar wollte - und bekam - Finnland und Polen (wo ca. 99,9% der Bevölkerung nichts von den Russen wissen wollten - aber wer fragte schon das blöde Volk? Die Politiker jedenfalls nicht, ebenso wenig wie heute!) sowie "freie Hand im Osten" - Danaergeschenke, aber einem geschenkten Barsch schaut man bekanntlich nicht in den Ar... Österreich - ja, was wollte Österreich? Ihr werdet es nicht glauben, liebe Leser, aber Österreich - in Person des Kanzlers Metternich - hatte kein wichtigeres Anliegen, als Preußen zu hindern Sachsen zu annektieren, und Rußland zu hindern Galizien zu annektieren. (Darüber wäre es beinahe zum Bruch und zum Krieg zwischen den eben noch Alliierten der Anti-HitlerNapoleon-Koalition gekommen! Das geheime Kriegsbündnis zwischen Österreich, Frankreich und England gegen Rußland und Preußen war schon unterzeichnet; Frankreich sollte die westlichen Gebiete Preußens - also das heutige Saarland, das heutige Rheinland-Pfalz und das heutige Nordrhein-Westfalen - bekommen, Österreich Polen. Nur die Rückkehr Napoleons von Elba zwang die Alliierten, sich noch einmal gegen Frankreich zusammen zu raufen. Hätte der Korse nur ein paar Wochen zugewartet, hätte er in aller Ruhe zuschauen können, wie sich seine Feinde zerfleischten und nach einem allgemeinen Erschöpfungsfrieden als der große Friedensbringer auftreten und die Herrschaft über Europa wieder an sich reißen können. Bisweilen bestraft das Leben auch den, der zu früh kommt :-) Außerdem wollten Metternich & Co. in den italienischen Kleinstaaten Ausländer - aus den Habsburger Nebenlinien - auf die wackeligen Throne setzen und selbstredend all die schönen Gebiete wieder haben, die ihnen der böse Napoleon weg genommen hatte, vor allem auf dem Balkan. Und auch Österreich bekam seinen Willen. So sah es dann auch aus - aber die undankbaren Untertanen, egal welcher Nationalität, nannten es nicht etwa ein "Multikulti-Paradies", sondern einen "Völkerkerker".

[Österreich nach dem Wiener Kongreß von 1815: Der Vielvölkerkerker]

Exkurs. Was hätte denn ein vernünftiger Politiker damals für Österreich heraus schlagen können und sollen? Nun, nicht nur heiratswillige Personen sollten darauf achten, daß sich nur bindet, was zusammen paßt; sondern auch Politiker auf Länderraub sollten daran denken, daß auf Dauer nur zusammen wächst, was zusammen gehört. Das wäre damals die Gelegenheit gewesen, sich von all dem Gerümpel zu trennen, das die Habsburger noch aus der Zeit der Türkenkriege und der polnischen Teilungen mit sich herum schleppten, von den Slawen, den Ungarn, den Rumänen und all dem anderen Pack, pardon, all den anderen ausländischen Mitbürgern, die damals Südosteuropa bevölkerten. Weg mit, nein ohne Schaden! Statt dessen hätte man sich um die Gebiete kümmern sollen, auf die man einen legitimen Anspruch hatte (Metternich führte das Schlagwort der "Legitimität" doch ständig im Munde!), als da wären die österreichischen Niederlande (das heutige Belgien und Luxemburg), und zwar einschließlich französisch Flanderns, des Artois und des Hennegaus. Ferner Elsaß und Lothringen (dessen Herrscher Maria Theresia einst geheiratet hatte, und dessen Bevölkerung bis zur Unterdrückung der mosel-fränkischen Sprache durch Napoleon III und seine Nachfolger noch durch und durch deutsch dachte und fühlte, was immer uns die Geschichtsbücher heute anderes weis zu machen suchen), und zwar nicht in den Grenzen der später von Bismarck annektierten "Reichslande Elsaß-Lothringen", sondern vollständig, d.h. mit Verdun, der alten Hauptstadt Nanzig (heute "Nancy") und Épinal; vielleicht auch noch die Freigrafschaft ("Franche-comté") Burgund mit der alten Reichsstadt Bisanz ("Besançon"), mit anderen Worten alles, was auf der Karte unten östlich der violetten Linie liegt - alles Gebiete, die Frankreich im Laufe der Zeit gewaltsam und gegen den Willen der Bevölkerung an sich sich gerissen hatte.

Im übrigen hätte man alle Kraft darauf verwenden müssen, das Deutschtum in den alten Reichslanden Böhmen, Mähren, Tirol und Mark Krain zu stärken (das damals noch überall eine zumindest relative Mehrheit hatte), statt die besten Leute als Siedler auf den Balkan zu schicken, wie das seit Maria Theresia Mode geworden war (aber das ist eine andere Geschichte). Ja, ein hellsichtiger Politiker hätte sogar noch einen Schritt weiter gehen können und im Rahmen der "ScheinHeiligen Allianz", die Österreich, Rußland und Preußen bald darauf schlossen, folgende Gesamtlösung für die territorialen Probleme Ostmitteleuropas aushandeln können: Preußen bekäme Sachsen, Österreich das katholische Schlesien zurück, das es einst an Friedrich den Großen verloren hatte, und Rußland hätte sich die stammverwandten "Ruthenen" (heute "Ukraïner") und Polen in Galizien ans Bein binden dürfen. (Wahrscheinlich wäre der Tsar sogar bereit gewesen, Litauen, Kurland und Riga - damals alles noch weitgehend deutsche Gebiete - an Preußen abzutreten, wenn man ihm dafür freie Hand an den Dardanellen gelassen hätte, statt wie Metternich die Türken zu unterstützen. England hätte sich einem solchen Arrangement nicht widersetzt, wenn es sich als "Kompensation" ein paar dicke Scheiben aus dem Kadaver des Osmanischen Reiches - das nicht am Wiener Kongreß teilnahm - hätte heraus schneiden dürfen, die es ja später ohnehin bekam: Kreta, Rhodos, Cypern, Palästina, Mesopotamien und Ägypten. Vielleicht hätten die Briten aus strategischen Gründen auch noch darauf bestanden, als weitere "Kompensation" Boulogne und Calais zurück zu bekommen, als zusätzlichen Anlaufpunkt zwischen den Kanalinseln und Helgoland - na wenn schon :-) Eine solche Vereinbarung hätte die Bezeichnung "Friedensvertrag" wahrlich verdient gehabt und langfristig halten können, mit einiger Sicherheit den Krimkrieg von 1855/56 und den Italienkrieg von 1859 verhindert, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch den preußisch-österreichischen Krieg von 1866 und den deutsch-französischen Krieg von 1870/71, mit etwas Glück sogar die idiotischen Weltkriege des 20. Jahrhunderts. Mit anderen Worten: Die Herrschaftszeit Franz-Josephs hätte zu einer Epoche von Frieden und Wohlstand für Europa im allgemeinen und für Deutsch-Österreich im besonderen werden können statt zu einer Zeit des Niedergangs und der schließlichen Auflösung im Massenselbstmord Europas 1914-18. Aber wäre eine solche Lösung nicht auf Kosten der armen Franzosen gegangen? Im Gegenteil, liebe Leser, ganz im Gegenteil: Frankreich hätte sich innerhalb seiner natürlichen Grenzen, d.h. westlich der Linie Rhône, Saône, Maas und Somme, friedlich zu dem entwickeln können, was es immer sein wollte und doch nie geworden ist: zu einer großen Kulturnation, einem Land der Dichter und Denker. Es hätte nämlich nicht die Kraft gehabt, sich ein zweites Kolonialreich in Ostasien, Nord- und Westafrika aufzuhalsen, folglich keinen Indochina- und keinen Algerienkrieg führen müssen und vor allem keine Probleme mit arabischen und schwarzen Immigranten bekommen. In seiner Fußball-Nationalmannschaft hätten lauter Franzosen gespielt; und knapp zwei Jahrhunderte nach dem Sturz des Korsen Napoleone Buonaparte hätten sie nicht die Qual der (Präsidenten-)Wahl gehabt zwischen einer im Senegal geborenen Elsässerin, einem EU-geilen Basken, einem giftigen alten Bretonen und einem vom Judentum abgefallenen Muslim-Freund aus Ungarn.

Und da wir weiter unten noch darauf kommen werden, daß Franz-Joseph eigentlich ein Diktator war, den sein Volk nicht gewählt hatte, dürft Ihr Euch an diesem Punkt schon mal fragen, was denn so eine Wahl ändert. Der besagte Ungar z.B. hat den französischen Wahlkampf mit dem Versprechen gewonnen, endlich mit den Muslimen aufzuräumen - als einem Juden glaubte man ihm das. Was aber war seine erste Amtshandlung? Er flog persönlich nach Libyen und verkaufte dem muslimischen Terroristen Gaddafi die Technologie, die der braucht, um Atomwaffen herzustellen, mit denen er Israel auslöschen kann. (Welch ein Aufschrei wäre wohl durch die jüdische Medienwelt gegangen, wenn Monsieur Le Pen das getan hätte? Aber so niederträchtig wäre der nicht gewesen!) Noch Fragen? Ach so, nach seiner zweiten Amtshandlung. Na was wohl? Richtig, er verdoppelte sich seine Apanage als Staatsoberhaupt; das hat Franz-Joseph - obwohl er wie gesagt kaum Privatvermögen hatte, sicher weniger als Monsieur Sarkozy - nie getan. Und weil aller "guter" Dinge drei sind: Als nächstes reiste Sarkozy nach Algerien und entschuldigte sich dort für die Ermordung und/oder Vertreibung von einer Million französischer Siedler - keine Ausbeuter, sondern fleißige Bauern und Handwerker - Ende der 1950er Jahre, die das nordafrikanische Land Jahrzehnte zurück geworfen hatte. Als Entschädigung sagte er französische Milliarden-Investitionen dortselbst zu, u.a. in Atomkraftwerke, und erklärte es zu seinem wichtigsten innenpolitischen Anliegen, die "Diskriminierung" braver arabischer und anderer muslimischer Immigranten durch "rassistische Elemente" in Frankreich zu bekämpfen. Gleichzeitig tobten in den Vororten von Paris und anderen französischen Städten bürgerkriegsähnliche Araber-Aufstände, die den revolutionären Unruhen in Wien anno 1848 in kaum etwas nachstanden - der angerichtete materielle Schaden war sogar deutlich höher. Nein, das wäre Napoléon III nicht passiert - aber Sarkozy war ja kein Bonapartist, sondern Gaullist; und als solcher führte er halt bloß die Politik seines großen Vorbilds fort: Verrat nach außen und Belügen des Wahlviehsvolks nach innen. [Ein Franzose (ja, auch in Frankreich werden diese Seiten gelesen :-) hat Dikigoros gemailt, daß er sich gefälligst mal an die eigene Nase fassen solle von wegen "Qual der Wahl" und ihn unverblümt gefragt, was er denn gewählt habe: Die gewendete Kommunistin von der C-Partei, den Schwulen von der F-Partei, den Türken von der G-Partei oder den Juden von der L-Partei? Und als Dikigoros ihm dann versicherte, gar nicht gewählt zu haben, wollte er es ihm nicht glauben.] Und, um auch das noch nachzutragen, da Dikigoros zu diesem Thema auch noch andere Mails erhalten hat: Nein, in den USA war es ein Jahr später nicht das gleiche, auch wenn es vordergründig so aussah, als hätten auch die Amerikaner nur die Wahl gehabt zwischen einem Neger, der seine Ausbildung an einer Koranschule zu verheimlichen suchte, einer Frau, die sich nur dadurch auszeichnete, daß ihr Mann schon mal Präsident war und einem ehemaligen Berufssoldaten, der in nordvietnamesischer Kriegsgefangenschaft körperlich und geistig zum Krüppel gefoltert wurde. Aber OsamaObama war kein Nachkomme schwarzer Sklaven, die sich die Amerikaner einst selber ins Land geholt hatten, sondern der Sohn eines Immigranten aus Kenya; Hillary war nicht "nur" die Frau eines Ex-Präsidenten, sondern hatte selber heimlich dessen Amtsgeschäfte geführt - und das nicht einmal schlecht -, während sich ihr Mann mit irgendwelchen Praktikantinnen verlustierte, und die Ansichten und Absichten - von der Legalisierung aller mexikanischer Immigranten bis zur Bombardierung des Iran - des Mannes, bei dessen Namen man gleich an tiefgefrorene Pommes denkt, mögen einigen Amerikanern ebenso wenig schmecken wie die letzteren; aber Dikigoros... nein, lassen wir dessen Geschmack hier mal außen vor, er ißt auch lieber Nudeln oder Reis; und über seine Meinung, daß man nur kriegsgediente Soldaten zu Regierungschefs machen sollte, hat er ja schon anderer Stelle geschrieben. Aber Tatsache ist, daß die US-Amerikaner - im Gegensatz zu den Franzosen und Deutschen, denen ihre Kandidaten von den politischen Parteien vorgesetzt werden, ohne daß sie die geringste Möglichkeit zur eigenen Einflußnahmen hätten - sich ihre Kandidaten bei den "Vorwahlen" selber aussuchen können; und wenn sie so dumm sind, bessere Kandidaten - die es zuhauf gab, auf beiden Seiten - durchfallen zu lassen, weil ihnen z.B. ein weißer Mormone als Präsident weniger genehm ist als ein schwarzer Krypto-Muslim - dann ist das ihre eigene Schuld, nicht die des Systems. Exkurs Ende.

A propos Wahl: Zurück zu der Frage, was einem gekrönten Haupt bei der Wahl des Ehepartners wichtig sein sollte. Sex? Nun, dafür gab es Maitressen, und wenngleich Marischkas Filme uns das verschweigen, hatte auch Franz-Joseph welche - vor, während und nach seiner Ehe mit Sisi. Allerdings war er wohl nicht sehr anspruchsvoll und machte sich eigentlich nichts aus Sex - zur Zeugung von Nachwuchs reichte es aber, egal mit welcher Frau. Bleiben noch der dynastische und der repräsentative Aspekt: Eine Heirat war so etwas wie ein Bündnis zwischen den Staaten der Dynasten, und die Herrscher - mehr noch die Herrscherinnen - mußten etwas her machen, d.h. das Volk mußte in ihnen das sehen können, was es heute z.B. in Show- und Fußballstars sieht: junge, gut aussehende Identifikations-Figuren der Nation zum Bejubeln, genauer gesagt der Nationen, denn die Habsburger herrschten ja über einen Vielvölkerstaat, in dem die Deutsch-Österreicher längst nur noch eine Minderheit (ca. ein Fünftel) darstellten. Erfüllte Sisi diese beiden Voraussetzungen? Schwerlich, denn ihre Großmutter väterlicherseits entstammte wie gesagt keinem regierenden Hause. Sophie dachte denn auch zunächst nicht im Traum daran, eine dieser armseligen kleinen Herzoginnen in Bayern zur Kaiserin von Österreich zu machen. Vielmehr fragte sie erst mal in Preußen an - wo ja eine ihrer Schwestern Königin war -, aber sie holte sich eine Abfuhr: Preußen war eine aufstrebende Großmacht und hatte es nicht nötig, eine seiner Prinzessinnen auf das sinkende Schiff der Habsburger abzukommandieren. Nun, dafür mochte man noch Verständnis haben. Aber daß auch das nach dem Wiener Kongreß zu einem mehr oder weniger unbedeutenden Mittelstaat abgesunkene Königreich Sachsen - wohin Sophie als nächstes ihre Fühler ausgestreckt hatte - abwinkte, war schon fast peinlich. (Vergessen wir nicht, daß nur wenig mehr als ein halbes Jahrhundert später die Kronprinzessin von Sachsen ihren Geigenlehrer - einen Bürgerlichen aus Italien - heiraten sollte! Anders als in "Sissi" erschien die Königin von Sachsen auch nicht persönlich zur Geburtstags-/Verlobungsfeier in Ischl, sondern schickte nur schriftliche Glückwünsche. In der offiziellen Geschichts-Schreibung wurde es freilich so dargestellt, als habe Franz-Joseph die sächsische Prinzessin "zu häßlich" oder "zu kränklich" gefunden.) Und als Franz-Joseph dann gar Anstalten machte, sich einer Herzogin d'Este aus der ungarischen Nebenlinie der Habsburger zuzuwenden, schrillten bei Sophie alle Alarmglocken: dann doch lieber eines jener grauen Mäuschen aus Bayern. Zumindest Helene hatte eine ordentliche Erziehung genossen, und Ludovika, die popelige Herzogin in Bayern, würde es im Gegensatz zu ihren königlichen Schwestern nicht wagen, dem Kaiserhaus in Wien einen Korb zu geben. So machten es die Schwestern also untereinander ab - auf nach Ischl. Ob die Begegnung zwischen Franz-Joseph und Sisi tatsächlich so statt fand, wie im Film? Wahrscheinlich nicht, aber Marischka hat das immerhin besser erfunden als einige Märchenerzähler des 19. Jahrhunderts, die kolportiert hatten, Franz-Joseph habe Sisi beim Hüten von Lämmern auf einer Weide gesehen, wobei sie lauthals Haydns "Kaiserhymne" (einigen wenigen heute auch noch als "Deutschlandlied" bekannt) gesungen haben soll. Sisi war zwar eine passionierte Anglerin, aber keine Schafhirtin, und sie hatte zwar von ihrem Vater ganz passabel Zither spielen gelernt (wie Marischka es im Film richtig darstellt), aber singen konnte sie - im Gegensatz zu ihrer Schwester Nené - überhaupt nicht. Wie dem auch sei - warum kaprizierte sich Franz-Joseph ausgerechnet auf Sisi (die ihn gar nicht heiraten wollte und gesagt haben soll: "Wenn er doch nur kein Kaiser wär!" Sie wurde, wie eine ihrer Biografinnen später [unter]titeln sollte, eine "Kaiserin wider Willen" - was auch im Film leise anklingt), da doch deren ältere Schwester Helene nach Ansicht aller eine viel bessere Partie für ihn und eine viel bessere Kaiserin für Österreich gewesen wäre?

[Ludovika] [Nené] [Sisi]

Um diese Frage zu beantworten, braucht man sich nur die Bilder der Beteiligten anzuschauen: Helene war - anders als im Film - ein Besen, mit dem gleichen bösen, harten Gesichtsausdruck, den auch ihre Mutter und ihre Tante aufwiesen. Franz-Joseph war ein Leben lang von seiner Mutter unterdrückt worden (mit den besten Absichten - aber er empfand es halt anders), und er hatte mit erlebt, wie sie auch seinen Vater unter den Pantoffel gebuttert hatte. Sollte das jetzt mit Nené und ihm eine Fortsetzung finden? Nein: bei Sisi, einem schüchternen Kind von 15 Jahren ohne Selbstbewußtsein, geschweige denn Herrschafts-Gelüsten, würde ihm das nicht passieren! Sein Entschluß stand fest: die oder keine - und verweigern konnte man sie ihm nicht, denn ihre Abstammung war nicht schlechter als die ihrer Schwester Helene, und das mit dem Repräsentieren und was sonst so dazu gehörte, würde man ihr schon noch beibringen; im übrigen würde er sie sich selber zu der Frau erziehen, die er sich wünschte. - Verständlich? Na klar. - Vernünftig? Na kaum. - Aber wenn er sie doch liebte, und sei es als Kind? Ach, liebe Leser, warum sind ältere Männer nur immer (oder sehr oft) so dumm zu glauben, daß sie jüngere Frauen "erziehen" könnten? Eine 15-jährige kann man nicht mehr erziehen, und man kann noch nicht erkennen, was für einen Charakter sie als Erwachsene haben wird; es ist also so ziemlich das dümmste Alter, um eine Frau zu heiraten. [Was Dikigoros statt dessen vorschlagen würde? Na, entweder eine "fertige" Frau von mindestens 18-21 Jahren heiraten, wie das früher im Westen üblich war, oder aber ein Kind von 6-9 Jahren, wie das früher im Orient üblich war - das kann man[n] (bzw. Schwiegermutter :-) dann vielleicht noch "erziehen".] Und vom Charakter ganz abgesehen - es beginnt ja schon mit den Äußerlichkeiten: Dikigoros hat an anderer Stelle von einem anderen Ex-Herzog in, pardon von Bayern, berichtet, Heinrich dem Löwen, der sich als Witwer in den "besten Jahren" mit einem 11-jährigen Mädchen namens Mathilde verlobte, einer Tochter der berühmten Eleonore von Aquitanien (und Schwester des nicht minder berühmten Richard Löwenherz) und nicht schlecht staunte, was man ihm zwei Jahre später als Frau ins Haus schickte: ein Riesenbaby von 1,90 m, das ihm leicht auf den Kopf spucken konnte und bei der Trauung selbst im Knien noch größer war als er im Stehen. Franz-Joseph war - wie Heinrich der Löwe - 1,66 m groß, was im 19. ebenso wie im 12. Jahrhundert ganz normal war. (Als die Briten zur Zeit der Napoleonischen Kriege deutsche Söldner für ihre Fremdenlegion ["The King's German Legion"] anwarben, setzten sie deren Mindestgröße auf 5 Fuß 2 Zoll - knapp 1,58 m - fest, wobei sie wohlgemerkt in Norddeutschland rekrutierten, hauptsächlich im Königreich Hannover, wo die Leute als besonders hoch gewachsen galten - in Süddeutschland hätten sie sich wahrscheinlich mit 1-2 Zoll weniger begnügt. Vergeßt die legendären "langen Kerls" des Potsdamer Wachbataillons - die mußte man aus ganz Europa zusammen kratzen und ihnen, damit sie wirklich "groß" aussahen, eine 50 cm hohe Kopfbedeckung aufsetzen :-) Aber als er Sisi neun Monate nach der Verlobung wieder sah, war sie ausgewachsen - auf 1,73 m.

[Franz-Joseph] [Sisi mit 16] [Filmplakat]

Ein solcher Größenunterschied - den das Filmplakat oben rechts sicher nur versehentlich andeutet, denn bei Romy Schneider und Karl-Heinz Böhm gab es ihn ja nicht - mag bei "normalen" Leuten nur unpraktisch sein, bei gekrönten Häuptern, die ja gemeinsam repräsentieren sollten, war er schlicht peinlich. Ihre Biograf[inn]en haben später behauptet, Sisi habe sich vor solchen gemeinsamen Auftritten "gedrückt"; mag sein, aber Dikigoros könnte sich gut vorstellen, daß auch Franz-Joseph sich nicht eben darum gerissen hat. Sie spuckte ihm zwar nicht auf den Kopf, nannte ihn aber nur - halb mitleidig, halb verächtlich - "mein Männeken". (Auf dem offiziellen Gedenkblatt zur Hochzeit wurde das vertuscht. Man war allerdings noch nicht so dreist wie später bei der ungarischen Krönung, als man Franz-Joseph einfach ein Stück größer bzw. Sisi ein Stück kleiner darstellte als sie tatsächlich waren, sondern man bildete halt nur die Oberkörper ab. Und den häßlichen Backenbart des Kaisers ließ man einfach weg. Sehr gelungen das ganze; aber irgendwie erinnert es Dikigoros immer ein bißchen an die bekannte sowjetische Karikatur von Hitler, Goebbels und den Fliegen :-)

Tja - und das übrige? Sisi hatte schlechte Zähne - stimmt, aber das war nicht weiter schlimm, denn so hielt sie wenigstens den Mund, solange sie nicht unbedingt reden mußte. (Und wenn, dann nuschelte sie, mit zusammen gebissenen Zähnen und halb geschlossenen Lippen.) Mit ihren Fremdsprachen-Kenntnissen war es auch nicht weit her - stimmt ebenfalls. Aus unerfindlichen Gründen hatte sie Englisch gelernt (nicht, wie im Film, Englisch und Französisch) - eine Sprache, mit der man damals noch gar nichts anfangen konnte. [Drina von Saxen-Coburg, die sich als Königin von England "Victoria" nannte und als deren Ebenbild Romy Schneider wohl in die Filmgeschichte eingegangen wäre, wenn Marischka - der sie bereits im Vorjahr die Hauptrolle in "Mädchenjahre einer Königin" hatte spielen lassen - sie nicht zur Kaiserin von Österreich "umgeschult" hätte, machte sich ein Lebtag nicht die Mühe, sie zu erlernen. Und selbst wenn, dann hätte sie sich schwerlich die Blöße gegeben, sie im diplomatischen Verkehr mit dem Ausland anzuwenden. In welcher Sprache konferierten der britische Herzog von Wellington und der preußische General v. Gneisenau - der Jahre lang in Amerika gelebt hatte und fließend Englisch sprach - vor der Schlacht von Waterloo gegen Napoleon? Na, selbstverständlich auf Französisch!] Nun versuchte man, Sisi während der Verlobungszeit in einem 9-monatigen Crashkurs Französisch und Italienisch beizubringen. (Die Resultate kann sich jeder selber ausmalen. Dikigoros hält sich für einigermaßen sprachbegabt; aber selbst bei ihm hat es ein klein wenig länger gedauert, bis er diese beiden Sprachen beherrschte :-) Von Ungarisch war dagegen - anders als im Film - noch keine Rede, geschweige denn von Tschechisch und Kroatisch, nur von einem weiteren Crashkurs: in österreichischer Geschichte, verabreicht ausgerechnet von einem gewissen Professor Mailáth, aus ungarischer Sicht - was sich ebenfalls verhängnisvoll auswirken sollte. Und die Triumffahrt nach Wien und die prächtige Hochzeit dortselbst? Tja, auch das sind Fakten unter falschen Voraussetzungen: Sisi war emotional völlig überfordert (sie soll in einem fort geheult haben), fühlte sich verraten und verkauft, hatte nicht mal eine eigene Hofdame als Vertraute mitnehmen dürfen. Und ihre kalte, abweisende Tante, die Erzherzogin, die von ihr verlangte, daß sie sie siezte? Ebenfalls ein Märchen - in Wahrheit war es Franz-Joseph (der seine Mutter auch selber siezte), der das von Sisi verlangte; und die bayrischen Vertrauten, die Sisi gerne mit nach Wien genommen hätte, konnte man nach den dortigen Begriffen beim besten Willen nicht als "Hofdamen" bezeichnen. Auch die aufwendige Hochzeit im Stephansdom fand so nicht statt - schon die Anfahrt dorthin enthält einen gravierenden Fehler: Ist Euch auch die schäbige, rot-gelbe Hochzeitskutsche aufgestoßen, in der man nicht mal einen Baron von Posemuckel hätte vorfahren lassen? In Wahrheit fuhr Sisi in der alt-ehrwürdigen Kutsche aus Kristallglas, mit der Maria Theresia 91 Jahre zuvor zur Kaiserkrönung ihres Gemahls (sie selber wurde bekanntlich nie zur Kaiserin gekrönt, auch wenn der Volksmund sie fälschlich so nannte und nennt, sondern nur Königin von Böhmen und Ungarn) in Frankfurt eingezogen war; aber jenes Prachtexemplar hatte die alliierten Terror-Bombardements auf Wien nicht überlebt. Die Trauung wurde im "kleinen Kreis" in der Wiener Augustinerkirche vollzogen, wie das bei den Habsburgern schon lange üblich war. (Nicht mal gedreht wurde sie im Stephansdom - auch der war den Bomben der alliierten Kultur-Bolschewiken zum Opfer gefallen und noch nicht wieder aufgebaut -, sondern in der Michaelerkirche, die ihm nur entfernt ähnelt.) Den jubelnden Massen, dem "Volk", zeigte sich das Paar dann an ausgewählten Stellen der Hauptstadt, u.a. am Kohlmarkt - der kein Markt war, geschweige denn ein Kohl-Markt, sondern vielmehr die Prachtstraße und Flaniermeile Wiens. (Was sie sich inzwischen anschickt, wieder zu werden.) Die Ringstraße war noch nicht gebaut; wo sie sich heute befindet, standen damals noch die alten Stadtwälle nebst einiger Elendsquartiere. Da hat Marischka - der zwar gebürtiger Wiener war, aber Jahrgang 1893, also zu jung, um das alte Stadtbild noch aus eigener Anschauung kennen zu lernen - die Quellen offenbar schlampig gelesen; denn er macht daraus (im zweiten "Sissi"-Film) eine Szene, in der sich die Erzherzogin Sophie ungemein echauffiert, als ihr die Oberhofmeisterin berichtet, die junge Kaiserin habe persönlich "auf dem Kohlmarkt" eingekauft und sei dabei von den Massen bejubelt worden. Aber so weit hätte sich nicht mal eine Sisi herab gelassen, selber einkaufen zu gehen (geschweige denn Kohl :-).

[Wien mit Stephansdom und alten Stadtwällen]


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