FESSELBALLON
- BEOBACHTUNG |
Mit
der Verbesserung der Schußweiten der Artilleriegeschosse wuchs das Bedürfnis, das
Kampffeld besser beobachten zu
können. Es entstand die taktische Artillerie-, Gefechts- und
Nahfeldaufklärung. Da Kirchtürme oder Hügel
nicht immer zur Verfügung standen, benutzte man Fesselballone
(Captiv-Ballone). Eine
Telefonverbindung sicherte die entscheidende Kommunikation zwischen
den in einem Korb stehenden leichtgewichtigen Ballonbeobachtern,
zumeist waren es Offiziere der Kavallerie, und der eigenen Batterie. Zu
Beginn des Ersten Weltkrieges
besaß die deutsche Armee 20 Fessel-Beobachtungsdrachenballone. Frankreich, das erst 1911
seine Luftschiffereinheiten
aufgelöst hatte, führte die Militär-Ballone wieder ein, anfangs
allerdings nur in Form der alten Kugelballone. Im Gegensatz zum
Kugelballon hatte der deutsche Drachenballon den entscheidenden
Vorteil, daß er auch bei Windstärken über 30 km/h eingesetzt
werden konnte. 1915 gab es an der
Westfront nur neun Fesselballone. Im
Stellungskrieg vor
Verdun
gewannen die technisch bedeutend verbesserten Fessel-Beobachtungsballone
bald an Bedeutung: Die mit Wasserstoffgas gefüllten Ballone
verfügten über größere Steighöhen und konnten wesentlich
schneller eingeholt werden. Parallel zum militärischen Einsatz
von Ballonen vollzogen sich rasante Entwicklungen auf den Gebieten
hochwertiger Ballonkameras, der Bildaufnahmetechnik und der
Nachrichtentechnik. Im
Frühjahr 1916 gelang es der deutschen Armee einen Caquot-Ballon
zu erbeuten und ihn zu kopieren. Alle neuen deutschen Ballone wurden
nach diesem System gebaut. Es handelte sich dabei um einen aus einer
Hülle und
ohne
feste Bestandteile bestehenden Fesselballon,
der mit
drei
Steuersäcken
ausgestattet war, die man um 120
Grad voneinander versetzt hatte. Dieser neue Ballontyp erwies sich
in der militärischen Kriegspraxis als besonders erfolgreich.
Es dauerte aber
nicht lange, da wurden auch Ballone begehrte Angriffsziele
feindlicher Flieger. Eine am Ballon-Auflaßpunkt stationierte
Luftabwehr, eine Fliegerabwehrkanone, ein Maschinengewehr oder die
eigene Fliegertruppe sicherten den Ballonschutz.
Die spätere Einführung von
Fallschirmen für Ballonflieger verbesserte deren Einsatzbereitschaft; nachdem sie auf Grund der ständigen Bedrohung durch
feindliche Flugzeuge deutlich nachgelassen
hatte.
Bei der Bewertung
von Abschußzahlen wurde bei den Deutschen grundsätzlich nicht
zwischen dem Abschuß eines Feindflugzeuges oder dem Abschuß
eines feindlichen Beobachtungsballons unterschieden!
Doch mit der stetig
wachsenden Zahl der Jagd- und Kampfflugzeuge und der
weitragenden Artillerie ging
auch die Zeit des Beobachtungsballons langsam zu
Ende.
Das schnellere und wendigere Flugzeug übernahm immer
öfter die Aufgaben des Ballons, der allmählich ins
Hinterland gedrängt wurde.
Die Franzosen
waren es, die das Flugzeug zum ersten Mal für miliärische
Aufgaben einsetzten. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges
verfügten sie aus Mangel an Flugzeugen allerdings noch
nicht über eigene Artillerieflieger. Mit Fliegerbeobachtung
wurde nur gelegentlich geschossen. Nur die schwere deutsche Artillerie
bediente sich sehr früh der Fliegerbeobachtung. Eine Bekämpfung
der verdeckten französischen Artillerie wäre sonst
auch nicht möglich gewesen. Kurz- und Weitschüsse wurden von den deutschen
Piloten mit Leuchtsignalen angezeigt. Für die Korrekturen zur
rechten oder linken Seite wurden die Seitenbewegungen des Flugzeugs
benutzt.
Die Deutschen nutzten schon zu Beginn des
Weltkrieges die interessanten
Möglichkeiten der Fliegerbeobachtung
und zogen mit 34
Feldfliegerabteilungen in die militärische
Auseinandersetzung. Anfangs diente die veraltete Rumpler-Taube
noch zur Aufklärung.
Die von den französischen Artilleristen
meisterhaft verdeckten Batterien konnten schnell aufgespürt
und von der schweren beweglichen Artillerie der Deutschen
zerstört werden.
Erst Anfang des Jahres
1915 wurden die Artillerieflieger mit ersten Funkgeräten
ausgestattet. Anhand von Karten, das Schlachtfeld hatte man
vorher in Planquadrate aufgeteilt, dirigierte der Flugzeugbeobachter das Artilleriefeuer ins Ziel.
Da man gegen
Kriegsende mehr und mehr dazu überging, auf das Einschießen
der Artillerie vor Angriffen zu erzichten, verlor auch diese
Möglichkeit der Luftbeobachtung ihre Berechtigung.
Eine
weitere Möglichkeit der Luftbeobachtung war das Luftbildwesen,
das ebenfalls mit Beginn des Stellungskrieges an
Bedeutung gewann. Mitte 1915 errichteten die Deutschen eine
eigene Organisation für das Kriegsvermessungswesen. Anfang
des Krieges waren die deutschen Festungsfliegerabteilungen
mit je 2 Kameras 9 x 12 cm und Objektiven von 25 cm Brennweite
(später 70-120 cm) ausgerüstet. Für diese Aufgabe nutzte man die
zweisitzigen Aufklärungs- flugzeuge. Im Laufe des
Stellungskrieges wurden Flugzeuge, Kameras und Objektive deutlich verbessert. Ab Herbst 1915 erfolgte der
Ersteinsatz der
automatisch arbeitenden Reihenbildner, der einen
Geländestreifen von 60 km Länge und 2,4 km Breite im Maßstab von
1: 10.000
aufnehmen konnte.
Für Ballonkameras
im Stellungskrieg bei Verdun wurden nur
Brennweiten-Objektive ( 120 cm, Format 13 x 18 cm, 45 kg, Agfa-Film
als rotempfindlicher
Fliegerfilm)
eingesetzt. Es wurden Einzelaufnahmen, Rundblickaufnahmen und
Raumaufnahmen vom Schlachtfeld gemacht. Sechs Aufnahmen ergaben eine Panoramaaufnahme
(siehe oben).
Die größte Entfernung vom Ballonaufnahmestandort betrug 17 km. Aufnahmen aus einem Ballon waren
Schrägaufnahmen mit unterschiedlichem Neigungswinkel. Täglich
wurde eine große Anzahl von Luftbildern geschossen
und akribisch auf Veränderungen ausgewertet. Den letzten
technischen Stand auf deutscher Seite symbolisierte der in
großer Höhe arbeitende Luftbildhöhenfernaufklärer
Rumpler-C.VII mit Reihenbildner. Die bei Kriegsende
eingesetzten neuesten C-Typen konnten Flughöhen von mehr als 7.000
Metern erreichen.
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