DIE
SCHLACHT UM VERDUN |
LITERATUR |
EINLEITUNG |
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Die vom Reichsarchiv
herausgegebenen Reihen Schlachten
des Weltkrieges (36
Bände) und Erinnerungsblätter deutscher Regimenter
(1250 Bände) sind
vermeintliche historisch-authentische Darstellungen der
Geschehnisse. Die volkstümlichen,
halbamtlichen Schriftenreihen erschienen
von 1921 bis 1935 und führten eine Tradition weiter, die schon
während des Ersten Weltkrieges mit der Reihe Der große Krieg in
Einzeldarstellungen veröffentlicht worden sind.
Markus
Pöhlmann hat in seinem Buch Kriegsgeschichte
und Geschichtspolitik. Der Erste Weltkrieg. Die amtliche
deutsche Militärgeschichtsschreibung 1914-1956
nachgewiesen, daß das Reichsarchiv nur eine verschleierte Fortführung der
Kriegsgeschichtlichen Abteilung des preußischen Generalstabs gewesen
ist, die
aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrages hatte aufgelöst
werden müssen.
Es
gibt keine Hoffnung auf ein paar Stunden Ruhe, in Verdun gibt
es das nicht. Wir sind in die Erde eingetreten, sie hat uns
absorbiert, wir kleben auf ihr, um den Tod zu vermeiden, der
überall lauert.
Fernand
Léger, französischer Frontsoldat
1916 vor Verdun |
Schon im
Kriegsjahr 1918 lagen die Übersetzungen von Albert S. Asseos Massengrab
und Andreas Latzkos Menschen im Krieg vor. Für
Latzko gibt es keinen Ausweg aus dem Krieg, der den einzelnen in den
Wahnsinn, Mord und die Entindividualisierung treibt.
Die erste deutsche literarische
Behandlung des Themas war das 1919
herausgegebene Buch von Fritz
Unruh: Opfergang. Das Buch war eine 1916
entstandene Auftragsarbeit, deren Veröffentlichung zu Kriegszeiten
untersagt worden war. Unruhs Erzählung ist aber keine realistische
Schilderung der Hölle vor Verdun, sondern eher eine Vision des
Weltuntergangs.
Zum berühmtesten
Antikriegsbuch wurde das aus dem Französischen übersetzte und im
Rascher Verlag herausgegebene Buch von Henri
Barbusse: Das
Feuer. Barbusse schildert in seiner Erzählung den Krieg
aus der Sicht eines einzelnen Dabei-Gewesenen: die Problematik des völligen
Identitätsverlustes und das Verschwinden der Gegensätze zwischen
den kämpfenden Soldaten beider Seiten im modernen Krieg. Das Buch
wurde noch vor dem Höhepunkt der Materialschlacht vor Verdun
geschrieben. In ebenfalls pazifistischer
Grundhaltung erschien 1935 in Amsterdam der Band von Arnold
Zweig: Erziehung vor Verdun.
Die große
Anzahl von Kriegsromanen,
die nach 1928 geschrieben wurde, beschäftigt
sich in ihrer Mehrzahl mit dem Thema Verdun. Hierbei überwiegen
jedoch nationalistische Autoren: Joseph Magnus Wehner: Sieben
vor Verdun, Alfred Hein: Eine Kompanie Soldaten
und Hans Zöberlein: Glaube an Deutschland.
Die
grausame Materialschlacht vor Verdun wird als Mysterium beschrieben:
Der Krieg als innere Erweckung!
Für die Kriegs- und
Antikriegsliteratur zur Schlacht vor Verdun gilt, dass sie bei
ernsthafter Analyse eine Mischung aus Fiktion und Wahrheit
darstellt. Real existierende Orte werden nur selten beschrieben. Der
interessierte Leser hat fast nie die Möglichkeit einer
Überprüfung. Die Texte bewegen sich zwischen Fiktion und
Dokumentation, Literatur und Propaganda.
German Werth:
VERDUN. Die
Schlacht und der Mythos
1979, Gustav Lübbe, gebunden (ISBN: 3-78570-247-7).
Das Buch von German Werth gilt als grundlegendes und somit vorerst unverzichtbares Werk über die Schlacht um
Verdun.
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Quellen
und Literatur:
- Pöhlmann, Markus: Kriegsgeschichte und
Geschichtspolitik. Der Erste Weltkrieg. Die amtliche deutsche
Militärgeschichtsschreibung 1914–1956, Paderborn
2002.
- Schneider,
Thomas/ Wagener, Hans (Hg.): Von Richthofen bis
Remarque: Deutschsprachige Prosa zum I. Weltkrieg.
Amsterdam/ New York, NY, 2003.
- Schneider,
Thomas: Zwischen Wahrheitsanspruch und Fiktion. Zur
deutschen Kriegsliteratur im Ersten Weltkrieg,
in: Spilker, Rolf/
Ulrich, Bernd (Hg.): Der Tod als Maschinist. Der industrielle Krieg 1914-1918, Osnabrück
1998.
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