Wie Geschichtsrevisionismus weiterhin salonfaehig gemacht wird
Bedenkliches im Band  "Suedostforschung im Schatten des
Dritten Reiches. Institutionen - Inhalte - Personen (= Suedosteuropaeische
Arbeiten 119), hg. von Mathias Beer u. Gerhard Seewann. Muenchen: Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2004


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Vorgeschichte

            Aus dem Tagungsbericht, der auf dem Internetportal der Humboldt-Universitaet Berlin im Jahr 2002 veroeffentlicht wurde 1 , ist ersichtlich, dass es mit der dort gross beschworenen "Kontextualiserung" nicht weit hergeholt ist. Dazu unsere Ansichten auf der Webseite Kontextualisierung“, das neue Spielzeug der suedostdeutschen Geschichtsforschung oder Der wissenschaftliche Unwert ressentimentkultureller Gewissheiten . In dieser Stellungnahme gingen wir auf den verlogenen Tagungsbeitrag von Harald Roth nur kurz ein. Ausfuehrlich aeusserten wir uns in der Halbjahresschrift fuer suedosteuropaeische Geschichte, Literatur und Politik (HJS), Jg. 2003, 1. Heft, S.104-109. Die Aufnahme dieses unverantwortlichen Alibi-Textes von Roth in oben genannten Band legt es nahe, den HJS-Beitrag nun in Webseitenform zu veroeffentlichen. Damit sollen abermals saemtliche Zweifel ausgeraeumt werden, dass es sich im Falle des Roth-Textes um ein verlaessliches, "hoch-wissenschaftliches"  Produkt handelt, was die beiden Herausgeber Mathias Beer und Gerhard Seewann durch die Aufnahme dieses Untextes in ihren Band offensichtlich nicht wahrhaben wollen. Dass ein solches Schmierenstueck geschichtsrevisionistisch-landeskundlichen Hintergrunds eine derartige "Wuerdigung" erfaehrt, stellt die Herausgeber nicht unbedingt ins beste Licht.

                Unser Beitrag in der HJS widerlegt das luftige Gefasel des Harald Roth, der weiterhin an der Luege festhaelt, bei den Deutschen in Rumaenien habe es hoechstens einen betonter ausgefallenen Deutschnationalismus, aber keine NS-Anwandlungen mit dem dazugehoerenden Sammelsurium von Fanatismen wie Rassismus, Antisemitismus, militant-militaristisches Gebaren usw. gegeben. Die billige Ausrede, man koenne aus Mangel an archivalischen Unterlagen nichts Endgueltiges ueber die Ausrichtung des  "Forschungsinstituts" der SS-dominierten "Deutschen Volksgruppe in Rumaenien" aussagen, selbst nicht aufgrund der institutseigenen Publikation, der "Forschung im Suedosten", widerlegen wir gerade anhand dieser Zeitschrift, die hinreichend Material fuer eine Beweisfuehrung liefert. Dass Roth auf dieses aussagekraeftige Material ueberhaupt nicht eingeht, verdeutlicht, wie er es mit der Herausstellung der NS-Hypothek seiner "Volksgruppe" haelt: Schoenreden, Verwaessern, Totschweigen, das sind die Schlagworte dieses erbaermlichen Quacksalbers in Sachen Zeitgeschichte. Dass es diesem doktorierten Historiker abgeht, sich mal in den Bestaenden des Bundesarchivs in Berlin oder in Koblenz nach einschlaegigen Unterlagen umzusehen, wo es, zu Roths Leidwesen, unzaehlige Belege fuer die Unsinnigkeit seiner Behauptungen gibt, spricht doch auch dafuer, wofuer Roths Luegengebaeude noch steht: fuer die bewusste Unterdrueckung von Information, die Vertuschung einerseits, die daraus resultierende Desinformation andererseits. All das hoinoriert der Band "Suedostforschung im Schattend es Dritten Reiches. ...." leider in recht unbeschwerlicher Weise, indem er diesen Roth-Untext veroeffentlicht.


... recht spaerliche Verbreitung der NS-Ideologie?

 
             In dem von Dietmar Mueller, Berlin, gezeichneten Tagungsbericht zu „Suedostforschung im Schatten des Dritten Reiches (1920-1960), Institutionen, Inhalte, Personen“, welche Tagung in Muenchen vom 24.-26.10.2002 von der Suedostdeutschen Historischen Kommission veranstaltet wurde,2 heisst es ueber Harald Roths Referat ueber das „Forschungsinstitut der Deutschen Volksgruppe in Rumaenien“ in Hermannstadt (Sibiu) und dessen Organ „Deutsche Forschung im Suedosten“, es scheine kein Archivgut mehr vorhanden zu sein, weshalb „heute allein die Institutionspublikationen als Quelle uebrig“ bleiben, „ deren Analyse nur noch auf eine recht spaerliche Verbreitung der NS-Ideologie schliessen lasse.“ Die Mitarbeiter und ihre Beitraege liessen sich als „voelkisch und deutschnational“ einstufen, was einer laengeren siebenbuergisch-saechsischen Tradition entspricht.

             Schon die Vermutung, es sei kein Archivgut mehr vorhanden, spricht Baende ueber Harald Roths Positionierung. Eine solche Behauptung sowie die folgende, es blieben allein Institutionspublikationen als Quelle uebrig, sagt recht viel aus ueber Roths eindeutig gestoertes Verhaeltnis zu den vorhandenen Quellen und zu deren Auswertung. Ebenso herunterspielend und oberflaechlich, deshalb auch verantwortungslos, weil eindeutig faktenwidrig, ist Roths recht voreilig gezogener Schluss, die NS- Ideologie habe in der Forschungstaetigkeit der Siebenbuerger Sachsen in der Volksgruppenzeit (1940-1944) eine „recht spaerliche Verbreitung“ erfahren. Roth ist auch einseitig, wenn er die Mitarbeiter und die Beitraege der „Deutschen Forschung im Suedosten“ (1942-1944) nur als voelkisch und deutschnational eingestuft haben will.

             Die ideologische Ausrichtung der Zeitschrift „Deutsche Forschung im Suedosten“ und des gesamten Geschichts- und „volkskundlichen „ Forschungsbetriebs im Sinne der NS Volks- und Kulturbodenforschung wird schon von dem „Weisheitsspruch“ des Volksgruppenfuehrers Andreas Schmidt belegt, der auf S. 4 des 1. Heftes / 1942 vorliegt:

So traegt  [...] das Gebiet von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer, vom Rhein bis zur Donau und den Karpaten heute die unverkennbaren Zuege deutscher Kulturbeeinflussung. Die Kontinuitaet der deutschen Leistung, des deutschen Beispiels und Ansporns war in diesem Raum niemals unterbrochen.


            Ebenso ausschliesslich in ihrer programmatischen Deutschtums-Fixierung und in ihrem Pathos der Deutschen als Kulturbringer, als „Leistungs“-Anleiter und Ansporner sind Otto Folberths „Zum Geleit“ (S.5), Misch Orends „Deutsche Forschung im Suedosten“ (S.6-11) und Erhard Antonis „“Zur Erforschung der deutschen Volksgeschichte im Suedosten“ (S.12-16) gehalten. Folberth, der Direktor der Zeitschrift, moniert, dass ein „gesamtdeutscher Blickpunkt“ eingenommen wird, der „ortsbedingte Einstellungen“ ablehnt, weil nur auf diese Weise das „naturhaft spriessende(n) Volkstum bis hin zu seinen letzten und feinsten Veraestelungen hin“ verfolgt werden koenne. Der fanatische Nationalsozialist Misch Orend begruesst die durch die Gruendung des „Forschungsinstituts der Deutschen Volksgruppe in Rumaenien“ erfolgte Zentralisierung und Gleichschaltung des Forschungsbetriebs und betont, dass „fuer jegliche wissenschaftliche Forschung“ „auch fuer die deutsche Volksgruppe in Rumaenien die nationalsozialistischen Grundsaetze“ gelten. Es werde fortan keine „Wissenschaft um ihrer selbst willen“, sondern „Wissenschaft um des Volkes willen“ geschaffen. Es gebe deshalb „fuer die Deutsche Volksgruppe in Rumaenien nicht die Wissenschaft, sondern schlechtweg eine deutsche Wissenschaft“. Orend froent den Mythen des „nordisch-deutschen“ und des „germanisch-deutschen“ Menschen und bedient propagandistische Parolen wie: „Deutscher Geist und deutsche Kunst haben alle Voelker der Erde befruchtet“, oder: „Der Dienst am Volke“.

             Der Betonung der „deutschen Volksgeschichte im Suedosten“ gilt Antonis programmatischer Aufsatz, wo sich Verfasser „zu dem ewigen Wert des Blutes und der Rasse“ bekennt.3   Die rassistische Dimension dieses suedosteuropaeischen Ablegers der „deutschen Volksgeschichte" wird von Antoni als „wesentliche Bereicherung der Geschichtsforschung“, als „rassenkundliche Untermauerung in der Darstellung der geschichtlichen Bewegungskraefte“ formuliert. 4   Ebenfalls auf „rassischer Bewertung“ beruhe auch das Verstaendnis der „Fuehrerpersoenlichkeit in der deutschen Geschichte.“

             Als Erstling des „neuen“ Geschichts-, Forschungs- und Wissenschaftsverstaendnisses bringt das 1. Heft der „Deutschen Forschung im Suedosten“ den Aufsatz des Fruehgeschichts-„Experten“ Fritz Roth, „Nordische Baukunst im vor- und fruehgeschichtlichen Suedosteuropa“ (S.17-36), wo der Verfasser in Anlehnung an die „Nord“-Manie seines Lehrers Hans Reinerth5   mit Klischees der „nordischen Kultur“ in der suedosteuropaeischen Geschichte regelrecht herumwildert. Er beruft sich dabei auf vier „Grundlagenwerke“ Reinerths, dessen erstes 1929 (Siebenbuergen als nordisches Kulturland der Juengeren Steinzeit, in: Mannus, VII. Ergaenzungsband, Leipzig), und letztes von 1940 datiert (Vorgeschichte der deutschen Staemme, Bd.3, Berlin 1940). Auch der fuer seine „Nord“-Manie bis in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts beruechtigte Hermann Phleps6   dient Roth mit „Ost- und Westgermanischer Baukultur“, Berlin 1934 als wegweisender Bezugs-„Wissenschaftler“.

             Wie „recht spaerlich“ die NS-Ideologie bei den „Wissenschaftlern“ des Forschungsinstituts der Deutschen Volksgruppe in Rumaenien und der „Deutschen Forschung im Suedosten“ verbreitet war, belegt der radikal-programmatische Beitrag des „Rassenexperten“ der Volksgruppe, Eckhard Huegel, „Rassenforschung und Volksgruppe“ (S.107-114). Hier einige in ihrer Brutalitaet erschreckenden Kernlosungen:

Die Rassenfrage bildet den Angelpunkt der Weltenwende unserer Zeit;

Rasse bedeutet heute schon eine Aufgabe fuer die Maenner der Tat;

Und die Rasse steht schon laengst im Kern unserer Weltanschauung – als erster Wert und Mass aller Dinge.

             Wo bleibt die „recht spaerliche Verbreitung der NS-Ideologie“, die Harald Roth feststellen will, wenn die „Buecher- und Zeitschriftenschau“ der „Deutschen Forschung im Suedosten“ eine „Volks- und Rassenkunde / Bevoelkerungslehre“ benannte Anzeigenabteilung besitzt?
            Heft 1, 1942, S.131-133 macht auf Titel aufmerksam, die lauten: „Deutsches Blut im Gau Bergland“ von Eckhardt Huegel, „Germanisches Erbe im deutschen Brauchtum Siebenbuergens“ von Misch Orend, „Heimatempfinden und Volksbewusstsein“ von A. Reissenberger, „Germanisches Erbe im Gau Bergland“ von Fritz Roth.
            Heft 2/1942 empfiehlt Otto Schwarz, Die Schaeden der Erbteilung und ihre Bekaempfung (1942); Hermann Erich Seifert, Der Jude an der Ostgrenze (Schriftenreihe der NSDAP Gruppe 7, Bd.3) (1942);
            Heft 3/1942: Albert Hermann, Rassenpolitische Erziehung in der Hoeheren Schule; Otto Kern, Das Judentum im Suedosten Europas; Hermann Phleps, Der nordische Speicher von Norwegen bis zu den Karpaten; 4. Heft/1942: J. Schwidetzky, Beitraege zur Rassengeschichte Suedosteuropas I; Martin Waehler (Hg.), Der deutsche Volkscharakter. Eine Wesenskunde der deutschen Volksstaemme und Volksschlaege;
            Heft 1 /1943 macht auf Stefan Barta, Die Judenfrage in Ungarn (1941); S. Ernst, Rasse und Krankheit; H. Nussbaecher, Rassenhygiene in der deutschen Volksgruppe? aufmerksam.
            Heft 2/1943: Alfred Csallner, „Zur Vererbung der geistigen Begabung“; H. Harmsen, „Untersuchungen ueber die rassische Struktur der Landbevoelkerung Rumaeniens“ in: Volk und Rasse, 17, 1942; E. Huegel, Rassenforschung und aerztliche Beruf; Peter Heinz Seraphim, Das Judentum. Seine Rolle und Bedeutung in Vergangenheit und Gegenwart, 1942.
            Im 3. Heft 1943: K. Ch. v. Loesch, W.E. Muehlmann, Die Voelker und Rassen Suedosteuropas; Misch Orend, Lebensraum und Rasse; Johann Schaeuble, Eine rassenbiologische Vergleichsuntersuchung an Schwarzwaeldern aus Hotzenwald und rumaenischem Banat (1941);
            Heft 4/1943: Zoltán Bosnyák, Die Judenfrage in Ungarn (1942); Anton Rolleder, Rassenkundliche Untersuchungen an Serben und Montenegrinern (1943); Robert Routil, Familienanthropologische Untersuchungen in dem ostschwaebischen Dorfe Marienfeld im rumaenischen Banat. 1. Biometrische Studien (1942);
            Heft 1/1944: Anastase Hâciu, Evreii în ??rile Române?ti 1943; Klaus Schickert, Die Judenfrage in Ungarn (1943); Heft 2 1944: Adolf Mathias, Die volksgesundheitliche Lage der Deutschen Volksgruppe in Rumaenien (1944).
 
            Wir fragen weiterhin: wo bleibt die „recht spaerliche Verbreitung der NS-Ideologie“ und die Einstufung der „Mitarbeiter und ihrer Beitraege als voelkisch und deutschnational“, wenn der Reinerth-Schueler Fritz Roth in Heft 2/1942 ueber ein “nordisches“ Steinzeitdorf von Kelling phantasiert (S.199-214) und in Heft 3/1943, S. 440-459 in „Abschluss der Ausgrabungen im nordischen Steinzeitdorf von Kelling“ weiter „nordelt“?

             Den Hoehepunkt entfesselter NS-Ideologisierung und Indoktrination stellt der Aufsatz des „Rassenexperten“ der Volksgruppe, Eckhard Huegel im 3. Heft des 2. Jahrgangs von „Deutsche Forschung im Suedosten“, S. 397-439 dar: Rassenpolitische Gesichtspunkte aus der Geschichte der Deutschen in Rumaenien. 7
 
            Was an der aggressiven Vortragsreihe des „Forschungsinstituts“ ueber „Rasse und Volk“ im Februar 19428   nur „voelkisch und deutschnational“ sein soll, bleibt Harald Roths wohlgehuetetes Geheimnis, angesichts der Vortraege von Eckhard Huegel „Rassenforschung im Suedosten“ (10. Februar in Deva, 12. Februar in Kronstadt/Brasov), Albert Hermann, „Rasse und Volk“ in Temesvar am 4. Februar 1942 und am 16. Februar 1942 in Bukarest; Harald Krasser, „Rasse und Dichtung“ am 6. Februar 1942 in Hermannstadt, Alfred Csallner, „Rasse und Kultur“ in Muehlbach/Sebes am 9. Februar 1942, Alfred Pomarius „Rasse und Seele“ am 11. Februar 1942 in Mediasch und Hans Schneider „Rasse und Weltanschauung“ am 12. Februar 1942 in Arad.

             Die Leichtfertigkeit und Verantwortungslosigkeit mit der Harald Roth das „Forschungsinstitut“ der Deutschen Volksgruppe in Rumaenien und dessen Organ, die „Deutsche Forschung im Suedosten“ von dem Ruch befreien will, nationalsozialistisch,  rassistisch und antisemitisch gewesen zu sein, ist erschreckend und besorgniserregend. Denn damit stellt sich Roth entschieden ins Abseits von Verdraengung und Geschichtsrevisionismus.
 

Anhang

Rassenpolitische Gesichtspunkte aus der Geschichte der Deutschen in Rumaenien
Von Eckhard Huegel

Unser Vorhaben ist, die Vergangenheit der Deutschen in Rumaenien unter rassenpolitischem Gesichtspunkt zu betrachten; dabei geht es weniger um die erblich-rassischen Gegebenheiten und Veraenderungen an sich als darum, den Beweggruenden, Absichten und Bemuehungen, die zu rassenpolitisch wichtigen Ergebnissen fuehrten, nachzuspueren. [...] Trotzdem muss festgestellt werden, dass eine Sichtung der Geschichte unserer Volksgruppe unter dem bezeichneten Gesichtspunkt bisher fehlt. [...]

2. Erblich-rassische Gegebenheiten
[...] Es steht ausser Zweifel, dass mit der Einwanderung der Deutschen nach Siebenbuergen und der spaeteren Einwanderung von Deutschen ins Banat der Boden, 9   der schon bisher nordisch-germanischem Blut Heimstaette war, von neuem Traeger wertvollen Erbgutes wurde.
Denn es ist nicht etwa der Abschaum des deutschen Volkes gewesen, der in den fernen Suedosten verschlagen wurde. Die Frage, ob die Ansiedler aus der alten Heimat wertvolles oder weniger wertvolles Erbgut mitbrachten, erfaehrt eine klaerende Beleuchtung im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Gliederung im Reich zur Zeit der Auswanderung. Es wird wohl mit Recht geltend gemacht, dass wir es zur Zeit der deutschen Ostsiedlung und also auch der Einwanderung nach Siebenbuergen im Reich mit einer viel groesseren „sozialen Unentmischtheit“ zu tun haben als heute; insbesondere war ein noch nicht „ausgelaugtes“ Bauerntum Hort wertvollsten Erbgutes. [...]
[...] Mehr noch als unmittelbare Angaben ueber die Herkunft der Ansiedler lassen die Zeichen, unter denen ihre Zukunft stand, Aussagen ueber ihre Wesenseigentuemlichkeiten zu. Das heisst, aus dem Sinn der Aus- und Einwanderung schliessen wir auf das Wesen der betroffenen Menschen. Wir muessen also nach den Zwecken fragen, denen die Einwanderung entsprechen sollte, und nach den Absichten, die sie selbst hegten.
Verfolgte die Ansiedlung Ziele, die – in engerem oder weiterem Sinn – als rassenpolitisch zu bezeichnen waeren? Das heisst: ist etwa die Absicht feststellbar, Menschen von bestimmter erblich-rassischer Eigenart ins Land zu bringen? [...]
Mit dem mehr oder weniger klaren Wissen um die Eigenart des Blutes ist zugleich ein mehr oder bestimmter Wille zu dessen Erhaltung verbunden. [...]
Aber weder fuer das Banat noch fuer Siebenbuergen kann man wohl geltend machen, dass das Wissen und die Eigenart des Blutes so klar gewesen waere, dass dessen Pflege sich daraus als Selbstzweck ergab: d.h., dass es planvolle Absicht gewesen waere, hochwertiges Erbgut zu sammeln und ihm im neuen Land eine Heimstaette zu bieten.
Die Ansiedlung war von anderen Absichten und Beweggruenden bestimmt. Diese waren jedoch nichtdestoweniger von rassenpolitischen Folgen begleitet. [...]

(Huegel hebt die Qualitaeten hervor, die von den Siedlern erwartet wurden: „soldatische Tugenden“, sie sollten „Gesittungstraeger“ sein, sie waren „Lehrmeister“ fuer die benachbarten Voelker.)

3. Ausleseerscheinungen
[...] Wir sehen: gesellschaftlicher Aufstieg bringt wegen der drohenden Entdeutschung die Gefahr der Gegenauslese mit sich. [...] So ist es unter rassenpolitischem Gesichtspunkt notwendig, die Tatsache des gesellschaftlichen Auf und Ab und die Gruende dafuer ins Auge zu fassen . [...]
Die Fruchtbarkeit ist rassenpolitisch gesehen von ausschlaggebender Bedeutung. [...]
... so ist auch die Frage nicht unwichtig, ob sich innerhalb der deutschen Volksgruppe Verschiebungen in der wertmaessigen Zusammensetzung durch eine unterschiedliche Fruchtbarkeit abspielten und abspielen. [...]
Wie steht es auf der anderen Seite mit der Vermehrung von Minderwertigen. [...]
[...] Wie weit hat neben der Behinderung in der Vermehrung eine Ausmerze minderwertigen Erbgutes stattgefunden? [...]

4. Fragen der Mischung
Damit, dass die Ansiedler ihr Brot hatten, war aber die Not noch lange nicht zu Ende. Mitten drin zwischen fremdem Volkstum erwuchs eine andere Not: Die Gefahr der Vermischung mit andersgearteten Menschen. [..]
Unabhaengig von planmaessigen Bemuehungen und Absichten fuer und wider hat es im Raum der Deutschen Volksgruppe in Rumaenien immer wieder auch unueberpruefbare, uneheliche Blutsmischung gegeben. [...]

5. Zusammenfassung
[...] Die urspruengliche, von unseren germanischen Vorfahren ueberlieferte Einstellung zu diesen Dingen, 10   die im Untergrund immer noch irgendwie mitschwang, verliert im Laufe der Zeit mehr und mehr an Klarheit. Die urspruenglich im Blut begruendeten Wertmassstaebe werden mehr und mehr durch die kirchlichen Anschauungen ueberdeckt: Andere Werte rueckten an die erste Stelle. Nach neuen Gesichtspunkten wird Gleichheit oder Verschiedenheit zwischen den Menschen betont.11   [...]



1.  Veroeffentlicht auf dem Internetportal der Humboldt-Universitaet Berlin HSoz&Kult unter http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/index.asp?id=148&pn=tagungsberichte

2.  Hervorhebung im Originaltext.
3.  Ebenso.
4.   Praehistorie und Nationalsozialismus. Die mittel- und osteuropaeische Ur- und Fruehgeschichtsforschung in den Jahren 1933-1945, hg. von Achim Leube, in Zusammenarbeit mit Morten Hegewisch (Studien zur Wissenschafts- und Universitaetsgeschichte, hg. von Holger Dainat, Michael Gruettner, Frank-Rutger Hausmann, Bd. 2), Heidelberg 2002. Unsere Zusammenfassung der Textstellen, die auf Reinerth Bezug nehmen, auf  Ein weiterer siebenbuergisch-saechsischer Wissenschaftler, der sich bedenkenlos fuer den NS verausgabte. Der Fruehgeschichtler HANS REINERTH .
5.  Ueber den nordischen Stockwerkspeicher und seine Ausstrahlung, Suedostdeutsches Archiv, IX, 1966, S.238f.
6.   Auszuege im Anhang. Man beachte den betraechtlichen Umfang dieses Materials, das die in in „Deutsche Forschung im Suedosten“ uebliche Seitenzahl der Aufsaetze um einiges ueberschreitet, woraus die Bedeutung ablesbar ist, welche dieser Thematik eingeraeumt wurde.
7.  Heft 1/1943, S.316.
8.   Die Hervorhebungen entsprechen dem Originaltext.
9.   Hier wird unter Anmerkung 115 das Werk des notorischen Rassisten und Antisemiten Hans F.K. Günther aus Jena, „Die Rassenpflege der Germanen und das Christentum“ erwaehnt.
10.  Entgegen dem rassenbiologisch begruendeten NS-Postulat der von Natur aus gegebenen Ungleichheit von Einzelmenschen und Menschengruppen, die als Politikum zu den bekannten Folgen der Massenverfolgung und Massenvernichtung fuehrte.



Die Rezension des Buches Suedostforschung im Schatten des Dritten Reiches. ... auf HSoz&Kult der Humboldt-Universitaet Berlin.

Zur Suedosteuropathematik juengst: Lexikon zur Geschichte Suedosteuropas. Entgegnung auf eine Rezension

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Datei: Suedost.html                    Erstellt: 10.11.2004                    Geaendert: 14.04.2006                            Autor und ©right  Klaus Popa

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