Schwellenangst

Da schaut sie aus dem Erdreich hervor,
verängstigt ihr Gesicht.
Ein leiser Seufzer dringt mir ans Ohr -
du tust mir doch wohl nichts?

Was soll ich dir tun, du alte Schwelle,
siehst eh schon ziemlich traurig aus.
Vorbei ist die Flut der Arbeitswelle,
fort die Bergleute, die du brachtest nach Haus.

Nein, nein, ich war´s nicht, ganz bestimmt,
ich lag weiter drüben neben der Bahn.
Seh´ noch - wie die Lore Kohle aufnimmt
zuweilen einen Knappen, wie er will mitfahr´n.

Siehst du dort drüben, die Ruine der Zeche,
geschuftet wurde bei Tag und Nacht.
Sicher nicht nur ich davon spreche,
wie sie malochten und was sie vollbracht.

Auch deine Mutter kann ein Liedchen singen,
deinen Vater kannte ich genau.
Ich weiß wie er tat um sein Leben ringen,
als der Streb brach - ach wie weinte die Frau.

Lang ist es her, vorbei Müh und Plag -
kein Streb mehr, keine unterste Sohle.
Nur der Kampf geht noch weiter Tag für Tag,
ums Überleben und nach der Kohle.
Hildeagrd Grygierek

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